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Chipps aus allen Lagen
Für ein gutes Score sind sogenannte «Up&Down»-Pars absolut notwendig – man hat das Green in Regulation verfehlt, und jetzt geht es darum, so nah an die Fahne zu chippen, dass nur noch ein Putt notwendig ist. Doch ums Green herum ist es nicht immer topfeben. Eine grundsolide Technik und etwas Kreativität sind die Zutaten zu gelungenen Rettungsaktionen. Régine Lautens zeigt zusammen mit Rebecca Huber, Mitglied der Nationalmannschaft, die häufigsten Chipp-Situationen.

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Lob Shot
Über ein Hindernis muss der Ball an die Fahne gechippt werden; meistens hat man auch wenig Green zur Verfügung, was auch der Grund ist, weshalb der Schlag zu kurz geraten ist. Vielleicht liegt der Ball auch im Semirough und hat manchmal sogar eine schlechte Lage. Es geht nun darum, ihn möglichst sicher aufs Green zu bringen. Dazu empfehle ich den leichtesten und sichersten aller Lob Shots: Handgelenke bleiben passiv, der Schwung wird nur durch Körperrotation gesteuert. Die Ansprechposition ist wie bei einem Bunkerschlag: offener Stand, offenes Clubface, der Club wird entlang der Linie der Füsse geschwungen und nicht direkt zum Ziel. Wichtig ist ein gutes Timing Körper – Club; dieser darf nicht «vermurkst» werden, es wird also nicht aktiv beschleunigt, sondern der Club findet seinen Weg dank seines Eigengewichts, genau synchronisiert mit der Bewegung des Körpers. Es kommt zu einer vollen Rotation, was auf dem Bild sehr gut zu sehen ist; der Ball wird eine hohe Flugkurve beschreiben und nicht weit rollen. Mit etwas Übung bekommt man auch ein ziemlich gutes Distanzgefühl.
Schlechte Lage, nackter Boden
Um die Greens herum gibt es häufig auch unattraktive Lagen, aus welchen der Ball aber auch gut gespielt werden kann. Unter Bäumen ist es häufig nackter Waldboden, von welchem gechippt werden muss. Es geht vor allem darum, den Ball so sauber wie möglich zu treffen und nicht mit dem Club zuerst den Boden zu berühren («kratzen»). Wenn man ein Eisen 8 oder 9 etwas aufrechter hält, dann berührt es den Boden nur noch mit der Spitze. Insbesondere die ganze Sohle kann jetzt den Boden nicht mehr streifen. Dazu muss man wahrscheinlich in der Ansprechposition eher aufrecht stehen und den Club auch etwas kürzer fassen. Der Schlag wird durch ein Pendeln der Arme ausgeführt, wie bei einem Putt, die Hände bleiben völlig passiv, und die Handgelenke sogar eher steif. Es geht darum, den Ball mit dem äussersten Teil des Clubface zu treffen; der Ball wird flach aufs Green schiessen und ziemlich weit rollen.
Chipp and Run
Man hat eine eher leichte Aufgabe aus dem Semirough zu lösen, nicht allzu weit vom Green entfernt, und man hat auch genügend Distanz zur Fahne. Am besten eignet sich ein mittleres Eisen (7 oder 8); man sucht sich eine flache Landezone aus, am besten schon auf dem Green. Je flacher und je weniger weit der Ball fliegt, und je weiter er rollt, umso besser. Die Füsse zeigen leicht nach links, der Club zielt zum Punkt, wo der Ball landen soll. Wirbelsäule und Kopf sind aufrecht; das Körpergewicht ist 60:40 verteilt (vorderes Bein – hinteres Bein), was mithilft, den Ball sauber zu treffen. Der Schlag wird vor allem durch eine leichte Körperdrehung gesteuert, wobei die Hände den Schläger aber ziemlich kräftig halten. Die Handgelenke bleiben durch den ganzen Schlag hindurch steif. Damit wird sichergestellt, dass der Ball nur wenig Backspin bekommt und so gut rollt.
Downhill Chipp
Der Ball ist nicht weit vom Green zu liegen gekommen, aber leider am Abhang eines Hügelchens; der Chipp diesen Abhang hinunter aufs Green ist etwas vom schwierigsten, was das Kurzspiel zu bieten hat. Man kann verschiedenes tun; Rebecca spielt hier einen hohen Ball, der relativ weich landet und nicht allzu weit rollt. Dazu muss sie sich mit möglichst tiefem Körperschwerpunkt und einem breiten Stand so hinstellen, dass die Linie ihrer Schultern parallel zum Hang ist. Das ist schon nicht so einfach; der grösste Teil des Körpergewichts lastet nun über dem linken (vorderen) Bein. Den Club, ein Wedge mit möglichst viel Loft, führt man möglichst weich. Die Körperrotation ist wichtig – man darf den Club also nicht nur mit den Armen schwingen. Durch den ganzen Schwung hindurch muss die Wirbelsäule gegen vorne geneigt bleiben. Der ganze Körper muss eine Rotation zum Ziel hin ausführen, und man muss einSchwunggefühl haben, dass der Club den Ball vor den Händen erreicht. Sicher ist: dieser Schlag erfordert Training, um ihn zu spüren!
Régine Lautens arbeitet als Teaching Pro im Golf Club de Genève und ist Coach der Nationalmannschaft der Ladies und Girls.



Auf dem Golfplatz des GCPatriziale Ascona haben wir die gewünschten schwierigen Lagen zumChippen gefunden.
Rebecca Huber ist 1992 geboren, Mitglied im GC Bubikon.
Mit Golf begonnen im Alter von 8 Jahren.
Vater Dorian Huber, Initiant eines Nachwuchsprojekts in Bubikon.
Noch zwei Jahre Schule, dann an ein College in den USA.
Aktuelles Handicap: 0,5 Berufsziel: noch keines («Mal sehen, wie sich das Golfspiel entwickelt...»)

