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Säckelmeister ehrenhalber der ASG

Er hat zwar keinen überdimensionierten Schlüssel am Schlüsselbund, aber den «Tresor» hütet er trotzdem: der «Honorary Treasurer» der ASG, Jean-Louis Matthey, hat nicht unbedingt das typische Profil eines Rappenspalters – im Gegenteil. Eher wirkt eher immer fröhlich, immer gut gelaunt und vor allem vom Golfspiel begeistert. Logisch, dass er einer golferischen Begegnung, verbunden mit einem friendly Game, ebenso gut gelaunt entgegen blickt. Wir trafen uns auf dem Parcours von Domaine Impérial.

Das Rendez-Vous des Kassiers im ASG-Vorstand mit dem Redaktor der welschen Ausgabe von Golf Suisse auf einem der schönsten Golfplätze der Schweiz ergab sich zwanglos aus einem einfachen Grund: Jean-Louis Matthey ist Mitglied in Domaine Imperial. Seit zehn Jahren bereits sitzt er im ASG-Vorstand, und dass Golf Suisse nicht früher Interesse an einem Gespräch angemeldet hatte, liegt wahrscheinlich an der unspektakulären Art und Weise, in welcher dieser Kassier seine Kasse führt. Doch zuerst einmal lerne ich den Golfspieler kennen, der sein Tee im Abschlag des ersten Holes verankert und dann seinen eleganten, lockeren Schwung arbeiten lässt. Das Ergebnis überrascht kaum jemanden: der Ball liegt etwas weiter als 200 Meter entfernt in der Mitte des Fairways. Plaudern können wir anschliessend, während der bevorstehenden Fussmärsche von Ball zu Ball. «Ich stamme aus dem Jura, aus Le Locle, wo ich allerdings nie gelebt habe.

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Meine Mutter ist Französin, geboren bin ich in Paris, weshalb ich noch heute Doppelbürger der beiden Länder bin. In Paris habe ich auch studiert, abgeschlossen als ChemieIngenieur. Meinen ersten Job hatte ich denn auch in der Basler Chemie inne, bevor berufliche Aufenthalte in Grossbritannien und in Indonesien folgten. Eine Zusatzausbildung in Lausanne endete 1979 mit einem MBA, und über verschiedene Stationen in der Parfumerie-Branche landete ich 1998 bei Firmenich, wo ich heute Vizepräsident des Sales Marketing im Bereich Halbfabrikate bin».

Links nach Frankreich

Er ist ein schneller Spieler; man merkt die britische Schule, und wir kommen gut voran. Sein Eisenspiel ist brillant, man kann es nicht anders sagen! «Golf ist bei uns eine Fa- milienangelegenheit, vor allem von Seiten meiner Mutter. Die Sommerferien verbrachten wir meistens in den Landes, wo ich vieles bei meinem Grossvater lernte. Ich habe manche Runde in Hossegor gedreht, und von dort kenne ich auch die berühmten Namen von baskischen Golflehrern, wie Hausseguy oder Saubaber». Doch die sportlichen Grosstaten des jungen Matthey drehten sich nicht in erster Linie um Golf; Rugby zum Beispiel interessierte ihn mehr. «Golf begann erst so richtig für mich, als ich 1971 nach Basel kam. Die Zeit im GC Basel bleibt mir unvergesslich, da habe ich auch mit Turnieren begonnen. Auch in England dann, in einem Club namens Moortown in der Nähe von Leeds, spielte ich sehr viel. Ich organisierte ab und zu eine Reise nach Schottland für meine Basler Freunde. Dank einer Empfehlung von Moortown kamen wir auch zum Spielen in Muirfield, dem fantastischen Links – daran kann man ja kaum negative Erinnerungen haben! Der Oberst, eine furchterregende Persönlichkeit, der in Muirfield Manager war, beargwöhnte uns skeptisch und beobachtete uns während der ersten neuen Holes, bevor er uns grünes Licht zum Weiterspielen gab! Meine Freunde fragten sich natürlich, in welche Falle ich sie da gelockt hatte. Allerdings musste ich mich in Grossbritannien daran gewöhnen, dass ein golfspielender Schweizer als eine eher exotische Sache angesehen wurde».

Am Greenrand des Holes, das wir gerade spielen, zückt Jean-Louis ein bizarres Objekt aus seinem Bag: ein Chipper, unbekanntes Alter, in St. Andrews geschmiedet, mit der Bezeichnung «Stroke Saver». Mit diesem Club soll schon sein Grossvater gespielt haben: «Der Club hatte ursprünglich einen viereckigen Griff. Das war damals noch erlaubt; inzwischen musste ich diesen auswechseln lassen. Mit diesem Schläger habe ich massenweise Strokes eingespart und sogar Turniere gewonnen!»

Unser Game geht weiter, im Rhythmus des Gastgebers. «In Indonesien spielten wir wegen der Hitze immer sehr früh am Morgen. Zu mehr als neun Holes reichte es meistens nicht. Dort habe ich mein bestes Handicap erreicht; acht nämlich. Das war in Djakarta, und dort habe ich auch meine Frau kennen gelernt. Sie stammt aus dem Kanton Schwyz!». Was ihn noch heute zu einem Gelächter animiert… doch das Familienleben zwischen einem Weltenbürger à la Matthey und einer Innerschweizerin hat immer gut funktioniert und auch drei Kinder hervorgebracht. «Als ich 1980 meinen Job in Nyon antrat, frisch ausgestattet mit dem MBA, wurde ich im GC de Divonne Mitglied. Der Wechsel einige Jahre später nach Gland lag in der Luft: ich bin seit der Eröffnung 1987 Mitglied in Domaine Imperial, und ich spiele heute noch gleich gerne auf diesem wunderbaren Parcours. Ich liebe das Spiel und die Kontakte mit anderen Spielern, der zwischenmenschliche Austausch. Das war auch die Triebfeder vieler Reisen: die Neugier, das Kennenlernen neuer Destinationen und anderer Kulturen. Meine Frau sagt immer, ich hätte eigentlich gar keine Wurzeln und könnte überall auf dem Globus leben. Da hat sie vielleicht nicht so unrecht: ich denke daran, mich nach meiner Pensionierung in den Kanton Schwyz zurück zu ziehen, dem Heimatkanton meiner Frau. Übrigens: einen Rösti-Graben hat es für mich nie gegeben!»

Aus Berufung für die Vereinigung

Auch im Bunker landet man früher oder später auf einem Golfplatz; doch das freut den Matthey, einen begnadeten und begeisterten Bunker-Spieler. A la Gary Player hebt er den Ball an die Fahne. «Wenn man in Hossegor Golf spielt, dann freundet man sich mit dem Sand am besten sofort an. Daneben sind die langen Eisenschläge wohl das beste an meinem Golfspiel. Früher mal hatte ich sogar ein Eisen 1! Daneben bin ich wohl auch ein ziemlich beständiger Chipper und Putter; beim Chippen mit meinem Zauber-Club, den ich geerbt habe. Dagegen habe ich mit Annäherungen aus kürzeren Distanzen und mit Fairwayhölzern manchmal meine liebe Mühe». Einmal die Golfrunde beendet und wieder an der Wärme, erzählt Jean-Louis Matthey weiter aus seinem Golferleben. «Ich habe immer Freude daran gehabt, mich auch für die sportlichen Zusammenschlüsse zu engagieren. Ich war Captain in Domaine Imperial und dann, von 1997 bis 2001, auch Clubpräsident. Seit 1997 bin ich Mitglied des ASG-Vorstandes, und zwar von allem Anfang an als Kassenwart. Diesen Posten habe ich von Alain Perrot übernommen, dem früheren Präsidenten des GC de Genève. Zahlen schrecken mich nicht ab, im Gegenteil!»

Auch wenn seine Funktionen innerhalb des ASG-Vorstandes kaum besonders auffallen, so ändert das nichts an der Freude, mit welcher Matthey diese wahrnimmt. «Wir bewältigen eine enorme Flut von Bewegungen, von Zahlungen und Gutschriften, von Beiträgen; das Operationelle wird an der Geschäftsstelle erledigt, dem Kassier obliegen die ständigen Kontrollen und die Verantwortung für Budgets, Bilanzen und Erfolgsrechnungen».

Etwas scheint paradox, wenn man diesen offenen, fröhlichen und wissensbegierigen Menschen kennen lernt: er beschäftigt sich mit dem Langweiligsten unter der Sonne, mit Zahlen! «In meiner Arbeit bin ich ein Genauigkeitsfanatiker. Das will aber nicht heissen, dass man nicht auch eine leichte, lockere Seite haben kann!».

Welches nun sind die dominierenden Eindrücke aus seinen zehn Vorstandsjahren? «Was man zu den Finanzen der ASG sagen kann, das ist, dass sie gut sind. Das hängt sicher auch mit der schnellen Entwicklung des Golfspiels in der Schweiz zusammen. Damals, als ich 1971 bei Basel Mitglied war, gab es 25 Clubs in der Schweiz. Heute sind es schon fast 100. Und trotz solch stürmischer Zeiten hat es nie wirklich schlechte Zahler gegeben!»

Ich bedanke mich bei Jean-Louis Matthey für eine angenehme Golfrunde, ein interessantes Gespräch und wünsche ihm eine gute nächste Saison!

■ Jacques Houriet

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