Südwesttext August 2016

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SÜDWESTTEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie Herausgegeben von Südwesttextil

www.suedwesttextil.de

August 2016 | Nr. 105

Themen Verband + Industrie Jahrhundert-Jubilare Seite 6 + 7 Recht + Steuern Arbeiten im Home Office Seite 8

Jahrespressekonferenz 2016

Technik + Umwelt Innovationen rund um die Faser Seite 11

Medienecho Seite 3

Textiler trotzen den Risiken

Südwesttextil betont Zukunftschancen und fordert Systemwechsel in Energiewende

Die Journalisten zeigten großes Interesse für die Textilbranche. Fotos: Südwesttextil

Zufrieden und zuversichtlich zeigt sich die Mehrheit der badenwürttembergischen Textil- und

Bekleidungsindustrie. Sowohl die Auslastung als auch die Erträge sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Geschäftsklimaindex des Wirtschafts- und Arbeitgeberverbands Südwesttextil hervor, der auf der Jahrespressekonferenz am 12. Juli in Stuttgart von Verbandspräsident Bodo Th. Bölzle vorgestellt wurde. So beurteilen die Hersteller von Garnen, Stoffen, Mode, Textilien für den Wohn- und Schlafbereich sowie von technischen Textilien

für die Auto-, Medizin- oder auch Luftfahrtindustrie ihre derzeitige Lage und auch die Aussichten für die nächsten Monate besser als noch vor einem Jahr. Nach einem guten ersten Quartal 2016 mit einem Index von 15,00 Punkten hat sich das Geschäftsklima in der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie in den Monaten April, Mai und Juni mit 14,94 Punkten solide gehalten. Das drückt sich auch in der EinFortsetzung Seite 2

Internationalisierungsstudie „Technische Textilien“ Die Globalisierung bedeutet für den Mittelstand verstär- textilen Wertschöpfungsketten im Land tiefergehend zu kten Wettbewerbsdruck, aber auch Chancen für neue analysieren. Darüber hinaus sollen die internationalen geGeschäftsfelder und Märkte. Internationalisierungsstra- ografischen Anwendungsmärkte für technische Textilien tegien erfordern Zahlenmateund faserbasierte Werkstoffe rial, diese sind bei technischen »Unsere Branche, die mit lokalisiert und quantifiziert werden. Daraus sollen konTextilien jedoch Mangelware. cleveren Ideen ein FortDas wollen die Allianz Faserkrete Handlungsempfehlungen schrittmacher ist, freut basierte Werkstoffe Badenim Rahmen einer nachhaltigen Württemberg (AFBW) und sich über die Förderung.« Internationalisierungsstrategie Südwesttextil ändern. Das entwickelt werden. Die Studie, Christoph Larsén-Mattes, Vorsitzender der AFBW Ministerium für Wirtschaft, die noch in diesem Jahr fertig Arbeit und Wohnungsbau Bagestellt wird, dient den Unden-Württemberg hat die Wichtigkeit erkannt und för- ternehmen als strategische Entscheidungshilfe bei der dert die Erstellung einer Internationalisierungsstudie mit Erschließung ausländischer Märkte. 48 000 Euro. Ziel der Studie ist es, den Status-Quo der Christine Schneider

Zahl des Monats „Normen sind die Sprache des Welthandels“, sagt das Deutsche Institut für Normung (DIN), denn sie vereinfachen den Warenverkehr, erhöhen den Umsatz und sparen Kosten. Laut einer Studie der TU Dresden und des Fraunhofer Instituts in Karlsruhe liegt der Nutzen bei 17 Milliarden Euro im Jahr. Kindersitze, Papier, Implantate, Aufzüge oder Schutzkleidung: 400 DINMitarbeiter sorgen mit 33 000 Normen für Ordnung. Nach fünf Jahren kommt jede auf den Prüfstand. Eine ganz positive Entwicklung gibt es für Ladekabel von Handys, Tablets und Smartphones: Ab 2017 schreibt die EU einheitliche Anschlüsse vor – das Ende eines großen Kabelsalats. Was halten davon wohl die Briten?

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Azubitag 25. Oktober 2016 Exklusiv für die Auszubildenden seiner Mitgliedsunternehmen bietet Südwesttextil eine Exkursion zu den DITF Denkendorf an. Die Auszubildenden sollen an diesem Tag einen Einblick in die Zukunft der Textil- und Bekleidungsindustrie bekommen. Der Blick über den Tellerrand wird durch Vorträge, Experimente und die Führung durch das Forschungsinstitut ermöglicht. Der Azubitag wird am 25. Oktober stattfinden. Die Einladung wird nach den Sommerferien versandt.


Fortsetzung von Seite 1

Zeitraum mit 1,2 Prozent über der des Vorjahres. Hier tut sich besonders die Textilindustrie mit 10,3 Prozent hervor, hingegen schwächelt die Bekleidungsindustrie mit minus 5,9 Prozent. Doch erste Erholungen werden sichtbar, deswegen geht der Verband für 2016 von einer zweiprozentigen Erhöhung des Branchenumsatzes aus. Dieser lag im letzten Jahr insgesamt bei 7,37 Mrd. Euro. „Es ist erstaunlich, wie sich unsere Unternehmen in einer Welt der Sorgen und Risiken, in Zeiten von Brexit und Terror behaupten“, so Bölzle. Alles andere als hilfreich seien dabei neue Gesetzesvorhaben, die die Wirtschaft belasten. Als Beispiele nannte er das geplante Klimaschutzpaket oder ein Gesetz zur Entgeltgleichheit. „Die angeb-

Geschäftslage Erwartungen

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02/13

-9,96

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Textiler trotzen den Risiken schätzung der aktuellen Lage aus. 60 Prozent der befragten Unternehmen beurteilen ihre Kapazitätsauslastung als gut. Das sind 13 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Auch die Ertragslage der Unternehmen hat sich wieder gefestigt: 15 Prozent bewerten sie mit „gut“, 67 Prozent sind mit ihr zufrieden. Nur knapp ein Fünftel sehen sie kritisch. Das sah im letzten Jahr noch anders aus. Da beurteilten sie 40 Prozent der Unternehmen als schlecht. Die Ergebnisse des Geschäftsklimaindex spiegeln sich auch in der amtlichen Statistik wieder. So fand in der Industrie in den ersten fünf Monaten ein minimaler Beschäftigungsaufbau von 0,2 Prozent statt, der hauptsächlich durch die Bekleidungsbranche mit 0,6 Prozent getragen wurde. Auch die Umsatzentwicklung liegt für diesen

Geschäftslage aktuelle Beurteilung

SüdwesttextilGeschäftsklimaindex

Quartal

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liche Lohndifferenz von 8,89 22 Prozent 02/15 9,68 10,48 zwischen Frauen0,71 ist 03/15Männern -2,59 und-5,83 04/15 Unfug. 21,52 Dabei 22,37 werden 20,68 statistischer 01/16 15,00 16,67 13,35 Äpfel mit Birnen verglichen, näm02/16 14,94 16,99 12,91

Der Südwesttextil-Geschäftsklimaindex basiert auf einer vierteljährlichen Befragung der rund 200 Textilund Bekleidungsunternehmen des Verbandes. Zu ihnen gehören Spinnereien, Webereien und Textilveredlungsbetriebe ebenso wie Hersteller TechnischeIn Kürze Textilien - und Bekleidungshersteller. Die Durchschnittliche Betriebsgröße beträgt 120 MitName der TIV geändert: Südwestarbeiter je Unternehmen.

Eine wesentliche Entlastung fordert Südwesttextil bei den Energiekosten. Nach einer aktuellen Mitglieder-Umfrage wie sie die

Nach einem guten ersten Quartal 2016 mit einem Index von 15,00 Punkten hat sich das Geschäftsklima in der baden-württembergischen Textil- und Bekleidungsindustrie in den Monaten April, Mai und Juni mit 14,94 Punkten solide gehalten.

lich alle erwerbstätigen Männer mit allen erwerbstätigen Frauen. Die Unterschiede resultieren fast

gänzlich aus familienbedingten Auszeiten und Teilzeittätigkeiten sowie den unterschiedlichen Berufswahlverhalten von Männern und Frauen.“ Hier müsse man ansetzen, so Bölzle. Der Rest sei ein Bürokratiemonster, das zur Unzeit komme: „Uns stehen entscheidende Jahre für den Industriestandort Deutschland bevor. Die Politik hat es in der Hand, ob wir unsere großen Chancen nutzen können oder ob der spürbare Innovationsboom ausgebremst wird.“ Südwesttextil habe viele Mitglieder, die neue Produkte entwickeln, neue Märkte erobern, in die Automobil- oder Baubranche liefern, erfolgreich Nischen besetzen oder auf Trendthemen wie Nachhaltigkeit setzen. „Diese Lust auf Zukunft müssen wir lebendig halten.“

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Relevanz der politischen Ereignisse für ihr Unternehmen einschätzen, halten 32,1 Prozent der befragten

Südwesttextil-Mitglieder das Thema „Energiewende“ für das bedeutendste Thema. Die Kosten seien nicht länger tragbar, weder für Unternehmen noch für Verbraucher. Strom sei in Deutschland allein wegen der stetig steigenden EEGUmlage teurer als in den meisten anderen Industrieländern. Das sei ein erheblicher Wettbewerbsnachteil für die deutsche Industrie. „Wir müssen weg von der EEG-Umlage, hin zur Steuerfinanzierung“, so Bölzle. Daher habe man auf Bundesebene mit fünf anderen Branchenverbänden das „Bündnis faire Energiewende“ gegründet, um mit Blick auf die nächste Bundestagswahl für einen Systemwechsel bei der Finanzierung der Energiewende zu werben. www.suedwesttextil.de

textil hat seine „TIV Dienstleistungs GmbH“ umbenannt: Seit April firmiert sie unter „Südwesttextil Service GmbH“. Der Verband bittet, dies bei künftigen Zahlungen zu beachten.

Das Südwesttextil-Mitglied Mattes & Ammann in Meßstetten-Tieringen kann ab sofort in seinem nach ISO/ IEC 17025 akkreditierten Prüflaboratorium – das erste eines reinen Meterwarenlieferanten – Prüfungen in folgenden Bereichen durchführen: Physikalisch-technologische Prüfung, Bestimmung des Brennverhaltens und der Farbechtheit zur Ermittlung der Materialeigenschaften von Textilien und textilen Erzeugnissen. Seite 1 Geschäftsführer Christoph LarsénMattes ist stolz, dass das Projekt, an dem sein Team fast zwei Jahre gearbeitet hat, so erfolgreich zum Abschluss gekommen ist: „Unser Ziel ist es, immer einen Schritt voraus zu sein. Gleichzeitig muss die Investition auch kommerziell gelingen. Da unser neues Labor auch Fremdprüfungen ausführen darf, rechnet sich der Vorgang. Wir freuen uns über jeden erteilten Auftrag.“ Onlineshoppen ist einfach – mit wenigen Klicks ist das gewünschte Produkt bestellt. Bei Sendungen aus einem Nicht-EU-Land muss die bestellte Ware jedoch durch den Zoll. Die neue App „Zoll und Post“ hilft: Sie informiert über gesetzliche Bestimmungen, berechnet mit dem integrierten Abgabenrechner die voraussichtlichen Einfuhrabgaben, liefert wichtige Informationen rund um die Einfuhr im internationalen Postverkehr und warnt vor Produkten, die gefährlich oder verboten sind. Denn oft handelt es sich bei den besonders günstigen Angeboten um gefälschte und teils minderwertige Billigprodukte. Bei der Einfuhr von Waren aus einem Nicht-EU-Land fällt ab einem Sendungswert von 22 Euro grundsätzlich die Einfuhrumsatzsteuer an. Ab 150 Euro kann, abhängig von der Ware, Zoll hinzukommen. Die neue App „Zoll und Post“ ist ab sofort kostenlos im Apple App Store und im Google Play Store verfügbar.


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Verband + Industrie  3

Medienecho Jahrespressekonferenz vom 12. Juli – Auszüge der Reaktionen der regionalen Tagespresse

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ie Stromkosten für Unternehmen seien nicht länger tragbar, schimpfte Bodo Bölzle am gestrigen Dienstag. „Strom ist hierzulande allein wegen der stetig steigenden EEG-Umlage teurer als in den meisten anderen Industrieländern“, betonte der Präsident des Verbands Südwesttextil bei der Jahrespressekonferenz in Stuttgart. Dadurch entstehe ein Wettbewerbsnachteil für die deutsche Industrie, der sich auch auf die Bekleidungs- und Textilbranche auswirke. Südwesttextil fordert deshalb ein Umdenken: Das Erneuerbare-EnergieGesetz (EEG) des Bundes soll durch eine Steuerfinanzierung ersetzt werden – um das zu erreichen, hat Südwesttextil über seinen Dachverband auf Bundesebene gemeinsam mit fünf weiteren Gemeinschaften das „Bündnis faire Energiewende“ ins Leben gerufen. „Noch gibt es eine Akzeptanz für die Energiewende“, erklärte auch SüdwesttextilHauptgeschäftsführer Peter Haas. „Diese wird aber geringer, wenn die Kosten ungerecht verteilt werden.“

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ohe Energiekosten werden für die Textilbranche im Südwesten zu einem größeren Problem. Klimaschutzpläne der Bundesregierung und damit verbunden höhere Energiepreise gingen zulasten der Wettbewerbsfähigkeit, sagte Präsident des Verbandes Südwesttextil, Bodo Bölzle, in Stuttgart. In einer Firma im Südwesten, deren Namen er nicht nennen wollte, gebe es daher „Abwanderungsszenarien“. In der Bevölkerung sei die Energiewende zwar akzeptiert, ergänzte Verbands-Hauptgeschäftsführer Peter Haas. „Aber diese Akzeptanz wird weniger, weil zunehmend gespürt wird, dass eigentlich eine ungerechte Kostenverteilung da ist.“

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extil aus Baden-Württemberg ist der Stoff, aus dem die Zukunft ist. Wer so selbstbewusst wirbt, dem kann eigentlich nicht bange sein. Und tatsächlich verbreitet der Präsident des Verbandes Südwesttextil, Bodo Bölzle, gestern in Stuttgart gute Stimmung bei der Vorstellung des aktuellen Geschäftsklimaindex. Die Mehrheit der rund 200 Mitglieder des Branchenverbands jedenfalls beurteilen ihre wirtschaftliche Lage und die Aussichten „deutlich besser als noch vor einem Jahr“, so Bölzle. Das zeigt sich schon allein an der Beschäftigungslage. 25 Prozent der befragten Unternehmen wollen mehr Personal einstellen, im vergangenen Jahr wollten das nur sieben Prozent. „Aber das Personal müssen Sie erst einmal finden. Das ist unser größstes Problem“, gibt Bodo Bölzle zu bedenken. Der Chef von Amann & Söhne GmbH & Co. KG, Fadenhersteller aus Bönnigheim, spricht von Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen. „Wir haben generell ein Image-Problem. Die Textilbranche gilt als angestaubt.“ Für Ausbildungsberufe wie etwa Färber gebe es kaum Lehrlinge.

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nergieintensive Industrien werden zwar teils befreit von der EEG-Umlage, damit deren Firmen im globalen Wettbewerb bestehen können. Die Textilbranche kommt nach Darstellung des Verbandes aber kaum in den Genuss dieser Befreiun­gen. ,,Auch in Zukunft werden ( ... ) voraus­sichtlich mehr als 90 Prozent der Unternehmen die volle EEG­-Umlage zahlen müssen“, so Bölzle. Die werde in den kommenden Jahren um zwei bis drei Cent steigen. Der Staat sollte mit seinem Haushalt die Lasten tragen und nicht der Verbraucher, fordert Südwesttextil gemeinsam mit anderen Industrieverbänden, etwa dem Keramikindustrie-Verband (BVKI).

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on der Metallbranche im Norden an die Spitze der badenwürttembergischen Textilindustrie: Peter Haas wechselte von Hamburg nach Stuttgart und damit auch von einer Vorzeigebranche zu einem längst totgesagten Industriezweig. Doch der neue Hauptgeschäftsführer von Südwesttextil glaubt an die Wiedergeburt der Textilproduktion und wirbt für ein „Textile Valley“. „Besonders bei den technischen Textilien, da sind wir stark. Die haben eine Art Wiedergeburt der Branche eingeleitet. In Baden-Württemberg sitzt zum Beispiel der Weltmarktführer für Airbags. Wir sind Lieferanten für die Automobilindustrie und die Luftfahrt. Viele Autoteile können aus Carbonfasern gefertigt werden und sind somit leichter. Oft gilt: Textil ist das neue Metall. Textile Fasern werden auch im Bau, in der Medizin oder für moderne Arbeitsschutz-und Sportbekleidung eingesetzt.“

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ie Textilbranche im Südwesten ist guter Dinge. ,,Die Unter­ nehmen beurteilen ihre Lage und Aus­sichten deutlich besser als vor einem Jahr“, sagte der Präsident des Verban­des Südwesttextil, Bodo Bölzle, in Stutt­gart und bezog sich dabei auf eine Bran­chenUmfrage. Die Geschäfte der etwa 200 Mitgliedsfirmen seien im vergan­ genen halben Jahr insgesamt „zufrie­denstellend bis gut“ verlaufen. Die Er­wartungen bis Jahresende seien positiv. Sorgen machen der Branche aber stei­gende Energiekosten. Die Textilbranche im Südwesten hat 24 000 Mitarbeiter, zu den Firmen zählen das Modeunterneh­men Hugo Boss und der Wundverband­hersteller Hartmann.


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gl. MwSt. gl. MwSt.

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Studie zu Fairtrade-Produkten Hochschule Reutlingen untersucht Einfluss auf Käufer Die Hochschule Reutlingen hat eine Studie durchgeführt und veröffentlicht, die den Einfluss von FairtradeLabeln auf das Kaufverhalten beim Einkauf von modischer Kleidung untersuchte. Für diese Studie wurde der deutsche Einzelhändler Adler Modemärkte AG ausgesucht, da Adler eines der ersten deutschen Modegeschäfte war, das bereits 2010 mit dem Verkauf von FairtradeProdukten begonnen hatte. Ziel der Umfrage war es, die Einflüsse des Fairtrade-Siegels auf Adler-Kundinnen festzustellen und das Kundenwissen über Fairtrade zu erfassen sowie festzuhalten, ob dieses Wissen als wichtiger Faktor für die ethische Käuferin einzuschätzen ist. Ausgewertet wurden hierzu 127 Kundinnen-Befragungen der deutschen Adler Modemärkte sowie weitere 1 712 korrekt ausgefüllte Online-Fragenbogen. „Es konnte gezeigt werden, dass die Käuferinnen kein fundiertes Wissen über Fairtrade haben, jedoch spiegelt der unerwartet hohe Stand des Kundenwissens über Fairtrade-Zertifizierungen das allgemeine Interesse an dem Thema wieder“, stellt Professor Jochen Strähle fest. Die Befragung Seminarleitung zeigt zudem, „dass Kundinnen den Boris Behringer Einfluss und die Ausdehnung von Veranstaltungsort Forum am Schlosspark Fairtrade überschätzen, was auf die Schubartsaal Stuttgarter Str. 33 ∙ 71638 Verwirrung derLudwigsburg Käuferinnen angesichts der Siegelvielfalt am Markt Anfahrt: www.forum.ludwigsburg.de hinweist“, so Strähle. Veranstalter Südwesttextil Service GmbH Ziel der Studie war Ein weiteres Kernerstraße 59 ∙ 70182 Stuttgart Telefon: +49 711 21050 - 0 es, Modegeschäften Empfehlungen Telefax: +49 711 233718 im Sinne der Aufklärung über den In Kooperation mit Südwesttextil e.V. fairen Handel zu geben. Angesichts dieser Hauptergebnisse und des geringen Prozentsatzes der Befragten, denen bewusst war, dass Fairtrade-

Produkte angeboten werden, ist es dem Handel zu empfehlen, entweder ihre Fairtrade-Produkte besser zu bewerben oder sie ganz aus dem Sortiment zu nehmen. Die Hochschule Reutlingen forscht derzeit in mehreren geförderten Projekten zur Zukunft der Textilindustrie. Zu diesem Thema wurden bereits mehrere Studien veröffentlicht, beispielsweise zur Wirkungsweise nachhaltiger Kommunikation oder zur Möglichkeit, Smartphone-Apps zur Informationsbeschaffung zu nutzen. www.td.reutlingen-university.de

Die Studie gibt es auf Anfrage bei: Simone Löffler Fakultät Textil & Design Hochschule Reutlingen E-Mail: Simone.Loeffler@Reutlingen-University.DE

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CSR-Projekt für Mittelständler

Um CSR geht es auch in einem Projekt der europäischen Sozialpartner Euratex (Arbeitgeber) und IndustrieALL (Gewerkschaft), das Mittelständlern helfen soll, ihre Risiken in ihrer Lieferkette zu analysieren. Dazu wurde ein Online-Tool programmiert, das Carina Ammann (2.v.l.), Geschäftsführerin des Stuttgarter ISCO-Textilwerks und der Wäschemarke Ammann, jetzt in der Pilotphase als eine der ersten testen konnte. Dabei muss das Unternehmen Fragen zu den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsbeziehungen, Umweltschutz, Compliance und Verbraucherthemen beantworten, vor allem zum Umgang der eigenen Lieferanten mit den Themen und eventuellen Kontrollmechanismen. Am Ende wird ein Risikolevel berechnet und das Programm schlägt Maßnahmen zur Verbesserung vor. Die jetzt gesammelten Erfahrungen mit den Testunternehmen sollen helfen, das Projekt zur Marktreife zu führen.

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Nationales und internationales Vertragsund Produkthaftungsmanagement 29. September 2016, Forum am Schlosspark, Ludwigsburg

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taltungen

4  Verband + Industrie

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Neues aus dem Südwesttextil-Juristen-Team Rechtsanwältin Lydia Knapp ist ab November im Juristen-Team von Südwesttextil. Die Fachanwältin für Arbeitsrecht mit einem Master of Laws Abschluss war seit ihrem Studium in Tübingen bei zwei Kanzleien mit den Schwerpunkten individuelles und kollektives Arbeitsrecht, Wirtschaftsrecht sowie Vertrags-, Wettbewerbs- und Versicherungsrecht tätig. Lydia Knapp Herzlich willkommen.

Nathan Binkowski hat ab 1. Juli in der Rechtsabteilung von Südwesttextil als Nachfolger von Kai-Uwe Götz den Schwerpunkt Tarifpolitik und Tarifrecht übernommen. Der erfahrene Südwesttextiler, der viele Mitglieder und ihre Themen und Bedürfnisse kennt, hat sich in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet. Herzlichen Glückwunsch zu dieser verantwortungsvollen Aufgabe. Nathan Binkowski


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„Texklusiv“: Neue Workshops für Führungskräfte Auf Schloss Haigerloch fand die Premiere des Chef-Trainings statt bundesweit bekannt geworden, gab wertvolle Tipps für eine zielführende und konfliktlösende Kommunikation mit Arbeitnehmern und ihren Vertretern. In praktischen Übungen wurde analysiert, wie Eskalationen entstehen, aber auch vermieden werden können.

Südwesttextil wird diese Reihe mit weiteren Formaten fortsetzen, angedacht sind Themen wie Krisenmanagement und Verhandlungstaktik.

Peter Haas

Auszeit von Büro und Meetings beim Südwesttextil-Workshop „Konflikt & Konsens“.

Wie gelingt eine erfolgreiche Kommunikation mit Betriebsrat und Belegschaft? Viele Chefs und Personaler suchen nach praktikablen Seminarleitung Boris Behringer Antworten. Dabei half Südwesttextil Anfang Juni mit einem neuen SemiVeranstaltungsort Filharmonie Filderstadt narkonzept im exklusiven Rahmen: Tübinger Str. 40 ∙ 70794 Filderstadt Eingang Kulisse ImRestaurant malerischen Schloss Haigerloch Anfahrt: www.filharmoniefilderstadt.de auf der Schwäbischen Alb konnten Veranstalter neun Führungskräfte aus MitgliedsSüdwesttextil Service GmbH Kernerstraße 59 ∙ 70182 Stuttgart unternehmen eine Auszeit von Büro Telefon: +49 711 21050 - 0 und Meetings nehmen und mit Telefax: +49 711 233718 einem Coach der besonderen Art ihre Herausforderungen bearbeiten. Der ehemalige Opel-Betriebsratschef Klaus Franz, IG Metaller und in der Unternehmenskrise als „Mr. Opel“ In Kooperation mit VerTex und Südwesttextil e.V.

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Versicherungstag – Absicherung textiler Risiken 26. Oktober 2016, Filharmonie Filderstadt

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Verband + Industrie  5

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Bei Mitgliedern vor Ort

Im Dialog mit … Christian Rauch

Olymp-Chef Mark Bezner (li.) mit den Verbandsvertretern und dem Kaufmännischen Direktor Mathias Eggle.

Peter Haas und der Chef der Bundesagentur für Arbeit trafen sich in Stuttgart zu einem konstruktiven Austausch.

Antrittsbesuch im „Olymp“: Die Verbandsgeschäftsführer Peter Haas und Boris Behringer trafen vor kurzem auf die Firmenleitung des deutschen Marktführers für Herrenoberhemden. Mit dem gesamten Sortiment, darunter auch Krawatten, Casuals und Strick, hat sich das BietigheimBissinger Familienunternehmen auf einen ungebrochenen Wachstumskurs gesetzt. 237 Millionen Umsatz machte das Unternehmen 2015, dem 64. Jahr seines Bestehens. Mark Bezner führt es in dritter Generation. Die Südwesttextil-Vertreter zeigten sich beeindruckt vom hochmodernen Lager, das – nach einer im Unternehmen entstandenen genialen Idee – durch seine Kombination aus Liege- und Hängewarentransport weltweit einzigartig ist. Nicht nur die Gebäudeinvestitionen beweisen den Zukunftsoptimismus: So betonte Mark Bezner die Bedeutung der Ausbildung im Unternehmen. Über 20 Azubis beschäftigt er in fünf produktionsnahen Berufsbildern, gerade werden wieder 10 neue Nachwuchskräfte gesucht.

Seit zwei Jahren ist Christian Rauch Baden-Württembergs „oberster Arbeitsvermittler“. Als Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit steht Rauch mehr als 8 000 Mitarbeitern in 19 Agenturen für Arbeit und ihren dazugehörigen Geschäftsstellen vor. Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas freute sich auf diesen Antrittsbesuch besonders: „Die Bundesagentur ist ein ganz wesentlicher Partner von Arbeitgeberverbänden. Wir teilen wichtige Aufgaben, beispielsweise in der Flüchtlingsintegration, der Nachwuchssicherung oder auch beim Thema Arbeit der Zukunft.“ So wie Rheinländer Haas, zuletzt in Hamburg, ist auch Rauch in der Republik herumgekommen: Der gebürtige Regensburger hat einen Großteil seiner Laufbahn in Ostdeutschland bestritten. Bis Ende 2007 hat er die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen geleitet und war vor seinem Wechsel nach Stuttgart Geschäftsführer in der Bundesagentur-Zentrale in Nürnberg.


6  Verband + Industrie

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Jahrhundert-Jubilare Zeugen der Industriegeschichte: Südwesttextil-Mitglieder feierten stolze Firmenjubiläen Zugegeben, der berühmteste Stern ist sicher der aus Untertürkheim. Aber es gibt noch eine Firma, die mit einem Stern weltbekannt wurde. Sie verwendete die besondere Form mit den Zacken als praktische Aufwicklung für Nähzwirn und machte das „GruschwitzSternchen“ zu ihrem Markenzeichen. Heute zählt das Südwesttextil-Mitglied zu den Marktführern im Bereich der technischen Zwirne und Garne. Jetzt feierte Gruschwitz sein 200-jähriges Jubiläum. Dabei fing alles mit einem Rausschmiss an: Weil der junge Johann David Gruschwitz sich nicht von einer Glaubensgemeinschaft lossagen wollte, setzte ihn sein Vater kurzerhand vor die Tür. So auf sich selbst gestellt, Gruschwitz nahm der junge Mann Textilwerke AG aus dem sächsischen Vogtland sein Schicksal in die Hand und arbeitete sich am Webstuhl seiner Gemeinde zum Meister empor, bevor er 1816 im Örtchen Neusalz an der Oder im heutigen Polen seine erste eigene Leinenzwirnerei gründete. Sie war die Keimzelle der Gruschwitz Textilwerke, die über die Jahrzehnte zu einem Weltunternehmen mit zeitweise 6 000 Beschäftigten wuchsen und deren Standort heute Die beiden Gruschwitz-Geschäftsfüherer Ditmar Schultschick und Klaus Gudat (v.l.) sind – kriegswirrenbedingt – über 700 stolz auf das 200-jährige Firmenbestehen. Fotos: Gruschwitz

Kilometer vom Gründungsort entfernt liegt: in Leutkirch im Allgäu. Dort feierte Gruschwitz jetzt mit Mitarbeitern und Freunden das 200-jährige Bestehen als ganz besonderes Fest. Eine Musik- und Theaterschule aus der Region hatte eigens für das Unternehmen und über seine Geschichte ein zweistündiges Firmenmusical geschrieben. Der Logistikbereich war gekonnt zur Showbühne umdekoriert worden – und die Vorführung wurde aufgelockert durch Talkrunden mit Nachfahren des Gründers und Vertretern der örtlichen Politik. Ein weiterer Höhepunkt war die Verteilung einer Firmenchronik, die über zwei Jahre lang aufwändigst von den Journalisten Hildegard Nagler und Raimund Haser (mittlerweile Landtagsabgeordneter) recherchiert wurde und die jetzt auch im Buchhandel erhältlich ist. Darin wird auch die Gegenwart dargestellt, darunter die breite Angebotspalette von Aramid-Garnen für Turboladerschläuche im Auto über Garne für medizinische Implantationsnetze, schusssichere Westen oder für die Herstellung von maritimen Seilen, die viel leichter und langlebiger sind als Stahlseile. Vorstand Ditmar Schultschick: „Diese breite Basis und die Ausrichtung auf Nischen und Spezialitäten sind der Grundstein unseres Erfolges.“

Ein Grund stolz zu sein – seit mittlerweile 200 Jahren kann sich die Firma Heinrich Otto & Söhne am Markt behaupten. Im April fanden die Feierlichkeiten zum Firmenjubiläum im Garten der Galerie der Stadt Wendlingen statt. Die Gästeliste: ein gesellschaftliches Who‑is‑Who. Der Familienbetrieb begann seine Textiltradition im frühen 19. Jahrhundert mit einer Baumwollspinnerei und war ein entscheidender Motor für die industrielle Entwicklung im Südwesten. Während noch im Jahre 1944 die Werkhallen des Unternehmens beschlagnahmt wurden, damit die Firma Daimler darin Schnellbootmotoren herstellen konnte, entwickelte sich

Firmenchef Dirk Otto freute sich über die Jubiläumsurkunde von Südwesttextil. Foto: HOS

200 Jahre

über diese zwei Jahrhunderte die Parallele zu einem anderen UnterHOS Anlagen und Beteiligungen nehmen mit gleichem Namen und GmbH & Co. mit drei Textilun- sagte: „Man ist fast versucht auszuternehmen an unterschiedlichen rufen: Otto: find‘ ich gut.“ Standorten. Wendlingens Bürgermeister Steffen Weige zeigte sich auf der Jubiläumsfeier von der nachhaltigen Prägung der Firma für die Stadt Wendlingen begeistert: Wasserkraft, die Werksfeuerwehr, der Wohnungsbau für die Mitarbeiter und Heinr. Otto & die Prägung eines ganzen Söhne Stadtviertels, noch heute erkennbar durch einige Straßennamen – all das ist auf die Firma Otto zurückzuführen. Landrat Heinz Eininger zog dagegen die

200 Jahre


Verband + Industrie  7

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125 Jahre Albert Ziegler GmbH & Co. KG

Mit fünf Flachwebstühlen und zehn Mitarbeitern gründete Albert Ziegler 1891 eine Firma zur Herstellung von Schläuchen und Schlauchpflegegeräten. 1953 baute Ziegler das erste Feuerwehrfahrzeug und stellte Feuerwehrschläuche aus Chemiefasern her. Im Laufe der Jahre umfasste die Produktpalette das gesamte Spektrum der Feuerwehrtechnik. Bis heute wurden in der Ziegler-Geschichte insgesamt mehr als 20 000 Feuerwehrfahrzeuge ausgeliefert und rund 60 Millionen Meter Schlauch produziert, womit sich eineinhalbmal die Erde umwickeln lassen würde. Im vergangenen Jahr wurden allein 650 Fahrzeuge weltweit ausgeliefert.

Geschäftsführer Youjun Luan: „Als Geschäftsführer für die Feuerwehr-Traditions-Marke Ziegler tätig zu sein, empfinde ich nicht nur als große Ehre, sondern vor allem auch als eine Herausforderung, der ich mich mit all meiner Kraft und meinem unternehmerischen Können gerne stelle.“ Fotos: Albert Ziegler

Während in früheren Jahren das Verhältnis Inland zu Export bei 60 zu 40 lag, so liegt der Exportanteil unterdessen bei rund 50 Prozent. Der Marktanteil von ZieglerFahrzeugen in Deutschland selbst liegt aktuell bei 35 Prozent. Im Vergleich zu früher ist die Firma zunehmend international ausgerichtet, vor allem der asiatische Raum gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies liegt vor allem daran, dass die Giengener Firma nach der Insolvenz 2011 im Jahr 2013 von dem chinesischen Großkonzern CIMC gekauft wurde. Auch in Zukunft scheint es mit der Firma weiter bergauf zu gehen: Im ersten Halbjahr lag der Umsatz bei bereits über 30 Millionen Euro über dem Wert zum selben Zeitpunkt im Vorjahr. Es wird dieses Jahr insgesamt ein Umsatz von 208 Millionen Euro angestrebt. Somit ist Ziegler mit seinen rund 1 200 Mitarbeitern, 125 Jahre nach Firmengründung, nicht nur ein international führender Anbieter von Feuerwehrfahrzeugen und feuerwehrtechnischem Zubehör, sondern auch Marktführer in Deutschland. Zur Jubiläumsfeier wurden 3 000 Gäste erwartet.

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Termin vormerken

Personalleiterkreis Um die Diskussion zu fördern und branchenspezifische Themen abbilden zu können, werden drei Arbeitskreise gebildet. Bitte melden Sie sich unter www.suedwesttextil.de/veranstaltungen, dick@suedwesttextil.de oder +49 711 21050 - 0 zu einem der folgenden Termine an:

Personalleiterkreis Bekleidung Wann: Gastgeber: Anfahrt:

Montag, 14. November 2016, 13.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr JOKER Jürgen Bernlöhr Industriestraße 32, 74357 Bönnigheim

Personalleiterkreis Südbaden Wann: Gastgeber: Anfahrt:

Dienstag, 22. November 2016,13.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr ZUE Zwirnerei Untereggingen Industriestrasse 1, 79805 Eggingen

Personalleiterkreis Textil Wann: Gastgeber: Anfahrt:

Donnerstag, 24. November 2016, 13.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr Albert Ziegler Memminger Str. 28, 89537 Giengen


8  Recht + Steuern

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Arbeiten im Home Office

Bei der Einrichtung müssen verschiedene rechtliche Gestaltungsmöglichkeiten berücksichtigt werden In Zeiten der Digitalisierung spielen neue Arbeitsformen eine immer größere Rolle. Oft wird dann auch der Wunsch auf die Einrichtung eines Home Office an den Arbeitgeber herangetragen. Auch für Unternehmen kann zumindest ein partielles Home Office eine gute Werbung für neue Mitarbeiter sein. Allerdings müssen bei der Einrichtung eines Home Office auch verschiedene rechtliche Gestaltungsmöglichkeiten und Grenzen gesehen und berücksichtigt werden. Zunächst ist besonders wichtig, dass der Arbeitsort nicht verbindlich vertraglich im Home Office, also zu Hause, vereinbart wird. Derartige fixe Vereinbarungen könnten nur bei dem Einverständnis des Mitarbeiters oder mit einer

wäre dann lediglich, ob die Tätigkeit am Betriebssitz zumutbar ist, was zum Beispiel bei einer übermäßig langen Reisezeit nicht der Fall wäre. Dies ist besonders wichtig, weil bei einer Tätigkeit von zu Hause ein

beitsschutzrecht auch an diesem Arbeitsplatz. Insbesondere gilt auch hier die Arbeitsstättenverordnung, oder die Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln. Außerdem ist der Arbeitgeber auch

Keine fixen Vereinbarungen hinsichtlich des Arbeitsorts kaum praktikablen Änderungskündigung wieder aufgehoben werden. Erfolgt hier keine verbindliche Festlegung des Arbeitsortes und ist darüber hinaus auch vorzugsweise eine Versetzungsklausel vorhanden, die einen flexiblen örtlichen Arbeitseinsatz zulässt, dann kann ein einmal gewährtes Home Office jederzeit wieder aufgehoben und verlangt werden, dass die Arbeitsleistung wieder am Betriebssitz erbracht wird. Zu berücksichtigen

Bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes ist zu berücksichtigen, dass die Anforderungen des Datenschutzgesetzes ausreichend gewährleistet werden. Foto: iStock.com/StockRocket

größeres Missbrauchsrisiko besteht, da die Kontrolle der Arbeitsleistung schwieriger ist. Wenn die vertragliche Regelung dann dementsprechend getroffen wurde, ist bei der Einrichtung des Home Office zu berücksichtigen, dass hier eine gewisse Verantwortlichkeit des Arbeitgebers besteht. Schließlich gilt das Ar-

Recht kompakt Geringfügige Beschäftigung Frage: Ist die zeitliche Geringfügigkeitsgrenze immer bei zwei Monaten oder 50 Arbeitstagen zu sehen? Antwort: Nein, außer dieser im Gesetz vorgesehenen Grenze gibt es vorübergehend noch erweiterte Möglichkeiten. Bis zum 31.12.2018 gilt eine Übergangsregelung, aufgrund derer die im Übrigen geltende Grenze auf drei Monate oder 70 Arbeitstage erweitert ist, es sei denn, dass die Beschäftigung berufsmäßig ausgeübt wird und ihr Entgelt 450 Euro im Monat übersteigt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist also der Anwendungsbereich der geringfügigen Beschäftigung ausgedehnt worden.

hier verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz vorzunehmen. Dies könnte er durch eine Kontrolle des Arbeitsplatzes selbst durchführen, jedoch nur soweit der Arbeitnehmer hier zustimmt. Alternativ und deutlich praktikabler dürfte allerdings sein, wenn die Informationen von dem Arbeitnehmer zur Verfügung gestellt werden oder diese von dem Arbeitgeber in einem Fragebogen abgeprüft werden. Auf die Richtigkeit dieser Aussage darf der Arbeitgeber dann vertrauen, soweit diese nicht offensichtlich als unzutreffend erkennbar sind. Bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes ist außerdem zu berücksichtigen, dass die Anforderungen des Datenschutzgesetzes ausreichend gewährleistet werden. Insbesondere muss hier sichergestellt werden, dass unbefugte Dritte keinen Zugang zu den zumeist verwendeten personenbezogenen Daten erlangen. Es ist also zumindest notwendig, dass ein entsprechender Passwortschutz des Laptops vorhanden ist um den Verpflichtungen

als Arbeitgeber nach dem Bundesdatenschutzgesetz nachzukommen. Die Kosten für die Einrichtung des Arbeitsplatzes im Home Office sind grundsätzlich von dem Arbeitgeber zu tragen. Insbesondere bei Rechnern und Laptops wird sich hier aber sowieso empfehlen, dass diese zur Verfügung gestellt und mit der erforderlichen Virenschutzsoftware ausgestattet werden. Vor allem wenn auch andere Familienangehörige den Rechner des Arbeitsnehmers nutzen, besteht sonst ein großes Sicherheitsrisiko. Soweit der Arbeitnehmer seine privaten Mittel nutzt, wird hier außerdem auch ein Anspruch auf Erstattung der Nutzungskosten durch den Arbeitgeber entstehen. Wichtig ist in diesem Fall aber, dass die Übernahme der Kosten von Telefon- und Internetanschluss in der Regel keinen geldwerten Vorteil bedeuten sondern als steuerfreier Auslagenersatz behandelt werden. Abschließend muss noch überlegt werden, wer im Falle einer Beschädigung des überlassenen Firmeneigentums haften soll. Grundsätzlich wird auch hier die abgestufte Arbeitnehmerhaftung greifen, was bedeutet, dass der Arbeitnehmer bei vorsätzlichem oder grob fahrlässigen Verhalten voll haftet, bei leichter Fahrlässigkeit gar nicht und bei mittlerer Fahrlässigkeit eine Kostenteilung stattfindet. Keine Probleme bestehen hingegen bei der Frage der Unfallversicherung. Grundsätzlich wird bei einem Unfall im Rahmen der ausgeübten Tätigkeit von zu Hause ein Arbeitsunfall vorliegen. Nur wenn die Tätigkeit unterbrochen wird, liegt kein Arbeitsunfall mehr vor. Insgesamt stellt somit zumindest die teilweise Ermöglichung einer Tätigkeit im Home Office eine gut gestaltbare Möglichkeit für beide Vertragsparteien dar, wenn die vorstehenden Gesichtspunkte berücksichtigt werden.

Fragen an: RA Nathan Binkowski Tel.: +49 711 21050-21 binkowski@suedwesttextil.de


Recht + Steuern  9

SÜDWESTTEXT

August 2016 I Nr. 105

Wo ist der Betriebsrat? Freigestellte Betriebsratsmitglieder müssen sich beim Arbeitgeber abmelden Freigestellte Betriebsratsmitglieder müssen sich beim Arbeitgeber unter Angabe der voraussichtlichen Dauer der Betriebsratstätigkeit abmelden, wenn sie außerhalb des Betriebs Tätigkeiten nachgehen, die erforderlich zur Erfüllung ihrer Aufgaben als Betriebsräte sind. Zudem müssen sie sich auch nach der Rückkehr in das Unternehmen wieder zurückmelden, entschied das Bundesarbeitsgericht (BAG). Dies liegt daran, dass auch freigestellte Betriebsratsmitglieder grundsätzlich verpflichtet sind, während der vertraglichen Arbeitszeit im Betrieb anwesend zu sein und sich dort für anfallende Betriebsratsarbeit bereit zu halten. Die Meldepflichten dienen dazu, dem Arbeitgeber die Arbeitseinteilung zu erleichtern. Auch die Freistellung ändere nichts hieran, so die Richter, da sich dies aus den Nebenpflichten der Arbeitnehmer und dem Gebot der vertrauensvollen Zusammenarbeit nach dem Betriebsverfassungsgesetz ergebe. Der Arbeitgeber habe

ein berechtigtes Interesse daran, zu erfahren, ob und ggf. wie lange ein freigestelltes Betriebsratsmitglied abwesend ist. Dies wird damit be-

keit anzugeben. Diese Information werde von dem Arbeitgeber nicht benötigt. Allerdings kann der Arbeitgeber zumindest nachträglich

Die Meldepflichten dienen dazu, dem Arbeitgeber die Arbeitseinteilung zu erleichtern. Foto: iStock.com/BR _ TCmake_photo

gründet, dass diese Betriebsratsmitglieder nur von der beruflichen Tätigkeit freigestellt sind, nicht jedoch von der Anwesenheitspflicht. Bei der Abmeldung müsse die voraussichtliche Dauer der Abwesenheit angegeben werden. Das BAG erklärte, es bestehe hingegen keine Verpflichtung, den Ort der beabsichtigten Betriebsratstätig-

den Ort und notwendige weitere Einzelheiten erfragen, falls das Betriebsratsmitglied Kostenerstattung beantragt und diese geprüft werden muss. Fragen an: RAin Hannah Bussmann Tel.: +49 711 21050-19 bussmann@suedwesttextil.de

Neue Arbeitsvertragsmuster Die Muster der Arbeitsverträge von Südwesttextil wurden erneut aktualisiert. Zu beachten ist, dass die Ausschlussfristenklauseln in den Verträgen ohne Tarifverweis geändert wurden. Für solche Verträge, die ab dem 01.10.2016 geschlossen werden, ist aufgrund einer dann in Kraft tretenden Änderung des AGB-Rechts nur noch die Ausschlussfrist nach den neuen Verträgen zulässig. Hinweise für die Zeit bis einschließlich 30.09.2016 finden sich in den Erklärungen in den jeweiligen Verträgen. Bereits bestehende Verträge müssen nicht geändert werden und können unverändert bestehen bleiben. Für Verträge, die bzgl. der Ausschlussfristen auf die entsprechenden Tarifverträge verweisen, ist durch die Rechtsänderung keine Neuerung notwendig geworden. Die Muster gibt es im Mitgliederbereich von www.suedwesttextil.de zum Download.

PH-Werte: Die Kolumne von Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Peking-Panik?

»Chinesen denken in Jahrtausenden statt in Quartalen.« Chinesische Investoren sind auf Großeinkauf in Europa. Bis zur Jahresmitte haben sie fast schon so viele Firmen übernommen wie im ganzen Jahr zuvor. Mit 37 Übernahmen liegt Deutschland auf Platz 1 – der Roboterhersteller Kuka ist nur der prominenteste Fall. Auch Personen sind beliebte Akquiseziele: Jüngstes Beispiel ist der bisherige Leiter des BMW-Elektroautoteams, der mit seinen engsten Mitarbeitern und Leuten von Tesla, Google und Mercedes zu den Chinesen wechselte.

Ein Anlass zur Sorge? Mancher klagt, so langsam würden sich die Chinesen ins Herz unserer lang unangefochtenen Industriekompetenz vorarbeiten. Verlieren wir die Kontrolle? Sind wir auf dem Weg zur verlängerten Werkbank Chinas? Manche Sorge scheint berechtigt: Während die Chinesen versuchen, sich im Rohstoffbereich ein Monopol nach dem anderen zu sichern und logistische Schlüsselpositionen zu erlangen (der Hafen von Piräus gehört ihnen jetzt und soll erste An-

laufstelle für chinesische Produkte in Europa werden), gehen in China selbst immer öfter die Schranken für europäische Anbieter herunter. War es das also mit der China-Euphorie? Einst das Land mit günstigen Produktionskosten und einer Milliarde Kunden, dann der willkommene reiche Onkel aus Fernost und bald: der Feind im eigenen Bett? Fakt ist: Für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie ist der Handel mit China wesentlich. Peking muss Partner bleiben. Vor vier Jahren traf ich in Shanghai einen deutschen Professor, der Land und Leute hervorragend kannte (immerhin brachte er den Chinesen auf Chinesisch chinesische Literatur bei!). Er machte mir klar, dass China nicht umsonst das „Reich der Mitte“ sei. Sie sähen sich eben im Zentrum der Welt. Die nur ein paar Jahrhunderte währende Vorherrschaft Europas – oder bes-

ser gesagt: die Dominanz des Westens – empfinden Chinesen eher als Treppenwitz der Geschichte, der jetzt korrigiert würde. Chinesen denken nicht in Quartalen, sie denken in Jahrtausenden – und jetzt soll für sie ein neues, goldenes anbrechen. Nach Jahrzehnten des „billiger“ werden sie „besser“. Und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, in dem wir „teurer denn je“ sind. Das haben Politik und Gewerkschaften noch nicht wirklich verstanden. Laut Statistischem Bundesamt hat sich das Lohnniveau in keinem anderen großen Euro-Land so stark erhöht wie in Deutschland. Noch haben wir eine Chance: Erst vor wenigen Tagen zeigten Forscher der Uni St. Gallen, dass Produkte „made in Germany“ in der internationalen Wertschätzung auf Platz 1 liegen. China und Indien sind Schlusslichter.


10  Technik + Umwelt

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August 2016 I Nr. 105

Workshop REACH & Co.

Termine

Orientierung im Dschungel des textilen Schadstoff-Compliance-Managements Es ist viel Bewegung in der Branche. Industrie 4.0 und die beschleunigte digitale Konversion der Produktion, die Frage nach den richtigen E-Commerce-Werkzeugen und Vertriebskanälen verändern die Geschäftsmodelle der Unternehmen radikal. Vor großen Umbrüchen steht auch der Bereich des textilen Umwelt- und Schadstoffmanagements. Treiber sind auf der gesetzlichen Seite vor allem das neue EU-Chemikalien bzw. Stoffrecht REACh, das derzeit einen unübersehbaren textilen Fokus entwickelt, als auch die Detox-Kampagne von Greenpeace. Initiativen wie die ZDHC-Initiative, die sich als textiler Industriestandard in diesem Bereich etablieren könnte, als auch das deutsche „Textilbündnis“ sind unübersehbare Zeichen, dass eine neue Zeitrechnung angebrochen ist. Die Thematik ist spannend, hinreichend „chemisch“ und oft äußerst komplex. Während sich außerhalb der Branche Großunternehmen mit ganzen Stäben an Chemikern und IT-Spezialisten dieser Frage annehmen, ist es für Textiler im Mittelstand schwierig, hier ihre Segel in den richtigen Wind zu bringen. Aus diesem Grund veranstalteten Südwesttextil und die AFBW Mitte Juni unter Leitung des Umweltreferenten Stefan Thumm den Workshop „REACh & Co. und die textile Lieferkette“ an den Hohenstein Instituten in Bönnigheim. Anhand von Vorträgen

und anschaulichen, allgemeinverständlichen Beispielen brachten die Referenten der Hohenstein Institute, Dr. Alexander Alpmann und Jörg Diekmann, Direktor Vertrieb

Compliance-Supplychain-Tools als Funktion der Materialwirtschaft. Auch hier ist vieles in Bewegung. Selbst die Automobilhersteller mit dem oft in diesem Zusammenhang

Die Referenten: Jörg Diekmann, Stefan Thumm, Dr. Alexander Alpmann Fotos: Südwesttextil

International, sowie Stefan Thumm, Südwesttextil, für die interessierten Teilnehmer Licht ins Dunkel. Schnell wurde durch die Ausführungen ersichtlich: Die Zukunft gehört automatisierten Systemen, die es vor allem dem textilen Mittelständler neben seinem eigentlichen Kerngeschäft ermöglichen, sowohl den gesetzlichen Verpflichtungen als auch den vielschichtigen Kundenanforderungen in diesem Bereich nachkommen zu können. Um die Kosten hierfür im Griff zu behalten, braucht es daher eine Konsolidierung der vielen hundert „Restricted Substance Lists“ auf eine textile Leit-RSL sowie eine Konsolidierung der vielen textilen Standards und Gütesiegeln. Ein weiterer schwieriger Bereich sind die IT-gestützten Stoff-

genannten exklusiven IMDS-System stoßen aktuell an viele Grenzen. Die komplexen Anforderungen nach den Vorstellungen der ECHA, die Folgen des EUGH-Urteils in Bezug auf Erzeugnisse und anderer Organisationen sind kaum oder gar nicht abzubilden. Eine allumfassend funktionierende Lösung gibt es derzeit nicht. Die Frage nach dem richtigen System – auch für den textilen Mittelstand – bleibt daher offen und man darf gespannt sein, was sich aus den bereits bestehenden oder im Aufbau befindlichen Systemen entwickelt. Fragen an: Dipl.-Ing.(FH) Stefan Thumm Tel.: +49 151 281 090 45 umwelt@suedwesttextil.de

Termin vormerken

Workshop Biozid

© iStock.Grafner

11. Oktober 2016, ITV Denkendorf

Jetzt anmelden unter www.suedwesttextil.de/veranstaltungen, dick@suedwesttextil.de oder +49 711 21050  - 11

Informationsveranstaltung Im Rahmen der internationalen Leitmesse AMB (internationale Ausstellung für Metallbearbeitung) widmet sich das Forum Leichtbau am 16. September von 09.30 bis 11.30 Uhr der Frage: „Neue Werkstoffe auf alten Maschinen?“ Aufgrund der spezifischen Eigenschaften von Verbundwerkstoffen wie z. B. Gewicht, Faserstrukturen und Stabilität der Bauteile ergeben sich anderen Anforderungen an die Bearbeitung als bei herkömmlichen Materialien. Veranstaltungsort ist die Region Stuttgart Lounge, Messe Stuttgart, Eingangsbereich Ost. Anmeldung bis 12. September unter www.leichtbau-bw.de. AFBW-Arbeitsgruppe Am 29. September veranstaltet die AFBW die „AG Smart Textiles“ unter Leitung von Prof. Dr. Dirk Höfer mit dem Schwerpunkt „Smart Home & Living“ bei den Hohenstein Instituten in Bönnigheim. Ziel ist es, Anknüpfungspunkte für faserbasierte Werkstoffe und technische Verfahren und Systeme in Wohnräumen zu finden, die die Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und effiziente Energienutzung auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe verbessert. Weitere Infos unter www.afbw.eu. 31. Hofer Vliesstoffstage Am 9. und 10. November dreht sich in der Freiheitshalle Hof wieder alles rund ums Vlies. Mehr unter www. hofer-vliesstofftage.de. Gatex-Seminar Vom 14. bis 18. November findet in der Gatex in Bad Säckingen das Seminar „Textiles Grundwissen für Kaufleute und Auszubildende“ statt. Es richtet sich an Mitarbeiter sowie Auszubildende in den kaufmännischen Abteilungen von Textil- und Bekleidungsunternehmen, im Textilmaschinenbau, in Zulieferfirmen und im Einzelhandel. Die Teilnehmer erhalten einen Überblick über die Entstehung von Textilien und können so deren Qualität besser bewerten und bei Bedarf fachkundiger beraten. Mehr unter www.die-gatex.de/weiterbildung.


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August 2016 I Nr. 105

Technik + Umwelt  11

Innovationen rund um die Faser

© Eschler

Das Netzwerk AFBW initiiert ein neues Projekt

Am 1. Januar dieses Jahres startete die Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) das neue Projekt FIBER Push. Im Mittelpunkt von FIBER Push steht die Entwicklung von innovativen Fasermaterialien, die den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen forcieren, alternative Rohstoffquellen nutzen und eine Verlängerung der Nutzungs- und Produktlebensdauer zum Ziel haben. Das Projekt richtet sich an Unternehmen, die an neuen Fasermaterialien interessiert sind, die diese einsetzen oder zur technologischen Weiterentwicklung beitragen können. Dabei sollen Antworten auf verschiedene Fragen gefunden werden: Welches Entwicklungspotenzial steckt in faserbasierten Materialien? Wie können wir es nutzen und daraus Innovationen für ein besseres Morgen entwickeln? Dieses Vorhaben, das über die nächsten drei Jahre durch EFRE (Europäischer Fond für regionale Entwicklung) gefördert wird, ist ein Novum: Die AFBW, die sonst brachenorientiert ausgerichtet ist, wird mit FIBER Push erstmals ein

materialorientiertes Geschäftsfeld aufbauen. Das Ziel: Über zwei Drittel aller technischen Neuerungen sollen auf neue Materialien zurückgehen. Das gilt für nahezu alle Wirtschaftszweige und Bedarfsfelder. Dabei gehören faserbasierte Materialien zu den wesentlichen Innovationstreibern. Sie tragen mit neuen Funktionalitäten und Leistungsmerkmalen wesentlich zu einem nachhaltigen Wirtschaften und zu mehr Lebensqualität und Wohlstand in unserer Gesellschaft bei. Denn – für die Bewertung von Innovationen gewinnen ökologische Belange zunehmend an Bedeutung. Deshalb sind mehr denn je Lösungen gefragt, die die Nachhaltigkeit in der textilien Kette im Auge behalten, die Material- und Ressourceneffizienz erhöhen, das Life-Cycle-Engineering berücksichtigen und die Ökobilanz im Blick haben. Im Fokus von FIBER Push stehen zum einen nachwachsende Rohstoffe, wie die Faseraufbereitung und Fasergewinnung von Hanf, Flachs, Baumwolle, Cellulose, Holz, Wolle. Zum anderen

www.afbw.eu in neuem Look und mit FIBER Push Nach sechs Jahren wurde die Internetseite der AFBW komplett überarbeitet und überzeugt in neuem Look mit vielen Informationen, neuen Services und dem neuen Geschäftsfeld FIBER Push. Leistungsstark wie immer hat die AFBW auch den Kommunikationstools – Newsletter, SpotOn und ShortNews – der Allianz einen neuen Anstrich gegeben. Überzeugen Sie sich vom gelungenen Relaunch unter www.afbw.eu.

geht es um die Entwicklung neuer Fasern, die beispielsweise durch Funktionalisierung entstehen: QMilk, Basalt, Polymere, Biopolymere (PLA, PEF =Polyethylenfuranoat). Am 2. Juni fand im Naturkundemuseum Schloss Rosenstein in Stuttgart die feierliche Eröffnung des neuen Geschäftsfeldes statt. Zum Kick Off begrüßte Christoph Larsén/Mattes, Vorsitzender der AFBW die Teilnehmer. Die Festansprache hielt Prof. Dr.-Ing. Heinrich Planck, der stellvertretende Vorsitzende des Netzwerkes. „Innovative Fasermaterialien im Quadrat“ lautete das Motto der Veranstaltung, denn: „Mit den Projektbausteinen Wissenssammlung, Wissensdarstellung, Wissenstransfer und Wissensvermittlung wollen wir das Ziel von FIBER Push erfolgreich umsetzen“, erklärte die Geschäftsführerin des Netzwerkes, Ulrike Möller. Im Anschluss an den offiziellen Eröffnungsteil wurden die Herausforderungen, die Perspektiven und auch der aktuelle Stand der Entwicklungen im Bereich FIBER

Push durch drei Vorträge präsentiert. Dr. Simone Müller-Hellwig aus der Abteilung Nachhaltige Produkte, Konzepte/Werkstoffe/ Recycling der Audi AG Ingolstadt sprach über „CO²-Gewinnung aus der Luft“. Stefan Thumm, Koordinator für Technik, Umwelt und Innovation bei Südwesttextil berichtete über „Biomass to fibre – Wege zur 4. Generation nachwachsender Fasern“. Abschließend zog das Start-up Unternehmen manaomea GmbH mit dem Referenten Paul Kuhlmann und dem Vortrag „Lassen Sie sich umgarnen: Die kleine Stiftrevolution“ das Auditorium in den Bann. Der Vorstandsvorsitzende Larsén-Mattes betonte, dass die AFBW durch diese Unterstützung noch weiter vorangetrieben werde und damit sicherlich seinen Ruf als Exzellenznetzwerk in Baden-Württemberg weiter ausbauen kann. Projekt-Interessierte sind herzlich eingeladen, mit der AFBW Kontakt aufzunehmen. Ansprechpartnerin: Ulrike Möller, ulrike. moeller@afbw.eu, www.afbw.eu Ulrike Möller


12  Zu guter Letzt

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Textile Karriere fest im Blick

Gatex-Vorsitzender Volker Steidel (links) verabschiedete gemeinsam mit Ausbilder Uwe Rummler (hinten 2. v. l.), Manuel Kleppke (hinten 4. v. l.), Ausbildungsleiter Matthias Rentschler (hinten rechts) und Ausbilder Henrik Piewatz (hinten rechts Mitte) sowie GatexGeschäftsführerin Christine Schneider (rechts) insgesamt 26 Absolventen ins Berufsleben.

Die Gatex-Zertifikat-Absolventen Produktionsmechaniker – Textil Fachrichtung Spinnerei Philip McCusker, Otto-Garne (Dietenheim) Mazlum Sönmez, Gütermann (Gutach-Breisgau) Patrick Moritz, J. H. Ziegler (Achern) Erwin Suppes, Technische Textilien Lörrach (Lörrach) Yasin Kisa, Zwirnerei an der Wutach (Stühlingen) Mehmet, Adakli, Zwirnerei Untereggingen (Eggingen) Produktionsmechaniker – Textil Fachrichtung Weberei Julien Selbert, Global Safety Textiles (Maulburg) Andreas Michel, Global Safety Textiles (Maulburg) Giuseppe Maenza, Global Safety Textiles (Maulburg) Aldo Cerbo, Textilwerke Todtnau (Todtnau) Celik Gökalp, Textilwerke Todtnau (Todtnau) Vladimir Aksinin, Zweigart & Sawitzki (Sindelfingen) Produktveredler – Textil Antonino Mignemi, Otto-Garne (Dietenheim) Ferhart Yildiz, Lauffenmühle (Lauchringen) Steven Basler, Textilveredlung an der Wiese (Lörrach) Eugen Suppes, Technische Textilien Lörrach (Lörrach) Textillaboranten Viktoria Wacker, Gruschwitz (Leutkirch) Sophia Meier, J. H. Ziegler (Achern) Maschinen- und Anlagenführer – Spinnerei Newid Abbaszadeh, J. H. Ziegler (Achern) Benjamin Herzog J. H. Ziegler (Achern) David Neunzig, J. H. Ziegler (Achern) Birger Herbert Ismet Gluth, Lauffenmühle (Lauchringen) Shqiprim Kertoku, Lauffenmühle (Lauchringen) Maschinen- und Anlagenführer – Weberei Arlind Hashani, Lauffenmühle (Lauchringen) Maschinen- und Anlagenführer – Veredlung Gioele Ronchi, Textilveredlung an der Wiese (Lörrach) Denis Streufert, Textilveredlung an der Wiese (Lörrach)

Die Textilbranche hat 26 junge, sehr gut ausgebildete Fachkräfte mehr. Mit einem Berufsabschluss und einem Gatex-Zertifikat in der Tasche wurden sie am Dienstag mit einer Abschlussfeier im textilen Bildungszentrum Gatex ins Berufsleben verabschiedet. Vor allem zwei Azubis aus dem Bereich Weberei konnten in diesem Jahr punkten: Das beste Ergebnis erzielten die beiden Produktionsmechaniker Textil/Weben, Giuseppe Maenza von der Global Safety Textiles in Maulburg und Celik Gökalp von den Textilwerken Todtnau, mit je 89 von 100 Punkten. Der Durchschnitt der Prüfung lag bei 71 Punkten. Die Theorie-Prüfung umfasst je nach Ausbildungsberuf die Fächer Fachrechnen, Fachkunde und Bindungslehre. Zum Bestehen müssen mindestens 50 Punkte erreicht werden. „Seit 2008 bieten wir mit unserer Zertifikatsprüfung eine Zusatzprüfung zur regulären IHK-Abschlussprüfung und dokumentieren damit: unsere Gatex-Absolventen sind für unsere Industrie besonders gut qualifiziert“, erklärte der

Gatex-Vorsitzende Volker Steidel, in seiner Verabschiedungsrede. „In diesen letzten acht Jahren haben insgesamt 215 Auszubildende dieses Zertifikat erlangt. Darauf sind wir stolz.“ Mit einem Umsatz von ca. 32 Milliarden Euro im Jahr und 1 400 Unternehmen mit mehr als 132 000 Beschäftigten gehört die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie technologisch zur Weltspitze und ist einer der modernsten und leistungsfähigsten Wirtschaftszweige des Landes. Neben klassischen Produkten wie Bekleidung und Heimtextilien werden heute hochinnovative High-Tech-Produkte für die unterschiedlichsten Lebensbereiche hergestellt. Diese technischen Textilien haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl neuer Anwendungsgebiete erobert und herkömmliche Materialien ersetzt – beispielsweise in den Bereichen Automobil, Bau und Medizin. Im letzten Jahr wurde in Deutschland mit technischen Textilien ein Umsatzplus von 14,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt. „Unsere Branche bietet umfassende Karrieremöglichkeiten“, betonte Steidel, zugleich Chef der Lauffenmühle in Lauchringen, und beglückwünschte die jungen Textiler zu ihrer Berufswahl. Simone Diebold

Gatex-Vorstand Auf der Mitgliederversammlung der Gatex am 19. Juli wurden Volker Steidel, Geschäftsführer der Lauffenmühle, als Vorstandsvorsitzender und Bernhard Röttele, Personalchef der Global Safety Textile, als Vorstandsmitglied einstimmig für zwei weitere Jahre in ihren Ämtern bestätigt.

Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Südwesttextil e. V. Kernerstraße 59 70182 Stuttgart

Präsident Bodo Th. Bölzle

Postfach 10 50 22 70044 Stuttgart Telefon +49 711 21050-0 Telefax +49 711 233718 Internet www.suedwesttextil.de

Verantwortlich für Inhalt und Layout Simone Diebold

Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Druck Gress-Druck GmbH Fellbach Auflage 1 350 Exemplare Erscheinungsweise monatlich

Der Bezug der Südwesttext ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


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