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«ICH BIN MEHR GEREIST ALS SONST EIN MENSCH»

Südafrikas Golflegende Gary Player jettet auch mit 87 Jahren unermüdlich um die Welt. Mitte Juni begeisterte er im thurgauischen Lipperswil als Alleinunterhalter und mit einem Hole-in-one.

Gary Player, was hat Sie dazu gebracht, für zwei Tage in die Schweiz zu kommen?

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Ich liebe die Schweiz. Ich finde, sie ist eines der schönsten Länder, zudem hat sie eine der besten Regierungen. Ich komme schon seit 1955 in die Schweiz. Wir spielten damals… wie hiess der Ort schon wieder? Crans-Montana! Vor langer Zeit spielte ich auch ein Turnier in Genf, und von dort ging es weiter nach Frankreich. Und einige Male spielte ich das Seniorenturnier in Bad Ragaz.

Wie lief Ihre Runde in Lipperswil?

Es heisst, Sie hätten ein Hole-in-one erzielt?

Ja, mein 36.! Ich hatte mich schon gefragt, ob ich je wieder eines schaffen würde. 35 ist ja schon viel. Und ausgerechnet heute gelangen meiner Frau zwei Hole-in-one auf der gleichen Runde. Sie sagte: Das wird dir nie gelingen, die Chancen stehen bei zwanzig Millionen zu eins. Und wissen Sie was: Ich hätte heute fast noch ein zweites geschafft, doch dann blieb der Ball 10 Zentimeter neben der Fahne liegen.

In Ihrem Alter könnten Sie es doch etwas ruhiger nehmen?

Warum? Es war ein wunderbarer Tag, wir hatten viel Spass. Aber entscheidend für mich war, dass wir für einen guten Zweck spielten. Anderen zu helfen, ist für mich das Wichtigste. Wissen Sie, ich war früher sehr arm. Während drei Jahren verdiente ich nur 100 Pfund pro Tag. Meine Familie war auch arm. Und nun haben wir als kleines Unternehmen über 100 Millionen Dollar gesammelt und damit das Leben von Zehntausenden Kindern verändert. Wir kauften Häuser, Kirchen, Schulen. In Südafrika habe ich seit 30 Jahren eine Schule mit 130 Schülern. Wir sind in der ganzen Welt aktiv, um Jugendlichen zu helfen, ihr Leben zu verändern. Das ist fantastisch.

Werden Ihnen die vielen Flugreisen nie zu viel?

In den vergangenen zwei Monaten reiste ich zweimal von Johannesburg in die USA und zurück. Dann ging es nach Adelaide, Sydney und Melbourne, weiter nach Dallas, Philadelphia, auf die Bahamas, nach London, und nun bin ich hier. Ich mache das seit 73 Jahren, ist das nicht verblüffend? Ich bin mehr gereist als sonst ein Mensch auf diesem Planeten. Einmal sagte ein Lufthansa-Pilot zu mir: Ich denke, Sie sind etwa gleich viele Meilen geflogen wie ich. Ich antwortete: Captain, ich bin dreimal so weit gereist wie Sie! Sie müssen mit etwa sechzig aufhören. Es ist erstaunlich, dass ich das gemacht habe, und alles für das Golf.

Was fasziniert Sie dermassen am Golfsport?

Golf ist der einzige Sport, den man bis ans Lebensende ausführen kann. Tennisspieler oder andere Athleten sind mit vierzig erledigt. Schauen Sie nur Roger Federer an: Im Tennis ist er zurückgetreten, doch wenn er als Golfer gleich gut gewesen wäre, dann wäre er jetzt in der besten Phase seiner Karriere.

Für einen Tennisspieler hielt Federer aber lange durch. Das schon, und trotzdem schlägt Djokovic jetzt alle seine Rekorde. Ich liebte Federer. Aber was Djokovic widerfuhr, hatte ich selber auch erlebt. Weil ich aus Südafrika kam, konnte ich in vielen Ländern nicht spielen wegen der Apartheid. Dabei habe doch nicht ich die Apartheid erfunden. Nun durfte Djokovic wegen der fehlenden CoronaImpfung nicht in Australien und auch nicht in den USA spielen. Trotzdem hat er mehr Major-Turniere gewonnen als Federer und Nadal, die von niemandem gebremst wurden. Es gab noch nie einen Athleten wie Djokovic, er ist eine Maschine. Ich gehe jedes Jahr nach Wimbledon; ich liebe es, Tennis zu schauen, und vor allem Federer faszinierte mich.

Was kennen Sie sonst noch von der Schweiz?

(er zeigt seine Uhr) Ich stehe seit 1965 bei Rolex unter Vertrag, das ist die beste Firma, die der Golfsport als Sponsor je hatte. Und lebt nicht auch dieser Rennfahrer in der Schweiz, der beim

Skifahren verunglückte? Wie hiess er noch…? Schumacher! Das ist brutal, er fährt Jahr für Jahr für Jahr mit 200 Meilen Autorennen, und nichts passiert. Danach fährt er Ski und verunglückt so brutal. Das ist traurig.

Sie haben praktisch mit allen Golfgrössen der Geschichte gespielt. Wer hat Sie am meisten beeindruckt?

Ben Hogan war der beste Spieler, den ich je gesehen hatte – er war unglaublich. Auch Sam Snead war beeindruckend. Wissen Sie, ich habe selber auch sehr viele Golfer unterstützt, schwarze Golfer aus Südafrika, denen ich Reisen in die ganze Welt ermöglichte. Ich habe mit jedem Präsidenten der USA gespielt. Mit Premierministern, mit Mitgliedern der britischen Königsfamilie, mit armen Leuten in den Dörfern Indiens und Afrikas. Und sogar mit Elvis Presley. Es war eine unglaubliche Reise.

Letzte Frage: Welches ist der beste Tipp, den Sie einem Hobbygolfer, einer Hobbygolferin geben würden?

Zu lernen, die Hüften zu drehen. Sobald der Downswing beginnt, müssen die Hüften rotieren.

Er Begeistert Auch Mit 87

Gary Player gewann zwischen 1959 und 1978 neun Majors, darunter drei Masters und drei British Open. Insgesamt werden ihm 160 Turniersiege zugeschrieben. Der in Südafrika und Florida lebende 87-Jährige, ein sechsfacher Familienvater, hinterliess beim Charity-Turnier in Lipperswil TG einen nachhaltigen Eindruck. Und das nicht nur in seinem Flight mit der 19-jährigen College-Spielerin Chiara Sola, die den Stargast als Caddie im Buggy begleitete, dem TV-Moderator Jann Billeter, dem früheren deutschen Berufsgolfer Kevin Berger und dem Thurgauer Unternehmer Heinz Haunschild. Die beiden hatten Players Engagement ermöglicht und stellten bei dieser Gelegenheit gleich noch ihr Golfmagazin «The Game» vor.

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