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Shot of the day – oder: von Losone nach Wylihof
«Da stehe ich im Playoff und spiele ein Birdie. Normalerweise reicht das, um ein Playoff zu gewinnen. Aber dieses Mal spielen meine beiden Gegnerinnen ebenfalls ein Birdie. Zugegeben, das Loch ist mit 409 Metern ein eher kurzes Par 5, und erst noch bei Rückenwind. Aber mein Approach ist zwei Zentimeter neben dem Loch gelandet! Zwei Zentimeter! Ich sage Ihnen: es ist kein Vergnügen, eine Pitchmark zu reparieren, die sich genau zwei Zentimeter neben dem Loch befindet. Okay, den Approach habe ich vom falschen Fairway spielen müssen, über die Tribüne neben dem 18. Green, und meine beiden Gegnerinnen haben auf diesem zweiten Zusatzloch die besseren Schläge gezeigt. Aber der Ball hätte im Loch landen können, und dann wäre das ein Eagle gewesen, und ich hätte das Deutsche Bank Ladies Swiss Open gewonnen!»

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Die so reden könnte, heisst Paula Marti. Die Spanierin ist 27 Jahre alt, hat zwei Siege in der LET und den Titel in der Money List 2002 auf der Aktivseite. Und sie hätte um ein Haar in Losone ihren dritten Turniersieg errungen. Doch aus dem Eagle wurde nichts, das Birdie reichte gerade, um im Playoff zu bleiben, das trotz diesem «Shot of the Day» weiterging – mit dem Sieg der Deutschen Bettina Hauert, die damit möglicherweise ihren persönlichen Durchbruch eingeleitet hat. Die dritte im Bunde, Anne Rawson aus Australien, hat wie Paula Marti Erfahrung als Photomodell, hielt aber den Birdie-Rhythmus ebenfalls weniger lange durch als die Deutsche. Dieses über vier Durchgänge führende Playoff elektrisierte das Publikum, welches bereits zahlreicher aufmarschiert war als 2006; Organisatoren und Sponsoren zeigten sich denn auch zufrieden und kündigten eine Weiterführung des Turniers in Losone an. Das Swiss Open der Frauen bleibt also am Leben, und es bleibt im Tessin.
Innerhalb weniger Wochen sind sowohl die besten Frauen als auch die besten Männer Europas bei uns zu Gast. Am Credit Suisse Challenge in Wylihof ist es allerdings «bloss» die zweite Liga. Doch das spielerische Niveau ist in keiner Weise tiefer als in den Turnieren der European Tour; dort werden bloss die Putts zuverlässiger eingelocht. Die Freude am spektakulären Spiel ist aber in Wylihof genauso zu haben wie in Losone, und der Vorteil liegt auf der Hand. Nein, nicht das es «Men» sind, deren Spiel attraktiver sein soll als dasjenige der «Ladies». In keiner Weise; wer das noch glaubt, der hat nicht mit eigenen Augen gesehen, wie die Ladies ihre Drives auf 260 Yards schiessen; die besten noch 20, 30 Yards weiter. Nein; der Vorteil von Wylihof ist, dass es diesund nicht jenseits des Gotthard liegt, dass es also für den Grossteil der Schweizer Golfclubmitglieder sehr einfach zu erreichen ist. Und immerhin: auch an der Credit Suisse Challenge ist es letztes Jahr zu einem Playoff gekommen. Auch dort riskiert das Turnier wieder sehr spannend zu werden. Nur eines steht fest: Paula Marti wird nicht in diesem Playoff sein. Die wird am Wochenende des 21. – 24. Juni nämlich höchstwahrscheinlich am Ladies Open de France spielen. Leider; denn dass es bei den Ladies mehr zu sehen gibt als bei den Männern, davon hat man sich in Losone wieder überzeugen können. Wer jetzt denkt, das sei eine sexistische Aussage, den muss man eines besseren belehren.
Die LET selber ermuntert ihre Spielerinnen, einen attraktiven Auftritt zu pflegen – schöne Frauen sind aus dem Marketing halt noch immer nicht wegzudenken!
■ Urs Bretscher, Chefredaktor
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