SĂœDWESTTEXT Nr. 60
THEMEN
Zeitung fĂźr die Textil- und Bekleidungsindustrie
September 2012
Wunschdenken im Wolkenkuckucksheim IG Metall scheint Wirtschaftsentwicklung ausblenden zu wollen
Preise, Marktmacht, Konditionen Verband + Industrie, Seite 3
Relaunch von Go Textile! Bildung + Soziales, Seite 6
Tarifvertrag Aus-, Fort- und Weiterbildung Recht + Steuern, Seite 8
Ein Stoff schlägt Alarm Technik + Umwelt, Seite 11
Service Aktuelle Steuer-Nachrichten
Recht + Steuern, Seite 9
Zu grĂśĂ&#x;erem Realismus bei der Formulierung ihrer Tarifforderung hat SĂźdwesttextil jetzt die IG Metall aufgefordert. Nachdem bekannt wurde, dass in einzelnen Tarifbezirken der Gewerkschaft fĂźr die bevorstehende Entgeltrunde Forderungen von bis zu 5,5 Prozent aufgestellt wurden, warnt der Verband vor „WĂźnschen aus dem Wolkenkuckucksheim“. Es kĂśnne nicht sein, dass wir die Entgelte „vĂśllig losgelĂśst von der wirklichen Lage der Betriebe“ festlegen, sagte SĂźdwesttextilHauptgeschäftsfĂźhrer Dr. Markus H. Ostrop. „Denn die wird zunehmend kritischer.“ Nach positiven Wirtschaftsaussichten zum Jahresanfang habe die Branche
Die Gewerkschaft sollte ihre Lohnforderung der Realität anpassen.
inzwischen registrieren mßssen, dass die Umsätze – im Gegensatz zu den Kosten – nicht mehr steigen werden. Hinzu kämen alarmierende Rßckgänge
beim Export. Dieser ist im Vergleich zum Vorjahr auf minus 3,3 Prozent im ersten Halbjahr 2012 eingebrochen. Da 70 Prozent der deutschen Exporte
Fotos: Thomas Range - IG Metall
in die EU gehen, ist der RĂźckgang dort mit insgesamt minus 6 Prozent besonders gravierend. Fortsetzung Seite 2
Sichere Luftfracht kommt teuer Ab März droht ohne ZertiďŹ zierung der RĂśntgenzwang
Aktuell Am 24. Oktober veranstaltet der Gesamtverband textil+mode ab 17.00 Uhr in der Vertretung des Saarlandes beim Bund in Berlin einen Energiepolitischen Abend. Zu Gast ist Prof. Dr. Michael HĂźther vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in KĂśln, der alternative Finanzierungsmethoden zum Erneuerbare Energien Gesetz und zur EEGUmlage vorstellen wird.
Aus dem modernen Textil- und Mode-Business ist der Versand per Luftfracht nicht mehr wegzudenken. Doch bald droht Ungemach: Wer bis zum 25. März 2013 vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA) bekannten Versender erhalten hat, kann keine als „sicher“ eingestufte Luftfracht mehr versenden. Dadurch fallen zusätzliche Kontrollen an, die zu erheblichen VerzĂśgerungen fĂźhren kĂśnnen. Selbst wenn sich Textilund Bekleidungswaren in der Regel ohne groĂ&#x;en technischen oder zeit-
lichen Aufwand prĂźfen lassen, rechnen Experten mit Staus aufgrund zu geringer RĂśntgenkapazitäten. Derzeit wird der grĂśĂ&#x;te Teil der Luftfrachtsendungen als „sicher“ akzeptiert, weil die versendenden Unternehmen eine Sicherheitserklärung beim Luftfrachtspediteur unterzeichnet haben. Dadurch kĂśnnen die Waren ohne weitere Kontrolle direkt ins Flugzeug geladen werden. Im März wird diese Regelung ungĂźltig. „Sichere“ Ware kĂśnnen dann nur noch bekannte Versender auf den Weg
www.suedwesttextil.de
bringen. Firmen ohne Zulassung mßssen mit langen Warteschlangen vor den RÜntgengeräten rechnen. Dennoch ist die befßrchtete Antragsflut beim LBA ausgeblieben. Einige Firmen haben womÜglich noch gar nicht erkannt, was vorgeht. Andere haben geprßft, welche einmaligen und laufenden Investitionen die Zulassung zum bekannten Versender erfordert. Neben baulichen Veränderungen und Anpassungen im logistischen Ablauf sind beispielsweise Personalschulungen erfor-
derlich. Doch ein Kostenvergleich ist schwierig, da die Kosten „unsicherer“ Sendungen noch nicht bekannt sind. Schätzungsweise zwei Drittel aller Waren werden den Spediteuren daher bald als „unsicher“ Ăźbergeben. So drohen nicht nur RĂśntgenkosten, sondern auch erhebliche Zeitverluste. Der technische, perso Kapazitätsausbau kommt noch teuer. Mit einer Verlängerung der Schonfrist ist laut LBA nicht zu rechnen. Silvia Jungbauer