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Demokratie oder Hackordnung?
Das Golfspiel mit seinen zahlreichen, historisch gewachsenen Fazetten hat in den letzten zwei Jahrzehnten – gemessen an seiner mehrere hundert Jahre alten Geschichte ein Augenzwinkern – massive Veränderungen erfahren. Aus einer Freizeitbeschäftigung gelangweilter Aristokraten, Obristen in den britischen Kolonien und schottischer Sonderlinge ist ein Leistungssport geworden, der seine Impulse zu einem grossen Teil auch aus der Verbreiterung seiner Basis geschöpft hat. Nicht zuletzt ist damit um das Spiel herum ein Business gewachsen, welches unter anderem die Preisgelder in den Turnieren der Berufsspieler buchstäblich hat explodieren lassen.
Die deutlich einfachere Zugänglichkeit des Spiels, die Öffnung, eine gewisse Unkompliziertheit und auch weitaus kostengünstigere Spielmöglichkeiten sind wohl das, was man gemeinhin als «Demokratisierung» bezeichnet. Die Vorteile dieser Entwicklung scheinen auf der Hand zu liegen: viel mehr Golfer und Golferinnen.
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Ist das ein Vorteil? Ich weiss es nicht, und es ist auch nicht so wichtig. Wenn ich auf dem Abschlag stehe, dann ist es unerheblich, wie viele andere Leute in der Schweiz jetzt, in diesem Moment, ebenfalls auf einem Abschlag stehen. Ich will den Fairway treffen, und zwar denjenigen, den ich vor mir habe. Dass diese Demokratisierung aber auch ihre Nachteile hat, dass kann nicht einfach tabuisiert werden. Mein Freund Jack (nein nein, nicht der; gemeint ist Redaktor Jacques Houriet) hat sich dazu auch einige Gedanken gemacht. Die Zusammenhänge zwischen Handicap und Spieltempo hat er auf Seite 82 untersucht. Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Tausende von Golfplätzen sind touristisch orientiert; nicht zufällig finden dort zahlreiche Events der verschiedenen Touren statt, die am TV gezeigt werden. Das gehört zum Marketing dieser Resorts. Am TV sehen wir aber auch, wie makellos sich diese Plätze präsentieren, wenn die
Pros antreten. Reisen und Golf sind heute untrennbar miteinander verbunden; vom Spielen als Gast auf diesen Resort Courses bis zu Forderungen ans Greenkeeping des eigenen Clubs, doch endlich den Platz anständig zu pflegen, ist es nur noch ein kleiner Schritt. Das ist anerkanntermassen einer der Kostentreiber in den Country Clubs: mehr Maschinen, mehr Personal, mehr Energie, das heisst auch mehr Betriebsaufwand.
Golfplätze, welche auf Greenfee-Einnahmen angewiesen sind, können indessen ihre Tarife nicht beliebig erhöhen, weil die Gäste sonst ausbleiben. Ein Greenfee ist ein Marktpreis; und da kommt jetzt ein neues Element in die Diskussion, welches man nicht unterschätzen sollte.

Golf ist eine energieintensive Freizeitbeschäftigung. In der Schweiz ist eine hitzige Energiediskussion losgebrochen, die sich in den nächsten Monaten und Jahren vermutlich weiter verschärfen wird. Ebenso darf vermutet werden, dass sich der Tenor der Diskussion langsam von fundamentalistisch geprägten Grundsätzen hin zu wirtschaftlichen Überlebensnotwendigkeiten bewegen wird. Heiz- und Transportkosten werden weiter steigen; im November hat der Fasspreis von Rohöl gegen 100 Dollar tendiert, was vor wenigen Jahren noch völlig unvorstellbar schien.
Mit den Lebenskosten wird auch Golf in der Schweiz teurer werden. Die Betriebskosten für die Plätze werden steigen, und die Kilometer der anreisenden Gäste werden ebenfalls teurer. Wann, wie viel – das weiss niemand. Aber der Trend scheint eindeutig. Was also tun? Viel Weisheit liegt im saloppen Spruch «Die gute alte Zeit ist jetzt». Also: carpe diem, oder «Just do it».
Ein gutes Überwintern, eine Prise schottischen Galgenhumor, bleiben Sie gesund, und bis zum nächsten Frühling!
■ Urs Bretscher, Chefredaktor
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