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Sara Winter Sayilir

Eine Chance

TEXT SARA WINTER SAYILIR

Eine Begegnung

TEXT SARA WINTER SAYILIR

Surprise-Podcaster Simon Berginz lebt in Winterthur. Seit einigen Jahren produziert er für uns regelmässig den Surprise Talk: Gespräche mit Autor*innen oder Protagonist*innen ausgewählter Geschichten im Strassenmagazin. Thema sind die Recherchen hinter den Geschichten, es gibt Hintergründe dazu, Kontext, Zusatzinformationen.

Für die XXL-Adventsausgaben hat Berginz sich für einmal eine andere Aufgabe ausgesucht: Er traf einen Verkäufer. Und zwar Negasi Garahlassie, langjähriger, erfolgreicher Surprise-Repräsentant gleich dort, wo Berginz zuhause ist – in Winterthur eben. Daraus ist ein neuer Surprise Talk entstanden. Einer übrigens, der auch zulässt, dass Garahlassie nicht astrein deutsch spricht. Das finden wir, wie viele andere auch, ohnehin unproblematisch, aber im Audioformat kommt es doch immer noch eher selten vor. Journalist Berginz und Verkäufer Garahlassie unterhalten sich über den Heftverkauf. Was ist anders seit Corona? Und sie sprechen über die eritreische, orthodoxe Weihnacht – warum Garahlassie wie auch andere Surprise-Verkaufende erst Anfang Januar das Fest begeht und was es ihm bedeutet.

SIMON BERGINZ, 37, ist freier Journalist und Podcaster, liebt Sagen und spannende Begegnungen und verbringt viel Zeit mit seinen zwei kleinen Kindern. Fabian Schläfli verkauft schon sehr lange Surprise. Er spielt auch Drehorgel und bekommt eine IV sowie Hilflosenentschädigung, da er aufgrund einer Krankheit in der Kindheit nicht lesen und schreiben lernen kann. Seinen Arbeitsplatz in der Behindertenwerkstätte findet er hin und wieder ganz schön langweilig, er möchte gern einen normalen Job. Im ersten Arbeitsmarkt. Dazugehören. Am liebsten sowas wie Regale auffüllen bei einem Detailhändler, Fabian ist gross und kräftig, er könnte gut Waren bewegen. Nun braucht er ein Kollegium, das Lust hat und sich die Zeit nimmt, ein Teammitglied wie ihn mitzutragen. Abrechnungen müsste man mit ihm gemeinsam machen, emotional ist Fabian manchmal ungebremst, beides bräuchte etwas mehr Menschlichkeit, als unsere durchgetaktete Arbeitswelt in der Regel bietet. Nun hat ein Kollege ihm eine Chance verschafft, erzählt er Anfang Dezember im Surprise-Büro. Er darf zwei Wochen in einer Detailhändler-Filiale mitarbeiten. Seine Augen leuchten, als er uns das erzählt. Seit langem ist genau das sein Traum. (Was für ein Kompliment auch für den Detailhandel!) Nun ist die Zeit für Neujahrswünsche: Möge also die Erfahrung für Fabian eine gute werden, möge die Detailhändler-Filiale ihre Chance ergreifen – dann würde das neue Jahr grad einen guten Start im Bereich Inklusion hinlegen. Doch selbst wenn der Versuch nicht zu einer Dauerbeschäftigung führen sollte: Die Chance signalisiert Offenheit – und das ist eine gute Nachricht auch für weitere Versuche, neue Rahmenbedingungen für ein inklusives Miteinander zu schaffen.

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