Südwesttext Mai 2016

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SÜDWESTTEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie HERAUSGEGEBEN VON SÜDWESTTEXTIL

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MAI 2016 | NR. 103

Themen Verband + Industrie Wirtschaftsfaktor Glück Seite 3 Bildung + Soziales Textiler lernen digital Seite 7

Jahresversammlung 2016

Recht + Steuern Aktuelles Arbeitsrecht und schwebende Sakkos Seite 8

Treffpunkt für Texperten Seite 4 bis 5

Auch Textil hat gewählt

Präsident Bölzle hält weiter die Fäden des Verbands zusammen

Das Präsidium von Südwesttextil (v.l.n.r.): Bodo Th. Bölzle, Donata Apelt-Ihling, Steffen Herrmannsdörfer – nicht im Bild Stephan Schulz.

Alter und neuer Präsident von Südwesttextil ist Bodo Th. Bölzle, Vorsitzender der Geschäftsführung des Nähgarnherstellers Amann Group mit Sitz in Bönnigheim. Die Mitgliederversammlung hat den 53-jährigen diplomierten Kaufmann Ende April in Reutlingen einstimmig für weitere zwei Jahre in seinem Amt bestätigt. „Ich freue mich über das ausgesprochene Vertrauen und auf die weitere Arbeit für die Textil- und Bekleidungsindustrie im Südwesten“, so Bölzle: „Dabei unterstüt-

zen werden mich meine Mitstreiter aus dem Präsidium und unser neuer Hauptgeschäftsführer Peter Haas mit seinem Team. Gemeinsam wollen wir den Service für unsere Mitglieder weiter ausbauen. Und wir wollen das Bewusstsein bei Politik und Öffentlichkeit schärfen, dass unsere Industrie Zukunft hat.“ Das zeigten Bekleidungsunternehmen von Weltrang ebenso wie viele spannende Innovationen gerade im Bereich der technischen Textilien. Fortsetzung Seite 2

Zufriedener Jahresauftakt Die konjunkturellen Aussichten werden von den Unternehmen in Deutschland nach wie vor verhalten zuversichtlich eingeschätzt, dies gilt auch für die Südwesttextiler. Nach einem guten Start in 2016 dürften die Unternehmen weiter expandieren, allerdings mit einer etwas langsameren Geschwindigkeit. Bei der Befragung zum Südwesttextil-Geschäftsklimaindex zeigten sich die Betriebe in der Textil- und Bekleidungsindustrie mit der wirtschaftlichen Situation zufrieden. Zwar ist der Geschäftsklimaindex im Vergleich zur letzten Befragung leicht gesunken, aber mit 15,28 Punkten noch deutlich im positiven Bereich. Auch die aktuelle wirtschaftliche

Lage ist akzeptabel. Dies spiegelt sich vor allem in den Angaben zur Kapazitätsauslastung wieder. Hier gaben mehr als die Hälfte der Firmen an, dass die Auslastung gut ist, weitere 36 Prozent sind zufrieden. Insgesamt sind dies knapp über 88 Prozent der Unternehmen. Ebenso bewerten die Unternehmen die Erwartungen für die nächsten sechs Monate als gut. Deutlich wird dies am Inlandsumsatz. Nur 2,17 Prozent gehen von einem fallenden Umsatz aus. Der Rest der befragten Unternehmen ist positiv gestimmt und geht von steigenden bzw. gleichbleibend guten Umsätzen im Inland aus. Christine Schneider

Zahl des Monats Ob Arbeitsunfall, Berufskrankheit oder Berufsunfähigkeit – in solchen Fällen springt die gesetzliche Unfallversicherung ein. Finanziert wird sie allein von den Arbeitgebern, hier ist je nach Branche eine eigene Berufsgenossenschaft zuständig. Die Zahl der gemeldeten Arbeitsunfälle je 1 000 Vollarbeiter in der gewerblichen Wirtschaft lag im Bereich der Energie, Textil, Elektro und Medienerzeugnisse 1990 noch bei 30,9 Prozent, im Jahr 2014 dagegen nur noch bei 18,4 Prozent – das ist ein Indiz für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz. Aber auch das Unfallrisiko ist nicht überall gleich groß: 2014 reichte die Spanne von 13 meldepflichtigen Arbeitsunfällen je 1 000 Vollarbeiter in der Verwaltung bis zu 57 Unfällen am Bau.

18,4

Aktuell Eine weitere Veranstaltung aus der Reihe „textil+mode 4.0“ findet am 26. Oktober im Microsoft Atrium in Berlin statt. „Textil + Mode goes digital: Digitale Produkte in der Textil- und Modeindustrie“ bietet neben Fachinformationen zu den Stichworten Wearables, eTextiles, Smart Textile oder FashionTech auch Raum für Diskussion und Networking. Die Einladung mit Programm wird in den nächsten Wochen versandt.


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Fortsetzung von Seite 1 In Kürze

Auch Textil hat gewählt Sie würden im Automobilbau, in der Architektur oder in der Medizintechnik immer wichtiger. Der Textil-Standort BadenWürttemberg sei nach wie vor der stärkste in ganz Deutschland, betonte der Verbandspräsident. Auch seien die Südwesttextiler mit der wirtschaftlichen Lage zufrieden. Der jüngste Geschäftsklimaindex sei zwar im Vergleich zur letzten Befragung leicht gesunken, aber mit knapp über 15 Punkten noch deutlich im positiven Bereich. „88 Prozent der Unternehmen beschreiben ihre Auslastung als gut oder zufriedenstellend“, sagte Bölzle. Auch der Verband sei gut aufgestellt, besetze die richtigen Themen und arbeite an einer noch intensiveren Vernetzung von Forschung und Industrie. Bewusst habe man die Mitgliederversammlung an der Hochschule Reutlingen stattfinden lassen, wo Südwesttextil eine Stiftungsprofessur unterstütze. Hier

könne man Einblicke in die Labors erhalten und mit den Fachkräften von morgen ins Gespräch kommen, so Bölzle: „Besonders wichtig ist mir, dass wir die Branche noch stärker in das Bewusstsein junger Menschen bringen und ihnen dabei deutlich machen, welch ein aufstrebender Bereich die Textilindustrie ist­ mit interessanten Arbeitsplätzen und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Textilindustrie bietet weitaus mehr als viele denken.“ Voraussetzung für eine weiterhin positive Entwicklung seien innovations- und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen. „Ob man sich die jüngsten Regulierungsbestrebungen im Chemikalienrecht ansieht, die Kostenbelastungen durch das EEG oder die Pläne in der Arbeitsmarktpolitik – der deutschen Industrie werden derzeit unnötig viele Knüppel zwischen die Beine geworfen“, betonte der Südwesttextil-Präsident.

Zum ersten Vizepräsidenten wählte die Mitgliederversammlung Stephan Schulz, CFO der Paul Hartmann AG in Heidenheim, der gleichzeitig in seinem Amt als Schatzmeister bestätigt wurde. Als zweite Vizepräsidentin wurde Donata Apelt-Ihling, Gesellschafterin des Heimtextilienherstellers Alfred Apelt in Oberkirch, wiedergewählt. Neues Mitglied in der Verbandsspitze ist Dipl.-Ingenieur Steffen Herrmannsdörfer, Geschäftsführer der Textilveredlung an der Wiese in Lörrach. Nach 24 Jahren Verbandsarbeit hat sich Vizepräsident Hans Digel, Aufsichtsratsvorsitzender der Digel AG aus Nagold, aus dem Präsidium verabschiedet. Ebenso ausgeschieden ist Thomas Diels, ehemaliger CFO der Gütermann Gruppe in Gutach-Breisgau. Der Verband dankte beiden für ihr großes ehrenamtliches Engagement. www.suedwesttextil.de

Bodo Th. Bölzle dankte Vizepräsident Hans Digel für 24 Jahre ehrenamtliches Engagement und überreichte ihm zum Abschied eine fotografische Erinnerung an sein Wirken für Südwesttextil. Auch Thomas Diels erhielt für seine fünfjährige Verbandsarbeit dieses Geschenk mit den besten Wünschen für die Zukunft.

Der Vorstand von Südwesttextil (Amtsperiode 2016 – 2018) Carina Ammann, Geschäftsführende Gesellschafterin, ISCO-Textilwerk Gebrüder Ammann GmbH & Co. KG, Stuttgart, Dipl.-Betriebswirtin Donata Apelt-Ihling, Gesellschafterin, Alfred Apelt GmbH, Oberkirch, Dipl.-Kfm. Bodo Th. Bölzle, Vorsitzender der Geschäftsführung, Amann & Söhne GmbH & Co. KG, Bönnigheim, Jürgen Drescher, Geschäftsführer, Gütermann GmbH, Gutach-Breisgau, Dipl.-Ing. Dietmar Heck, Geschäftsführer, ZUE-Zwirnerei Untereggingen GmbH, Eggingen, Dipl.-Ing. Steffen Herrmannsdörfer, Geschäftsführer, Textilveredlung an der Wiese GmbH, Lörrach, Holger Kappus, Mitglied der Geschäftsleitung, Madeira Garnfärberei Gebr. Schmidt, Freiburg, Dr.-Ing. Manfred Kroneberg, Geschäftsführer, Dommer Stuttgarter Fahnenfabrik GmbH, Stuttgart, Dr. Hans-Hinrich Kruse, Chief Executive Officer, Konrad Hornschuch AG, Weissbach, Thomas Kübler, Geschäftsführender Gesellschafter, Paul H. Kübler Bekleidungswerk GmbH & Co. KG, Plüderhausen, Dr. Oliver Maetschke, Geschäftsführer, Ettlin Spinnerei und Weberei Produktions GmbH & Co. KG, Ettlingen, Dipl.-Kfm. Stephan Schulz, Chief Financial Officer, Paul Hartmann AG, Heidenheim, Dipl.-Ing. Volker Steidel, Geschäftsführer, Lauffenmühle GmbH & Co. KG, Lauchringen, Dipl.-Wirtschaftsing. Roland Stelzer, Geschäftsführender Gesellschafter, Gebr. Elmer & Zweifel, GmbH & Co., Bempflingen, Oliver Streich, Geschäftsführender Gesellschafter, Streich Mode GmbH, Balingen, Dr. Thomas Wagner, Geschäftsführender Gesellschafter, Hermann Pichler GmbH & Co. KG, Laichingen

Der neue Unionszollkodex (UZK) ist am 1. Mai in Kraft getreten. In diesem Zusammenhang wurde ein IHK-Leitfaden sowie ein neues Informationsschreiben der deutschen Zollverwaltung veröffentlicht. Der Leitfaden enthält allgemeine Informationen zu wichtigen Änderungen in einzelnen zollrechtlichen Themenbereichen. Das Informationsschreiben fasst die präferenzrechtlichen Auswirkungen zusammen. Beide Unterlagen finden sich zum Download im Mitgliederbereich von www.suedwesttextil.de. Anfang April veranstaltete der Gesamtverband textil+mode mit Partnern einen ersten Branchentreff zum Thema Industrie 4.0. Mit Vorträgen und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch wurden die nächsten Schritte zur Textil- und Modeindustrie 4.0 diskutiert und Innovationen vorgestellt. Ebenfalls im Themenfeld Industrie 4.0 hat die Bundesregierung ein neues Förderprogramm aufgesetzt: „Industrie 4.0-Testumgebungen – Mobilisierung von KMU für Industrie 4.0“ hat das Ziel, durch die Förderung von Einzelvorhaben Unternehmen bei der Anpassung an digitalisierte Prozesse und bei der Forschung und Entwicklung von neuen digitalen Produkten zu unterstützen. Auch die Entwicklung vernetzter Geschäftsmodelle soll gefördert werden. Hierfür stehen an deutschen Forschungsinstituten eine Reihe von Industrie 4.0-Testumgebungen zur Verfügung. Partner für die Vermittlung ist die am IFF der Universität Stuttgart eingerichtete Nationale Kontakt- und Koordinierungsstelle „I4.0 Testumgebungen für KMU – I4KMU“. Weitere Informationen unter www.suedwesttextil.de. Das Bundesbildungsministerium und das Bundesinstitut für Berufsbildung haben den Berufsbildungsbericht 2016 vorgestellt. Dieser informiert über die aktuellen Entwicklungen in der Berufsbildung. Dabei werden u. a. die Ausbildungsmarktsituation 2015 und Programme sowie die berufliche Weiterbildung in den Blick genommen. Den Berufsbildungsbericht 2016 gibt es unter www.bmbf.de.


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Von halb vollen und halb leeren Gläsern Festredner Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen erklärt das Glück Gebürtiger Nordfriese, aber seit 20 Jahren im Breisgau zu Hause – Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen weiß, warum er so glücklich ist. Und um den Südwesttextilern zu erklären, warum sie es auch sind, war er am 27. April als Festredner zu Gast auf der Jahresversammlung des Wirtschafts- und Arbeitgeberverbands an der Hochschule in Reutlingen. Seit fünf Jahren veröffentlicht der Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-LudwigsUniversität Freiburg im Auftrag der Deutsche Post regelmäßig den „Deutschen Glücksatlas“. „Mit dem Thema Glück beschäftigt sich die Wissenschaft gar nicht – und zwar Null,“ erklärte Prof. Raffelhüschen den Teilnehmern gleich zu Beginn seines Vortrags. Deshalb sei der Glücksatlas auch keine regionalisierte Darstellung von Glück. Der Satiriker Dieter Hildebrandt hätte zwar in seiner letzten Sendung kommentiert, im Süden Deutschlands gäbe es jetzt Menschen, die seien so meschugge und würden statistisch Glück messen. Das sei aber Quatsch. Es würde schon in der ersten Zeile des Buches stehen, welches Hildebrandt wohl nicht gelesen hätte, „wir messen kein Glück“. Aber Journalisten würden eben nicht lesen und rechnen noch weniger. Aber die Menschen an den Unis. Und das schon seit 240 Jahren, seit dem grundlegenden Werk der Wirtschaftswissenschaft – „Der Wohl-

„Wir messen kein Glück sondern Wohlstand, Wohlfahrt und Zufriedenheit.“

stand der Nationen“ – des schottischen Ökonomen Adam Smith. Sie würden Wohlstand, Wohlfahrt und Zufriedenheit von Nationen messen und der Frage nachgehen, wie sich Zufriedenheit in Nationen entwickele.

und dieser sei der Schlüssel. Denn seit 1952 wird Wohlstand in Zeit gemessen, d. h. wie lange muss ein Durchschnittsverdiener arbeiten, um sich ein bestimmtes Gut leisten zu können. Daraus ergibt sich, dass seit 1960 kein Produkt teurer ge-

»Wir fragen nach dem Warum.« Wie in einer Statistikvorlesung führte Prof. Raffelhüschen die Zuhörer auf die Spur des Glücks. Individuell sei die Zufriedenheit von Geld abhängig und je mehr desto besser. Demnach müsste ein Land mit einem hohen Bruttoinlandsprodukt zufriedener sein als das mit einem niedrigeren. Dem sei aber nicht so. Darüber hinaus wären in dieser Rechnung die Preisveränderungen noch nicht berücksichtigt. Und vor allem nicht der Faktor Zeit

worden ist, im Gegenteil. Nur eine Dienstleistung sei gleich teuer geblieben, so Raffelhüschen: Der Damenhaarschnitt und zwar inklusive Waschen und Föhnen. Ein Full HD Flachbild-Fernseher koste jedoch nur noch 8 Prozent so viel wie eine Schwarz-Weiss-Röhre von 1960. Weitere Einflüsse auf das Glück sind neben Geld noch drei weitere „Gs“: Gesundheit, Gemeinschaft und die Genetische Disposition, d. h. ist für den Betrachter das

Glas halb voll oder halb leer. Diese Sichtweise wird stark beeinflusst von der Menatlität der Menschen in den einzelnen Bundesländern. So verfügen zwar beispielsweise die Hamburger über eine bessere Gesundheitsversorgung – laut Prof. Raffelhüschen gebe es an jeder Ecke einen Defibrillator – und auch die Dating-Möglichkeiten sind nahezu unbeschränkt sowie das verfügbare Einkommen weit höher als im benachbarten Schleswig-Holstein. Und doch leben hier die glücklichsten Deutschen, denn, so Raffelhüschen, wenn es ein Problem gäbe setze sich der Nordfrieße mit einem Glas Rotwein an seinen Kamin und mache es sich erst einmal gemütlich. Von dieser Menatlität sind die Württemberger auf Platz 7 noch ein gutes Stück entfernt, dagegen haben es die Badener auf Platz 2 schon fast geschafft. Vielleicht liegt es ja doch am Wein. Simone Diebold

Die „4-Gs“ des Glücks: • G1: Gesundheit – das Fundament der Lebenszufriedenheit • G2: Gemeinschaft in Partnerschaft und mit Gesellschaft • G3: Geld • G4: Genetische Disposition Das Glück ist nicht additiv G1+G2+G3+G4, sondern eher multiplikativ verknüpft: G1*G2*G3*G4

Subjektive Lebenszufriedenheit in Abhängigkeit von Alter/Geschlecht

Regionale Zufriedenheitswerte

subjektive Lebenszufriedenheit

7,6 7,4 7,2 7,0

6,8 6,6 Frauen

6,4

Männer

6,2 20 Quellen: Der Glücksindex basiert sowohl auf Daten des SOEP als auch auf Daten zusätzlicher Befragungen. In den Index fließen Datenerhebungen zwischen 2010 und 2015 mit ein.

Quelle: Präsentation Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

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50 55 Alter

Quelle: Eigene Berechnungen auf Grundlage des SOEP v29 (2008-2013).

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Textil ist mehr als viele denken Südwesttextil-Präsident lobt das Innovationspotenzial der Branche

Bodo Th. Bölze

„Auch in Zeiten der Digitalisierung und Roboterisierung sind die Menschen immer noch die beste Hardware, die Ideen in ihrem Kopf die beste Software. Und deshalb sind wir heute hier, wo textile Zukunft entsteht und wo wir uns als Südwesttextil ganz konkret mit einer Stiftungsprofessur engagieren.“ Mit diesen Worten begrüßte der frisch im Amt bestätigte Südwesttextil-Präsident, Bodo Th. Bölzle, am 27. April die Gäste der Mit-

gliederversammlung in der Aula der Hochschule Reutlingen. Selbst wenn die Branchenzahlen sich noch knapp im positiven Bereich bewegten, wäre mitnichten alles in Ordnung. Die Textilindustrie bewege sich keineswegs auf einer Kurve nach oben, eher halte die Seitwärtsbewegung weiter an, führte er aus. Auch die Risiken für die Märkte seien nicht weniger geworden: politische Instabilität, schwacher Euro und starker Dollar, Russlandkrise, immer noch zu hohe Stromkosten sowie unnachlässige Versuche, den Arbeitsmarkt weiter zu regulieren. Von der aktuellen Flüchtlingskrise ganz zu schweigen. Dies alles entwickele sich immer mehr zum Alptraum für Unternehmer, denen nichts wichtiger sei als verlässliche Rahmenbedingungen. „Diese hoffen wir mit einer neuen Landesregierung hier in BadenWürttemberg zu bekommen“, so der Präsident. „Wir haben als erster Verband nach der Wahl eine Mitgliederbefragung präsentieren können, in der 62 Prozent unserer Unternehmen Grün-Schwarz bevorzugten.

Ich denke, das ist ein ordentlicher Vertrauensvorschuss – wir werden die Regierung dran messen.“ Die Textil- und Bekleidungsindustrie gehöre zu den innovativsten Branchen des Landes, so Bölzle. Mit dem, was Südwesttextil in den

Textil liefert das Bindeglied der Wirtschaft – das, was Anderes zusammenhält. vergangenen Jahren in den Topf des bundesweiten Forschungskuratoriums Textil eingezahlt habe, wurden 21-mal so viele Fördermittel generiert und nach Baden-Württemberg zurückgeführt, wo das Geld in oftmals anwendungsbezogener Forschung, häufig mit Unternehmen zu neuen Produkten werde. Das sei 21-facher „return on invest“ und praktische Zukunftsgestaltung für eine Industrie, die sich seit Jahrhunderten ständig neu erfindet und erfinden müsse. „Dies zeigen auch die Aktivitäten in der von uns tatkräftig un-

terstützten „Allianz Faserbasierte Werkstoffe – AFBW“, die immer mehr Mitglieder gewinnt, aus der Textilindustrie, aber auch aus peripheren Branchen, und die – nehmen wir nur einmal die letzte Veranstaltung zum Thema Bau und Architektur, beweisen kann: In manchen Anwendungen ist Textil das neue Metall.“ Stärker auseinandersetzen müsse sich die Textil- und Bekleidungsindustrie mit den Chancen der Digitalisierung, mahnte Bölzle. Vorbildlich unterwegs hingegen sei die Industrie beim Engagement und Bekenntnis für nachhaltige Produktion und nachhaltige Produkte. Jedoch auf dem Arbeitsmarkt, in der Energiepolitik, beim Chemikalienrecht sei die Liste der politischen Regulierungen lang – zu lang, so der Präsident. Zum Abschluss dankte er den industriepolitisch Verantwortlichen im Land dafür, dass die Textil- und Bekleidungsindustrie an den entsprechenden Stellen stets ein offenes Ohr für ihre Belange findet. Simone Diebold

In guten Zeiten für schlechte Zeiten vorsorgen

Ingo Kramer

Direkt aus Berlin kam Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer an die Hochschule nach Reutlingen, um den Gästen der Mitgliederversammlung von Südwesttextil einen kurzen Ausblick auf die aktuellen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft zu geben. Ort und Format dieser Veranstaltung zeige, dass sich die deutsche Textilbran-

che wieder zu einem wichtigen Innovationstreiber entwickelt habe, eröffnete Kramer seine Rede. „Textil ist eine Industrie mit Zukunft – eine Branche, die fasziniert. Das wird hier in diesem neuen Lehrund Forschungszentrum deutlich. Davon konnte ich mich eben beim Rundgang persönlich überzeugen.“ Nach dem ersten Quartal des Jahres 2016 stehe die deutsche Wirtschaft nach wie vor gut da – man könne auch sagen exzellent – insbesondere im internationalen Vergleich, so der Arbeitgeberpräsident. Die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt halte an und Deutschland habe mit derzeit 44 Mio. Erwerbstätigen den höchsten Beschäftigungsstand, den es jemals hatte. Aber die Politik in Berlin dürfe nicht übersehen, dass das Wirtschaftswachstum mit weniger als zwei Prozent auch schon mal besser gewesen sei. Darüber

hinaus würde es von drei Komponenten beeinflusst – dem niedrigen Ölpreis, den niedrigen Zinsen und einem Export fördernden günstigen Wechselkurs – die die Unternehmer nicht beeinflussen könnten.

Wirtschaftliches Handeln ist wie Ebbe und Flut. In guten Zeiten gelte es für schlechte Zeiten vorzusorgen, um diese zu überstehen – „davon können wir im Moment nur träumen.“ Die Politik in Berlin und im Ländle müsse daran erinnert werden, dass wirtschaftliche Dynamik jeden Tag neu erkämpft werden muss. Das gelte auch für die Tarifpolitik, die in diesem Jahr die Einkommen von insgesamt rund 11 Millionen Arbeitnehmern neu verhandle. In den letzten Jahren hätte es einen Nachholbe-

darf für Lohnerhöhungen gegeben, aber diese Zeiten seien vorbei. „Unsere Lohnstückkosten steigen deutlich schneller als im Ausland. Das ist ein Zeichen, dass wir einen schleichenden Wettbewerbsverlust erleiden“, warnte Kramer. Bis 2030 werde Deutschland rund sechs Millionen Erwerbsfähige weniger haben – „vor diesem Hintergrund bringen die Flüchtlinge, die zu uns kommen, sicher nicht die Lösung, aber doch auch Chancen mit sich. Wir haben im Moment eine Flüchtlingsdiskussion, die vielen Sorgen macht, aber in einem christlichen Land Christenpflicht ist.“ Man müsse sich um die Flüchtlinge kümmern, damit sie die Chance haben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. 50 Prozent seien unter 25 Jahre alt und mit einem Jahr Deutschunterricht befähigt für die Berufsschule. Simone Diebold

Jahresversammlung 2016 von Südwesttextil auf den Campus der Hochschule Reutlingen


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Textilforschung „behind the scenes“ Die Südwesttextil-Jahresversammlung zu Gast an der Hochschule Reutlingen Mit einem Begrüßungstalk mit den Gastgebern eröffnete SüdwesttextilHauptgeschäftsführer Peter Haas den öffentlichen Teil der Südwesttextil-Jahresversammlung an der Hochschule Reutlingen. Prof. Dr. Hendrik Brumme stellte besonders die Internationalität, die starke Vernetzung mit der Industrie sowie die 5 Fakultäten mit ihren Lehr- und Forschungszentren (LFZ) als Stärken der Hochschule heraus. „In den LFZ führen wir ausgezeichnete Lehre und anwendungsorientierte Forschung zusammen“, so Brumme. Der Erfolg spiegele sich durch Spitzenplätze in zahlreichen Rankings in der Lehre und Forschung wider. Prof. Michael Goretzky, Dekan der Fakultät Textil & Design, führte aus, dass „Tradition die Basis ist, innovativ nach vorne zu blicken“. Die Fakultät zeichne sich durch ihr vielseitiges Studienangebot, die starke Vernetzung mit Instituten, anderen Fachhochschulen und einer Vielzahl an Universitäten aus. Diese enge Vernetzung biete künftig auch Promotionsmöglichkeiten. Aber auch Innovationen in der Lehre sorgten dafür, dass Textil eine Zukunft hat. Durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis kämen im neuen Masterstudiengang Interdisziplinäre Materialwissenschaften (IMW) innovative Lehrmethoden zum Einsatz. Durch das LFZ Interaktive Materialien sei die Fakultät Textil & Design „gut für die Zukunft aufgestellt, um das Thema Textil attraktiv zu gestalten“, so Goretzky. Und es gäbe bereits weitere Pläne für die Zukunft – der Bau eines neuen Materialzentrums, welches „die Strahlkraft auch visuell dokumentieren soll“, erklärte Goretzky abschließend. In anschließenden Exklusivführungen zeigte die Fakultät Textil & Design in zahlreichen Stationen ihre Expertise, Design- und Forschungsarbeiten. Unter anderem zeigte das Projekt „HELLENACHT“ einen spannenden Ansatz zum Thema Recycling Mode. Die Verwendung von textilem Verschnitt sowie die Einbindung des Themas Nachhaltigkeit waren Vorgabe des Modeprojekts von vier Masterstudentinnen.

Begrüßungstalk: Prof. Dr. Hendrik Brumme, Peter Haas und Prof. Michael Goretzky (v.l.n.r.)

Die Kollektion „Narcissim“ von Deniz Celiktemel, entstand im Master Textildesign und beschäftigt sich mit dem Thema der übertriebenen Selbstdarstellung und einem verzerrten Selbstbild. Der Spiegel bildet die Hauptinspiration für experimentelle Textilentwürfe.

Unter dem Motto „Panama Papers“ demonstrierte Jan Freudenberg an der Nassvliesanlage die Fertigung eines Vliesstoffes aus Bananenzellstoff, geschredderten 100 DM Scheinen und Bindefaser. Daraus entstandene Klappkarten wurden als Give-aways verteilt.

Aktuelle Entwicklungen in der Welt der Mobilität erfordern ein Umdenken und ganz neue Konzepte. Dem Fahrzeuginnenraum kommt hier als Schnittstelle zwischen dem Konsumenten und dem Fahrzeug eine besondere Bedeutung zu. Dies erfordert fundierte Recherchen, intelligente Ansätze und emotional überzeugende Konzepte. Die Herangehensweise und studentische Arbeiten präsentierte Prof. Andrea Lipp im „Clay Labor“ der Fakultät. Von 2D zu 3D – Prof. Martin Luccarelli, Inhaber der Südwesttextil-Stiftungsprofessur „Industrie- und Materialdesign“ präsentierte Origami-Arbeiten aus dem Themenfeld „Bionik“, entstanden im Master Interdisziplinäre Materialwissenschaften. www.reutlingen-university.de

Impressionen aus Textilforschung „behind the scenes“ (v.l.n.r.): Das Projekt „HELLENACHT“ zeigte eine Kollektion aus textilem Verschnitt, Deniz Celiktemel erklärte ihr Semesterprojekt „Narcissim“, Fertigung eines Vliesstoffes aus Bananenzellstoff an der Nassvliesanlage, faszinierend – „Panama Papers“ aus geschredderten 100 DM Scheinen und Bindefaser, vom Clay Modell zum innovativen Fahrzeuginterieur – Prof. Andrea Lipp erklärte die Herangehensweise und von 2D zu 3D – Prof. Martin Luccarelli“ präsentierte Origami-Arbeiten aus dem Themenfeld „Bionik“.

Weitere Bilder zur Veranstaltung gibt es unter www.suedwesttextil.de


6  Verband + Industrie

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Mehr Lehrstellen in Textilberufen

Wie ticken Jugendliche?

Unterstützung durch Nachwuchskampagne Go Textile! Die Zahl der in Baden-Württemberg ausgebildeten Jungtextiler hat den höchsten Stand seit fünf Jahren

Die Anzahl der Ausbildungsverträge in den Berufen Modenäher und -schneider ist rückläufig.

erreicht. Bei den Ausbildungsberufen der Textilindustrie meldet der Arbeitgeberverband Südwesttextil 217 Ausbildungsverträge. „Dies ist ein Plus von 9,6 Prozent“, freut sich Verbandspräsident Bodo Th. Bölzle.

Zu den Textilberufen zählen Produktionsmechaniker, Produktveredler oder auch Textillaboranten. „Die Textilindustrie bietet mehr als viele denken: spannende Produkte, immer öfter Hightech und perspektivenreiche Arbeit“, so Bölzle. Bei den Berufen der Bekleidungsindustrie verzeichnet Südwesttextil jedoch ein deutliches Minus. Gegenüber 131 Ausbildungsverträgen 2014 waren es im vergangenen Jahr nur noch 98 in den Berufen Modenäher und -schneider. Über beide Industriebereiche – Textil und Bekleidung – bilanziert der Verband ein Minus von vier Prozent. „Dieser Rückgang muss auch ins Verhältnis mit den sinkenden Bewerberzahlen gesetzt werden“, betont Bölzle. Angesichts des Bewerberrückgangs von über zehn Prozent seit 2008 würden sich die Südwesttextil-Unternehmen noch tapfer bei der Nachwuchssuche schlagen. „Die Unterstützung

Im Dialog mit … Rezzo Schlauch

Grün-schwarzer Vordenker: Schlauch zu Gast bei Südwesttextil

Die Koalition steht: Ab Mitte Mai regiert Grün-Schwarz in Baden-Württemberg. Einer der ersten Vordenker einer solchen Konstellation war Rezzo Schlauch. Bereits in den 1980er Jahren entwickelte er mit Winfried Kretschmann und Fritz Kuhn Konzepte für eine Zusammenarbeit mit den Konservativen. Nach Jahren als Landtagsabgeordneter in BadenWürttemberg, Fraktionschef im Landtag, 1996 Fast-OB in Stuttgart (was sein Freund Kuhn dann 2012 schaffte) sowie als Fraktionschef im Bundestag und schließlich Parlamentarischer Staatssekretär bei Superminister Wolfgang Clement kann Schlauch nun miterleben, wie seine Vision Wirklichkeit auch im Ländle wird. Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas konnte das grüne Urgestein vor kurzem zum Austausch über die aktuelle Landespolitik in der Verbandsgeschäftsstelle begrüßen. Dabei ging es ebenso um die Situation der Textil- und Bekleidungsindustrie. Schlauch, mittlerweile Honorarkonsul von Albanien, betätigt sich auch in der internationalen Wirtschaftsförderung.

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durch unsere Kampagne Go Textile! wird aber immer wichtiger“, sagt der Verbandspräsident. „Go Textile!“ zeige Schülern, Eltern

Die Kampagne Go Textile! wird immer wichtiger und Lehrern eine Berufswelt mit Zukunft: „Textilien spielen in unserem ganzen Leben eine immer größer werdende Rolle – im Auto, im Krankenhaus, auf dem Bau, bei der Gestaltung von Landschaften.“ Das müsse jedoch noch stärker bekannt gemacht werden. Die Kampagne wurde von Südwesttextil erfunden, kommt mittlerweile aber bundesweit zum Einsatz. Auf www.go-textile.de werden alle textilen Berufe per Film vorgestellt, die Ausbildungsbetriebe mit einem Profil präsentiert und auf einer Landkarte angezeigt.

Zum dritten Mal ist die SINUSStudie zu „Lebenswelten“ von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren in Deutschland erschienen. Sie basiert auf qualitativen Einzelinterviews und stellt die Einstellungen und Perspektiven junger Menschen in ihren unterschiedlichen Milieus heute dar. Diese betreffen auch den Übergang in Ausbildung und Beruf und sind daher für die Berufsorientierung seitens der Schulen, der Betriebe und der Berufsberatung aufschlussreich. Leistungs- und Einsatzbereitschaft sind überall vorhanden; allen Gruppen, gleich welchen Milieus, ist die spätere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr wichtig. Die neue SINUS-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche 2016?“ ist erstmals als Open Access bei Springer Link verfügbar (http:// www.wie-ticken-jugendliche.de/ home.html#sthash.S0emMwx5. dpuf)

www.suedwesttextil.de

LET‘S TALK ABOUT TEX! DAS NETZWERK-EVENT FÜR TEXTIL UND MODE IN BADEN-WÜRTTEMBERG 31. Mai 2016, 19.00 Uhr im Bonatz / Skyroom Stuttgart Die Talkrunde mit vier meinungsstarken Experten zum Thema Textil in Baden-Württemberg.

Jetzt anmelden unter www.suedwesttextil.de/veranstaltungen


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Textiler lernen digital Learn Textile! – Projekt des Monats beim Bundesministerium für Bildung und Forschung Im Projekt „Learn Textile!“ wird mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung eine digitale Lernplattform entwickelt, die sich an die ganze Textilbranche richtet und auch für Beschäftigte angrenzender Branchen geeignet ist. Zunächst werden die Grundlagen zu den Eigenschaften und der Herstellung textiler Fasern vermittelt. Hierzu gehören beispielsweise Hochleistungsfasern aus Glas, Keramik, Aramid oder hochfestem Polyethylen. Chemisch-physikalische Reaktionen werden anschaulich dargestellt. Neben erklärenden Texten und Schaubildern nutzen die Macher von „Learn Textile!“ die Potenziale digitaler Medien: Videos

und Animationen zeigen den Herstellungsprozess gleich in Aktion. Die Macher von „Learn Textile!“ sind neben Südwesttextil und der AFBW auch der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie sowie die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf, die Hochschule Niederrhein University of Applied Sciences und die Technische Universität Kaiserslautern. In den weiteren Lerneinheiten ist je nach Tätigkeitsschwerpunkt eine Spezialisierung anhand der Kursmodule „Hochleistungsfasern und ihre Einsatzfelder“ oder „Virtuelle Produktentwicklung und neue Verfahren in der Bekleidungsindustrie“ möglich. Hier werden Grund-

kenntnisse der Schnittentwicklung vermittelt oder die Einsatzmöglichkeiten des sogenannten Scan-Avatars als virtuelle Repräsentation des Menschen dargestellt. Dabei liefern digitale Medien die Plandaten für den Zuschnitt, den Aufbau von Geweben und Gestricken oder vereinfachen das Color-Management. Das Gelernte wird schließlich durch kleine Prüfungsaufgaben vertieft. So kommt ein Quiz zur Selbsteinschätzung des Lernfortschritts zum Einsatz. Außerdem werden Online-Prüfungen angeboten - mit anschließendem Zertifikat für erfolgreiche Teilnehmer. Für „Learn Textile!“ werden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Hochschulen einge-

Industrie 4.0 – Auswirkungen auf Bildung Mitte April stellten die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber eine Studie vor, die die Auswirkungen der Industrie 4.0 auf die Aus- und Weiterbildung untersuchte. Viele der gewonnenen Erkenntnisse lassen sich aber mit Sicherheit auch auf andere Branchen erweitern. Anhand von Expertengesprächen und Workshops sowie der Analyse vorhandener Literatur und Fallstudien ermittelte ein Expertenteam unter Leitung der Universität Bremen den Anpassungsbedarf bestehender Berufsbilder an die Erfordernisse des digitalen Wandels. Klar ist, dass sich die Anforderungen an die Unternehmen und damit auch die Arbeitnehmer ändern. Neue Techniken erfordern neue Kompetenzen. Jedoch zeigt die Studie deutlich, dass diese im Rahmen der bestehenden Berufsbilder der betrieblichen Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie abgebildet werden können. Die duale Ausbildung ist ein starkes Fundament. Ein wichtiger Schritt ist jetzt die Berufsausbildung um die durch die Digitalisierung hervorgerufenen Veränderungen der Produktions- und Wertschöpfungsketten zu ergänzen. Lebenslanges Lernen ist nicht mehr nur ein Stichwort. Aus- und Weiterbildung müssen in der Industrie 4.0 viel enger verzahnt werden, um das Mitwachsen der Kompetenzen mit

den technologischen Entwicklungen garantieren zu können. Denn nur mit qualifiziertem Personal können Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Entsprechend empfiehlt die Studie im Bereich der Weiterbildung die Einführung sogenannter produktionsnaher Lernfabriken oder Lerninseln. Hier sollen Unternehmen ihre Fachkräfte kontinuierlich weiterbilden lassen können, um den künftig ansteigenden Bedarf an Fachkräften im mittleren Qualifikationsbereich – also vom Facharbeiter bis zum Techniker – decken zu können. Denn die Industrie 4.0 erfordert vor allem Prozessverständnis. Die Menschen müssen die Maschinen nicht nur bedienen, sondern das Zusammenspiel der

Produktions- und Wertschöpfungsprozesse verstehen. Sie müssen Datenströme durchschauen und die vernetzten Systeme vollständig begreifen, um regulierend in die Produktion eingreifen und Maschinen entsprechend nachjustieren zu können. Das Fazit der Studie: Die deutsche Aus- und Weiterbildungslandschaft ist für den digitalen Wandel gut gerüstet. Mit der dualen betrieblichen Ausbildung hat Deutschland ein anpassungsfähiges System etabliert, das nun um den aus der Industrie 4.0 entstehenden Qualifikationsbedarf ergänzt werden muss. Die Studie kann unter www. suedwesttextil.de heruntergeladen werden. Christine Schneider

Die Kernpunkte Die Entwicklungen im Rahmen der Industrie 4.0 werden die Beschäftigungsgruppe mit mittlerem Qualifikationsniveau stärken, denn künftig ist vor allem Prozessverständnis gefragt. • Lebenslanges Lernen ist das Erfolgsrezept des digitalen Wandels. Entsprechend müssen die Bereiche Aus- und Weiterbildung enger verzahnt werden. • Die Digitalisierung erfordert eine Anpassung der in der Aus- und Weiterbildung vermittelten Kompetenzen. Ein neues Berufsbild Industrie 4.0 ist jedoch nicht notwendig. • Das System der dualen betrieblichen Ausbildung ist dank seiner Anpassungsfähigkeit ein gutes Fundament und stärkt den Produktions- und Wirtschaftsstandort Deutschland. •

Das Verbund-Projekt „Learn Textile!“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm „Digitale Medien in der beruflichen Bildung – DIMEBB“ mit 700 000 Euro über einen Zeitraum von 30 Monaten gefördert.

bunden und Vertreter der Industrie beteiligt. Auch die Verzahnung der Lernplattform mit den bestehenden Präsenzangeboten des Bildungsträgers „Gatex“ als dem Aus- und Weiterbildungszentrum der Textilindustrie ist bereits in Planung. Fragen an: Dipl.-Ökonomin Christine Schneider Tel.: +49 711 21050-25 schneider@suedwesttextil.de

Seminare Bildungswerk Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil. Internationales Projektmanagement 1. bis 3. Juni 2016, Haus Bleibach Erfolgreiche Integration von muslimisch-arabischen Geflüchteten 6. Juni 2016, Haus Steinheim E-Mail-Korrespondenz – Netiquette und Sprache mit Pfiff 8. Juni 2016, Haus Bleibach www.biwe-akademie.de


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Recht + Steuern

SÜDWESTTEXT

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Aktuelles Arbeitsrecht und schwebende Sakkos

Der Personalleiterkreis von Südwesttextil liefert spannende Unternehmenseinblicke und neue Impulse In der überwältigenden Kulisse der Hugo Boss AG in Metzingen fand Ende April der große SüdwesttextilPersonalleiterkreis statt. Frederic Klumpp, Senior Vice President Global Human Resources, lieferte gleich zu Beginn spannende Informationen über das Unternehmen. Anschließend fand eine Führung durch das 110 000 qm² große Hängewarenlager des Modeherstellers statt. Die Anlage kann 1,5 Mio. Teile Hängeware fassen. Mittels an der Decke angebrachter Abhängestangen in ei-

Ein gut besuchter Personalleiterkreis: Nach der Führung durch das beeindruckende Hängewarenlager mit Andreas Klett, Team-Leader Logistik, erwartete die Teilnehmer ein interessantes Programm, wie z. B. der Bericht von Anja Schelling-Lembke, Team-Leader Social Affairs, über die Flüchtingsprojekte von Hugo Boss. Aktuelle Rechtsprechungen im Arbeitsrecht präsentierten zum Abschluss die Verbandsjuristen, hier im Bild Hannah Bussmann (v.l.n.r.). Fotos: Südwesttextil

ner Gesamtlänge von 100 Kilometer werden hier die Mäntel und Kleider elektronisch zu ihrem Ziel befördert. Die Teilnehmer wandelten zwischen tausenden schwebenden Kleidungsstücken umher und konnten kaum der Versuchung einer spontanen Anprobe widerstehen. Im nachfolgenden juristischen Teil nutzten die Personalverantwortlichen dann die Gelegenheit, sich zu aktuellen Fragestellungen

zu informieren. Dabei wurden die Änderungen in den Mustervertragsklauseln vorgestellt und die beabsichtigten Neuerungen im Urlaubstarifvertag und Tarifvertrag Jahressonderzahlung besprochen. Hierzu können alle Unternehmensvertreter noch Stellung nehmen, um die Ziele der nächsten Verhandlungen abzustecken. Das Schwerpunktthema „Beschäftigung von Geflüchteten“ leitete

Recht kompakt Beschäftigung von Flüchtlingen Frage: Was ist eine MAG? Antwort: Eine MAG ist eine Maßnahme beim Arbeitgeber. Diese kann für arbeitslos gemeldete Personen individuell mit der Arbeitsagentur abgestimmt werden und darf maximal 30 Arbeitstage dauern. Es soll hierdurch die Eignung für die Zieltätigkeit erst festgestellt und der Flüchtling an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Die Förderung durch die Arbeitsagentur erfolgt durch Zuweisung oder durch Ausstellung eines Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheins.

die Projektleiterin Flüchtlinge der Bundesagentur für Arbeit, Alexandra Neukam, mit einem Bericht zu Arbeitsmarktrahmenbedingungen und Möglichkeiten der Förderung, wie Einstiegsqualifizierungen, ausbildungsbegleitenden Hilfen und Maßnahmen beim Arbeitgeber, ein. Die rechtlichen Hintergründe zu der Beschäftigung der Geflüchteten zeigten den Teilnehmern, welche Optionen sie bei der Vertragsgestaltung haben. Auch Hugo Boss schilderte die Unternehmenserfahrungen in einem spannenden Bericht. Hier beginnt der erste Flüchtling nun eine Ausbildung, sodass die Teilnehmer wertvolle Tipps für die eigene Personalarbeit erhielten. Zudem hat die Belegschaft viele tolle Aktionen gestartet, die von Hugo Boss großzügig unterstützt werden, wie eine Mitarbeiter-Spendenaktion, bei der der gespendete Betrag vom Unternehmen verdoppelt wurde oder eine Kampagne, bei der ehrenamtlichen Helfern unter den Mitarbeitern die Hälfte der freiwilligen Hilfszeit als Arbeitszeit angerechnet wird. Die-

ser Praxisbericht führte zu einem regen Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedsunternehmen. Einigkeit bestand darin, dass insbesondere der Umgang mit den Behörden sowie deren viele unterschiedliche Zuständigkeiten und Auskünfte derzeit ein großes Problem darstellen. Natürlich durften auch in diesem Jahr wieder der Blick in die aktuelle Gesetzgebung und Rechtsprechung nicht fehlen. Insbesondere der derzeitige Stand der Gesetzgebung zum Thema Leiharbeit und Werkverträge stießen auf großes Interesse. Beim anschließenden Besuch im VIP-Shop konnten die Teilnehmer den Abend gebührend ausklingen lassen. Die Unterlagen der Personalleiterkreise stehen im Mitgliederbereich unter www.suedwesttextil. de zum Download bereit. Fragen an: RAin Hannah Bussmann Tel.: +49 711 21050-19 bussmann@suedwesttextil.de


Recht + Steuern  9

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Mai 2016 I Nr. 103

SFN-Zuschläge berücksichtigen

Wer arbeitet wann?

Bei fehlender Steuerfreiheit besteht keine Beitragsfreiheit

Mitbestimmung des Betriebsrats bei Schichtzuweisungen

Ist der Arbeitnehmer arbeitsunfähig (AU), richtet sich die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall nach dem Entgeltfortzahlungsgesetz (EFzG) bzw. den tarifvertraglichen Vorschriften. In der Textil- und Bekleidungsindustrie gilt nach § 7a des Manteltarifvertrages (MTV) – im Übrigen, wie auch nach § 4 des EFzG, das Entgeltausfallprinzip: Dem Arbeitnehmer ist das Arbeitsentgelt fortzuzahlen, welches ihm bei der für ihn maßgeblichen tariflichen regelmäßigen oder davon abweichend vereinbarten Arbeitszeit zusteht. Sonntags-, Feiertags- und auch Nachtarbeitszuschläge (SFN-Zuschläge), die ohne die Arbeitsunfähigkeit hätten gezahlt werden müssen, sind dabei zu berücksichtigen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hatte bereits im Jahr 1978 entschieden, dass auch Nachtzuschläge im Rahmen der Entgeltfortzahlung als Bruttolohn zu zahlen sind, ungeachtet des Umstands, dass diese Zuschläge bei tatsächlich geleisteter Arbeit während der Nacht bis zu einer gewissen Höhe steuerfrei sind. Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeitszuschläge sind bei der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall demnach immer lohnsteuerpflichtig. Der Arbeitgeber hat auch auf diese Zuschläge Lohnsteuer einzubehalten und abzuführen. Gleiches gilt auch bei der in § 7a MTV vorgesehenen Optionsmöglichkeit, der Ent-

geltfortzahlungsberechnung das durchschnittliche Arbeitsentgelt eines Zeitraums zugrunde zu legen. Auch hier sind SFN-Zuschläge erfasst und lohnsteuerpflichtig. Lediglich Mehrarbeitsstunden und -zuschläge bleiben nach der tarifvertraglichen Vorschrift bei jeder Berechnungsart außer Ansatz. Eine Beitragsfreiheit der Zuschläge besteht nur, wenn diese zusätzlich zum Entgelt gezahlt werden und lohnsteuerfrei sind. Bei fehlender Steuerfreiheit besteht demnach auch keine Beitragsfreiheit. Soweit die Deutsche Rentenversicherung Beitragsnachforderungen stellt, muss der Arbeitgeber sowohl den Arbeitgeber- als auch den Arbeitnehmeranteil nachzahlen. Vom Arbeitnehmer selber kann der Arbeitgeber einen unterbliebenen Beitragsabzug nach sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften nur bei den nächsten drei Entgeltzahlungen nachholen. Ausschlussfristen greifen nur für die letzten drei abgerechneten Monate. Die Beitragsansprüche der Rentenversicherung gegenüber dem Arbeitgeber verjähren demgegenüber allerdings erst in vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in dem sie fällig geworden sind. Fragen an: RA Kai-Uwe Götz Tel.: +49 711 21050-15 goetz@suedwesttextil.de

DPMA: Probleme bei Markenanmeldungen Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) bittet um Mitwirkung bei der Ermittlung von Anmeldern, die in dem Zeitraum vom 1. bis 8. März 2016 eine Markenanmeldung über DPMAdirektWeb vorgenommen haben. Aufgrund einer Verkettung technischer Probleme während des oben genannten Zeitraums, wurden Markenanmeldungen nicht dauerhaft verfügbar erfasst. Dennoch wurde den Betroffenen gleichzeitig eine Bestätigung über die erfolgreiche Anmeldung einschließlich Dokumentenreferenznummer übermittelt. Es handelt sich hierbei um insgesamt 637 Fälle. Aus Datenschutzgründen ist dem DPMA eine Wiederherstellung der Anmeldungen nicht möglich. Anhand der Dokumentenreferenznummer und des Anmeldezeitpunkts kann eine Anmeldung jedoch aus dem entsprechenden Zeitfenster nachgewiesen werden. Dem betroffenen Anmelder kann somit der ursprüngliche Anmeldetag auch nachträglich noch zugemessen werden. Betroffene werden gebeten, sich direkt unter www.dpma.de an das DPMA zu wenden.

Foto: © LaCatrina - Fotolia.com

Die Zuweisung bestimmter Arbeitnehmer in bestimmte, bestehende Dienstpläne unterliegt dem Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats, so entschied das Landesarbeitsgericht (LAG) Baden-Württemberg. Im entschiedenen Fall hatte es nur Rahmendienstpläne gegeben, bei denen der Betriebsrat sein Mitbestimmungsrecht ausgeübt hatte, die Zuweisung zu den einzelnen Schichten war dann ohne diesen erfolgt. Grundsätzlich hat der Betriebsrat bei Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit inklusive der Pausen und der Verteilung auf die Wochentage ein Mitbestimmungsrecht. Dazu gehöre auch die Abgrenzung des Personenkreises, der Schichtarbeit zu leisten hat, der Schichtplan und dessen nähere Ausgestaltung, so die Richter. Auch die Zuordnung der Arbeitnehmer zu den Schichten und die Festlegung, ob und unter welchen Voraussetzungen von den Schichtplänen wieder abgewichen werden kann, sei erfasst.

Die Betriebsräte können aber auch lediglich bei Regelungen über die Grundsätze der Schichtplanung mitentscheiden, wenn sie nicht bei jedem einzelnen Schichtplan mitbestimmen wollen. Dies kann dann dem Arbeitgeber überlassen werden. Denkbar wäre also bspw. der Abschluss einer Betriebsvereinbarung, in der die Voraussetzungen festgelegt werden, unten denen der Arbeitgeber alleine entscheiden darf. Das alleinige Gestaltungsrecht insgesamt über den kompletten Mitbestimmungstatbestand ohne vorherige Regelung darf der Betriebsrat aber nicht an den Arbeitgeber übertragen. Das LAG Baden-Württemberg entschied weiter, dass von der Mitbestimmung auch die neu eingestellten Mitarbeiter erfasst seien. Die Mitbestimmung bei der Einstellung nach einer anderen Vorschrift mache die Mitbestimmung bei der Zuweisung zu den Schichten nicht überflüssig, sondern bestehe neben dieser. Das Gericht ließ die Rechtsbeschwerde zum Bundesarbeitsgericht zu, weil die Rechtsfrage des Verhältnisses der Mitbestimmungsarten grundsätzliche Bedeutung habe. Fragen an: RAin Hannah Bussmann Tel.: +49 711 21050-19 bussmann@suedwesttextil.de

Aktuelle Steuer-Nachrichten Eine Vereinbarung, in welcher im Rahmen eines sog. Arbeitszeitkontos oder Zeitwertkontos auf die unmittelbare Entlohnung zu Gunsten von späterer Freizeit verzichtet wird, verträgt sich nach Ansicht des Bundesfinanzhofs nicht mit dem Aufgabenbild des GesellschafterGeschäftsführers einer GmbH. Dies gilt auch, wenn die Gutschrift während der Ansparphase nicht in Zeiteinheiten, sondern in Form eines Wertguthabens erfolgt. Infolge der fehlenden Fremdüblichkeit führen die gebildeten Rückstellungen bei der GmbH zu einer verdeckten Gewinnausschüttung. Die Voraussetzung dafür ist auch dann erfüllt, wenn gleichzeitig die Auszahlung des laufenden Gehalts des Gesellschafter-Geschäftsführers um diesen Betrag vermindert wird. Die Steuernachrichten können als pdf-Datei im Mitgliederbereich von www.suedwesttextil.de heruntergeladen werden.


10  Technik + Umwelt

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Mai 2016 I Nr. 103

Bilder: © Eschler Textil GmbH

Termine

FIBER PUSH

02. JUNI 2016 – 16.00 UHR ROSENSTEIN-MUSEUM FIBER. FUTURE. DOING TOGETHER.

KICK-OFF VERANSTALTUNG Welches Entwicklungspotenzial steckt in faserbasierten Materialien? Wie können wir es nutzen? Wie daraus Inno­ vationen für ein besseres Morgen entwickeln? FIBER PUSH, das neue materialorientierte Projekt von AFBW, greift diese Themen auf. Wir starten gemeinsam mit Vordenkern aus der Branche am 2. Juni 2016. Jetzt anmelden: www.afbw.eu

ECHA-Liste zur CLP-Verordnung Für einen besseren Überblick über die CLP-Verordnung hat die Europäische Chemikalien-Agentur ECHA eine einfach durchsuchbare Liste mit harmonisierten Einstufungen und Kennzeichnungen von Stoffen veröffentlicht.Die CLP-Verordnung (Regulation on Classification, Labelling and Packaging of Substances and Mixtures) hat die zuvor geltende Richtlinie für die Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (Stoff- und Zubereitungsrichtlinie) vollständig abgelöst. Die CLP-Verordnung regelt, nach welchen Kriterien Stoffe und Gemische einzustufen sind und wie als gefährlich eingestufte Stoffe und Gemische zu verpacken und zu kennzeichnen sind. Die Tabelle 3.1. Annex VI der CLP-Verordnung im xls-Format ist über folgenden Link abrufbar: echa.europa.eu/de/information-on-chemicals/annex-vi-to-clp Die ECHA weist darauf hin, dass das offizielle Amtsblatt der EU auch weiterhin die offizielle Quelle für CLP-Einstufungen und Kennzeichnungen bleibt und die Excel-Tabelle nur für informative Zwecke genutzt werden soll, nicht aber im Geschäftsverkehr oder zur Vervielfältigung.

Foto: © European Chemicals Agency, 2013

Termin vormerken

Workshop – REACH & Co. und die textile Lieferkette 16. Juni 2016, Hohenstein Institute, Bönnigheim

Jetzt anmelden unter www.suedwesttextil.de/veranstaltungen, dick@suedwesttextil.de oder +49 711 21050  - 11

Von TKZ bis WuP Am 31. Mai veranstaltet die Gesamtmasche das Textilkennzeichnungsseminar „Was muss aufs Etikett?“. Teilnehmer erhalten einen aktuellen Überblick über die wichtigsten Regeln und praktische Beispiele veranschaulichen gesetzliche Anforderungen und typische Fehlerquellen. Das WuP-Einsteiger-Seminar „Warenursprung und Präferenzen I“ am 7. Juni vermittelt Basiswissen speziell für die Textilbranche. Am 8. Juni beim Seminar für Fortgeschrittene „Warenursprung und Präferenzen II“ erarbeiten die Teilnehmer Lösungen zu komplexen Praxisfällen. Veranstaltungsort ist immer die Ulmer Str. 300 in 70327 Stuttgart. Mitglieder von Südwesttextil erhalten den ermäßigten Preis. Mehr unter www.gesamtmasche.de. AFBW-Arbeitsgruppen Am 9. Juni veranstaltet die AFBW die „AG Smart Textiles“ unter Leitung von Prof. Dr. Dirk Höfer mit dem Schwerpunkt „Smart Home & Living“ bei Hohenstein Institute in Bönnigheim. Ziel ist es, Anknüpfungspunkte für faserbasierte Werkstoffe und technische Verfahren und Systeme in Wohnräumen zu finden, die die Wohnund Lebensqualität, Sicherheit und effiziente Energienutzung auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe verbessert. Die „AG Organobleche“ findet am 22. Juni unter Leitung von Prof. Dr. Markus Milwich beim ITV Denkendorf statt und befasst sich diesmal mit dem Schwerpunkt „Materialalternativen und Schäume“. Die AG möchte aufzeigen, welche Möglichkeiten man bei der Gestaltung und technischen Auslegung von Organoblechen mittels Materialalternativen wie z. B. Schäumen hat. Weitere Infos unter www.afbw.eu. Jazz im Olymp Am 25. und 26. Mai findet das Festival „Jazz im Olymp“ auf dem Olymp Firmengelände in BietigheimBissingen statt. Erwartet werden hochkarätige nationale und internationale Musiker und Bands – www. olymp.bezner-stiftung.de.


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Technik + Umwelt

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Staunen über das Potenzial

Faserbasierte Werkstoffe eröffnen Perspektiven in Architektur und Bau Am 13. April veranstaltete die AFBW das zweite Forum Architektur und Bau. Das Netzwerk knüpfte nahtlos an den Erfolg des ersten Forums an: Über 130 Besucher aus ganz Deutschland staunten über das Potenzial von faserbasierten Werkstoffen in Architektur und Bau. Das Werkstoffspektrum hat sich deutlich erweitert und so eröffnen sich interessante Perspektiven hinsichtlich Gestaltung, Funktionalität und Nachhaltigkeit. Ziel des Forums ist es, Akteure rund um die Themen Architektur und Bau zu vernetzen: Architekten, Bauingenieure, Textilhersteller und –verarbeiter sowie Vertreter aus dem wissenschaftlichen und politischen Umfeld. Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg war neben dem renommierten Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK), der Universität Stuttgart sowie dem anwendungsorientierten Institut für Textil- und Verfahrenstechnik Denkendorf (ITV) und der Allianz Faserbasierten Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) Veranstalter. Textilien in Architektur und Bau waren schon vor wenigen Jahren meist in Prestigebauten wie Fußballstadien oder Unternehmenszentralen zu finden. Heutzutage finden faserbasierte Werkstoffe immer mehr Anwendungen, so z. B. auch im Bereich des Wohnbaus. Neue Werkstoffe gewinnen dabei an Bedeutung, wenn es um Ersparnis an eingesetzter Masse und damit auch an eingesetzter Energie geht. „Um die Herausforderungen wie Energiewende, Klimaanpassung und Ressourcenschonung zu bewältigen, brauchen wir eine nachhaltige Vision für das urbane Leben der Zukunft. Ressourcenschonung und -effizienz benötigen innovative Produkte und Verfahren – sie müssen mehr Qualität und Funktion mit weniger Energie, Materialien und Rohstoffen in Einklang bringen. Das Forum Architektur und Bau – Vision, gebaute Wirklichkeit und Forschung ist eine ideale Plattform zum Gedankenaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis“, sagte Guido Rebstock, Ministerialdirektor im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft.

Prof. Dr. Jan Knippers, Professor und Leiter des Instituts für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen der Universität Stuttgart eröffnete den Kongress und stimmte das Fachpublikum in

Leichtbau ohne Recycling jedoch hat keine Chance. Durch Leichtbau mittels faserbasierten Werkstoffen können die Herausforderungen von Morgen wie Energie- und Ressourcenverknappung oder wachsende

dungsgebieten zu revolutionieren. Das zweite Fachforum Textile Gebäudehülle behandelte die Themen Funktionsintegration wie Sonnenschutz, wodurch ein erheblicher Mehrwert und gleichzeitig eine neue Anpassungsfähigkeit von Gebäuden im Innen- sowie Außenraum geschaffen wird sowie die Ästhetik, die durch textile Gebäudehüllen erreicht werden kann. Das dritte Fachforum Faserverbundbauteile im Bau beinhaltete das Potenzial, neue Maßstäbe in der Energieeffizienz zu setzen. Sie müssen für einen flächendeckenden Einsatz u. a. noch Hürden der Zulassung und Fragestellungen

Die gut besuchte Veranstaltung bot in den Pausen genügend Zeit, um sich in der begleitenden Fachausstellung über die neuesten innovativen Produkte zu informieren. Auch die Südwestextil-Mitgliedsfirma Ettlin nutzte die Gelegenheit, sich dem Fachpublikum zu präsentieren – Geschäftsführer Dr. Oliver Maetschke, Tobias Raithel und Ulrike Möller, Geschäftsführerin AFBW (zweites Foto von oben v.l.n.r.) Fotos: Südwesttextil

das Bauen mit Textilien ein. „Durch den Einsatz von innovativen faserbasierten Werkstoffen verschiebt sich die Intelligenz des Bauens und der Architektur vom Design in die Entwicklung neuer Fertigungsprozesse“, so Prof. Dr. Knippers. Den Abschluss bildete Dr. Frank Heinlein mit einem Vortrag zur Zukunft des Leichtbaus, in dem er drei Thesen aufstellte: es wird unterschiedliche Arten des Leichtbauens geben und nicht nur eine, Leichtbau ist definitiv die Zukunft,

Weltbevölkerung bewältigt werden, betonte er. Dazwischen widmeten sich hochkarätige Experten in vier Fachforen den Herausforderungen und Lösungsansätzen im Bereich Ressourceneffizienz und präsentierten Beispiele für Visionen, gebaute Wirklichkeit und Forschung. Das Fachforum Faserverstärker Beton beinhaltete die Leistungsfähigkeit, Entwurf, Konstruktion, Bemessung und Sanierung von Bauwerken in speziellen Anwen-

der Verbindungstechnik überwinden. Im Fachforum Trends und Nachhaltigkeit in der Architektur ging es darum, bionische Ansätze und nachwachsende Rohstoffe zu nutzen, um neue faserbasierte Strukturen für den Leichtbau zu erschaffen. In der begleitenden Ausstellung zeigten Unternehmen und Forschungsinstitute ihre Kompetenzen. Südwesttextil war einer der Partner der Veranstaltung. www.afbw.eu


12  Zu guter Letzt

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Mai 2016 I Nr. 103

Impressionen der Jahresversammlung 2016

Bildnachweis Von links nach rechts: Hannah Bussmann (Südwesttextil), Ulrike Möller (AFBW), Holger Kappus (Madeira Garnfabrik), Tobias Maier (Coats), Martina Kaltenbach (Gütermann), Carsten de Haas (Gütermann), Dr. Rolf Gaber (Stuttgart), Prof. Dr. Stefan Mecheels (Hohenstein Institute), Carl F. Moll (Fritz Moll Textilwerke), Donata Apelt-Ihling (Vizepräsidentin Südwesttextil), Prof. Dr. Götz T. Gresser (ITV Denkendorf), Oswald Baldischwieler (Hermann Bühler), Ulrich Bauer (Angora-Moden), Simone Diebold (Südwesttextil), Volker Steidel (Lauffenmühle), Dr. Oliver Maetschke (Ettlin), Ingo Kramer (Arbeitgeberpräsident), Prof. Dr. Hendrik Brumme (Präsident Hochschule Reutlingen), Günther Leßnerkraus (MFW Baden-Württemberg), Prof. Michael Goretzky (Dekan Hochschule Reutlingen), Donata Apelt-Ihling (Vizepräsidentin Südwesttextil), Bodo Th. Bölzle (Präsident Südwesttextil), Ditmar Schultschik (Gruschwitz), Prof. Dr. Meike Tilebein (DITF), Günther Leßnerkraus (MFW Baden-Württemberg), Tanja Silvana Grzesch (IG Metall), Martin Sambeth (IG Metall), Kai-Uwe Götz (Südwesttextil), Gabriele Jost (VDMD), Prof. Dr. Anne-Marie Grundmeier (PH Freiburg), Dr. Oliver Maetschke (Ettlin), Hans Digel (Digel), Ursula Lindl (Weise Fashion), Thomas Diels (Consulting Diels Interims-Management), Steffen Herrmannsdörfer (Vizepräsident Südwesttextil), Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen (Festredner), Peter Haas (Hauptgeschäftsführer Südwesttextil)

Weitere Impressionen unter www.suedwesttextil.de

Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Südwesttextil e. V. Kernerstraße 59 70182 Stuttgart

Präsident Bodo Th. Bölzle

Postfach 10 50 22 70044 Stuttgart Telefon +49 711 21050-0 Telefax +49 711 233718 Internet www.suedwesttextil.de

Verantwortlich für Inhalt und Layout Simone Diebold

Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Druck Gress-Druck GmbH Fellbach Auflage 1 400 Exemplare Erscheinungsweise monatlich

Der Bezug der Südwesttext ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


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