Südwesttext Dezember 2019 Nr. 121

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SÜDWESTTEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie HERAUSGEGEBEN VON SÜDWESTTEXTIL

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Themen Verband + Industrie Social Media Workshop Seite 10 Bildung + Soziales Textile Weiterbildung Seite 16

Firmenporträt Disana

Recht + Steuern Workwear – sicher, hochwertig und modisch Seite 18

Ein Stück Naturtextilgeschichte ab Seite 6

Nachhaltig 2020 – Aufbruch in ein neues Jahrzehnt Südwesttextil gewinnt mit Projekt bei Ideenwettbewerb für Nachhaltigkeitskultur Den nachhaltigen Wandel in der Textil- und Bekleidungsindustrie unterstützen – so lautete die Aufgabenstellung für den Ideenwettbewerb „Modekultur, Textilien & Nachhaltigkeit“, den der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) im Rahmen des Fonds Nachhaltigkeitskultur im Sommer ausgeschrieben hatte. Südwesttextil nutzte die Chance und entwickelte auf bereits vorhandenen Plänen einen Projektantrag und reichte diesen unter dem

Titel „Nachhaltigkeit als das neue Normal – das Textile-Footprint-Performer-Netzwerk“ im August 2019 beim RNE ein. Und hatte Erfolg! Mit dem Konzept einer stärkeren Vernetzung der Unternehmen für die Entwicklung und Erreichung gemeinsamer Nachhaltigkeitsziele sowie einer Kampagne zum Thema nachhaltiges Unternehmertum gehört Südwesttextil zu den 11 Gewinnern, die aus rund 117 eingereichten Projekten ausgewählt wurden. Fortsetzung Seite 2

Geschäftsklimaindex sinkt Der Südwesttextil-Geschäftsklimaindex hat nach den ersten 3. Quartalen mit -10,73 Punkten den absoluten Tiefpunkt in diesem Jahr erreicht. Die befragten Unternehmen bewerten hauptsächlich ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als nicht besonders gut. Am deutlichsten wird dies bei den Aussagen zu den Erträgen: Hier sagen über 42 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass diese unerfreulich wären und nur knapp 8 Prozent beurteilen sie derzeit mit gut. Diese Stimmung zieht sich durch alle abgefragten Parameter, so dass der Klimaindex zur aktuellen Lage mit minus 17,11 Punkten deutlich schlechter ist als

nach dem ersten Halbjahr. Da lag der Wert noch im positiven Bereich bei 4,07 Punkten. Die Erwartungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung im kommenden halben Jahr halten sich bei den Befragten ebenfalls in Grenzen. Mit minus 4,14 Punkten ist dieser Wert ebenfalls negativ. Die Impulse für eine wirtschaftlich bessere Lage erhofft man sich hauptsächlich aus dem Ausland, so gehen mehr als 26 Prozent von steigenden Auslandsumsätzen aus. Trotzdem bleiben die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie vorsichtig. Christine Schneider

Zahl des Monats Die Beratungsagentur McKinsey hat gemeinsam mit The Business of Fashion den jährlichen Report „The State of Fashion 2020“ herausgebracht. Die Studie zeichnet ein besorgtes Branchenbild, identifiziert aber auch Chancen wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung. Einer der zehn Trends für 2020 ist der nach wie vor steigende Einfluss der Sozialen Medien, welcher Marken durch Algorithmen und innovative Strategien internationaler Unternehmen aber stetig vor neue Herausforderungen stellt. Jährlich steigt die Nutzung dieser um 25 Prozent, besonders Instagram hat mit 70 Prozent eine hohe Verbreitung. Weitere Ergebnisse der Studie unter www.mckinsey.com.

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Quelle: McKinsey

Aktuell Save the date: Am 10. März 2020 veranstaltet Südwesttextil in Stuttgart ein Seminar zum Thema „Unternehmensverantwortung: Neue Pflichten, neue Chancen – ein kompakter Überblick zu neuen CSR-Regulierungen“ für Mitgliedsunternehmen. Informiert wird dabei unter anderem über aktuelle sowie kommende Gesetzgebungen und Richtlinien und die Potenziale im Bereich CSR. Melden Sie sich jetzt schon an unter suedwesttextil.de/veranstaltungen.


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Fortsetzung von Seite 1

In Kürze

Nachhaltig 2020 – Aufbruch in ein neues Jahrzehnt Ziel des Projektes ist es, das Thema Nachhaltigkeit sowohl auf der Agenda des Verbandes fest zu verankern als auch eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren – so soll Nachhaltigkeit das „neue Normal“ werden. Als Gemeinschaft von rund 200 Mitgliedsunternehmen sieht sich Südwesttextil in der Verantwortung, das Thema gemeinsam mit seinen Mitgliedern anzustoßen. Besonders im Hinblick auf die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sollen die dort formulierten ingesamt 17 UN Sustainable Development Goals (SDGs) in das Projekt integriert und gemeinsam angegangen werden. Im Sinne des letzten SDGs für nachhaltige Entwicklung sollen „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ im Fokus stehen und ein Prozess im Verband angestoßen werden, der das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus rückt. So soll im Rahmen einer Auftaktveranstaltung mit Workshops aus der Industrie heraus eine gemeinsame Roadmap für das kommende Jahrzehnt geschaffen werden. Langfristig wird eine Plattform entstehen, die den kontinuierlichen Austausch über Nachhaltigkeitsthemen fördert und die Zusammenarbeit der Unternehmen stärkt. Nach der Entwicklung einer Roadmap

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sollen im nächsten Schritt hinsichtlich des SDG Nr. 12 „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“ die Grundlage für eine gemeinsame Checkliste geschaffen werden, die Schritt für Schritt die Hauptaufgaben für Unternehmen ins Visier nimmt. So sollen bereits konkrete Herausforderungen diskutiert und von den Unternehmen angegangen werden. Im Sinne des SDG Nr. 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ sollen Strategien für die gemeinsamen Herausforderungen entwickelt werden. Gleichzeitig soll in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für nachhaltige Unternehmensführung und die regionalen Akteure geschaffen werden. Dafür wird eine crossmediale Strategie entwickelt, die insbesondere die neuen Medienformate zielgruppenorientiert nutzt, um eine möglichst hohe Reichweite zu generieren. Dabei geht es vor allem um die Sensibilisierung von Kunden für das

Thema Nachhaltigkeit in der Textilindustrie durch konkrete Einblicke in die Unternehmen und deren Wertschöpfungsketten. Im Vordergrund stehen hier Transparenz und realistische Einblicke, wie die Unternehmen die Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit angehen. Im Sinne eines Aufbruchs in ein neues Jahrzehnt besteht für die Industrie in Baden-Württemberg die Chance, den Geist der Stunde in Aktivierung und Wettbewerbsvorteile umzuwandeln und an einer gemeinsamen Vision sowie deren Umsetzung zu arbeiten. Vor Projektstart, zu Beginn des nächsten Jahres, ist der nächste Schritt die vertragliche Abstimmung. Bei Fragen oder Interesse an dem Projekt können Sie sich jederzeit an Rebekka Rüth (rueth@ suedwesttextil.de) wenden.

Rebekka Rüth

Die deutsche Textil- und Modeindustrie steht für Qualität, Haltbarkeit, Langlebigkeit, gute Passform und gutes Design. Das geht aus einer im Oktober erstellten repräsentativen Studie hervor, die der Gesamtverband textil+mode anlässlich seiner Jahrestagung veröffentlicht hat. Dafür hat Brunswick Insight 1 000 Interviews geführt. Über 93 Prozent der Befragten verbinden mit der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Qualität, 85 Prozent Haltbarkeit, 83 Prozent Langlebigkeit, 83 Prozent gute Passform und 81 Prozent gutes Design. Ein pdf mit ausgewählten Charts gibt es für Mitglieder unter www.suedwesttextil.de/nachrichten/ jahrestagung-studie-tundm-2019. Textil formt die moderne Welt: Ganz im Zeichen der Innovationsfähigkeit und der Zukunftspotenziale der deutschen Textil- und Modeindustrie steht die neue Internetseite des Gesamtverbandes textil+mode, www.textil-mode.de. Erstmals finden sich alle Informationen des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie und des Forschungskuratoriums Textil (FKT) unter einem Dach. Die neuen Themenseiten zeigen die Vielfalt der textilen Möglichkeiten und Forschungsfelder und beleuchten auch die politischen Positionen des Dachverbandes, der federführend für die Tarifpolitik der Branche ist und ihre politischen Interessen in der Bundeshauptstadt wahrnimmt. Mit textil+mode und seinem neuen Web-Auftritt hat die deutsche Textil- und Modeindustrie eine kraftvolle Stimme in Berlin.


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Neue Mitglieder bei Südwesttextil

WEKO hat sich auf den kontaktlosen Minimal-Auftrag von flüssigen oder trockenen Medien auf verschiedensten Materialien spezialisiert. Fotos: WEKO

Bei Medima wird Ökologie groß geschrieben. Sämtliche Textilhilfsfmittel sind ohne Formaldehyd und chlorhaltige Bleichmittel. Fotos: Medima

WEKO Seit 1953 entwickelt und produziert das inhabergeführte, mittelständische Unternehmen kontaktlose Auftragssysteme für die Produktoptimierung und Oberflächenveredelung mit unterschiedlichen Arten von Flüssigkeiten und puderartigen Stoffen. Der Fokus hierbei liegt immer auf dem geringstmöglichen, exakten und replizierbaren Einsatz der jeweiligen Ressourcen, was eine umweltfreundlichere industrielle Produktion ermöglicht. Neben dem Stammsitz in Leinfelden-Echterdingen hat die Weitmann & Konrad GmbH & Co. KG zwei Fertigungsstandorte in Deutschland und Brasilien, eigene Vertriebs- und Service-Niederlassungen in Italien, Großbritannien, USA und in Brasilien. Für das Unternehmen arbeiten weltweit ca. 140 Mitarbeiter.

Peters GmbH Seit 1978 gibt es Angora-Produkte der Peters GmbH in Albstadt. Im Jahr 2001 übernahm das traditionsreiche Familienunternehmen die Marke Medima®, die das auf Angorawäsche spezialisierte Sortiment optimal ergänzte. Heute bietet das Unternehmen neben hochwertiger Thermounterwäsche und klassischen Rücken- und Gelenkwärmern auch eine Vielzahl an Feinwäschequalitäten an. Gemütliche Accessoires wie Socken, Halswärmer oder Handschuhe runden das umfangreiche Produktsortiment ab. Alle Medima®-Kollektionen werden am Standort Deutschland gefertigt: von der Rohstoffbeschaffung über die Veredelung und Verarbeitung bis hin zur Fertigstellung der Qualitätsprodukte und tragen das „Caregora“-Gütesiegel, das eine kontrollierte und vertrauenswürdige Angora-Zucht garantiert.

Relax als junges, innovatives Unternehmen verwendet ausschließlich ausgewählte, hochqualitative Rohstoffe und Materialien. Foto: Relax Bettwaren

Die Textilveredlung BITEX rüstet unter anderem Artikel aus den Bereichen Bekleidung, Automobil und Outdoor aus. Foto: BITEX GmbH

Relax Bettwaren Seit der Gründung im Jahr 1992 durch die Familie Önal kreiert das Unternehmen am Standort in Stuttgart hochwertige, unverwechselbare Bettwaren „Made in Germany“. Die vollstufige Produktion vom Rohstoff bis zu fertigen Bettwaren ermöglicht Relax Bettwaren, flexibel, schnell und serviceorientiert zu handeln. Aus hochwertigen Materialien und mit hoher technischer Kompetenz fertigt das junge und innovative Team in handwerklicher Perfektion außergewöhnliche und zugleich funktionale Decken, z. B. mit Silberfäden, Kissen und Matratzentopper – auch in Wunschmaßen. Die Produkte sind allergikergeeignet, temperatur- und feuchtigkeitsregulierend, mit Aloe Vera veredelt und frei von Schadstoffen.

BITEX GmbH Die Textilausrüstung in Bitz wurde im Jahre 1999 gegründet und findet Ihre Kunden hauptsächlich im Bereich Masche. Die auszurüstenden Artikel erstrecken sich über Baumwolle, Polyamid, Polyester, Wolle und deren Gemische, sowie vielen weiteren kundenspezifischen Artikeln aus der Bekleidungs-, Automobil-, und Outdoorindustrie. Der Nassbereich umfasst Jets mit verschiedensten Fassungsvermögen, Einsatzgebieten und entsprechende Entwässerungsanlagen um die Waren für die Trockenprozesse vorzubereiten. Im Trockenbereich werden Verarbeitungsgänge für Schlauchwaren und offene Waren angeboten, hierzu zählt das Kalandern, Kompaktieren, Spannen (Applizieren, Fixieren bis drei Meter), Rauen/ Schmirgeln, Schlauchfixieren und die Warenschau.


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Neue Mitglieder bei Südwesttextil

ISBN 978-3-593-51168-9

€ 22,00 [ D ]

Mit Beiträgen von: Peter Altmaier, Dr. Kai Beckmann, Dietrich Creutzburg, Dr. Rainer Dulger, Ralf Fücks, Prof. Richard Giesen, Dr. Reinhard Göhner, Hubertus Heil, Reiner Hoffmann, Arndt Kirchhoff, Ingo Kramer, Janina Kugel, Thomas Lambusch, Angelique Renkhoff-Mücke, Prof. Lena Rudkowski, Josef Sanktjohanser, Michael Vassiliadis und Hans-Peter Wollseifer

Das Zusammenspiel von Licht, Membran und leichter Konstruktion schafft an der heiligen Stätte in Medima eine einzigartige Atmosphäre. Foto: SL Rasch

SL Rasch GmbH Das 1980 gegründete Unternehmen aus Leinfelden-Echterdingen ist eines der weltweit führenden Architektur- und Ingenieurbüros für Leichtbauarchitektur. Die Arbeitsweise des Büros steht in der Tradition des Pritzker Preisträgers Frei Otto, dessen Minimalflächenprinzip Anwendung findet. Die Architekten und Ingenieure von SL Rasch haben sich über Jahrzehnte eine herausragende Expertise in der Verschmelzung von schwäbischer Ingenieurskunst mit den kulturellen Errungenschaften des islamischen Designs erarbeitet. So schützen z. B. die rund 250 Großschirme – mit je einem Durchmesser von 33 Metern – die Plätze rund um die Moschee in Medina vor der Sonne. Sie entfalten sich nach Tageszeit und Temperatur selbstständig.

Sozialpartnerschaft 4.0

Dazu kann die Sozialpartnerschaft einen erheblichen Beitrag leisten, wenngleich sie selbst vor Herausforderungen steht: Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt fundamental und stellt den Interessenausgleich vor neue Fragen. Wie gestalten wir also die Sozialpartnerschaft 4.0, damit sie auch morgen noch als Vorbild gelten kann? Die Antworten darauf fallen unterschiedlich aus. Eines aber steht fest: Deutschland braucht auch in Zukunft eine gut funktionierende Sozialpartnerschaft, dabei kommt den Sozialpartnern eine entscheidende Rolle zu.

70 Jahre BDA

Steffen Kampeter (Hg.)

Bis heute gilt die Sozialpartnerschaft in Deutschland als gutes Beispiel für eine funktionierende Beziehung zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern. Die Sozialpartnerschaft mit der Tarifautonomie als zentralem Baustein macht die Erfolgsgeschichte der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland ganz wesentlich aus. Doch unsere Wirtschaftsordnung und viele Institutionen mit ihr haben Vertrauen verloren, das zurückgewonnen werden muss.

Verband + Industrie 5

Anlässlich ihres 70-jährigen Jubiläums richtet die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) den Blick mit dem zum Deutschen Arbeitgebertag erschienenen Buch „Sozialpartnerschaft 4.0 – Tarifpolitik für die Arbeitswelt von morgen“ in die Zukunft. Das Sammelwerk mit Beiträgen von 18 renommierten Autorinnen und Autoren aus Politik, Wirtschaft und Steffen Ka mpeter (H g.) Gesellschaft gibt Antworten auf die Tarifpolit ik die Arbe für Herausforderungen, die Sozialpartits von morg welt nerschaft für das 21. Jahrhundert en fit zu machen. Wie gestalten wir konkret eine „Sozialpartnerschaft 4.0“? An welchen Stellschrauben müssen wir Veränderungen vornehmen, damit die Sozialpartnerschaft auch morgen und übermorgen als Vorbild für eine funktionierende Beziehung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden steht? So unterschiedlich die Antworten ausfallen – sie bilden wichtige Beiträge für die Diskussion. Das Buch ist ab sofort im freien Handel erhältlich. Bestell-Hotline: 06201/ 6007-330 Bestell-Fax: 06201/ 6007-9331 bestellung@beltz.de Kontakt für Firmenkunden: Frau Ines Heinrich • i.heinrich@beltz.de www.campus.de

Ready for Change? HUGO BOSS Stakeholder Dialog 2019 Der jährliche HUGO BOSS Stakeholder Dialog zum Thema Nachhaltigkeit fand dieses Jahr zum vierten Mal am 29. und 30. Oktober statt. Unter dem Motto „Ready for Change?“ hat das Unternehmen mit seinen Stakeholdern, darunter Organisationen wie Femnet, die Fair Labor Association oder die Better Cotton Initiative und Südwesttextil, über die Herausforderungen und Chancen der Zukunft für Nachhaltigkeit in der Fashionbranche diskutiert. Gestartet hat das zweitägige Event in Metzingen mit einer Keynote von Dr. Andreas Brill, Managing Partner von business4brands. In dieser zeigte er den Einfluss von Digitalisierung und Technologie auf etablierte Geschäftsmodelle auf und verdeutlichte deren Möglichkeiten für das Thema Nachhaltigkeit. Die anschließende Fishbowl-Diskussion, unter anderem mit CEO Mark Langer, griff viele der Aussagen noch einmal auf und stellte sie in einen engeren Bezug zu HUGO BOSS. Am zweiten Tag wurde, nach den Updates zur allgemeinen Entwicklung und zum Stand der Nachhaltigkeitsinitiativen bei HUGO BOSS, in zwei Workshops weiter diskutiert. Im ersten Workshop ging es um die Chancen von Industrie 4.0 am Beispiel von der HUGO BOSS Fertigung in Izmir. Der zweite Workshop wiederum fokussierte auf die Entwicklung nachhaltiger Produkte durch den circular design-Ansatz. Dieser offene Austausch ist sehr wichtig für das Unternehmen, um die Anforderungen der verschiedenen Stakeholder in seine Nachhaltigkeitsstrategie einzubinden. Auch in diesem Jahr hat HUGO BOSS wieder wertvolle aus dem Dialog mitnehmen können, welche in der weiteren Strategiearbeit berücksichtigen werden.

Fotos: Hugo Boss


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Disana – ein Stück Naturtextilgeschichte

Im Gespräch mit Elmar Sautter über Einkaufserlebnis, Naturtextilien und die Unternehmenshistorie erfuhren die beiden Textiler von ihm und beauftragten ihn mit der Entwicklung eben dieser Strickwindel. Hier kommt Elmar Sautter das erste Mal ins Spiel, denn er trug schon als Säugling maßgeblich zur Produktentwicklung bei, war er es doch, an dem seine Eltern Imma und Dietrich Sautter die Windel testeten. Und so wuchs das kleine Unternehmen, das später mit seinen Bio-Baumwindeln u. a. bei Biosupermarkt-Pionier Alnatura und im Drogeriemarkt DM gelistet war.

»Im Café Ernst in Reutlingen wurde der Grundstein zum IVN gelegt.« verdienen könne. Gesagt, getan. Mittlerweile bekannt als StrickTüftler und „verrückter Hund“

Denn die Firma schrieb darüber hinaus ein großes Stück Naturtextiliengeschichte mit. Und das kam so: In den 60 - 70er Jahren wurden alle Babystoffwindeln mit

Aus der ersten gestrickten Windel ist ein umfangreiches Naturbekleidungssortiment für Kinder entstanden. Mittlerweile gibt es sogar einige Modelle in Erwachsenengröße.

Chlorbleiche „blütenweiß“ gemacht und Mutter Imma Sautter bemerkte hier einen Zusammenhang mit dem roten, wunden Baby-Popo. Sie beschaffte sich über Beziehungen 600 kg ungebleichte Baumwolle, testete und siehe da, das Problem war gelöst. Der erste textile Ökostandard „Baumwolle ungebleicht“ war geboren. Aus gemeinsamen Treffen mit anderen Naturtextilern im Café Ernst in Reutlingen entstand schlussendlich der „Arbeitskreis Naturtextilien“ aus dem der „Internationale Verband für Naturtextilien – IVN“ wurde, der in diesem

Das Ehepaar Elmar und Renate Sautter im neu eröffneten und adventlich geschmückten Ladenlokal. Fotos: Südwesttextil

Wer beim Rundgang durch den neuen Disana-Laden in Holzelfingen am Rande der Alb mit Elmar Sautter, Geschäftsführer des Familienunternehmens, ins Gespräch kommt, der begreift schnell: die Firma Disana hat viele Geschichten zu erzählen – die des eigenen Unternehmens, die der Familie Sautter und auch die der schwäbischen Textilindustrie sowie der Naturtextilien. Und sie ist ebenso eng verstrickt mit der Geschichte vieler anderer Textilunternehmen in der Umgebung. Die Idee für das Disana-UrProdukt – die gestrickte Baumwollwindel – entstand in den 60er Jahren während einer Urlaubsreise zweier befreundeter Ehepaare, beide im Besitz bekannter schwäbischer Textilunternehmen, nach Italien. Dabei entdeckt wurde eine textile Windel, damals an sich nichts Unübliches, doch im Unterschied zu den gewebten Windeln aus Deutschland war diese gestrickt und damit elastisch! Begeistert nahmen die Textiler das Produkt mit nach Hause und versuchten einen Produzenten zu finden – vergeblich. Zum selben Zeitpunkt war Vater Dietrich Sautter als junger Mann in einer Strickerei beschäftigt, die ihm allerdings keinen Lohn ausbezahlen konnte. Stattdessen gab ihm der Chef eine alte Strickma-

schine, damit er für seine Familie im Keller des Elternhauses durch eine kleine Strickproduktion Geld


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Jahr sein 20. Jubiläum feiert. Dieser lieferte nicht zuletzt gemeinsam mit britischen, japanischen und amerikanischen Pionieren die Grundlage für den heute etablierten GOTS-Standard. Bereits bei diesen Treffen und Entwicklungen war Elmar Sautter dabei. Als Gartenbaulehrling wurde er schnell zum Agrarexperten auserkoren, erinnert er sich lachend. Auch später als es darum ging, die Politik von möglichen gesetzlichen Vorschriften zu überzeugen, reiste er mit nach Berlin. In der Zwischenzeit ist es natürlich nicht nur bei den Windeln geblieben. 1982 wurde Disana (Dietrich und Imma SAutter NAturtextilien) offiziell als Unternehmen eingetragen und als vor 23 Jahren das erste Enkelkind auf die Welt kam, produzierte der stolze Großvater Dietrich Sautter in der Euphorie einen Pullover, der den Beginn der Oberbekleidungskollektion markierte. Mit der Geburt vom Elmar Sautters Tochter vor 20 Jahren wiederum begann das Unternehmen mit Walkstoffen aus Wolle zu arbeiten, um die herkömmlichen Fleeceprodukte zu ersetzen, in der sie immer fror. So fügt sich bei Disana eins zum anderen und lässt die Geschwister und Geschäftsführer Aiga und Elmar Sautter stolz auf eine 37-jährige Familien- und Unternehmensgeschichte zurückblicken. Lachend berichtet der Inhaber von seiner Nichte Freya, die bereits in der zweiten Klasse beschlossen habe, die Nachfolge der Mutter allerspätestens nach der Grundschule antreten zu wollen. Er selbst würde an ihrer Seite aber noch geduldet werden. Mittlerweile ist der Spezialist für Naturtextilien weltweit bei 820 Einzelhändlern in 32 Ländern vertreten. In der eigenen Strickerei, die vor drei Jahren in den Nachbarort Lichtenstein-Unterhausen umgezogen ist, werden die streng ökologisch eingekauften Strickgarne auf über 40 Flachstrickmaschinen verarbeitet und nach einem hochmodernen Zuschnitt in der Konfektion an 38 Nähplätzen zum Endprodukt verarbeitet – Strickerei, Näherei, Qualitätskontrolle, Verpackung und Versand, alles unter einem Dach „Made in Germany“. Darüber hinaus wird das Unternehmen durch eine befreundete Weberei unterstützt und lässt in sieben weiteren

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Betrieben in der Region konfektionieren. So arbeiten mittlerweile rund 100 Mitarbeiter für und mit der Disana-Familie zu der sie sich alle zugehörig fühlen. Und auch sie

»Strickerei, Näherei, Qualitätskontrolle, Verpackung und Versand – alles unter einem Dach.« tüfteln ständig an neuen Ideen – ein schönes Beispiel ist dabei die Verwendung von Reststoffen, die mit dem neuen Cutter ausgeschnitten werden und die Kinder in Form von Herzen, Männchen, Blumen oder Tieren begeistern. Auch liebevoll geschneiderte Puppenkleider sind so entstanden und gehören mittlerweile als fester Bestandteil mit in die Kollektion im neu eröffneten Laden. Dieser befindet sich in der ehemaligen Strickerei, die in den letzten drei Jahren für diesen Zweck umgebaut wurde und im ersten Stock die Verwaltung beherbergt.

Natürlich lassen sich auch hier viele Disana-Geschichten entdecken, wie z. B. die alte Links-links-Strickmaschine gleich am Eingang. Unser Gespräch wird an diesem trüben Novembernachmittag vom prasselnden Regen auf den großen Dachfenstern und Kinderlachen aus der Spielecke begleitet. Doch die Vision des Ladens lässt sich beinahe mit den Händen greifen, denn spätestens im Frühjahr, wenn der Umbau mit einem großen Fest eingeweiht wird, soll die große Freifläche davor voller Pflanzen sein – immerhin lernten sich Elmar und Renate Sautter als Gartenbaulehrlinge von Konkurrenzunternehmen bei der Auslieferung von Blumensträußen kennen. Doch auch ein Tagescafé mit Möbeln im Kaffeehausstil auf der Sonnenterrasse darf nicht fehlen, denn Einkaufen macht hungrig und sorgt bei dem Ausflug auf die Alb für kulinarischen Genuss. Für die „kleinen Hauptpersonen“, wird es einem Streichelzoo geben mit den „Rohstofflieferanten“ in Form von drei Skuddenschafen. Und zum Bau eines Baumhauses – das besondere Highlight – trommelt Elmar

Auch Mitarbeiter-Kreationen wie Puppenbekleidung sowie Erinnerungsstücke der Unternehmensgeschichte, wie eine Links-links-Strickmaschine finden sich im Laden wieder.

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Sautter seine „Jugend-Gang“ von 1978 wieder zusammen. So steht das gesamte Konzept für eine Marke, die liebevoll und stolz auf die Vergangenheit zurückblickt und selbstbewusst und frohen Mutes in die Zukunft. „Wir müssen hier dieses Einkaufserlebnis schaffen“, so der Unternehmer. „Denn wenn die Familien ihren Weg zu uns finden, dann kommen sie bewusst und haben weite Anfahrten.“ Um den Kunden ein Vollsortiment anbieten zu können, sind im Laden auch weitere Partnermarken zu finden, bei denen ebenso strenge Maßstäbe angesetzt werden wie bei der eigenen Produktion. Der Laden in Holzelfingen sei aber nur ein Anfang, sozusagen ein Prototyp für weitere Läden. So heißt es seit einer USA-Reise vor drei Jahren stetig am Abendbrottisch: „Der Papa will nach Washington.“ Im hippen Stadtteil Georgetown habe er in mitten der vielen bunten Läden zwischen Patagonia und dem ZDFHauptstadtstudio das perfekte Ladenlokal für ein solches Vorhaben entdeckt, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Doch auch in vielen anderen Städten der Welt gäbe es bereits jetzt eine große Nachfrage nach Disana-Produkten – Chancen zum Expandieren. Der finanziell schwierige Start des Unternehmens habe ihm Demut gelehrt, nun freue sich die Familie aber über die Möglichkeit, gemeinsam solche Projekte angehen zu können. Rebekka Rüth


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PH-Werte: Die Kolumne von Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Willkommen im Museum Deutschland? »Verteidigt Eure Werte, Eure Standorte, Eure Arbeitsplätze! « Das Szenario war gespenstisch, das Günther Oettinger als Festredner der Mitgliederversammlung unseres Gesamtverbands textil + mode vor Kurzem prognostizierte: Der nun ausgeschiedene EU-Kommissar und Ex-Ministerpräsident malte ein Bild von Deutschland als „Museum westlicher Werte“. In diesem Museum könne man dann besichtigen, wie schön es im zivilisierten, humanistisch-aufgeklärten Europa war, als es noch zur Spitze der Weltregionen gehörte. Oettinger beschrieb, wie unsere Nachkommen dann die Eintrittskarten an Touristen aus Chi-

na und Amerika verkaufen, die nicht nur Heidelberg und Neuschwanstein bestaunen, sondern auch den ehemaligen Hort von Freiheit, Demokratie, sozialer Marktwirtschaft, Wohlstand und Rechtsstaat. Während die Chinesen ihrem Ziel, zum 100-jährigen ihrer Volksrepublik 2049 die unangefochtene Nummer 1 der Welt zu sein, immer näher kämen, so Oettinger, und während Trump auch nicht alles falsch mache, schmierten Deutschland und Europa gerade ab. Düstere Aussichten eines bewanderten Kenners der politischen und ökonomischen

Szene. Sein Appell an uns Industrievertreter: Verteidigt Eure Werte, Eure Standorte, Eure Arbeitsplätze! Das Risiko der Deindustrialisierung Europas durch stetig verringerte Wettbewerbsfähigkeit sei real. Die Gegenposition wird dieser Tage auch immer lauter: Den Status quo zu verteidigen, würde schnurstracks in die (Klima-)Katastrophe führen, also möge alles anders werden. Man möchte meinen, zwischen diesen Polen müsste ein großes Lamento voller Zukunftsängste ausbrechen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Vor einigen Tagen lese ich, dass die Lebenszufriedenheit der Deutschen noch nie so hoch war wie 2019. Der vom Freiburger Professor Raffelhüschen (Festredner unserer Jahrestagung 2016) erstellte Glücksatlas weise ein Allzeithoch auf. Es scheint, als sähe die Mehrheit weder das von Oettinger gezeichnete Szenario noch das von

jenen, die die Abschaffung des gegenwärtigen Wirtschaftsmodells fordern. Die Mehrheit fühlt sich wohl in der Gegenwart. Raffelhüschen nennt das „eine solide Robustheit der Bevölkerung gegenüber Schlechtwettermeldungen“. Das könnte die Grundlage für besonnenes Handeln in heftigen Zeiten der Veränderung sein. Es könnte aber AUCH ein Indiz für Blindheit sein, für das Verhalten des Esels, der sich im Wohlgefühl aufs Eis begibt. Ich wünsche uns allen, dass wir mit wachem Auge, aber ohne Panik, veränderungswillig, aber auch respektvoll gegenüber jenen, die Zeit für Veränderung brauchen, ins neue Jahr gehen. Mein Szenario für unsere Heimat ist das eines agilen Zukunftslabors statt eines Museums. Die Textiler können mit ihren guten Ideen einiges dafür tun. Und wir bei Südwesttextil sorgen weiter dafür, dass die Welt davon erfährt. Textil kann viel, auch 2020!

Südwesttextil-Mitglieder präsentieren Naturmode auf der Slow Schaf Bereits zum elften beziehungsweise zwölften Mal fanden am ersten Novemberwochenende die Messen „schön&gut“ und „Slow Schaf“ im Alten Lager in Münsingen statt. Die Messen bieten regionalen Herstellern und besonders den Produkten von der Alb eine Plattform. So spielt das Thema Nachhaltigkeit schon seit langem eine große Rolle im Gesamtkonzept der Messe und die Organisatoren verzeichnen stetig steigende Ausstellerzahlen. In der Slow-Schaf-Halle im Alten Lager in Münsingen waren unter anderem auch die Südwesttextil-Mitglieder S. Schweikardt-Moden GmbH mit den Kollektionen Dunque und Naturalmente, Pink Lotus Moden und Gebr. Elmer & Zweifel GmbH & Co. KG mit den Biobaumwollprodukten der Marke Cotonea vertreten (v.l.n.r.). Modemacherin Sandra Rösler von Pink Lotus Moden aus Lörrach (Mitte) freute sich über den Andrang der Kunden auf die farbenfrohen und sinnlichen Kollektionen. Stolz ist sie besonders über die Auszeichnung der Produktion nach dem „Slow Food“-Prinzip.

Fotos: Südwesttextil


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Internationale Frauenpower in Tübingen Eine ukrainische Delegationsreise zu Besuch bei der Gerhard Rösch GmbH Ende Oktober reiste eine Gruppe von elf ukrainischen Unternehmerinnen der Textil- und Bekleidungsindustrie nach Deutschland. Organisiert durch den DIHK besuchte die Delegationsreise nach einem Stop in Würzburg beim VDMD/ Netzwerk Deutscher Mode- und Textildesigner e.V. vor allem Unternehmen und Organisationen in Baden-Württemberg. Gemeinsam mit dem Verband deutscher Unternehmerinnen und dem Landesfrauenrat ging es zu einem Firmenbesuch bei der Riani GmbH in Schorndorf. Des Weiteren besuchten die Frauen nach einem Gespräch bei Gesamtmasche e.V. die Staatliche Modeschule Stuttgart, wo sich die Unternehmerinnen begeistert von der Ausstattung und dem Ansatz zeigten.

Ein Highlight kurz vor dem Rückflug in die Ukraine war der Besuch bei Rösch Fashion in Tübingen. Hier wurde die kleine Delegation herzlich von Personalleiterin Melanie Müller auf Deutsch und von Elena Kandel, International Key Account Manager (Russia, Eastern Europe, Middle East, Canada) und Natali Fröhlich, International Key Account Manager bei Rösch Fashion, auf Russisch empfangen. Für die Gäste hatten die beiden auch die Präsentation auf Russisch vorbereitet, wodurch schnell ein angeregter Dialog über die Kollektionen und die Geschichte des Unternehmens, das in diesem Jahr 70-jähriges Jubiläum feiert, entstand. Besonders großes Interesse

Gute Laune beim Gruppenfoto vor dem Firmensitz der Gerhard Rösch GmbH. Bevor es zur Besichtigung der Logistik ging, wurden alle Besucherinnen mit Schutzschuhen ausgestattet. Die Unternehmerinnen setzten das „It-Piece“ der Schutzbekleidung daraufhin für zahlreiche Erinnerungsfotos in Szene. Beim anschließenden Gang durch die Designateliers stellten die ukrainischen Textil- und Modeexpertinnen Fragen zum Kreativprozess und der Kollektionsentwicklung und zeigten sich begeistert vom hochwertigen und modischen Produktportfolio bei Rösch Fashion. Elena Kandel, Melanie Müller und Natali Fröhlich empfingen die Delegation herzlich und führten mehrsprachig durch Unternehmensgeschichte und Kollektionsportfolio. Fotos: Südwesttextil

hatten die Unternehmerinnen an der Personalkultur und so ging es zu Beginn der Unternehmensführung direkt in den Betriebskindergarten, in welchem sich gerade alle Kinder für einen Ausflug nach draußen fertig machten. So erfreute sich die Delegation inmitten von Matschhosen und Gummistiefeln an den lachenden Kindergesichtern und machte sich anschließend auf, um nahezu alle Abteilungen des Unternehmens, von der Logistik über das Marketing bis hin zu den Designateliers, zu besichtigen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Mitarbeiterkantine stellten Simone Diebold und Rebekka Rüth noch die Akivitäten von Südwesttextil vor. Die Unternehmerinnen zeigten sich sehr

interessiert an Kooperationen und stellten viele Fragen zu den Entwicklungen der Unternehmen in Deutschland. Kooperationsanfragen können über Simone Diebold an Irina Kalinina von der Commit Project Partners GmbH in Berlin gerichtet werden. Der Besuch war für beide Seiten ein voller Erfolg und Personalleiterin Melanie Müller freute sich über den gelungenen Tag: „Internationale Gäste bei uns in Tübingen Willkommen zu heißen, ist für uns selbstverständlich und ermöglicht die Erweiterung unseres Netzwerks sowie eine Eröffnung neuer Perspektiven.“

Rebekka Rüth


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Verband + Industrie

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Premiere: Der Social Media Workshop für Mitglieder Am 12. November trafen sich in der Verbandszentrale zum ersten Mal die Kommunikatoren und Social-Media-Experten der Mitgliedsunternehmen zu einem kreativen Brainstorming in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre.

zwei Expertinnen vor. So begann der Workshop mit einem Impulsvortrag von Margret Knitter, LL.M., Fachanwältin für Gewerblichen Rechtsschutz bei SKW Schwarz Rechtsanwälte in München. Sie war extra für den Vortrag angereist

In den Räumlichkeiten des Verbandes tauschten sich die Unternehmen über die Entwicklungen in den sozialen Medien aus. Im Rahmen des Workshops entstanden auch Ideen für gemeinsame Aktionen. Fotos: Südwesttextil

An einem sonnigen Novemberdienstag sah es im Konferenzraum in der Stuttgarter Verbandszentrale ungewöhnlich bunt aus. Die sonst schlicht für Besprechungen geeigneten Tische waren Bodenkissen und den Möbeln und Mitgliederexponaten aus der Kreativecke gewichen. So fühlten sich die Kommunikationsexperten der Mitgliedsunternehmen, die extra für diese Workshoppremiere nach Stuttgart angereist waren, auf Anhieb wohl. Eingeladen hatte Südwesttextil, um den Austausch unter den Mitgliedsunternehmen zu stärken und auch das Engagement des Verbands zu unterstreichen. Mit den verbandseigenen Kanälen möchte das Südwesttextil-Team die Vielfalt der Unternehmen an eine breite Öffentlichkeit kommunizieren und als Multiplikator für die Inhalte der Unternehmen dienen. Bereits im letzten Jahr hatte eine Reihe von Beiträgen zum Thema Nachhaltigkeit positive Resonanz und Reichweiten für den Facebookkanal des Verbandes generiert. Seit Juli ist der Verband nun auch auf Instagram. Die zu Facebook gehörende Plattform für Bilder und Videos gewinnt mit neuen Formaten immer weiter an Popularität und stellt entsprechend

auch für viele Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie die wichtigste Plattform dar. Als besonderer Trend in diesem Kontext gilt das Vermarkten von Produkten über Influencer mit großen Reichweiten. Um den Unternehmen einen interessanten Einblick in dieses Thema zu geben und eine gute Grundlage für den anschließenden Austausch zu liefern, stellten sich

und zeigte zahlreiche Beispiele auf, die besonders in den letzten Jahren für neue Erkenntnisse im Bereich Medienrecht gesorgt haben. So erklärte sie, ab welchem Punkt ein Post als Werbung gekennzeichnet werden muss und vor allem wie. Für Unternehmen ist es wichtig zu wissen, dass sie ebenso für eine fehlende oder falsche Kennzeichnung haften wie der beauftragte Produktbotschafter.

Im Anschluss stellte sich Vanessa Prinz, Accessoire-Designerin und Influencerin, den Fragen der Unternehmen. Der modeaffinen Ditzingerin folgen seit ihrer Teilnahme im RTL-Serienformat „Der Bachelor“ rund 100 000 Menschen auf Instagram. Sie erklärte, warum sie mittlerweile die Anfragen über ein Management laufen lässt und betonte, wie wichtig es ist sich mit Produkt und Unternehmen vorher zu beschäftigen, um authentisch zu sein und einen Mehrwert zu bieten. Die Südwesttextil-Mitgliedsunternehmen zeigten sich sehr interessiert und überreichten ihr verschiedene #textilkannviel-Beispiele. Danach beteiligten sich die Teilnehmer rege an einer gemeinsamen Austauschrunde. So läuft aktuell bereits die erste Aktion in Form eines gemeinsamen Adventskalenders auf Instagram. Im Rahmen zukünftiger Workshops sowie durch einen regelmäßigen Austausch auf der Plattform Slack soll das Thema weiter gestärkt werden. Rebekka Rüth

Sie möchten Ihre Inhalte auf dem Verbandskanal sehen und sich am Austausch beteiligen? Kontaktieren Sie das SüdwesttextilKommunikationsteam unter rueth@suedwesttextil.de und diebold@suedwesttextil.de.


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DEZEMBER 2019 I NR. 121

Verband + Industrie 11

Sehr geehrte Damen und Herren, ein turbulentes Jahr mit vielen Ereignissen – positiven wie negativen – neigt sich dem Ende. Einige unserer Mitglieder durchlebten stürmische Zeiten oder meistern gerade große Herausforderungen, andere legen tolle Entwicklungen hin, und viele neue Mitglieder haben sich unserem hochmotivierten Netzwerk angeschlossen. Das freut uns sehr!

Und natürlich nahmen auch wir Klimawandel und Nachhaltigkeit als die Themen des Jahres wahr. Denn, einerseits steht die Textilindustrie als umweltbelastend in der Kritik, anderseits ist sie oft auch Teil der Lösung, um z. B. schädliche Stoffe über Filter zu dezimieren. Ein großes Thema, das unsere Zukunft und unser Handeln bestimmen wird – auch hier im Verband.

verzichten. Und die Tafel „Die Gute Bio-Schokolade“ wird nicht nur helfen, neue Bäume zu pflanzen, sondern Ihnen einen süßen Genuss bescheren. Was wir sonst noch im Jahr 2020 für Sie veranstalten, lesen Sie auf der Rückseite. Wir freuen uns darauf – und auf anregende Begegnungen mit Ihnen!

Auch für uns als Südwesttextil-Team hielt Den Anfang möchten wir mit unserem kleinen 2019 viel bereit: neue Kolleginnen und Ihnen, Ihren Familien und Mitarbeitern „nachhaltigen“ Weihnachtspräsent machen: Kollegen und einen wunderschönen und wünschen wir nun fröhliche und entspannte die aus 100 Prozent Biobaumwolle gefertigte höchst modernen Arbeitsplatz mit viel Flair, Feiertage und ein erfolgreiches, glückliches und Fairtrade-zertifizierte Einkaufstasche, dank zahlreicher ausgestellter Mitgliederund gesundes neues Jahr! produziert von unserem Mitgliedsunternehprodukte – mitten in der City und in einer men 3Freunde, soll Sie unter dem Motto inspirierenden Verbände-Gemeinschaft. #textilkannviel unterstützen, auf Plastik zu Als bekenennde Hausstauballergikerin erhielt Vanessa Prinz ein AllergoProtect®-Kissen von Centa-Star, überreicht durch Hanna Kemmler. Verblüfft und begeistert zeigte sich die Accessoire-Designerin von den Slim Cool und E-Cooline Produkten der pervormance international GmbH – sie ließ sich von Geschäftsführerin Sabine Stein die Produkte erklären und freute sich im Anschluss besonders über einen kuschligen Schlafanzug aus der „Be happy“-Kollektion von Rösch Fashion, überreicht durch Personalleiterin Melanie Müller. (v.l.n.r.)

Ihr Südwesttextil-Team

Entdecken Sie unsere Aktion bei Instagram!


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Verband + Industrie

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Innovative Unternehmen sind erfolgreicher Unternehmen mit einem hohen Output an neuen Ideen wirtschaften rentabler als andere Betriebe. Wer keine Innovationen hervorbringt, erzielt unterdurchschnittliche Gewinne. (Nachdruck aus dem Informationsdienst „iwd“ des Instituts der deutschen Wirtschaft)

Ohne Innovationen gäbe es keinen Fortschritt. Ein Beispiel: Gelänge es einem Unternehmen, autonome, bezahlbare, sichere und emissionsfreie Flugtaxis zu bauen, wären viele Verkehrs- und Umweltprobleme gelöst. Bald würden weitere Unternehmen solche Gefährte entwickeln oder einfach nachbauen. Einige Firmen, die traditionelle Transportmittel herstellen, würden dagegen vermutlich gar nicht reagieren und weiter Autos, Busse und Motorräder bauen, die möglicherweise über kurz oder lang keine Käufer mehr fänden. Das Thema Innovationen wird also in Betrieben ganz unterschiedlich gehandhabt. Welche innovativen Milieus es in der deutschen Wirtschaft gibt, hat die IW Consult in einer von der Bertelsmann-Stiftung finanzierten Studie untersucht. Im Ergebnis hat sie sieben Innovationstypen herausgefiltert. Dabei

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zeigt sich, dass die Innovationskraft eng mit dem Unternehmenserfolg verknüpft ist: Betriebe, die dem hochinnovativen Milieu zugerechnet werden können, erzielen meist deutlich höhere Umsatzrenditen als der Durchschnitt der Unternehmen.

Innovative Unternehmen sind erfolgreicher Um so viel Prozent lag die Nettoumsatzrendite der Unternehmen dieser Innovationsmilieus in Deutschland im Jahr 2017 über oder unter dem Durchschnitt aller Unternehmen

Disruptiver Innovator (hoher Innovationserfolg verbunden mit hoher Risikobereitschaft)

33

Technologieführer (sehr erfolgreich mit Innovationen, technologische Grenzen werden kontinuierlich weiter nach außen verschoben)

12

Kooperativer Innovator (Innovationen entstehen in Teamarbeit und durch Partizipation)

4

Passiver Umsetzer (entwickelt innovative Ideen nicht aus eigenem Antrieb)

-2

Zufälliger Innovator (offen für das Ausprobieren neuer Technologien ohne langfristige, strategische Planung)

-16

Konservativer Innovator (starke FuE-Ausrichtung, aber keine partizipative Unternehmenskultur)

-16

Unternehmen ohne Innovationsfokus

-36

Befragung von 855 Unternehmen zwischen Dezember 2018 und Februar 2019 Nettoumsatzrendite: Gewinn nach Steuern in Prozent des Gesamtumsatzes

Quelle: IW Consult © 2019 IW Medien / iwd

https://spektor.iwmedien.de

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Mein Unternehmen denkt zukunftsorientiert,

Das sind die wirtschaftlich erfolgreichsten Innovationstypen: / Disruptive Innovatoren punkten mit ihrem Mut und ihrer Offenheit für Neues sowie der Einbindung der Mitarbeiter in den Innovationsprozess. Knapp 20 Prozent der Unternehmen zählen zu dieser Kategorie. / Technologieführer stellen – gemessen am Innovationsoutput – die Spitze der deutschen Innovationslandschaft dar und zeichnen sich durch eine starke Forschungs- und Technologieorientierung aus. Nur rund 6 Prozent der Industriefirmen und industrienahen Dienstleister zählen zu diesem Milieu. / Kooperative Innovatoren setzen auf Teamarbeit und eine gute interne Vernetzung, sodass die gesamte Belegschaft am Innovationsprozess beteiligt ist. Mit rund 25 Prozent aller Unternehmen bilden kooperative Innovatoren das größte Milieu. Alle anderen Betriebe sind den vier übrigen Kategorien zuzuordnen, die wirtschaftlich unterdurchschnittlich abschneiden. Dazu zählt knapp die Hälfte der Unternehmen des Industrie-Dienstleistungs-Verbunds.

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Verband + Industrie  13

Eine Textilsammlung von Weltrang Internationales Textilsymposium fand mit Unterstützung von Südwesttextil an der Hochschule Reutlingen statt

Stoffe aus der Textilsammlung der Hochschule Reutlingen, die der Leibarzt des japanischen Kaiserhauses, Dr. Erwin von Baelz, im 19. Jahrhundert aus dem Kaiserreich mitbrachte.

„Das ist wahrscheinlich eine der besten Sammlungen ihrer Art weltweit!“, so der international renommierte Experte Prof. Dr. Hans Bjarne Thomsen von der Universität Zürich begeistert über die Textilsammlung der Hochschule Reutlingen, die der Leibarzt des japanischen Kaiserhauses, Dr. Erwin von Baelz, im 19. Jahrhundert aus dem Kaiserreich mitbrachte. Gemeinsam mit Experten aus Deutschland, der Schweiz und Japan untersuchte er über zwei Jahre die Sammlung und stellte die Ergebnisse nun zusammen mit seinem japanischen Kollegen Prof. Dr. Kazuto Sawada vom National Museum of Japanese History, Tokio, während des zweitägigen Textilsymposiums Mitte November den rund 140 interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor. Südwesttextil war einer der Hauptsponsoren dieses Projektes. Die japanische Sammlung umfasst rund 900 textile Muster, die von Baelz, der sein Medizinstudium in Tübingen und Leipzig

absolvierte, persönlich in Japan sammelte und kaufte. Von Baelz, geboren 1849 in Bietigheim-Bissingen, gestorben 1913 in Stuttgart, war verheiratet mit einer Japanerin und lebte von 1876 bis 1905 in Japan. Er lehrte dort Medizin und bewegte sich als Leibarzt des Kaisers in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen. Die sogenannte „von Baelz`sche Sammlung“ aus dem 17. bis 19. Jahrhundert fand 1933 den Weg über die Württembergische Zentralstelle für Gewerbe und Handel als Dauerleihgabe zu Lehr- und Anschauungszwecken an die Reutlinger Webschule, die heutige Hochschule Reutlingen. Von Baelz kaufte Forschungen zu Folge viele der Textilmuster selbst in einem Spezialgeschäft für gebrauchte, luxuriöse Textilien in Tokio. Diese Textilien waren teurer als neue Textilien und stammten wohl oftmals aus kostbaren Handtaschen, die japanische Frauen während der Edo-Zeit trugen. Gold- und Silberfäden wurden hier von Hand in aufwendiger

Webtechnik in kunstvolle Muster gewebt und so ein atemberaubend schöner Effekt erzielt. Die Besonderheit der japanischen Sammlung besteht, neben ihrem außergewöhnlich guten Zustand und ihrer Größe, laut Prof. Dr. Sawada darin, dass sie mehrere Muster enthält, die in der sogenannten Kinkazan-Technik gewebt wurden. Eine aufwendige und seltene Webtechnik, für die aufwendig gedrehte Silber- und Goldfäden verwendet wurden und so ein samtartiger Effekt erzielt wird. Obgleich es laut dem internationalen Experten in Japan selbst nur noch wenige gut erhaltene Muster dieser Technik gibt, enthält die Reutlinger Sammlung gleich mehrere Muster dieser besonderen Textilien von historischem Wert. Den herausragenden Textilien der Sammlung in Zukunft ein entsprechendes Zuhause geben, das soll in möglichst naher Zukunft im Rahmen des in der Planung befindlichen Gebäudes „Texoversum“, eine Spende von Südwesttextil, geschehen. Dies betonten sowohl der

Bettine Seng, Gechäftsführerin des Fördervereins der Hochschule Reutlingen, Campus Reutlingen e. V. stellte Prof. Dr. Kazuto Sawada vor, der die Ergebnisse des rund zweijährigen Projektes präsentierte. Prof. Dr. Hendrik Brumme (r.) begrüßte die internationalen Gäste. Fotos: Südwesttextil

Präsident der Hochschule, Prof. Dr. Hendrik Brumme, als auch Ministerialdirektor Ulrich Steinbach während ihrer feierlichen Eröffnungsreden zum Auftakt des Symposiums. Seit dem Umzug der Fakultät Textil & Design im Jahr 1994 auf den Campus im Reutlinger Hohbuch ist die Textilsammlung für die Öffentlichkeit nur auf Anfrage zugänglich. „Die Sammlung wird im Rahmen der Lehre gerne als großer Schatz zur Inspiration und auch zur Erklärung bestimmter Techniken verwendet“, so OStRin Regine Lechler-Fiola, die die Textilsammlung der Hochschule federführend betreut und eine der treibenden und organisierenden Kräfte hinter dem internationalen Textilsymposium war. Im Rahmen des zweitägigen Symposiums hielten 17 internationale Expertinnen und Experten aus Deutschland, Japan, der Schweiz, den USA und den Niederlanden Fachvorträge und tauschten sich begeistert über den einzigartigen Wert der Reutlinger Sammlung für die Fachwelt aus. Prof. Dr. Dorothee Haffner von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin fasste die Gedanken der Expertinnen und Experten zusammen: „Es ist genau richtig, was Sie hier machen – die Sammlung in die Öffentlichkeit bringen und sichtbar machen, Experten und Kompetenzen zusammenbringen. Herzlichen Glückwunsch!“

www.reutlingen-university.de


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Südwesttextil vergibt wieder ein Deutschlandstipendium Die Stipendiatin Franziska Pagel stellt sich vor hergestelltes Produkt anzubieten, welches durch Qualität und Stil so überzeugt, dass dieser es möglichst lange tragen möchte. Für mich wäre es sehr spannend einen Einblick in ein solches Unternehmen zu bekommen und ich hoffe, einen Praktikumsplatz in dem Bereich zu finden. Welche Berufsziele haben Sie nach dem Studium? Gute Frage. Im Moment konzentriere ich mich mehr auf das Studium, als das, was danach kommt. Ob ich dann einen Masterstudiengang anschließe oder direkt ins Berufsleben einsteige, wird sich dann zeigen. Christine Schneider, Leiterin Fachkräfte + Märkte Südwesttextil, bei der Urkundenverleihung an der Hochschule Reutlingen mit Franziska Pagel. Fotos: Hochschule Reutlingen

Bereits zum vierten Mal beteiligt sich Südwesttextil an der Vergabe eines Deutschlandstipendiums. Gefördert werden dabei besonders talentierte Studierende der Hochschule Reutlingen im Fach Textiltechnologie-Textilmanagement. Franziska Pagel ist die neue Stipendiatin von Südwesttextil. Sie wird von September 2019 bis August 2020 vom Verband gefördert. Die gebürtige Allgäuerin studiert im vierten Semester und ist gerade auf der Suche nach einem Praktikumsplatz für das Sommersemester. Nach der feierlichen Vergabe Ende Oktober an der Hochschule Reutlingen besuchte sie Anfang November die Geschäftsstelle von Südwesttextil in Stuttgart und konnte dabei neben dem Verbandsteam bereits einige Unternehmensvertreter kennenlernen. Südwesttextil hat sie bei diesem Besuch interviewt: Liebe Frau Pagel, Sie haben das Deutschlandstipendium von Südwesttextil erhalten. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich für dieses Studium zu interessieren? Wir kommen täglich mit einer Vielzahl von Textilien in Berührung, bewusst und unbewusst. Die Prozesse, die dahinterstecken, zu verstehen und anwenden zu können, ist, was mir am Studiengang Textiltechnologie/-management besonders gefällt. Er ermöglicht eine interessante Kombination der Na-

Christine Schneider

turwissenschaften mit dem Bereich der Textilien. Auf die Hochschule in Reutlingen bin ich dann durch meinen Bruder aufmerksam geworden, der dort ebenfalls studiert. Am Studieninformationstag konnte ich mir dann einen guten Einblick in die Hochschule und den Campus verschaffen. Die Lage und die Atmosphäre auf dem Campus haben mir schon damals sehr gut gefallen. Die Führung durch die Maschinenhalle hat bei mir dann zusätzliches Interesse geweckt. Sie werden demnächst eine Praktikum machen, wozu hätten Sie den Lust bzw. was würde Sie den interessieren? Am Anfang meines Studiums ging mein Interesse noch mehr in den technischen Bereich. Als ich dann durch „oikos“, eine internationale studentische Organisation am Campus, die sich mit Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft beschäftigt, auf das Thema Nachhaltigkeit im textilen Sektor aufmerksam wurde und ich mich mit den Schattenseiten der Bekleidungsindustrie beschäftigte, begann ich mich für Fair Fashion zu interessieren. Natürlich wissen wir alle, dass der Kauf am Nachhaltigsten ist, der gar nicht stattfindet. Nun ist das in der Bekleidungsindustrie, die von Umsätzen und Verkäufen lebt, recht utopisch. Daher finde ich das Konzept toll, dem Käufer ein fair

Förderung für talentierte junge Menschen: Auch das Südwesttextil-Mitglied Rökona vergibt ein Deutschlandstipendium.

Weiterbildung – GATEX Seminarprogramm 2020 Das neue Seminarprogramm der Gatex bietet wieder interessante Seminare und Workshops rund um's Textil. Nach abgeschlossener Ausbildung und erster praktischer Berufserfahrung ist die berufliche Weiterqualifikation die Voraussetzung für beruflichen Aufstieg, höheres Einkommen und größere Sicherheit des Arbeitsplatzes. Hochqualifi zierte Fachkräfte sind für die Unternehmen in der innovativen, auf High-Tech-Produkte spezialisierten und global agierenden Textilindustrie von großer Bedeutung. Die Gatex bietet verschiedene Qualifizierungsmöglichkeiten, in denen sie mit engagierten Referenten fundiertes Fachwissen vermittelt. Mehr unter www.die-gatex.de.


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Bildung + Soziales  15

Novellierung des Berufsbildungsmodernisierungsgesetz (BBiMoG) Es tritt am 1. Januar 2020 in Kraft. Die wesentlichen Neuerungen sind: Mindestvergütung Mit dem neuen Gesetz werden nun zum ersten Mal Mindestvergütungen für Auszubildende festgelegt. Diese stehen jedem Auszubildenden außerhalb einer Tarifbindung zu. Die Tarifbindung eines Betriebs hat immer Vorrang vor der Mindestvergütung. Die Mindestvergütung startet mit Ausbildungsbeginn in 2020 bei 515 € und steigert sich bis 2023 auf 620 €. Fortbildungsabschlussbezeichnungen Das neue Gesetz führt drei aufeinander aufbauende Fortbildungsstufen ein: 1. Geprüfte/r Berufsspezialist/-in 2. Bachelor Professional 3. Master Professional Bezeichnungen wie Betriebswirtin, Wirtschaftsfachwirt oder Fachkauffrau entfallen. In die zweite Fortbildungsstufe fällt z. B. auch die Meisterweiterbildung. Dieser weitverbreitete Titel bleibt aber erhalten. Freistellung Auszubildender Künftig dürfen auch volljährige Auszubildende an einem Berufsschultag pro Woche (Voraussetzung mindestens sechs Unterrichtsstunden à 45 Minuten) bzw. in Berufsschulwochen (Voraussetzung Blockunterricht von mindestens 25 Stunden an mindestens fünf Tagen) nicht weiter im Betrieb beschäftigt bzw. qualifiziert werden. Darüber hinaus müssen Auszubildende auch an dem Arbeitstag, der der schriftlichen Abschlussprüfung unmittelbar vorangeht, freigestellt werden. Ein Verstoß gegen den Freistellungsanspruch wird als Ordnungswidrigkeit eingestuft. Die weiteren Neuerungen finden sich unter www.suedwesttextil.de/ nachrichten/novellierung-berufsbildungsgesetz-19 Rückfragen gerne an: Alexander Stöhr (stoehr@suedwesttextil.de) oder Christine Schneider (schneider@suedwesttextil.de).

Ländermonitor berufliche Bildung 2019

Seminare Bildungswerk Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil.

Berufliche Bildung wird in Deutschland bundeseinheitlich geregelt, trotzdem bestehen Unterschiede zwischen Nord und Süd, Ost und West. Der Ländermonitor untersucht seit 2015 anhand von quantitativen Indikatoren, wie sich die Ausbildungssituation in den Bundesländern unterscheidet. Die Untersuchung wird alle zwei Jahre aktualisiert. Der Bericht stellt die Unterschiede in der Situation der beruflichen Bildung zwischen den Bundesländern dar und beleuchtet die Rolle der Bundesländer für die berufliche Bildung. Den Ländermonitor finden Sie unter https://bit.ly/2PoewTH.

Diversity Management im demographischen Wandel 23. Januar 2020, Haus Steinheim an der Murr Einsatz und Nutzen von Persönlichkeitstests in der Personalarbeit 24. Januar 2020, Haus Reutlingen Basiswissen für Ausbildungsbeauftragte 5. Februar 2020, Haus Gutach-Bleibach www.biwe-akademie.de


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Weiterbildung: Viele sehen Bedarf in Grundlagen Ergebnisse der IHK-Umfrage zur Weiterbildung in der Textil- und Bekleidungsbranche

Foto: Südwesttextil

Stents, Bandagen, Regenschirme, Matratzen, Klettergurte, Vorhänge, Handtücher, Feuerwehrschutzanzüge, Filter, ICE-Triebköpfe, Badeanzüge, Flugzeuge, Bekleidung – all das sind Beispiele von textilen Produkten. Selbstverständlich gibt es davon noch wesentlich mehr. In der Region Neckar-Alb gibt es auch heute noch rund 200 Unternehmen, die in der Textilbranche zu Hause sind. Die Textilbranche bringt, gerade im Bereich der technischen Textilien, immer mehr Innovationen auf den Weg. Aber auch die bewährten Produkte aus der Bekleidungsindustrie sind weiterhin gefragt. Dieser Nachfrage müssen

die Textilunternehmen gerecht werden. Geeignete Fachkräfte sind zurzeit rar, deshalb lautet die Devise: „Mitarbeiter weiterbilden und fehlende Kompetenzen aufbauen.“ Um die Weiterbildung vor diesem Hintergrund zu beleuchten, führte die IHK Reutlingen in Zusammenarbeit mit dem Cluster „Technische Textilien Neckar-Alb“ und dem Arbeitgeberverband Südwesttextil Anfang Juli eine Befragung der Textil- und Bekleidungsunternehmen durch. Die Online-Befragung wurde nach den unterschiedlichen Unternehmensbereichen, wie z. B. Einkauf, Marketing usw. geclustert. Die hohe Anzahl der Teilnehmer

liefert ein durchaus differenziertes Bild der Textil- und Bekleidungsbranche. Dabei zeigten sich in den einzelnen Bereichen erstaunliche Ergebnisse: So legen z.B. auch heute noch viele Unternehmen besonderen Wert auf die Vermittlung von Grundlagenkenntnissen. Weiterbildungsbedarf besteht für mehr als 50 Prozent der Befragten in den Grundlagen der Maschentechnik sowie der Textilveredlung. Im Bereich Management haben sich zwei Schwerpunkte herauskristallisiert. Die Mehrheit empfindet einen Nachholbedarf bei Nachhaltigkeitsthemen sowie im Innovationsmanagement. Es zeigt sich, dass die Zukunftsthemen Nachhaltigkeit und Innovation einen branchenübergreifenden Qualifizierungsbedarf erkennen lassen. In diesem Bereich haben das Cluster Technische Textilien Neckar-Alb, Südwesttextil und die Allianz Faserbasierte Werkstoffe (AFBW) mit ihrem Projekt „Place2tex“ seit Anfang 2019 ein passendes Instrument zur Unterstützung der Unternehmen ins Leben gerufen. Im Themenfeld Nachhaltigkeit geht es u.a. um Aspekte wie REACH oder Labeling von Textilien. Netzwerke wie das Cluster Technische Textilien Neckar-Alb,

die AFBW oder Forschungseinrichtungen wie die Deutschen Textil- und Faserforschungsinstitute in Denkendorf decken bereits heute das Themenfeld Technologie und Produktion ab. So werden bei Veranstaltungen wie dem Innovationstag in Denkendorf oder in zahlreichen Arbeitsgruppen der Netzwerke viele neue Wege und Trends der Branche aufgezeigt. Kurze Präsenzveranstaltungen werden nach Auswertung der Umfrage von den Unternehmen bevorzugt. Dabei wird eine regelmäßige Wiederholung durchaus akzeptiert. Für fast jedes zweite Unternehmen ist dabei der Preis der Weiterbildung nicht ausschlaggebend. Aufgrund der Auswertung werden nun von den entsprechenden Einrichtungen passende Maßnahmen geplant und umgesetzt. Mit dem Projekt der „Qualifizierungsverbünde“, in denen Weiterbildungsbedarfe von Mittelständlern analysiert und gebündelt werden, hat sich Südwesttextil gerade auf den Weg gemacht. Fragen an: Dipl.-Ökonomin Christine Schneider Tel.: +49 711 21050-25 schneider@suedwesttextil.de

Internationale Umfrage zum textilen Qualifikationsstand 2020 MOTIF ist eine internationale soziale eLearning-Plattform, die praktische Kurse anbietet, die von einigen führenden Praktikern der Modebranche geleitet werden. Sie führt nun zusammen mit Partnern wie dem Gesamtverband textil+mode und Organisationen der Textil- und Bekleidungsindustrie ihre zweite weltweite Online-Befragung zum Thema „Qualifikationsstand Bildung“ der Branche durch. Die Online-Umfrage ist in mehreren Sprachen verfügbar und dauert ca. 10 Minuten – machen Sie mit!

Foto: iStock.com/Jorgenmac

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Neue Technologien, aber auch sich verändernde Verbrauchertrends machen es immer wichtiger, in die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern zu investieren. Deshalb ist es wichtig, den aktuellen Qualifikationsstand der Branche zu ermitteln, um zu erkennen, ob sich die Textil- und Bekleidungsindustrie schnell genug für aktuelle und zukünftige Herausforderungen im Bereich Bildung rüstet.

In welchen Bereichen weist die Branche Qualifikationsdefizite auf? In internen Teams oder Supply Chain-Partnern? Inwiefern werden Unternehmen durch den Fachkräftemangel behindert? Was sind die Anforderungen an Ausbildung und Fachkräfte, um die Branche voranzubringen? Vor welchen Herausforderungen steht die Branche hinsichtlich Qualifizierung und Talententwicklung?

Die Umfrage zum Kompetenzstand in der Textil- und Bekleidungsindustrie ist bis Ende Dezember 2019 geöffnet und in fünf Sprachen verfügbar: Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Chinesisch. Die Bearbeitung dauert ca. 10 Minuten. Sie haben hier die Möglichkeit, Kompetenzbereiche zu favorisieren, auf die sich die Branche Ihrer Meinung nach in Zukunft verstärkt konzentrieren sollte. Anschließend können Sie entscheiden, ob Sie den Ergebnisbericht erhalten möchten, der im Jahr 2020 veröffentlicht wird. Die Befragung finden Sie unter https://motif.org/2020-state-of-skills/


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Südwesttextil-Partner Luther ist „Kanzlei des Jahres“

Inhaber der Bauer Bandweberei, Steffen Herr, ein Mitgliedsunternehmer von Südwesttextil, im Gespräch mit JuristInnen von Luther. Foto: Südwesttextil

Die Rechtsanwaltskanzlei Luther, seit 2016 Partner von Südwesttextil für Wirtschaftsrecht, wurde bei der Verleihung der JUVE Awards 2019 mit der höchsten Auszeichnung als „Kanzlei des Jahres 2019“ geehrt. Die Jury des vom Fachverlag JUVE

verliehenen Preises schreibt in ihrer Begründung: „Wie die Kanzlei Luther an der Seite von Freshfields in der Abwehr der Diesel-Massenklagen für Volkswagen glänzt, ist beeindruckend. Der IT-Einsatz hat einen spürbaren Modernisierungs-

effekt. Zudem gibt es viele Impulse für flexiblen Personaleinsatz und das Recruitment.“ An der Herausforderung sei die Gesamtkanzlei gewachsen. Die zehn deutschen Büros würden jetzt intensiver zusammenarbeiten. Spezialistenteams sorgten dafür, dass Luther etwa im Energie- oder Gesundheitssektor häufig die erste Wahl ist. „Auch die vor über drei Jahren im Rahmen unserer Kooperation begonnene Spezialisierung auf die Textilbranche zahlt sich für unsere Mitglieder aus. Die attraktiven Konditionen und die wachsenden Erfahrungen mit den Themen und Bedarfen von Textilern und Bekleidern sowie der faire Umgang mit unserer Mitgliedschaft und uns als Verband machen Luther auch weiterhin zu einem verlässlichen und empfehlenswerten Partner“, so Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas, der dem Stuttgarter Luther-Partner Dr. Steffen Gaber stellvertretend für die gesamte Kanzlei gratulierte.

Die Luther Rechtsanwaltsgesellschaft blickt auf ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr zurück, in dem eine Umsatzsteigerung von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erreicht wurde. Die JUVE Awards werden jährlich an Kanzleien und Rechtsabteilungen vergeben. Die „Kanzlei des Jahres“ ist eine Auszeichnung, bei der JUVE über einzelne Rechtsgebiete hinausgehend die Entwicklung der Kanzleien und insbesondere ihre Managementleistungen würdigt. Entscheidend sind eine dynamische Entwicklung im letzten Jahr, Aspekte der Nachhaltigkeit, Kontinuität sowie stringentes Handeln gegenüber den Vorjahren. Zu den Kriterien zählen unter anderem strategische Leistungen, Mandantenorientierung, Kanzleikultur, Nachwuchspolitik, Profitabilität, personelles Wachstum sowie Expansion in neue Geschäftsfelder oder Märkte. www.luther-lawfirm.com

Kündigungserklärung in Hausbriefkasten einwerfen? Maßgebend sind nicht die individuellen Verhältnisse des Empfängers Nachdem sich die Gerichte bezüglich des Zugangs eines Einwurfeinschreibens noch uneinig sind (siehe Südwesttext Ausgabe Oktober 2019 Artikel S. 17), ist oftmals der Einwurf einer Kündigungserklärung in den Hausbriefkasten durch einen Boten der sicherste Weg. Doch auch dabei ist zu beachten, dass dadurch nicht automatisch der Zugang noch am selben Tag sichergestellt wird. Das gelingt nur bei persönlicher Übergabe. Daher wird der Zugang von Kündigungsschreiben in der Rechtsprechung auch bei Einwurf in den Hausbriefkasten immer wieder thematisiert. So geht es häufig darum, ob die Kündigungserklärung noch innerhalb der sechsmonatigen Wartezeit zugegangen ist oder ob die Frist von zwei Wochen bei einer fristlosen Kündigungserklärung eingehalten wurde. Relevant ist der Zugang aber auch für das Einhalten der dreiwöchigen Klagefrist durch den Arbeitnehmer. Darüber hatte das Bundesarbeitsgericht erst kürzlich wieder

Foto: iStock.com/AndreyPopov

zu entscheiden. Mit Urteil vom 22.08.2019 (Az.: 2 AZR 111/19) stellte das BAG klar, dass das in den Hausbriefkasten eingeworfene Kündigungsschreiben dann zugeht, wenn nach der Verkehrsanschauung mit der nächsten Entnahme zu rechnen ist. Maßgebend sind also nicht die individuellen Verhältnisse des Empfängers. Wann aber besteht eine Verkehrsanschauung in Bezug auf die Leerung von Hausbriefkästen und mit welchem

Inhalt? Das müssen die Gerichte im Einzelfall feststellen. Das hat zur Folge, dass Verkehrsanschauungen regional unterschiedlich beurteilt werden können oder sich im Laufe der Zeit ändern. Im konkreten Fall wurde das Kündigungsschreiben um 13:25 Uhr eingeworfen, die Postzustellung war dort üblicherweise um 11 Uhr beendet. Das Landesarbeitsgericht nahm an, dass mit einer Kenntnisnahme bis 17 Uhr zu rechnen ist, da entspre-

chend der Normalarbeitszeit eines erheblichen Teils der Bevölkerung der Briefkasten erst nach Rückkehr von der Arbeit geleert wird. Diese Argumentation ließ das BAG nicht für die Annahme einer Verkehrsanschauung ausreichen. Die übliche Postzustellung sei vielmehr weiterhin ein wichtiges Kriterium. Im Ergebnis zeigt diese Rechtsprechung, dass es nach wie vor keine eindeutige Aussage gibt, wann der Zugang bei Einwurf in den Hausbriefkasten noch am selben Tag gewährleistet ist. Daher sollte darauf geachtet werden, dass die Zustellung auch bei Einwurf in den Hausbriefkasten rechtzeitig vor Fristablauf und nach Möglichkeit nicht am letzten Tage, beispielsweise am Monatsletzten, erfolgt. Ist ausnahmsweise die Zustellung wirklich am letztmöglichen Tag vorzunehmen, ist zu empfehlen, dass das Schreiben zur Sicherheit frühmorgens zugeht.

Desirée Frey


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Recht + Steuern

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Workwear – sicher, hochwertig und modisch „HR meets SWT“ – Personalleiterkreis bei Paul H. Kübler Am 21. November wurde der Personalleiterkreis vom Unternehmen Paul H. Kübler Bekleidungswerk GmbH & Co.KG in Plüderhausen willkommen geheißen. Die Veranstaltung folgte auf die Personalleitertagung im Juni bei der Firma Mey. In jeder Jahreshälfte werden Personalleitertagungen bzw. Personalleiterkreise von der Rechtsabteilung von Südwesttextil organisiert. Die Veranstaltungen erfreuen sich stets reger Teilnahme. Der Personalleiterkreis begann nach einem – reichhaltigen – Mittagsbuffet mit der Begrüßung und Firmenpräsentation durch Michael Stiegert, Geschäftsführer der Paul H. Kübler Bekleidungswerk GmbH & Co. KG. Den Ausführungen zur Historie des Unternehmens folgten eine Vorstellung einzelner Produkte durch Key Account Manager Joachim Geyer. Hierbei war die Präsentation einzelner Ausrüstungen im Hinblick auf Feuerbeständigkeit, welche sehr anschaulich auf dem Firmenparkplatz durchgeführt wurde, von besonderem Interesse und sorgte zudem für gute Stimmung unter den Personalleitern. Sichtlich beeindruckt von der umfangreichen und qualitativ hochwertigen Produktpalette des Unternehmens ging es dann in den „offiziellen“ Teil des Personalleiterkreises über. Alexander Stöhr, Leiter Recht + Betriebspraxis bei Südwesttextil, begrüßte die Personalleiter zur Tagung und bedankte sich beim Unternehmen für die Gastfreundschaft. Hierbei führte er aus, dass sich die Rechtsabteilung insbesondere einem Thema in der Vorbereitung gewidmet hatte, nämlich dem Thema Arbeitszeit. Ausschlag hierzu habe insbesondere ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Mai gegeben. Lydia Knapp, Rechtsanwältin bei Südwesttextil, stellte zunächst das Arbeitszeitrecht aus privatrechtlicher Sicht vor und ging dabei auf zahlreiche Fragen ein, ob es sich beispielsweise bei Rüstzeiten, Aufräumen nach Ladenschluss, kurzen Ruhepausen, Raucherpausen oder Dienstreisen um vergütungspflichtige Arbeitszeit handele.

Kübler-Geschäftsführer Michael Stiegert begrüßte die Gäste und präsentierte die Firma. Das Südwesttextil-Rechtsteam war begeistert von der Gastfreundschaft und den beeindruckenden Produkten des Workwear-Spezialisten. Fotos: Südwesttextil

Kollektion: Modisch und sportlich

Im Anschluss referierte Nathan Binkowski, Leiter Tarifpolitik und Tarifrecht bei Südwesttextil, zu den gesetzlichen Regelungen des Arbeitszeitgesetzes. Alexander Stöhr berichtete im Folgenden über die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs von Mai 2019 und gab Empfehlungen zur Umsetzung dieses Urteils ab. Hiernach sei es wichtig, auch die Arbeitszeiten von Mitarbeitern in Vertrauensarbeitszeit erfassen zu lassen. Abschließend ging Alexander Stöhr auf die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats, aktuelle Gesetzgebung und Rechtsprechung ein. Die Referenten des Verbandes konnten sich über eine rege Teilnahme freuen und es bestand einmal mehr Gelegenheit zum Austausch. Aus der Veranstaltung konnten die Teilnehmer zudem Tipps für ihre tägliche Praxis und Erfahrungswerte mitnehmen. Bis zur nächsten Präsenztagung steht die Xing-Gruppe für den Austausch zur Verfügung. Alexander Stöhr

Key Account Manager Joachim Geyer und Personalleiterin Yvonne Hegele

Geschäftsführer Michael Stiegert verteilte die Schutzbrillen für das feurige Experiment.

Alexander Stöhr, Lydia Knapp und Nathan Binkowski (u.) referierten zum Arbeitsrecht.


DEZEMBER 2019 I NR. 121

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Recht + Steuern

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Die Kurzarbeit – ein Überblick Ein bewährtes Instrument zur Sicherung von Arbeitsplätzen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten

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In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Kurzarbeit ein bewährtes Instrument zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Betriebsbedingte Kündigungen werden verhindert, Arbeitsplätze erhalten und qualifizierte Arbeitnehmer im Unternehmen gehalten. Dennoch werden Lohnaufwendungen verringert und der Lohnverlust bei den Arbeitnehmern durch das Kurzarbeitergeld ausgeglichen. Mit Einführung von Kurzarbeit wird die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit verringert. Das kann der Arbeitgeber nicht einseitig anordnen. Erforderlich ist entweder eine arbeitsvertragliche Regelung oder aber eine kollektivrechtliche Grundlage im Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung. In Unternehmen ohne Betriebsrat muss zwingend in den Arbeitsverträgen aller Mitarbeiter die

Möglichkeit zur Einführung von Kurzarbeit enthalten sein. Ansonsten fehlt eine rechtliche Grundlage zur Einführung der Kurzarbeit. Es müsste sonst von jedem Mitarbeiter einzeln die Zustimmung eingeholt werden. Besteht ein Betriebsrat, hat dieser ein Mitbestimmungsrecht nach § 87 Abs. 1 Nr. 3 BetrVG. Auch sieht der Tarifvertrag in § 5 MTV die Einführung von Kurzarbeit durch Betriebsvereinbarung vor. Kommt keine Einigung mit dem Betriebsrat zustande, ist die Einigungsstelle zuständig (zeit- und kostenintensiv). Nach dem Tarifvertrag ist eine Ankündigungsfrist von 10 Tagen zwischen Bekanntgabe und Einführung der gekürzten Arbeitszeit zu berücksichtigen. Ansonsten kann eine Ankündigungsfrist auch im Arbeitsvertrag geregelt sein. Kurzarbeit kann für den ganzen Betrieb oder für einzelne Betriebsabteilungen eingeführt werden. Die Arbeitszeit kann dabei in verschiedenen Formen gekürzt werden: / Verkürzung der täglichen Arbeitszeit / Ausfall ganzer Arbeitstage je Woche / Arbeitsausfall für die ganze Woche, sog. „Kurzarbeit Null“

1. Erheblicher Arbeitsausfall Es muss sich um einen vorübergehenden, nicht vermeidbaren Arbeitsausfall handeln. Zu prüfen ist hier insbesondere die Vermeidbarkeit. Vermeidbar ist ein Arbeitsausfall, wenn er durch Gewährung von bezahltem Erholungsurlaub vermieden werden kann. Vorrangig sind auch im Betrieb zulässige Arbeitszeitschwankungen zu nutzen. Soweit Arbeitszeitkonten bestehen, sind zunächst die Arbeitszeitguthaben einzubringen. Erheblich ist der Arbeitsausfall nach § 96 Abs. 1 Nr. 4 SGB III, wenn „im jeweiligen Kalendermonat (Anspruchszeitraum) mindestens ein Drittel der in dem Betrieb bzw. der Betriebsabteilung beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von einem Entgeltausfall von jeweils mehr als 10 Prozent ihres monatlichen Bruttoentgelts betroffen ist“.

Während der gekürzten Arbeitszeit hat der Arbeitnehmer einen entsprechend reduzierten Lohnanspruch. Dies kann zum Teil durch

2. Betriebliche Voraussetzung Kurzarbeitergeld kann für ganze Betriebe aber auch nur für Betriebsabteilungen gewährt werden.

Kurzarbeitergeld ausgeglichen werden. Unabhängig von der arbeitsrechtlichen Zulässigkeit der Einführung von Kurzarbeit ist die Frage, ob Kurzarbeitergeld gewährt wird, §§ 95 – 109 SGB III. Dazu müssen vier Voraussetzungen vorliegen:

Termin unbedingt vormerken und gleich anmelden! / Wirtschaftliche Schwierigkeiten – von Kurzarbeit bis Kündigung

23. Januar 2020, Filharmonie Filderstadt

Jetzt anmelden unter www.suedwesttextil.de/veranstaltungen, clauss@suedwesttextil.de oder +49 711 21050 - 14

3. Persönliche Voraussetzungen Der Arbeitnehmer muss in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis stehen. 4. Anzeige Der Arbeitgeber muss den Arbeitsausfall bei der Agentur für Arbeit, in deren Bezirk der Betrieb liegt, schriftlich anzeigen. Außerdem sind entsprechende Unterlagen vorzulegen, um die Voraussetzungen für das Kurzarbeitergeld glaubhaft zu machen. Eine Frist für die Anzeige ist nicht vorgesehen. Allerdings wird Kurzarbeitergeld frühestens für den Monat geleistet, in dem die Anzeige des Arbeitsausfalls eingegangen ist. Schließlich muss der Arbeitgeber neben der Anzeige des Arbeitsausfalls das Kurzarbeitergeld beantragen und zwar innerhalb einer Ausschlussfrist von 3 Monaten. Die Höhe des Kurzarbeitergeldes beträgt 60 bzw. 67 Prozent der Nettoentgeltdifferenz. Gewährt wird Kurzarbeitergeld derzeit längstens für einen Zeitraum von 12 Monaten. Wichtig ist auch, dass in der Planung bereits entschieden wird, ob Kurzarbeit das ausreichende Mittel ist, um den Auftragsrückgang zu kompensieren oder ob ein Personalabbau oder sonstige Maßnahmen erforderlich sind. Kurzarbeit kann nur vorübergehende Schwierigkeiten ausgleichen. Betriebsbedingte Kündigungen sind während einer bereits beantragten Kurzarbeit nur schwer zu begründen. Hilfreiche Infos zum Thema Kurzarbeitergeld finden Sie unter www.arbeitsagentur.de. Neben einem Leitfaden für Arbeitgeber gibt es dort auch die entsprechenden Vordrucke für den Antrag. Steht die Einführung von Kurzarbeit im Raum, beraten unsere Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen Sie gerne zum weiteren Vorgehen. Beziehen Sie auch die Agentur für Arbeit frühzeitig ein. Darüber hinaus veranstaltet Südwesttextil am 23. Januar 2020 dazu das Seminer „Wirtschaftliche Schwierigkeiten – Von Kurzarbeit bis Kündigung“ (siehe Kasten links). Melden Sie sich gleich an! Desirée Frey


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SÜDWESTTEXT

Recht + Steuern

DEZEMBER 2019 | NR. 121

Zur Wiedereingliederung von Schwerbehinderten Bescheinigung muss Prognose der „voraussichtlichen“ Wiederaufnahme der Tätigkeit enthalten

Lydia Knapp Rechtsanwältin (Syndikusrechtsanwältin) – Fachanwältin für Arbeitsrecht Tel.: +49 711 21050-15 knapp@suedwesttextil.de

Nach § 164 IV 1 SGB IX kann der Arbeitgeber verpflichtet sein, an einer stufenweisen Wiedereingliederung eines/einer schwerbehinderten Beschäftigten in das Erwerbsleben dergestalt mitzuwirken, dass er diese(n) entsprechend den Vorgaben eines Wiedereingliederungsplans beschäftigt. Allerdings ist Voraussetzung für den Beschäftigungsanspruch im Rahmen einer stufenweisen Wiedereingliederung, dass der betroffene Arbeitnehmer eine ärztliche Bescheinigung seines behandelnden Arztes vorlegt, aus der sich Art und Weise der empfohlenen Beschäftigung, mögliche Beschäftigungsbeschränkungen, Umfang der Arbeitszeit sowie Dauer der Maßnahme ergeben. Dabei muss die Bescheinigung auch eine Prognose hinsichtlich der „voraussichtlichen“

Wiederaufnahme der Tätigkeit enthalten. Jedoch muss der Gesundheitszustand des schwerbehinderten Arbeitnehmers eine stufenweise Wiedereingliederung in seinen bisherigen Tätigkeitsbereich auch zulassen, und dem Arbeitnehmer dürfen hieraus keine nachteiligen gesundheitlichen Folgen erwachsen. Anderenfalls besteht keine Beschäftigungspflicht. Dies hat das Bundesarbeitsgericht am 16.05.2019 (Aktenzeichen: 8 AZR 530/17) entschieden. Der Entscheidung liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Der als schwer-

behinderter Mensch (GdB 70) anerkannte und zuletzt als Bauleiter für die Beklagte tätige Kläger begehrte von der Beklagten Schadensersatz wegen Verdienstausfalls aufgrund unterbliebener Beschäftigung nach einem von ihm vorgelegten Wiedereingliederungsplan. Er war über einen längeren Zeitraum (wiederholt) erkrankt. Nach Untersuchung des Klägers befürwortete die Betriebsärztin eine stufenweise Wiedereingliederung, allerdings mit erheblichen Einschränkungen. Der vom behandelnden Facharzt aufgestellte Wiedereingliederungsplan sah hingegen die Wiedereingliederung in

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Termin unbedingt vormerken und gleich anmelden! / Aktuelle Rechtsprechung im Arbeitsrecht

12. März 2020, Filharmonie Filderstadt

Jetzt anmelden unter www.suedwesttextil.de/veranstaltungen, clauss@suedwesttextil.de oder +49 711 21050 - 14

die zuletzt ausgeübte Tätigkeit vor, ohne jedoch Angaben zu etwaigen Einschränkungen zu machen. Die Beklagte lehnte den Antrag auf stufenweise Eingliederung unter Hinweis auf die betriebsärztliche Beurteilung (Einschränkungen) ab. Nach Auffassung des Bundesarbeitsgerichts durfte die Beklagte den Wiedereingliederungsantrag wegen besonderer Umstände – der festgestellten Einschränkungen – ausnahmsweise ablehnen. Praxistipp: Nach Ansicht des Bundesarbeitsgerichts besteht also grundsätzlich kein Anspruch des betroffenen Arbeitnehmers auf Mitwirkung des Arbeitgebers an seiner stufenweisen Wiedereingliederung in das Erwerbsleben. Bei einem schwerbehinderten oder gleichgestellten behinderten Arbeitnehmer allerdings kann der Arbeitgeber nach § 164 IV 1 SGB IX verpflichtet sein, an der stufenweisen Wiedereingliederung mitzuwirken und den Arbeitnehmer nach den Vorgaben des Wiedereingliederungsplans zu beschäftigen. Die Verletzung der Mitwirkungspflicht könnte einen Schadensersatzanspruch des Arbeitnehmers begründen. Wie das Bundesarbeitsgericht aber auch festgestellt hat, ist eine weitere Voraussetzung für diesen Beschäftigungsanspruch, dass der Arbeitnehmer eine ärztliche Bescheinigung seines behandelnden Arztes vorlegt, aus der sich Art und Weise der empfohlenen Beschäftigung, mögliche Beschäftigungsbeschränkungen, Umfang der Arbeitszeit sowie Dauer der Maßnahme ergeben. Sie muss zudem eine Prognose hinsichtlich der „voraussichtlichen“ Wiederaufnahme der Tätigkeit beinhalten. Der Wiedereingliederungsplan ist damit auch daraufhin zu überprüfen, ob die stufenweise Wiedereingliederung in das Erwerbsleben im konkreten Fall aller Voraussicht nach mit nachteiligen gesundheitlichen Folgen für den Arbeitnehmer verbunden ist. In derartigen Fällen scheidet ein Anspruch auf Mitwirkung gegen den Arbeitgeber aus. Lydia Knapp


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DEZEMBER 2019 I NR. 121

Incoterms® 2020 Thema beim „Arbeitskreis Zoll und Außenwirtschaft“

Desirée Frey Rechtsanwältin (Syndikusrechtsanwältin) Tel.: +49 711 21050-19 frey@suedwesttextil.de

Ab 1. Januar 2020 gelten die neuen Incoterms® 2020, die bereits im September durch die Internationale Handelskammer veröffentlicht wurden. Sie regeln Recht und Pflichten von Käufer und Verkäufer im internationalen Handel. Allerdings müssen sich die Vertragspartner

auf die entsprechenden Klauseln im Vertrag einigen, diese gelten nicht automatisch. Daher ist es wichtig, den Regelungsinhalt und Anwendungsbereich der einzelnen Klauseln zu kennen. Inhaltlich wurde bei den neuen Incoterms® 2020 der Bedarf an mehr Flexibilität beim Versiche-

rungsschutz je nach Art der Waren und des Transports berücksichtigt. Außerdem wurden Regeln zur Verteilung der Sicherheitsanforderungen und der damit verbundenen Kosten beim Transport von Waren aufgenommen. Daneben sind die Auslegungsregeln neu sortiert. Insgesamt ist das Regelwerk nun übersichtlicher und anwenderfreundlicher gestaltet. Von Vorteil ist insbesondere, dass es zu jeder Incoterms®-Klausel eine zusammenfassende Darstellung der Verteilung der Kosten gibt. Die Änderungen und Auswirkungen auf die Praxis durch die neuen Incoterms® 2020 wollen wir auch bei unserem nächsten „Arbeitskreis Zoll und Außenwirtschaft“ am 4. März 2020 thematisieren.

Haben Sie aktuell noch andere Themen, über die Sie sich gerne im Rahmen eines Arbeitskreises austauschen würden? Teilen Sie uns diese gerne vorab mit – Sie bestimmen die Tagesordnung.

Recht + Steuern

Seminartermine Recht + Betriebspraxis 2020

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Jetzt schon in den Kalender eintragen!

/ 23.01. „Wirtschaftliche Schwierigkeiten – Von Kurzarbeit bis Kündigung“ / 04.03. „Arbeitskreis Zoll und Außenwirtschaft“ / 12.03. „Aktuelle Rechtsprechung im Arbeitsrecht“ / 28.04. Betriebsräteseminar „Mitbestimmung in sozialen Angelegenheiten“ / 05.05. „Textilkennzeichnung“ / 23.06. „Mitbestimmung des Betriebsrats bei Kündigung, Einstellung und Versetzung“ / 24.09. „Abmahnung und verhaltensbedingte Kündigung“ / 06.10. Betriebsräteseminar „Grundlagen des Arbeitsrechts (Kündigungsschutz, Befristung)“ / 22.10. „Elternzeit, Teilzeit und Brückenteilzeit“

Anmeldung und Programm unter www.suedwesttextil.de

Änderung vertraglicher Vereinbarungen durch Betriebsvereinbarung? Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat erneut entschieden, dass eine Regelung des Arbeitsvertrags, die einen kollektiven Bezug hat, durch Betriebsvereinbarung abgeändert werden kann. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn die neue Regelung in der Betriebsvereinbarung für den Arbeitnehmer von Nachteil ist (BAG, Urteil vom 10.7.2019 – 6 AZR 40/17). Damit bestätigt das BAG seine seit einigen Jahren stattgefundene Rechtsprechungsänderung. Bislang war man davon ausgegangen, dass zwischen Arbeitsvertrag und Betriebsvereinbarung das sog. Günstigkeitsprinzip gilt, also eine Regelung in einer Betriebsvereinbarung nie zum Nachteil des Arbeitnehmers eine Regelung seines Arbeitsvertrags „auslöschen“ kann. In der Praxis wird es also darauf ankommen, klar Regelungen des Arbeitsvertrags, die einen kollektiven Bezug haben, abzugrenzen von solchen ohne kollektiven Bezug. Ohne kollektiven Bezug ist bspw. im Regelfall die Vergütungsvereinbarung. Ferner ist auch eindeutig, dass gesetzlich oder tarifvertraglich festgelegte Regelungen nicht einfach über Betriebsvereinbarung zulasten des Arbeitnehmers „abgelöst“ werden können. Das BAG geht davon aus, dass eine Regelung in einem Arbeitsvertrag grundsätzlich dann einen kollektiven Bezug hat – und damit abänderbar ist – wenn es sich um sog. Einheitsregeln im Betrieb handelt; Regeln, die also für alle gelten sollen. Praxishinweis: In unseren neuen Musterarbeitsverträgen ist ausdrücklich aufgenommen worden, dass eine Abänderbarkeit der vertraglichen Regelungen durch Betriebsvereinbarung auch zum Nachteil des Arbeitnehmers möglich ist. Alexander Stöhr

Desirée Frey

Freistellung im ungekündigten Arbeitsverhältnis

Foto: iStock.com/zwawol

Möchte der Arbeitgeber einen Arbeitnehmer im ungekündigten Arbeitsverhältnis freistellen, ist dies unter rechtlichen Gesichtspunkten nur in Ausnahmefällen möglich. Grundsätzlich steht einer Freistellung der Beschäftigungsanspruch des Arbeitnehmers entgegen. Das Landesarbeitsgericht (LAG) Köln hat mit Beschluss vom 17.7.2019 (Az.: 7 Ta 39/19) diesen Grundsatz bestätigt. In dem zugrundeliegenden Fall wurde der Arbeitnehmer freigestellt. Das Arbeitsverhältnis bestand ungekündigt fort. Trotz mehrmaliger Aufforderung zum Widerruf der Freistellung hielt der Arbeitgeber an der Freistellung fest. Daraufhin machte der Arbeitnehmer im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes seinen Weiterbeschäftigungsanspruch geltend. Erst dann widerrief der Arbeitgeber die Freistellung. Das LAG entschied daraufhin, dass der Arbeitgeber die Kosten des Verfahrens zu tragen hat. Der Arbeitnehmer hätte voraussichtlich obsiegt, da die Freistellung unberechtigt erfolgte. Bei einer Freistellung im ungekündigten Arbeitsverhältnis hat der Arbeitgeber also das Kostenrisiko eines etwaigen Verfahrens im einstweiligen Rechtsschutz zu beachten. Helfen können hier vorab definierte Freistellungsgründe im Arbeitsvertrag. Diese sollten immer den Fortbestand des Arbeitsverhältnisses in Frage stellen. Doch auch dabei ist zu beachten, dass eine Freistellung nur im Ausnahmefall zulässig ist.


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Technik + Umwelt

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DEZEMBER 2019 | NR. 121

OLYMP: Klimaneutralität am Firmensitz Bietigheimer Bekleidungsspezialist ist klimaneutrales Unternehmen 2019

Foto: Olymp

Die OLYMP Bezner KG ist sich ihrer unternehmerischen Verantwortung gegenüber Mensch, Tier, Natur und Umwelt seit jeher bewusst. Im Bestreben zu mehr Klimaschutz konnte der Mittelständler nun durch weitreichende Nachhaltigkeitsaktivitäten seine Treibhausgasemissionen für das Jahr 2018 am Firmensitz in BietigheimBissingen komplett kompensieren und vollständige Klimaneutralität am Standort erlangen. Die renommierte Klimaschutzberatung ClimatePartner GmbH aus München hat im Auftrag der OLYMP Bezner KG für die Jahre 2016 bis 2018 einen Corporate Carbon Footprint (CCF) in Anlehnung an die Richtlinien der privaten transnationalen Initiative Greenhouse Gas Protocol (GHG), welche die Treibhausgasemissionen bilanziert und protokolliert, erstellt. Der dadurch ermittelte ökologische Fußabdruck stellt einen wichtigen

Baustein in der Umsetzung einer weitreichenden Klimaschutzstrategie dar. Durch die umfassende Analyse ist es möglich, Potenziale zu identifizieren, um effektive Maßnahmen zur Erreichung konkreter Klimaschutzziele zu definieren. Auf diese Weise konnten in 2018 über 3 000 Tonnen an Kohlendioxid durch OLYMP ausgeglichen werden. Mark Bezner, Geschäftsführender Gesellschafter der OLYMP Bezner KG, stellt klar: „Das Thema Nachhaltigkeit im OLYMP formuliert unsere eindringlichen Bestrebungen, den ökologischen Fußabdruck unseres Unternehmens so klein wie möglich zu halten. In diesem Zusammenhang war es uns wichtig, sämtliche Aspekte in den Bewertungsprozess einzubeziehen. Entgegen der gängigen Praxis haben wir aus diesem Grund die Mitarbeitermobilität gleichfalls berücksichtigt, da der

Kohlenstoffdioxidausstoß bei mehr als 500 Beschäftigten am Standort Bietigheim-Bissingen erheblich ins Gewicht fällt. Immerhin fast die Hälfte aller CO2-Emissionen werden durch Fahrtwege unserer Beschäftigten zum Arbeitsplatz und wieder zurück verursacht. Insofern liefert unser Standortbericht reelle Daten, wodurch die erlangte Klimaneutralität zusätzlich an Bedeutung gewinnt.“ Der Beitrag zu mehr Klimaschutz gestaltet sich bei OLYMP höchst vielfältig. Auf Grundlage einer ökologischen und nachhaltigen Baukörperstruktur wird ein Wärmedämmsystem, ein Energiekonzept mit Abwärmenutzung bzw. Wärmerückgewinnung, ein innovatives Kühlkonzept (Absorber-Prinzip) sowie Geothermie genutzt. Der Einsatz energieeffizienter Lagerund Fördersysteme ermöglicht es, durch ein Blockheizkraftwerk (200 kW) und Fotovoltaik (300 kW) bei Sonnenschein nahezu den gesamten Strombedarf der Logistik selbst zu erzeugen. Um Emissionen und CO2-Ausstoß weiter zu minimieren, erfolgen Warentransporte so umweltfreundlich wie möglich, wird ausschließlich Ökostrom bezogen und werden die Rechnungen ausschließlich elektronisch verschickt. Außerdem werden naturnahe Lebensräume für Tiere und Pflanzen am Firmensitz erhalten und zusätzlich Maßnahmen zur Abfallvermeidung bzw. -verwertung ergriffen. www.olymp.com

Termin vormerken

Thema: Mode. Nachhaltig und digital. Ein Widerspruch? Beginn: 18.00 Uhr Jetzt anmelden: VTB-Sekretariat@vtbbayern.de

Termine TECHday Am 24. Januar 2020 veranstaltet Place2tex mit der OMM Solutions GmbH in Stuttgart den TECHday – ein Tag, der Raum für Inspiration, Austausch und Wissensvermittlung bietet. Entstanden ist das TECHday-Format vor dem Hintergrund, Fach- und Führungskräften aus dem Mittelstand Inspiration und Methodenkompetenz zur digitalen Transformation interaktiv und kompakt zu vermitteln. Die Teilnehmer haben im Rahmen des ganztägigen Workshops die Möglichkeit, im persönlichen Dialog mit den OMM-Digitalisierungsexperten verschiedene Technologien zu erfahren und systematisch in kleinen Teams Ideen entwickeln. Programm und Anmeldung unter www.place2tex.com. TecStyle Visions Die Deutschen Institute für Textilund Faserforschung (DITF) sind vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 auf Europas Leitmesse für Textilveredlung und Promotion, der TecStyle Visions in Stuttgart, mit einer „Digital Textile Micro Factory“ vertreten. Sie präsentieren in Halle 1 (L-Bank Forum), Stand 1B80 mit namhaften Partnern live die komplette Herstellung eines Poloshirts – vom 3D-Design bis zum fertigen Produkt in nur einer Stunde. Ein kostenfreies Tagesticket gibt es unter https://www.ditf.de/ de/aktuelles/termine.html 8. Anwenderforum SMART TEXTILES in Hamburg Am 26. und 27. Februar 2020 diskutieren Unternehmen, Startups und Entwickler unter dem Thema „Luft- und Raumfahrt“ über Ideen, Technologien und praktische Erfahrungen bei der Entwicklung, Produktion und Anwendung von smarten Textilien. Ein eindrucksvoller Werksbesuch bei Airbus in Hamburg-Finkenwerder stimmt auf das Thema ein. Organisiert wird das Forum durch die DITF, den TITV Greiz und das Forschungskuratorium Textil e.V. Weitere Details zum Programm sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter www.titv-greiz.de/de/akademie/ anwenderforum-smart-textiles.


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Technik + Umwelt

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AFBW startet neue Plattform „SmartTex BW“ Smart Textiles verbinden Technik und Textil. Sie können Temperatur messen, Strom produzieren und Wärme erzeugen. Sie können leuchten, stimulieren und alarmieren. Ihre MAKING Innovationskraft und die Vielfalt ihrer AnwenSMART TEXTILES dungsmöglichkeiten begeistern. Im Kontext von Industrie 4.0, Digitalisierung und dem Internet der Dinge prognostizieren Analysten ein erhebliches Marktvolumen und Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. Deutschland, als Weltmarktführer im Bereich Technischer Textilien, muss diese Chance nutzen. Allen voran Weitere Informationen unter afbw.eu Baden-Württemberg mit seiner leistungsstarken, faserbasierten Hightech-Branche. So vielfältig die Ideen und Innovationen bei Smart Textiles sind, so weit sind sie häufig von der Serienreife und dem großen Erfolg am Markt entfernt. Prototypen zeigen viele intelligente Funktionen, neue Technologien finden große Beachtung, doch der Durchbruch scheint noch bevorzustehen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist gefragt, um hier voran zu kommen. Branchen, die bisher kaum Kontakt hatten, müssen sich austauschen und ihr Know-how zusammenbringen. Experten der Mikrosystemtechnik, Elektronik, Sensorik, Aktorik und Textiler können nur gemeinsam das Potenzial smarter Textilien ausschöpfen. Hier setzt AFBW mit dem Projekt SmartTex BW an und organisiert eine branchenübergreifende Technologieplattform. SmartTex BW setzt den Fokus auf vier Bereiche und unterstützt diese mit Network Thinking, einem Cross-Cluster Design Thinking Prozess, und vielen anderen konkreten Angeboten: • Smart Home & Living • Funktionsbekleidung und Physiologie • Medical- and Healthcare • Industrieanwendungen Das Cross-Cluster Netzwerk SmartTex BW wird gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau und steht allen Interessierten offen – Textiler und Nichttextiler, Ingenieure und Wissenschaftler gleich welcher Disziplin, Industrieunternehmen aller Branchen.

SmartTex

KI-Trainer für den textilen Mittelstand Dr. Heiko Matheis und Sebastian Micus von den DITF gehen seit September als „KI-Trainer“ in kleine und mittlere Unternehmen. Sie zeigen, welche Möglichkeiten künstliche Intelligenz der Textil- und Bekleidungsbranche bietet. Die DITF sind Partner im Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum „Textil vernetzt“, das zukünftig vier KI-Trainer in Unternehmen schickt. Die deutsche Bundesregierung zählt künstliche Intelligenz (KI) zu den Schlüsseltechnologien für die Zukunft der deutschen Wirtschaft. Ende 2018 hat sie die nationale KI-Strategie festgelegt, um die Wettbewerbsfähigkeit Trainer für den Einsatz von künstlicher Intelligenz: Dr. Heiko Deutschlands im Bereich der Digitalisierung zu stärken. Matheis und Sebastian Micus. Foto: DITF

„Textil vernetzt“ ist eines der ersten Zentren, das mit vier KI-Trainern kleine und mittelständische Textilunternehmen sowie Handwerksbetriebe unterstützt. Die Maßnahmen werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. „Das Potenzial für den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bereich der Datenanalyse und Auswertung ist enorm“, erklärt Micus, der die DITF-Schulungen vor Ort durchführt. Zusammen mit seinem Kollegen Matheis erläutert er den Unternehmen, wofür künstliche Intelligenz eingesetzt werden kann. Neben der Beratung direkt in den Unternehmen richten die DITF in Denkendorf einen „KI-EscapeROOM“ ein, in dem mit virtuellen, realen und mobilen Demonstratoren die Möglichkeiten von KI-Anwendungen für den textilen Mittelstand erlebbar gemacht werden. Weitere Anreize und Ideen vermittelt das DITF Schaufenster „Digitales Engineering“. „Wichtig ist es, die Chancen zu betonen, die künstliche Intelligenz gerade auch kleineren Unternehmen bietet, um damit Berührungsängste und Vorbehalte abzubauen“, sagt Matheis. Kontakt: Dr.-Ing. Heiko Matheis, Management Research, Tel.: +49(0)711 9340-429, E-Mail: heiko.matheis@ditf.de Sebastian Micus M. Sc., E-Textilien, Automatisierung, Akustik, Tel.: +49(0)711 9340-381, E-Mail: sebastian.micus@ditf.de

Unternehmensverantwortung: OECD-Leitfaden in Deutsch Jetzt ist sie da: die deutsche Übersetzung des OECD-Leitfadens „Due Diligence Guidance for Responsible Business Conduct“. Der „OECD-Leitfaden zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln“ soll ein Verständnis der Due Diligence fördern und Unternehmen praxisnah bei der Umsetzung unterstützen. Die OECD-Leitsätze sind unverbindliche Empfehlungen von Regierungen an multinationale Unternehmen für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln. Sie sollen Unternehmen bei der Vermeidung und Behebung negativer Effekte bezüglich Arbeitskräften, Menschenrechten, Umwelt, Bestechung, Verbrauchern und Unternehmensführung, die im Zusammenhang mit ihren Geschäftstätigkeiten, Lieferketten und anderen Geschäftsbeziehungen stehen können, helfen. Den Leitfaden gibt es im Mitgliederbereich www. suedwesttextil.de.


24  Zu guter Letzt

SÜDWESTTEXT

Zu guter Letzt

»Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.« Konrad Adenauer

Dezember 2019 | Nr. 121

Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Südwesttextil e. V. Türlenstraße 6 70191 Stuttgart

Präsident Bodo Th. Bölzle

Telefon +49 711 21050-0 Telefax +49 711 233718 Internet www.suedwesttextil.de

Verantwortlich für Inhalt und Layout Simone Diebold

Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Der Bezug der Südwesttext ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Druck DCC Kästl e.K. Ostfildern-Kemnat Auflage 1 850 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich


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