
5 minute read
Nägeln brennt
Im Anschluss an die Delegiertenversammlung der ASG stellte Golf Suisse dem Präsidenten, dem Zürcher Martin Kessler, einige Fragen zur heiklen Frage der «Integration des clublosen Golfs».
Anlässlich Ihrer Wahl zum Präsidenten im Januar 2005 formulierten Sie drei hauptsächliche Ziele; eines betraf die Integration des Public Golf, also des Golfspiels ohne Mitgliedschaft in einem ASG-Golfclub, in die weitere Entwicklung des Golfspiels in der Schweiz. Es gab offensichtlich bereits vor einem Jahr da ein Problem.
Advertisement
Ist dieses in der Zwischenzeit nun noch grösser geworden?
Zu einer harmonischen Entwicklung des Golfsports in der Schweiz beizutragen, das ist eines der statutarischen Hauptziele der ASG. Dass wir uns nicht in einer besonders komfortablen Situation befanden, habe ich nach meinem Amtsantritt rasch bemerkt. Die Sache war brisant, das «Problem» aber schon vor einem Jahr nicht neu. Aber ich habe mein Ziel noch nicht erreicht, wir sind zu wenig vorwärts gekommen.
Wieso tun sich gewisse Mitglieder der ASG, also die Clubs, und auch viele Clubgolfer mit dem clubfreien Golf so schwer?
Es geht um den Finanzausgleich zwischen den Clubspielern, die sich für eine beträchtliche Summe in einen Golfclub eingekauft haben, und denjenigen Golfern, die keinen solchen Beitrag geleistet haben – und zum Beispiel Mitglied in der ASGI sind.
Im Vergleich zu den relativ hohen Kosten des Clubbeitritts ist es heute in der Schweiz möglich, zu sehr günstigen Konditionen auf Greenfee-Basis auf praktisch allen Plätzen Golf zu spielen. Ein Vergleich mit Deutschland ist angebracht: die Produktionskosten für eine Runde Golf sind bedeutend niedriger, u.a. auch weil die Plätze viel besser ausgelastet sind. Die Eintrittspreise liegen bei rund einem Viertel des Schweizer Niveaus, aber die durchschnittlichen Greenfee- preise sind dort in einer ähnlichen Grössenordnung wie bei uns. Haben wir denn im Golf nicht einen freien Markt, der von Angebot und Nachfrage geregelt wird?
Damit bin ich im Grundsatz voll einverstanden. In die Preisgestaltung der Clubs kann sich die ASG nicht einmischen; unsere Mitglieder – es sind selbständige juristische Personen – sind da völlig frei, und es wäre aus wettbewerbsrechtlicher Optik auch nicht zu rechtfertigen, ihnen drein zu reden. Es ist ein freier Markt, den man nicht steuern kann. Das ändert nichts daran, dass wir als Verband gegenüber den Mitgliedern gewisse Verpflichtungen haben und gute Rahmenbedingungen schaffen wollen. Wir versuchen deshalb, den Clubs Grundlageninformationen und Kalkulationshilfen für deren Entscheidungen zukommen zu lassen.
Gibt es in der Schweiz eine Tendenz zu «Pay and Play», also zum reinrassigen Golf als Business, bei dem, wer bezahlt, auch auf den Platz geht und spielt – Platzreife hin oder her?
In dieser extremen Art nicht. So wie ich das sehe, müssen wir drei Gruppen unterscheiden. Da sind einmal die privaten Clubs, die eine solide Mitgliederbasis haben. Auf ihren Plätzen spielen vorwiegend die Members, allenfalls mit Gästen. Dann gibt es die primär kommerziell operierenden Golfanlagen; das beste Beispiel sind wahrscheinlich die Golfparks der Migros. Schliesslich müssen die Golfplätze in den touristischen Regionen nochmals anders betrachtet werden: sie haben eine kurze Saison, einen hohen Betriebsaufwand und viele Einschränkungen wegen des Tourismus. Man denke nur an die Packages in den Hotel-Golfs.
Sie wollen damit sagen, dass die Verhältnisse innerhalb der Mitglieder des Verbandes sehr verschieden sein können und man nicht alles über einen Leisten schlagen kann?
Genau. Das ist uns bewusst geworden, als dieser Antrag aus den Reihen der Bündner Clubs formuliert wurde. Wäre er von den Delegierten angenommen worden, wäre die ASGI höchstwahrscheinlich am Ende gewesen, was im Grunde niemand will. Deshalb war ich glücklich, dass er an der Versammlung zurückgezogen worden ist; denn das bedeutet freie Bahn für weitere Gespräche und für eine Verhandlungslösung.
Ist eigentlich bei denjenigen Gremien, welche die ASG führen, ein Bewusstsein für die tatsächlichen Verhältnisse an der Basis vorhanden, draussen auf den Golfplätzen der Schweiz?
Sicher, wir wissen genau, wovon wir reden. In den letzten zwei, drei Jahren hat allerdings eine rasante Entwicklung stattgefunden. Ein guter Teil der Clubs, vielleicht drei VierteI, suchen sehr aktiv oder haben heute effektiv Mühe, neue Mitglieder zu finden. Die Zeiten langer Wartelisten sind endgültig vorbei. Gerade weil wir aber in diesem Problembereich handlungsfähig sein wollen, haben wir mit Raphael Weibel, dem Besitzer der Golfanlage Oberburg, einen Fachmann für dieses Thema neu in den Vorstand gewählt.
Stimmt es denn, dass die ASGI den Clubs Mitglieder wegnimmt? Immerhin wächst ihr Mitgliederbestand kontinuierlich weiter! Das ist der Vorwurf, den wir von Seiten der Clubs häufig hören. Es gibt dazu umfangreiches Zahlenmaterial. Daraus lässt sich erkennen, dass ein grösserer Teil der ASGI-Mitglieder nie bereit gewesen wäre, Mitglied ei- nes Golfclubs zu werden, und zwar aus den verschiedensten Gründen. Ich glaube deshalb, dass dieser Vorwurf daneben zielt. Eine gewisse Anzahl Leute allerdings wären Clubmitglied geworden – oder sind es bereits. Gemäss den Statistiken der ASGI haben rund 3000 Golfer die ASGI schon wieder verlassen und sind Mitglied eines Clubs geworden. Das tönt jetzt alles so nach «keine Panik» und nach «alles i.O.». Dabei herrscht weitherum Unzufriedenheit über die Situation mit der ASGI. Hat der Verband hier eine Entwicklung verschlafen?
Auch das kann man so nicht sagen. Anders als etwa in Frankreich oder Spanien, wo die clublosen Golfer als Einzelmitglieder direkt in den Golfverband eingebunden sind, ist die ASGI in der Schweiz ein eigenständiger Verein. Die Kontrollmöglichkeiten sind deshalb weniger eng. Natürlich kann man jetzt sagen, wenn man das damals anders gemacht hätte ... aber jetzt ist eben heute und nicht damals. Ich muss mit denjenigen Steinen bauen, die ich habe. Ich will mit meinem Vorstand aus der aktuellen Situation das Optimum herausholen.
Haben Sie denn eine persönliche Vision?
Der ASG Vorstand hat den Clubs in einem Brief im Herbst seine Einschätzung kommuniziert. Persönlich habe ich derzeit keine neue Vision. Über 12000 unabhängige Golfer sind eine Realität in der Schweiz. Realität ist auch, dass wir eine neue Vereinbarung mit der ASGI haben, welche auch den ASG-Beitrag ihrer Mitglieder regelt. Was die Greenfees anbetrifft, wollen die Clubs frei sein. Hier spielt der Markt. Schliesslich ist es auch mein Ziel, dazu beizutragen, dass die uns dank des Verbandsbeitrags der ASGI-Mitglieder neu zufliessenden Mittel korrekt verteilt werden; anders gesagt, dass sie gut und im Sinne einer erfreulichen Weiterentwicklung des Golfsports in der Schweiz investiert werden. Einiges muss an die Clubs zurückfliessen, das scheint mir klar zu sein. Ob man will oder nicht – immer endet man beim lieben Geld. Dabei spielen wir alle doch Golf vor allem zum Spass... Genau. Deshalb macht es mir auch besonders Freude, dass in einem anderen mir wichtigen Bereich, im Spit- zensport nämlich, gegenwärtig das meiste rund läuft. Der Sport, also das turniermässige Golfspiel, das ist eigentlich unser wirkliches Kerngeschäft; dafür sind wir in allererster Linie zuständig. Das verschafft mir sehr viel Befriedigung, auch wenn wir noch etwas warten müssen, bis auch die Pros mit besseren Resultaten aufwarten.

Meine erste Priorität bleibt zur Zeit aber, alle meine Kraft einzusetzen, um in der problematischen Situation mit der ASGI eine möglichst breit abgestützte Lösung zu finden. Das sind wir unseren Mitgliedern, den Clubs, schuldig. Aber wir bewegen uns in einem Markt, den niemand kontrollieren oder regeln kann, und vielleicht müssen wir irgendwann erkennen, dass wir ihm seinen Lauf lassen müssen.
Martin Kessler, besten Dank für Ihre interessanten Ausführungen.
Interview: Urs Bretscher
Als Verstärkung für sein Team sucht der Schweizer Golfverband mit Sitz in Epalinges bei Lausanne für den 1. April 2006 oder nach Vereinbarung eine oder einen
SachbearbeiterIn 80–100%
- Spielen Sie Golf und haben Erfahrung mit Golfturnieren?
- Sprechen Sie fliessend Schwyzerdütsch und haben ausgezeichnete Französischkenntnisse? Englisch wäre von Vorteil
- Sind Sie bereit, Verantwortung zu übernehmen und haben Freude am Organisieren?
Ausserdem sollten Sie noch gute PC – Kenntnisse mitbringen und zwischen 25 und 40 Jahre alt sein.
Wenn Sie diesem Profil entsprechen, möchten wir Sie mit folgenden Aufgaben betrauen:
- Unterstützung der verschiedenen Kommissionen in Sachen Verwaltung und Logistik, speziell der Juniorenkommission.
- Teilnahme an Sitzungen in der Deutschschweiz, Führung von Protokollen und Korrespondenz auf deutsch und französisch
- Übersetzungen
- Sekretariatsarbeiten
- Bearbeitung von Anfragen unserer Mitglieder
Es erwarten Sie ausgezeichnete Arbeitsbedingungen, ein moderner Arbeitsplatz in Epalinges mit Parkiermöglichkeit.
Interessiert? Dann schicken Sie Ihre Bewerbungsunterlagen mit einem Foto an: Association Suisse de Golf, Postfach 204, 1066 Epalinges