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Dem Team USA gelang am Finaltag des Solheim Cups eine historische Aufholjagd –nachdem Suzann Pettersen mit dem unglücklichen Handling einer Regelfrage für Aufsehen und extreme Entschlossenheit bei den Amerikanerinnen gesorgt hatte.

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Ein wenig ungläubig sahen sie aus, staunend, als sie mit den Offiziellen auf den Carts zur Siegerehrung fuhren: Amerikas Damen konnten den Verlauf dieses Sonntags am Ende des Solheim Cups im deutschen Golf Club St. Leon-Rot noch nicht ganz fassen. Innerhalb von sechs Stunden war ihnen ein historisches Comeback und der scheinbar unmögliche Sieg gelungen. Das Team USA um seine Kapitänin Juli Inkster hatte die Mannschaft Europas mit der Teamchefin Carin Koch denkbar knapp mit 14,5 zu 13,5 geschlagen, nachdem man vor Beginn der Einzel noch 6 zu 10 zurückgelegen war. Ein halber Punkt weniger für die USA, und Europa hätte den Solheim Cup verteidigt, nachdem man ihn bereits 2013 in Colorado und 2011 im irischen Killeen Castle gewonnen hatte. Es war die bis dato grösste Aufholjagd in der Geschichte des Solheim Cups – «es ist das beste Gefühl der Welt» jubelte Inkster.

Der eklat als Motivation

«Ich habe ihnen die ganze Woche zugeredet», resümierte sie nach dem Sieg. «Ihr müsst mit dem Herzen spielen. Ihr müsst das Feuer im Körper spüren. Ihr dürft nicht aufgeben.» Es war Juli Inkster, die ihre zwölf Damen, die bis auf den Neuling Alison Lee allesamt die grosse 10:18-Pleite in Colorado erlebt hatten, immer wieder motivierte – aber es war die Europäerin Suzann Pettersen, die das US-Team letztendlich in die nötige Rage versetzte, um nach den vier ViererEinheiten, von denen die USA nicht eine gewann, noch einmal das Unmögliche zu versuchen. Die Norwegerin sorgte am Sonntag Vormittag für einen Eklat, als sie am vorletzten Loch ihrer unterbrochenen Vierball-Bestball-Partie mit Charley Hull gegen Lee und Brittany Lincicome dafür sorgte, dass ein Regelrichter den Amerikanerinnen einen Lochverlust als Strafe für einen aufgenommenen Ball verabreichte. Lee hatte beim

piNg Ju N ior Solheim Cup

amerika Setzt SiCh durCh trotz der starken leistung von albane valenzuela (17) unterlag das team europa beim Junior solheim Cup. Die amerikanerinnen holten sich nach ausgeglichenem start den vierten titel in serie.

Die Favoritenrolle war klar, doch nach dem ersten Morgen mit den Fourballs war der Kontinentalwettkampf noch 3:3 ausgeglichen gewesen. Nach wetterbedingten Verzögerungen der Foursome-Partien standen am zweiten Tag die Einzel an, in denen die Europäischen Juniorinnen schon drei Punkte Rückstand hätten aufholen müssen. Es sollte am Ende nicht reichen, und Team USA um Kapitänin Joanne

Carner sicherte sich mit zwischenzeitlich uneinholbaren 12½ zu 6½ Punkten den vierten Junior-Solheim-Cup-Titel in Folge. Am Ende hiess es 13:11 für die Favoritinnen.

Daran konnte auch die starke Leistung der einzigen Schweizerin nichts ändern. Albane Valenzuela siegte auch in ihrem Einzel mit 2+1 gegen Andrea Lee, dies obwohl sie in dieser Partie erstmals in Rückstand geraten war. Zuvor hatte sie im allerersten Match zusammen mit Partnerin Mathilda Cappeliez ein Superstart hingelegt und den ersten Punkt für Europa eingefahren. Einzig das Foursome hatte die junge Schweizerin zusammen mit der Französin knapp verloren.

Stand von all square als letzte der vier Damen einen Putt zu lochen, schob ihn vorbei und liess sich einen kleinen Rückputt von etwa 50 Zentimetern. Die Amerikanerin hob den Ball auf, weil sie meinte jemand habe den Ball gut gegeben, was faktisch nicht der Fall war. Pettersen merkte an, dass Lee den Ball regelwidrig aufgenommen habe. Der Lochverlust war die Folge. Die Amerikanerinnen verloren das Match mit eins down, Alison Lee war ebenso in Tränen aufgelöst wie ihre Gegnerin Hull, die den Eklat kaum ertragen konnte.

«Regeln sind Regeln», kommentierte Teamcaptain Carin Koch den Ablauf, während Juli Inkster einem Reporter des US-Sender sagte, «alles Bullshit, wenn sie so gewinnen wollen.» Laura Davies schliesslich, die Grande Dame des europäischen Golfs und als Fernsehkommentatorin vor Ort, konnte den Fehltritt Pettersens, der zwar den Regeln entsprach nicht aber dem freundschaftlichen Geist des Solheim Cups kaum glauben. «Pettersen wird das bedauern», resümierte Davies. «Sie hätte einfach weitergehen und den Putt schenken sollen.» Und: «Wenn die USA jetzt weitermachen und gewinnen, wird es nur eine Person geben, die dafür verantwortlich ist.»

«Lasst uns das hier als Motivation nehmen», rief die Weltranglistendritte Stacy Lewis ihren Kolleginnen zu, die während der 16 ViererPartien nur in wenigen Fällen wirklich ins Spiel gefunden hatten und vor allem gerade beim Putten scheiterten. In den Einzeln verlief bereits abzusehen. Irgendwie standen die Einzel von Beginn an vor allem im Hinblick auf das Putten für sie unter einem schlechten Stern. Die Spanierin Carlota Ciganda, die aufgrund ihres inspirierten Spiels drei Tage lang an eine Art weiblichen Sergio García erinnerte, verschob an Bahn 18 einen eineinhalb Meter Putt gegen Lexi Thompson, der den Sieg bedeutet hätte und holte nur einen halben Punkt. Die Deutsche Caroline Masson schliesslich konnte in der Partie gegen Gerina Piller einen Birdieputt aus vier Metern zum Teilen des Matches nicht verwandeln, der gleichzeitig der alles anders, ein Birdiefeuerwerk begann. Angela Stanford, eine Spielerin, die bei ihren letzten neun Solheim Cup-Matches nicht ein einziges Mal siegen konnte, verpasste Suzann Pettersen eine 2+1-Niederlage. Alison Lee überwand ihren Fehler aus dem Vierball, indem sie die Französin Gwladys Nocera mit 3+1 besiegte. kurzen Prozess

Vor allem Michelle Wie und Cristie Kerr machten mit ihren Gegnerinnen kurzen Prozess. Wie überrollte Caroline Hedwall geradezu und liess ihr beim 6 and 4, dass allein sechs Birdies auf sieben Löchern enthielt, keine Chance. Kollegin Kerr, die gegen die während aller Solheim Cup-Tage frech aufspielende Charley Hull zu Beginn sogar 3 down zurücklag, drehte urplötzlich auf, schoss neun Birdies auf zwölf Löchern und versetzte dem bis dahin ungeschlagenen Teenager eine Niederlage. Zu diesem Zeitpunkt, war der Untergang der Europäerinnen

Putt zum 14. Punkt und damit zur Verteidigung des Cups gewesen wäre.

Den entscheidenden Punkt zum Sieg holte am Ende bezeichnenderweise Paula Creamer, die nur über eine Wild Card ins US-Team gerutscht war. Die Entscheidung war von den US-Medien im Vorfeld des Solheim Cups angezweifelt worden war, nachdem Creamer die ganze Saison lang nicht sonderlich gute Leistungen gezeigt hatte. «Ich habe vollstes Vertrauen in sie», hatte Juli Inkster ihre Entscheidung immer wieder begründet.

Am Ende hatte sie Recht: Creamer schlug die Deutsche Sandra Gal souverän mit 4+3.

Nur Anna Nordqvist, Karine Icher und Melissa Reid gelangen am Ende auf Europas Seite Siege, Ciganda nur das Unentschieden.

«Hut ab vor den Amerikanerinnen, die uns heute Nachmittag ausgespielt haben», resümierte Suzann Pettersen am Abend der Niederlage. «Gratulation zu einem fantastischen Comeback.»

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