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Teure Ökologie

Korkeichen sind eine indigene Baumart im Süden von Spanien; das Gelände des Golfplatzes von Valderrama war ursprünglich ein Korkeichenwald, aus welchem die Spielbahnen herausgehauen worden sind. Im ursprünglichen Projekt (Las Aves) waren entlang der Fairways Häuser und Villen vorgesehen; davon ist heute überhaupt nichts zu sehen. Wer hier spielt, muss sich schon Mühe geben, wenn er ein Haus sehen will. Jaime Ortiz Patiño hat, als er Las Aves kaufte und es in Valderrama umbenannte, auch gleich eine Reihe von Parzellen gekauft, um zu verhindern, dass darauf Häuser gebaut wurden.

Beim Umbau von Las Aves in Valderrama wurden mit den Bäumen äusserst sorgfältig umgegangen. Die wenigsten wurden gefällt; in vielen Fällen wurden Korkeichen versetzt, wofür massives Krangerät benötigt wurde.

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Die Korkeichen sind eine dominante Spezies, welche wenig andere Pflanzen um sich herum toleriert. Sie sind auch nicht optimal auf einem Golfplatz, weil sie Blätter und Eicheln zu verschiedenen Zeiten verlieren. Das zwingt das GreenkeepingTeam zu zusätzlicher Arbeit, soll der Golfplatz davon befreit werden – in Valderrama eine Selbstverständlichkeit.

Gegen 3800 Korkeichen stehen auf dem Golfplatz, und das ist auch eine substanzielle Beeinflussung des Spiels. Ihr Laubwerk ist nämlich ziemlich robust, die Blätter sind klein und hart, so dass es kaum möglich ist, einen Ball durchs Laub hindurch zu schiessen. Sie kommen also überall ins Spiel. Ganz besonders ist das beim 5. Loch der Fall: eine Korkeiche steht hier zwischen dem Bunker und dem Green, direkt am Greenrand.

Hartes Laub: das gilt auch für die Olivenbäume, welche die zweite allgegenwärtige Baumart auf dem Platz sind. Sie vertragen sich mit den Korkeichen, vor allem auch wegen ihrer geringeren Wachstumshöhe. Dazu sind sie gut zu verpflanzen, auch wenn sie schon alt sind. In Valderrama wurden in den ersten Jahren rund 600 Olivenbäume gepflanzt; 304 von ihnen erwarb Ortiz Patiño in einer Baumschule in Sevilla, welche geschlossen wurde, und liess sie nach dem Transport in Valderrama einpflanzen.

Neben diesen beiden Arten fallen heute auch Pinien auf; mehrere Tausend von ihnen wurden gepflanzt und haben mittlerweile eine ordentliche Höhe erreicht. Sie sollen vor allem dafür sorgen, dass die Fairways und Greens von Valderrama von aussen nicht einsehbar sind; dass man als Golfspieler also auch in intimer Abgeschiedenheit das Spiel geniessen kann.

Gestört wird man höchstens von einem Vogel. Die Strasse von Gibraltar, eine Meerenge von rund 14 Kilometern Breite, wird von zahlreichen Zugvögeln genutzt, welche grössere Strecken über offene Wasserflächen nicht überwinden können. Sie pflegen vor der Überquerung des Wassers einen letzten Halt zu machen; oft auch in den Wäldern der Sierra Nevada und Andalusiens. Aber nicht nur Zugvögel während ihrer Erholungs-Stopps, sondern auch Raubvögel, Singvögel, Spechte, dazu Nager aller Art, Reptilien und anderes Niederwild sind in diesen Wäldern heimisch. Ihnen allen wurde mit der Vergrösserung der Waldflächen zusätzlicher Lebensraum geboten, den sie reichlich nutzen. Valderrama wurde 1992 als erster europäischer Golfplatz in das «USGA Audubon Cooperative Sanctuary Program» aufgenommen. Seither haben verschiedene Wildbeobachtungen stattgefunden. In den ausgeschiedenen Schutzgebieten, meistens in Out-of-Bounds-Zonen gelegen, wurden Nist- und Futterstationen eingerichtet. Bereits kurz nach dem Start des Programms wurden über 100 Vogelarten, 11 Säuger, 4 Reptilien, drei Amphibien, 20 Schmetterlinge und drei Libellen beobachtet, die sich in Valderrama angesiedelt hatten. In Spanien, wo Beton entlang der Küsten alles aufzufressen droht!

Wasser und Chemie

Ein computerisiertes Wasser-Management-System von Toro – sogar mit einem direkten Link zur Meteostation – sorgt dafür, dass der Golfplatz von Valderrama mit dem geringstmöglichen Wasserverbrauch gepflegt wird. Nach der Inbetriebnahme des Systems 1994 konnte der Wasserverbrauch sofort um 30% reduziert werden. Auch das Brauchwasser behält man unter Kontrolle: es wird aufgefangen und wieder aufbereitet.

Der Werkhof des Greenkeepings hat Auffangwannen, welche auslaufende Chemikalien oder Treibstoffe am Versickern hindern. Giftige Substanzen werden in speziellen Behältern gelagert.

Die Unkraut- und Schädlingsbekämpfung ist sehr wichtig, wenn die Qualität der Oberflächen von Fairways und Greens auf konstant hohem Niveau gehalten werden soll. Zwischen den unterhaltenen Rasenflächen und den naturbelassenen Zonen gibt es deshalb Pufferzonen, die nicht mit Pestiziden behandelt werden, aber als Schwellen gegen das Einwandern von Unkraut wirken. Entlang der offenen Wasserläufe wird ebenfalls keine Chemie eingesetzt.

Schönheiten der Landschaft von Valderrama auseinander gesetzt hat, als es darum ging, den Auftrag von Don Jaime auszuführen. Das Ergebnis ist denn auch herausragend. Getreu seinem Credo hat Trent Jones darauf verzichtet, dem Platz ein Signature Hole zu verpassen. Trotzdem erlebt ein Gast in Valderrama diesen abwechslungs- und variantenreichen Golfplatz nicht einfach als eine Abfolge von Weltklasse-Golfholes, sondern jedermann wird hier seine Lieblingslöcher finden. Trent Jones selber beispielsweise attestierte Hole Nr. 4, eines der besten und auch landschaftlich attraktivsten Par 5 der Welt zu sein. Auch das 17. Loch (Bild oben), ebenfalls ein Par 5, hat sich hohe Bekanntheit erworben. Jones hatte nur eine grobe Skizze angefertigt, weshalb der Club später Severiano Ballesteros beauftragte, das Hole etwas aufzubessern; dabei verschwanden zahlreiche Buckel im Fairway. Vor dem Ryder Cup wurden das Green und der Teich modifiziert, nach dem Ryder Cup wurde der Rough-Streifen in der DriveZone entfernt. Nach dem WGC-Turnier wurde die gesamte Spielbahn erneut modifiziert; neu kam der Bunker auf der linken Fairwayseite hinzu, so dass man heute nichts mehr vom ursprünglichen Ballesteros-Design erkennen kann.

Besondere Erwähnung verdienen nach Meinung von Golf Suisse aber auch die Holes Nr. 2, Nr. 7, Nr. 10, Nr. 15, Nr. 16 und das Schlussloch, welches einen der stressigsten Abschläge weitherum hat.

Die spannendsten Holes

Natürlich ist auch unsere Meinung subjektiv. Bei einem kleinen Rundgang wollen wir kurz begründen, weshalb diese paar Holes besonders aufgefallen sind (Distanzen: Championship Tees).

• Loch 2. Par 4, 345 m. Mitten im Fairway steht eine der ältesten und prächtigsten Korkeichen des ganzen Platzes. Der Drive muss in einem leichten Draw genau auf den Stamm gezielt werden; dann hat man eine perfekte Linie zum Green. Das Loch kann aber auch mit einem kürzeren Tee Shot und einem zweiten Schlag über diese Eiche gespielt werden.

• Loch 4. Par 5, 470 m. Von einem erhöhten Abschlag aus bedroht ein prominenter Fairwaybunker links das Selbstvertrauen jedes Spielers. Die rechte Seite des Fairways wird durch hereinragende Bäume verdeckt; die Landezone ist aber breit. Nach einem langen Abschlag kann das Green mit dem zweiten Schlag angegriffen werden – einer der gefährlichsten Schläge des ganzen Platzes. Ein dekorativer Wasserfall und ein Teich rechts des Greens schüt- zen dieses; es ist lang und schmal und hat mehrere Plateaus. Eagles sind hier selten, Birdies werden besser mit einer Dreischlag-Strategie angestrebt.

Loch 7. Par 4, 410 m. Ursprünglich ein Par 5, doch schon bald in ein langes Par 4 geändert; es verlangt den perfekt geraden, langen Drive und dann einen Cut ins Green, in der Regel mit einem mittleren bis langen Eisen. Das Green hat einen schmalen Eingang, so dass ein langer Schlag auf kurzem Raum zum Stoppen gebracht werden muss.

Loch 10. Par 4, 333 m. Spektakulär vom Clubhaus aus einzusehen; es verlangt einen platzierten, nicht besonders langen Drive und einen Approach mit einem Wedge, bei dem der Backspin genau kontrolliert wird. Sonst kann der Ball die ganze falsche Front und das Vorgreen hinunter rollen, was schnell 40, 50 Meter ausmachen kann. Das Green ist stark geneigt.

Loch 15. Par 3, 183 m. Von einem aus der Landschaft herausragenden Hügel, auf welchem sich der Abschlag befindet, ist ein präziser Schlag über eine mit Busch bestandene Senke auf ein schmales, gegen rechts geneigtes Green verlangt. Drei Bunker um das Green herum lassen beim Spieler keinen Zweifel darüber aufkommen, dass er einen wirklich schwierigen Schlag vor sich hat.

Loch 16. Par 4, 354 m. Eigentlich ein Dogleg nach rechts; doch die Bäume auf der Innenseite der Kurve sind so prominent, dass unbedingt die linke Seite des Fairways angesteuert werden muss. Vom erhöhten Abschlag aus hat man einen grandiosen Blick Richtung Meer.

Loch 17. Par 5, 455 m. Der Fairway ist leicht nach links geneigt, in Richtung eines grossen Fairway-Bunkers. Wer seinen Abschlag aber zu weit nach rechts zielt, der steht im Rough an einer ziemlich steilen Böschung. Nach einem perfekten Tee Shot greifen viele Spieler mit dem zweiten Schlag das Green an; das heisst aber, einen langen Schlag auf dem breiten, aber nicht allzu tiefen Green anhalten zu können, weil der Ball sonst aus dem dahinter liegenden, ansteigenden Bunker auf die Richtung Wasserhindernis geneigte Fläche gespielt werden muss. Doch ein zu kurzer Approach oder ein solcher mit zu viel Backspin rollt auf dem perfekt rasierten Vorgreen ebenfalls zurück ins Wasser.

Loch 18. Par 4, 397 m. Vom Abschlag aus ist der Fairway als schmale Gasse zwischen den Eichen gerade noch zu erkennen. Der perfekte Schlag ist ein Draw um die leichte Kurve herum mitten auf den Fairway; jetzt ist es noch 130 Meter zum Green. Wer mit einem kürzeren Club ins Knie des Doglegs spielt, dem bleiben 190 Meter für den zweiten Schlag – auf ein kleines, gut verteidigtes und gegen links geneigtes Green, das man am besten linkskurz verfehlt.

Die Holes 15 bis 18 sind mit Bestimmtheit einer der härtesten Finishes im internationalen Turniergolf; sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass Valderrama sich als so aussergewöhnlicher Golfplatz hat etablieren können. Und das ist das Verdienst von Jaime Ortiz Patiño und Robert Trent Jones.

Mornington Peninsula im Süden von Melbourne

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