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Die ersTen erfahrungen

Motivieren und integrieren, das waren die beiden Hauptziele bei der Umstellung auf

Handicap 54. Zusammen mit der neuen PR-Prüfung scheint dies zu funktionieren, wie die ersten Erfahrungen zeigen.

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Wie in den Nachbarländern schon länger üblich, führte die ASG auf diese Saison die neue Handicap-Kategorie von 37 bis 54 ein. «Damit können sich die Golfer schnell vergleichen, das motiviert sie zusätzlich», findet Bruno Griss, Präsident der Swiss PGA. Früher dauerte es für viele Neugolfer sehr lange, bis sie nach der Platzreife ihr erstes Handicap von 36 oder besser erspielen konnten.

Mit der neuen Regelung erhielten die früheren PR-Spieler auf diese Saison hin erstmals das offizielle Handicap von 54. Danach geht es bei jeder Turnierrunde pro Punkt über 36 Stableford-Zähler einen Punkt beim Handicap herunter. Gerade für Kinder sei es wichtig, dass sie die Fortschritte relativ schnell im Handicap sehen, ergänzt Griss.

Den Clubs stand es weiterhin frei, für ihre Turniere eigene Handicap-Vorgaben zu behalten. «Viele möchten an den offiziellen Club-Turnieren mitmachen, da ist es sicher besser, wenn sie einmal ein Erfolgserlebnis haben, statt ständig knapp an der 36 vorbeizuspielen», führt der Pro im Golfclub Zumikon aus. Dort braucht es für die offiziellen ClubEvents ein Handicap von 30.

« gut integriert»

Laut den offiziellen ASG-Zahlen sind aktuell gut 18 000 Golferinnen und Golfer mit Handicap 37 bis 54 auf den Plätzen anzutreffen. Ein grosser Teil davon ist bei den beiden Organisationen ASGI und ASG Migros GolfCard organisiert. Offenbar spielen sie aber eher selten bei Turnieren mit. «Wir mussten nie eine eigene Kategorie machen», sagt beispielsweise Ursula Joss, Chefin der ASGI in der Deutschschweiz. Je nach Club seien es jeweils zwischen drei und fünf gewesen, ergänzt sie. Diese seien problemlos in die 18-Loch-Turniere integriert worden.

Anders bei der Migros: «In unseren 200 Turnieren der Migros Golfpark Tour und den 20 Turnieren der ASG GolfCard Migros Trophy haben wir immer die Handicaps 37 bis 54 in einer eigenen Kategorie spielen lassen, weil es für Golfer mit tieferem Handicap ärgerlich ist, wenn ein Spieler mit 50 oder mehr Stableford-Punkten das Turnier gewinnt», sagt Hanspeter Schild, Leiter ASG GolfCard Migros.

Die ASGI hat für Einsteiger eine eigene 9-LochTurnierserie lanciert. Aus dem «1st Handicap» machte sie nun «Go to 36». Vor allem die ersten Turniere seien für Neulinge immer auch ein Stress, führt Joss aus. Sie wollten sich nicht als Störfaktor oder Bremsklotz fühlen. Mit den speziellen Angeboten und persönlichem Coaching zum Start ins Turniergolf könne man den Anfangsstress deutlich abbauen. «Als langjähriger Golfer vergisst man leicht, an wie viele Sachen man gleichzeitig denken soll; hier helfen unsere Turnier-Coaches mit ihrer Erfahrung», sagt Joss zum Erfolg der speziellen Events für hohe Handicapper.

Die ASGI beschränkt beispielsweise die Swiss Golf Week auf ein Handicap von 36 oder besser. An anderen Turnieren wie Parcours Gourmands können PR mitspielen, sie gehen aber mit einem Hcp 36 an den Start. Gleich macht es in einem «Übergangsjahr» etwa der Golfclub Neuchâtel. Dort lässt man bei allen Turnieren die Kategorie-6-Spieler zu, allerdings müssen sie wie früher ein Handicap 36 spielen. Ab der neuen Saison sollen dann auch für sie spezielle 9-Loch-Turniere angeboten werden.

Im Golfclub Obere Alp funktioniert dies schon länger so. Der Club begrüsst bei seinen «Beginners Only»-Turnieren regelmässig um die 30 Golferinnen und Golfer auf seinem 9-LochParcours. Als Mitglied beim Deutschen und beim Schweizerischen Golfverband kennt die Obere Alp schon seit «vielen Jahren» die Handicap-Kategorie 37 bis 54. Auf dem grossen 18-Loch- Parcours wird von den Gästen unter der Woche ein Handicap von 45 und am Weekend eines von 36 erwartet. Man habe damit gute Erfahrungen gemacht, erläutert Geschäftsführer Markus Eblen. Dank den Erfahrungen auf dem kleineren Platz seien die hohen Handicapper bei gemischten Turnieren gut integriert, fasst er zusammen.

n eue, einfachere pr

Mit dem neuen höchsten Handicap wurde auf diese Saison hin auch die Platzreifeprüfung angepasst. «Dabei geht es nicht mehr um das Score über sechs oder neun Löcher, sondern darum, ob ein Golfer sich ins Spieltempo integrieren kann, niemanden gefährdet und über grundlegende Regelkenntnisse verfügt», erläutert Bruno Griss die wichtigste Änderung. Konkret besteht die Prüfung aus einem «Technik-Teil» auf der Driving Range, einer Theorieprüfung und dem Spiel über sechs oder neun Löcher. Statt des blossen Scores sind es zehn Kriterien, die vom Swiss PGA Pro als erfüllt oder nicht erfüllt bewertet werden:

• Etikette: Sicherheit, Rücksicht, Pace of Play, Vorrecht, Schonung

• Spiel auf dem Platz: Abschläge, Langes Spiel, Pitchen, Chippen, Putten

• Ausfüllen der Scorecarte und Umrechnung in Stablefordpunkte

Wenn acht von zehn Punkten erfüllt sind, gilt die Prüfung als bestanden. «Damit ist die Prüfung sicher einfacher geworden, aber es hat sich gezeigt, dass es in der Praxis funktioniert», fasst Griss die Feedbacks seiner Kollegen zusammen. Schliesslich sei es tatsächlich nicht entscheidend, wie viele Schläge jemand brauche, solange er sonst zügig spiele und niemanden störe, fügt Griss an.

«Wir sind mit dem Feedback zufrieden, weil es im Grossen und Ganzen bestätigt, dass wir mit der neuen PR auf dem richtigen Weg sind. Einzig den Theorieteil der Prüfung müssen wir überarbeiten, da haben wir die Latte etwas gar hoch gelegt», sagt Reto Bieler, HandicapVerantwortlicher im ASG-Vorstand.

Deutlich weniger i ntere SSe

Mit den aktuell rund 1500 PR-Prüfungen pro Jahr ist die Migros mit Abstand der grösste «Produzent» von Neugolfern. Beim früheren System sei etwa jeder Fünfte durch die Prüfung gefallen, erläutert Hanspeter Schild, Leiter ASG GolfCard Migros. Mit dem neuen Test seien es noch halb so viele, die vor allem an der Zeitvorgabe scheiterten und auf später vertröstet würden. «Viele fielen jeweils nur durch, weil sie so nervös waren», beobachtet Thierry Moser, Cheftrainer im Golfpark Moossee. Schon der sogenannte Skill-Test zeige, ob das spielerische Niveau reiche, und weil der Fokus auf dem Spieltempo liegt, sei der Stress, scoren zu müssen, deutlich weniger ausgeprägt, beobachtet er.

hanDicap-VerTeilung in Der schweiz

Für David Crowley, Golf Pro auf der Pitch & Putt Anlage Company Golf in Seedorf, «ist die neue PR-Prüfung eindeutig zu leicht geworden». Viele glaubten, ähnlich wie nach der Autoprüfung brauche man auch nach der PR-Prüfung keinen Lehrer mehr. «Ich sage meinen Kunden immer, PR ist die erste Stufe einer langen Treppe, das heisst, man kann noch nicht spielen, darf aber schon auf den Platz.» Mit dem neuen System könnte Crowley die Prüfung auch auf der Pitch&Putt-Anlage abnehmen. «Das werde ich aber nicht tun, sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen.» Wie alle anderen beobachtet auch der gebürtige Engländer einen Rückgang bei den Einsteigern: Beim Höchststand im 2004 verbuchte die Migros in ihren Golfparks 2625 PR-Prüfungen, im vergangenen Jahr waren es laut Schild weniger als die Hälfte. «Die Zahlen schwanken von Saison zu Saison, aber gegenüber den Boom-Jahren zeigt der Trend nach unten», fasst er zusammen. Trotzdem kam in den die 21 Jahren seit der Eröffnung des ersten Golfparks in Holzhäusern eine beträchtliche Zahl an Neugolfern durch die «Migros Schule»; offiziell sind es mehr als

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