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Hole 19.

Hole 19.

Die Golffans sind beruhigt: Das Duell zwischen Tiger Woods und Phil Mickelson – es ist zurück. Jetzt, wo es auf das US Masters in Augusta und somit den ersten Turnierhöhepunkt des Jahres zugeht. Ein altes Duell wird damit neu belebt. Dabei bleibt Phil Mickelson der Liebling der Massen.

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Eigentlich sind sie über all diese Spielchen, diese Konkurrenzgedanken, diese Duelle von Jungprofis längst hinweg. Der eine ist 42, der andere 37 Jahre alt. Auch im Profigolf zählt man sie damit nicht mehr zum spritzigen Nachwuchs. Und doch beherrschten die beiden Herren zu Beginn der Saison die Schlagzeilen: Phil Mickelson und Tiger Woods, der vierfache und der 14fache Major-Sieger. Der dreifache und der vierfache Masters-Champion. Zwei Männer, die die vergangenen zwei Jahrzehnte des

Beginn der Saison erst wurde deutlich, dass die Welt des Profigolfs ohne diese zwei Alphatiere reichlich langweilig sein könnte. Viel wurde von den grossen Namen der Szene schliesslich nicht geboten zu Beginn der Saison: ein etwas merkwürdiger Sieg von Dustin Johnson bei einem Turnier auf Hawaii, das mit zwei Tagen Verspätung und nur drei Runden Golf zu Ende ging. Und die zwei Standardsiege von Charl Schwartzel und Louis Oosthuizen auf der PGA European Tour. Dass die beiden Südafrikaner

Phil Mickelson, dreifacher Masters-Champion

Golfsports geprägt haben. Deren ewiger Wettkampf für unzählige spannende Geschichten gesorgt hat. Die dem Golffan neben den rein sportlichen Aspekten so viel mehr gegeben haben: die grossen emotionalen Duelle bei den Majors, das heimliche Gegeneinander in gemeinsamen Ryder-Cup-Teams, die privaten Höhen und Tiefen, gekennzeichnet von Krankheiten oder Skandalen. Egal ob Tiger Woods oder Phil Mickelson – längst sind beide dem Golffan so vertraut wie der eigene Nachbar. Die Golfszene braucht sie mangels charismatischem Nachwuchs so dringend wie eh und je. Zu bei nicht wirklich überragend besetzten Turnieren in ihrem Heimatland gewannen, beschreibt den Stellenwert der Siege zur Genüge. Abgemixt wurde der müde Auftakt mit einem verpatzten Cut von Rory McIlroy in Abu Dhabi, den der Nordire im Winterurlaub mit Caroline Wozniacki verdaute. r eichlich r ekorde

Da, gerade, als man sich fragte, was über Weihnachten und Neujahr denn so aus all den Donalds, Westwoods, Watsons und Poulters dieser Welt geworden ist, setzten Tiger Woods und Phil Mickelson ein Zeichen: Woods holte sich bei den Farmers Insurance Open mit vier Schlägen Vorsprung den Sieg. Mickelson legte eine Woche später bei den Waste Management Phoenix Open nach. Beide Erfolge waren wie immer garniert mit reichlich Rekorden: Woods hat inzwischen achtmal ein Turnier in Torrey Pines gewonnen und seinen 75. Sieg auf der US PGA Tour gefeiert. Mickelson scheiterte bei seinem 41. Erfolg nur knapp an einer 59er-Runde, die ihm ein ausgelippter Putt am 18. Loch der ersten Runde verwehrte. Für die Egalisierung des Turnierrekordes reichte es nach vier Spieltagen mit 28 unter Par noch immer. Das nun erneut bevorstehende US Masters in Augusta war für beide Amerikaner stets das wichtigste Golfturnier des Jahres. Nirgendwo sonst entwickelt Mickelson einen ähnlichen Enthusiasmus wie beim US Masters in Augusta. Für ihn wie für Woods gilt dabei eines: Kein anderes Turnier hat ihre Karriere ähnlich definiert wie das erste Major des Jahres. Kein anderer Spieler hat diese Veranstaltung in den letzten 15 Jahren so geprägt wie eben diese zwei. Sieben der 16 letzten Masters-Titel vereinen die beiden auf sich. Klar ist dabei eines: Der Liebling der Zuschauer ist stets Phil Mickelson gewesen, die Begeisterung für den dreifachen Titelträger steigert sich Jahr für Jahr.

Nie ver N ü N ftig, N ie la Ngweilig

Wo an Woods stets die Perfektion der Siege faszinierte, verfolgte man die Schauspiele des Phil Mickelson stets begeistert, euphorisch, manchmal auch ein wenig ängstlich, weil man nie sicher sein konnte, ob ihr Ausgang nicht schrecklich sein würde. «Matador in Golfschuhen» hat der amerikanische Journalist Rick Reilly Phil Mickelson noch vor seinem ersten Masters-Sieg im Jahr 2004 genannt. Es war die Zeit, in der sich der Mann mit dem zweifellos besten kurzen Spiel der Welt schlichtweg weigerte, einen Sieg auf die vernünftige, strategische Art und Weise einzuspielen. «Wenn ich nur versuche die Fairways mit den Eisen zu treffen und danach die Mitte des Grüns, habe ich einfach keinen Spass», lamentierte der Kalifornier. Keine Frage: Er hasste es, zu verlieren. Das Einzige, was er allerdings noch schlimmer fand, war Langeweile. Weshalb er einst in Bay Hill auf sehr denkwürdige Weise versuchte mit einem kurzgegriffenen Eisen 4 aus einer schlechten Lage unter einem Baum und hinter tief hängenden Zweigen, 150 Meter vom Grün entfernt, einen flachen Schlag an die Fahne zu machen. Es traf sich nicht so gut, dass zwischen dem Grün und dem Baum auch noch ein Wasserhindernis lag, das der Ball leider nicht passierte. Mickelson gewann das Turnier nicht, aber diesen einen Schlag fand er ausgesprochen aufregend. Den Zuschauern ging es nicht anders. «Phil the Thrill» war eben immer für einen Aufreger, das völlig Unerwartete gut.

Und: Er hat sich nie verstellt, war immer ehrlich, hat seine Umgebung stets mitleiden lassen. «Verzweifelt», lautete seine Antwort auf die Frage eines Journalisten: «Wie sehr wünschst du dir einen Masters-Sieg, Phil?» Nein, verborgen hat er seine Gefühle nie. Autogrammwünsche erfüllt er bis heute mindestens zehn Minuten nach jeder Runde. Egal, mit wem er spricht, er sieht ihm in die Augen. Wenn er für seine Stiftung zu Schuljahresbeginn kostenlos Hefte, Stifte und Butterbrotboxen an Kinder verteilt, ist er enthusiastisch. Als er einst auf der Fahrt zu einem Turnierhotel die Tür aufriss, heraussprang und den Kofferraum öffnete, wollte er nur einem Obdachlosen auf der Strasse seinen Regenschirm schenken. Genauso emotional ist er im Spielkasino, beim Football oder im Umgang mit der Familie. Die Brustkrebserkrankungen seiner Frau Amy und seiner Mutter Mary hat er ebenso wenig vor der Öffentlichkeit verborgen wie den Umgang mit seinem Übergewicht, seiner Arthritis oder seiner Konkurrenzbeziehung zu Tiger Woods. Längst hat sich das ewige Duell mit seinem Dauerrivalen für ihn ins Positive gewandelt: «Ich glaube, kein anderer hat ähnlich viel von

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