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Das Jahr nach Puerto Rico

Letzten Herbst brachte die Nationalmannschaft von den Weltmeisterschaften in Puerto Rico den exzellenten vierten Rang zurück in die Schweiz; das beste Ergebnis, das je eine Schweizer Equipe an einem internationalen Titelkampf erzielt hat. Zufall? Beweis effizienter Verbandsarbeit? Oder ein herausragendes Team für eine Woche? – Markus Gottstein, Präsident der Sportkommission der ASG, Barbara Eberhart, Präsidentin der Juniorenkommission, und Graham Kaye, Nationalcoach, diskutierten mit der Golf Suisse-Redaktion über die aktuellen Trends im Bereich Spitzensport des Verbandes.

Nicolas Sulzer, Martin Rominger und Roger Furrer – beinahe «the winning combination». Unter der Leitung von Nationalcoach Graham Kaye schwang sich diese motivierte Truppe zu einer der besten Leistungen eines Schweizer Teams aller Zeiten auf. Schauplatz: Weltmeisterschaften 2004 in Puerto Rico. Alles spielte optimal zusammen: eine gute Expeditionsleitung, Sportler in Hochform, und auch etwas Wettkampfglück, ohne welches im Golf nichts geht. Wie gut die drei drauf waren, zeigte sich in ihrer Attitüde vor der letzten Runde. Sie wollten unbedingt einen Medaillenplatz erreichen, was sie leider wegen Wetterpech (die letzte Runde musste wegen einem karibischen Sturm ausfallen) gar nicht versuchen konnten.

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Anlässlich der Delegiertenversammlung Ende Januar 2005 präsentierte sich die Mannschaft der Versammlung, berichtete von der WM, liess sich natürlich auch feiern. Der fast unheimliche Erfolg provoziert die ketzerische Frage, ob die Schweiz denn jetzt im Golf plötzlich zur Weltmacht aufgerückt ist. Jeder Golfer weiss, wie knapp es zugehen kann. Den grandiosen Erfolg zu überschätzen, das käme keinem in der ASG-Leitung in den

Sinn; auch den Sulzer, Rominger und Furrer nicht.

In der Analyse muss man aber so oder so von einem enormen Glücksfall für den Golfsport der Schweiz reden. Seit rund zehn Jahren laufen nämlich umfangreiche Förderungsprogramme innerhalb der Strukturen der ASG, welche von der breiteren Öffentlichkeit allerdings kaum zur Kenntnis genommen worden sind. «Puerto Rico» kam daher im genau richtigen Moment, liess zahlreiche Leute aufhorchen und steigerte die Sensibilität für unsere Spitzengolfer. Es lohnte sich zu Beginn der Saison 2005, mit den Hauptver- antwortlichen aus dem spitzensportlichen Ressort eine Auslegeordnung der aktuellen Situation vorzunehmen. Dabei wurde erkennbar, mit wie viel Dynamik momentan gearbeitet wird, und wie viele Massnahmen aufgegleist sind.

Neustruktur

Im Zentrum steht gegenwärtig die konkrete Ausgestaltung der beschlossenen, neuen Regionalisierung. Wurden die jungen Talente bis jetzt in vier Regionen von je einem nebenamtlich tätigen Coach erfasst und betreut, so werden es neu nur noch zwei Regionen – Ost/Süd und West/Nord – sein, in welchen je ein hauptamtlich angestellter Coach arbeiten wird. Das bisherige Modell hat sehr schöne Ergebnisse gebracht. Die Erfahrungen mit den nebenamtlichen Coaches, die in der Regel auch eine Hauptbeschäftigung als Pro in einem Club ausüben, liessen jedoch über Verbesserungen nachdenken; insbesondere in der terminlichen Koordination war es manchmal schwierig, die berechtigten Anliegen der Clubs und der Kunden des Pros mit einer effizienten Führung eines Regionalkaders unter einen Hut zu bringen. Juniortrainings belegen Mittwoch Nachmittage und Wochenenden…

Die beiden neuen Regionalcoaches werden direkt dem Nationalcoach, Graham Kaye, unterstellt und für Boys und Girls zuständig sein; die Koordination zwischen Kaye und Régine Lautens, der Nationaltrainerin der

Ladies und Girls, wird gegenwärtig diskutiert. Die ASG hat im übrigen bereits mit der Suche nach geeigneten Kandidaten begonnen; auf eine Stellenausschreibung im letzten «Golf Suisse» gab es interessante Kontakte, wie Markus Gottstein bestätigte. Das Pflichtenheft der Regionalcoaches wird noch unter Verschluss gehalten. Der Präsident der SK: «Ich möchte die Bewerber für die Jobs ihre eigenen Vorstellungen entwickeln lassen. Oftmals kommen so im Gespräch neue Elemente zu Tage. Präsentieren wir Ihnen jedoch eine fixe Liste von Chargen, dann riskieren wir, dass einfach nach dieser Liste gearbeitet wird und die Eigeninitiative, das persönliche Engagement zu kurz kommt». Mindestens so weit die Aufgaben der Regionalcoaches aber in der Fortführung und Intensivierung der bisherigen Arbeit besteht, können die Stichworte zum Pflichtenheft aufgelistet werden.

• Zusammenarbeit mit den Clubs im Bereich Juniorentraining;

• Zusammenarbeit mit den Trainern der Kadermitglieder;

• Zusammenarbeit mit den Pros der Clubs;

• Coaching der Kaderspieler (für die Technik bleibt der jeweilige Trainer zuständig);

• Enge Zusammenarbeit mit Graham Kaye;

• Talentsuche (Scouting);

• Turnierbegleitung der Kaderspieler;

• Einheitliche Nachwuchsförderung und Betreuung auf Regional- und Nationalkaderebene;

• Verantwortlichkeit für das Qualitäts-Niveau in der Betreuung über alle Stufen;

• Eventuell Bildung von Altersgruppen;

• Persönliche Weiterbildung im Ausland (Coaching, aber auch Trends auf den Tours);

• Aufbau von Kontakten und Anbieten von Mithilfe bei Clubs, welche noch keine funktionierende Juniorenprogramme haben;

• Und so weiter und so fort.

The Money

Natürlich sind solche Leistungen nicht gratis zu haben. Die weitere Intensivierung und Qualitätsverbesserung in der Juniorenarbeit ist schwergewichtig möglich dank dem soeben verlängerten Sponsoringvertrag mit der Credit Suisse, der die ASG verpflichtet, einen namhaften Teil der ihr zufliessenden Mittel in den Nachwuchsbereich zu investieren.

Diese Partnerschaft stützt sich nun nach langen Jahren auf enge persönliche Beziehungen zwischen den Verantwortlichen der ASG und der Konzernleitung der Grossbank. An ihrer Spitze sitzt in der Person von CEO Oswald Grübel ein Golfer, was sicherlich den gemeinsamen Projekten nicht abträglich ist.

Doch Geld allein macht nicht glücklich, und es macht schon gar keine erfolgreichen Turniergolfer. Das ist der Sportkommission klar; Graham Kaye bringt es im Gespräch auf den Punkt: «Was wir vor Jahren erkannt und in- itiiert haben, das würde ich unter dem Begriff Paradigmenwechsel oder Mentalitätswechsel zusammenfassen. Unsere Spitzenathleten müssen sich als Sportler fühlen, sie müssen sich voll engagieren, müssen Kämpfer werden, die zu allem bereit sind. Um die Sportler aber so weit zu bringen, müssen auch die Funktionäre umdenken; und das kann ein langwieriger, schmerzhafter Prozess sein. In unseren Kadern und Mannschaften, also bei den heutigen Amateuren, stelle ich aber diesen Wandel bereits deutlich fest. Andernfalls wäre der glanzvolle vierte WM-Rang letzten Herbst niemals möglich geworden. Da war eine echte Kämpfertruppe am Werk; was nicht garantiert, dass man immer gewinnt. Doch es bietet Gewähr, dass man nicht immer verliert!»

Das alleine kann kein Geld der Welt kaufen. Genügend Geld bietet vielmehr das Risiko, in die Bequemlichkeit abzudriften, und dagegen will man nun auch in den Strukturen die notwendigen Massnahmen einbauen. Insbesondere soll es nicht mehr möglich sein, dass ein Talent, das sich nicht in den normalen Zeiträumen durchzusetzen versteht, jahrelang weiter an der Nabelschnur der Kaderzugehörigkeit hängt, ohne das Talent auch in Resultate umzusetzen. Viel mehr Konkurrenz innerhalb der Teams und Kader kann deshalb nur förderlich sein; die neusten Zahlen von der Swiss Junior Tour lassen da durchaus Optimismus aufkommen.

An den beiden ersten Turnieren, die sich jetzt neu über zwei Tage zu je 18 Löchern erstrecken (2004: 36 Holes an einem Tag), starteten über 100 Boys und Girls!

Solche Zahlen sorgen für den Druck, der notwendig ist, um das Niveau anzuheben. Das kennt jeder Clubgolfer, der Turniere spielt, bestens: wenn’s um etwas geht, muss man treffen –wer dieses Potenzial nicht hat, wird sich dereinst auch auf keiner ProfiTour behaupten können. Wichtig ist an dieser Stelle auch der Hinweis darauf, dass es für eine erfolgreiche Nachwuchsförderung nicht nur der Anstrengungen des Verbandes, sondern auch der Spieler und ihrer Eltern bedarf. Nicht nur der Verband, auch die Direktbetroffenen haben ihren Teil an das Unterfangen beizutragen. Viele Eltern erwarten von der ASG immer professionellere Strukturen, ohne ihrerseits die Bereitschaft zu erhöhen, sich auch selber (zeitlich und finanziell) vermehrt zu engagieren.

Graham Kaye macht’s vor

Der Nationalcoach hat ein interessantes «Experiment» gestartet – in Anführungszeichen deshalb, weil es eigentlich gleich ein Ernstfall ist. In Abstimmung mit der Home Base im GC de Genève von Raphael de Sousa, mit welchem sich Kaye seit dessen Amateurzeit ausgezeichnet versteht, fungiert er in dieser Saison als dessen

Coach. Es geht für den Spieler darum, das Leben auf der Challenge Tour so professionell wie möglich zu meistern, weil das die beste Grundlage für Resultate ist. Es geht um alle Aspekte: Spiel, Organisation, Planung, Training, Verpflegung, Gesundheit, Fitness, Lebensführung.

Wenn die aktuelle Zielsetzung natürlich darin besteht, dass de Sousa sich auf der Tour (die Challenge Tour ist die zweitoberste Tour in Europa) soll behaupten können, so dient das «Experiment» dem Nationalcoach vor allem dazu, reale Erfahrungen zu sammeln, die später ins Coaching junger Talente werden einfliessen können. Nicht zuletzt können jungen Golfern und Golferinnen, deren grosses Ziel der Übertritt zu den Pros ist, Perspektiven aufgezeigt werden, um ihnen zu helfen herauszufinden, ob sie überhaupt Chancen haben, diesen Schritt zu machen und sich dann auch durchzusetzen.

Denn wenn das spielerische Niveau der weltbesten Amateure heute sich kaum mehr von den Leistungen auf der Tour unterscheidet und die Cracks den Ball überall gleich gut hauen, so ist der Schritt aus der durchorganisierten Welt der Amateure, mit einer perfekten Einbettung der Sportler in die Verbandstrukturen, in die totale Selbständigkeit als Playing Pro doch noch immer ein brutales Erlebnis. Dass unter dem reinen Schock nicht Talente kollabieren und so dem Schweizer Golf vielleicht verloren ge-

«Sehr oft werde ich gefragt: Was soll ich mit meinem Kind machen; es spielt gern Golf und ein Pro in den Ferien hat gesagt, es sei sehr begabt… Diese und ähnlich gelagerte Fragen sind ganz einfach zu beantworten.

Die ASG bildet seit sechs Jahren – in Zusammenarbeit mit dem BASPO (J+S) und der Swiss PGA – schweizweit Juniorencaptains, Pros und Pro-Lehrlinge zu Juniorenbetreuern aus. Ziel dieser Ausbildung ist es, eine fundierte Juniorenbetreuung in den einzelnen Clubs und auf den diversen Driving Ranges der Schweiz zu gewährleisten. Ansprechpartner für alle Fragen ist also der clubeigene Juniorenbetreuer. Er/sie hat das Netzwerk, um Jungen und Mädchen weiterzubringen. Er/sie kennt die Gliederung der schweizerischen Juniorenstruktur vom Anfänger bis zum Nationalkaderspieler, er/sie kennt alle Turnierserien, die vielleicht für einen Youngster interessant zu spielen sind. Auch arbeitet der Juniorenbetreuer sehr eng mit den Club-Pros und den Regionalcoaches zusammen. So ist gewährleistet, dass der Sohn oder die Tochter die optimale Unterstützung für den Sport von seiten des Clubs und der ASG erhält. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an diese ehrenamtlichen Juniorenbetreuer und -betreuerinnen, die einen Grossteil ihrer Freizeit für das Wohl des Nachwuchses aufbringen.

Auf der anderen Seite braucht es unbedingt auch die Unterstützung der Eltern. Ich denke da vor allem an die Fahrten zu Trainingseinheiten, dem Juniorengruppentraining, den Privatstunden und an die Turniere. Der Golfclub liegt meistens nicht vor der Haustüre und ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Auch braucht es die mentale Unterstützung, um bei einem zeitweiligen Durchhänger des Junioren nicht gleich loszulassen. Jeder Sport ist auch eine Lebensschulung!

Wenn wir alle diese Elemente beachten, haben wir grosse Chancen, noch viele Junioren und Juniorinnen so auszubilden, dass wir sie an die Spitze führen können.»

Doppelte Faszination –Abschlag auf 18 Loch

Doppelte Faszination Abschlag auf 18 Loch

Neumitglieder sind herzlich Willkommen!

Schnuppermitgliedschaft

Jahresmitgliedschaft für max. 2 Jahre

Fr. 3’000.– pro Kalenderjahr (inkl. Jahresbeitrag, ASG-Karte und Clubmitgliedschaft)

Pro30-Mitgliedschaft

Jahresmitgliedschaft für 21 bis 30 jährige Golferinnen und Golfer

Fr. 3’000.– pro Saison (inkl. Jahresbeitrag, ASG-Karte und Clubmitgliedschaft)

Einfacher Einstieg dank unserer Golf Academy.

Wichtige Daten

Unterwaldner Meisterschaft, 19./20. August 2005

Cerdit Suisse Herbstgolfwoche, 13.-17. Sept. 2005

Telefon 041 638 08 08, www.golfclub-engelberg.ch

Ist es noch zeitgemäss, dass es im Golf Amateure und Profis gibt, nachdem diese Unterscheidung in den meisten anderen Sportarten verschwunden ist? Ist das bloss eine Macke der sturen Briten? Und was sind allenfalls die Vorteile dieser Kategorisierung?

Der Breitengolfsport basiert meines Erachtens auf drei tragenden Säulen: den Golfregeln, dem Handicapsystem und dem Amateurstatus. Bereits im Jahre 1885 hat der Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews (R&A) eine Unterteilung in Amateur- und Profigolfer vorgenommen und entsprechende Regeln erlassen. Über 95% aller Golfer bzw. Golferinnen betreiben diesen Sport heute als sog. Amateure. Wie es die Wortwahl schon andeutet, betreibt ein Amateur seinen Sport aus Liebhaberei bzw. Passion zum Spiel und ohne Verfolgung von übergeordneten finanziellen Interessen. Im Vordergrund für einen Amateur steht somit der Sport und nicht das Geld. Das mag antiquiert klingen, ist es aber nicht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten können sich beim Golfsport Spieler und Spielerinnen verschiedenster Stärkeklassen dank dem Handicapsystem im direkten Wettbewerb mit- und untereinander messen. Trotz klaren Regeln ist es jedem Spieler jedoch möglich, sein Handicap im Wesentlichen selber zu beeinflussen. Hinzu kommt, dass jeder Golfer sein Spiel und die Einhaltung der Golfregeln grundsätzlich selber überwacht. In keiner anderen Sportart spielen Schiedsrichter oder Preisrichter eine untergeordnetere Rolle als im Golfsport. Es liegt auf der Hand, dass dem Missbrauch der Handicaps und der verstärkten Nichteinhaltung der Golfregeln Tür und Tor geöffnet wären, falls an Turnieren Preise bzw. Preisgelder von unbeschränktem Wert und beliebiger Höhe zu gewinnen wären. Die Folge davon wäre, dass sämtliche Turniere nur noch nach Bruttoresultaten, d.h. ohne Berücksichtigung des Handicaps, ausgetragen werden könnten, was sicherlich nicht im Sinne unseres Sports sein kann.

Es steht jedem Golfspieler bzw. jeder Golfspielerin frei, sich für eine der beiden Kategorien (Amateur oder Profi) zu entscheiden. Im übrigen können sich in das Lager der Professionals übergetretene Golfer jederzeit unter Einhaltung einer bestimmten Übergangsfrist wieder «reamateurisieren» lassen. Die beiden Kategorien funktionieren bestens nebeneinander, wobei nicht ausser Acht gelassen werden darf, dass der Golfsport seine heutige Popularität zu einem wesentlichen Teil dem Profigolf zu verdanken hat. Das ist gut so und so soll es – nicht nur nach dem Verständnis des R&A – auch inskünftig bleiben. hen, das rechtfertigt es, ihnen bereits im Nachwuchsalter, bei den Junioren eben, zu helfen, sich in der richtigen Art und Weise mit der Frage der beruflichen Zukunft zu beschäftigen. Dass dieser Entscheid («Bin ich gut genug für die Tour?») nicht einfach ist, versteht sich von selber. Die ASG ist und bleibt in ihrer Idee ein Verband des Amateurgolfs. Trotzdem gehört es heute zu ihren Zielen, gute Pros auf der Tour zu haben, was natürlich mit der Resonanz von solchen Resultaten in der breiten Öffentlichkeit zusammen hängt. Die meisten Nachwuchsspieler und –spielerinnen zeigen ihr Potenzial schon sehr früh; sogenannte Spätzünder kommen vor, doch sie sind eher selten. Das will sagen, dass man nur diejenigen Sportler ins kalte Wasser der Tour schubsen will, die gute Chancen haben, diesen Sprung auch zu überstehen. Die anderen Talente bleiben besser bei den Amateuren; den auch eine starke Amateur-Nationalmannschaft ist wichtig für die ASG. Um die Weichen richtig zu stellen, müssen die Tools geschaffen werden, um das «Decision Making» zu erleichtern.

Die ASG als der Landesverband aller Amateure: welches ist ganz genau ihr Interesse an der Förderung des Wettkampfsportes Golf und insbesondere der Spitzengolfer, die sie ja sowieso früher oder später an die Profis verliert?

Es ist zutreffend, dass sich die ASG als Dachverband in erster Linie um den Amateursport kümmert. Die ASG ist aber zudem verantwortlich für die generelle Förderung des Golfsports in der Schweiz. Zu unseren vorrangigen Aufgaben gehören daher die Nachwuchsförderung und auch die Ausbildung bzw. Unterstützung von Eliteamateuren hinsichtlich einer allfälligen Profikarriere. Es liegt daher im ureigenen Interesse der ASG, dass die Schweiz neben starken Amateuren auch über erstklassige Profis verfügt. Der Umstand, dass immer mehr talentierte Nachwuchsspieler in das Lager der Professional übertreten, ist daher nicht als «Verlust», sondern vielmehr als Ausdruck und Resultat unserer gesteigerten Förderungsbemühungen zu bezeichnen. Nach wie vor ist jedoch die Hürde, welcher ein Spieler beim Übertritt vom Amateur- in das Profilager zu meistern hat, m.E. zu gross. Mit dem Übertritt zu den Professionals verlieren unsere Spieler und Spielerinnen weitgehend die Unterstützung des Verbandes in technischer, organisatorischer und finanzieller Hinsicht. Der Spieler wird seinem Schicksal überlassen und muss sich selber organisieren. Dieser Umstand hat in der Vergangenheit immer wieder zu aus meiner Sicht unnötigen Problemen und Verlusten an talentierten Spielern geführt, weshalb die ASG in Zusammenarbeit mit der Swiss PGA, der Swiss Golf Foundation und den diversen Sponsorenvereinigungen zur Zeit Konzepte erarbeitet, wie dieser «Sprung ins kalte Wasser» für unsere Spieler etwas abgefedert werden kann.

Was hat ein Golfer, der Turnierambitionen hegt, für Perspektiven, wenn er Amateur bleibt? Ist das Niveau bei den Amateuren nicht bescheiden? Und gibt es überhaupt internationale Turniere für Amateure, ausser der WM? Das Spielniveau der Topamateure steht demjenigen der Professionals in nichts nach. Dies zeigt sich auch anlässlich der diversen Profi-Turniere, an denen Amateure regelmässig den Cut überstehen. Es ist allerdings ein gewaltiger Unterschied, ob man den Golfsport quasi hobbymässig ausübt, oder ob man damit seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Deshalb empfiehlt die Sportkommission ihren Eliteamateuren, nicht zu früh zu den Professionals überzutreten. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, hat nur derjenige eine Chance, sich bei den Professionals durchzusetzen, der bereits als Amateur während eines längeren Zeitraums eine dominiernde Rolle eingenommen hat und über ein entsprechendes Palmarès verfügt. Eine erfolgreiche Amateurkarriere erleichtert im übrigen die spätere Suche nach Sponsoren erheblich. WM und EM der Amateure sind Mannschaftsturniere. Daneben existieren zahlreiche und prestigeträchtige internationale Amateurturniere mit individuellem Ranking. Ich erinnere z.B. daran, dass sowohl British Amateur wie US Amateur neben dem US Masters, der Open Championship, dem US Open und der PGA Championship zu den sechs Majors zählt. Die Sieger des British und US Amateur qualifizieren sich automatisch für das US Masters im folgenden Jahr. Die Gewinner dieser Amateurturniere erfüllen grundsätzlich sämtliche Voraussetzungen für eine sehr erfolgreiche Profikarriere. Dies zeigen die Sigerliesten dieser Turniere in der Vergangenheit (z.B. Jack Nicklaus, Tiger Woods, Sergio Garcia etc. etc.).

18 bis 21 –die kritische Phase

Wie alle Sportverbände verliert auch die ASG zahlreiche Talente, wenn diese sich ihrem 20. Altersjahr nähern. Neben den gleichen Gründen, unter denen alle Sportarten leiden, kommt im Golf eine spezifische Ursache dazu. Nach dem abgeschlossenen 18. Altersjahr treten die Boys und Girls nämlich in die Kategorie Junioren über, in welcher wesentlich weniger fixe Strukturen existieren. Es gibt keine Regionalkader, sondern nur noch ein Nationalkader, und es werden auch weniger kategorienspezifische Turniere angeboten. Es ist eigentlich die Vorstufe zu den Amateuren; die jungen Spieler sind schon viel mehr auf sich alleine gestellt. Internationale besteht sogar ein Trend zur Eliminierung dieser drei Jahre bis 21; doch die britischen Verbände verteidigen diese Bastion hartnäckig, wie es heisst.

Innerhalb der Sportkommission hat man sich Gedanken gemacht, wie man Gegensteuer geben könnte. Es wird Aufgabe der neuen Regionalcoaches sein, zusammen mit Graham Kaye und Régine Lautens hier Rezepte zu finden. Sicher ist jedoch, dass die Chance, vier Jahre an einem USCollege zu verbringen und zu versu- chen, dort Mitglied des Golfteams zu sein, weiterhin genutzt werden soll; in den letzten Jahren waren Martin Rominger, Roger Furrer, Tino Weiss, Niloufar Aazam und Caroline Rominger in den USA.

In diese Altersperiode fällt für die meisten Nachwuchstalente auch die erste ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage, ob ein späterer Wechsel zu den Pros und die Qualifikation für die Tour angestrebt werden soll oder nicht. Dass da technische, spielerische und psychologische Unterstützung nicht nur von Eltern und Erziehern, sondern auch aus dem Lager der Trainer und Coaches wichtig ist, das wird nun in der Strategie der ASG-Sportkommission quasi zum Dogma erhoben, ist ein wichtiges Element auch in den Aufträgen an die Verantwortlichen, vom Niveau Nationalcoach über die Regionalcoaches bis in die Aufbauarbeit in den Klubs.

■ Urs Bretscher

Die Nationalkader der ASG

Frauen/Juniorinnen:

Niloufar Azam (Wohnort: St. Sulpice/Jahrgang: 1982), Fabienne In-Albon (Oberägeri/1986)/Juniorin, Sheila Lee (Zürich/1974), Caroline Rominger (Pontresina/1983), Frédérique Seeholzer (Villars-surOllon/1981), Natalia Tanno (Bolligen/1982/Juniorin).

Captain: Monica Wieland (Zumikon).

Girls:

Marion Argi (Lausanne/1987), Sabrina Borchardt (Buonas/1987), Stephanie Noser (Küsnacht/1987), Aline Rey (Sion/1990).

Captain: Alexandra Gasser (Neuchâtel).

Männer/Junioren:

Roman Ballmer (Thun/1985/Junior), Claudio Blaesi (Valbella/1986/Junior), Nicolas Eberhart (Bäretswil/ 1986/Junior), Roger Furrer (Domat/Ems/1984/Junior), Steven Rojas (Aadorf/1985/Junior), Martin Rominger (Pontresina/1979), Nicolas Sulzer (Genf/ 1977), Damian Ulrich (Zug/1983), Tino Weiss (Bäch/1983).

Captain: Toni Matti (Bern)

Boys:

Corsin Caviezel (Domat/Ems/1987), Arthur De Rivoire (Anières/1988), Gian Andrin Derungs (Jona/1987), Marc Dobias (Lausanne/1988), Sébastien Domingo (Cologny/1987), Alexander Huber (Herrliberg/1987), Sandro Tan (Monaco/1987).

Captain: Dominique Rey (Genf).

Coaches:

Régine Lautens (Frauen/Juniorinnen/Girls) Graham Kaye (Männer/Junioren/Boys)

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