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alte golfSchläger für junge b urundier
right to play botSchafterin nora angehrn

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Zehn Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges gehört Burundi noch immer zu den ärmsten Ländern Afrikas. Als Botschafterin der humanitären Organisation Right To Play reiste die ehemalige Tourspielerin Nora Angehrn vergangenen November eine Woche lang durch Burundi. Nun sammelt sie für die jungen Burundier gebrauchtes Golfmaterial.
Stefan Waldvogel
Nora Angehrn beobachtet den eleganten Schwung.
«Das Land selber ist sehr schön, extrem grün und hügelig. Allerdings sieht man vor allem auf dem Land praktisch nur Blechhütten. Die Leute haben hier wirklich kaum das Nötigste, um zu überleben, und vor allem in den Berggebieten ist es abends richtig kühl. Ich habe viele Kinder gesehen, die in alten Skianzügen herumlaufen, meist viel zu grossen. Andere tragen eher Fetzen als T-Shirts, und wir haben auf unserer Reise mehrfach Kinder getroffen, die noch nie einen weissen Menschen von nahem gesehen haben. Ein Mädchen hatte schon fast panische Angst, mir die Hand zu geben- wohl aus Angst, bei ihr verändere sich dadurch etwas, andere schauten mich sehr genau an. Und doch war es ein sehr spezielles Erlebnis in dieser total anderen Welt. Ich war extrem happy, dass es endlich geklappt hatte. Seit 2006 engagiere ich mich für Right To Play, denn durch Sport und Spiel habe ich selber unglaublich viel fürs Leben gelernt. Kinder spielen nicht, um zu lernen. Aber sie lernen beim Spielen, und ich wollte mir unbedingt ein persönliches Bild machen. Ein Highlight erlebte ich in der nordöstlichen Provinz Muyinga, einem Gebiet für intern Vertriebene. Zehn Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges zwischen den Hutu und den Tutsi hilft die Organisation Right
To Play mit vielen Spielaktivitäten. Da spielen am Ende die Teams der gemischten Religionen miteinander, und die Kinder machen ganz neue Erfahrungen. Begleitet werden in dieser Region rund 600 Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren.
sammeln und sPielen
Right To Play in der Schweiz, Seefeldstrasse 162, 8008 Zürich stellt sich gerne als «Sammelzentrale» für gebrauchtes Golfmaterial für Kinder und Jugendliche (inklusiven Bällen) zur Verfügung. Das Material kann am Dienstag, den 16. April oder am Mittwoch, den 17. April 2013 bei Right To Play im Seefeld abgegeben werden. Aus logistischen Gründen werden die Spender gebeten, ihre Materialabgabe vorgängig via Email unter Angabe von Materialumfang, Name und Telefonnummer an info@righttoplay.ch anzumelden. Eine andere Gelegenheit, die Programme von Right To Play in Burundi zu unterstützen, bietet sich am 3. Mai 2013. Da findet die jährliche Right To Play Golf Trophy im Golf Club Bad Ragaz statt. Mit einer Teilnahme unterstützen sie die Aktivitäten der Organisation und geniessen einen unvergesslichen Golftag. Mehr Infos dazu finden Sie auf www.righttoplay.ch.
Die Aktivitäten werden von zehn lokalen Coachs und zwölf Junior-Coachs, die Hälfte davon Frauen und allesamt selber ehemalige Flüchtlinge oder Kriegsvertriebene, durchgeführt. Für mich war es ein unvergessliches Erlebnis mit viel Musik, Gesang und Tanz in einer Gegend, in der die Menschen nicht viel bis gar nichts zu lachen haben. Besonders beeindruckt hat mich die Disziplin, mit welcher die Aktivitäten durchgeführt wurden.
Das gilt übrigens erst recht bei einem Golftraining. Tatsächlich befindet sich in der Hauptstadt Bujumbura der einzige Golf Club im Land, einen Golfverband gibt es (noch) nicht, und von einem Pro Shop kann nur geträumt werden. Der Club und seine Mitglieder haben jedoch ein tolles Projekt für Kinder aus ärmsten Verhältnissen geschaffen, die dadurch gratis Juniorentrainings absolvieren können. Bei meinem Besuch staunte ich, wie konzentriert die Buben

Right to Play und Bu Rundi
Right To Play ist eine internationale Organisation, welche die Kraft des Spiels nutzt, um benachteiligten Kindern und Jugendlichen die gebührende Grundbildung und Entwicklung zu ermöglichen. Gegründet wurde die Organisation im Jahr 2000 durch den vierfachen Olympiasieger im Eisschnelllauf, Johann Olav Koss. Mittels pädagogisch konzipierter Spiel- und Sportprogramme hilft Right To Play benachteiligten Kindern, sich wesentliche Grundkompetenzen fürs Leben anzueignen und sich dadurch eine bessere und hoffnungsvollere Zukunft zu ermöglichen. Right To Play arbeitet in über 20 Ländern. Weltweit nehmen rund 850 000 Kinder und Jugendliche an den wöchentlichen Spiel- und Sportaktivitäten von Right To Play teil, welche durch 15 000 freiwillige und lokale Coachs durchgeführt werden. www.righttoplay.ch, Postcheckkonto Nr. 85-759958-1

Burundi und Mädchen im Alter zwischen 6 und 16 Jahren ihre Bälle auf eine Fläche schossen, die mit unserer Art von Driving Range nur ganz wenig gemeinsam hat. Es ist die grösste Wiese im überschaubaren 10-Green-Platz, auf dem über zweimal 9-Loch, aber auch internationale
Mit über 10 Millionen Einwohnern ist das kleine Land Burundi einer der am dichtesten bevölkerten Staaten Ostafrikas. Im HDI (Index für menschliche Entwicklung) lag Burundi im Jahr 2011 auf Platz 185 von 187 Ländern, und das Bruttosozialprodukt pro Kopf liegt bei etwa 400 Dollar im Jahr. Die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 16,7 Jahre. 85 Prozent der Menschen zählen sich zu den Hutu, die hauptsächlich die «einfache», vorwiegend bäuerliche Bevölkerung stellen. Zirka 14 Prozent der Bevölkerung bezeichnen sich als Tutsi, den Rest bilden die Twa (Pygmäen). Zwischen 1993 und 2003 herrschte ein Bürgerkrieg mit hunderttausenden Toten. Seitdem hat sich die Lage zwar stabilisiert, das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) rät aber von Reisen ins Land ab; vor allem ausserhalb der Hauptstadt sei es zu gefährlich.
Amateur-Turniere durchgeführt werden. Die Übungsbälle werden von den Kindern selber wieder eingesammelt, sie sind eifrig dabei. Die gute Sache hat nur den Haken, dass die Ausrüstung fehlt. Ich sah zehnjährige Knaben mit schweren Eisensets. Klar, besser als gar nichts, doch mit einigermassen passender Kinder-Aus-
Daher gilt der Aufruf, dass wir alte und/oder nicht mehr gebrauchte, jedoch funktionell gute Kinder-Golfsets, -Schläger, -Bags, etc. sammeln.
Viele sind wohl froh, ihre Schläger mit einem guten Gewissen aus dem Keller räumen zu können. Den Transport des Materials nach rüstung wäre die Freude noch deutlich grösser. Hocherfreut nahmen die Kinder meine zwei mitgebrachten Bags in Beschlag. Die zwei hierzulande längst nicht mehr gebrauchten Sets sind in Burundi das «Neuste vom Neuen»! So entstand die persönliche Idee, zusammen mit Right To Play gebrauchte Golfschläger für Kinder und Jugendliche und anderes Material nach Burundi zu bringen und damit die jungen Talente zu fördern.

Burundi werde ich persönlich organisieren, und die Kosten werden von einem Mitglied des dortigen Clubs, meinem Flight Partner, übernommen. Es gibt im Land keine Möglichkeit, Golfschläger zu kaufen, und schon ein Fussball kostet dort 60 Dollar, was einem durchschnittlichen Monatslohn entspricht. Zusammen mit möglichst vielen Golfausrüstungen werden wir, als Füller, zudem auch diverse Fussbälle nach Burundi schicken.»
