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Projekt ist nicht unbestritten

Wie alle Jahre lud der Vorstand der ASG alle Mitglieder – die Clubs also – in ihren jeweiligen Regionen zu den Herbst-Meetings ein. Zweck dieser Meetings ist es im wesentlichen, die Vorlagen vorzubereiten und zu diskutieren, welche an der nächsten Delegiertenversammlung zur Abstimmung gebracht werden sollen. Diese Meetings haben im Oktober in Bad Ragaz, Breitenloo, Sempachersee und Lavaux stattgefunden. Am meisten zu reden gaben das Projekt der ASG GolfCard sowie die Änderungen im Handicapreglement.

Die Änderungen im Handicapwesen wurden von der EGA teilweise bereits auf den 1. Januar 2007 in Kraft gesetzt; eine zweite Welle von neuen Bestimmungen wird, wie bereits angekündigt, auf 2008 Geltungskraft erlangen. Unter allen Golfern und in allen Clubs hat das CSA (Competition Stableford Adjustement) seit Saisonbeginn für Gesprächsstoff gesorgt, und man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dieses System finde alles andere als ungeteilte Zustimmung. Insbesondere die Tatsache, dass es nach einer Turnierrunde ausserhalb der Einflussmöglichkeiten eines Spielers liegt, ob sein Handicap steigt, sinkt oder unverändert bleibt, wird als extrem störend und dem Geist des Spiels zuwider laufend empfunden. Eine gute Runde bleibt schliesslich eine gute Runde, unabhängig davon, wie gut die anderen Turnierteilnehmer nun spielen.

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Einige Clubs machten geltend, dass sich seit der Einführung des CSA weniger Teilnehmer an Turniere anmelden, was sich negativ auf das Clubleben und auf die Sponsoren auswirke.

Die offizielle Stellungnahme der ASG an den Meetings musste in diesem Punkt allerdings zurückhaltend bleiben: die Änderungen des Handicapreglementes wurden von der EGA (European Golf Association) in Kraft gesetzt und mussten von den Mitgliedsverbänden, darunter eben auch die ASG, übernommen werden.

Ebenfalls zu reden gab das inaktive Handicap, welches ab nächstem Jahr für Spieler gelten wird, welche während eines Jahres keine Turniere bestreiten. Es wird in der

Schweiz auf Beschluss der Technischen Kommission nur für Spieler der Kategorie 1 (4,4 und tiefer) in Kraft gesetzt werden, nachdem in anderen Ländern bereits Probleme bei der Anwendung aufgetaucht waren. Für 2008 empfiehlt die ASG den Clubs zusätzlich, die Handicapturniere über neun Löcher (mit Addition von 18 Stablefordpunkten) nur auf Neunloch-Anlagen durchzuführen. Statistische Auswertungen durch den Deutschen Golf-Verband haben ergaben, dass die auf 18 Holes hochgerechneten Scores in solchen Neunloch-Turnieren deutlich besser sind als in echten 18-Loch-Turnieren. Um dem Rechnung zu tragen, hat die EGA nun die Buffer-Zonen in den fraglichen Kategorien etwas verschärft (Details an den Anschlagbrettern in den Clubhäusern).

ASG GolfCard noch nicht 2008

Vielerorts grosse Besorgnis hat das im Herbst vorgestellte Projekt einer von der ASG direkt herauszugebenden Golfkarte für unabhängige Golfer hervorgerufen. Vor allem wurde die Befürchtung geäussert, dass eine dritte Karte (also eine neben denjenigen der ASGI und der Migros) den Mitgliederbestand der Clubs gefährden könnte. Diese Bedenken versuchte der Vorstand mit dem Hinweis zu zerstreuen, die geplante ASG-Karte wolle weder den Clubs noch der ASGI Konkurrenz machen. Sie ziele vielmehr auf die zahlreichen inländischen Golfer, welche heute in einem Club oder einem Verband im Ausland Mitglied seien. Dem Vorstand sei es im übrigen auch darum gegangen, abzuklären, ob die Clubs eine Karte für das öffentliche Golf wirklich wollten. Gegen den Willen der Clubs werde das Projekt nicht durchgepaukt; umso weniger, als dass eine ASG GolfCard aus kartellrechtlichen Gründen keine Exklusivität beanspruchen könnte.

Es tauchte auch die Frage auf, ob die ASG denn grundsätzlich verantwortlich sei für das Public Golf, und ob sie dieses denn überhaupt kontrollieren müsse. Die Frage wurde mit einem Hinweis auf Artikel 2 der ASGStatuten beantwortet.

Einige Clubs hielten dem Projekt zu Gute, dass es Ordnung schaffen und einen Wildwuchs von Organisationen im Public Golf verhindern könne.

Eine Runde Golf mit Caroline Rominger

Beauty and the Beast

Sie ist die beste Amateur-Golferin der Schweiz, und das bereits zum zweiten Mal hintereinander. Caroline Rominger gewann die Order of Merit 2007 noch überlegener als 2006. Wir trafen sie im GC Sempachersee zu einem Gespräch und zu einer Runde Golf: die Beste der Schweizer Ladies zusammen mit einem fragenstellenden Biest auf den wunderbaren, neuen Links des «Woodside» von Sempachersee.

Um das Amateurgolf der Frauen in der Schweiz steht es gegenwärtig nicht zum Besten; das weiss auch Caroline Rominger. Sie ist Mitglied und Leaderin einer Nationalmannschaft, die an den diesjährigen Europameisterschaften ziemlich enttäuscht hat. Ihre eigenen Scores wären längst gut genug gewesen (individuell Rang 13), doch das Team besteht aus sechs Spielerinnen, und innerhalb der sechs besten Schweizerinnen gibt es zur Zeit ein beträchtliches Leistungsgefälle.

«Meine Scores in dieser Saison bewegten sich meistens ums Par herum, mit einigen wenigen Ausreissern gegen oben, aber dafür auch zahlreichen Runden unter Par. Das ergab eine Scoring Average von 1,1 über Par, für das ganze Jahr gerechnet», meint die beste Schweizerin zu ihrer Leistung.

Aber wie spielt sie denn nun, die Schwester von Martin Rominger? Ich biete ihr ein Matchplay über neun Holes an, scratch, aber beide von den gleichen Abschlägen. Gelb oder blau? «Lieber blau; dann ist es gleich ein gutes Training für die Internationalen Meisterschaften!» – diese finden Anfang August 2008 in Sempachersee statt. Das dürfte spannend werden: der neue Woodside Course ist der längste Golfplatz der Schweiz und damit die ideale Bühne für unsere besten Spieler. Von den hintersten Abschlägen ist er über 6600 Meter lang; von blau misst er 5541 Meter.

Gerade das richtige, um der Dame etwas einzuheizen, denke ich mir, wohl wissend, dass das reine Wunschträume bleiben werden. Caroline denkt das wohl auch; gegen einen Journalisten hat sie noch nie ein Matchplay gespielt. Sie hat einen langen, flüssigen, extrem rhythmischen Schwung und haut ihre Drives weit über die 200-MeterMarke. Allerdings verfehlt sie am ersten Loch den Fairway und muss aus schlechter Lage im Rough spielen. «Das ist eine meiner Stärken», sagt sie dazu, was aber nichts daran ändert, dass sie den Ball nicht aufs Green bringt, das Par verfehlt und das Loch verliert.

Weibliche Longhitter

Auch bei den Ladies geht es international Richtung lange Abschläge. Die Proetten werden, gleich wie die Männer, immer athletischer und erreichen Distanzen vom Tee, mit denen Caroline nicht ganz mithalten kann. «In den internationalen Amateurturnieren gehöre ich meistens zu den längeren vom Tee. Im Durchschnitt bedeutet das anschliessend ein mittleres Eisen zum Green, und auf den Par-5-Holes habe ich meistens eine Chance, das Green mit dem zweiten Schlag anzugreifen. Aber auf der Tour wäre das wohl kaum gut genug».

An den Schweizer Meisterschaften im Longest Drive reichte das mit über 250 Metern zum zweiten Rang. Im friendly Game gegen den Schreiber von Golf Suisse heisst das etwa gleich lang von den Abschlägen, aber sie liegt jetzt immer Mitte Fairway, während ich mich mit Recovery Shots aus dem Rough vergnüge, von denen ich weiss, dass sie eigentlich ihre Stärke wären. Will sie irgendwann zu den Pros wechseln? Caroline schwankt zwischen den unbestreitbaren Reizen eines solchen Schritts, der für jeden echten Sportler eine magische Anziehungskraft hat, und den damit ebenso unweigerlich verbundenen Risiken. «Ich befinde mich gegenwärtig im letzten Jahr meiner Ausbildung zur Touristik-Fachfrau.

Im Frühling werde ich meine Diplomarbeit verfassen müssen, und im Juni kommen die Schlussprüfungen. Ich habe auch grosse Lust, mir dann einen guten Job irgendwo im Tourismus zu suchen. Gutes Golfspielen kann da nur förderlich sein!». Wäre sie denn als Golfspielerin überhaupt gut genug dafür, den Schritt zur den Pros zu wagen? «Das weiss man ja nie im voraus. Ich könnte mir auch vorstellen, nach dem Diplom eine gewisse Zeit voll auf Golf zu setzen, mit der Option, jederzeit wieder in den Beruf zurück zu wechseln».

Im Game wird's knapp

Am siebten Loch (bei all square notabene) geht das Game dann erst so richtig los. Ihr Drive liegt wie üblich in der Mitte der Piste dieses Par 5, in der Nähe des blau-weissen 200-Meter-Pfostens. Sie haut den Ball mit ihrem Fairwayholz zwei Meter neben die Fahne. Da frage ich mich, was sie denn eigentlich im Bag mit dabei hat. «Driver von Srixon, das Holz 5 ist ein HiBore von Cleveland, die Eisen sind X 20 Tour von Callaway, die Wedges von Cleveland und der Putter von Scotty Cameron». Anschliessend vertraut sie mir auch an, dass sie alle Clubs selber kaufen muss, dass eine Mitgliedschaft in der Nationalmannschaft da keine Vorteile punkto Material mit sich bringt (anders als bei den meisten Pros, die irgendwelche Ausrüsterverträge eingehen).

Den Putt zum Eagle versenkt sie cool, und ich merke, wie ihr der Golfplatz, der erst im Sommer eröffnet worden ist,

Caroline Rominger

Club:GC Samedan

Geboren:15.5.1983

Spielt Golf seit 12 Jahren

Wohnort:Pontresina

Grösstes golferisches Erlebnis:

Den Cut am Deutsche Bank Ladies Swiss

Open 2007 zu schaffen, Schlussrang 44

Coach:Marcos Moreno

Turniersiege 2007:Tessiner Meisterschaften, Omnium Suisse, St.Galler

Meisterschaften, Bündner Meisterschaften

Sonstige Erfolge 2007:

2 Platz an den Internationalen

Französischen Meisterschaften

Scoring Average 2007:73,16

Hcp:+2.0 zu gefallen beginnt. Am nächsten Hole, einem 165 Meter langen Par 3, loche ich den Birdie-Putt aus sechs Metern zum Ausgleich ein. Die Entscheidung muss am letzten Hole fallen – welches sie standesgemäss gewinnt, allerdings wieder mit einem Birdie, was mir recht ist. Die neun Löcher an diesem wunderbaren Spätherbst-Nachmittag mit stahlblauem Himmel, frischer Luft, satten Fairways, goldgelbem Laub und einem menschenleeren Golfplatz hätte kaum mehr Spass machen können.

Wenn man im Engadin lebt, mit der kurzen Saison, wie kann man da überhaupt zu einer guten Golfspielerin werden? «Das ist nicht ganz einfach. Ich verbringe viel Zeit in Norditalien, aber im kommenden Winter werde ich damit leben müssen, einige Wochen oder Monate ohne Golf auszukommen. Die bevorstehende Prüfung und die Diplomarbeit werden das Reisen massiv einschränken. Vielleicht das Trainingslager mit der Nationalmannschaft im Februar … aber sonst?».

Macht das eigentlich Spass in dieser Nati, wo die meisten anderen Mitglieder noch jünger als 20 Jahre sind? «Wir sind seit Jahren zusammen; Sheila, Melanie, Stephanie, Natalia – es sind auch meine Freundinnen. Das ist auch kein Wunder; denn internationales Turniergolf heisst sehr viele Abwesenheiten von zu Hause, worunter der Freundeskreis etwas leidet. Deshalb bin ich besonders froh darüber, dass wir uns innerhalb der Nationalmannschaft alle so gut verstehen und uns gegenseitig helfen können». Aber Caroline weiss auch, dass gelegentlich wieder einmal ein Exploit des Nationalteams fällig ist.

An der Café Bar des neuen Clubhauses vom Sempachersee stelle ich meiner Spielpartnerin die letzten Fragen, bevor die Nebelschwaden zurückkehren und der Golfbag von Caroline in einem Engadiner Keller verschwindet.

■ Urs Bretscher

Gut Geschlagen

Das SchweizerTeam (v. l.): Reto Aeberhard, Prisca Ineichen, Phil Harrison, Jusuf Hecimovic mit OrganisatorJohn Stout (ganz re.) und Caddies

Champions League

Tierisch gut: das Diners Club International Pro-Am Classic 2007.

WWILLKOMMEN IN SÜDAFRIKA hiess es am 29. 10. für die Finalisten der Schweizer Diners Club Golf Trophy 2007 Prisca Ineichen, Reto Aeberhard, Jusuf Hecimovic und die golferische Konkurrenz aus weiteren 18 Nationen. Mit insgesamt 25 Teams verzeichnete das diesjährige Diners Club International Pro-Am Classic die bisher höchste Beteiligung im 16. Jahr seines Bestehens. Ob da irgendein Zusammenhang mit dem spektakulären Austragungsort Sun City bestand? Nach einem langen Flug und zwei Stunden angenehmer Fahrt mit dem Avis-Transferservice trafen die Teilnehmer am frühen Nachmittag im Hotel Cascades ein und konnten sich wahlweise am Pool akklimatisieren oder die zahlreichen ResortFacilities erkunden. Für Abenteuerlustige stand noch ein Besuch des Pilansberg-Wildreservats auf dem Programm.

«Be on the Tee» war dann das Motto am Dienstag, dem 30. Oktober, wo ab 9 Uhr zur Practice Round am Gary Player Country Club Course abgeschlagen wurde. Dann wurde es im wahrsten Sinne des Wortes tierisch. Schliesslich trifft man als zivilisierter Golfer mitteleuropäischer Prägung nicht jeden Tag auf afrikanische Antilopen, Zebras oder Paviane, die sich ganz selbstverständlich entlang der Fairways tummeln. Und der Leopard, der angeblich hinter dem 4. Tee leben soll, liess sicher den Adrenalinspiegel der Turnierteilnehmer steigen, aber ob dies auch spielfördernd wirkte? So gesehen hatten die südafrikanischen Teams doch einen gewissen «Heimvorteil», denn für sie sind derart paradiesische Verhältnisse vermutlich alltäglich.

Mittwoch, der erste Turniertag, startete ebenfalls pünktlich um 9 Uhr und zeigte sich vor allem wettermässig durchwachsen. Das Team aus Hongkong mit Pro Matt Blackey zeigte ein exzellentes Spiel und konnte nicht einmal durch den plötzlich aufkommenden Sturm aus dem Konzept gebracht werden. Mit superben 92 Punkten legten sie die Latte ausgesprochen hoch. Das Schweizer Team mit Pro Phil Harrison erwischte der Regen nach dem 9. Loch, und die zweistündige Unterbrechung war für den Spielverlauf nicht hilfreich. Den ersten Tag beendeten Prisca Ineichen, Reto Aeberhard und Jusuf Hecimovic schliesslich mit 20 Punkten Rückstand auf dem 10. Platz. Nach einer gut durchgeschlafenen Nacht gingen sie mit frischer Energie ins Spiel und kämpften sich Punkt für Punkt konsequent nach vorn. Das Schweizer Team stellte sich immer besser auf die Verhältnisse ein und beendete das Turnier schliesslich hinter Südafrika 1 auf dem ausgezeichneten 8. Platz. Siegreich blieb das Team aus Hongkong mit grossartigen 176 Punkten vor den Flights Brasilien 2 und Südafrika 2. Diners Club Switzerland gratuliert herzlich und freut sich auf eine weitere erfolgreiche und spannende Turnierserie im Jahr 2008!

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