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schweizeR golfqualität fü R Rumänien
1975 wurde er nach der Flucht seiner Eltern in den Westen aus dem kommunistischen Rumänien ausgewiesen, nun will der Architekt Radu Chiriac zusammen mit Schweizer Investoren den ersten 18-Loch-Golfplatz bei Bukarest bauen. Die Bewilligung steht, es fehlt noch am Geld.
Stefan Waldvogel
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«Die Bagger könnten eigentlich auffahren. Wir haben die Baubewilligung, ein sehr gutes Projekt und die Nachfrage ist schon jetzt gross», sagt der 56-jährige Radu Chiriac. Während in der Schweiz viel Geld vorhanden sei, die Projekte aber am politischen Widerstand scheiterten, sei es in Rumänien gerade umgekehrt. Innert zwei Jahren habe man alle nötigen Bewilligungen erhalten, und dies ohne jegliches Nachhelfen mit Bestechung oder Ähnlichem, ergänzt sein Geschäftspartner
Fernando Mutti (49), der auch als Finanzchef der Swiss Golf & Leisure Development SA mit Sitz in Bukarest amtet.
Für t urniere Bisher ins ausland
Seit drei Jahren betreibt die Firma nun nahe der Hauptstadt die erste professionelle DrivingRange im EU-Land, ein kleiner Proshop und ein «bescheidenes» Café gehören zum rege genutzten Angebot. Zwei Golflehrer geben Unterricht und die Nachfrage bei den Rumänen und den vielen ausländischen Arbeitskräften sei gross. Im Land gebe es immerhin schon über 500 registrierte Golfer (davon zirka 350 in Bukarest), und dies ohne einen vernünftigen 18-Loch-Platz in der Nähe der Grossstadt, so Chiriac. Zwar befindet sich in der Stadt selber ein historischer 6-Loch-Mini-Course unter dem Beinamen «Diplomatenplatz», doch die meisten
Land. Nach Jahren des schnellen Wachstums –und einer Immobilienspekulation vergleichbar mit der in Spanien – wurde auch Rumänien von der Finanzkrise 2009 stark getroffen.
Fast alles importiert
«Einen Rückgang der Wirtschaftsleistung oder der Immobilienpreise um teilweise 15 bis 20 Prozent golfverrückten Rumänen fahren im Sommer fast jedes Wochenende ins benachbarte Bulgarien und nehmen dafür vier oder mehr Stunden Fahrt in Kauf. «Sie müssen für die Turniere ins Ausland ausweichen, und dies bei einer Stadtbevölkerung, die knapp der Hälfte der ganzen Schweiz entspricht», illustriert der gebürtige Rumäne die spezielle Situation im nach einem Jahrzehnt mit zweistelligen Wachstumsraten konnten sich die meisten Menschen gar nicht mehr vorstellen. Nun hat sich die Wirtschaft aber wieder stabilisiert», erläutert Chiriac, der selber etwa einmal pro Monat im Golfclub nach dem Rechten schaut. Dank niedrigen Preisen und einem schwachen Euro könne man zurzeit schnell und sehr günstig bauen. Klar müsse man das Areal
die VoRgeschichte
Fernando Mutti und Radu Chiriac kennen sich seit 1994. Mutti arbeitete schon damals als selbständiger Projektleiter, unter anderem für die Casino-Gruppe Admiral, Chiriac plante diverse Bauten für die Gruppe. 2006 sollten die beiden nach einem neuen Standort in Rumänien suchen. Die anvisierte Liegenschaft erwies sich jedoch schnell als ungeeignet und die verbleibende Zeit wollten die beiden unter anderem mit Golfen überbrücken. Dabei stellten sie fest, dass es in der Millionenstadt keinen einzigen vernünftigen Platz gab. Über Verwandte und Bekannte von Chiriac konnten sich die beiden zwei grosse Landstücke in idealer Lage sichern. «Land hat es unendlich viel», sagt Chiriac. Doch sei es praktisch unmöglich, an geeignete zusammenhängende Flächen in Stadtnähe zu kommen.
24 Stunden am Tag bewachen und sicher nehme man es im Osten mit den Fristen und Terminen nicht so genau wie bei uns. Aber mit Schweizer Qualität und Know-how könne man in dem aufstrebenden Land sicher einiges bewegen, sind Chiriac und Mutti überzeugt. «Wir haben schon für die Driving-Range fast alles importiert – von den speziellen Grassamen bis zu den nötigen Maschinen, die uns freundlicherweise der Golfclub Appenzell zur Verfügung gestellt hatte», erinnert sich Mutti an den aufwändigen Beginn. Heute könne man das meiste jedoch im Land finden.
«Für V iele so exotisch W ie k enia»
Zusammen mit dem deutschen Golfplatzarchitekten Kurt Rossknecht planen Chiriac und Mutti insgesamt 24 Golflöcher, ein Hotel und diverse Wohnungen direkt am Golfplatz. Klar richte sich das Angebot weniger an klassische Ferienreisende als vielmehr an die wachsende Mittelschicht vor Ort, an Geschäftsreisende sowie an die vielen ausländischen Kaderangestellten in der Stadt, die sich etwas Exklusives gönnen möchten oder ihre Golfpassion vor Ort leben wollen, erläutert Mutti. In einer ersten Etappe sollen nun die ersten neun Löcher und ein Teil der Wohnanlage realisiert werden. Rund die Hälfte der nötigen vier Millionen Euro wurde von Schweizer Investoren zugesichert. «Für viele ist Rumänien etwa so exotisch wie Kenia», sagt Chiriac, der bereits seit 1979 in Zürich lebt, aber einen deutschen www.golf-bucharest.ro


Pass besitzt. Dabei seien alle grossen internationalen Firmen in dem EU-Land vertreten, um vom Wachstum der jungen Bevölkerung und der steigenden Kaufkraft zu profitieren. Die Schweiz habe in Rumänien immer noch ein Super-Image und deshalb setzen die beiden Partner auf die Swiss Golf & Leisure Development SA. Für sie ist klar: Steht erst einmal der erste Golf & Country Club in Rumänien, dürften bald weitere folgen.