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European Tour wieder im Aufwind?

Interessantes hat sich in den letzten paar Wochen zugetragen. Fast hat man im Februar dieses Jahres den Eindruck gehabt, die European Tour habe gegenüber der US PGA Tour wieder Boden gut gemacht.

Seit das Golfspiel der Pros sich in «Tours» abspielt, ist die US PGA Tour die beste Serie von Turnieren gewesen; das hängt vor allem mit der Höhe der Preisgelder zusammen. Bereits zu den Zeiten von Bernhard Langer oder Seve Ballersteros stritten sich die besten Pros mit den Tours darüber, wo sie spielen wollten und durften. Das hat sich in den beiden letzten Jahren stark akzentuiert, nachdem die Amerikaner den «FedEx Cup» erfunden haben. Das ist eine von Federal Express mit Unsummen von Dollars gesponsorte Serie von vier Turnieren im September, die durch ein unübersichtliches Punktesystem zusammengehalten werden. Das letzte dieser vier Turniere Mitte September ist die eigentliche Tour Championship, welche unserem Volvo Masters entspricht.

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Die Cracks drängen dorthin, wo der Rubel rollt – das ist ein alter Hut. Deshalb spielten die meisten Stars, auch diejenigen aus europäischen Ländern, seit zwei Jahren in den Playoffs des FedEx Cup und nicht mehr diesseits des Atlantiks.

Wie wir wissen, hat die European Tour mit dem Rücken zur Wand zu einem Rundschlag ausgeholt, der sich «Race to Dubai» nennt. Zu Grunde liegt der neuen Tour-Formel ein ähnliches Muster wie in den USA. Besonders viel Fantasie, um etwas Originelles auszubaldowern, war auch nicht gefragt; nur Preisgelder, die mussten her. Dubai lieferte das, in Form eines Bonus, der den besten Europäern Ende Saison ausbezahlt wird.

Und siehe da: es findet Reiseverkehr über den Atlantik statt – aber dieses Mal in östlicher Richtung.

Bereits in den ersten Events der europäischen Saison 09 tauchten Namen wie Camilo Villegas, Anthony Kim, Sergio Garcia, Justin Rose, Paul Casey oder Henrik Stenson auf. Natürlich finden diese «europäischen Turniere» weiterhin auch in Asien, Australien oder Südafrika statt; aber es war immerhin das letzte Mal, dass die Tour sich nicht ans Kalenderjahr gehalten hat. Die Version 2010 soll im Januar beginnen und nicht mehr schon im November.

Also: es hat ein Trend eingesetzt, der die Top-Spieler der Welt vermehrt diesseits des grossen Teichs an den Start bringen wird. Und das scheint einher zu gehen mit einer anderen Beobachtung. Im offiziellen World Ranking liegt noch immer Tiger Woods an der Spitze. Dahinter aber folgen Sergio Garcia und Padraig Harrington; Phil Mickelson ist auf den vierten Platz abgerutscht. Mit Robert Karlsson und Henrik Stenson liegen zwei weitere Euros in den Top Ten, und zwischen 10 und 20 liegen Lee Westwood, Rory McIlroy, Justin Rose und Martin Kaymer auf der Lauer.

A propos Rory McIlroy: jedermann wird sich daran erinnern, wie der 19 Jahre alte Nordire letzten September den Sieg im Omega European Masters in Crans-Montana (Bild) beinahe tollpatschig weggeworfen hatte. Das war sehr schade, auch wenn wir wenig gegen Jean-François Lucquin als Swiss Open Champion einzuwenden haben. Dieser spielt weiterhin wacker im Mittelfeld – doch Rory, der hat die diesjährige Dubai Desert Classic gewonnen. Seine zahlreichen guten Klassierungen plus dieser Sieg haben ihn bereits in die Top-20 der Welt gespült. Damit wird er ab sofort in allen Majors und allen WGC-Turnieren spielberechtigt sein; und er ist immer noch nicht 20 Jahre alt!

Das Pendel scheint also zurück zu schwingen. Die hiesige Tour wird besser, die europäischen Spieler sind auf dem Vormarsch, die US-Boys dagegen haben – trotz dem Gewinn des Ryder Cup – eher Positionen verloren. Wie allerdings sich die jüngsten Entwicklungen in der Weltwirtschaft auswirken werden, das vorauszusagen wird wohl kaum jemand wagen. Denn das viele Sponsorengeld, das den Pros als Check nach einem guten Turnier ausgehändigt wird, das ist mancherorts in Gefahr!

■ Jacques Houriet

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