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auf Der suChe naCh PerfeKtion

Über die Gründe für den Erfolg des südkoreanischen Damengolfs wird viel spekuliert. Tatsache ist, dass auch die Amateurinnen dieses Landes, das nur 0,7 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, extrem dominant sind. Bei den Weltmeisterschaften 2016 holten sie mit der Mannschaft den Titel vor der Schweiz mit 21 Schlägen Vorsprung. In der Einzelwertung landeten die Südkoreanerinnen Hye jin Choi und Min ji Park auf den Plätzen 1 und 3.

Warum ist dieses Land, das aufgrund seiner geringen Grösse kaum Platz für Golfplätze hat und insgesamt keine 250 Privatclubs aufweisen kann, so erfolgreich? Südkoreanerinnen, so die Theorie, verbringen von klein auf extrem viel Zeit auf der Driving Range, weil das Spiel auf dem Platz sehr teuer ist. Sie schlagen deshalb weit mehr Bälle als ihre Konkurrenz. Hinzu kommt, dass die südkoreanische Kultur auf Perfektion durch extrem häufige Wiederholungen ausgerichtet ist, so wie es auch bei Taekwondo oder der Kalligrafie praktiziert wird. Auf den Golfsport projiziert bedeutet dies, dass die Golfschwünge in der Regel deutlich besser und ausgereifter sind als bei anderen Mädchen.

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Einschätzung von Annika Sörenstam zu dieser Vorherrschaft bei den Damen. Die 46-jährige Schwedin, die nach wie vor die erfolgreichste Proette aller Zeiten ist, war eine jener Spielerinnen, die mit Se Ri Pak im Wettstreit lagen, als diese 1998 den ersten von insgesamt fünf Major-Titeln gewann.

Buntere spitze

Immerhin: Wer die Saison 2016 noch einmal Revue passieren lässt, stellt fest, dass auf der amerikanischen LPGA Tour, die als die klar bestbesetzte Profi-Tour der Frauen gilt, 9 von 28 Turniersiegen an Südkoreanerinnen gingen und Lydia Ko zusätzlich 4 der 19 Siege einheimste, die andere Nationalitäten holten. Gleichzeitig aber hat das Damengolf gerade in schweizer Bilanz 2016

Einzelspielerin der Saison: Lydia Ko. Inzwischen 19 Jahre jung, untermauerte sie ihre Erfolge vom Vorjahr souverän. Die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen war dabei wahrscheinlich der Höhepunkt einer Saison, die sie sofort mit dem Sieg bei der ANA Inspiration, ebenfalls einem Major-Turnier, extrem stark begann. Vier Titel holte die in Südkorea geborene Ko insgesamt. Vom ersten Platz auf der Weltrangliste war sie nicht zu verdrängen.

Eines ist dem Teenager in dieser Saison allerdings klar geworden: Mit der 19-jährigen Brooke Henderson, der ebenfalls erst 20-jährigen Ariya Jutanugarn und mit In Gee Chun hat sie ebenbürtige Konkurrenz bekommen. Die Weltspitze im Damengolf ist bunter geworden.

Trotzdem bleibt Golf in Südkorea ein teurer Sport der Elite. Eine Runde Golf kostet generell zwischen 175 und 220 Dollar. «Golf ist in der Öffentlichkeit zwar inzwischen ein extrem bekannter Sport, gleichzeitig hat er ein elitäres und extravagantes Image und ist ausgesprochen teuer», gab Lee Hoseung, Direktor im Finanzministerium, vor kurzem zu. Auch deshalb ziehen viele südkoreanische Eltern frühzeitig mit ihren Kindern aus Südkorea weg, um von Sportfördergruppen in anderen Ländern zu profitieren. Speziell Kalifornien gilt als Sammelpunkt vieler südkoreanischer Familien mit golfbegeisterten Kindern. Auch die Weltranglistenerste Lydia Ko hielt es bekanntlich nicht lange in Südkorea. In Neuseeland ist Golfen eben auch viel billiger.

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