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Nahezu jede wichtige Marke hat heute einen oder mehrere Hybrids im Angebot. Sogar die Pros auf der Tour haben den Nutzen dieses Konzepts entdeckt und setzen in den jeweiligen Situationen einen Hybrid ein. Erst recht können Amateure von diesem einfach zu spielenden, polyvalenten Schläger profitieren. Aber: es gibt ziemliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Modellen – was nichts anderes heisst, als dass nicht jeder einfach alles kann.
Alle Welt spricht von «Rescue Clubs» und meint damit irgend einen dieser Kombi-Schläger. Damit tut man Taylor Made eigentlich unrecht: dort ist der Ur-Rescue vor Jahren entwickelt und seither produziert worden. Mit der gängigen Bezeichnung «Hybrid Club» wird die Mischung zwischen Elementen eines Holzes und eines Eisens angesprochen. Oftmals werden diese Geräte auch «Utility Clubs» genannt, was ebenso unpräzis ist wie alles andere: es bedeutet ungefähr «nützlicher Schläger», aber welcher Golfschläger ist schon nicht nützlich? Heute hat der Rescue jede Menge Konkurrenz bekommen. Erstaunlicherweise gibt es ziemlich grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen; wer sich also für den Kauf eines Hybrids entscheidet, der (oder die Lady) sollte unbedingt zuerst ein paar Sachen ausprobieren. Die Klammerbemerkung ist gerechtfertigt: weil Frauen mit langen Eisen regelmässig auf Kriegsfuss stehen, können sie von einem solchen Club mit Sicherheit profitieren. Die charakteristischen Eigenschaften sind schnell umschrieben: ein Hybrid ist genauer als ein Fairwayholz, aber einfacher zu spielen als ein langes Eisen. Allerdings hat er auch Nachteile. So sind die meisten der Testschläger Spezialisten für kurzgeschnittenes Gras oder gar Abschläge, während im dichten Rough Vorsicht geboten ist. Ihre breite Sohle sorgt für viel Bremswirkung, und man sollte sich deshalb nicht wundern, wenn Wunder aus dem Dicken eher selten bleiben. Weil ihr Profil meistens demjenigen eines Holzes ähnelt, ist die Bezeichnung «Rescue» eigentlich ir- reführend. «Rettung» bringt in diesen delikaten Situationen am ehesten ein Pitching Wedge…
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Enormes Marktangebot
Weil diese Hybrids im allgemeinen so richtig komfortabel zu spielen sind, müsste man manchen Golfern und Golferinnen empfehlen, sich ihr Set etwa so zusammenzusetzen:
• Driver mit genügend Loft;
• Holz 3 oder 4 mit grosser Schlagfläche für Abschläge;
• Hybrid 18°oder Hybrid 22°für lange Fairway-Schläge;
• Oversize-Perimeter-Weighted Eisen 5 bis PW;
• Sandwedge, Lob Wedge;
• Putter.
Das wäre dann ein so richtig einfach zu spielendes Set, das gute Scores er- lauben und so rasch für Selbstvertrauen und für ein besseres Handicap sorgen würde. Aber welches Hybrid? Weil die Auswahl gross ist, lohnt es sich, die verschiedenen Produkte kennen zu lernen. Wie üblich haben wir alle Testschläger auch Fitting-Guru Alain Pfister zum Ausmessen gegeben. Für die Bedeutung der einzelnen Daten wird auf Nummer 1/2005 und auf die gegenwärtige laufende Serie vom Tandem Schnöller/Pfister über die Bedeutung korrekt angepasster Golfschläger verwiesen. Zum Testbericht wird eine Empfehlung über die Zielgruppe abgegeben; das bedeutet nicht, dass dieser Schläger ausschliesslich von diesem oder jenem Spielertyp gespielt werden kann, sondern für welchen Typ er sich am besten eignet.
Das Eisen 1 ist tot
Einige der berühmtesten Golfschläge aller Zeiten wurden mit dem längsten existierenden Eisen, dem «1-Iron» gespielt, aber auch einige berühmte Witze wurden geklopft – über einen Golfclub, der vor allem eines ist: schwierig zu schlagen. Jetzt muss das Eisen 1 neu in die Kategorie der Dinosaurier klassiert werden. Ausgestorbene Fossilien. Wer in einem Golfshop nach einem solchen Schläger fragt, wird nur fassungsloses Staunen beim Verkaufspersonal hervorrufen; für diese Leute beginnen die Eisen bestenfalls bei 4.

Tatsächlich war es eine Kunst, ein Eisen 1 überhaupt in die Luft zu brin- gen. Die ideale Mischung von Rythmus und Power war erforderlich, kombiniert mit einer ziemliche hohen Schwunggeschwindigkeit. Selbstverständlich stand jeder Golfer, der diesen Club aus dem Bag zog, unter zusätzlichem Stress, was den Job auch nicht einfacher machte.
Einer der berühmtesten Sprüche stammt von Lee Trevino; er attestierte dem Eisen 1 einen hohen Wert in aufziehenden Gewittern. Man müsse in diesem Falle den Club als Blitzschutz einfach in die Luft halten; denn «Not even God can hit a 1 iron» (nicht einmal Gott kann ein Eisen 1 treffen). Und von einem PulitzerPreis-Gewinner namens Jim Murray stammt der Satz, das einzige Mal, dass er sein Eisen 1 gebraucht habe, sei zum Erschlagen einer Tarantel gewesen; und dazu habe er sieben Schläge gebraucht.
Die Geschichtsbücher berichten von einem Schlag mit dem Eisen 1, der Ben Hogan 1950 auf dem 18. Loch von Merion derart gut gelang, dass er bloss einen Putt benötigte und das US Open gewann. Auch Jack Nicklaus liebte diesen Schläger; 1967 am US Open in Baltusrol schoss er sein Eisen 1 über 238 Yards im Gegenwind so gut, dass er mit einem 20-Fuss-Putt den Turnierrekord egalisierte.
Aus europäischer Sicht bleibt der Schlag von Christy O'Connor Jnr. im Ryder Cup 1989 in The Belfry unvergesslich. Auf dem 18. Loch legte er den Ball mit einem Eisen 2 sechs Fuss an das Loch, lochte den Putt ein, was zum Sieg über Fred Couples und zum Unentschieden des europäischen
Die Lückenfüller zwischen langen Eisen und Hölzern
Teams notwendig war – als Titelhalter reichte Europa das Unentschieden.
Solche Legenden werden dereinst von Hybrid-Clubs kaum erzählt werden. Sie sind viel zu leicht zu schlagen, bringen den Ball wirklich leicht in die Luft und verleiten den Spieler höchstens dazu, den Club auch im Rough einzusetzen. Was ein Irrtum sein könnte.
Den langen Eisen indessen muss man nachtrauern. Es bleibt einer ganz exklusiven Truppe von Ballstrikern vorbehalten, ab und zu ein Eisen 1 aus dem Bag zu ziehen – wenn sie es bei sich haben. Denn sogar die TourSpieler haben die Vorteile von Fehler verzeihenden Golfschlägern entdeckt und haben lieber einen 18°-Rescue bei sich als ein 15°-Eisen.
Tempora mutantur…
«Im grünen Bereich» bedeutet, dass sich der jeweilige Testschläger vor allem, aber nicht ausschliesslich, für die betreffende Könnensstufe eignet. Je weiter oben der grüne desto besseres Schwingen und allenfalls auch mehr Swing Speed ist notwendig.
Bay Hill Tungsten Rescue Wood




Ein kompakter Club, der sich dank seiner runden Sohle gut aus schwierigen Lagen spielt. Wie die meisten Palmer-Clubs eher für den guten Spieler entwickelt; das zurückversetzte Gewicht sorgte beim 21°Testclub für einen hohen Ballflugwinkel. Die Position des Röhrchens für den Schaft liegt hinter der Verlängerung des Clubface, was gleichbedeutend ist mit einem Anti-Hook-Effekt. Griff und Graphitschaft tragen ebenfalls das BayHill-Logo.
Ben Hogan C.F.T Hybrids




Eher ein Eisen als ein Holz, ist dieser Club für einen tiefen, langen Ballflug gut. Das nahezu flache Clubface erlaubt gutes Manövrieren des Balles. Trotzdem keine Mühe, den Ball in die Luft zu bringen. Der Shape des Clubs ist harmonisch; lieferbar in 17°, 19°, 21°, 24°und 27°. In den tieferen Lofts sicher ein Club für gute Spieler, erst recht mit Stahlschaft. Aber auch mit Graphitschaft erhältlich, was etwas gemässigtere Eigenschaften zur Folge hat.
699.–statt 1299.–
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Callaway Big Bertha Heavenwood




In seinen Eigenschaften näher an einem Holz als an einem Eisen. Produziert einen geraden, langen Flug, muss aber präzise geschwungen werden, deshalb eher auf den guten Spieler ausgerichtet. Formschön, eher kleine Schlagfläche, welche etwas vor dem Schaft liegt, was einen Anti-HookEffekt hat. Ausgezeichnetes Manövrieren des Balles.
Cobra Baffler
Ein leicht zu spielender Club mit ausgeglichenen Eigenschaften; in allen Situationen gleichermassen einsetzbar. Macht einen hohen Ballflug, deshalb auch geeignet für geringere Swing Speeds und Anfänger. Hat eine eher grosse Schlagfläche, was Vertrauen einflösst. Auch gut spielbar aus dem Semirough und vom Tee. Erhältlich mit 18°/ 20°/ 23°/ 26°und mit Graphit- oder Stahlschaft. Als Graphitschaft wird ein NV-HL 65 von Aldila eingesetzt.
Kasco K2K Super Hyten
Kasco war mit eine der ersten Marken, die dieses Konzept lancierten. Der Club ist sehr ausgereift und hat kaum Schwächen. Das Clubface ist nahezu flach, wie ein langes Eisen, weshalb Kasco diesen Club «Itility» nennt. Er produziert einen hohen, geraden Ballflug, ist leicht spielbar und eignet sich für einen breiten Einsatzbereich, mit Einschränkungen bei dichtem Semirough (breites Clubface!).