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«Playoff des Jahres»
Beste Verhältnisse, viel Wind, ganz vorne mitspielende Schweizerinnen und am Schluss ein überraschender Ausgang nach einem unglaublichen Playoff zwischen drei Spielerinnen – die zweite Auflage des Deutsche Bank Ladies Swiss Open in Losone hielt alle Versprechungen. Doch, wie kaum anders vorstellbar: im Strauss der Impressionen sind auch zahlreiche Enttäuschungen zu finden.
Das «Playoff des Jahres» – gibt es das? Die schöne, stolze Spanierin Paula Marti, das Photomodell Anne Rawson aus Los Angeles und Bettina Hauert, das Rotkäppchen aus dem Bayrischen Wald (effektiv kommt sie aus Hagen in Nordrhein-Westfalen): das war die Besetzung eines Dreierfinales auf dem 18. Loch von Losone, das sich – als kurzes Par 5 – ausgezeichnet eignete für diese Show-Einlage. Ganze vier Mal 409 Meter, zahlreiche perfekte Schläge, ein paar verzogene Abschläge und vor allem fast nur Birdies wurden geboten, bevor Rotkäppchen sich als Siegerin feiern lassen konnte. Doch diese Birdies waren meistens nicht das Ergebnis von Tap-Ins, sondern von langen Putts, was das zahlreiche Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss. 78000 Euro verdiente sich die Siegerin; die Schöne und das Model wurden geteilte Zweite. Die euphorische Schilderung ist kaum übertrieben; der Krimi zum Schluss setzte einem rundweg gelungenen Turnier die Krone auf. Aus Schweizer Sicht allerdings war es eher eine Achterbahnfahrt; denn nach der ersten Runde lag Frederique Seeholzer mit -4 an der Spitze des Klassements! Der zweite Tag brachte dann die ersten Enttäu- schungen: Nora Angehrn und Florence Lüscher verpassten den Cut. Ein starker, böiger Wind hatte zusammen mit den tückischen Greens Bedingungen geschaffen, die kaum eine Unsicherheit im Ball Striking und Meisterschaft im Kurzspiel voraussetzten, wenn man sich vorne halten wollte. «Fred» schaffte das, gleich wie Caroline Rominger, die als einzige beide der sechs gestarteten Schweizerinnen bei Halbzeit oberhalb des Strichs lagen; die Seeholzer immer noch auf Rang 4!
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Der Wind Sieger
Doch das Märchen hatte ein Ende; irgendwann torkelte jede bei diesen exemplarisch schwierigen Verhältnissen, und zwar nicht selten in Doubles oder Triples. Der Parcours ist gespickt mit Wasserhindernissen und hat ein zähes, dichtes Rough; Frederique Seeholzer misslangen die Backnine der dritten Runde (+5), und sie fand auch während der Schlussrunde nicht mehr in den Birdie-Modus zurück. Für eine Amateurin mit einem 100%-Arbeitspensum hielt sich Caroline Rominger dagegen ausgezeichnet; sie benötigte zum Schluss bloss einen Schlag mehr als Seeholzer.
Tagessieger wurden jedoch – neben Glückspilz Bettina Hauert – der Wind, der Golfplatz und die Veranstalter mit den Sponsoren. Der Wind blies in Böen gegen die 50 Stundenkilometer, und das am Freitag und am Samstag. Allerdings machte er das Spiel vor allem wegen seiner Unregelmässigkeit schwierig. Der Golfplatz, so war zu hören, war besser vorbereitet als alles andere, was die Ladies der LET während der ganzen Saison zu Gesicht bekommen; und insbesondere die Greens – balltreu, über 11 auf dem

Übergewicht und Rauchen
Golf als Wettkampfsport: auch in den Reihen der Spielerinnen der Ladies European Tour ist ein Wandel zu beobachten. Die pummeligen, unscheinbaren und kaum austrainierten Damen sind zahlenmässig im Rückzug, die Sportlerinnen im Vormarsch. Sport ist schön, und Sportlerinnen sind es auch. Der Trend wird anhalten, unterstützt von der LET, welche eine unüblich large Kleiderordnung toleriert (um nicht zu sagen: «begrüsst»). Sport, Wettkampf, Show – da gehört die Freude am Körper auch dazu. Und, einmal ehrlich: erfolgreiche Sportler sind stolz auf ihre Fitness. Da gehört es ganz einfach dazu, dass man hinguckt. Was demgegenüber in aller Heimlichkeit weiterhin floriert, das ist das Zigarettenrauchen. In vielen westlichen Ländern wird es heute als öffentliches Ärgernis empfunden. Nicht so unter den Golf-Pros, männlich oder weiblich. Ob das damit zusammenhängt, dass während einer Turnierrunde immer wieder minutenlang auf den nächsten Schlag gewartet werden muss?






