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Kleinod im dichten Busch

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Alle, ausnahmslos!

Alle, ausnahmslos!

Aus Anlass des Volvo Masters, das 2008 zum letzten Mal als Finale der European Tour stattgefunden hat, ist in Golf Suisse 6/2008 eine umfangreiche Reportage über dieses Event und über den Austragungsort Valderrama erschienen. Doch hinter diesem einzigartigen Golfplatz steckt viel mehr als 18 Holes und ein prominentes Turnier. Wie kaum auf manchem anderen Platz nämlich kombiniert das Design Elemente der Landschaft, des Wetters und der Vegetation mit den golftechnischen Aspekten. Dazu wurden hier einige ebenfalls einzigartige ökologische Dinge in die Tat umgesetzt. Ein zweiter, vertiefter Blick ist deshalb Pflicht – was in Valderrama realisiert worden ist, das ist beispielgebend für viele andere Golfanlagen.

Wenn man, wie das Jaime Ortiz Patiño als Eigentümer eines Golfplatzes tat, einem renommierten Golfplatzarchitekten quasi Carte Blanche gibt, zu tun, was ihm passt, dann ist es kaum verwunderlich, wenn sich dieser Architekt zu dieser ziemlich seltenen Ausgangslage seine Gedanken macht. Robert Trent Jones hatte in diesem (südlichsten) Teil von Spanien bereits Erfahrung mit dem Bau von Golfplätzen; der Auftrag von Ortiz Patiño, das eher mittelprächtige Las Aves, Vorläufer von Valderrama, in den besten Golfplatz weitherum zu verwandeln, war für ihn also eine seltene Chance – meistens sind nämlich Unmengen von Auflagen einzuhalten.

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Trent Jones hatte bis zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Golfplätze in der ganzen Welt gebaut. Sein Ruf war hervorragend; nicht zuletzt hatte er auch den Platz des GC de Genève in Cologny entworfen. Ortiz Patiño hielt ihn simpel und einfach für den besten Golfplatzarchitekten aller Zeiten, so dass er ganz natürlicherweise mit ihm Kontakt aufnahm.

Trent Jones hielt im Buch «Valderrama, the first ten Years» seine Überlegungen angesichts des Mandats selber fest. «Ich war schon vertraut mit den Verhältnissen in und um Sotogrande, nachdem ich hier den Old Course gebaut hatte. Ich konnte mich also sofort in meine übliche Arbeitsroutine stürzen. Das bedeutete, mich mit dem Terrain vertraut zu machen und als erstes attraktive Standorte für Greens auszuspähen. Auch wenn das ausschaut, wie wenn man den Karren vor das Pferd spannte, so ist es trotzdem so, dass man Spielbahnen besser vom Green her rückwärts entwirft. Wenn man die Form eines zukünftigen Greens und seine Einbettung ins Gelände sieht, dann kann man sich auch vorstellen, welches der typische Approach Shot auf ein solches Green wäre. So ergibt sich dann auch eine angemessene Länge des gesamten Holes».

Respekt vor der Natur

Trent Jones erwähnt Dinge wie Drainage, Zugänglichkeit für den Unterhalt, Bewässerung, Spielbarkeit für Golfer aller Stärkeklassen, Luftzirkulation, Lichteinfall als wichtige Punkte, und er unterstreicht die Wichtigkeit der Sicherheit, sowohl für Spieler als auch für Personen oder Objekte ausserhalb des Golfplatzes.

Dann fährt er weiter: «Wenn ein Architekt auf einem flachen Stück Land einen Golfplatz bauen soll, dann ist er gezwungen, grössere Erdbewegungen vorzunehmen. Das Material aus den ausgehobenen Senken für die Wasserhindernisse kann zum Aufbau von Greens und Abschlägen verwendet werden. Auf einem so wunderbar ondulierten Stück Land, wie ich es in Valderrama vorfand, konnte ich aber meine Instinkte arbeiten lassen: sie sollten mir zeigen, was die Natur in Millionen von Jahren bewirkt hatte. Die Natur ist ja sowieso der beste Golfplatzbauer. Die Arbeit des Menschen besteht darin, aufzudecken, was verborgen schon längst vorhanden ist. Dann muss ich ein Minimum von Anpassungen vornehmen, welche aus golftechnischer Sicht notwendig sind, wobei ich aber die Integrität der Landschaft so weit wie möglich respektiere, auch wenn das aufwendig ist. Ebenso grossen Respekt habe vor den Bäumen. Sie sind nicht selten Hunderte von Jahren alt, aber es dauert bloss Minuten, sie umzusägen. In meiner Arbeitsweise lasse ich sie deshalb so lange wie möglich stehen; während des Baues könnte ja plötzlich eine Änderung des Routings beschlossen werden, so dass ein Baum stehen bleiben kann».

Robert Trent Jones wendet sich in seinen eigenen Aussagen dann dem eigentlichen Design der 18 Holes zu. Seine Entwürfe seien nicht an typischen Design-Elementen erkennbar, wie das bei anderen Golfplatzbauern der Fall sei, meint er. Zuoberst stehe seine Philosophie: «Ein Golfhole soll es dem guten Player schwer machen, das Par zu spielen, doch das Bogey soll viel leichter erreichbar sein. Wenn es eine Robert Trent Jones Trademark gibt, dann ist es das – was eigentlich wenig Sinn macht, weil die meisten Architekten nach diesem Prinzip arbeiten».

Trent Jones weiter: «Bunker versuche ich so einzubauen, dass die natürliche Topografie respektiert wird, dass sie aber in der Strategie-Idee für das Loch eine sinnvolle Rolle spielen können. Die teilweise ausgeprägten Slopes auf den Greens von Valderrama bringen das <Hard Par, Easy Bo- gey> zum Ausdruck. Mancher, der zum ersten Mal hier spielt, hat Mühe, die Greens zu lesen, und es gibt Leute, die erzählen, sie hätten einen Aufwärts-Putt gesehen, aber es sei dann effektiv abwärts gegangen. Es freut mich dann jeweils, dass diese optischen Täuschungen auf dem Platz funktionieren, auch wenn ich gestehen muss, dass diese in den meisten Fällen aus purem Zufall entstanden sind. Doch es gibt natürlich schon ein paar Tricks, welche ein Architekt ausnützen kann. So geht das Strässchen hinter den Greens 13 und 15 leicht aufwärts, was eine Art geneigten Horizont ergibt. Beide Greens gelten denn auch als sehr schwierig zu lesen».

Wind als Gestaltungselement

Nichts beeinflusst das Spiel mehr als der Wind. Je coupierter die Landschaft und die Oberfläche des Terrains sind, in welchem sich der Golfplatz befindet, desto verwirbelter oder böiger ist der Wind, und desto schwieriger ist er auch zu lesen. Demgegenüber ist der vom Meer her über einen Links Course wehende Wind kaum verwirbelt und so viel besser zu interpretieren.

Robert Trent Jones hat das für Valderrama so gesehen: «Der letzte, aber sehr wichtige Faktor beim Entwurf für einen Golfplatz ist der Wind. Welches ist die vorherrschende Windrichtung? Hier, an der Costa del Sol, gibt es den heissen Nordwind, den Poniente, der über den Savannen Spaniens alle Feuchtigkeit verloren hat. Im Winter ist der Poniente dagegen beissend kalt. Bläst es aus Süden, dann ist es der gemässigte, feuchte Levante. Beide Winde habe ich eingeplant. Schliesslich soll ein guter Golfplatz ein valabler Test für jeden Club im Bag eines Spielers sein, und er soll ihn auch dazu zwingen, ein Repertoire von verschiedenen Shots zu beherrschen».

Diese Passagen, übersetzt aus dem Text, den Robert Trent Jones für das zitierte Buch selber verfasst hat, zeigen deutlich, wie intensiv er sich mit den Möglichkeiten und den

Einblick in den Platzunterhalt von Valderrama

• Das Greenkeeping-Team besteht aus 36 Mann, dem Head-Greenkeeper Juan Zumaquero unterstellt, der von allem Anfang an verantwortlich für den Platzunterhalt war. Das Team muss den 18-Loch-Platz, den Neunloch-Kurzplatz, Putting-Green und Chipping-Green in Schuss halten. Adolfo Ramos, der Stellvertreter von Juan Zumaquero, hat uns die folgenden Informationen gegeben.

• Die Greens werden von Hand gemäht (Toro 1000).

• Greenränder werden von Hand gemäht (Toro 1600).

• Vorgreens (Aprons) und Abschläge werden ebenfalls von Hand gemäht (Toro 1600).

• Fairways und Semirough werden mit dem Dreigang Toro Sidewinder gemäht.

• Für das Rough werden zwei grosse Mähmaschinen (Toro 4500 D und 3500 D) benutzt.

• Die Greens werden einmal pro Jahr aerifiziert und gesandet; dazu werden sie alle zwei Wochen verticutiert plus Top Dressing mit Quarzsand.

• Für das Topdressing von Fairways und Rough wird Flusssand verwendet.

• Damit die Bunker weiss bleiben, wird der Sand regelmässig ausgewechselt.

• Die Greens sind von 10. Juni bis 10. Juli geschlossen.

• Jeden Tag ist eine Truppe unterwegs, welche Divots und Pitchmarks repariert. Die Spieler werden aber selbstverständlich angehalten, selber vom mitgeführten Sand in die Divots einzufüllen.

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