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«Golf Gibt’s bei mir nur Gemütlich»
Frau Kummer, was fasziniert Sie persönlich am Golf?
Ich geniesse die Natur und die Gemütlichkeit, daneben treffe ich immer wieder interessante Menschen auf einer Runde. Wenn ich Velo fahre, jogge oder im Kraftraum bin, dann mache ich dies, um auf dem Snowboard noch etwas besser und schneller zu werden. Golf spiele ich einzig und allein für mich.
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Wie sind Sie dazu gekommen?
Der Golfclub Source du Rhône in Obergoms bietet allen Gommern in einer Nationalmann- schaft die Gratis-Mitgliedschaft an. So konnte ich bereits vor einigen Jahren mit dem Golfspielen beginnen. Anfänglich habe ich einfach drauflosgeschlagen, das hat dann auch schon ganz gut geklappt. Unter Anleitung eines Golflehrers erfüllte ich innert kurzer Zeit die Platzreife. Leider habe ich kaum Zeit zum Trainieren und bin dementsprechend unkonstant.
Nächstes Jahr erhalten Sie mit der PR automatisch Handicap 54. Ändert dies etwas? Das wusste ich noch gar nicht, aber wirklich ändern wird sich wohl nichts für mich. Ich habe erst zweimal ein handicapwirksames Turnier gespielt. Dieses Jahr war ich wohl erst einmal auf der Driving-Range. Nun nehme ich mir aber fest vor, etwas mehr zu trainieren und das Handicap selber zu erspielen. Wenn ich bei Turnieren dabei bin, sind das oft Team-Events, da werde ich von allen geschätzt, weil mir trotz PR ab und zu ein guter Schlag gelingt (lacht). Aber eigentlich ist Handicap 54 eine gute Sache, der Schritt von PR zu Handicap 36 ist riesig. Ich habe an den Golfturnieren auch schon gut gespielt, danach durch meine Unkonstanz aber wieder so viele
Die Walliserin liebt die Berge: Hier beim Eagle Cup in Zermatt, als Mitglied beim Alpen Eagles Charity Golf Club.


Punkte verloren, dass es nicht fürs erste Handicap reichte. Mit Handicap 54 macht man an solchen Tagen nun hoffentlich immer noch einen Schritt nach unten.
Beim Golfen stehen Sie quasi am Anfang Ihrer Karriere, als Snowboarderin haben Sie schon fast alles erreicht. Gleich bei der ersten Teilnahme an Olympischen Spielen holten Sie im Parallel-Riesenslalom Gold. Alle sagten mir, wie speziell die Olympischen Spiele sind, mit dem ganzen Drum und Dran. Das stimmt auch, interessierte mich in Sotschi aber nicht wirklich. Ich sagte mir einfach, es sind die gleichen Gegner wie immer, das Rennen verläuft wie immer und Olympia ist eigentlich für alle gleich. So war ich vielleicht lockerer als viele andere und das hat sicher geholfen. Beim Golfen müsste es ähnlich sein: Auf dem Platz hat es immer Zuschauer, was daneben passiert, muss man möglichst ausblenden.
Gibt es für Sie Parallelen zwischen Snowboard-Rennen und Golf?
Schwierig zu sagen. Ein Lauf dauert bei uns 30 bis 40 Sekunden, man spürt die Gegnerin direkt und der Zweikampf ist natürlich auch mental fordernd. Golf ist ja auch eine mentale Sache, allerdings ist es bei mir noch nicht so weit (lacht). Dafür bin ich momentan noch zu stark mit den Basics beschäftigt… Aber ich liebe eben die Ruhe in der Natur, würde auch gern mehr für mich alleine spielen, doch ich komme einfach wenig dazu.
Sie trainieren viel und machen an der Universität Bern Ihren Master in Psychologie. Wie bringen Sie dies unter einen Hut?
Mein Schwerpunkt liegt sicher beim Snowboarden, das Studium brauche ich, um meinen Kopf zu beschäftigen. Wenn alles gut geht, habe ich in zwei Jahren meinen Master. Was dann beruflich kommt, weiss ich noch nicht. Klar möchte ich 2018 in Pyeongchang (Korea) meinen Titel verteidigen.
Dabei hilft Ihnen auch die Armee?
Das kann man sagen: Für mich war schnell klar, dass ich von der Spitzensport-Förderung der Armee profitieren kann. Schon die Sport-RS im Sommer 2012 war das beste Training, da habe ich viel Interessantes gelernt. Die RS war eine Voraussetzung, um danach als Zeitsoldatin angestellt zu werden. Von diesen 50-Prozent-Stellen gibt es bloss 18, die
Sommer- und die Wintersportler müssen sich die wenigen Stellen teilen, und so freut es mich natürlich besonders, dass ich dabei bin.
Was ist Ihre Gegenleistung?
In erster Linie soll ich schnell fahren (lacht). Wir müssen pro Jahr einen WK in Magglingen absolvieren. Aber auch da können wir uns voll dem Training widmen. Mein Konditionstrainer, Leo Held, lebt das ganze Jahr dort, das Essen ist super und ich kann den Zeitpunkt des WKs auch noch selber wählen. So gesehen ist dies wirklich ein Glücksfall. Klar wäre es schön, wenn es noch mehr solche Stellen für Spitzensportler gäbe. Wir haben 18, ich glaube, die Deutschen etwa 1000…
Patrizia Kummer
Patrizia Kummer kam am 16. Oktober 1987 im Wallis zur Welt und wuchs im kleinen Gomser Dorf Mühlebach auf. Dort wurde im vergangenen Jahr sogar ein Platz nach ihr benannt. Die Snowboarderin studiert in Bern Psychologie und ist aktuell beim Abschluss ihres Masters. Gleichzeitig erhält sie einen 50-Prozent-Lohn als Zeitsoldatin der Schweizer Armee.
Als Hobbys nennt sie Sport, Musik, Lesen und Freunde. Zum Stab gehören unter anderem die Trainer Ingemar Walder und Hans-Jürg Berger (Swiss-Ski), Leo Held (Kondition), Daniel Stucki (Team-Physiotherapeut) und ihr persönlicher Servicetechniker, Tjesimir Peranic, kurz «Peru». Kummer lebt in Ostermundigen.