2 minute read

« solche situationen kann man nicht trainieren»

Next Article
Nirwana

Nirwana

Der Deutsche Martin Kaymer sicherte dem Team Europa mit dem entscheidenden Putt den sensationellen Sieg. Nun kann für ihn nichts Wichtigeres mehr kommen als dieser kurze Schlag.

i nterview Petra Himmel

Advertisement

Martin kaymer, ein kleiner Zwei-Meter-Putt: War dies der schwierigste und wichtigste schlag ihrer karriere?

Martin Kaymer: Der wichtigste Schlag meiner Karriere war es auf jeden Fall. Alles, was jetzt noch kommt, wird mit der Intensität dieses Moments nicht vergleichbar sein. Die Situation war alles andere als einfach und gewöhnlich, auch wenn der Putt an sich nicht schwer gewesen ist. Aber selbst wenn ich nochmals Ähnliches erleben sollte, wird es immer dieses erste Mal sein, bei dem ich mir bewiesen habe, welchen Druck ich meistern kann.

hat er ihnen angst eingejagt?

Nein, Angst hatte ich nicht. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Für solche Momente trainiere ich Tag für Tag, auch wenn sie dann nicht planbar sind.

hätten sie jemals gedacht, dass Putttraining so wichtig werden kann?

Ich würde sagen, dass man solche Situationen nicht trainieren kann, man kann lediglich dafür sorgen, in einer solchen Situation so gut es geht vorbereitet zu sein. In einem solchen Moment kommt es nicht auf Technik oder Putt-Training an. Locht man einen solchen Putt, ist alles gut.

Macht man ihn nicht, ist alles, was vorher war, auch egal. Der Unterschied dazwischen, in solchen Situationen zum Helden oder zum Deppen zu werden, ist unglaublich klein.

Was haben sie in den Minuten vor dem Putt gedacht?

Ich wollte diesen Punkt unbedingt. Für mich, weil ich bis dahin keinen guten Ryder Cup hatte, aber auch für José Maria und unser Team, denn ich habe in den Tagen von Medinah gelernt, wie wichtig dieser Sieg für unseren Kapitän sein würde.

haben sie ihre kollegen am Grünrand gesehen?

Ja, ich wusste, dass mein Team bei diesem Putt bei mir ist und seine Hoffnungen in mich setzt. So einen Zusammenhalt, Spirit und Vertrauen ineinander wie am Samstagabend und am Sonntag habe ich noch nie vorher erlebt.

Wenn sie den Putter in diesem Moment aus der hand hätten geben können, wen hätten sie putten lassen?

Freiwillig hätte ich mir die Möglichkeit zu einem solchen Putt niemals nehmen lassen. Das war der ultimative Druck und die grösstmögliche Herausforderung: unser Kapitän, tausende Europäer auf der Anlage und Millionen am TV. Genau solche Momente will man als Sportler erleben.

Der erste Gedanke nach dem Putt?

Gedanken wären zu viel. Man hat ja an meiner Reaktion gesehen, dass in dem Moment alles raus musste, ohne Kontrolle und unplanbar. In dem Moment ist alles abgefallen, was sich auf den letzten Löchern an Spannung angestaut hatte.

Wird dieser Putt ihre karriere verändern?

Verändern vielleicht nicht, aber auf jeden Fall unglaublich bereichern. Von so einem Moment träumt man doch als Kind. Ich hatte die grosse Ehre, das letzte Kapitel einer unglaublichen Sportgeschichte eines sensationellen Teams zu schreiben. Seither weiss ich, dass ich auf dem Golfplatz jede Herausforderung meistern kann. Und wenn nicht beim ersten Mal, dann beim zweiten oder dritten Mal. Es kann nichts Wichtigeres mehr kommen als dieser Putt.

Dann war dieser Putt auch wichtiger als jener, der ihnen in Whistling straits den ersten Majortitel gebracht hat?

Das war ohne Zweifel der wichtigste Putt meines Lebens. Vor zwei Jahren bei der PGA Championship habe ich nur für mich zum Sieg eingelocht. Diese Situation ist deshalb kaum zu vergleichen. Jetzt wusste ich, dass die Jungs aus der Mannschaft alle auf mich setzen würden. Ich merke eigentlich erst jetzt – durch die Reaktionen auf meiner Facebook-Seite, auf meiner Homepage, ja selbst auf offener Strasse oder beim nächsten Turnier – was dieser Putt für viele Menschen bedeutet. Das macht mich unheimlich stolz. Kaum vorstellbar, Leute die man nie gesehen hat, kommen und bedanken sich. Unglaublich.

Will den Pokal nicht mehr hergeben: Der strahlende Martin Kaymer.

This article is from: