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FluchtpunKt Florida

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RAVEL T

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Zwischen Emerald Coast und Marco Island lockt Floridas wilder Westen. Fernab des Ostküsten-Way of Life finden Golfer hier noch die stille Version des grünen Florida-Feelings.

Von SVen beckmann

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Ein Blick nach draussen ins kalte Grau genügt und sie ist wieder da, diese Lust auf Hängematten-Flair. Lust auf Strand, Alligatoren und Golfplätze, dösend im stundenlangen Sonnenuntergang, von Mangroven fixiert, von Palmen beschattet und so postkartenkitschig, dass es nur unecht sein kann. Lust aufs Florida-Feeling.

Florida-Feeling, nenn es Streben nach Glück, Sucht nach Sonne satt, Suche nach Ruhe. Ab Mittag schwingt sich hier kein Pelikan mehr von den Holzstegen auf. Nur Golfer starten durch zur zweiten Runde. Bis der Elektromotor streikt. Florida-Feeling – das sind Drinks in Plastikbechern mit mindestens zehn Eiswürfeln drin; Bodensee-Kaffee – dünn, bitter, kalt und ungeniessbar; Restaurants mit Tiefkühltemperaturen und köstlich klebrigen «Heissen Hunden» auf dem Papiermenü.

Florida-Feeling – das sind Mickey Mouse, Miami, Moos, Muscheln und Meer. Florida-Feeling ist unwiderstehlich, laut und «so much fun».

Doch es gibt sie noch, die Unterschiede zwischen Laut und Leise, zwischen Ost und Westküste, zwischen Fun und Frieden. Im Gegensatz zum Party-Osten des Staates gibt es im «stillen» Nordwesten kaum Attraktionen wie Wolkenkratzer, Disney-Fantasyländer, Weltraumbahnhöfe, Delphindressuren, Filmstudios und Varieté-Shows. Allemal ein paar Schauaquarien und Pflegefarmen für verunglückte Delphine und Pelikane. Die Kunstlandschaft der Gärten, Golfplätze, Parks, Strände und Schutzzonen in Floridas «Panhandle» (Pfannenstiel) ist ein Refugium des «Take it easy». Und bietet sich vielleicht deshalb den golfhungrigen Zürchern, Luzernern und Genfern als Escape-Destination in der kalten Jahreszeit an – auch wenn sie hier nicht gleich einkaufen und ein Eigenheim erwerben wollen. Die Wildnis zwischen Emerald Coast und Marco Island ist – trotz Bauwut – noch echt und gratis. Wie die weitläufigen Strände aus pulverisiertem Silbersand. Auch die Golfplätze wirken weniger inszeniert. Die Kunst liegt in den Golclubs von Bluewater Bay, Shalimar, Indian Bayou und Emerald Bay im Weglassen von extravaganten Eyecatchern, die ohnehin nicht in die sandige Landschaft gepasst hätten. Die Naturschönheit weiter südlich am nicht mehr ganz so geheimen Traumziel Naples hängt: Marco Island. Jahrhunderte war das Eiland eine von winzigen Mangroveninseln eingebettete, verborgene Zufluchtsstätte für Piraten. Die Geschichte von Marco, so wie wir sie heute kennen, begann mit dem Traum dreier Brüder, die 1962 am endlosen Sandstrand des Golfs von Mexiko standen, die Weite des himmelblauen Meeres sahen und sich im Geiste vorstellten, wie diese leere Landschaft wohl gewinnbringend verwandelt werden könnte. Die Mackles dachten an Key Biscane drüben auf der atlantischen Seite Floridas, wo sie gerade ein ähnliche «Buddelpartie» fertigge- wird golfarchitektonisch untermalt, nicht überstrapaziert. Dünenkuppen werden zu natürlichen Sandbunkern, moorige Teiche zu malerischen Wasserhindernissen, Palmenmeere zu mannigfaltigen Hindernissen. Das grelle Ostküsten-Klischee verblasst zur vagen Erinnerung an Crockett und Tubbs, jene zwei italienisch gedressten TV-Drogenfahnder mit Hang zur Selbstdarstellung. Schon vergessen? Und dann ist da noch ein Flüstertipp, der viel

unsere 3 golF-tipps

The Golf Club at Bluewater Bay

Gleich vier 9-Loch-Plätze lassen sich hier miteinander kombinieren: Marsh, Magnolia, Lake und Bay (entworfen von Tom Fazio und Jerry Pate) spielen auf natürlichste Art und Weise mit der alten Magnolien-Bewaldung. www.bwbresort.com

Lely Flamingo Island Golf Club

Im Lely Resort Golf & Country Club stehen zwei von Robert Trent Jones Sr. designte Championshipkurse zur Auswahl. The Classics von Gary Player hingegen ist «Häuslebauern» der Anlage vorbehalten. Doch schon Flamingo Island mit seinen Stundenglas-Fairways, den Finger-Bun- kern und den tiefgrünen, ondulierten Greens bietet nicht nur an seinem meistfotografierten Paradeloch Nr. 5 einen unvergesslichen Golfmoment. www.lely-resort.net

Marco Island Marriott Beach Resort –The Rookery

Der von Golf Digest prämierte Par 72-Kurs liegt direkt hinter der Brücke, die die Everglades und Marco Island trennt und wurde inmitten von Kieferwäldern und Palmenhainen errichtet, umrahmt von ausgedehnten Lagunen. Wasser gehört hier damit zum guten Ton. www.marcoislandmarriott.com stellt und die Landzunge erschlossen hatten. Ihre Vision wurde wahr und dennoch blieb Marco Island ein überschaubares Stückchen Zivilisation inmitten der schwerblütigen Melancholie des alten Südens mitsamt seiner immergrünen Everglades. Und gibt sich dabei ganz nach amerikanischem «Holiday»-Geschmack: sportlich, sauber, adrett und ohne Sünde. Auch wenn es jederzeit eine Sünde wert wäre.

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