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Durchbruch des Kiwi-Maori
Auf einem sehr alten Golfplatz, im sehr schicken Resort von Pinehurst mit seinen acht Golfplätzen, wurde eines der wichtigsten Turniere dieses Jahres, die offenen Meisterschaften der USA, ausgetragen. Während US Opens üblicherweise auf extrem schnellen Greens, Löchern mit schmalen Fairways und aus hohem, dichtem Rough entschieden werden, hat Pinehurst Nr. 2 ganz andere Schwierigkeiten zu bieten. Seine Greens werden «Turtle Greens» genannt, weil sie von ihrer Form an eine umgestülpte Schüssel erinnern – Bälle, die nicht genau passen oder den falschen Spin haben, rollen rundherum herunter in Bunker oder Vertiefungen. Von dort droht jederzeit Bogey oder schlimmer, weil die Chips, Bunkerschläge oder Pitches so schwierig ans Loch zu bringen sind. Speziell in der Schlussrunde waren die Fahnenpositionen teilweise mörderisch schwierig, mit sehr wenig Platz, um einen Ball in der Nähe zu halten.
Pinehurst Nr. 2 wurde von Donald Ross 1907 entworfen, als dieser dort Manager war. Es gibt wenig Dokumente aus dieser Zeit; es ist aber klar, dass die Greens von Ross ganz anders gebaut worden sind; nämlich überhaupt nicht überhöht. Weil während rund 30 Jahren fleissig – mehrmals pro Jahr – gesandet wurde, stieg die Oberfläche der Greens kontinuierlich an; niemand weiss genau um wie viel, aber deutlich und messbar, vielleicht einen halben Meter insgesamt. Man betrieb dieses Top Dressing damals, ohne die Greens zu aerifizieren; also ohne das Ausstanzen der Rasenstöpsel, in deren Löchern der Sand verschwindet. Die Greens sollen so immer höher geworden sein, mit scharfen Kanten, welche zu einem späteren Zeitpunkt per Bulldozer abgerundet wurden. Das Aerifizieren und die dazu notwendigen Bodenbearbeitungsmaschinen wurden übrigens erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfunden. Diese detaillierten Ausführungen sollen einmal zeigen, dass die Greens von Pinehurst, die denjenigen von Crans-Montana ähnlich sind, mit dem ursprünglichen Ross-Design nichts mehr zu tun haben. Und es soll zweitens die hohen Scores, welche das US Open produzierte, erläutern helfen. Wie sehr das Stress-Level eine Rolle spielte an diesem Turnier, illustriert der diskussionslose Absturz des drei Runden lang extrem solide spielenden Retief Goosen, der sich innert sechs Holes von -3 auf +2 «verbesserte» und schliesslich bei plus 8 landete.
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So fiel die Entscheidung zwischen den beiden einzigen Spielern aus der Spitzengruppe, welche einigermassen ungeschoren durchkamen. Und es war schliesslich nicht der coole, analytische Tiger Woods, sondern ein Tränen der Freude vergiessender Neuseeländer namens Michael Campbell, der den Silberpokal in Empfang nehmen dürfte. Sein Vorsprung vor dem Schlussloch hatte komfortable vier Schläge betragen; ein Abschlag ins Rough, ein Pitch mit dem Sandwedge und ein Lob Shot vom Fairway brachten seinen Ball anderthalb Meter an die Fahne, von wo er mit zwei Putts durchkam und mit zwei Schlägen Vorsprung gewann – das Birdie auf dem Schlussloch war der letzte Angriffsversuch von Tiger Woods gewesen.
Michael Campbell war bisher eher dadurch aufgefallen, dass er gegen Schluss von Turnieren in aussichtsreicher Position mit flatternden Nerven zu kämpfen hatte. Nicht so auf dem schon beinahe unfair schweren Platz von Pinehurst Nr. 2: er lochte auf der Schlussrunde seelenruhig mehrerer lange Putts ein, obschon er Tiger Woods immer nur einen oder zwei, maximal drei Schläge hinter sich wusste. Wenn man in Rechnung stellt, dass keiner aus der Spitzengruppe (Retief Goosen, Jason Gore, Olin Browne) diese letzte Runde unter 80 (!) schaffte, können die beiden 69 von Campbell und Woods nicht genügend hoch eingestuft werden.
Der Abkömmling eines schottischen Vaters und einer Maori-Mutter ist auch schon mehrmals in Crans-Montana angetreten; sein Weg in dieses US Open führte über ein Qualifikationsturnier, da sein Status und sein Rang im World Ranking für einen fixen Startplatz nicht gut genug gewesen waren.
Und wo blieben die Seriensieger? Mit der Entscheidung hatte keiner der grossen Vier etwas zu tun – denn auch Tiger Woods hatte vor der Schlussrunde acht Schläge Rückstand auf Retief Goosen, als dieser als Leader auf den ersten Abschlag trat. Und Goosen gilt als ausgezeichneter «Front Runner» – but not this time!
1.Michael Campbell (NZL)71697169280
2.Tiger Woods (USA) 70717269282
3.Sergio Garcia (ESP) 71697570285
Tim Clark (RSA) 76697070285
Mark Hensby (AUS) 71687274285
6.Rocco Mediate (USA) 67747471286

Davis Love III (USA) 77707069286
Vijay Singh (FDJ) 70707472286
9.Nick Price (RSA) 72717272287
Arron Oberholser (USA)76677173287
11. Retief Goosen (RSA) 68706981288
15. Ernie Els (RSA) 71767270289
33. Phil Mickelson (USA)69777274292
