Südwesttext Januar-Februar 2019 Nr.117

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SÜDWESTTEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie HERAUSGEGEBEN VON SÜDWESTTEXTIL

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Themen Bildung + Soziales Digitalisierung, so what?! Seite 17 Recht + Steuern Einsichtsrecht Lohn- und Gehaltslisten Seite 20

Tierische Textilien:

„Plätzchen fürs Schätzchen“

Technik + Umwelt Neues vom Sevilla-Prozess Seite 23

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Nachhaltige Zukunft für Heimtextilien Neues Hallenkonzept überzeugt Besucher und Hersteller

Der Trendbereich „Toward Utopia“

Vom 8. bis 11. Januar 2019 tummelten sich rund 67 500 Besucher auf der Heimtextil in Frankfurt. Die internationale Fachmesse für Wohnund Objekttextilien verzeichnete erneut ein wachsendes Angebot durch 3 025 Hersteller aus 65 Ländern. Mit einem neuen Hallenkonzept wurden die Produktsegmente zielgruppenspezifischer zusammengefasst. Im Zentrum standen die Themen Architektur, Hotellerie und Schlaf sowie das große Trendthema Nachhaltigkeit. Denn auch im Heim-

textilsektor werden neue Lösungen gesucht. Veranschaulicht wurden die großen Trends der Branche im Trendbereich „Toward Utopia“. Auch in diesem Jahr waren viele Südwesttextil-Mitglieder vertreten: z. B. Adam Matheis, Alfred Apelt, billerbeck Betten-Union, CentaStar, Darling Little Place, Egeria, Formesse, Global Safety Textiles, Gustav Gerster, Konrad Hornschuch, Mattes & Ammann, Traumina, OBB und Weidmann. Bildergalerie Seite 3

Europawahl: Südwesttextil unterzeichnet Wahlaufruf Südwesttextil-Präsident Bodo Th. Bölzle ist einer der führenden Industrieländer weiß: Frieden, Freiheit, von 49 Unterzeichnern eines Wahlaufrufs zur Euro- Freihandel, und gleiche Spielregeln für Wirtschaft und pawahl am 26. Mai 2019. Neben Ministerpräsident Gesellschaft sind lebenswichtig für unseren Erfolg Kretschmann und Landesund unsere Zukunft.“ Zu Europaminister Guido Wolf »Die Europäische Union hat uns den Mitunterzeichnern gehören die Vizepräsiwollen namhafte Vertreter aus Wirtschaft, Politik und 70 Jahre Frieden, Freizügigkeit, dentin des EuropaparlaGesellschaft die Bürger sozialen Ausgleich und damit ein ments Evelyne Gebhardt, Baden-Württembergs moDGB-Landeschef Martin besseres Leben ermöglicht.« tivieren, mit ihrer Stimme Kunzmann, die LandesAuszug aus dem Aufruf zur Europa-Wahl am 26. Mai 2019 die Zukunft Europas mitvorsitzenden der Grünen zugestalten. Wörtlich heißt (Dr. Sandra Detzer und es: „Die Europäische Union hat uns 70 Jahre Frieden, Oliver Hildenbrand), CDU (Thomas Strobl), FDP (MiFreizügigkeit, sozialen Ausgleich und damit ein bes- chael Theurer) und SPD (Andreas Stoch), Landesarbeitseres Leben ermöglicht. Baden-Württemberg als eines Fortsetzung Seite 2

Zahl des Monats Der Dachverband der Betriebskrankenkassen zeigt in seinem Bericht des Jahres 2017 die „Teuren Leiden“ für Arbeitgeber. Textilien (ohne Bekleidung und Leder) liegt mit 20,2 Arbeitsunfähigkeitstagen mit ärztlichem Attest im Jahr im oberen Bereich der Branchenauswahl und über dem Gesamtdurchschnitt. Insgesamt haben sich die Arbeitnehmer mit 17,2 Tagen im Durchschnitt 2017 eigentlich etwas seltener krank gemeldet als noch im Vorjahr. Trotzdem müssen Arbeitgeber immer mehr Geld für die Entgeltfortzahlung aufwenden, bedingt durch die höheren Löhne und die höhere Beschäftigung. Knapp ein Viertel der Krankheitstage wurde durch Erkrankungen des Bewegungsapparats bedingt. Der zweithäufigste Grund sind psychische Probleme.

20,2

Quelle: IW Medien/ Dachverband der Betriebskrankenkassen

Aktuell Als Kooperationspartner des Symposiums „Textil Innovativ“ laden wir Sie am 12. März 2019 nach Lindau ein. Diskutiert werden hier jüngste Entwicklungen im Bereich der funktionellen und nachhaltigen Fasern, der Veredlung und Beschichtung sowie besonders das Thema Kreislaufwirtschaft. Weitere Infos und Anmeldung unter www.bayern-innovativ.de.


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Europawahl: Südwesttextil unterzeichnet Wahlaufruf geberpräsident Rainer Dulger und Stuttgarts OB Fritz Kuhn. Initiator des Aufrufs ist das Landeskomittee der Europäischen Bewegung Deutschland, eines überparteilichen nichtstaatlichen Dachverbands von mehr als 200 Verbänden und Organisationen, die sich aktiv für die europäische Einigung einsetzen. Sie finden den Aufruf unter https:// www.suedwesttextil.de/nachrichten/eurpawahl-aufruf. Die Gründung der Europäischen Bewegung geht auf den Haager Europakongress von 1948 zurück, der auf Initiative

von Winston Churchill die verschiedenen, teilweise bereits in der Zwischenkriegszeit gegründeten, nichtstaatlichen Europaverbände zusammenführte. Das Landeskomitee Baden-Württemberg wurde 1981 gegründet. Es ist der Zusammenschluss der Bürgerkomitees, die sich anlässlich der ersten Direktwahl zum Europäischen Parlament (1979) gebildet hatten. Südwesttextil ist mit Hauptgeschäftsführer Peter Haas im Präsidium des Landeskomitees vertreten.

In Kürze Seit Anfang des Jahres ist Uwe Gottschalk, der zuvor drei Jahre erfolgreich den Produktbereich leitete, Mitglied der Geschäftsleitung bei VAUDE. Zuvor war er in leitenden Positionen im Produktbereich bei der Mammut Sports Group und bei Sigma Sport tätig.

www.suedwesttextil.de

Südwesttextil-Geschäftsklimaindex: Eisige Zeiten

Uwe Gottschalk Foto: VAUDE

Seit Anfang Januar ist Jochen Eckhold als neuer Director Global Human Resources bei der Hugo Boss AG tätig und folgt damit auf Frederic Klumpp, der sich sukzessive in den Ruhestand zurückzieht. Zuletzt arbeitete Eckhold als Personalchef beim Kaffeeröster Tchibo. Zuvor war er mehrere Jahre bei Adidas beschäftigt.

Der Geschäftsklimaindex sinkt im vierten Quartal auf 3,26 Punkte. Grafik: Südwesttextil

Die wirtschaftliche Lage der Textil- und Bekleidungsunternehmen in Baden-Württemberg hat zum Jahresende einen kräftigen Dämpfer bekommen. Das ergab die Südwesttextil-GeschäftsklimaUmfrage bei rund 200 Mitgliedsunternehmen. Ausgehend von einer Bewertung der konjunkturellen Lage von plus 13,79 im dritten Quartal 2018 stürzte der Wert auf minus 10,53 Punkte erheblich unter null. Der Geschäftsklimaindex ist insgesamt auf 3,26 Punkte zurückgegangen und liegt damit 9,55 Punkte schlechter als bei der letzten Befragung. Summa summarum – die Geschäfte in der Branche liefen alles andere als gut. Ein wesentlicher Grund für diesen Rückgang ist die Unzufriedenheit der Befragten mit dem Inlandsgeschäft. Konnten bei der letzten Umfrage noch 44,83 Prozent ein gutes Inlandsgeschäft verzeichnen, so sind es bei der aktuellen Befragung nur noch 26,32 Prozent.

Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen angestiegen, die ihr Inlandsgeschäft als schlecht bezeichneten. Ähnlich sieht die Stimmungslage beim dem im Ausland erzielten Umsatz aus. Auch hier ist die Gruppe derer, die ihr Geschäft im Ausland als gut bewerteten, um 21,81 Prozent gesunken. Die Anzahl derjenigen, die den Auslandsumsatz als schlecht einstuften, stieg um 7,33 Prozent. Überraschend zweckoptimistisch blicken die befragten Unternehmen auf die zu erwartende wirtschaftliche Lage. Hier ist der Wert im Vergleich zum letzten Quartal um etwas mehr als 7 Punkte angestiegen. Der Grund hierfür sind die Hoffnungen auf das Inlandsgeschäft. Hier gehen 36,84 Prozent der Unternehmer von steigenden Umsätzen aus. Dies sind 12,7 Prozent mehr als bei der letzten Umfrage. Anders sieht dies allerdings beim Auslandsgeschäft aus: Hier ist der Wert der positiven

Einschätzungen um knapp 13 Prozent gefallen. Der Brexit und die weiteren internationalen Krisen gehen doch nicht ganz spurlos an der baden-württembergischen Textilund Bekleidungsindustrie vorbei. Das bestätigt auch eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg. Laut dieser würde ein ungeregelter EU-Austritt Großbritanniens vor allem die exportorientierte Wirtschaft mit ihren Arbeitsplätzen im Südwesten treffen. Trotz dieser unklaren Aussichten beabsichtigt jedoch keines der befragten Unternehmen seine Mitarbeiter abzubauen, sondern das Gegenteil ist der Fall. Für die nächsten 6 Monate wollen 20,8 Prozent der Unternehmen mehr Mitarbeiter einstellen. Bei der letzten Befragung waren dies nur 10,3 Prozent, sprich nur halb so viele.

Jochen Eckhold Foto: Hugo Boss AG

Ebenfalls zu Beginn des Jahres übernimmt Dennis Kahle bei Morotai die neu geschaffene Position des Commercial Directors. Er ergänzt damit das Team rund um CEO und Creative Director Rafy Ahmed in Birkenfeld. Künftig kümmert er sich vor allem um den Ausbau des Vertriebs bei Morotai.

Dennis Kahle Foto: Morotai Christine Schneider


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Nachhaltige Zukunft für Heimtextilien

Mit dem neu inszenierten Messeauftritt am neuen Hallenstandort hat auch das Logo der Alfred Apelt GmbH aus Oberkirch einen neuen Look bekommen.

Seit Mitte des Jahres 2018 setzt der Spezialist für Dekorations- und Einrichtungstextilien noch mehr auf das Thema Nachhaltigkeit. In der hauseigenen Jacquard-Weberei werden rund 70 Prozent der Kettgarne aus einem Garn aus recyceltem Plastik verwendet.

Im Zentrum des gut besuchten Messebereiches stand in diesem Jahr das kuschlige Sofa, perfekt für ein Gespräch mit Karoline Ihling (rechts), verantwortlich für das Design im Unternehmen ihrer Familie. Sie zeigte die neuesten Farben und Ideen der Kollektion.

In der Galleria drehte sich alles um die lieben Vierbeiner. Vanessa und Constanze Frank von Darling Little Place erklärten ihr nachhaltiges Kissenkonzept für Hunde.

Auch bei Gustav Gerster spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle: Geschäftsführer Martin Gerster zeigte Südwesttextil-Nachhaltigkeitsreferentin Rebekka Rüth die nach dem GOTS-Standard und OekoTex zertifizierte Vorhang-Kollektion.

Formesse-Geschäftsführer Matthias Jaschke auf seinem Stand in Halle 11. Hier präsentierte er stolz ein prominentes #Textilkannviel-Beispiel – die Bella Donna Sommerdecke – und berichtete von erfolgreichen Veränderungen in seinem Unternehmen.

Auch Traumina konnte sich über großes Interesse auf der Heimtextil freuen. Geschäftsführer Andreas Veil freute sich über den Besuch von Südwesttextil.

„Schwarzwaldfeeling“ bei OBB: „Mit den Produkten der neuen jungen Marke „Schwarzwald“ ergänzen wir unser mittleres Preissegment. Die Marke „Black Forest“ bleibt nach wie vor unsere Premium-Kollektion“, berichtete Petra Schweigert.

Henrike Weidmann und Joachim Weiss zeigten Junior-Referentin Rebekka Rüth den Messestand. Als Lieferant der Bettwarenindustrie waren beide zufrieden mit dem neuen Messekonzept, das die Bettwaren in Halle 11 verlegt hat.

Frankenstolz-Vertriebschef Frank Gänser diskutierte die Veränderungen in der Branche und das neue Konzept der Halle 11 mit Peter Haas.

Peter Haas war begeistert von der Inszenierung der schlafgutProdukte. Geschäftsführerin Barbara Matheis-Klassen berichtete von den Umbauarbeiten des Unternehmens und der erfolgreichen Auszeichnung mit dem German Brand Award 2018.

Centa-Star Geschäftsführer Thomas Müller blickte auf ein erfolgreiches Jubiläumsjahr des Bettwarenherstellers zurück. Unter anderem präsentierte Centa-Star ein neues Store-Konzept für den Einzelhandel. Fotos: Südwesttextil


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Zeitgeist und Zeitlosigkeit – 20 Jahre Luisa Cerano Auf der Premium in Berlin präsentierte Luisa Cerano anlässlich des Jubiläums den ersten eigenen Damenduft. Südwesttextil traf Geschäftsführer Jürgen Leuthe für eine kurze Zeitreise durch die Geschichte der Marke.

Rebekka Rüth und Jürgen Leuthe im Gespräch. Fotos: Südwesttextil

Herr Leuthe, wie hat sich die Marke Luisa Cerano in den letzten 20 Jahren entwickelt? Seit der Gründung ist viel passiert. Um es in ungefähren Zahlen auszudrücken: 1 100 Händler in weltweit 50 Ländern, 10 Flagshipstores und insgesamt 300 Mitarbeiter. 20 Jahre hört sich nach einer langen Zeit an, in Wirklichkeit ist das gar nicht so lange. Die Zeit vergeht so schnell. Wir haben inzwischen vier Orderzyklen pro Jahr, bringen zehn bis zwölf Kollektionen auf den Markt. Wenn man das sieht, dann vergehen 20 Jahre sehr schnell. Wir sind modisch weit progressiver als bei Markengründung. Die Erneuerung einer Kollektion birgt

immer ein gewisses Risiko, weil man die bestehenden Handelsbeziehungen nicht überfordern darf. Ich denke aber, die Händler der Zukunft sind diejenigen, die es schaffen, einer modisch interessierten Kundin eine Empfehlung zu geben. Die eine innovative Atmosphäre in den Geschäften schaffen, die eine junge, verwöhnte Kundin begeistern. Dementsprechend haben wir in den vergangenen Jahren den Modegrad erhöht, damit wir mit solchen Händlern zusammenarbeiten können. Zudem treiben wir die Digitalisierung im Unternehmen voran. Wir nehmen derzeit den Onlinehandel stark in den Fokus und digitalisieren unsere unternehmensinternen Prozesse.

Der Mann im Olymp trägt „Signature“. Auch auf der Fashionweek war der Herrenhemdenspezialist mit seiner Premiumlinie unterwegs und traf in Berlin auf viele begeisterte Kunden. Marc Fritz, Leiter Marketing und Public Relations bei Olymp, freute sich über den großen Erfolg der Kollektion und erklärte Rebekka Rüth die Finessen des SignatureHemds – von den auserlesenen Materialien bis hin zur aufwendigen Verarbeitung.

Was waren Ihre persönlichen Highlights in dieser Markengeschichte? Unser Unternehmen wurde in allen Generationen unter dem Grundsatz der Nachhaltigkeit geführt. Schwäbisch konservativ, aus sich selbst heraus finanziert. Daher sind wir heute kerngesund aufgestellt und müssen uns vor keinem Geldgeber rechtfertigen. Die Verantwortung meiner Generation ist es, diese Nachhaltigkeit auch in einer sich immer schneller drehenden Welt aufrechtzuerhalten. Wir müssen uns heute wahnsinnig schnellen Innovationszyklen und einer immer anspruchsvolleren Kundin stellen und uns auf das Multi-Channel-Kauf- und Infor-

mationsverhalten unserer Kundin einstellen. Wie sehen Sie die Zukunft von Luisa Cerano? Die Reise von Luisa Cerano hat erst angefangen. Ich glaube, dass es feminin, hochmodisch und als Team erfolgreich weitergeht. Wir wollen mit der Marke Kundinnen auf der ganzen Welt begeistern und dabei als Team Spaß an der Entwicklung haben.Diese Entwicklung wollen wir innovativ, nachhaltig und zeitgeistig vorantreiben und dabei junge Menschen für unser Unternehmen begeistern.

Rebekka Rüth

Fashion meets Interior: Auf der Neonyt trafen die Produkte von Wiederbelebt und Darling Little Place aufeinander. Eine Fotostrecke im Berliner Kraftwerk mit Sarah Kürten, Gründerin des Upcycling-Modelabels Wiederbelebt, und den stilvollen Kissen mit recyceltem Füllmaterial von Darling Little Place zeigten, wie facettenreich Nachhaltigkeit in der textilen Welt ist. Fotos: Diana Scholl


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i, 26. Jun rt a Stuttg

20 G N U AG HREST

JA

Online-Anmeldung unter www.suedwesttextil.de/ veranstaltungen/ jahrestagung-2019

/ Save the date Am Mittwoch, dem 26. Juni 2019, freuen wir uns, Sie zur Einweihung unserer neuen Südwesttextil-Geschäftsstelle im Verbandshaus „Look 21“ im Herzen des Textile Valleys zu begrüßen. Neben der Besichtigung unserer neuen Stuttgarter Büroräume erwartet Sie ein buntes Veranstaltungsprogramm im „Großen Saal“. Unser Festredner ist in diesem Jahr der ehemalige Bundestagspräsident und jetzige Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Dr. Norbert Lammert. Als weiteres Highlight wird Stefan Verra, einer der gefragtesten Körpersprache-Experten in Europa, uns mit seinem Wissen überraschen. Halten Sie sich diesen Termin unbedingt frei, wir freuen uns auf Sie.

Prof. Dr. Norbert Lammert

Stefan Verra


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PH-Werte: Die Kolumne von Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Ein kleines Heft mit großer Wirkung »Am Ende wird alles gut.«

Seit Ende letzten Jahres sorgt eine kleine Broschüre für große Furore: „Textil kann viel“, unser kompaktes Din-A-5-Heft mit über 50 Produktbeispielen aus unserer Mitgliedschaft. Nachdem wir es breit gestreut hatten, erreichten uns Dankesbriefe von Politikern, Mails von Schulen mit der Bitte um ganze Klassensätze, es gab sogar Neueintritte in den Verband, um nächstes Mal in der Broschüre vertreten zu sein. Wir glauben: Mit diesem für viele überraschend innovativen Auftritt haben wir einen Nerv getrof-

fen. „Textil kann viel“ steht für das Selbstbewusstsein einer Branche, von der viele ein überkommenes Image haben. Dagegen arbeiten wir mit Leidenschaft an. Dazu gehört auch, große Projekte zugunsten unserer Industrie anzuschieben: Zum einen soll im Laufe des Jahres ein vierjähriges innovatives Weiterbildungsprojekt starten, mit dem wir gerade kleine und mittelständische Unternehmen bei der Personalentwicklung und Ausrichtung auf digitalere Zeiten individueller unterstützen

wollen Südwesttextil hat sich dazu starke Partner an seine Seite geholt: die Landesregierung, die Bundesagentur für Arbeit, das Bildungswerk der Wirtschaft Baden-Württemberg und den Schwesterverband Südwestmetall. Mit Fördergeldern in Millionenhöhe wird es der größte „Bildungs-Hebel“, den unser Verband jemals bewegt hat. Mehr dazu Mitte des Jahres. Beim zweiten Großprojekt hatten wir vergangenen November hoffnungsvoll, aber noch etwas unsicher gesagt: „Das wäre ein tolles Weihnachtsgeschenk, wenn die Politik dafür den Weg freimacht.“ Und siehe da: Pünktlich zum Fest haben die drei Landesministerinnen Bauer (Wissenschaft), HoffmeisterKraut (Wirtschaft) und Sitzmann (Finanzen) das „besondere Landesinteresse“ an der Idee eines textilen Ausbildungs-, Studien-

und Forschungszentrums auf dem Campus der Hochschule Reutlingen erklärt. Diese Idee eines Leuchtturms für Nachwuchssicherung und Innovation verfolgen wir seit 2016 – jetzt sind wir zuversichtlicher denn je: Das „Texoversum“ kommt! All diese Nachrichten hellen die Stimmung auf, die man bei der Zeitungslektüre oder manchmal auch beim Blick in die Auftragsbücher bekommt. Doch auch wenn die Konjunktur derzeit auf der Bremse steht, wir glauben fest ans Potenzial faserbasierter Produkte. Textil kann jetzt schon viel und kann noch viel mehr. Das wird auch die 2. Auflage unserer Broschüre zeigen, die wir zur Techtextil im Mai in Frankfurt drucken lassen. Wie zitierte vor einigen Tagen ein lieber Freund den Dichter Oscar Wilde: „Am Ende wird alles gut – und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ Bleiben wir optimistisch!

„Textil kann viel“ geht in die zweite Auflage! Pünktlich zur Techtextil Mitte Mai möchten wir in unserer kompakten und informativen Broschüre mit weiteren Produkten und Innovationen aus unseren Mitgliedsunternehmen für Überraschung und Aufmerksamkeit sorgen und zeigen, was Textil aus Baden-Württemberg alles kann!

Melden Sie sich dazu bitte bis 15. März 2019 bei unserer Kommunikationsabteilung per E-Mail an diebold@suedwesttextil.de.

© Sabine Finger

Sollte Ihr Unternehmen also noch keinen Eintrag in der 1. Ausgabe der „Textil kann viel“-Broschüre haben, nutzen Sie jetzt die Gelegenheit! Für bestehende Einträge gibt es die Möglichkeit, diese zu aktualisieren.

Machen Sie mit!


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Neue Mitglieder bei Südwesttextil

Flavio Simonetti, Gründer von Natural Athlet, legt Wert auf eine Mischung aus Funktionalität, Qualität und Stil. Foto: FS Wear GmbH

Heimtextilien von Living Home bieten eine endlose Farbpalette und hohe Qualität. Foto: Living Home

FS Wear GmbH „Bekleidung für Sportler, die Wert auf einen sauberen und ehrlichen Weg im Fitnessbereich legen“ – mit diesem Ansatz startete der Gründer Flavio Simonetti 2012 seine Bekleidungsmarke Natural Athlet. Er ist der Erste und gleichzeitig auch einer der bekanntesten Fitnessyoutuber im deutschsprachigen Raum. Auf seinen Kanälen zeigt er mit Videos, Programmen und Trainingsplänen, wie Muskeln aufgebaut werden. Die Marke Natural Athlet steht für Qualität, Funktionalität und Stil. Seit über 6 Jahren designed und produziert das Unternehmen für die Sport- und Fitnessbranche. Zu dem umfangreichen Sortiment gehören kurze und lange Sporthosen, Joggingjacken, T-Shirts, Tanktops sowie Caps und Boxershorts.

LIVINGHOME Bed & Bath GmbH Living Home steht für hochwertige Produkte, die mit Respekt für Mensch und Natur in Europa hergestellt werden. Alle Produkte der Marke tragen das Fair Cotton Siegel. Dies garantiert, dass der gesamte Prozess vom Baumwollgarn bis zum fertigen Endprodukt von allen Parteien entsprechend internationaler Sozial- und Umweltstandards passiert. Heimtextilien von Living Home stehen für einen modernen Einrichtungsstil, denn die Produkte sind sowohl stilvoll als auch funktional. Mit der Farbvielfalt der Kollektion wird das Zuhause wieder bunter und sowohl die großartige Auswahl an Heimtextilien als auch die endlose Farbpalette überzeugen in jeder Hinsicht.

Bei den Mitgliedsunternehmen

Weben in dritter Generation seit 1947: Am westlichen Albrand in Frittlingen liegt die Weberei für technisches Gewebe. Foto: Weberei Schwaibold

V.l.n.r.: Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas, Dirk Petermann (CEO Margarete Steiff GmbH), Peter Hotz (Ur-Ur-Neffe von Margarete Steiff und Geschäftsführer der Steiff Beteiligungsgesellschaft mbH) und Thomas Abele (Director Operations).

Weberei Schwaibold Der Einsatz der Gewebe ist vielfältig – branchenübergreifend und weltweit. Die Frittlinger weben u. a. Moltongewebe, Dekogewebe, Gewebe für Keilriemen, Hagelschutznetze, Berufsbekleidung, Heimtextilien, Markisen, Marktschirme, Insektenschutz und viel mehr. Stark vertreten sind sie in der Herstellung von KbA (kontrolliert biologisch angebaute Baumwolle). Die Produkte werden bei unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt: in der Chemie (Oberflächenbearbeitung), Landwirtschaft, Industrie (z. B. im Fahrzeugbau, Filtersysteme), im Handwerk und im Sport (z. B. als Segeltücher, Planen und Zelte) sowie in der Medizin (Mullbinden), bei Polstermöbeln, für Transportbänder, für Wandbespannungen, in Trägergewebe für handgeknüpfte Teppiche oder auch für Reifen.

Als Gründungsmitglied der Spielwarenmesse in Nürnberg war die Margarete Steiff GmbH selbstverständlich auch bei der 70. Edition dabei. Denn was am 29. Januar 1949 als „Spielwaren-Fachmesse“ klein begann, hat sich zu einem der wichtigsten Termine der Spielwarenbranche entwickelt. Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas besuchte das Mitgliedsunternehmen aus Giengen an der Brenz auf dieser Messe und bewunderte die Neuheiten des Plüschtierherstellers. Von einer „kuh-len“ Alpenlandschaft und Emojis mit Knopf im Ohr bis hin zu einer Reinkarnation von Albert Einstein in Form eines Teddybären – der Stand ließ keinen Wunsch offen und zeigte mal wieder, was Textil aus Baden-Württemberg alles kann. Mit einer neuen Kollektion in Zusammenarbeit mit National Geographic macht Steiff ab dem Frühjahr 2019 auf den Schutz der Artenvielfalt aufmerksam.


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Wiederbelebt: vom Stoff zur Kollektion 100% made in Stuttgart Die Gründer des Upcyclinglabels im Porträt über die Gründung, das Konzept und das Thema Nachhaltigkeit Wiederbelebt – das klingt spannend! Wer seid Ihr und was ist Euer Konzept? Wir sind Sarah Kürten und Oguzhan Deniz und haben Ende 2015 zusammen das Modelabel Wiederbelebt gegründet. Die Idee hinter Wiederbelebt ist, dass wir aus Überschüssen der Industrie unsere Kollektionen fertigen. Sprich – wir kaufen Restposten oder Überschussware auf, die nicht mehr gebraucht wird und die zum größten Teil weggeschmissen oder auch verbrannt wird. Das sind Stoffe, Knöpfe, Reißverschlüsse – also alles was wir an Materialien für unsere Kollektionen benötigen. Das Thema Nachhaltigkeit war uns hierbei schon von Beginn an ganz wichtig. Wir finden, dass nichts nachhaltiger ist, als aus „Abfall“ Mode zu machen und ihn so quasi wiederzubeleben! Dadurch nehmen wir keine Ressourcen in Anspruch und nutzen eben nur das, was uns zur Verfügung steht. Warum habt Ihr denn Euer eigenes Modelabel gegründet? Als wir zusammen unser Modedesignstudium in Albstadt begonnen haben, war uns schon klar, dass wir irgendwann mal ein eigenes Modelabel gründen wollten. Wir haben einfach die Leidenschaft für unser eigenes Design und wollten schon immer unsere eigene Mode machen. Wir haben beide lange in der Industrie gearbeitet und wollten einfach die Missstände an manchen Produktionsstandorten, dieses Schnelllebige, dieses Ausnutzen von Arbeitskräften und alles was da noch dranhängt, nicht mehr unterstützen. Daher wollten wir es besser machen und ein eigenes und eben vor allem ein nachhaltiges und faires Modelabel gründen. Wie habt Ihr dann angefangen? Wir haben beide noch ein Studium oben drauf gesetzt. Oguzhan hat Textiltechnologie in Reutlingen studiert und ich Modemanagement in Hamburg. Ich habe damals gerade meine Bachelorarbeit geschrieben, in der es um das Thema Upcycling ging. Daraus ist dann Wiederbelebt entstanden. Wir haben dann so Start-up typisch in einem Keller

Sarah Kürten und Oguzhan Deniz in ihrem Store in Stuttgart. Foto: Wiederbelebt

angefangen und haben dort unsere Kollektionen entwickelt und alles soweit vorbereitet, sodass wir dann im Dezember 2015 starten konnten. Wir mieteten einen kleinen Laden am Leonhardsplatz in Stuttgart und haben dort unsere Kollektion verkauft. Wie entstehen Eure Produkte? Unsere Produktentwicklung ist anders als bei vielen anderen Unternehmen. Wir haben zuerst den Stoff, sprich wir gehen in die Stofflager und suchen uns die Stoffe aus, die wir für unsere Kollektion verwenden. Die Designs basieren dann auf den Stoffen und nicht anders herum. Das heißt wir müssen erstmal schauen wie viel Stoff und welche Knöpfe oder Reißverschlüsse wir überhaupt haben. Deshalb sind die Teile oft individuell, weil unter Umständen mal ein anderer Reißverschluss oder ein anderer Knopf verwendet wird. Unser Design ist dabei eher minimalistisch, denn uns ist auch wichtig, dass unsere Kollektionen trendübergreifend und zeitlos sind. Zudem verwenden wir skandinavisch angehauchte Schnitte und wählen eher klassische Farben und nicht bunte Muster oder ähnliches. Nachhaltigkeit hat für uns auch den Vorteil, dass man die Sachen lange tragen kann, aber es ist auch so, dass die Produkte immer raffinierte Details

haben, die vielleicht nicht immer gleich zu sehen sind. So ist jedes Teil von uns etwas Besonderes! Wo werden eure besonderen Produkte denn produziert? Wir produzieren direkt bei uns im Laden – unsere Kollektion ist also 100% made in Stuttgart! Allerdings gibt es von jedem Teil nur 50 Stück, da es uns wichtig ist, dass es eine Limitierung gibt. So wollen wir die

Wertigkeit von Kleidung wiederherstellen. Unsere Kollektion gibt es eben nicht in Massen von der Stange. Deshalb sind unsere Kunden stolz auf ihre „Unikate“, denn in jedem Etikett steht, welche Zahl von 50 sie gekauft haben. Warum genau 50 Stück? Die Zahl ist durch unsere Kalkulation enstanden – ab 50 Teilen lohnt sich die Produktion für uns. Dann


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können wir auch die Preise halten. Bei 50 Teilen ist es aber auch oft so, dass es innerhalb dieser 50 Teile noch bis zu fünf verschiedene Farben und Muster gibt und natürlich verschiedene Größen. Denn die Reststoffe reichen auch nicht immer für 50 Teile. Diese „Limited Edition“ ist für uns einfach wichtig, damit unsere Kunden etwas Besonderes und Individuelles bekommen.

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hilft uns natürlich, besser wahrgenommen zu werden. Großartig ist auch, dass man bei uns direkt in die Produktionsstätte sehen kann. So kann jeder zuschauen wie unsere Produkte entstehen – vom Design über den Zuschnitt bis hin

Gerber und Südwesttextil für den Fashion-Nachwuchs in der Region ins Leben gerufen haben, anknüpfen und diesen weiter bekannt machen. Und natürlich ist uns ganz wichtig, dass wir unseren Umsatz und Gewinn weiter steigern und

zum Zusammennähen der Teile. Einfach mal vorbeikommen – im Laden trifft man uns zu den normalen Öffnungszeiten immer, von Montag bis Samstag.

unser Konzept von noch mehr Kunden angenommen wird. Es ist jetzt schon toll zu merken, dass die Leute unser faires und nachhaltiges Konzept verstehen. Wir hoffen, dass wir im neuen Jahr mehr Mitarbeiter einstellen können, damit wir noch mehr entwickeln können. Nach wie vor machen wir beide alles selbst und für manche Aktivitäten haben wir einfach nicht die Kapazität.

Wo kann man Euch finden? Zu Beginn hatten wir einen 80 qm² Laden am Leonhardsplatz – relativ klein und versteckt. Wir hatten dann das Glück, dass wir Anfang 2018 hier in einen großen Laden umziehen konnten. Jetzt sind wir in der Esslinger Straße 14 – mitten in Stuttgart – direkt gegenüber der Einfahrt zum Breuninger Parkhaus. Hier ist die Kundenfrequenz viel größer und das riesige Schaufenster

Was sind eure Pläne für das neue Jahr? Zum einen möchten wir an den Erfolg des 1. Stuttgarter Fashion Awards, den wir gemeinsam mit dem Stuttgarter Stadtkaufhaus

Rebekka Rüth


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Nachhaltigkeit und Smart Textiles auf der Munich Fabric Start Auch in diesem Jahr gab die Munich Fabric Start den Startschuss für das Sourcing der Sommerkollektionen des nächsten Jahres. Mehr als 1 000 Anbieter von Fabrics, Additionals, Denim & Sportswear stellten vom 29. bis 31. Januar 2019 im MOC München und auf der Zenith Area über 1 800 Kollektionen ihrer neuesten Produkt- und TrendEntwicklungen vor. Trotz oder gerade aufgrund der angespannten Lage in der Branche boten viele Anbieter kreative und innovative Highlights auf dem internationalen Terrain.

Egal ob im Einsatz als Farbsensor, als heizendes, leuchtendes oder musikmachendes Textil – die hochleitfähigen Stickgarne von Madeira gaben einen Vorgeschmack auf die Zukunft. An anderer Stelle ging es um weitaus simplere Zutaten, zumindest auf den ersten Blick. Denn Oliver und Frank Weinmann, geschäftsführende Gesellschafter bei Glücksband in Göppingen, zeigten, wie vielfältig Bänder und Etiketten hergestellt werden können. Ob als klassische Webetiketten oder als feinere gedruckte Pflegeetiketten für Einsatzgebiete in Wäsche oder Abendmode – am Stand von Glücksband blieb kein Kundenwunsch offen. Die kreative Weiterentwicklung des Produktportfolios bescherte den Kunden zudem einige ungewöhnliche Varianten der üblichen Give-aways: einen textilen Kalender mit Lamas und eine textile Visitenkarte. Zu einem der kleinen aber feinen und inzwischen viel beachteten Messeständen gehört der von Südwesttextil-Mitglied Gebr. Elmer &

Johannes Brenner zeigte stolz die Vielfalt der ökologischen Stoffe .

Zweifel aus Bempflingen mit der Marke cotonea. Johannes Brenner, Vertriebsleiter des Spezialisten für Bio-Baumwolle, erzählte beim Südwesttextil-Standbesuch, wie viel sich seit seinem Start im Jahr 2000 bei dem Unternehmen geändert hat. Aus cotonea hätte sich in der Zwischenzeit ein Leuchtturm im Bereich Nachhaltigkeit entwickelt. Dies bedeute für Geschäftsführer Roland Stelzer und seine Mitar-

Smarte Textilien mit Farbsensor brachten nicht nur die Augen der Messebesucher zum Leuchten.

Smarte Textilien sind in aller Munde und so ist es kein Wunder, dass Madeira mit sensorischen Garnen und High-Tech-Textilien viele Blicke auf sich zog. So schnell wie das Interesse der Besucher zwischen den unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten textiler Garne wechselte, konnte Oliver Schlomske von Madeira die Stromzufuhr gar nicht umstöpseln.

Oliver und Frank Weinmann zeigten Simone Diebold das gesamte Glücksband-Repertoire und die Vielfalt der Textilen Ettiketten. Fotos:Südwesttextil

beiter kompromisslose Transparenz und das Aufrechterhalten von Werten wie Ehrlichkeit, Ethik, Moral, Anstand und Nächstenliebe. „Mittlerweile hat sich auch der Markt weiterentwickelt und so wachsen Interesse und Umsatz an den Vor- und Endprodukten unserer Marke cotonea im zweistelligen Bereich, unabhängig von Trends, Zielgruppen und der allgemeinen Marktsituation“, so Brenner. Er begründete dies unter anderem damit, dass das Unternehmen keine Kompromisse in der Lieferkette mache und nachhaltig in die Entwicklungsarbeit vor Ort in den Projekten in Ughanda und Kirgistan investiere. Während es an vielerlei Stellen Tricksereien gäbe und Zertifizierungen nur eine Frage des Geldes seien, stehen hier Vertrauen und Ehrlichkeit an vorderster Stelle. Ein Leuchtturm richte sich eben nicht nach den Schiffen, er stehe aufrecht. Und die Schiffe, die sich nicht an ihm orientieren, liefen eben dann auch mal auf Grund. Rebekka Rüth

Brexit: Interaktive Broschüre zu Folgen eines „No Deal“ Brexit-Experten der Südwesttextil-Partnerkanzlei Luther stellen in einer Broschüre Überlegungen zu den Auswirkungen eines „No-Deal“-Brexits dar. Das derzeit wahrscheinlichste Brexit-Szenario ist ein „No-Deal“-Austritt des Vereinigten Königreichs zum 30. März. Damit wäre das Vereinigte Königreich im Verhältnis zur EU ein Drittstaat und das gesamte Unionsrecht nicht mehr auf und im Vereinigten Königreich anwendbar. Die Folge: Tiefgreifende Auswirkungen auf den Waren-, Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr. Die Brexit-Experten der Kanzlei Luther, dem Südwesttextil-Kooperationspartner für Wirtschaftsrecht, haben die Auswirkungen eines „No-Deal“-Brexits in den einzelnen Rechtsgebieten untersucht. Die aktuellsten Überlegungen dazu finden Sie in der interaktiven Brexit-Broschüre unter www.suedwesttextil.de/ nachrichten/brexit-no-deal-broschuere. Weitere Informationen finden Sie zusätzlich auf der Brexit-Themenseite unter www.luther-lawfirm.com/kompetenz/brexit-die-auswirkungen/.

Foto: iStock.com/Stadtratte


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Mode im Spannungsfeld zwischen Instagram und Losgröße 1

Christian Dierig moderierte den Dialog mit den Gästen Rebekka Rüth, Dr. Christian Gerloff, Roland Müller-Neumeister und Margret Knitter (v.l.n.r.). Fotos: TMD

Am 30. Januar fand der achte Textil- und Modedialog im Rahmen der Messe Munich Fabric Start statt. Im Fabric Club drehte sich an diesem Abend alles um das Thema „Die Mode: Im Spannungsfeld zwischen Instagram und Losgröße 1“. Das Spannungsfeld der Industrie ist geprägt von immer schneller wechselnden Trends, der Schnelllebigkeit der Sozialen Medien und immer neu aufkommenden Vertriebswegen im Modehandel, die etablierte Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. Christian Dierig, Vorstand der Dierig Holding AG, führte in bewährter Manier durch die Veranstaltung und stellte diese Herausforderungen gekonnt zur Diskussion. Die Grundlage für diese lieferte Rechtsanwältin Margret Knitter, Expertin für Influencermarketing von der Kanzlei SKW, mit ihrem Impulsvortrag „Influencer Marketing – Was ist rechtlich zu beachten?“. Aus dem aufkommenden neuen Marketingtool, das sowohl Marken als auch Blogger begeistert verwenden, resultieren einige rechtliche Unklarheiten. Selbst wenn ein Blogger nicht durch das Unternehmen beauftragt bzw. beeinflusst wurde, kann die reine Erwähnung einer Marke ohne Werbekennzeichnung je nach Auslegung der Rechtslage riskant sein. Nach diesem gelungenen Überlick holte Christian Dierig die weiteren Gäste zu sich auf das Podium. Dies waren neben Margret Knitter Dr. Christian

Gerloff, Rechtsanwalt und Experte für die Restrukturierung textiler Handelsunternehmen, Gerloff ∙ Liebler Rechtsanwälte, Roland Müller- Neumeister, Deutsche Meisterschule für Mode | Designschule München, und Social Media Expertin Rebekka Rüth von Südwesttextil. Nach aktuellen Schlagzeilen zu Insolvenzen und großen Verlusten in der Industrie stand zunächst die Frage im Raum: „Was können Industrie und Handel überhaupt tun?“ Nach der Einschätzung von Dr. Gerloff ist eine „Verwebung“ von stationärem Einzelhandel und Online Handel für die Modeindustrie von existenzieller Bedeutung. Für die Kunden spielen beide Bereiche eine große Rolle und so gilt nicht immer „Entweder – oder“, sondern eine gute Symbiose der Kanäle, bei der vor allem der Kunde im Fokus steht. Gerade der Handel müsse sich weiterhin in der Kreativität steigern und innovative Ideen entwickeln, um die Kundenbindung zu verbessern. Die Optimierungsmöglichkeiten wären bei vielen Handelsunternehmen unendlich und bestimmte Probleme im Ablauf würde der Kunde schlichtweg nicht mehr tolerieren. Als Beispiel nannte Dr. Gerloff die Wartezeit an der Kasse. Für die Zukunft sieht er vor allem Überlebenschancen für starke Marken und für den Handel die Möglichkeit, die Kunden mit einem außergewöhnlichem Einkaufserlebnis in die Läden zu locken.

Von den Problemen im Handel lenkte Christian Dierig elegant zu einem modernen Marketingtool, das viele begeistert und gleichzeitig mit Fragen zurücklässt: Den Kooperationen mit Bloggern, insbesondere auf der beliebten Plattform Instagram. Rebekka Rüth, Social Media Expertin bei Südwesttextil, identifizierte ein großes Problem des Phänomens: Den Erfolg einer Kampagne mit einem Influencer anhand von Verkaufszahlen zu messen, ist nicht nur schwierig, sondern oftmals deprimierend. Für Marken sei es wichtig, genau darauf zu achten, welche Botschafter ihre Marke würdig vertreten, sodass diese auch authentisch die Produkte repräsentieren. Auch sollten sich Unternehmen die Frage stellen, welche Zielgruppe sie über die Kanäle ansprechen und ob diese überhaupt interessant ist. Als stark visuelle Medien, auf denen verschiedene Einflüsse zusammenkommen, eignen sich

soziale Medien auch für junge Modedesigner. Ob in der Entwicklung der Kollektionen oder in der anschließenden Präsentation der Ergebnisse – für junge Kreative ergeben sich viele Möglichkeiten. Herr Müller Neumeister gab einen interessanten Einblick in den kreativen Schaffensprozess der Schülerinnen und Schüler der Meisterschule für Mode und erklärte, dass die Inspiration der Kollektionen häufig gänzlich unabhängig von den allgemeinen Trends verläuft. Vielmehr werden durch diese Prozesse in der Kreativität neue Trends generiert. In sozialen Medien tauschen seine Schützlinge sich aber viel untereinander aus und nutzen diese für

die Sammlung von Inspirationen für die anschließende Kollektionsentwicklung. Im Anschluss präsentierte der Design-Nachwuchs der Deutschen Meisterschule für Mode, Designschule München, als kreatives Highlight in einer Modenschau sein meisterliches Können. Experi-mentiert wurde unter anderem mit den Formen und Materialien klassischer Berufsbekleidung. www.textil-mode-dialog.de


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„What a darling little place!“

Südwesttextil zu Besuch bei den Gründerinnen des Labels für edle Haustierkissen

Ein Produkt zu entwickeln, das Menschen zum Ausruf in unserer Überschrift verleitet und Tieren gleichzeitig einen artgerechten und stilvollen Ort zum Ausstrecken bietet – dies ist das Ziel des Start-ups Darling Little Place (z. dt. „Lieblingsplatz“). Im Gespräch mit den beiden Gründerinnen Constanze und Vanessa Frank zeigte sich schnell, dass hier mit viel Technik, Geschmack und Liebe gearbeitet wird. Spätestens jedoch, als sich die Mischlingshündin July, nach dem ersten Schreck über den Besuch von Südwesttextil, sich vertraut in eines der Bodenkissen schmiegte. Ende 2015 gründeten Mutter und Tochter das Unternehmen mit der Mission, Hunden einen gesunden Schlaf zu ermöglichen. Das Produkt entwickelten die beiden ursprünglich aus reinem Eigenbedarf: Für ihre großen Irischen Wolfshunde fanden sie kein Hundebett, das nicht in kürzester Zeit abgenutzt und durchgelegen war. Aus der Entwicklung eines langlebigen und orthopädischen Schlafplatzes für ihre Hunde

entstand ein Bodenkissen für Vierbeiner und Zweibeiner, das in verschiedenen Größen und Designs verfügbar ist. Ergänzend sind außerdem passende Sofakissen erhältlich. Constanze Frank ist eigentlich Architektin, Vanessa Frank hat Leadership studiert und bereits in ihrem Studium einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt: Daher war es für die beiden selbstverständlich, dass die Bodenkissen auch stilgerecht und nachhaltig sind. In der langen Phase der Produktentwicklung testeten sie verschiedene Materialien für die Füllung des Innenlebens und die Hüllen der Kissen aus. Von außen müssen die Bodenkissen strapazierfähig und trotzdem stylisch sein. Da der Stoff speziell für Darling Little Place gefertigt wird, verzichtet das junge Unternehmen bewusst auf typische chemische Behandlungen, die bei Tierbetten oft Verwendung finden. Die Bezüge sind schließlich waschbar und atmungsaktiv gegen Hitzestau. Sie werden in einer

Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in der Nähe von Karlsruhe genäht. Das patentierte Innenleben besteht aus einer Matratzeneinlage und einem Kuscheleinsatz, die miteinander verknüpft sind, aber auch separat verwendet werden können. So ist das Bodenkissen von Darling Little Place vielseitig nutzbar und das einzige Produkt auf dem Markt, das auch in der größten Ausführung

komplett in die Waschmaschine passt. Die besondere Füllung besteht aus OEKO-TEX getesteten Hohlfasern aus recycelten PET-Flaschen. Bis zum Ende des Jahres 2018 haben sie ihre Produkte komplett in Deutschland fertigen lassen. Durch den Wegfall ihres Produzenten in Deutschland sahen sich die beiden Unternehmerinnen gezwungen, ihre Lieferkette neu zu überdenken und

Constanze und Vanessa Frank (v.l.n.r.) begannen zunächst aus reinem Eigenbedarf mit der Entwicklung der Bodenkissen. Fotos: © Jürgen Löhlein/ Darling Little Place


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haben versucht, in verschiedenen Ländern ihre Produktion neu aufzustellen. Soziale und ökologische Nachhaltigkeit spielten hier die entscheidende Rolle neben dem Ziel, weiterhin die Funktionalität und kontinuierliche Qualität des Produktes zu gewährleisten. Die beste Qualität für ihre funktionalen Vorgaben fanden die beiden schließlich bei einem chinesischen Anbieter in der Provinz Jiangsu. Um sich ein genaues Bild der Produktionsstätte zu machen, flogen die Geschäftsführerinnen nach Shanghai. Vor Ort gingen sie mit der Produktmanagerin Betty den kompletten Produktionsablauf durch, den Kuschelkissen und Matratze durchlaufen. Dabei war es Darling Little Place äußerst wichtig, dass die höchsten Sicherheits- und Qualitätsstandards eingehalten werden. Circa 70 Mitarbeiter arbeiten in dem Familienunternehmen, welches sich in Nantong bef indet. Der Seniorchef kocht in der Mittagspause für die Belegschaft mit frischem Obst und Gemüse, das im firmeneigenen Garten angebaut wird. Vor Ort beobachteten Mutter und Tochter außerdem, dass mit größter Sorgfalt und

Ressourceneffizienz gearbeitet wird. Durch die Verlegung der Produktion konnten sie sogar ihre Lieferkette optimieren und die Öko-Bilanz wesentlich verbesseren. Die Entscheidung, mit der Fertigung aus Deutschland und Europa wegzugehen, ist dem Start-up nicht leichtgefallen, aber ihnen ist es wichtiger, den Kunden weiterhin Qualität sowie ökologische und faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, als um jeden Preis das Label „Made in Germany“ aufrechtzuerhalten. „Qualität und Nachhaltigkeit sind uns und vielen unserer Kunden wichtiger als die Fertigung am Standort Deutschland,“ so die Einschätzung von

Constanze Frank. In der Vergangenheit konnte das Label mit der Produktion in Deutschland hauptsächlich Kunden im Premiumsegment ansprechen. Doch durch die Verlegung der Produktion kommen die beiden Gründerinnen ihrem Ziel näher, mehr Menschen und ihren geliebten Vierbeinern Zugang zu den Produkten zu ermöglichen und trotzdem den hohen Qualitätsanspruch zu erhalten. Transparenz ist Mutter und Tochter äußerst wichtig und sie sind weiterhin dabei, ihr Produkt und die Produktionsprozesse zu optimieren, um die Kissen nachhaltiger zu gestalten. Aktuell sind beide auf der Suche, auch für die Hülle der Kissen eine Alternative aus recycelten Materialien zu finden. Dann wäre ihr Produkt zu annähernd 100% aus recycelten Rohstoffen hergestellt. „Wir möchten zeigen, wie sexy ein nachhaltiges Recyclingprodukt sein kann und es darüber hinaus zu einem Lieblingsplatz für Mensch und Tier machen“, so Vanessa Frank.

Rebekka Rüth

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Textilindustrie: Hightech statt Polyester-Pulli Kleidung macht mittlerweile nur noch gut ein Drittel des Umsatzes der Textil- und Modeindustrie in Deutschland aus. Denn neben der Bekleidungsproduktion der international etablierten deutschen Marken zählen zur Branche viele „Hidden Champions“, die die Weltmärkte mit innovativen Produkten beliefern – damit sind eine ganze Reihe neuer Geschäftsmodelle hinzugekommen. „Nachdruck aus dem Informationsdienst iwd des Instituts der deutschen Wirtschaft“

Gesamtwirtschaft betrug die Quote laut dem Forschungsinstitut Wissenschaftsstatistik nur 3 Prozent. Ausländische Abnehmer spielen eine immer wichtigere Rolle für die hiesigen Hersteller: Im Jahr 2017 erzielten die deutschen Unternehmen 48 Prozent ihres Umsatzes mit Textilien im Ausland, 2010 waren es erst 42 Prozent. Apropos Ausland: Im EUVergleich spielt Deutschland vorne mit – sowohl in der Textil- als auch in der Bekleidungsindustrie lan-

Beim Stichwort Textilien kommen einem viele Produkte in den Sinn, aber Flugzeuge gehören wohl eher nicht dazu. Doch der A380 von Airbus, das weltgrößte Passagierflugzeug, ist nur dank vieler textiler Bauteile so leicht, wie er ist: Sein relativ geringes Leergewicht von 275 Tonnen erreicht der Riese, weil beispielsweise in Rumpf und Flügeln an zahlreichen Stellen sogenannte Verbundwerkstoffe aus Textil verarbeitet wurden – viele von deutschen Herstellern. Dadurch kann das Gewicht um bis zu 30 Prozent reduziert werden und das spart den Fluggesellschaften viel Kerosin und damit Geld. Der A380 und die Luftfahrtindustrie sind kein Einzelfall: Die deutsche Textil- und Modeindustrie spielt mittlerweile in vielen Wirtschaftszweigen eine große Rolle, weil sie mit ihren Materialien innovative Lösungen ermöglicht. So produziert die Branche beispielsweise Stents, das sind medizinische Implantate zum Offenhalten von Gefäßen; sie liefert Filter für die Luftreinigung in Kraftwerken oder Verbandsmaterialien mit eingebauter antibakterieller Wirkung für Krankenhäuser. Auch in Motoren oder in der Bauindustrie finden Produkte der Textilindustrie Anwendung. Denn häufig sind die Materialien einerseits leicht und gut formbar, andererseits langlebig und witterungsbeständig. Da ist es kein Wunder, dass beispielsweise viele Windkraftanlagen mit textilen Bestandteilen gebaut werden. Generell gilt die Branche als Zulieferindustrie (Grafik 1): Die Zulieferungen der hiesigen Textil- und Bekleidungsindustrie an die deut-

dete es 2016 beim Umsatz auf Platz zwei und musste in beiden Kategorien lediglich Italien den Vortritt lassen. All diese positiven Kennzahlen dürfen allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass das volkswirtschaftliche Gewicht der Branche im Vergleich zu anderen Industrien in Deutschland überschaubar ist. In anderen Staaten – vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern – hat die Textil-, Bekleidungs- und Schuhindustrie eine wesentlich größere Bedeutung. So geht aus einer Studie der KfW Bankengruppe hervor, dass beispielsweise in Bangladesch 94 Prozent aller Exporte auf die Textilindustrie entfallen, in Kambodscha sind es 73 Prozent. Europa ist dagegen immer mehr vom Produzenten zum Einkäufer geworden: Die Textil- und Bekleidungsimporte in die EU haben sich von 2014 bis 2017 von rund 800 auf über 950 Milliarden Euro erhöht.

sche Wirtschaft summierten sich im Jahr 2017 auf mehr als 10 Milliarden Euro. Rund 1 400 Betriebe – vor allem Mittelständler – beschäftigen insgesamt 135 000 Mitarbeiter und erwirtschafteten 2017 laut Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie einen Umsatz von 35 Milliarden Euro. Die Schwerpunkte der Industrie liegen im Süden der Republik sowie in Nordrhein-Westfalen (Grafik 2). Die Branche behauptet sich im internationalen Wettbewerb dank vielfältiger Innovationen. Dafür sorgen unter anderem 16 Forschungsinstitute mit insgesamt rund 1 400 Mitarbeitern. Doch auch in den einzelnen Unternehmen werden immer neue Produkte ersonnen – mittlerweile oft mit einem nachhaltigen Ansatz. So nutzt beispielsweise der baden-württembergische BergsportAusrüster VAUDE für einige Teile seiner Kollektion Kaffeesatz, für andere alte Fischernetze. Im Jahr 2015 lagen die Innovationsausgaben der Branche bei 3,5 Prozent des Umsatzes, in der

Hoffnungen, die Digitalisierung würde es der Bundesrepublik ermöglichen, die vor Jahrzehnten verloren gegangenen Textil-Arbeitsplätze zurückzuholen, dürften sich vorerst kaum erfüllen. Denn der hiesige Arbeitsmarkt brummt, Digitalisierungs-Fachkräfte sind rar und die Start-Investitionen für neuartige Fabriken hoch. Auch der 3-D-Druck wird sich in der deutschen Textil- und Modeindustrie zumindest vorläufig auf Prototypen und kleine Stückzahlen

beschränken. Selbst das Unternehmen Adidas, das Schuhe mittlerweile per Drucker in Serie fertigt, nutzt das Verfahren – noch – nur für einen verschwindend kleinen Teil seiner Produktion. Wichtig bleibt indes das „NearShoring“: Schnelllebige Trendmode wird in der Nähe großer Märkte produziert – beispielsweise in Mexiko für die USA oder in der Türkei für die EU. Auch die Anrainerstaaten Chinas dürften profitieren – denn selbst, wenn die Löhne in Asien steigen, ist die Zahlungsbereitschaft für eine schnelle und sichere Lieferung des neuesten Chics in China hoch. Und ohnehin gilt: Wenn die Leistung stimmt, müssen hohe Lohnkosten kein schwerwiegender Nachteil sein – das beweist die deutsche Textil- und Modeindustrie regelmäßig. https://spektor.iwmedien.de


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Techtextil 2019

FIBER PUSH. Creating Innovations. Willkommen auf unserem Gemeinschaftsstand Baden-Württemberg, Halle 3.1. D81 Wir laden Sie herzlich zur Techtextil 2019 ein. Baden-Württemberg-international (bw-i) bietet Ihnen in Kooperation mit der Allianz Faserbasierter Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) und dem Verband Südwesttextil einen Markplatz textiler Innovationen. Entdecken Sie auf dem Gemeinschaftsstand Baden-Württemberg die „Best-of“ der textilen Highlights aus dem Ländle. Vierzehn Aussteller präsentieren ihre neuesten Entwicklungen. Willkommen auch zum Begleitprogramm: Dienstag, 14.05.2019, 17:30 Uhr

Donnerstag, 16.05.2019

Di - Fr, 11:00 Uhr

Standparty – Let‘s celebrate!

Rundgang MD Michael Kleiner

DAILY: AFBW-Walking-Bus

AFBW Fiber Push und bw-i laden ein zum „Netzwerken total“ – Cocktails & Fingerfood inklusive. Eröffnung mit dem FIBER PUSH SLAM.

Als Vertreter der Landesregierung BadenWürttemberg besucht Ministerialdirektor Michael Kleiner den bw-i Gemeinschaftsstand.

Erleben Sie eine geführte Runde über den Gemeinschaftsstand und nehmen Sie sich Zeit zum Kennenlernen und Austauschen.

Anmeldung unter www.afbw.de bis zum 05. Mai 2019


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„Mode mal anders!“ Aktionstag des Kreisverbandes Bündnis 90/Die Grünen in Lörrach diskutiert Nachhaltigkeit in der Textilindustrie Diskutieren, informieren, interagieren. Nicht nur die Kleidertauschparty und die zahlreichen Workshops rund um die Kulturvilla mit dem lustigen Namen „Nellie Nashorn“ in Lörrach lockten zahlreiche Besucher am 26. Januar 2019 zum Aktionstag rund um das Thema „Mode mal anders!“. Zum Kneipengespräch am frühen Nachmittag sprachen Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas und Michael Dal Grande, Geschäftsführer der Firma Naturfasern aus Lörrach, als Vertreter der Textilindustrie vor dicht gedrängtem Publikum. Moderiert durch Sarah Hagmann von der Partei Bündnis 90/Die Grünen, reichte die Vielfalt der Gesprächsthemen von A wie Alternative Geschäftsmodelle bis Z wie Zertifizierungen. So konnte Peter Haas, stellvertretend für die mittelständisch geprägte Industrie in Baden-Württemberg, von großen Bemühungen im Bereich der ökologischen und fairen Produktion berichten. Der Gegentrend zu „Fast Fashion“, „Black Friday“ und immer niedrigeren Konsumausgaben für Bekleidung liege

in einer neuen Wertschätzung für textile Produkte, so der Verbandsvertreter. Zertifizierungen wie der Global Organic Textile Standard (GOTS) ermöglichten mittlerweile aufgrund ihrer Bekanntheit höhrere Transparenz für Konsumenten. Bei anderen Kennzeichnungen müsse sich der Kunde fragen, ob auch wirklich mehr dahinter stecke, als nur ein schönes Label. Michael Dal Grande, Spezialist für Naturfasern, machte gleichzeitig klar, dass Kunden bei gewissen Preisen keine nachhaltige Produktion erwarten dürften. So appellierten beide auf die Frage aus dem Publikum „Was können denn die Kunden tun?“ darauf, gezielter in Geschäfte zu gehen und immer wieder zu hinterfragen und herauszufordern. Gemeinsam beschrieben beide die Vision: Nachhaltigkeit das „neue Normal“. Im Anschluss an die Gesprächsrunde wurden fleißig Meinungen und Kleidungsstücke ausgetauscht. Michael Dal Grande (oben links) und Peter Haas vor und während des Kneipengesprächs mit Moderatorin Sarah Hagmann. Fotos: Südwesttextil

Rebekka Rüth

Termine unbedingt vormerken und gleich anmelden! Organic Textile Forum

Netzwerk-Frühstück „Make it sustainable!“

Foto: iStock.com/VictoriaBee

Foto: iStock.com/Rawpixel

Am 8. und 9. Mai 2019 diskutieren Experten der Branche unter dem Motto „Beschaffung im Wandel – Best Practice nachhaltiger TextilBeschaffung“ die Herausforderungen der textilen Wertschöpfungskette. Das 5. Organic Textile Forum findet direkt am Bodensee in der IHK Hochrhein-Bodensee statt.

Am 4. April 2019 lädt Südwesttextil in Kooperation mit dem Start-upNetzwerk „Tex Started“ zu einem Netzwerkfrühstück nach Stuttgart ein. Start-ups sind eingeladen, im Rahmen des Netzwerkfrühstücks ihre Strategie zu präsentieren und sich untereinander und mit etablierten Unternehmen zu vernetzen.

Als Hauptsponsor des Organic Textile Forums bietet Südwesttextil seinen Mitgliedern besondere Konditionen. Nähere Informationen hierzu finden Sie unter http://bit.ly/OTF19.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Die Plätze sind allerdings begrenzt und um eine Anmeldung per E-Mail an rueth@suedwesttextil.de wird gebeten.


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Go 01.2019 Textile! News

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Hatten viel Spaß beim Dreh: Makai, Melissa und Noel vom Team Go Textile!.

DIGITALISIERUNG, SO WHAT?! Unsere Nachwuchstextiler stellen t e x t i le Fo rs c h u n g svo r h a b e n m i t Schwerpunkt Digitalisierung vor.

Z

um Jahresbeginn hat die Nachwuchskampagne Go Textile! eine neue Filmreihe gestartet. Unter dem Titel „Digitalisierung, so what?!“ zeigen Auszubildende und Studenten, wie digital die Textilbranche bereits ist. In den bisher neu entstandenen vier anschaulichen Videoclips werden Forschungsvorhaben vom Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen (Sensorvlies, EKG-Shirt), vom Sächsischen Textilforschungsinstitut STFI in Chemnitz (3D-Druck auf Vlies) sowie der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf DITF (SensHand) vorgestellt. Die Botschaft: Von Geotextilien über textile Anwendungen im Medizinbereich bis hin zur digital unterstützten Arbeitsbekleidung – Textil formt die moderne Welt.

Zeitgleich mit der Veröffentlichung der Videos berichtet auch die Fachzeitschrift „textile network“ im Rahmen ihres Schwerpunkts für 2019 „Stars der Zukunft“ über die Kampagne Go Textile!. Die Videos, die auf der Homepage der Kampagne sowie im YouTube-Kanal zum Teilen eingestellt sind, werden auf verschiedenen Ausbildungs- und Recruitingmessen in diesem Jahr eingesetzt. Darüber hinaus stehen die Videos allen Mitgliedsunternehmen zur freien Verfügung und können jederzeit für ihre Recruitingaktivitäten genutzt werden. Alle Videos sind online abrufbar unter www.go-textile.de/digitalisierungso-what

Digitalisierung, so what – die neue Filmreihe zeigt, wie digital die Textil- und Modeindustrie schon ist.

www.go-textile.de #gotextile


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Digitalisierung der Ausbildungsberufe untersucht Nur jeder Dritte schätzt den Digitalisierungsgrad der Arbeitsplätze aktuell als hoch ein

BMBF/BIBB-Initiative Fachkräftequalifikationen und Kompetenzen in der digitalisierten Arbeit von morgen im Kontext von Berufsbildung 4.0

Foto:BMBF/BIBB

Das Bundesbildungsministerium und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) haben ihr Projekt „Fachkräftequalifikationen und Kompetenzen für die digitalisierte Arbeit von morgen“ abgeschlossen und jetzt Ergebnisse vorgelegt. Bei dem Projekt wurden insgesamt 14 Berufe im Kontext der Berufsbildung 4.0 detaillierter untersucht. Für die Textil- und Bekleidungsindustrie wurden die zweijährigen Ausbildungsberufe Maschinen- und Anlagenführer/

in Textiltechnik und Textilveredelung unter die Lupe genommen. Es wurden dabei Experteninterviews herangezogen, Informationen ausgewertet, eine Vielzahl von Fallstudien durchgeführt, daraus generierte Zwischenergebnisse im Rahmen einer Online-Befragung auf breitere Basis gestellt und mit den geltenden Ordnungsmitteln abgeglichen. Für das Berufsbild Maschinen- und Anlagenführer/-in mit den textilen Schwerpunkten ergibt sich kein akuter Handlungsbedarf für die Überarbeitung der Ausbildungsordnung, da diese offen formuliert wurde, so dass die Qualifikationsanforderungen, die sich aufgrund des Transformationsprozesses hin zur digitalen Produktion ergeben noch integriert werden können. Man sieht die Auswirkungen der Digitalisierung vor allem in dem Bereich der Fort- und Weiterbildung. Dort entstehen aufgrund der Digitalisierung neue und erweiterte Aufgabenprofile und Schnittstellen zu anderen Berufsbereichen (z.B. Textil/Bauen/Architektur). Insgesamt war aus den Ergebnissen des Berufescreenings erkennbar, dass der „digitale“ Durchdringungsprozess in den Aus-

bildungsberufen unternehmensabhängig ungleichzeitig erfolgt und sich in Tiefe und Rigorosität, auch zwischen den Berufen, durchaus unterscheidet. In allen vierzehn untersuchten Berufen ist die Digitalisierung angekommen. Durchschnittlich nur jeder Dritte aller befragten Fachkräfte, Ausbilder und Ausbilderinnen sowie Vorgesetzten von Fachkräften und Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben schätzt den Digitalisierungsgrad der Arbeitsplätze der hinterfragten Berufe bereits aktuell als hoch ein. Erkennbar ist, dass sich mit zunehmender Digitalisierung die Erwartungen an die Kernkompetenzen der Fachkräfte weiter verschieben. Berufliche Fachkompetenz bleibt wichtig, Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien, digitales Arbeiten und IT-Sicherheit werden immer stärker in Arbeitsaufgaben einbezogen, Prozess- und Systemverständnis wird eingefordert, genauso die Fähigkeit selbständig und kontinuierlich zu lernen, Flexibilität, Problemlösefähigkeit sowie Kommunikationsfähigkeit. Der Bedarf an durch die Berufsbildung qualifizierten Fachkräften wird in den meisten der

untersuchten Ausbildungsberufe als steigend, mindestens aber als stabil eingeschätzt. Dies zeigten sowohl die Ergebnisse aus dem Berufescreening als auch die durchgeführten Fachkräfteprognosen. Neben Berufescreening und Fachkräfteprognosen war die Bestimmung der notwendigen medienpädagogischen Kompetenz des Ausbildungspersonals der dritte Schwerpunkt der Initiative. Sowohl das Bildungspersonal an allen Lernorten als auch die Auszubildenden sehen sich angesichts der mit der Digitalisierung der Arbeits- und Berufswelt verbundenen neuen Möglichkeiten IT-basierter Information, Kommunikation und (mobiler) Kooperation mit entsprechend neuen Kompetenzanforderungen konfrontiert. Die Ergebnisse der Studie können im Mitgliederbereich unter www.suedwesttextil.de heruntergeladen werden.

Fragen an: Dipl.-Ökonomin Christine Schneider Tel.: +49 711 21050-25 schneider@suedwesttextil.de

Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2018 Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind im Jahr 2018 im bundesweiten Durchschnitt um 3,7 Prozent gestiegen. Der Vergütungsanstieg fiel damit deutlich stärker aus als 2017 (2,6 Prozent). Bundesweit lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2018 bei durchschnittlich 908 Euro brutto im Monat. In Westdeutschland wurde ein durchschnittlicher Betrag von 913 Euro erreicht, in Ostdeutschland waren es 859 Euro. Ermittelt wurden die durchschnittlichen Vergütungen für 181 Berufe in West- und 153 Berufe in Ostdeutschland. Auf dieser Basis wurden auch gesamtdeutsche Durchschnittswerte berechnet. Auf die einbezogenen Berufe entfielen 89 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse. Das BIBB wertet die tariflichen Ausbildungsvergütungen seit 1976 jährlich zum Stichtag 1. Oktober aus. Zwischen den Ausbildungsberufen bestehen 2018 weiterhin erhebliche Unterschiede in der Vergütungshöhe. Besonders hoch lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen im Handwerksberuf Maurer mit monatlich 1 159 Euro im gesamtdeutschen Durchschnitt. Hohe tarifliche Vergütungen wurden beispielsweise Foto: iStock.com/Animaflora auch in den Berufen Mechatroniker (gesamt: 1 088 Euro) und Industriekaufmann (gesamt: 1 047 Euro) gezahlt. Niedriger waren die tariflichen Vergütungsdurchschnitte 2018 zum Beispiel in den Berufen Maler und Lackierer (einheitlich: 718 Euro), Bäcker (einheitlich: 678 Euro), Florist (gesamt: 617 Euro), Friseur (gesamt: 584 Euro) sowie Schornsteinfeger (einheitlich: 518 Euro). Ein Blick auf die langfristige Entwicklung zeigt: Bei Beginn der BIBB-Auswertungen im Jahr 1976 lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen in Westdeutschland bei durchschnittlich 202 Euro pro Monat. Bis zum Jahr 2018 stiegen sie auf 913 Euro an und damit nominal um 352 Prozent. Gleichzeitig erhöhten sich in diesem Zeitraum die Verbraucherpreise um 142 Prozent Wird dies berücksichtigt, stiegen die Ausbildungsvergütungen in Westdeutschland von 1976 bis 2018 real um 87 Prozent. Die Auswertung ergibt zudem, dass in einer Reihe von Ausbildungsberufen, in denen in den letzten Jahren besonders viele Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, die Vergütungen 2018 relativ stark angehoben wurden. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse sowie die Möglichkeit zum Download von zwölf Schaubildern gibt es im Beitrag „Tarifliche Ausbildungsvergütungen: Anstieg und Strukturen 2018 sowie Entwicklungen seit 1976“ unter www.bibb.de/ausbildungsverguetung-2018.


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Weiterbildung lohnt sich! Neues Qualifizierungschancengesetz baut bestehende Fördermöglichkeiten aus Viele Geldmittel für die berufliche Weiterbildung und Unterstützung von Arbeitslosen werden bis dato nicht genutzt. Wie aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit auf eine Anfrage im Bundestag hervorgeht, blieben von den fast vier Milliarden Euro, die für ALG-I-Bezieher bereitgestellt wurden, mehr als eine Milliarde übrig. Das ist so viel wie seit Jahren nicht mehr. Neben beruflicher Weiterbildung werden mit den zur Verfügung stehenden Geldern auch andere Eingliederungsmaßnahmen finanziert. „Diesen gut gefüllten Topf müssen unsere Unternehmen für sich und ihre Beschäftigten viel intensiver nutzen. Die Aufgabe von uns Verbänden ist es, ihnen dabei mehr Orientierung zu geben“, meint Peter Haas, Verwaltungsratsmitglied der Bundesagentur für Arbeit und Hauptgeschäftsführer von Südwesttextil. Eine Möglichkeit bietet das neue seit dem 1. Januar in Kraft getretene „Qualifizierungschancengesetz“. Damit werden die bestehenden Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit ausgebaut. Vorrangig bleiben die Unternehmen und die Beschäftigten selbst verantwortlich für die Weiterqualifizierung. Neu ist: Ei-

Mehr Chancen durch Qualifizierung Wir verbessern die Weiterbildungsförderung für beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, deren berufliche Tätigkeiten durch Technologien ersetzt werden können, die in sonstiger Weise vom Strukturwandel betroffen sind oder eine berufliche Weiterbildung in einem Engpassberuf anstreben (also in einem Beruf, in dem Fachkräftemangel besteht).

Mehr Zuschüsse für Weiterbildungskosten

< 10

Kleinstunternehmen

bis zu

100 %

< 250

Kleine und mittlere Unternehmen

bis zu

50 %

> 250

Größere Unternehmen

bis zu

25 %

bis zu 100 % ab 45 Jahren und für schwerbehinderte Menschen

Arbeitsentgelt (während der Weiterbildung)

bis zu

75 %

bis zu

50 %

> 2500

Große Unternehmen

bis zu

15 %

20 % bei Betriebsvereinbarungen und Tarifverträgen mit Qualifizierungselementen bis zu

25 %

bis zu

25 %

bis zu 100 % bei fehlendem Berufsabschluss und berufsabschlussbezogenen Weiterbildungen

© Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2018

Weitere Infos unter www.bmas.de

Grafik: © Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2018

nen Teil der Weiterbildungskosten kann künftig die Bundesagentur für Arbeit übernehmen. Voraussetzung: Es müssen Kenntnisse und Fähigkeiten erworben werden, die über eine Anpassungsfortbildung hinausgehen. Dabei ist die Weiterbildungsförderung unabhängig von Alter und Qualifikation. Die Arbeitgeber erhalten Lohnkostenzuschüsse, wenn sie ihre Beschäftigten während der Weiterbildung unter Fortzahlung des Arbeitsentgelts freistellen. Die Kostenbeteiligung der Arbeitgeber richtet sich nach der Betriebsgröße – größere Unternehmen müssen

sich stärker beteiligen als kleine oder mittlere Unternehmen. Weiterbildungskosten für Beschäftigte in Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern können bis zu 100 Prozent gefördert werden. Bei kleinen und mittleren Unternehmen sind bis zu 50 Prozent Zuschuss möglich, bis zu 25 Prozent bei größeren Betrieben und bei Großbetrieben. Fragen an: Dipl.-Ökonomin Christine Schneider Tel.: +49 711 21050-25 schneider@suedwesttextil.de

Neugierig auf Europa? Programme für Auszubildende Die baden-württembergischen Unternehmen sind weltweit tätig. Jeder dritte Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt vom Außenhandel ab. Bei mehr als jedem zweiten Arbeitsplatz sind Fremdsprachenkenntnisse gefragt. Vor diesem Hintergrund hat das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau BadenWürttemberg Ende letzten Jahres eine Broschüre aufgelegt die über die verschiedenen Möglichkeiten informiert während der Berufsausbildung Auslandserfahrungen zu sammeln. Eine Studie zeigt: Die Auszubildenden, die diese Chance nutzen, kommen mit einem gesteigerten Selbstbewusstsein, mehr Verantwortungsbereitschaft und erhöhter Motivation aus dem Ausland zurück. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind Unternehmen, die Auslandsaufenthalte ermögliche, attraktive Ausbildungsbetriebe. Die Broschüre kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: http://bit.ly/EUAzubi

Neugierig auf

EUROPA?

Programme für Auszubildende

euRobi – Azubis in Europa Mit dem euRobi-Stifterpreis zeichnet die Europäische Bewegung Baden-Württemberg e.V. Auszubildende aus, die im Rahmen ihrer dualen Ausbildung einige Zeit im europäischen Ausland verbracht und hierbei vielfältige Erfahrungen gesammelt haben. Wer diese Erfahrungsberichte gerne an andere weitergeben möchte, kann mitmachen und Preise bis zu 1 000 Euro gewinnen. Ob Einzeloder Gruppenarbeit – bis zu vier Mitglieder können einen Erfahrungsbericht gemeinsam gestalten. Wer sich also in einer Ausbildung im dualen Ausbildungssystem in Baden-Württemberg befindet und zeitweise im europäischen Ausland gelebt, gelernt oder gearbeitet hat, ist preisverdächtig. Bitte geben Sie die Info an ihre Azubis weiter. Bewerbungsschluss ist der 31. Juli 2019. Unter https://eurobi.info gibt es weitere Informationen und die Anmeldeunterlagen.

Seminare Bildungswerk Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil.

Employer Branding – Schritt für Schritt zum attraktiven Arbeitgeber 11. März 2019, Haus Steinheim an der Murr Design Thinking – Innovationen anstoßen 27. und 28. März 2019, Haus Reutlingen Fokus Führung 1 1. April 2019, Haus Steinheim an der Murr www.biwe-akademie.de


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Recht + Steuern

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Datenschutz bei Lohn- und Gehaltslisten? Betriebsrat hat Recht auf Einblick in nicht-anonymisierte Listen Das Landesarbeitsgericht Düsseldorf hat am 22.10.2018 entschieden, dass zur effektiven Wahrnehmung seiner Überwachungsrechte aus § 80 Abs. 1 BetrVG der Betriebsrat berechtigt ist, in die nichtanonymisierten Listen über die Bruttolöhne und -gehälter Einblick zu nehmen. Bereits im Vorgriff auf das Wirksamwerden der DatenschutzGrundverordnung (DSGVO) zum 25.05.2018 häuften sich die Fälle, in denen Arbeitgeber unter Verweis auf das Datenschutzrecht Einsichtsverlangen der Betriebsräte nicht oder nur unvollständig nachgekommen sind. Dem schließt sich die Fragestellung an, ob der Arbeitgeber das Einsichtsrecht des Betriebsrats aus § 80 Abs. 2 Satz 2 HS. 2 BetrVG bereits dadurch erfüllt, dass er Einsicht in anonymisierte Listen gewährt. Der Entscheidung des Landesarbeitsgerichts lag der folgende Sachverhalt zugrunde: Der Betriebsrat verlangte vom Arbeitgeber die regelmäßige Einsichtnahme in bestehende Bruttolohn- und -gehaltslisten der Mitarbeiter. Es erfolgte eine erste Einsichtnahme, die Liste der Bruttolöhne und -gehälter wurde jedoch durch den Arbeitgeber anonymisiert. Auch bei Folgeterminen wurden dem Betriebsrat lediglich anonymisierte Listen vorgelegt. Der Betriebsrat beantragte daraufhin die Gewährung

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der Einsichtnahme ohne Anonymisierung im Wege eines Beschlussverfahrens. Das Arbeitsgericht gab dem Antrag des Betriebsrats statt. Es sei einem vom Betriebsrat benannten Mitglied umfassende Einsicht zu gewähren. Der Arbeitgeber machte geltend, dass durch die Einsichtnahme in die anonymisierte Liste das Einsichtsverlangen des Betriebsrats bereits erfüllt worden sei. Der Betriebsrat habe keine Gründe benannt, weshalb ihm zur Erfüllung seiner Aufgaben eine Namensliste vorzulegen sei. Auch entspreche die Vorlage einer anonymisierten Liste dem Grundsatz der Datensparsamkeit und dem Schutz der Persönlichkeitsrechte

der Mitarbeiter. Der Betriebsrat sei „Dritter“ im Sinne der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Er könne immer noch die vollständige Liste anfordern, wenn sich aus der anonymisierten Liste Unregelmäßigkeiten ergeben würden, die auf eine mögliche Verletzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes hindeuten könnten. Das Landesarbeitsgericht sah dies aber anders. Nach dessen Auffassung steht dem Betriebsrat ein Anspruch auf vollumfängliche Einsicht in die Vergütungslisten, einschließlich der Namen, zu. Dabei handele es sich um Informationen, die zur Durchführung der Aufgaben des Betriebsrats erforderlich seien und

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damit vom Einsichtsrecht aus § 80 Abs. 2 Satz 2 HS. 2 BetrVG gedeckt seien. Aus § 75 Abs. 1 BetrVG folge eine Überwachungspflicht des Betriebsrats hinsichtlich der Einhaltung der geltenden Gesetze und Tarifverträge. Dies schließe den allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatz ein, dessen Einhaltung nur dann hinreichend überwacht werden könne, wenn die Vergütung den einzelnen Mitarbeitern zugeordnet werden könne. Nur auf diese Weise könne der Betriebsrat überprüfen, ob der Empfänger etwaiger Sonderzahlungen deren A n s p r u c h s vo r a u s s e t z u n g e n auch erfülle. Die Forderung des Darlegens eines konkreten Anlasses für Unregelmäßigkeiten durch den Betriebsrat wurde vom Landesarbeitsgericht klar abgelehnt, da dies zu einer Erschwerung seiner Aufgabenerfüllung führen würde. Der Einsichtnahme stünden auch datenschutzrechtliche Belange nicht entgegen. Die Datennutzung sei nach § 26 Abs. 1 BDSG zulässig, da sie zur Erfüllung der Aufgaben nach dem BetrVG erfolge. Bei dem Betriebsrat handele es sich nicht um einen „Dritten“ i.S.v. Art. 4 Ziff. 10 DSGVO. Des Weiteren führe der neu eingeführte Auskunftsanspruch aus dem Entgelttransparenzgesetz zu keiner Einschränkung des Einsichtsrechts des Betriebsrats. Ebenso sah dies das Landesarbeitsgericht Hamm (Beschl. v. 19.09.2017 - 7 TaBV 43/17). Bezüglich des Einsichtsrechts ist noch Folgendes zu beachten: Aus dem Wortlaut des § 80 Abs. 2 HS. 2 BetrVG („Einblick nehmen“) folgerte das BAG bereits 1976, dass die Listen nur eingesehen werden dürfen. Dabei darf sich der Betriebsrat Notizen machen, ist jedoch nicht befugt, die Liste vollständig abzuschreiben. Es besteht also ein Anspruch auf Einsicht in die Liste mit Namen, ein Anspruch auf Aushändigung oder Übermittlung der Listen besteht hingegen nicht. Fragen an: Lydia Knapp Tel.: +49 711 21050-15 knapp@suedwesttextil.de


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JANUAR / FEBRUAR 2019 I NR. 117

Recht + Steuern

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Beendigung mit Renteneintrittsalter ist verschiebbar Es handelt sich hier um eine weitere, gesetzlich geregelte Möglichkeit der Befristung In § 41 S. 3 SGB VI ist nun geregelt, dass die Arbeitsvertragsparteien durch Vereinbarung während des Arbeitsverhältnisses den Beendigungszeitpunkt im Falle der vereinbarten Beendigung des Arbeitsverhältnisses bei Erreichen der Regelaltersgrenze hinausschieben können. Es handelt sich hier um eine weitere, gesetzlich geregelte Möglichkeit der Befristung. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat nun am 19.12.2018 (Aktenzeichen: 7 AZR 70/17) entschieden, dass diese gesetzliche Regelung mit höherrangigem Recht (Unionsrecht) vereinbar ist (Stichwort Altersdiskriminierung). Der Entscheidung liegt der folgende Sachverhalt zugrunde: Der Kläger war bei dem beklagten Land als Lehrer an einer berufsbildenden Schule mit einem Unterrichtsdeputat von 23 Wochenstunden beschäftigt. Nach der arbeitsvertraglich in Bezug genommenen Regelung des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) endete das Arbeitsverhältnis wegen Erreichens der Regelaltersgrenze am 31.01.2015. Am 20.01.2015 vereinbarten die Parteien, dass das Arbeitsverhältnis erst mit Ablauf des 31.07.2015 endet. Mit Schreiben vom 03.02.2015

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ordnete die Schulleiterin zunächst an, dass der Kläger in der Zeit vom 01.02.2015 bis zum 31.07.2015 jederzeit widerruflich über seine vertraglich festgelegte Regelstundenzahl hinaus weitere vier Wochenstunden Unterricht zu erteilen hatte. Mit Schreiben vom 04.03.2015 wurde sodann die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit des Klägers mit Wirkung vom 01.02.2015 auf 25,5 Wochenstunden erhöht. Der Kläger begehrte die Feststellung begehrt, dass sein Arbeitsverhältnis nicht aufgrund der vereinbarten Befristung am 31.07.2015 geendet hat. Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden, dass die Befristung

des Arbeitsvertrags wirksam ist. Die Befristung zum 31.07.2015 sei nach § 41 Satz 3 SGB VI gerechtfertigt. Allerdings ist nach wie vor offen, ob eine Hinausschiebensvereinbarung voraussetzt, dass nur der Beendigungszeitpunkt des Arbeitsverhältnisses unter Beibehaltung der übrigen Arbeitsvertragsbedingungen geändert werde. In der streitgegenständlichen Vereinbarung wurde nur der Beendigungszeitpunkt hinausgeschoben. Die vertragliche Abrede über die Arbeitszeiterhöhung wurde erst sechs Wochen später und damit nicht im Zusammenhang mit der Vereinbarung über das Hinausschieben des Beendigungszeitpunkts getroffen,

wodurch für das Bundesarbeitsgericht ein hinreichender zeitlicher Abstand gegeben war. Es ist daher vorsorglich analog zur Verlängerung einer Befristung zu empfehlen, dass in der Hinausschiebensvereinbarung tatsächlich nur das Hinausschieben des Beendigungszeitpunkts geregelt wird. Ebenfalls vorsorglich sollte die Hinausschiebensvereinbarung schriftlich getroffen werden, auch wenn für diesen Fall – im Gegensatz zur „normalen“ Befristung – kein explizites Schriftformerfordernis geregelt ist. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass die Hinausschiebensvereinbarung noch geschlossen wird, bevor das ursprüngliche, auf das Renteneintrittsalter befristete Arbeitsverhältnis mit Erreichen des Renteneintrittsalters endet. Anderenfalls ist eine „Verlängerung“ der Befristung nach dieser Norm nicht mehr möglich mit der Folge, dass ein unbefristetes Arbeitsverhältnis geschlossen wurde. Das Alter des Arbeitnehmers ist im Übrigen kein Grund, der zu einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses berechtigen würde. Fragen an: Lydia Knapp Tel.: +49 711 21050-15 knapp@suedwesttextil.de

Aushangpflichtige Gesetze jetzt exklusiv im Südwesttextil-Mitgliederbereich! Das Arbeitsrecht enthält zahlreiche arbeitnehmerschützende Vorschriften. Um deren Geltung zu stärken, verpflichten zahlreiche Gesetze und Verordnungen den Arbeitgeber, diese an geeigneter Stelle zur Einsicht auszulegen oder auszuhängen. Andere Vorschriften enthalten keine explizite Aushangpflicht, haben aber große praktische Bedeutung im Betrieb. Durch den Aushang soll allen Mitarbeitern die Möglichkeit eingeräumt werden, sich über ihre Rechte und die ihnen obliegenden Pflichten zu informieren. Zu beachten ist dabei, dass die Aushangpflicht nicht erst ab einer bestimmten Betriebsgröße, sondern bereits ab dem ersten Mitarbeiter greift. Eine Verletzung der Aushangpflicht stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann mit einem Bußgeld geahndet werden.

Stand: 1. Februar 2019

Besonders diffizil ist hierbei, dass die Gesetze und Verordnungen jeweils auf dem aktuellen Stand sein müssen. An dieser Stelle möchte Südwesttextil alle Mitgliedsunternehmen durch die Veröffentlichung einer Sammlung aushangpflichtiger Gesetze unterstützen. Die Aktualisierung erfolgt im Jahresrhythmus. Beachten Sie bei der Auslage, dass die Gesetzes- und Verordnungstexte an einer Stelle und in einer Art und Weise auszuhängen sind, die dem Mitarbeiter die Einsichtnahme während der Anwesenheit im Betrieb ohne erforderliches Mitwirken oder die Beaufsichtigung durch Dritte ermöglicht. Als geeignete Stellen haben sich beispielsweise Aufenthalts- und Pausenräume, das Schwarze Brett oder die Kantine bewährt. Die Sammlung steht im Mitgliederbereich unter https://www.suedwesttextil.de/mitgliederbereich#arbeits-und-sozialrecht-aushangpflichtige-gesetze zum Download bereit.


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SÜDWESTTEXT

Technik + Umwelt

JANUAR / FEBRUAR 2019 | NR. 117

Termine

Composites Europe

Neuauflage des AFBW Kompetenzatlas Die AFBW veröffentlicht im April den TechTex Innovation Guide 2019. Haben Sie Interesse an einem Eintrag? Dann melden Sie sich jetzt noch zurück und nutzen Sie Ihre letzte Chance. Bei Interesse wenden Sie sich bitte per E-Mail an vanessa.blass@afbw.eu.

Große Visionen brauchen ein starkes Fundament Seit dem 1.Januar 2019 hat die AFBW fünf besondere Unterstützer: AMANN Group, CHT Germany GmbH, Groz-Beckert KG, Hohenstein und Mattes & Ammann GmbH & Co. KG. Sie ermöglichen Ideen und Zukunft, sie ermöglichen Mehrwert. Sie engagieren sich für ein breites Leistungsangebot, für textile Projekte und Ideen, für den Ausbau des Know-how-Transfers. Die Sponsoren vereint ihre Leidenschaft für faserbasierte Innovationen und die Begeisterung für den Netzwerkgedanken.

Foto: Composites Europe

Vom 10. bis 12. September 2019 ist mit der Composites Europe die europäische Fachmesse für Verbundstoffe, Technologie und Anwendungen zu Gast auf der Landesmesse Stuttgart. Melden Sie sich jetzt für den badenwürttembergischen Gemeinschaftsstand an! Denn auch in diesem Jahr präsentiert sich das starke Leichtbau-Bündnis bestehend aus der AFBW, CC BW, LBZ und der Leichtbau BW GmbH mit einem Gemeinschaftsstand. Mit einem Platz auf dem Gemeinschaftsstand profitieren Sie unter anderem von gemeinsamen Marketing Aktivitäten, einem aktiven Einladungsmanagement und natürlich von einer gesteigerten Aufmerksamkeit und damit verbundenen, hervorragenden Kontaktmöglichkeiten auf der Messe. Bis zum 15. März 2019 wird die verbindliche Anmeldung für den Gemeinschaftsstand entgegen genommen. Weitere Infos unter www.afbw.eu

OEKO-TEX® Neuregelungen 2019 Zu Beginn des Jahres hat die OEKO-TEX® Gemeinschaft die bestehenden Richtlinien ihres Produktportfolios wie üblich angepasst. Die Neuregelungen treten nach einer dreimonatigen Übergangsfrist am 1. April 2019 für alle Zertifizierungssysteme und anderen Dienstleistungen endgültig in Kraft. Auch im Jahr 2019 ist es das Ziel der OEKO-TEX® Gemeinschaft, Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette von Textilien und Leder zu stärken.

Foto: Ramiro Olaciregui / Getty Images

Die wichtigsten Änderungen kurz zusammengefasst: OEKO-TEX® deckt die neue „REACH Anhang XVII CMR Gesetzgebung“ bereits ab. Neu in die Grenzwertkataloge aufgenommen wurden auch diverse Substances of Very High Concern. In 2019 stehen außerdem zwei neue Produktgruppen unter Beobachtung: Glyphosat und seine Salze sowie die krebserregenden N-Nitrosamine und N-Nitrosierbare Substanzen.

Den ausführlichen Bericht finden Sie unter www.suedwesttextil.de/nachrichten/oeko-tex-neuregelungen-2019.

7. Anwenderforum Smart Textiles Unter dem Motto „Innovative Produkte mit intelligenten Funktionen“ laden die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung DITF, das Textilforschungsinstitut Thüringen Vogtland e. V TITV und das Forschungskuratorium Textil e. V. FKT am 27. und 28. Februar 2019 zur Erwin Hymer Group nach Bad Waldsee, um die neuesten Entwicklungen im Bereich Smart Textiles vorzustellen. Weitere Infos und Anmeldung unter www.ditf.de. Denkendorfer Innovationstag 2019 Am 20. März 2019 bieten die DITF einen Einblick in die Forschung für die Praxis mit Vorträgen zu aktuellen Forschungsprojekten und einem Rundgang durch die Technika der Forschungsinstitute. Die DITF laden zum Dialog ein und bieten mit dem Innovationstag Anregungen für textile Produktentwicklungen und neue Fertigungsverfahren. Mehr unter www.ditf.de. STF Textile & Fashion Days 2019 Die Schweizerische Textilfachschule (STF) lädt am 29. und 30. März 2019 zu den Textile & Fashion Days ein. In diesem Jahr steht „Athleisure Lab“ im Mittelpunkt. „Athleisure Lab“ experimentiert mit sportiven Funktionen und Materialien in Verbindung mit neuen digitalen 3D Visionen. Mittels digitaler und neu interpretierter Handwerkskunst entstehen moderne und futuristische Konzepte, Silhouetten und Bekleidungsteile fürs 21. Jahrhundert. Mehr unter www.stf.ch. Gatex – Textiles Grundwissen für Kaufleute und Azubis Das von der Gatex vom 1. bis 5. April veranstaltete Seminar ermöglicht einen Überblick über die Entstehung von Textilien. Die Teilnehmer erhalten einen Überblick über die Entstehung von Textilien und können so deren Qualität besser bewerten und bei Bedarf fachkundiger beraten. Das Seminar richtet sich an Mitarbeiter und Auszubildende in den kaufmännischen Abteilungen von Textil- und Bekleidungsunternehmen. Mehr unter www.die-gatex.de.


JANUAR / FEBRUAR 2019 I NR. 117

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Technik + Umwelt

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Geschlossenes Auftreten der Textiler ist gefragt Der Sevilla-Prozess geht in die Fragebogenrunde, doch dem Verfahren fehlt es vielfach an der Fachlichkeit

Veredlungsprozess

Foto: Südwesttextil

Wer sich als EU-Industriesektor auf die Reise durch den EU-Sevilla-Prozess begibt, wird schnell auf das Hauptproblem dieses EUGesetzgebungsverfahren stoßen: der fehlenden Fachlichkeit. Wir berichteten über die Hintergründe des Verfahrens bereits in der Südwesttext-Ausgabe Mai/Juni 2018 (siehe auch https://www.suedwesttextil.de/nachrichten/mega-sevilla) Die hochkomplexe textile Querschnittsindustrie ist dabei keine Ausnahme. Unisono durch alle EUIndustriesektoren wird mittlerweile das BREF-Revisionsverfahren in Sevilla massiv bemängelt Die Textilindustrie wird in ihrer Komplexität und Breite oftmals völlig unterschätzt. Entsprechend dürftig war die Vorbereitung seitens des EU-Gesetzgebers für den derzeitigen BREF-Review im Rahmen der IED (Industrial Emissions Directive). So gab und gibt es derzeit seitens der Textilverbände sehr viel Korrekturbedarf, denn schon der erste Fragebogenentwurf des JRC (Joint Research Centre) in Sevilla, für die europäischen Textilbetriebe, die dem IED unterliegenden, verpasste gleich zu Beginn den „Haupteingang“ in die Textilindustrie. Grund hierfür war, dass das JRC generell vergessen hatte, über die Fasern, die ein Textiler veredelt, einsetzt bzw. über die erzeugten Endprodukte, einzusteigen. Dieser Einstieg ist für die Erfassung der Prozesse und für eine nachgehende Vergleichbarkeit der Betriebe bzw.

für die Ableitung der BVT-Schlussfolgerungen für einzelne Veredlungsrouten und Veredlungsprozesse aber unerlässlich. Jetzt zahlt es sich aus, dass sich die Verbände Südwesttextil und VTB Bayern schon vor Beginn des Sevilla-Prozesses mit textilen Experten und gleichzeitig sehr erfahrenen BREF-Urgesteinen aus zwei Veredlungs-Mitgliedsbetrieben verstärkt haben. Der Geschäftsführer der Firma J. G. Knopf’s Sohn aus Helmbrechts, August Wagner, und der Umweltexperte der Firma Lindenfarb aus Aalen, Dr. Ronald Eiser, arbeiten gemeinsam Hand in Hand mit dem Umwelt- und TextilchemieExperten der beiden Verbände, Stefan Thumm, in der nationalen und europäischen Arbeitsgruppe zum Sevilla-Prozess. Bundesweit arbeiten die textilen Verbandsexperten in enger Abstimmung mit dem „Sevilla-Lead-Experten“ Dr. Markus Strauß vom Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie unter Federführung von Dr.-Ing. Antje Eichler, Gesamtverband textil+mode, an der „Gangbarmachung“ von Sevilla für die Mitglieder. Die Erarbeitung eines Alternativvorschlages für das Eingangsportal des Fragebogens konnte so zügig für JRC erarbeitet werden. Dabei war es sehr hilfreich, dass durch die aufmerksame Arbeit beim Gesamtverband t+m bemerkt wurde, dass gleichzeitig die beteiligten Experten aus Großbritannien offensichtlich auch den falschen Ansatz des Fragebogens erkannt und so ihrerseits einen ausgearbeiteten Vorschlag dem JRC unterbreitet hatten. So konnte durch die gemeinsame Arbeit unter dem Schirm des europäischen Dachverbandes EURATEX diese tiefgreifende Fehlentwicklung im Sevilla-Prozess verhindert werden. Dies ist nur ein Beispiel von vielen Korrekturen, die Textiler aus ganz Europa – vorneweg die deutschen Textilverbände – eingegeben haben. Vieles wurde korrigiert und trotzdem öfters erst in der zweiten, dritten und vierten Version des Fragebogens berücksichtigt. Das ist zäh und man hat den Eindruck, dass der textile Sevilla-Prozess

am Ende leider doch eher ein politischer Proporz-Basar ist, an dem viele mitreden dürfen, die nicht einmal einen einfachen textilen Veredlungsgang nebst dazugehöriger Maschinenkonfiguration etc. aufstellen können. Die herangezogenen „Fachstudien“, die mit viel Steuergeld für JRC erstellt wurden, halten darüber hinaus keinem Blick eines fachmännisch geschulten Auges Stand und bewegen sich nur auf Internetrecherche-Niveau bzw. basieren auf Literaturrecherchen aus Fachbüchern der 60er bis 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Zudem wiegt eine HAZBREFChemikalienliste, die kurz vor Abschluss der Fragebogenkorrekturen per Alleingang vom deutschen Umweltbundesamt (UBA) ins Spiel gebracht wurde, schwer. Diese Chemikalienliste ist nun trotz vieler Kritik in den Fragbogen des JRC eingefügt worden. Sie ist an das JRC übermittelt worden, obwohl das UBA in Sitzungen der nationalen Arbeitsgruppen zuletzt noch im September 2018 in Sevilla erklärt hatte, im Sinne der wichtigen Prioritäten bei den eingesetzten Chemikalien das Unwichtige so weit wie möglich wegzulassen. Das Gegenteil ist nun der Fall, denn nach Sichtung des Textilchemie-Experten Thumm geht es um ganze Chemikaliengruppen, zu denen nun die Textilveredler detailliert Auskunft geben sollen. Diese geforderten Informationen können aber oftmals gar nicht gegeben werden, denn dazu müssten die Betriebe die Rezepturen der Gemische kennen, die sie von ihren Textilhilfsmittellieferanten kaufen. Außerdem enthält diese UBA-Chemikalienliste Chemikalien, die keine textile Relevanz haben. Darüber hinaus fehlen Basics, wie z. B. die CAS-Nummern, die genau einen Stoff bzw. eine Chemikalie definieren, sowie Verweise wo diese Chemikalien ggf. schon unter REACH reguliert wurden. Und die Liste der Kritikpunkte ist noch lange nicht zu Ende. Geplant ist eine breit abgesteckte Andockstation für das HAZBREF-Projekt (die Verbindung von REACH und BREF), das parallel zu Sevilla läuft und viel zu spät von UBA und Co. begonnen wurde.

Die „Ergebnisse“ des HAZBREF-Projektes müssten jetzt in den Sevilla-Prozess einfließen und nicht kurz vor Abschluss 2020/2021. Dann reicht die Zeit für eine fachliche Evaluierung nicht mehr aus. „Sevilla“ ist vor allem eins nicht: eine Chemikalienregulierung! Denn dann wäre es ein zweites REACH. Rechtlich ist das in der EU eindeutig geregelt! Wir als regionale Textilverbände unter dem Dach von t+m werden den Kreis der bundesweit rund 30 Mitgliedsbetriebe nun bei der freiwilligen Beantwortung des Sevilla-Fragebogens, der ca. ab Mitte Februar 2019 versendet wird, aktiv unterstützen, denn trotz der verbliebenen Fragezeichen ist dieser nun handhabbar. Deshalb bitten wir jeden einzelnen IED-Anlagen betreibenden Mitgliedsbetrieb um seine Hilfe und Mitarbeit, denn nur mit einem geschlossenen Auftreten können die deutschen Textilveredler sich mit ihren Verbänden ein entsprechendes Gewicht beim SevillaProzess verschaffen. Fragen an: Dipl.-Ing.(FH) Stefan Thumm Tel.: +49 151 281 090 45 umwelt@suedwesttextil.de

„Sevilla-Prozess“ Nach der EU-Richtlinie über Industrieemissionen werden in einem Informationsaustausch (sog. „Sevilla-Prozess“) zwischen EUKommission, EU-Mitgliedstaaten, Industrie und Nichtregierungsorganisationen sog. BVT-Merkblätter zur Beschreibung der besten verfügbaren Techniken erarbeitet. Die aus den BVT-Merkblättern entwickelten BVT-Schlussfolgerungen geben verbindlich einzuhaltende Anforderungen an die Emissionsminderung für industrielle Anlagen vor. Der Stand der Technik zur Vermeidung bzw. Verminderung von Emissionen aus Industrietätigkeiten wird also auf europäischer Ebene festgelegt.


24  Zu guter Letzt

SÜDWESTTEXT

Januar / Februar 2019 | Nr. 117

Sportswear meets Fashion: Morotai Signature Das Start-up präsentierte seine Signature Linie mit einem großen Messeauftritt auf der Premium in Berlin

In Rahmen der Fashionweek Mitte Januar präsentierte das Team rund um Creative Director und CEO Rafy Ahmed die erste Signature Kollektion auf der Ordermesse Premium. Mit der neuen Linie des Birkenfelder Start-ups wird die bestehende Kollektion mit Sportbekleidung um eine zusätzliche Streetwear Fashion Linie ergänzt. Die DNA der Marke bleibt dabei

klar erkennbar: ein sportliches Design, das dem Minimalismus der Marke treu bleibt. Die Philosophie des Labels und der Schriftzug des Gründers Rafy Ahmed finden sich im Look der Kollektion ebenso wieder wie zeitlose Streetweareinflüsse und urbane Sportlichkeit. Gleichzeitig spiegelt die Kollektion auch einige Erfahrungswerte des jungen Labels wider. Die Ästhetik und

Wirtschaftszitat

der sportliche Grundlook bleiben erhalten, aber insgesamt werden die Produkte alltagstauglicher. So können Fans der Marke in Zukunft auch außerhalb ihrer sportlichen Aktivitäten Morotai tragen. Rafy Ahmed und sein Team sind für ihre eigene Marke bereits das beste Aushängeschild. Bei den interessierten Messebesuchern kam die neue Kollektion sehr gut an. Und so nutzte

das Team die Chance, Kontakte zu anderen Unternehmen und Händlern zu knüpfen. Neben dem Ausbau der Führungsmannschaft durch Neuzugang Dennis Kahle, arbeitet das Unternehmen seit Anfang des Jahres mit einer Vertriebsagentur zusammen, die mit einem internationalen Händlernetzwerk den Ausbau der Marke vorantreiben wird. Rebekka Rüth

Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.

»Früher war Influenza eine Krankheit, heute ist es ein Berufsbild.«

Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie Südwesttextil e. V. Kernerstraße 59 70182 Stuttgart

Präsident Bodo Th. Bölzle

Kommentar der Vorsitzenden Richterin Monika Rhein, Landgericht München, zu Beginn der Verhandlung gegen Instagram-Berühmtheit Cathy Hummels. SPIEGEL ONLINE, 11. Februar 2019

Telefon +49 711 21050-0 Telefax +49 711 233718 Internet www.suedwesttextil.de

Verantwortlich für Inhalt und Layout Simone Diebold

Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Der Bezug der Südwesttext ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Druck DCC Kästl e.K. Ostfildern-Kemnat Auflage 1 500 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich


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