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Paolo Quirici: auf dem richtigen weg
Der Tessiner Paolo Quirici ist seit drei Jahren ASG-Sportdirektor. 2015 hat er eine Regionalisierung mit zwölf Elite-Coaches eingeführt. Nun soll ein «National Performance Center» den nächsten Schritt ermöglichen.
Eine breitere Basis und mehr Konkurrenz, das waren die beiden wichtigsten Schritte im Sportkonzept von Paolo Quirici, welches ab November 2014 umgesetzt wurde. Statt wie bisher 36 Spieler im National- und 66 im Regionalkader zu fördern, sind dank den neu geschaffenen zwölf Elite-Kader-Regionen insgesamt gut 201 junge Amateurinnen und Amateure von den ASG-Coaches begleitet worden. Damit sei man deutlich näher an den Spielern, zusätzlich hätten sich die Elite Coaches enorm stark engagiert, freut sich der ASG-Sportdirektor in einer ersten Bilanz.
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Die ersten Erfolge seien klar ersichtlich, ganz speziell bei den Frauen. «Albane Valenzuela hat neben dem Highlight Olympia dieses Jahr drei von fünf Majors gespielt und liegt nun in der Amateur-Weltrangliste auf Platz 5», illustriert er. «Enorme Fortschritte» in der wichtigen Weltrangliste der Amateurinnen haben insbesondere auch die Geschwister Métraux oder die Walliserin Azelia Meichtry gemacht. Die drei aktuell besten Schweizerinnen sind alle deutlich weiter vorn klassiert als noch vor drei Jahren (siehe Übersicht).
Auch wenn etwa die Geschwister Métraux aktuell im Ausland studierten, sei die Basis in der regionalen Förderung gelegt worden, illustriert Quirici. «Wir möchten nicht, dass alle jungen Spieler in den USA studieren, aber wir möchten, dass sie gut vorbereitet sind, damit sie dort allenfalls ihre Chancen nützen können», fügt der ehemalige Profi an. Erste Resultate sehe man aber nicht nur an der Spitze. Mit Vanessa Knecht, Tiffany Arafi, Victoria Monod, Elena Moosmann, Lilly Hürlimann und anderen habe man einige konkrete Beispiele, die ganz neu von den Elite Coaches profitieren konnten. «All diese jungen
Spielerinnen machten Riesenfortschritte und zeigen, dass wir in der Breite auf dem richtigen Weg sind», urteilt Quirici.
Deutlich grösser ist die Konkurrenz bei den Männern. Hier schafft es aktuell keiner der Top-3-Spieler aus der Schweiz unter die besten 200 der Welt. Vor zwei Jahren war Benjamin Rusch noch klar unter den besten 50. Daraufhin wechselte er zu den Profis. Die beiden besten Amateure des laufenden Jahres, Marco Iten und Mathias Eggenberger, haben diesen Schritt nun auch gewagt (siehe Text «WM Männer» unten).
ProfiS weit weG von der w eltSPitZ e Einen «Generationenwechsel» gab es auch bei den Top 3 der Profis. Im zweiten Jahr als Professional schaffen es Joel Girrbach und Benjamin Rusch in der Weltrangliste noch nicht unter die besten 800. Nach dem sehr starken ersten Debüt auf der Pro Golf Tour konnte sich Rusch noch nicht auf einer höheren Stufe etablieren. «Er ist ein Riesentalent. Potenzial ist sicher da bei ihm, er muss sich einfach zuerst ans nächste Level gewöhnen und
WM Männer: SchWeizer auf r ang 16
Die Australier gewannen den WeltmeisterTitel überlegen. Die Schweizer konnten die gute Ausgangslage bei Halbzeit nicht in einen erhofften Spitzenplatz ummünzen und beendeten die WM in Mexiko auf dem 16. Schlussrang.
«Unser Ziel war ein Platz unter den Top 5», sagte ASG-Sportdirektor Paolo Quirici. Vor allem an den ersten beiden Turniertagen zeigten die Schweizer, dass sie ganz vorne mitspielen können. Das Team lag bei 10 unter Par auf dem sensationellen dritten Zwischenrang. In der Entscheidung konnten sich Jeremy Freiburghaus, Mathias Eggenberger und Marco Iten aber nicht mehr wie erhofft durchsetzen. Tagesergebnisse von even Par und plus 2 liessen die Schweizer gegen die starke Konkurrenz nach hinten rutschen.
ASG-Sportdirektor Paolo Quirci.

Drei JahreS-Vergleich Der ToP 3
Neues Team in zwei Jahren
Das Gesamtergebnis von acht unter Par bringt das Schweizer Team auf den 16. Schlussrang. Genau gleich etwa wie Frankreich oder Wales. Den Titel holten sich die Australier mit einem sensationellen Ergebnis von 38 unter Par und einem Rekordvorsprung von 19 Schlägen. England holte sich vor den überraschenden Österreichern die Silbermedaille, ebenfalls geteilte Dritte wurden Irland. Für Österreich und Irland ist dies die erste Medaille an der 30. Amateur WM.
Die Schweiz wartet bei den Männern noch auf einen solchen Exploit. Die nächste Chance kommt in zwei Jahren in Irland. Allerdings wird das Schweizer Team dort anders aussehen. Marco Iten und Mathias Eggenberger wechselten kurz nach der WM zu den Profis. «Auch wenn wir in Mexiko das Ziel nicht 100 Prozent erreicht haben, können wir darauf aufbauen», sagt ASG-Sportdirektor Paolo Quirici. Beide Teams, die Männer und die Frauen hätten gezeigt dass sie vorne mitspielen könnten. Allerdings sei die internationale Konkurrenz immer stärker und dabei müsste man mit allen Mitteln versuchen mitzuhalten.
SchWeizer ProfiS: Bilanz 2016






Selbstvertrauen aufbauen», urteilt Quirici vor der Entscheidung in der wichtigen Qualifying School in Spanien. Bei den Frauen sieht die Situation abgesehen von der Olympia-Teilnahme von Fabienne In-Albon nicht sehr erfreulich aus. Sowohl In-Albon als auch Anaïs Maggetti stehen in der Weltrangliste deutlich schlechter da als vor zwei Jahren. Melanie Mätzler, die zuletzt wie In-Albon grosse gesundheitliche Probleme hatte, konnte sich knapp unter den Top 800 halten. «Mit der kleinen Anzahl an Turnieren in Europa haben die Schweizerinnen einen sehr schwierigen Weg, um genügend Preisgeld zu erspielen», weiss Quirici.
w iSSenS
chaftliche S Zentrum
In einem nächsten Schritt sieht das Sportkonzept deshalb auch ein neues, nationales Performance Center vor. «Dieses Performance Center soll alle wissenschaftlichen und technischen Möglich keiten zentral nutzen», hofft Quirici. Ein solches Zentrum mit allen möglichen Technologien in allen zwölf Regionen aufzubauen, mache dagegen wenig Sinn. Wichtig sei ein gut erreichbarer Standort für das Technik-, Fitting- und Medizin-Center, erläutert Quirici das Projekt des ASG-Vorstandes.
Man sei derzeit nach am Abklären der genauen Bedürfnisse und Möglichkeiten. Er stellt sich vor, dass beispielsweise die Kids in den Elitekadern im Alter von 13 oder 14 einmal pro Jahr alle Angebote des Performance Center nützen. Die ab nächster Saison neu geschaffene Gruppe «Top Elite Juniors» sollte es etwa drei- bis fünfmal besuchen. Daneben würde das Center natürlich auch so oft wie nötig den Playing Pros oder den Elite Coaches zur Verfügung stehen. Einen eigenen Golfplatz brauche es in der Schweiz dafür «sicher nicht».
«Wir wollen mit den bestehenden Clubs zusammenarbeiten und das ideale Angebot schaffen, von dem letztlich sogar auch die Mitglieder profitieren könnten», illustriert Quirici die aktuelle Ausgangslage.
André Bossert unterwegs zu seinem ersten Sieg auf der Senioren-Tour. Die «Silber-Sensation» an der WM in Mexiko von Morgane Métraux, Kim Métraux und Azelia Meichtry.
Die beiden Olympia-Teilnehmerinnen Albane Valenzuela und Fabienne In-Albon. Unten: Marco Iten versucht sein Glück ab sofort bei den Profis, Routinier Luca Galliano an der Swiss Challenge auf Golf Sempachersee.
luca a llidi, Sie sind seit 2015 als chef der Sportkommission im aSG-vorstand. wie fällt ihre Zwischenbilanz zum Sportkonzept aus?
Grundsätzlich positiv. Wir haben das Rad nicht neu erfunden, sondern geschaut, was vergleichbare Nationen wie Dänemark, die gute Resultate erzielt haben, machen. Darum wurde die Basis von gut 60 auf 200 geförderte Spieler verbreitert. Erst aus dieser grösseren Masse lassen sich allfällige Spitzengolfer rekrutieren. Das fördert die Konkurrenz und führt mittelfristig auch zu besseren Resultaten.

welche kurzfristigen Ziele wurden erreicht?
Wir wollten die Basis auch im World Amateur Ranking verbreitern, d.h. konkret jede Saison zehn zusätzliche junge Golfer ins Ranking bringen. Dies passiert in erster Linie durch Turniersiege bei kleinen Events oder Spitzenränge bei grösseren Turnieren. Insgesamt wuchs dieses Jahr die Liste um 18 Namen, 2015 waren es 17.
was haben Sie sonst mit dem konzept erreicht?
Die Mentalität hat sich schon stark gewandelt. Statt Ausreden zu suchen, wieso es nicht klappt, glauben vor allem die Spielerinnen stark an sich. Das zeigte sich in den vergangenen drei Jahren beim höchst erfolgreichen Abschneiden an der EM und vor allem bei der Weltmeisterschaft mit dem historischen Silber.
bei den Profis sieht die bilanz eher mager aus. was passiert hier von Seiten des verbandes?
Alle wissen, dass der Übergang vom guten Amateur zum Profi-Golfer sehr schwierig ist. Wir haben in den vergangenen Jahren die Neo-Profis vor allem mit Geld beim Start unterstützt. Vielleicht können wir künftig mehr Hilfe bei konkreten Projekten anbieten, allenfalls mehr in Richtung Coaching helfen. Schon ein Erfahrungsaustausch kann in gewissen Situationen hilfreich sein, das haben wir vor einiger Zeit mit André Bossert begonnen, und wir möchten es ausbauen.