Südwesttext Mai 2012

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SÜDWESTTEXT Nr. 56

THEMEN Vater Staat wird‘s nicht mehr richten Verband + Industrie, Seite 3

Der erste Eindruck zählt Bildung + Soziales, Seite 7

Ohne Praxisbezug kein Aha-Effekt Recht + Steuern, Seite 8

Mehr Komfort durch Geräuschdämpfung Technik + Umwelt, Seite 11

Service Aktuelle Steuer-Nachrichten

Recht + Steuern, Seite 9

Aktuell Am 12. Juni veranstaltet Südwesttextil das zweite Modul der Fachseminarreihe „Arbeitsrecht am Praxisfall“ in der Filharmonie Filderstadt. Thema ist die Beendigung von Arbeitsverhältnissen. Die Teilnehmer trainieren das Schreiben von Abmahnungen und Betriebsratsanhörungen und erhalten wertvolle Tipps für die Vorbereitung und Umsetzung von Kündigungen. www.suedwesttextil.de/ veranstaltungen

Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie

Mai 2012

Südwesttextil wählt neuen Präsidenten Georg Saint-Denis will Kompetenz-Netzwerke stärken Ausbildung, Innovation und Forschungstransfer sind die Schwerpunktthemen, denen sich Georg Saint-Denis in seinem neuen Amt als Präsident von Südwesttextil besonders widmen will. Das erklärte der 47-jährige Chef der Global Safety Textiles GmbH nach seiner einstimmigen Wahl vor der Mitgliederversammlung des Verbandes Ende April in Böblingen. „Die Messlatte hängt hoch“, sagte er mit Respekt vor seinen Amtsvorgängern. Deshalb wolle er die Kontinuität wahren, gleichzeitig aber eigene Akzente hinzufügen. Verbände seien heute mehr denn je Kompetenz-Netzwerke, die den textilen Mitgliedsunternehmen bei ihrem glo-

Dr. Axel Nickel (rechts) wünscht seinem Nachfolger Georg Saint-Denis für das Präsidentenamt eine glückliche Hand.

balen Geschäft wertvolle und einzigartige Hilfestellung geben könnten, meinte der CEO eines der weltweit prominenten Herstellers von AirbagGeweben für den Auto-

motivbereich. Er wolle daran mitwirken, diese Kompetenzen weiter zu stärken und auszubauen. Dazu gehöre auch die Sicherstellung einer guten Aus- und Weiterbildungs-

qualität – einer Kernkompetenz von Südwesttextil, die der Verband vor allem durch seine Ausbildungsstätte Gatex in Bad Säckingen ausübt. Fortsetzung Seite 2

Schwächelnde Konjunktur Weiterer Rückgang des Geschäftsklimaindex Der Südwesttextil-Geschäftsklimaindex geht im ersten Quartal 2012 in den Minusbereich. Mit einem Wert von -16,6 liegt er 26 Punkte hinter dem Index der letzten Befragung zurück. Dieser Rückgang ist ganz wesentlich auf die schlechte aktuelle wirtschaftliche Lage zurückzuführen: Der Wert sank von 14,81 auf -23,6. Die Beurteilung der zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklung wird allerdings ebenfalls nicht positiv gesehen. Nur noch 15 Prozent der befragten Unterneh-

men sagen, dass sie mit der derzeitigen Kapazitätsauslasung ihrer Unternehmen zufrieden sind. Als schlecht wird diese von 38 Prozent angegeben. Ein ganz ähnliches Bild zeigt die Inlandsnachfrage. Ebenfalls nur 15 Prozent der Betriebe sagen, dass die Lage derzeit gut ist. Im letzten Quartal waren dies noch 33 Prozent. Interessant ist das Ergebnis bei den im Ausland erzielten Umsätzen: Hier hat die Anzahl der Zufriedenen sogar leicht zugenommen. Allerdings ist auch die Zahl de-

www.suedwesttextil.de

rer gewachsen, die ihre Auslandsgeschäfte als schlecht bezeichnen. Mit einer Steigerung von knapp 22 auf 38 Prozent zeigt auch dies die derzeiGeschäftsklimaindex

Aktuelle Beurteilung

Erwartungen

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tige schwache Konjunktur in der Branche. Die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung wird von vielen verhalten beurteilt und die Firmen sind insgesamt eher dazu

bereit, Personal abzubauen. Mit einer steigenden Kapazitätsauslastung wird nicht gerechnet, eher mit einer fallenden. Davon gehen 31 Prozent der Befragten aus – im letzten Quartal waren nur etwa 17 Prozent dieser negativen Meinung. Eine positive Entwicklung hingegen sieht man beim Inlandsumsatz. Hier gehen 38 Prozent von steigenden Geschäften aus im Vergleich zu 25 Prozent bei der letzten Erhebung.

Christine Schneider


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Verband + Industrie

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Fortsetzung von Seite 1

In Kürze

Südwesttextil wählt neuen Präsidenten „Die Schlüsselinvestition für unsere Zukunft heißt aus- und weiterbilden“, betonte der neue Verbandspräsident und forderte die Textil- und Bekleidungsindustrie hier zu noch größeren Anstrengungen auf. Um den deutschen Knowhow-Vorsprung bei technischen Textilien vor dem Ausland sicherzustellen, appellierte Georg Saint-Denis an seine Kollegen, sich stärker mit anderen Branchen zu vernetzen. Die größten Chancen bestünden in einem branchenübergreifenden Produktionsverbund, der durch Innovationen und Forschungstransfer seinen strategischen Vorteil gegenüber anderen Standorten ausspielen könne. Georg Saint-Denis, der verheiratet ist und drei Kinder hat, ist seit vielen Jahren in verschiedenen

Der neue Präsident mit seiner Mannschaft: (v. l.) Georg Saint-Denis, Dr. Markus H. Ostrop, Hans Digel, Stephan Schulz und Donata Apelt-Ihling. Hier nicht abgebildet ist Bodo Bölzle.

führenden Funktionen für die Global Safety Textiles mit Stammsitz im südbadischen Maulburg tätig. Das Unternehmen unterhält Standorte in Deutschland, USA, China, Polen, Rumänien, Tschechien, Mexiko und Südafrika. In Süddeutschland sind ins-

gesamt 370 Mitarbeiter beschäftigt. Seit das Unternehmen im November 2011 zu 100 Prozent von der südkoreanischen Hyosung-Gruppe übernommen wurde, zeichnet Saint-Denis als CEO und Präsident mit globalen Aufgabenfeldern für den

Konzern verantwortlich. Die vertikale Integration umfasst die gesamte textile Wertschöpfungskette der Produktion von Airbags von der Garnherstellung bis hin zum konfektionierten Luftsack. Markus H. Ostrop

Bodywear in Asien unter der Lupe Am 21. Juni 2012 lädt Gesamtmasche gemeinsam mit dem französischen Maschenverband und dem Messeveranstalter Eurovet zum Seminar „Wäschemarkt Asien“ nach Stuttgart ein. Die Länder Asiens repräsentieren bereits heute ein Viertel des Weltmarktes für Bodywear – Tendenz steigend. China ist nach Japan der zweitgrößte Wäschemarkt der Region. Schon heute beträgt dort der jährliche Bodywear-Umsatz 3,3 Mrd. Euro – bei einer Wachstumsrate von 10 Prozent pro Jahr. Der riesige asiatische Markt bietet Absatzchancen für deutsche Exporteure, doch er ist komplex und erfordert eine starke Differenzierung nach Ländern. Körpermaße, Geschmack und Wahrnehmung in Bezug auf Wäsche weisen im Vergleich zu Europa und den USA große Unterschiede auf. Auf Initiative von Gesamtmasche erhalten deutsche Aussteller der Bodywear-Messe Shanghai Mode Lingerie in diesem Jahr erstmals eine Förderung des Bundes. Messeteilnehmer bietet das Seminar Gelegenheit zum Austausch. Mitglieder von Südwesttextil können kostenlos teilnehmen.

Foto: © Phase4Photography – fotolia.com

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Wäschemarkt Asien 21. Juni 2012 – Liederhalle, Stuttgart

Anmeldung: www.gesamtmasche.de/veranstaltungen

Zum Ende seiner Tätigkeit als Geschäftsführer von Lindenfarb hat Dr. Axel Nickel gemeinsam mit den Aalener Stadtwerken ein neues Kraftwerk für das Unterkochener Unternehmen auf den Weg gebracht. In der gemeinsamen Kraftwerksgesellschaft am Kocher (KGK) betreiben die Firma und der regionale Versorger ab dem zweiten Quartal 2013 ein Gasmotor-KWK-Kraftwerk als Contractingpartner. Damit wird die Grundlage für das Sichern einer wirtschaftlichen Produktion am Standort geschaffen. Sein Nachfolger, Dr. Walter Körmer, wurde neben Andreas Niess ab dem 1. Mai zum Geschäftsführer des Textilveredlers berufen. Anfang April wurde Arved Westerkamp zum Geschäftsführer der rökonaTextilwerk GmbH ernannt. Westerkamp zeichnete zuvor für die Leitung Technologie und Qualitätsmanagement bei rökona verantwortlich. Er ergänzt in seiner Funktion die Führungsriege um Arnd-Gerrit Rösch und Joachim Heerbaart. Seine künftigen Schwerpunkte werden der Strategische Einkauf, die Technologie sowie der Vertrieb sein. Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums, dem rund 30 Professoren angehören, hat ein Gutachten zur Erbschaftssteuer veröffentlicht. Tenor des Gutachtens ist die Forderung, das aktuelle Besteuerungssystem erneut zu überarbeiten und von den weitgehenden Befreiungen von Betriebsvermögen Abstand zu nehmen. Das vollständige Dokument steht unter www.suedwesttextil.de zum Download bereit.


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Vater Staat wird’s nicht mehr richten Biedenkopf fordert enkeltaugliche Zivilgesellschaft Der Vordenker stimmt nachdenklich − dafür ist Kurt Biedenkopf bekannt. Nach seiner tiefgründigen Analyse der gesellschaftspolitischen Verhältnisse grübeln viele der 200 Zuhörer darüber nach, ob die von ihm beschriebenen Herausforderungen überhaupt zu bewältigen sind: Anstieg der Weltbevölkerung, Geburtenrückgang in Europa, ungebremste Staatsverschuldung, Ressourcenverknappung, Vertrauensverlust der Bürger in ihre staatlichen Institutionen. Doch der Alt-Ministerpräsident weiß, dass man seine Zuhörer mitnehmen muss, will man sie überzeugen. Und so gibt er sich optimistisch: „Wir können das schaffen“, lautet sein Fazit, aber dafür müssen wir „von uns selbst einen Beitrag verlangen.“ Als Festredner auf der gemeinsamen Jahresversammlung von Südwesttextil und Gesamtmasche am 24. April im Böblinger Meilenwerk macht es der

ehemalige Professor sich und anderen nicht leicht, wenn er die Maßnahmen für die aus seiner Sicht notwendige Rückkehr zur Vernunft untersucht. Denn weder die Politik noch die Bürger hätten erkannt, dass mit alten Rezepten eine wirksame Therapie nicht zu haben ist. „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel“, fordert er mehrfach, etwa im Umgang mit knappen Ressourcen. „Der Westen

verhält sich so, als habe er einen Anspruch auf die Ressourcen dieser Erde“, kritisiert Biedenkopf,

Um das abzustellen, habe er gemeinsam mit Ex-Finanzstaatssekretär Manfred Overhaus und

werden müsse: Steigerung der Effizienz, Abbau des Interventionismus und die Wiederherstellung

spiel die ältere Generation am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Oder bei der Ausbildung

Ökonom Prof. Dr. Kurt Biedenkopf: „Wachstum auf Pump geht nicht mehr.“

dabei stelle er in 15 Jahren nur noch etwa sechs Prozent der Weltbevölkerung. „Wir müssen teilen“, meint er, und das könnten die Europäer konstruktiv angehen, indem sie diese

einigen anderen prominenten Persönlichkeiten Ende letzten Jahres ein Konzept vorgestellt, wie die Wende gelingen könnte. Eine verschärfte Schuldenbremse soll

der Ordnungszusammenhänge. Denn die Menschen sehnten sich nach sinnstiftenden Zielen, für die es sich einzusetzen lohnt. „Ohne solche Ziele der jüngeren Generati-

der Jüngeren: Gerade eine ökonomisch kleiner werdende nachwaschsende Generation müsse besser ausgebildet sein als die ältere. Und dazu müssten alle beitragen.

Herausforderung als „eigengestaltende politische Aufgabe“ verinnerlichten. Paradigmenwechsel auch in der Fiskalpolitik. Ausgaben seien in der Vergangenheit nicht nach den vorhandenen Einnahmen definiert worden, sondern nachdem, was politisch für notwendig gehalten wurde. Der Staat habe die Mittel bereitgestellt − entweder durch Steuererhöhung oder durch Ausweitung der Staatsverschuldung.

den Staat grundsätzlich zwingen, neu aufgenommene Schulden innerhalb von drei Jahren zu tilgen. Und die Altschulden sollen – unabhängig von den Beschlüssen der Parlamente – innerhalb einer Generation getilgt werden. „Wachstum auf Pump geht nicht mehr“, so der Ökonom Biedenkopf. Drei entscheidende Maßnahmen nennt er, mit denen die Politik „enkeltauglich“ gemacht

on werden wir in Europa nicht erfolgreich sein“, ist der erfahrende Politiker überzeugt. Und auf die Mitwirkung der Zivilgesellschaft kommt es nach Biedenkopf ganz entscheidend an. Denn auf Vater Staat könne man sich nicht mehr verlassen, auch wenn viele dazu neigten, die Verantwortung auf seine Institutionen abzuwälzen. So müsse jeder selbst daran mitwirken, zum Bei-

Innovationen, so Biedenkopf abschließend, kommen aus der Gesellschaft heraus und nicht aus den Parlamenten. „Nur wenn wir diese Innovation nicht nur ökonomisch definieren, sondern auch politisch, kulturell und geistig, werden wir den Enkeln eine gute Zukunft gewähren.“ Das Video des Festvortrags gibt es unter www.suedwesttextil.de. Markus H. Ostrop


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„Ohne Textil kein Automobil“ – so das Motto der Jahresversammlung 201

International, flexibel und hochwertig Saint-Denis ermuntert zur Entschlossenheit Der Bezug zum Veranstaltungsort war bewusst gewählt: das Böblinger Meilenwerk, ein Zentrum für enthusiastische Autoliebhaber, diente als Kulisse für die diesjährige Jahresversammlung von Südwesttextil und Gesamtmasche. Bewegung und Innehalten, Emotion und Expertise, Tradition und Fortschritt – Attribute, die sich nicht nur die Fans von Old- und Youngtimer-Fahrzeugen ans Revers heften können. „Wir als Textiler können uns an einem solchen Ort zutreffend wiederfinden“, stellte der frisch gewählte Südwesttextil-Präsident Georg Saint-Denis klar. Auch in unserer Branche gehe es im weitesten Sinne um Mobilität, um Bewegung, Emotion und Expertise, aber auch um Tradition und Fortschritt. Und nicht zuletzt bildeten Textil und Automobil eine immer stärker werdende Symbiose, wie das Engagement vieler Textilfirmen im Bereich der Automobilindustrie belege. Deshalb hatte das PRTeam von Südwesttextil die Gelegenheit genutzt und mit originellen Hinweistafeln den Besuchern die Vielfalt der in einem Automobil verarbeiteten Textilien erklärt. Fazit:

Ohne Textil kein Automobil. „Es sind die technischen Textilien wie für den Einsatz im Automobil, in der Luftfahrt, im Hoch- und im Tiefbau oder der Medizin, die heute die Innovationsführerschaft in der deutschen Textilindustrie übernommen haben“, konstatierte Georg Saint-Denis. Und hier liege auch der größte Wachstumsbereich der Branche. Dabei vergaß er natürlich nicht die traditionellen Sparten wie Bekleidungs- oder Heimtextilien, die durch besonders harten internationalen Wettbewerb geprägt seien. Auch sie aber profitierten von innovativen Funktionen.

Der SüdwesttextilPräsident verwies darauf, dass sich die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie unverändert in diesem Spannungsfeld der verschiedenen textilen Sparten bewege. Über alle Fachsparten hinweg sei es in den letzten Jahren mit gutem Erfolg gelungen, sich deutlich internationaler und flexibler aufzustellen und sich auf qualitativ hochwertige und innovative Erzeugnisse zu fokussieren. Aber, so Saint-Denis weiter, „diesen eingeschlagenen Weg müssen wir noch entschlossener gehen, wollen wir die sich bietenden Chancen auf den Absatzmärkten die-

ser globalen Welt richtig nutzen.“ So komme es darauf an, den Knowhow-Vorsprung bei technischen Textilien zu wahren und auszubauen und sich deshalb noch stärker mit anderen Branchen zu vernetzen. „Wir besitzen in Deutschland großes Geschick darin, verschiedene industrielle Sparten für komplexe Produktlösungen zu integrieren. Diesen branchenübergreifenden Produktionsverbund müssen wir als einen strategischen Vorteil gegenüber anderen Standorten nutzen“, forderte der Chef des südbadischen Airbagherstellers GST. Er warb außerdem

dafür, die vielen Anwendungsgebiete faserbasierter Werkstoffe und deren Zusatznutzen bekannter zu machen, um einen höheren Marktanteil mit technischen Textilien erzielen zu können. Saint-Denis empfahl, die textilen Geschäftsfelder stärker zu internationalisieren. Die industriellen Anwendungsgebiete in vielen Schwellenländern würden künftig stark wachsen. China sei bereits der größte Automarkt der Welt und verspreche auch in den nächsten Jahren weiteres Wachstum. Ebenso könnten technische Bautextilien vom global steigenden Bedarf an Infrastrukturprojekten in Schwellenländern profitieren. Um den Vorsprung vor der ausländischen Konkurrenz gerade auf dem Gebiet der technischen Textilien aber auch halten zu können, appellierte Saint-Denis an seine Unternehmerkollegen, sich noch intensiver um gut ausgebildete Fachkräfte zu bemühen. Dabei könnten sie auch auf die Unterstützung der Verbände zählen, die hier wertvolle Hilfestellung leisteten.

Videos, Reden und Bilder u


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12 von Südwesttextil und Gesamtmasche im Meilenwerk in Böblingen

Optimismus – eine verwegene Eigenschaft Horn fokussiert die Herausforderungen der Maschenindustrie Die Kostenentwicklung für textile Rohstoffe, die hohen Energiekosten und die Zunahme an bürokratischen Auflagen – das sind die derzeit wichtigsten Herausforderungen der deutschen Maschenindustrie. Heinz Horn, Präsident von Gesamtmasche, beleuchtete diese drei Themen auf der Jahresversammlung am 24. April genauer. Nach dem Höhenflug der Baumwollpreise habe auch der Wollmarkt letztes Jahr die weltweite Rohstoffknappheit deutlich zu spüren bekommen. Gleiches gelte, dank der steigenden Ölpreise, auch für die Chemiefaserproduktion. „Uns als Hersteller ist es nicht in ausreichendem Umfang gelungen, die gestiegenen Preise an unsere Kunden weiterzugeben“, stellte Horn fest. Die Marktverhältnisse seien nicht ausgewogen: Wenige mächtige Player erzwängen häufig wirtschaftlich

ungesunde Kompromisse. Das durchzuhalten koste die Maschenbetriebe viel Kraft und Kreativität.

z. B. für den Netzausbau noch nicht eingerechnet. „Deshalb kann man es uns nicht verübeln, dass

Darüber hinaus gefährdeten die hohen Energiekosten zunehmend den Produktionsstandort in Deutschland. Die Betriebe seien auf eine zuverlässige, wettbewerbsfähige und saubere Energieversorgung angewiesen – wären aber im Jahr mit einer rund 100 Mio. Euro teuren EEG-Umlage belastet, weitere Kosten wie

wir nach Wegen suchen, die Unternehmen von dieser Bürde zu entlasten“, erklärte der Präsident. Nachdem politische Einflussnahme noch nicht den gewünschten Erfolg gebracht habe, habe man juristische Argumente bemüht und Zweifel an der Rechtmäßigkeit der EEG-Umlage vorgebracht. Wenn unsere Betriebe vor

diesem Hintergrund nun die Zahlungen verweigern, dann ist das vor allem ein Hilferuf. Hoffentlich wird er von den verantwortlichen Politikern auch verstanden.“ Ein darüber hinaus unnötig belastendes Ärgernis sei die Zunahme an bürokratischen Auflagen. Angefangen bei der neuen TextilkennzeichnungsVerordnung der EU, nach der selbst der PerlmuttZierknopf am Minislip wegen seines tierischen Ursprungs auf dem schmalen Etikett erwähnt werden müsse, bis zum Wildwuchs in der Außenwirtschaftsbürokratie: die Dienstvorschrift für die Passive Veredlung und die Einführung einer so genannten „Gelangensbestätigung“ für umsatzsteuerfreie Lieferungen in der EU; oder die neuen Sicherheitsanforderungen in der Luftfracht. „So macht man die mittelständische Textilindustrie

zum Antiterrorkommando – eine Eigenschaft, die wir bisher nicht zu unseren Dienstleistungen gerechnet haben.“ Doch aller Schwierigkeiten zum Trotz würden Textiler in den Herausforderungen auch immer Chancen sehen. Deshalb blicke die Branche mit vorsichtigem Optimismus nach vorn: Eine robuste Inlandsnachfrage und anziehende Orders aus Ländern außerhalb des Euroraums ließen genügend Platz für Zuversicht. Der Export von Maschenbekleidung hätte im vergangenen Jahr um sieben Prozent zugelegt, Miederwaren um acht und Maschenstoffe sogar um zehn Prozent. „Wir erwarten auch in diesem Jahr, dass der private Konsum die Konjunktur unserer Branche stützen wird“, schloss der Präsident optimistisch.

ner Dankesrede, denn er sei ein mit vielen Ideen ausgestatteter Präsident gewesen, dem die Weiterentwicklung der Verbände am Herzen läge. „So kurz Ihre Amtszeit auch gewesen sein mag – in diese Zeit jedenfalls fällt eine wichtige Phase für unsere Verbandsentwicklung. Und diese, das dürfen wir Ihnen hoch anrechnen, haben Sie aktiv mitgestaltet.“

Als Repräsentant eines bedeutenden Textilveredlungsunternehmens habe er sich stark für das Thema Energieeffizienz eingesetzt und die Verbände gemahnt, hier noch größere Unterstützung zu leisten. Hans Digel dankte Nickel für die wegweisenden Akzente und wünschte ihm für die berufliche und private Zukunft alles erdenklich Gute.

Kurz aber wegweisend Digel dankt Nickel für seine einjährige Präsidentschaft

unter www.suedwesttextil.de

Ein Südwesttextil-Handtuch zum Abschied überreichte Vizepräsident Hans Digel dem scheidenden SüdwesttextilPräsidenten Dr. Axel Nickel, der nach nur einem Jahr aus neuen beruflichen Gründen sein Amt zurück gab. Alle hätten sich diesen jungen und zielstrebigen Unternehmenslenker länger an der Verbandsspitze gewünscht, so Digel in sei-


Bildung + Soziales

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Ausgabe 3 / Juni 2012

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ORIGINAL UND FÄLSCHUNG

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Go Textile! auf Italienisch In diesen Tagen machte die Agentur die wegmeister, die Macher der Nachwuchskampagne Go Textile!, eine interessante Entdeckung. „Zuerst war ich völlig perplex, aber nach dem ersten Schock nehmen wir das Ganze sportlich“, sagte Geschäftsführer Markus Brendel, als

er die Internetseite www.gotextile.it gesehen hatte. Die Gruppe Mode und Textil der italienischen Handelskammer von Bergamo hat die Nachwuchskampagne des Gesamtverbandes textil+mode schlichtweg kopiert. Das Design der Seite, das Logo – alles sieht ähnlich aus.

Natürlich ist die Kopie bei weitem nicht so gut wie das Original. Da Go Textile! keine eingetragene Marke ist, sind die Kreativen zu der Überzeugung gekommen, dies als Lob und Anerkennung für ihre gute Arbeit zu sehen. Mille grazie!

Zwei neue Tabs auf Facebook Go Textile! hat seine Facebook-Seite überarbeitet und zwei neue „Tabs“ in die Seite eingestellt. Tabs sind eigene kleine Seiten oder Programme, die man auf einer Fanseite in Facebook integrieren kann. Sie erscheinen dort unterhalb des Titelbildes. Im ersten Tab werden die textilen Ausbildungsberufe kurz vorgestellt und mit der Internetseite der

Nachwuchskampagne Go Textile! zur detaillierteren Auskunft verlinkt. Im zweiten Tab erzählen Persönlichkeiten der textilen Welt, warum sie gerne in ihr arbeiten und wie spannend und vielfältig sie ist. Dahinter versteckt sich ein Video, das auf der letztjährigen Mitgliederversammlung von Südwesttextil gedreht wurde.

Der aktuelle Facebook-Auftritt von Go Textile!

Unter www.facebook.com/gotextile kann das Ganze angeschaut werden. Nach dem Besuch den Klick auf „Gefällt mir!“ nicht vergessen.

Quelle: facebook.com

www.go-textile.de 7.000

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Zugriffe auf www.go-textile.de seit Kampagnenstart Quelle: Google Analytics

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Der erste Eindruck zählt Knigge für Auszubildende in der Gatex Mitte Mai wurden die 34 Auszubildenden des ersten Lehrjahres in der Gatex mit der Welt der Etikette und des Anstands vertraut gemacht. In zwei Gruppen lernten die Auszubildenden, welchen ersten Eindruck man durch Kleidung, Körperhaltung und Mimik auf sein Gegenüber macht. Zum Lehrplan gehörte u. a. auch die Begrüßung, das Benutzen eines Handys, das Verhalten am Telefon, die Tischmanieren und vieles mehr. So lernten die Azubis die Reihenfolge der Begrüßung, wenn man mehrere Personen begegnet und nur zwei davon kennt: Zuerst begrüßen sich die beiden Bekannten, ganz gleich, ob es sich um zwei Männer, zwei Frauen oder eine Frau und einen Mann handelt. Erst danach werden die Fremden bekannt gemacht.

Ebenso wurde die hohe Kunst des Tischdeckens geübt und perfektioniert. Für die Jugendlichen waren das interessante Erkenntnisse, die sie jetzt motiviert in ihren Unternehmen umsetzen wollen.

Christine Schneider

Benehmen will gelernt sein: Jedes Jahr veranstaltet die Gatex für die Auszubildenden des ersten Lehrjahres einen Knigge-Kurs.

Herzlich Willkommen Informationsportale zu ausländischen Berufsqualifikationen Am 1. April trat das Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen (Anerkennungsgesetz) in Kraft. Ab diesem Stichtag besteht ein Anspruch auf ein Bewertungsverfahren bei den jeweils zuständigen Stellen, in der Regel den Kammern. Die Kammerorganisationen haben in den letzten Monaten Strukturen geschaffen, um die Verfahren fristgerecht anbieten zu können. Im Zuständigkeitsbereich der IHK wurde eine zentrale Stelle in Nürnberg eingerichtet, die IHK-FOSA (IHK-Foreign Skills Approval). Im Bereich des Handwerks werden verschiedene regionale Kammern als

Leitkammern für Qualifikationen bestimmter Länder/Berufe tätig werden, um einheitliche Verfahren zu gewährleisten. Zur Unterstützung hat die Bundesregierung verschiedene Informationsportale entwickelt. Dabei ist auf das BQ-Portal hinzuweisen, das im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums und unter Mitwirkung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln entwickelt wird. Dieses Portal richtet sich in erster Linie an die zuständigen Stellen und ermöglicht diesen in einem internen Bereich den Austausch. Darüber hinaus enthält das Portal Informationen über ausländische Bildungssysteme und Berufsprofile. Un-

ternehmen können sich hier ein Bild über die beruflichen Qualifikationen potenzieller Bewerber mit Migrationshintergrund machen. Antragsteller finden Hinweise zum Verfahren. Der Aufbau des Portals – www.bq-portal.de – erfolgt über drei Jahre. Das Portal „Anerkennung in Deutschland“ richtet sich hingegen in erster Linie an Anerkennungssuchende. Im Auftrag des Bundesbildungsministeriums bereitet das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hier Informationen über rechtliche Grundlagen, Verfahren und zuständige Stellen vor. Die Adresse: www. anerkennung-in-deutschland.de. Christine Schneider

Termin bitte vormerken: 15. und 16. Juni Bildungstagung in Friedrichshafen

Seminare Bildungswerk Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil Teuflisch gut verhandeln Termin: 9. und 10. Juli 2012 Ort: Haus Steinheim Erfolgreich führen – Mitarbeitergesundheit erhalten Termin: 20. Juli 2012 Ort: Haus Steinheim BWL für Nicht-Kaufleute Termin: 11. bis 12. Juli 2012 Ort: Haus Steinheim Weitere Informationen unter www.biwe-akademie.de


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Ohne Praxisbezug kein Aha-Effekt Südwesttextil vermittelt Fachwissen an Fallbeispielen Arbeitsrecht ist langweilig und trocken – dieses Vorurteil wurde beim ersten Seminartag des Grundlagenseminars „Arbeitsrecht am Praxisfall“ am 21. Mai in Filderstadt nachhaltig widerlegt. Durch eine strikte Reduzierung juristischer Theorie auf das absolut notwendige Mindestmaß und viele anschauliche Fallbeispiele wurde die arbeitsrechtliche Personalarbeit den Teilnehmern als das präsentiert, was sie tatsächlich ist: eine lebendige, spannende Mischung aus interessanten Fragestellungen und Geschichten, die das Leben Tag für Tag schreibt. Das in drei ganztägige Module aufgeteilte Seminar macht sich die Tatsache zunutze, dass Fachwissen wesentlich eingängiger und nachhaltiger vermittelt werden kann, wenn es konkret mit Fällen verbunden wird, die jeder aus seiner täglichen Personalarbeit kennt. Der erste Seminartag befasste sich mit Fragen rund um den Abschluss des Arbeitsvertrages. Die Teilnehmer bekamen bildlich vor Augen geführt, welche Fallstricke bereits bei der Erstellung einer Stellenanzeige zu empfindlichen wirtschaftlichen Folgen führen können. Auch im Anbahnungsverhältnis vor dem

Abschluss des Arbeitsvertrages können beispielsweise falsch gestellte Fragen im Einstellungsgespräch oder fehlende Regelungen zur Eingrenzung der Übernahme von Vorstellungskosten negative Auswirkungen haben.

ten die Teilnehmer des Seminars ihr Gefühl für die Rechtsprechung und damit die Sensibilität für Risiken bei der Formulierung von Arbeitsverträgen schärfen. Nicht zuletzt beim Teilzeit- und Befristungsrecht sowie bei der

erarbeiteten gemeinsam die dahinter stehenden juristischen Grundsätze. Sicherlich wird niemand durch einen Seminartag in die Lage versetzt, jede denkbare Fragestellung mit traumwandlerischer Sicherheit zu lösen. Wenn

nissen. Das dritte Modul findet am 03. Juli statt. Hier werden verschiedene Fallkonstellationen in der Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat sowie ausgesuchte Fragestellungen zum Urlaubsrecht, zur Entgeltfortzahlung sowie

Von der richtigen Formulierung einer Stellenanzeige bis hin zu konkreten Fragen im Vorstellungsgespräch – die Teilnehmer bekamen Praxis pur.

Insbesondere die notwendige AGG-Kontrolle von Arbeitsvertragsklauseln und die dabei durchzuführende Abwägung der Interessen im Rahmen des Transparenz- und Bestimmtheitsgebots, verlangen dem Personaler Fingerspitzengefühl und teilweise hellseherische Fähigkeiten ab. Anhand von Formulierungsbeispielen konn-

Frage, was nach dem Arbeitszeitgesetz verboten und was noch zulässig ist, bestehen in der Praxis nicht selten Unsicherheiten. Wie reagiere ich auf einen Teilzeitantrag, der nicht ins organisatorische Konzept passt oder gehören Reisezeiten nun tatsächlich zur Arbeitszeit? Diesen oder ähnlichen Fragen widmeten sich die Teilnehmer und

jedoch der Aha-Effekt einsetzt, und hierdurch die Erinnerung wach wird, einen ähnlichen Fall bereits einmal gehört zu haben, so ist schon viel erreicht und der Weg zu einer angemessenen Lösung nicht mehr weit. Am 12. Juni geht es mit dem zweiten Modul weiter. Auf dem Programm steht die Beendigung von Arbeitsverhält-

zum Schwerbehindertenschutz besprochen. Für beide Seminartage gibt es noch freie Plätze. Die Seminarunterlagen stehen nach der jeweiligen Veranstaltung zum Download im Mitgliederbereich von www. suedwesttextil.de bereit.

Boris Behringer

Trotz umfangreicher praktischer Lerneinheiten – in der Pause gab es unter den Seminarteilnehmern genug Zeit, um bei Kaffee und Kuchen Erfahrungen auszutauschen.


Recht + Steuern

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Bewerber haben keinen Auskunftsanspruch Absagen ohne Begründung weiterhin zulässig Die Einstellung von neuen Mitarbeitern ist spätestens seit dem neuen Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) mit Risiken verbunden. Sorgsam musste der Anschein jeglicher Diskriminierung unterbunden werden. Aus diesem Grunde war in der Vergangenheit stets zu empfehlen, den Bewerbern bei den Absagen keine Gründe mitzuteilen, damit diese nicht auf den Gedanken einer Klage wegen Benachteiligung gebracht werden. Nun hatte der EuGH zu entscheiden, ob es denn wirklich zulässig sei, den Bewerbern einfach eine Absage ohne Gründe zuzustellen oder ob den abgelehnten Bewerbern nicht doch ein Auskunftsanspruch zustehe. Eine derartige Verpflichtung hätte weitreichende Folgen. Der potenzielle Arbeitgeber würde entweder den Auskunftsanspruch verletzen oder dem abgelehnten Be-

Es ist zu empfehlen, das Bewerbungsverfahren sorgsam zu dokumentieren.

werber Munition für eine Schadensersatzklage wegen Benachteiligung liefern. Hierbei könnten bis zu drei Monatsgehälter eingeklagt werden. Zu begrüßen ist, dass sich der EuGH am 19. April dafür entschieden hat, den Bewerbern grundsätzlich keinen Auskunftsanspruch zuzugestehen. Allerdings mangelt es dieser Ent-

scheidung an einer für die Praxis besonders wichtigen eindeutigen Weichenstellung. In besonderen Fällen könne nämlich aus der Absage ohne Gründe doch wieder ein Diskriminierungsindiz abgeleitet werden. Da sich aus dieser Entscheidung nicht ergibt, welche besonderen Fälle dies sein sollen, verbleibt eine Rechtsunsicherheit.

Ausgleichsklausel In einem aktuellen Urteil vom 14. Dezember 2011 hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) auch klargestellt, dass die Herausgabe von Geschäftsunterlagen durch eine Ausgleichsklausel regelmäßig nicht erfasst wird. Insbesondere soweit ein Aufhebungsvertrag mit einer Ausgleichsklausel noch während eines andauernden Arbeitsverhältnisses abgeschlossen werde, würden die Parteien bei fehlenden ausdrücklichen Anhaltspunkten im Vertrag die Rückgabe von Geschäftsunterlagen regelmäßig nicht ausschließen wol-

Zu empfehlen ist, das Bewerbungsverfahren

Nathan Binkowski

Save the date Für Südwesttextil-Mitgliedsunternehmen wird im Rahmen der Demografie-Veranstaltungsreihe der beiden Sozialpartner Gesamtverband textil+mode und IG Metall folgender Workshop angeboten: • 27. Juni Workshop II „Arbeit und Gesundheit“ Mehr unter www.textil-mode.de/demografie

Aktuelle Steuer-Nachrichten

Herausgabeanspruch nicht erfasst In den meisten Aufhebungsverträgen von Arbeitsverhältnissen werden auch sogenannte Erledigungs- bzw. Ausgleichsklauseln vereinbart. Im Interesse klarer Verhältnisse wird eine solche Ausgleichsklausel von der Rechtsprechung grundsätzlich weit ausgelegt. Sie soll auch Ansprüche erfassen, an welche die Parteien aktuell nicht gedacht haben. Ansprüche aus betrieblicher Altersvorsorge oder Anwartschaften bzw. Zeugnisansprüche werden nach ständiger Rechtsprechung nicht ausgeschlossen.

Foto: © Eisenhans - Fotolia.com

sorgsam zu dokumentieren. Des Weiteren dürfte nicht davon auszugehen sein, dass dem Bewerber ungefragt die Gründe für die Ablehnung erläutert werden müssen. Somit kann weiterhin eine Absage ohne Angabe der Gründe erfolgen. Um eine Benachteiligung auszuschließen, sollte aber zukünftig das Bewerbungsverfahren noch sorgfältiger überwacht und Benachteiligungen wie z.B. eine nicht AGG konforme Stellenanzeige unbedingt vermieden werden.

len. Der Arbeitgeber habe deshalb auch regelmäßig noch ein Auskunftsanspruch gegenüber dem Arbeitnehmer auf Mitteilung, welche Unterlagen er noch in seinem Besitz habe, gleich, ob im Original, in Kopie, als EDVDateien oder in sonstiger Speicherung. Mit dieser Rechtsprechung bestätigt das BAG erfreulicherweise die bereits bestehende Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zum Thema.

Kai-Uwe Götz

Der Bundesrat hat dem Neunten Gesetz zur Änderung des Gemeindefinanzreformgesetzes, das in seiner Entwurfsfassung noch keine steuerlichen Vorschriften enthielt, Ende März zugestimmt. Im Zuge der Beratungen im Finanzausschuss des Deutschen Bundestags wurden dem Gesetz drei steuerliche Änderungen angehängt. Eine davon ist die steuerfreie Überlassung von Smartphones und Software. Hier wurde § 3 Nr. 45 des Einkommensteuergesetzes neu gefasst. Bisher war die Überlassung eines betrieblichen PC an den Arbeitnehmer zu dessen teilweiser privater Nutzung steuerfrei und damit auch die Überlassung von Software, allerdings nur, wenn sie auf dem betrieblichen PC installiert war, den der Arbeitnehmer privat nutzen durfte. Nunmehr fallen unter die Vorschrift allgemein „Datenverarbeitungsgeräte“ und damit auch Smartphones und Tablets sowie die System- und Anwendungsprogramme, die der Arbeitgeber auch in seinem Betrieb einsetzt und der Arbeitnehmer auf seinem privaten Rechner installiert und nutzt. Die Maiausgabe befindet sich im geschlossenen Mitgliederbereich der Internetseite von Südwesttextil und kann dort als pdf-Datei heruntergeladen werden.


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Technik + Umwelt

Leichtbau muss gebündelt werden Expertengespräch in der Villa Reitzenstein „Es wird Zeit für eine Bestandsaufnahme.“ Mit diesen Worten begrüßte Prof. Dr. Heinrich Planck, stv. Vorsitzender der AFBW, die Teilnehmer zum Kamingespräch zum Thema Leichtbau in der Villa Reizenstein. Gemeinsam hatten die Koordinierungsstelle für Leichtbau und die AFBW – Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg – zum Meinungsaustausch eingeladen. Prof. Dr. Claus Eiselstein, Ministerialdirigent im Staatsministerium Baden-Württemberg, betonte das Engagement des Landes im Leichtbau und die hervorragenden Kompetenzen in Industrie und Forschung. Energie- und Ressourceneffizienz werden zunehmend bestimmende Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit des produzierenden Gewerbes. Vor allem im Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau, der Medizintechnik, der Luft- und Raumfahrt, der Textilindustrie sowie der Bauindustrie wird der Leichtbau als eine bedeutende Zukunftstechnolo-

gie gesehen, stellte Prof. Dr. Heinz Voggenreiter, Direktor, Institut für Bauweisen- und Kon-

Strukturwandel einher, der Veränderungen für die Großindustrie, aber auch für kleine und mit-

Leichtbau bietet ein großes Potenzial.

struktionsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, in seiner einführenden Moderation dar. Welche Lösungen sind notwendig und welchen Beitrag kann der Leichtbau leisten? Fragen, die die baden-württembergischen Experten aus Politik, Industrie und Wissenschaft zu beantworten suchten. Mit dem vermehrten Einsatz von Leichtbautechnologien gehe ein

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telständische Unternehmen und die Arbeitskräfte mit sich bringe. Völlig neue Technologien müssten bei Konstruktion, Fertigungstechnik oder Recycling eingesetzt werden. Viele der heutigen Fachkräfte könnten die Anforderungen dieses technologischen Wandels noch nicht erfüllen. Die kleine und mittelständische Industrie müsse animiert und unterstützt und die Chancen

dieser Querschnittstechnologie genutzt werden. Das Resümee des Abends: Um Leichtbauwerkstoffe und -technologien in bezahlbaren und kundenorientierten Produkten umsetzen zu können, müsse die interdisziplinäre Verzahnung innerhalb der komplexen Prozesskette vorangetrieben werden. So könnten die vorhandenen Kompetenzen und Infrastrukturen optimal genutzt werden. Gleiches gelte für die vorhandenen Netzwerke und Verbände. „Ein unglaubliches Potenzial im Leichtbau für den Südwesten“ sieht Günther Leßnerkraus, Ministerialdirigent im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft. Das Land habe beste Voraussetzungen um diese Zukunftstechnologie voranzutreiben. BadenWürttemberg müsse allerdings aus dem „Leichtbau-Dschungel“ herauskommen und die Vielstimmigkeit müsse „ein Gesicht“ bekommen.

Christine Schneider

Hinweis

Technischer Ausschuss 14. Juni 2012 – Zwirnerei Untereggingen

Anmeldung: www.gesamtmasche.de/veranstaltungen

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Termine Denkendorfer Hochleistungs-Symposium Am 19. Juni lädt das ITCF Denkendorf zusammen mit der AFBW zum Denkendorfer Hochleistungsfaser-Symposium ein. Die Veranstaltung gibt einen Überblick über verschiedene Fasermaterialien, neue Matrixsysteme, unterschiedliche technische Anwendungen sowie Aspekte der Qualitätssicherung. Namhafte Referenten aus Wissenschaft und Wirtschaft zeigen das besondere Anwendungs- und Wertschöpfungspotenzial von Hochleistungsfasern und präsentieren aktuelle Forschungsergebnisse und Produktinnovationen. Anmeldung und weitere Infos unter www.itcf-denkendorf.de/symposium material meets design tbdc-Workshop Am 3. Juli veranstaltet die tbdc – textile bio-materials design challenge – in Stuttgart ihren ersten Workshop zum Thema „Nutzung von Biomaterialien in textilen Einsatzgebieten“. Gemeinsam werden interaktiv Projektideen entwickelt, Partner zusammengebracht und Finanzierungsmöglichkeiten vorgestellt. Weitere Informationen unter www.bio-pro.de Zulieferer Innovativ 2012 Am 4. Juli trifft sich zum 14. Mal die Automobilbranche beim BAIKA-Jahreskongress „Zulieferer Innovativ“ in der Saturn Arena in Ingolstadt. Hochkarätige Referenten von OEMs und Zulieferern berichten über ihre Markstrategien und geben Ausblicke für zukünftige Entwicklungen. Die Themen der parallelen Vortragsreihen sind: Interieur und Komfort, Innovationen in der Elektronik sowie Trends und Herausforderungen. Anmeldung und weitere Infos unter www.bayern-innovativ.de


Technik + Umwelt

Südwesttext

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Mehr Komfort durch Geräuschdämpfung Neue Prüfmethoden zur Untersuchung akustischer und aero-akustischer Eigenschaften textiler Materialien Inwieweit ein textiles Material schalldämpfend wirkt und welche Geräusche andererseits durchströmender Wind verursacht, lässt sich seit kurzem mit Hilfe akustischer Prüfstände an den Hohenstein Instituten in Bönnigheim untersuchen. Die Wissenschaftler um das Team von Dr. Jan Beringer haben in Zusammenarbeit mit der Hochschule Reutlingen und der Südwesttextilmitgliedsfirma Rökona Textilwerk GmbH in Tübingen, Hersteller von technischen Textilen für die Automobilbranche, innovative Prüfmethoden zur Untersuchung akustischer und aeroakustischer Eigenschaften textiler Materialien entwickelt. Lärm gehört heute in vielen Lebensbereichen zum Alltag und stellt zunehmend eine Belastung

Die neue akustische Prüfung zeigt, wie viel Schall das menschlichen Ohr, trotz schalldämpfender Textilien wahrnimmt. Foto: ©Hohenstein/Fotolia

dar: Neben negativen Auswirkungen auf das Nervensystem setzt er laut Studien die Konzentrationsfähigkeit um rund 20 bis 30 Prozent herab, senkt die Arbeitsleistung, erhöht das Unfallrisiko und vermindert vor allem auch das Komfortempfinden. Bereits Geräusche ab 40 Dezibel, die ungefähr

leiser Radiomusik entsprechen, können diese negativen Auswirkungen mit sich bringen. Deshalb erfreuen sich in vielen Bereichen, bei denen Geräusche als unangenehm und störend empfunden werden, schalldämmende textile Materialien zunehmender Beliebtheit – vor allem in

der Innenarchitektur und der Automobilindustrie. So sind schalldämmende Decken, Trennwände, Fußböden und Möbeloberflächen in öffentlichen Einrichtungen, Großraumbüros und Messehallen sowie technische Textilien in der Innenraumverkleidung von Fahrzeugen effektive Maßnahmen, akustischen Störungen entgegenzuwirken. Bei der akustischen Prüfung der Hohenstein Institute werden unterschiedliche textile Materialien mit dem Akustikmessgerät untersucht. Der zu überprüfende Stoff wird in einem Probenhalter zwischen Lautsprecher und Mess-Mikrofon eingespannt. Ein großer Vorteil ist hierbei die kleine Mustergröße: Stoffproben mit den Abmessungen 10 x 10 cm sind bereits ausreichend. Im

Frequenzspektrum von 200 – 20 000 Hz wird gemessen, in welchem Umfang (Dezibel) der Stoff das vom Lautsprecher ausgesendete Signal abschwächt bzw. dämpft. Bei der aero-akustischen Prüfung werden die Frequenzspektren der oftmals störenden Nebengeräusche luftdurchströmter Textilien ermittelt. Es können Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h simuliert werden. Neben der Erfassung aero-akustischer Eigenschaften textiler Stoffe lassen sich ortsaufgelöst die Ursachen der Entstehung von Strömungsgeräuschen ermitteln. Mit diesem Wissen können die eingesetzten Textilien und Bauteile zusätzlich optimiert werden.

Simone Diebold

Textil und Zukunft – Studie zum Sonderpreis erhältlich

Gewebe von A-Z: fundiert und aktuell

Die Bayern Innovativ GmbH hat in Zusammenarbeit mit unserem bayerischen Schwesterverband eine aktuelle Situationsanalyse der heimischen Textilindustrie erstellt. Darin werden ihre künftigen Potenziale für Marktchancen in Wachstumsregionen der Welt und für technologische Weiterentwicklungen besonders bei technischen Textilien in unterschiedlichsten Bereichen vom Automobilbau über Bau und Architektur bis hin zu Schutz, Sport und Medizintechnik aufgezeigt. Eine intensive Recherche der Fach- und Wirtschaftspresse und ausführliche Interviews mit Repräsentanten führender Firmen und Institute bilden die Informationsbasis. Mitglieder von Südwesttextil können die Studie zum Sonderpreis von 180 Euro (Normalpreis 260 Euro) über Südwesttextil bestellen (klaeger@suedwesttextil.de).

Das Textilgeschäft erfordert ein großes Fachwissen aus verschiedenen Segmenten. Den täglichen Umgang mit textilen Produkten unterstützen kann das Nachschlagewerk von Thomas Meyer zur Capellen. Der Fachbuchautor erläutert in der vierten, völlig überarbeiteten Auflage seines Buches „Lexikon der Gewebe: Technik - Bindungen - Handelsnamen“ auf 442 Seiten das komplette Grundlagenwissen zu Geweben. Dazu gehören die Handelsbezeichnungen textiler Gewebe, die Erläuterung der textilen Rohstoffe, die Darstellung der Gewebekonstruktion (fabric construction) und deren Bedeutung für den Markt. Außerdem erläutert der Autor die Färbe- und Druckverfahren und die hierfür verwendeten Farbstoffe. Neben den klassischen Handels- und Qualitätsbezeichnungen wurden zudem aktuelle Begriffe aus der Mode aufgenommen und kurz, aber prägnant dargestellt. Darüber hinaus steht dem Leser ein umfangreiches englisch-deutsches Fachwörterverzeichnis im Anhang zur Verfügung. Zahlreiche Abbildungen der Gewebe, Druck- und Veredlungsmaschinen sowie Grafiken und Tabellen komplettieren das Lexikon. Deutscher Fachverlag, ISBN 978- www.dfv-fachbuch.de 3-86641-258-3 – Preis 98,00 €

www.bayern-innovativ.de/textilstudie2012


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Zu guter Letzt

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Südwesttext

Meilenwerk: Impressionen der Jahresversammlung

Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.

Zitat

Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie – Südwesttextil e.V. Kernerstraße 59 70182 Stuttgart Postfach 10 50 22 70044 Stuttgart Telefon: +49 711 21050-0 Telefax: +49 711 233718 Internet: www.suedwesttextil.de Präsident Georg Saint-Denis Hauptgeschäftsführer Dr. Markus H. Ostrop Verantwortlich für Inhalt und Layout: Simone Diebold Gestaltung: www.die-wegmeister.com Druck: Gress-Druck GmbH, Fellbach Auflage: 900

Bildnachweis Von links nach rechts: Thomas Diels (Gütermann), Stephan Schulz (Schatzmeister Südwesttextil), Dr. Wolf-Rüdiger Baumann (Hauptgeschäftsführer Gesamtverband t+m), Dr. Markus H. Ostrop (Hauptgeschäftsführer Südwesttextil), Prof. Dr. Kurt Biedenkopf (ehemaliger Ministerpräsident von Sachsen), Georg Saint-Denis (Präsident Südwesttextil), Manfred Bickel (TVS Textilverband Schweiz), Heinz Horn (Präsident Gesamtmasche), Donata Apelt-Ihling (Vizepräsidentin Südwesttextil), Carina Ammann (Isco-Textilwerk), Michael Georgii (Zweigart & Sawitzki), Dr. Manfred Kroneberg (Dommer Stuttgarter Fahnenfabrik),Tobias Wald (CDU-Landtagsabgeordneter), Dr. Hans-Ulrich Rülke (FDP-Fraktionsvorsitzender), Hans Digel (Vizepräsident Südwesttextil), Ingo Sartoris (Triumph International), Jürgen Moll (Triumph International), Marion J. Johannsen (Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände), Roland Stelzer (Gebr. Elmer & Zweifel), Werner Ritzi Weitere Impressionen unter www.suedwesttextil.de

„Die Vorstellung, die Politik werde das richten, ist eine gefährliche Illusion.“ Kurt Biedenkopf am 24. April in Böblingen über das notwendige Engagement der Zivilgesellschaft.


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