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DJ auf Der Überhol Spur

Manchmal kann Erfolg eben überwältigend sein: «Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals geträumt habe, dass so etwas passieren würde.» Ob Traum oder nicht, Dustin Johnson wird jedenfalls wohl noch ein Weilchen brauchen, bis er diese Saison im vollen Umfang schätzen kann. Der Amerikaner hat den Jack Nicklaus Award für den besten Spieler der Saison auf der US PGA Tour gewonnen, dazu den Arnold Palmer Award für den führenden Spieler der Geldrangliste und den Byron Nelson Award für den niedrigsten Rundendurchschnitt.

Und: Der 32-Jährige beendete endlich eine Serie von Misserfolgen bei den Major-Turnieren, indem er sich den Titel bei den US Open in Oakmont holte. Wobei auch dieser Titel es wert ist, noch einmal einen genaueren Blick darauf zu werfen. Weil sich die Offiziellen der United States Golf Association nicht sicher waren, ob Johnson die Regeln verletzt hatte oder nicht, absolvierte er die letzten sieben Löcher ohne zu wissen, ob er einen Strafschlag kassieren würde. Johnson blieb cool und spielte einfach so gut, dass er seinen ersten

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Major-Titel so oder so gewonnen hätte. Die Dominanz von DJ war dabei in dieser Saison nahezu Woche für Woche spürbar. Bei 21 Starts auf der US PGA Tour landete er gerade sieben Mal nicht unter den Top Ten. Ein Blick auf die Statistiken beweist, warum: Johnson – schon immer als einer der Longhitter weltweit bekannt – landete nicht nur unter den Top 5 bei der Drive-Länge, sondern platzierte sich auch in der Wertung der Drives, die nur 35 bis 110 Meter vom Loch entfernt landen, in der Spitzengruppe. Der letzte Spitzenspieler, dem dies gelang, war 2005 Tiger Woods. Mit solch einem Game also lassen sich 9,3 Millionen Dollar allein an Preisgeld gewinnen.

Aus dem sch Atten getreten Doch woher der plötzliche Erfolg? Schliesslich wird Dustin Johnson schon seit Jahren als einer der hoffnungsvollsten Spieler der Welt gepriesen. Im Schatten der grossen drei, Jordan Spieth, Rory McIlroy und Jason Day, ist DJ doch nie so wirklich zum Zuge gekommen. Anfang 2015 war er noch ausserhalb der Top 20 in der Weltrangliste, mit dem Sieg bei der WGC-Cadillac

Championship spielte sich Johnson unter die Top 10. Nach den Erfolgen beim US Open und dem WGC-Bridgestone Invitational lag nur noch Jason Day vor dem Amerikaner. Letztendlich hat ein Computer die Karriere des Amerikaners ein wenig auf den Kopf gestellt. Während der Northern Trust Open im Riviera Country Club begann Johnson zum ersten Mal in seinem Leben ernsthaft mit dem Trackman zu arbeiten – jenem Computer, der dem Spieler exakte Daten zu seinen Flugbahnen, Spinraten, Abflugwinkeln, seiner Schwunggeschwindigkeit und Ähnlichem auswirft.

Er konzentrierte sich ganz auf das Spiel mit den Wedges – jenen Schlägern, die er aufgrund seiner enormen Schlaglänge am meisten braucht. «Ich weiss, dass sich die Arbeit, die ich da investiert habe, ausgezahlt hat, und das hat dazu geführt, dass ich noch härter daran arbeite. Dass alles gibt mir Selbstvertrauen», sagt er dazu.

spieth zurück zum AlltAg

Genau jenes Selbstvertrauen ist einem seiner Hauptkonkurrenten ein wenig abhanden gekommen. Jordan Spieth, der Superstar des Jahres 2015, erlitt bei den Masters 2016 einen der grössten Einbrüche in der Turniergeschichte. Der Texaner vergab einen Vorsprung von fünf Schlägen vor dem Beginn der letzten neun Löcher und machte damit den Briten Danny Willett zum Überraschungssieger. Die Niederlage hat in dieser Saison durchaus Spuren hinterlassen. Einen Sieg holte sich der 23-Jährige danach noch beim Dean & De Luca Invitational. Die überragende Sicherheit beim Putten aber schien ansonsten weitgehend dahin.

Jordan Spieth, der noch zu Jahresbeginn nach seinem Erfolg beim Hyundai Tournaments of Champions mit Tiger Woods in den Rekordlisten gleichgezogen hatte, weil er seinen siebten Sieg auf der US PGA Tour noch vor seinem 23. Geburtstag holte, war im Verlauf der Saison 2016 erkennbar damit beschäftigt, sich an den Alltag eines Golfprofis zu gewöhnen.

rory mit dem grossen

Bonus-topf

Rory McIlroy hat diesen Anpassungsprozess längst hinter sich. In vielerlei Hinsicht könnte er Jordan Spieth mit all seinen Erfahrungen helfen. Auch er galt lange als der Superstar schlechthin nach Tiger Woods. Auch er musste sich 2015 erst daran gewöhnen, neben Kollegen wie Jason Day und Jordan Spieth plötzlich zeitweise eine kleinere Rolle zu spielen. Der Nordire hat das Beste aus diesen Erfahrungen gemacht. Er ist selbstbewusst geworden, vertritt ungehemmt seine Meinung – und kommt damit nicht immer nur gut an. Nein, sein Rückzug von der Teilnahme an den Olympischen Spielen warf genauso wie bei Jordan dAy BleiBt n ummer eins

Spieth und Jason Day eher ein ungutes Licht auf seinen Namen, aber beim FedEx-CupFinale im amerikanischen Atlanta trumpfte er dafür umso mehr auf. In der Schlussrunde machte er einen Rückstand von zwei Schlägen gut, qualifizierte sich für ein Playoff mit Ryan Moore und Kevin Chappell und holte sich den Titel am vierten Extraloch. Damit gewann der 27-Jährige gleichzeitig den FedEx Cup und den Bonuspool von zehn Millionen Dollar. Das Selbstvertrauen, das er in Atlanta getankt hatte, wandelte er beim Ryder Cup in wichtige Punkte um. McIlroy, unbestritten die Nummer eins in Europas Team, holte aus fünf Starts immerhin drei Siegpunkte und setzte sich damit in seiner Mannschaft deutlich von Spielern wie Lee Westwood oder Martin Kaymer ab, die deutlich weniger erfolgreich agierten. Vorbei ist die Saison für Europas Superstar ohnehin noch nicht. Im Race to Dubai, Europas Gegenstück zum FedEx Cup, lieferte sich McIlroy ein hitziges Gefecht mit dem US-Masters-Champion Danny Willett und dem British-Open-Sieger Henrik Stenson. Ein Sieg in Jumeirah Estates von Dubai wäre für den jungen Mann nur passend. Seit 2007 gehört die Jumeirah Group zu seinen Hauptsponsoren. Die DP World Tour Championship ist in gewisser Weise ein Heimspiel für den Nordiren.

Ein wenig still geworden ist es im Herbst um jenen Mann, dem sich selbst ein Dustin Johnson am Ende unterordnen muss. Den Australier Jason Day konnte der Amerikaner nicht von der Spitze der Weltrangliste verdrängen. Zu gut war die Turnierbilanz des 28-Jährigen im Sommer. Die Siegesserie begann beim Arnold Palmer Invitational, setzte sich beim WGC-Dell Match Play fort und endete bei der Players Championship. Dazu kamen drei Top-Ten-Platzierungen bei den Major-Turnieren. Solide auf höchstem Niveau, könnte man die Bilanz nennen. Sein Landsmann Adam Scott jedenfalls nannte seine Vorstellung in diesem Jahr in Anspielung an Tiger Woods «Tiger-esque».

Im Herbst hatte Day allerdings grosse Rückenprobleme. Er musste sich von mehreren Turnieren zurückziehen und beendete die Saison auf Anraten seiner Ärzte frühzeitig. Normalerweise hätte er im November das Australien Open gespielt, dann den World Cup of Golf in Melbourne. «Ich bedauere, dass ich in diesem Jahr nicht nach Hause nach Austra lien kommen kann», sagte Day Anfang Oktober.

An seiner Spitzenplatzierung in der Weltrangliste dürfte sich dennoch nichts ändern, zu gross ist der Vorsprung auf die Verfolger Rory McIlroy und Dustin Johnson.

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