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Welches ist der richtige Abschlag?

Für die Turniere im Golfclub werden die Abschläge von der Turnierleitung vorgegeben. Die meisten Golfer kennen ihren Heimplatz sehr gut und können mit dessen Hindernissen umgehen. Das kann plötzlich anders werden, wenn man sich in den Ferien auf einem berühmten Turnierplatz der PGA-Tour mal mit den Besten messen will. Diese Golfplätze sind wesentlich schwieriger zu spielen. Dazu kommt, dass sich viele Resorts mit solch anspruchsvollen Parcours auf Meereshöhe befinden, wo die etwas dichtere Luft ein paar Meter Distanz kostet. Häufig sorgt der Wind dafür, dass sich der Platz nochmals länger spielt. Und schliesslich haben die in den südlichen Regionen heimischen Grassorten oft viel härtere Halme, was die Drives nach der Landung rasch stoppen lässt.

Die auf der Scorekarte angegebene Distanz eines Loches oder des ganzen Golfplatzes kann also sehr irreführend sein. Ein Platz kann sich wesentlich länger spielen, als es die reinen Zahlen vermuten lassen. Mein Ratschlag ist, genau zu überlegen, welche Abschläge dem eigenen Können entsprechen. Falscher Ehrgeiz heisst dann ganz einfach ein frustrierendes Erlebnis; wenn man andauernd lange Eisen oder Fairwayhölzer zu den Greens der Par-4-Löcher schiessen muss, dann wird das Scoren schwierig. Entscheidet man sich aber für einen kürzeren Abschlag, dann hat man eine viel bessere Chance für ein positives Erlebnis!

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Ball im Divot – Pech gehabt

Ein erstklassiger Abschlag kann dort landen, wo schon andere erstklassige Abschläge gewesen sind. Im Divot eines früheren Balles nämlich. Das hat auf der US PGA Tour eine Diskussion ausgelöst; in die frischen Divots wird nämlich mit Grassamen gemischter Sand gestreut, was einem Schlag aus einem Fairwaybunker gleichkommt. Die Spieler vertraten die Meinung, es handle sich um einen reparierten Schaden des Fairways, weshalb die Stelle als «Ground under Repair» zu betrachten sei. Die Regelpäpste haben diese Frage mittlerweile beantwortet; und zwar negativ. Der Ball muss gespielt werden, wie er liegt; also aus dem sandigen Divot.

Divots nicht zurückzulegen, die Stelle nicht so gut wie möglich auszubessern, das ist für mich genauso eine Frage der Etikette wie das Ausbessern von Pitchlöchern auf dem Green. Wir sind es unseren Mitspielern einfach schuldig, die angetroffenen Löcher auszubessern, die Bunker zu rechen und auf den Greens so zu gehen, dass die Spikes keine Spuren hinterlassen (auch Softspikes können die Greenoberfläche aufreissen, wenn der Spieler achtlos herumschlurft). Nach dem Putten werden Löcher oder Spikemarks im engsten Kreis um die Fahne herum ausgebessert – das ist einfach eine Frage von Sportlichkeit, Respekt und

Höflichkeit. Aber erst nach dem Einlochen; sonst droht ein Regelverstoss.

Muss der Ball also aus einem Divot gespielt werden, dann ist das technisch keine so grosse Sache. Meistens ist kein wirklich präziser Schlag möglich; man hat halt manchmal auch Pech im Spiel.

Es muss darum gehen, das Beste aus der Situation zu machen. Wenn man vorlegen muss, dann auf den Fairway in eine Distanz zum Green, aus welcher man gerne weiterspielt, sich sicher fühlt. Aus dem Divot nimmt man einen Club mit genug Loft. Der Ball wird weiter hinten im Stand gespielt, und der Schläger kommt steil auf den Ball hinunter, um ihn clean zu treffen. Das wird erleichtert, wenn man das Körpergewicht beim Ansprechen etwas in Spielrichtung gegen das Ziel hin verlagert. Ein eher flacher Ball ist das Resultat. Mit einem guten Approach bleibt immer noch die Chance, mit einem Putt durchzukommen und das Par zu schreiben.

Golf ist sehr aufwendig

Vijay Singh ist nicht nur die gegenwärtige Nummer 1 der Welt. Er ist wohl auch einer der fleissigsten Trainierer auf der Tour. Seine Erfolge sind überhaupt nicht zufällig gekommen: Singh hat jahrelang nicht besonders erfolgreich auf der European Tour und anschliessend auch auf der US Tour gespielt, bevor er den endgültigen Durchbruch geschafft hat. Wenn Amateure also etwas von ihm lernen können, dann ist es Geduld. Leider stelle ich häufig fest, dass Golfer vom Pro gleich schnellen Erfolg erwarten. Sie sind sich nicht im Klaren darüber, dass der Golfschwung eine sehr schwierige Bewegung ist, an welcher alle Muskeln des ganzen Körpers beteiligt sind. Wenn Verbesserungen eingebaut werden sollen, dann heisst das vor allem eines: viel Training. Eine Änderung im Schwung heisst Wochen oder gar Monate üben, üben, üben, bevor das neue Element sitzt. Vijay Singh hat das genau so gemacht, und was für ihn gilt, das gilt sicher für alle anderen Golfer ebenso. Man sagt ihm nach, er schlage pro Tag 300 Range-Bälle. So viele müssen es bei einem Amateur nicht unbedingt sein; die Gefahr, wegen der Ermüdung die Koordination zu verlieren, muss man auch im Auge behalten.

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