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Langsame und schnelle Greens
Immer wieder kommt es vor, dass man auf einem auswärtigen Golfplatz ein ganz anderes Green-Tempo antrifft als auf seinem Home Course. Das ist eine wirklich schwierige Situation: es ist nicht so einfach, sich auf das andere Tempo einzustellen, speziell, wenn die Greens sehr viel schneller sind. Es gibt aber einige Tips, die helfen können, mit der ungewohnten Herausforderung fertig zu werden.
Die Playing Pros auf der European Tour oder auf der US PGA Tour haben es gut. Die Tour selber kontrolliert die Greenkeeper der Turnierplätze und gibt genaue Richtlinien, wie die Greens (und übrigens auch die Fairways und das Rough) zu pflegen und zu mähen sind.
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In Amateur-Turnieren ist das anders; da macht es jeder Club so, wie er es für richtig befindet. Bloss in nationalen Events – in den Turnieren der ASG – kommen Direktiven des Verbandes zur Anwendung, die für eine gewisse Vereinheitlichung sorgen. In den Klubturnieren dagegen kann das Tempo der Greens von sehr langsam bis extrem schnell gehen.
Die schwierigere Variante ist es, wenn man plötzlich mit viel schnelleren Greens zurecht kommen muss. Zuerst viel zu lange Putts, nachher Zaghaftigkeit und zu kurze Putts, falsch gelesene Breaks und Drei- oder gar Vierputter sind nicht gerade das richtige Rezept für Selbstvertrauen und ein gutes Score.
Keep cool
Wahrscheinlich am wichtigsten ist es, zuerst einmal kühlen Kopf zu bewahren. Wenn man in der zeitlichen Planung genügend Zeit für das Warm-Up vorgesehen hat, geht man auf einem fremden Platz immer zuerst aufs Putting Green und schiebt probeweise einige Bälle. Das bringt die notwendige Information: sind die Greens viel schneller, bleibt man gleich 15, 20 Minuten länger hier – den Schwung bringt man mit wenigen Bällen beim Aufwärmen hin, das Distanzgefühl beim Putten oder Chippen aber nicht. Um das Green herum kann man die Schläge im Turnier schliesslich gleich im Dutzend verlieren.
Zuerst empfehle ich, einige kurze Putts einzulochen und dabei dem Ball zuzusehen und zuzuhören, wie er ins Loch fällt. Das ist jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis, das für positive Eindrücke sorgt.
Jetzt spielt man einige lange Putts, zum Beispiel quer übers Green an den anderen Greenrand, oder auch auf ein Loch. Vorerst geht es ausschliesslich um die Distanz. Zehn, zwanzig Putts haben bereits einen gewissen Trainingseffekt für dass neue, ungewohnte Distanzgefühl.
Schliesslich sucht man sich eine geneigte Fläche auf dem Putting Green: auf schnellen Greens brechen die Putts viel stärker als auf einem langsamen Green. Der Ball macht seine Kurve und kann anschliessend mehrere Meter die Neigung hinunter rollen, ohne anzuhalten. Auch dafür muss man ein Gefühl entwickeln.



Auf schnellen Greens rollen die Bälle viel ausgeprägter entlang den Konturen des Bodens als auf langsamen Greens, wo der Ball die Tendenz hat, geradeaus zu rollen und erst am Schluss auszubrechen.
Man muss sich also auf die Schnelle ein Gefühl für die Breaks verschaffen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass man einen Putt besser «überliest» als «unterliest». Das heisst: im Zweifelsfall gibt man lieber zu viel als zu wenig Break, weil der Ball dann oberhalb des Lochs durchrollt und normalerweise ein kürzerer zweiter Putt bleibt, als wenn der Ball unter dem Loch hindurch und dann noch weiter wegrollt.
Im Turnier kann es helfen, wenn man die Putts der Mitspieler beobachten und Schlüsse daraus ziehen kann. In jedem Falle aber sollte man eher vorsichtig sein und nur wirklich attackieren, wenn man sich komfortabel fühlt –um nicht zu sagen sicher.
Viel Masse am Putter
Aber welches ist der richtige Putter für schnelle Greens? Häufig ist als Grundregel zu hören, dass auf schnellen Oberflächen ein Putter mit einem leichten Kopf besser sei, auf langsamen Greens dagegen ein schwerer. Für mich ist in jedem Fall ein schwerer Putterkopf richtig; auf langsamen Greens ein noch schwerer.
Das Gewicht des Putters hilft mir, den Ball nur aus der Pendelbewegung der Schultern heraus zu spielen. Bei einem leichten Putter dagegen besteht immer die Gefahr, mit Muskeleinsatz nachzuhelfen, was riskant ist – ein falsches Zucken, und der Putt ist verschoben. Wilson, mein Ausrüster, stellt mehrere Putter her, bei welchen sich das Gewicht mit speziellen Gewichtsschrauben individuell anpassen lässt.
Bei meinem ziemlich schweren Putter lasse ich ausschliesslich das Gewicht seines Kopfes wirken. Je länger der Ball rollen soll, desto länger ist auch mein Backswing.
Zum Schluss noch dies: Gutes Putten ist die einfachste Art, bessere Scores heim zu bringen. Und nichts ist einfacher zu üben als das Putten – man braucht dazu keine Driving Range, sondern nur ein Putting Green. Und das gibt es als Indoor-Version heute sogar für zu Hause, für den Selbsteinbau, mit einem richtigen Loch. Die Dinger heissen Huxley Greens, und ich kann sie nur empfehlen! Sie sind nicht ganz billig und brauchen ein paar Quadratmeter Platz; aber denken Sie doch an Ihr einstelliges Handicap, dass Sie sich so zusammenputten können!