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KEIN PLATZ FÜR KRANKHEITEN
In unserer Greenkeeper-Serie erklärt Romain Lodieu, Head Greenkeeper im Golf Club Vuissens, wie durch gezielte präventive Massnahmen Rasenkrankheiten reduziert werden können.

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MIRJAM FASSOLD
Prophylaxe statt Heilung, lautet die Maxime von Romain Lodieu, wenn es um Rasen geht. Die Prävention beginnt früh, nämlich in der kalten Jahreszeit. «Seit fünf Jahren schliessen wir unsere Greens in den Wintermonaten», erklärt der Head Greenkeeper. Der Rasen präsentiert sich im Frühling gesünder als früher und ist resistenter gegen Krankheiten, die von Fusarium-Erkrankungen betroffenen Flächen werden jährlich kleiner.
BEWÄSSERUNG ZUM
RICHTIGEN ZEITPUNKT
Im Hochsommer sind die Greens vor allem durch Dollar Spot gefährdet. Dabei handelt es sich um einen Pilzbefall der Rasenblätter. Hohe Tagestemperaturen und warme Nächte mit Morgentau sowie eine hohe Luftfeuchtigkeit begünstigen die Infektionsgefahr. Wenn die Krankheit massiv auftritt, helfen oft nur noch synthetische Pflanzenschutzmittel (PSM), auf die Lodieu aber nach Möglichkeit verzichtet. «In den letzten fünf Jahren konnten wir unseren PSM-Einsatz um die Hälfte reduzieren», sagt er. Der Romand weiss, wie er ökologisch vorbeugen kann: «Gegen Sommerhitze und warme Nächte sind wir machtlos, aber wir können den Zeitpunkt der künstlichen Bewässerung steuern.» Bewässert werden die Greens in Vuissens nur bei Bedarf – nicht «klassisch» am späten Nachmit- tag oder Abend, sondern am Ende der Nacht, kurz vor Sonnenaufgang. Vor heftigen Regenschauern ist keiner gefeit. «Das Wetter ist entscheidend für den Krankheitsdruck der Rasengräser», erklärt Lodieu. Entdeckt er auf einem Green erste Anzeichen von Dollar Spot, ist Handarbeit angesagt: «Wir legen auf jeden Dollar Spot etwas Rasensamen, drücken ihn leicht in den Boden und bedecken die Stelle mit Sand.» Diese Technik fördere das Graswachstum an der betroffenen Stelle, auch wenn es manchmal lange dauere. Seit einigen Jahren wird in Vuissens vermehrt Agrostis nachgesät, um die Ausbreitung des Einjährigen Rispengrases einzudämmen und junge, krankheitsresistentere Pflanzen zu etablieren.
Mikroorganismen Statt Psm
Extreme Witterungsbedingungen verursachen Stress, der die Rasengräser krankheitsanfälliger macht. Romain Lodieu stärkt den Rasen, indem er regelmässig Biostimulanzien und Spurenelemente in flüssiger Form zuführt. Benetzungsmittel transportieren diese in den Boden und stärken die Gräser von der Wurzel her. Je länger und stärker die Wurzel, desto gesünder ist die gesamte Pflanze, sodass sie Stressfaktoren wie Trockenheit und Trittbelastung besser standhalten kann.
Dazu kommen mechanische Arbeiten; in der Saison steht alle 14 Tage ein Topdressing auf dem Pflegeprogramm. «Der Boden muss gut durchlüftet sein, um die Entwicklung von Mikroorganismen, darunter Bakterien, zu fördern, die das Bodenleben stimulieren und den Filz abbauen», erklärt Lodieu. Augenzwinkernd fügt er an: «Vereinfacht gesagt: Je mehr Mikroorganismen im Boden sind, desto weniger Platz bleibt für Krankheiten.»