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enden tragisch Liebesgeschichten

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Le Kempferhof

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Die Beziehung eines Athleten, einer Athletin mit dem Trainer – den man auch Coach nennt – ist vielleicht nicht gerade mit einer Liebesbeziehung vergleichbar. Sie ist nämlich noch enger; es ist eine unbedingte Schicksalsgemeinschaft mit geteilten Emotionen, mit täglichem Kontakt, gemeinsamen Zielen und Projekten und mit einer Komplexität ohnegleichen. Die Presse macht mehr Aufhebens, wenn sich Sportler und Trainer trennen, als wenn ein Sportler seine Freundin oder seine Frau loswerden will. Bundesligatrainer, Nationalmannschaftstrainer, Coaches von Weltklasse-Tennisspielern und -spielerinnen; oder mit Namen Hanspeter Latour, Köbi Kuhn, Tony Roche, stellvertretend für tausende Berufskollegen in vergleichbarer Position, die einen Job hatten, ihn noch haben oder vielleicht gelegentlich wieder einen finden. Der Sportler vertraut seinem Coach blind. Die Beziehung zueinander ist so stark von unbedingtem Vertrauen geprägt, dass es keine Frage sein kann, ob hier irgendwer ersetzbar sei oder nicht. In einem so engen Verhältnis muss ganz einfach auch die Chemie stimmen, und nicht nur die grossen Erfolge werden geteilt, sondern auch die schlimmen Zeiten, der Frust und die Depressionen bei Verletzungen, in Formtiefs oder beim Verpassen von grossen Zielen.

Wie jede Beziehung nützt sich auch das Vertrauensverhältnis zwischen Athlet und Coach langsam ab. Die Tips im Wettkampf hauen plötzlich nicht mehr so hin, der Sportler spürt weniger mentale Unterstützung seitens des Coaches, und dieser äussert sich vielleicht an falscher Stelle über die Macken seines «Schützlings». Schon ist das Problem da, und schon wird es schwierig oder unmöglich, den Scherbenhaufen zu flicken. Die Zeit der Trennung ist gekommen!

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Vorwürfe von Woods an Harmon, dieser missbrauche das Arbeitsverhältnis mit ihm dazu, seine eigenen Golf-Academies zu promoten. Tiger arbeitete fortan mit Hank Haney zusammen – mit sehr gutem Erfolg, wie sich bald zeigte: nach einigen Schwungmodifikationen gewann er seither vier Majors!

Solch ein Trainerwechsel gehört dazu, ist Normalität. Schon eher horcht man auf, wenn sich die Nummer 2 der Welt den soeben gefeuerten Coach der Nummer 1 angelt. Genau das hat Phil Mickelson kürzlich getan: Rick Smith ist raus bei ihm, Butch Harmon ist drin! Die Zusammenarbeit ist erst einige Wochen alt, und bereits scheint sie Früchte getragen zu haben. Mickelson gewann nämlich im Mai in überzeugender Manier die Players Championship auf dem TPC at Sawgrass, oft als das fünfte Major im Golf bezeichnet. Besser noch: er gewann nicht per Zufall, sondern in Anwendung der Schwungtips von Butch Harmon, der auch schon als bester Golftrainer der USA tituliert worden ist. Mickelson verkürzte seinen Backswing, um besser kontrollierte Abschläge zu bekommen und mehr Fairways zu treffen. Es wird definitiv spannend! Woods kam nämlich in Sawgrass nur auf den für ihn eher enttäuschenden 30. Platz, und der Tiger weiss nun, dass sein Intimfeind – Mickelson nämlich – über alle Informationen verfügt, die ihm sein früherer Coach über ihn zusteckt! Das bringt mit Sicherheit Salz und Pfeffer in die nächsten Majors, das US Open und das British Open. Denn Showdowns dieser beiden Golfer auf höchstem Niveau – darauf warten wir alle. Die Beiden sind so verschieden, dass quasi schon archetypische Bilder à la Wild West auftauchen. Man kann sich also auf die kommenden Wochen freuen!

■ Jacques Houriet

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