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Hole 19. leben zwischen s tudium und touralltag
Als Amateurin zählte Melanie Mätzler zu den talentiertesten Golferinnen des Landes, spielte mit Handicap +2,6 bereits auf Augenhöhe mit der internationalen Konkurrenz. Dann wechselte die 23-Jährige zu Beginn des Jahres zu den Profis und jongliert seitdem zwischen Studium an der Fachhochschule in Chur und Tourleben.
Kein einfaches Unterfangen, zumal die Bad Ragazerin für die Ladies European Tour nach einem 45. Rang bei der Qualifying School in La Manga nur eine eingeschränkte Spielerlaubnis (Tourkarte 9b) besitzt und hauptsächlich auf Einladungen hoffen oder als Last MinuteErsatz fungieren muss. Für GOLF SUISSE zieht Mätzler eine Bilanz.
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INTERVIEW SVEN BECKMANN
GOLF SUISSE: Melanie, dein 1. Tourjahr neigt sich nun auch schon wieder seinem Ende entgegen. Rückblickend, wie waren deine Erfahrungen/Eindrücke als Mitglied auf der Tour in diesem Jahr?
MELANIE MÄTZLER: Es war ein spannendes Jahr mit vielen Eindrücken. Ich habe neue Orte und neue Leute kennengelernt und auch das
Leben auf der Tour ist mir jetzt nicht mehr fremd. Die Turniere, die ich auf der Ladies European Tour gespielt habe, waren alle gut organisiert und die Leute waren sehr hilfsbereit. Ich hatte keine verlorene Zeit oder irgendwelchen Stress mit der Organisation vor Ort. Auch die Trainingsbedingungen waren immer gut. Bei den Access Series Turnieren war es etwa ähnlich, aber ich musste vor Ort viel mehr selber organisieren, zum Beispiel den Transport vom Flughafen zum Hotel oder zum Golf.
Wie bist du damit umgegangen, immer warten zu müssen, ehe du die Bestätigung bekommen hast, bei einem Event spielen zu dürfen?
Caroline Rominger hat mich zwar auf diese Situation vorbereitet und ich wusste, was mich erwarten würde und trotzdem war es nicht immer ganz einfach. Ich habe jedoch gelernt, schnell zu handeln und Entscheidungen zu treffen. An einem Montag zwischen zwei Prüfungen bekam ich z.B. einen Anruf, dass ich erste Reserve sei in Finnland. Ich sollte mich entscheiden, ob ich anreise oder nicht, denn eine Reservespielerin muss immer vor Ort sein. Innerhalb weniger Stunden musste ich abklären, entscheiden und alles organisieren. Am Mittwoch rannte ich aus der letzten Prüfung und fuhr direkt zum Flughafen. Meine Mutter hatte schon alles eingecheckt und wir flogen nach Finnland. Am Freitag ging’s aber schon wieder zurück, da ich doch nicht spielen konnte.
Was ist Golf für dich heute?
Neben meiner Familie und der Schule ein wesentlicher Teil meines Lebens.
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Deine Ziele?
Mein Ziel ist es, den Bachelor im Sommer 2012 abzuschliessen und mich bis dahin golferisch weiterzuentwickeln, damit ich mir die volle Tourkarte für‘s Jahr 2013 erspielen kann. Zudem ist es natürlich wichtig, dass ich fit und gesund bleibe.
Sind diese Ziele, nach den Erfahrungen die du bislang machen konntest, erreichbar?
Ja. Ich setze mir keine Ziele, an deren Erreichbarkeit ich zweifle.
Und eine Teilnahme am Solheim Cup?
Für das Jahr 2013 ist eine Teilnahme zu diesem Zeitpunkt kein Ziel, da ich noch bis im August 2012 in die Schule gehe. Und bis zum Solheim Cup 2015 kann ich jetzt noch nicht planen. Es ist sicher ein Traum, aber noch kein Ziel.
Was ist/war die schwierigste Umstellung vom Amateurdasein zum Leben als Profi?
Ich übernehme jetzt für mich die gesamte Verantwortung. Als Amateur übernehmen der Verband und der Golfclub einen grossen Teil dieser Verantwortung. Dank der finanziellen Unterstützung diverser Sponsoren und meiner Familie ist es einfacher, diese Verantwortung zu tragen. Sonst wäre es, das muss ich ehrlich zugeben, fast unmöglich.
Nach den eigenen gemachten Erfahrungen, was sollte man schon im Amateurbereich intensiver fördern, worauf sollte man frühzeitig in der Nachwuchsförderung achten, damit der Übergang ins Profileben klappt? Den Spielern sollte mehr Eigenverantwortung übertragen werden und es ist wichtig, dass schon junge Spieler den Stellenwert des Kurzspiels erkennen.
Wie würdest du dich beschreiben?
Als Mensch würde ich mich als umgänglich und als Golferin als konsequent und fleissig beschreiben.
Was fehlt deinem Golf zum internationalen Durchbruch?
Im Moment fehlt noch einiges, vor allem die Konstanz.
Was zeichnet dich aus? Vielleicht meine Zielstrebigkeit und der damit verbundene Trainingsfleiss.
Wo möchtest du in 10 Jahren sein? Immer noch mit beiden Füssen auf Schweizer Boden.
Ist Profidasein für dich ein Abenteuer, ein Lebenstraum, eine Lebensaufgabe?
Den Entscheid, die Tourkarte anzunehmen, habe ich mir gut überlegt und mich mit der Annahme für Golf als Job entschieden. Ob dies eine Lebensstelle wird, entscheidet meine weitere Entwicklung.
Wie vereinbarst du Ausbildung und Profidasein?
Mit einem bis ins Detail geplanten Terminkalender und einem guten Umfeld. Meine Familie unterstützt mich mit verschiedenen Leistungen, als Caddy, Ernährungsberatung und mentaler Unterstützung. Der Golfclub Bad Ragaz bietet mir ein gutes und ruhiges Trainingsumfeld, die Schule kommt mir mit der Planung entgegen und auch die Mitschüler, die für mich mitschreiben und ab und zu Vorträge ohne mich machen müssen, unterstützen mich.
Diese Saison bin ich durch die Belastung von Schule, Prüfungen, Training und Turnieren an meine Grenzen gestossen. Umso glücklicher war ich, als der Bescheid kam, dass ich alle Semesterprüfungen bestanden hatte.
Andere Talente weltweit arbeiten nur an ihrer Golfkarriere. Beraubst du dich durch die Doppelbelastung nicht möglicher Chancen? Das kann ich zu wenig beurteilen, aber ich lasse mir auch andere Möglichkeiten offen. Da bin ich halt eine typische Schweizerin.