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Deniz Utlu

aus der stille gleichmäßig unhörbar für viele störgeräusch für einige er hält an, er hält an

etwas mit einem wald, einer stadt mit einer kirche, einer nacht, einer bank mit einer finsternis, einem wunsch, la luciole jemand hält noch sein licht, hält sein licht

und das ist der zustand

ein versprechen, nicht leichtfertig zugesprochen zwei menschen, die schon einmal fürchten mussten nie wieder die erdkugel zu betreten die zurückkamen, die sich sahen, die sich sahen

nach halbem weg ein rhythmus im herzen, an den lenden etwas, das sie schüttelt, die liebenden sie wissen, wer leben will, muss bereit sein, muss bereit sein

und das ist der zustand

zwei, die verbrachten ein ganzes leben in viereinhalb stunden auf den saturnringen eines schwarzen autos in der nähe einer geburt, auf einem parkplatz im himmel führte ein weg durch die körper in die nacht

am tag erkennen die passanten nicht die sitze jenes autos öffnen sich in die ewigkeit die liebenden sind vergesslich am tag bleibt der kuss, die wunde die er verursachte, steigt auf wie opferrauch verteilt sich auf der erdkugel wie asche

und das ist der zustand

sie sündigen, wenn sie die gebote achten sie wissen, jeder muss einmal rechenschaft ablegen die trennung von tag und nacht war nur ein trick und von licht und schatten, aber wer hält das aus, hält das aus

der tod des gefühls ist keine lösung das wissen die aufgeklärten vampire es sind die tage, die vergehen es ist die nacht, die andauert auf ein weißes laken zeichneten sie mit blut die lust auf den rücken einer jahrtausende alten sprache

und das ist der zustand

DENIZ UTLU, 39, veröffentlichte zwei Romane: «Die Ungehaltenen» (Graf, 2014) und «Gegen Morgen» (Suhrkamp, 2019). Für das Manuskript seines dritten Romans, der nächstes Jahr bei Suhrkamp erscheint, erhielt er den Alfred-Döblin-Preis 2021. Er schreibt auch Lyrik und Essays. denizutlu.de