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Hole 19.

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golf Markt

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Dölf ogi

«golfe immer voller TemperamenT»

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Vor 20 Jahren begann Dölf Ogi in Crans-Montana mit Golfen. Der frühere Bundesrat über seine Faszination für den Sport und den Spagat zwischen Golf- und Landwirtschaftsinteressen.

Interv I ew Stefan waldvogel

Adolf Ogi, was fasziniert Sie am Golfen?

Es sind ganz viele Sachen. Erstens der Zwang zur Konzentration, das tut meinem Temperament gut. Zweitens die wunderschöne Landschaft, die tut meinem Herzen gut. Drittens die sportliche Herausforderung mit dem kleinen Ball, das passt mir als Sportler. Und immer wichtiger ist es für mich, dass ich den Sport im Alter weiterhin ausüben kann und er mir so gleich mehrfach Freude macht.

Spielen Sie mit Freunden auch um Geld?

Ich bin schon immer noch ein Wettkampftyp und spiele fast immer um etwas. Nicht viel, die wieder einen «Seich abgelassen» habe. Ein paar Emotionen gehören immer dazu, aber für mich ist Golf die perfekte Übung, um sich im Griff zu haben.

Wie sind Sie aufs Golfen gestossen?

Das weiss ich noch, als ob es gestern gewesen wäre. Dabei ist es nun genau 20 Jahre her: Ich wollte 1993, als ich erstmals zum Bundespräsidenten gewählt worden war, noch eine Woche in die Berge. Doch das klappte nicht wegen dem Wetter. Meine Frau hat gewusst, dass ich nicht einfach ruhig dasitzen kann, und hat mich zum Golfen ermuntert. Da bin ich in den Ferien im Juli jeden Tag nach Crans gefahren, habe eine Stunde mit dem Pro geübt und dann 18 Loch gespielt. Im Herbst hatte ich bereits mein erstes Handicap, doch als Präsident hatte ich dann nicht viel Zeit, um Golf zu spielen.

Andere Frage: Wieso spielen so wenige Politiker Golf?

Immerhin stellen wir mit Hans Kaufmann den aktuellen Europameister der Parlamentarier. Im Ernst: Gerade für Parlamentarier ist Golf

Drei golfclubs

grossen Summen kann ich mir gar nicht leisten, aber schon um etwas und natürlich will ich immer gewinnen. Mir hilft es auch, mich mindestens vier Stunden zu konzentrieren.

Mit wem spielen Sie am liebsten?

Mir gefällt es unheimlich gut bei den Senioren in Limpachtal, das ist nur sieben Minuten von Fraubrunnen weg und mir gefällt die spezielle Atmosphäre, die dort herrscht. Ziemlich oft spiele ich mit dem Unternehmer Bruno Marazzi, gern auch mit Benedikt Weibel, dem Ex-SBBChef, oder mit Jules Kyburg von der Migros.

Ihre Frau hat Sie ermuntert, ohne selber zu spielen?

Ja, leider hat es sich nicht ergeben. Für mich als sehr sportlichen Typ musste alles schnell gehen. Ich bin zwar kein Bewegungstalent, aber ein Bewegungsmensch mit viel Temperament. Ich weiss nicht, ob sie sich zusammen mit mir auf dem Golfplatz wohlfühlen würde.

Fluchen Sie auf dem Golfplatz?

Ich fluche grundsätzlich nicht, aber auf dem Platz kann mir natürlich schon mal der eine oder andere Schrei entfahren, wenn ich mal meist zu zeit- und trainingsintensiv. Ich stelle aber fest, dass die Zahl der golfenden Politiker leicht steigt, und dies nicht nur bei der SVP.

Adolf Ogi feierte im vergangenen Juli seinen 70. Geburtstag und die Biografie «Dölf Ogi. So wa(h)r es!» gehörte zu den bestverkauften Sachbüchern. Ogi startete seine Karriere beim schweizerischen Skiverband, bevor er in die Politik einstieg. 1979 wurde er in den Nationalrat gewählt, 1984 zum Präsidenten der SVP. Ogi war von 1987 bis 2000 im Bundesrat, 1993 wurde er erstmals zum Bundespräsidenten gewählt. Von 2001 bis 2007 war der SVP-Politiker Sonderberater für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden im Auftrag der UNO.

Ogi ist seit bald 41 Jahren verheiratet mit der «Bauerntochter» Katrin, geborene Marti. Zusammen haben sie zwei Kinder, Mathias († 2009) und Caroline. Heute lebt Ogi mit seiner Frau in Fraubrunnen und Kandersteg. Im Winter ist er aktiver Skifahrer und Langläufer, später in der Saison geht er mit seinen Tourenskiern in die Berge. Ogi ist gleich in drei Golfclubs Mitglied: in Limpachtal, auf der Riederalp und seit vielen Jahren als Ehrenmitglied in Crans-sur-Sierre. Sein aktuelles Handicap liegt bei 16.9.

Gleichzeitig wehrt sich die SVP aber auch an vielen Orten gegen Golfprojekte, zuletzt etwa im Säuliamt. Wie erklären Sie sich dies?

Gerade bei diesem Projekt ging der Graben quer durch die Partei, aber die Golfer haben klar verloren. Bei der SVP sind die Bauern stark vertreten und die sind mit dem Boden anders verwurzelt als die meisten von uns. Das kann ich sagen, da ich mit einer Bauerntochter verheiratet bin. Ich habe auch ein gewisses Verständnis für die Bauern. Wenn es immer weniger sind, brauchen sie entsprechend mehr Land, um sinnvoll zu wirtschaften. Auf der anderen Seite geht ja kein Kulturland kaputt wie bei einer Überbauung. Für den äussersten Notfall wäre ein Golfplatz immer noch eine tolle Landreserve. Ich bin selber etwas gespalten. Aber offensichtlich haben neue Projekte politisch wenig Chancen.

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