Südwesttext November-Dezember 2018 Nr. 116

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SÜDWESTTEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie HERAUSGEGEBEN VON SÜDWESTTEXTIL

WWW.SUEDWESTTEXTIL.DE

NOVEMBER / DEZEMBER 2018 | NR. 116

Themen Verband + Industrie Schnittfest und doch beweglich Seite 8 Recht + Steuern Vergütung von Reisezeiten Seite 18

Jahrespressekonferenz 2018

Medienecho Seite 3

Textil kann viel im Land

Innovative Stoffe und Fasern wachsen um über 60 Prozent

Grafik: Südwesttextil

„Heiß und kalt zugleich“ bewertet die baden-württembergische Textil- und Bekleidungsindustrie die aktuelle Geschäftslage. Der Südwesttextil-Geschäftsklimaindex,

erhoben zum Halbjahr 2018, zeigt sich mit 13 Punkten gut im Plus und hält somit die gesunde Lage seit drei Jahren stabil. Zu den rund 200 befragten Mitgliedsunternehmen gehört die gesamte textile Kette: Spinnereien, Webereien, Veredlungsbetriebe ebenso wie Hersteller von Vorprodukten für die Automobil- oder Bauindustrie, von Medizinischen Textilien, Bekleidung, Heimtextilien oder auch Bettwaren. Zu beobachten ist zwar, dass die Erwartungen der Unterneh-

men seit vier Quartalen stetig sinken, vor allem beeindruckt durch die weltwirtschaftlichen Verwerfungen, jedoch liegen diese Erwartungen nach wie vor im positiven Bereich. Zum Zeitpunkt der Umfrage blickten die meisten noch optimistisch in die Zukunft. Das ist auch in der Einschätzung der aktuellen Lage zu erkennen: 88 Prozent der befragten Betriebe beurteilen ihren Auftragsbestand als gut oder befriedigend. Fortsetzung Seite 2

Goldwert: Index-Buch Textiles Bauen

Technik + Umwelt Das Ringen der Industrie um Luft – nach der neuen TA-Luft Seite 23

Zahl des Monats Die Bilanz des Ausbildungsjahres 2017/18 hat ein historisches Ergebnis hervorgebracht: Mit 3,6 Prozent mehr angebotenen Ausbildungsplätzen sind erstmals mehr Ausbildungsplätze als Bewerber auf dem Markt verfügbar. Im Vergleich zum 30. September des Vorjahres sind sowohl die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch die Zahl der noch zu vermittelnden Bewerber gestiegen. Zu beachten ist die steigende Anzahl von Geflüchteten, die als Bewerber dem Ausbildungsmarkt zur Verfügung stehen. Insgesamt ist die Anzahl der angebotenen Ausbildungsplätze und der abgeschlossenen Ausbildungsverträge steigend und die Bundesagentur für Arbeit zufrieden mit dem Engagement der Unternehmen.

3,6

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Das im Frühjahr von der AFBW in Kooperation mit Fox Finance 2018 im vierten Jahr seines Bestehens insSüdwesttextil veröffentlichte „Index-Buch Textiles Bau- gesamt 32 (Vorjahr: 39) Fox Finance Awards in Gold en Umdenken. Neu denken. Textil denken.“ ist unter und 31 (37) in Silber vergeben, dazu 25 Visuals in Gold 172 eingereichten Corporate-Reporting-Lösungen mit und 28 in Silber für die Gestaltung und den optischen dem goldenen „Fox Finance Award“ ausgezeichnet Auftritt. Die Auszeichnungen Gold und Silber – Honors worden. Seit 2015 zeichnen die wird nur in Ausnahmefällen verFox Finance Awards unter dem geben – werden in einem dreistuDach des dapamedien Verlags figen Verfahren ermittelt. Das mit – in Kooperation mit namhaften der Unterstützung durch die IW Partnern aus Wissenschaft und Medien GmbH erstellte „IndexWirtschaft – nachweisbar effiBuch Textiles Bauen Umdenken. ziente Lösungen des Corporate Neu denken. Textil denken.“ geReporting in Print und Digital hört zu den Gewinnern des golaus. Unter den eingereichten Das E-Book ist unter bit.ly/textilesbauen zum denen Fox Finance Awards. www.suedwesttextil.de Reporting-Lösungen konnte der kostenlosen Download verfügbar.

Aktuell SAVE THE DATE! Am 30. Januar 2019 findet zum achten Mal der Branchentreff der TMD – Textil- und Modedialog – im Rahmen der Munich Fabric Start statt. Im Fabric Club MOC werden Experten der Branche in entspannter Atmosphäre erneut ein zentrales Thema diskutieren. Die Einladungen werden in Kürze versandt und weitere Infos gibt es zeitnah unter www.suedwesttextil.de.


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Verband + Industrie

Fortsetzung von Seite 1

In Kürze

Textil kann viel im Land Die Kapazitätsauslastung bezeichnen 59 Prozent als gut, ein Drittel hält sie für befriedigend und nur 10 Prozent bezeichnen die Auslastung als schlecht. Mit Blick ins zweite Halbjahr rechnen 28 Prozent mit zunehmenden Aufträgen, und 58 Prozent gehen von einem eher gleichbleibenden Geschäft aus. Sorgen bereitet der Branche der Preisanstieg bei Rohstoffen, wie z. B. bei Synthetikfasern und bei Farbstoffen, herbeigeführt durch die Monopolisierung in Asien und die damit verbundene Verknappung. Heiße Wachstumstreiber sind die technischen Textilien, also Fasern und Stoffe, die in andere Industrien zugeliefert werden. In den letzten acht Jahren stieg der Umsatz in diesem Bereich um 63,5 Prozent. Mit smarten Garnen und innovativen Stoffen entwickeln Unternehmen schon heute Produkte, die in Zukunft noch mehr Energieeffizienz, Nachhaltigkeit oder Komfort im Alltag bringen. Deutlich abgekühlt hat sich die Stimmung in der Bekleidungsindustrie, nicht nur wegen des langen Sommers. Insolvenzen im Einzelhandel sowie die anstehende Fusion der beiden Kaufhausgrößen Karstadt und Kaufhof drücken neben dem wachsendem e-Commerce aufs Geschäft. „Textil kann viel, aber nicht ohne Menschen, und das ist die gute Nachricht: Die Firmen stehen treu zu ihren Belegschaften bzw. möchten diese mit guten Fachkräften noch weiter aufstocken,“ fasste Verbandspräsident Bodo Th. Bölzle bei der Südwesttextil-Jahrepressekonferenz am 23. Oktober im Hause Amann in Bönnigheim die Beschäftigungssituation zusammen. 85 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihren Personalbestand halten oder vergrößern. Die Fachkräftesuche zähle nach wie vor zu den größten Herausforderungen. „Die Karrierechancen in unserer Branche waren noch nie so gut.“ Im Oktober hatte McKinsey eine Studie veröffentlicht, die prognostiziere, dass die Textilproduktion dank Digitalisierung und Kostenverschiebungen auf den Weltmärkten schrittweise nach Europa zurückkehren könnte.

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Bölzle plädierte für eine aktivere Industriepolitik des Landes: „Textil muss ein Mosaikstein in einer engagierten Standortförderung der Landesregierung sein, die nicht mehr nur auf wenige Großindustrien setzt, sondern diversifizierter mehrere, auch kleinere Pflänzchen gießt,“ so Bölzle. Auch andere Bundesländer hätten das Potenzial von Textil erkannt. „Bayern und NRW rüsten in der Textilforschung auf. Hier muss etwas passieren, damit Baden-Württemberg sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt,“ lautet der Appell des Verbandspräsidenten. Ebenso müsse das Land die Lotsentätigkeit der Verbände bei der Mittelstandsförderung stärker unterstützen sowie die textilen Berufe mit

konkreten Maßnahmen der dualen Ausbildung. Welche Innovationskraft in der Textil- und Bekleidungsindustrie Baden-Württembergs steckt, zeigt eine neue Veröffentlichung des Verbands Südwesttextil unter dem Titel „Textil kann viel“ mit 50 Produktbeispielen aus dem ganzen Land. Dazu zählt auch der Nähgarnspezialist Amann in Bönnigheim, den Verbandspräsident Bölzle als CEO führt: Die „Smart Yarns“ – intelligente Garne, die in den unterschiedlichsten Produkten als textile Sensoren oder als Leiter von Daten und Strom fungieren – werden mittlerweile in zahlreichen anderen Industrien wie Mobilität, Logistik, Architektur, Bauen oder Medizin und Pflege eingesetzt.

Ein Sonntagskind: Am 28. Oktober 2018 um 07.17 Uhr kam Lara Natalie Höfle mit neuntägiger Verspätung und einem Gewicht von 3 300 Gramm gesund auf die Welt. Die Eltern, Südwesttextil-Assistentin Karen Höfle und ihr Lebenspartner Raimond Eisele, freuen sich sehr über das erste Kind – auch wenn die Nächte erst einmal kürzer werden.

Lara Natalie Höfle

Die Unternehmer-Initiative „Bleiberecht durch Arbeit“ hat eine GbR gegründet und so eine rechtliche Form erhalten. Darüber hinaus hat die Initiative unter www. unternehmer-initiative.com eine eigene Internetseite. Hier finden sich aktuelle Termine und Neuigkeiten sowie eine ausführliche Beschreibung der Ziele und der Forderungen an die Politik. Mittlerweile sind neben Südwesttextil-Mitglied und Hauptinitiator VAUDE rund 130 Unternehmen und drei Verbände – darunter Südwesttextil – Mitglied der Gemeinschaft. Nach wie vor sind weitere Unternehmen willkommen, der Initiative beizutreten.

Tambrey Pia Brunsmann

Nach der ausführlichen Pressekonferenz gab Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas dem SWR noch ein Interview und die zahlreichen Journalisten informierten sich im Amann-Showroom über die textilen Innovationen. Fotos: Amann und Südwesttextil

Auch in diesem Jahr fördert Südwesttextil über das Deutschlandstipendium eine besonders talentierte Studentin der Hochschule Reutlingen im Studiengang Textiltechnologie-Textilmanagement: Tambrey Pia Brunsmann. Sie studiert im 7. Semester und wird in den kommenden beiden Semestern eine finanzielle Unterstützung für ihr Studium erhalten. Bei der feierlichen Vergabe Ende Oktober überreichte Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas ihr die Förderung.


SWR Fernsehen BW

SWR Aktuell Baden-Württemberg NOVEMBER / DEZEMBER 2018 I NR. 116

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Verband + Industrie 3

Sendung 19:30 Uhr 23.10.2018 | 19.30 Uhr | 28:56 bei 12:09 min.

Medienecho Jahrespressegespräch Auszüge aus TV und den Reaktionen der regionalen Tagespresse

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ass es den Textilproduzenten so gut geht, liegt auch daran, dass sich die Branche neue Märkte jenseits der Bekleidung erschließt. (...) Zu den heimischen Unternehmen, die bei technischen Fasern schon sehr aktiv sind, gehört die Amann-Gruppe selbst: Das Bönnigheimer Unternehmen macht rund ein Viertel seines ie Stimmung in den 200 Unternehmen der baden-württemberUmsatzes als Zulieferer für die Autoindustrie. So kommen Garne von gischen Textilindustrie ist gedämpft. Das teilte der BranchenAmann in den Hüllen von Airbags ebenso zum Einsatz wie in Siverband Südwesttextil heute mit. Besonders schwierig sei die cherheitsgurten, den Nähten von Fahrzeugsitzen oder in Turboladern. Situation der Bekleidungshersteller. Besser gehe es den Produzenten sogenannter Technischer Textilien, sie stellen unter anderem Stoff e für http://avdlswr-a.akamaihd.net/swr/swraktuell/bw/tv/1930/1064837.sm.mp4 (...) Der Faden sei ein Technologieprodukt und damit ein wichtiger Bestandteil in vielen Zukunftsfeldern, sagte Bölzle. Bei Amann setzt die Automobilindustrie her. man zwar auf diese neuen Felder, investiert jährlich zwei Millionen Euro in Forschung und Entwicklung, aber das Brot- und Buttergeschäft in Faden kann weit mehr als nur einen Knopf am Hemd festist nach wie vor die Bekleidung. Auf diesen Bereich entfallen laut halten“, sagt Bodo Bölzle. Und wer sehen will, was HightechBölzle rund zwei Drittel des Umsatzes von über 190 Millionen Euro, Garne bereits heute alles möglich machen, muss nur einmal in die der Amann-Chef für das laufende Jahr erwartet. Um näher an den die gute Stube von Bölzle schauen. Er ist nicht nur Präsident des BranKunden in diesem klassischen Markt zu sein, weitet das Bönnigheimer chenverbands Südwesttextil, der 200 Unternehmen im Land vertritt, Unternehmen seine Produktion vor allem in Süd- und Südostasien aus. sondern auch Geschäftsführer der Amann-Gruppe. Das Unternehmen stellt in Bönnigheim im Kreis Ludwigsburg Nähfäden und Strickgarne her – darunter auch solche, die man in der Branche intelligente Garne nennt. Was darunter zu verstehen ist, wird im Ausstellungsraum von Amann gezeigt. Dort steht eine Matratze, in die ein Garn eingearbeiach Daten des Statistischen Landesamtes arbeiteten 2017 noch tet ist, das eine Sensorfunktion hat. Sobald Wasser auf die Matratze rund 21 000 Beschäftigte in der Textil- und Bekleidungsindutropft, wird dem Computer übermittelt, dass die Liege nass ist; Auch strie – deutlich weniger als vor einigen Jahrzehnten. Während ein Kleid mit bunten Blumen, die Tag und Nacht strahlen, ist zu sehen. der Branchenverband Südwesttextil die Stimmung in der klassischen Möglich machte es ein silberbeschichteter Faden, der Strom leitet und Bekleidungsindustrie als verhalten beschreibt, sind technische Textilien LED-Lämpchen zum Leuchten bringt. seit einigen Jahren der Wachstumstreiber für die Branche in BadenWürttemberg. Laut Südwesttextil wuchs der Umsatz in diesem Bereich in den vergangen acht Jahren um rund 64 Prozent. Im klassischen Modebereich drücken lnsolvenzen im Einzelhandel, aber auch die Fusion von Karstadt und Kaufhof aufs Geschäft. ,,Modeunternehmen müssen atsächlich ist der Faden ein Technologieprodukt und damit ein ihre Vertriebskanäle ausbauen“, sagte der Hauptgeschäftsführer von wichtiger Bestandteil in vielen Zukunftsfeldern.“ Denn längst Südwesttextil, Peter Haas und nennt als Positivbeispiel die Hemdengeht es in der Textilindustrie um weit mehr als um Bekleidung. marke Olymp, die 2013 ein 40 Millionen Euro teures Logistikzentrum Hergestellt werden High-Tech-Materialien etwa für die Bau-, Automoam Heimatstandort Bietigheim-Bissingen eröffnet hat. bilindustrie und die Medizintechnik. Fäden von Amann finden sich in Raumanzügen für Spaceshuttles, im Flugzeugbau, in Airbags für Autos, aber auch in Schuhen oder Taschen. Damit steht das Unternehmen aus dem Zabergäu sinnbildlich für die baden-württembergische Textilindustrie, die sich im Laufe der Jahrzehnte stetig neue Tätigkeitsfelder erschloss und sich immer wieder neu erfand. Weil viele Menschen aden-Württemberg hat alle Chancen, seine Spitzenposition bei davon keine Vorstellung haben, startet der Branchenverband Südwesttechnischen Textilien in Europa auszubauen, sagt Bodo Bölzle vom Verband Südwesttextil. Doch die Branche sorgt sich um textil nun die Kampagne „Textil kann viel“, die Bodo Bölzle in seiner ihre Wettbewerbsfähigkeit und fordert mehr Unterstützung von der Funktion als Präsident des Verbandes in Bönnigheim vorstellte. Stoffe, Landesregierung bei der Textilforschung. (...) „Bayern und NordrheinFasern und Gewebe aus Baden-Württemberg sind weltweit im Einsatz Westfalen rüsten in der Textilforschung auf“, sagt Bölzle. „Hier muss – Bölzle spricht deshalb gern vom „Textile Valley“. Tatsächlich ist das etwas passieren, damit Baden-Württemberg sich nicht die Butter vom Land der wichtigste Textilstandort in Deutschland. Die Bundesrepublik Brot nehmen lässt.“ wiederum steht auf dem Weltmarkt mit innovativen Materialien sowie funktionellen Textilien hinter China auf Platz zwei.

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Verband + Industrie

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Neues aus dem Südwesttextil-Team

Im Team von Südwesttextil gab es im September drei Veränderungen: Alexandra Schulte hat den Verband – wie geplant – zum Ablauf des 30. September verlassen. Frau Schulte war als Syndikusrechtsanwältin bei uns beschäftigt und hat nach der Elternzeitvertretung für unsere Anwältin Lydia Knapp nunmehr wie verabredet ab dem 1. Oktober 2018 ihren Dienst bei den Kollegen von Südwestmetall Alexandra Schulte angetreten. Wir möchten uns ganz herzlich bei Frau Schulte für Ihr großes Engagement bedanken und wünschen Ihr an neuer Wirkungsstätte und für Ihre Zukunft das Allerbeste.

Zugleich freuen wir uns sehr, unsere Syndikusrechtsanwältin Lydia Knapp nach der Geburt ihres zweiten Sohnes und ihrer Rückkehr aus der Elternzeit wieder an Bord begrüßen zu können. Frau Knapp steht unseren Mitgliedern seit Anfang September wieder wie gewohnt fachlich kompetent zur Verfügung und ist per E-Mail unter knapp@suedwesttextil.de sowie telefonisch erreichbar.

Karen Höfle

Sina Clauß

Als Elternzeitvertretung für Karen Höfle, geprüfte Rechtsfachwirtin und Assistentin der Bereiche Recht + Betriebspraxis und Kommunikation + Event, arbeitet seit 17. September Frau Sina Clauß in unserem Team. Sie ist gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte und hat nach ihrer Ausbildung insgesamt neun Jahre in Kanzleien gearbeitet, die u. a. auch im Arbeitsrecht tätig waren. Die neue Kollegin ist 34 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern und freut sich, mit der Tätigkeit beim Verband die Textil- und Bekleidungsindustrie näher kennenzulernen.

Lydia Knapp

Auch nicht neu, dafür jetzt fest angestellt im Team ist Rebekka Rüth. Sie fand während ihres Studiums „International Fashion Retail“ an der Hochschule Reutlingen zu uns und engagierte sich zunächst als „Social Media Botschafterin“ für die Nachwuchskampagne „Go Textile!“. Seit November letzten Jahres wirkte sie als Werkstudentin in unserer Kommunikationsabteilung und organisierte vor allem die vielbeachtete Modenschau Rebekka Rüth auf unserer Jahrestagung in Rottweil mit. Nach ihrem erfolgreich erworbenen Bachelor haben wir Frau Rüth als Junior-Referentin für Südwesttextil gewonnen. Neben der Unterstützung unserer PR-Chefin Simone Diebold im Bereich „Kommunikation + Event“ kümmert sich Frau Rüth um den Aufbau des Kompetenzfelds Nachhaltigkeit sowie um ein neues InnovationsmanagementProjekt gemeinsam mit der AFBW. Wir freuen uns auf die neuen Impulse der jungen Kollegin!

Patrick Krauß

Nathan Binkowski

Im November hat Rechtsanwalt Patrick Krauß, seit 2016 Abteilungsleiter Recht + Betriebspraxis bei Südwesttextil und seit 2017 stellvertretender Hauptgeschäftsführer, den Verband verlassen, um eine neue Herausforderung in einem Unternehmen als Bereichsleiter Personal anzunehmen. Interimistisch wird der Leiter Tarifpolitik + Tarifrecht, Rechtsanwalt Nathan Binkowski, die Aufgaben von Herrn Krauß ab November wahrnehmen. Herr Krauß habe den Verband in einer wichtigen Phase der Modernisierung und Dynamisierung tatkräftig mitgestaltet und mitgeführt, so Hauptgeschäftsführer Peter Haas: „Er hat vielen unserer Mitglieder als hervorragender Anwalt sowohl juristisch wie auch unternehmerisch wertvolle Dienste geleistet. Wir verstehen seine persönlichen Entwicklungswünsche und wünschen ihm in der neuen Position Glück und Erfolg.“

Nachruf Der Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie – Südwesttextil e. V. – trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Dr. Reinhard Bauer der am 27. Oktober 2018 im Alter von 83 Jahren verstorben ist. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Paul Hartmann AG war 20 Jahre lang Vorstandsmitglied des Textilverbandes und in den letzten sechs Jahren bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2000 dessen Präsident. Dr. Bauer ist auf dem schwierigen Feld der Verbandspolitik immer der Brückenschlag zum jeweiligen Gegenüber gelungen. Mit ihm hat der Verband wichtige und nachhaltige Kontakte zu anderen Verbänden, Institutionen und zur Politik geknüpft und den Interessen der Textilindustrie Gehör verschafft. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen. Seine Persönlichkeit und sein Wirken wird der Verband stets in ehrender Erinnerung behalten. Präsident Bodo Th. Bölzle Hauptgeschäftsführer Peter Haas


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Verband + Industrie 5

Zeigen wir’s allen:

Textil ist die Branche mit Aha-Effekt

Die Broschüre gibt es als PDF zum Download unter suedwesttextil.de Mit Freude dürfen wir Ihnen unsere neue Broschüre „Textil kann viel“ präsentieren, die wir seit dem Frühsommer zusammengestellt haben und die bundesweit ihresgleichen sucht. Viele unserer Mitglieder haben tatkräftig daran mitgewirkt – dafür herzlichen Dank! Mit diesen über 50 Produktbeispielen aus ganz Baden-Württemberg geht unser „Trommeln“ für die Branche weiter: Bei künftigen Kontakten mit Zielgruppen in Politik, Medien, Bildungseinrichtungen und Gesellschaft werden wir die Broschüre einsetzen, um zu zeigen, dass Textil mehr ist als viele wissen. Wenn auch Sie in Ihrer Kommunikation die Vielfalt unserer Branche zeigen wollen, unterstützen wir Sie hierbei gerne. Da wir mit Produkten und Innovationen aus möglichst vielen Mitgliedsunternehmen für Überraschung und Aufmerksamkeit sorgen wollen, werden wir jedes halbe Jahr eine aktualisierte Auflage herausbringen. Sollte Ihr Unternehmen also dieses Mal noch nicht mit dabei sein, können Sie gerne mit unserer Kommunikationsabteilung (diebold@suedwesttextil.de) Kontakt aufnehmen. Lassen Sie uns gemeinsam darauf hinwirken, dass in der Öffentlichkeit ein moderneres Image und ein vielfältigeres Bild unserer Industrie entsteht. Die Botschaft lautet: „Seht her, diese Branche ist lebendig, erfindungsreich und zukunftsfähig!“


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November / Dezember 2018 | Nr. 116

PH-Werte: Die Kolumne von Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Schöne, neue Ahnungslosigkeit »Treten wir den modernen Hexenjagden entgegen.«

Vor einigen Wochen waren wir wieder an der politischen Basis und haben als Ihr Verband Frontarbeit bei „Entscheidungsträgern“ gemacht. Ein Parteitag, Partei egal. Gespräche über unsere Branche, auch über Nachhaltigkeit, Umweltschutz und schließlich – unvermeidbar – den Diesel. Ich fragte: „Unser Problem ist doch der Klimawandel, oder?“ –Antwort: „Ja, klar!“ – „Unser Ziel muss doch die CO2-Reduzierung sein, oder?“ – „Ja, klar!“ – „Was haben Sie dann

gegen den Diesel?“ – Antwort: Schweigen. Diese Episode ist nur ein kleines Beispiel für die Qualität von Fachdebatten, die wir heutzutage führen – bei Facebook, in Leserbriefspalten, ja sogar in Landtagen. Da wird der Diesel auf den Mond gewünscht, obwohl er weniger CO2 ausstößt als der Benziner. Na gut, dann wünschen wir gleich alle Autos auf den Mond, obwohl der Anteil an Emissionen aus anderen Quellen (Heizen von Gebäuden, Kreuzfahrtschiffe!) viel

höher ist. Und auch E-Autos sind nicht ohne Carbon-Fußabdruck zu haben. Je älter der Tesla, umso vergleichbarer ist sein Umweltschaden mit dem eines Benziners. Willkommen in der schönen, neuen Ahnungslosigkeit. Die Argumente sind egal, die Mahnungen von Ingenieuren werden ignoriert. Handlungsleitend sind eher die Aufgeregtheiten von Abmahnvereinen. So entstehen Gesetze, Verbote, Gerichtsurteile. Und wer Zweifel anmeldet, erntet Kopfschütteln ob seines gewissen- und verantwortungslosen Umgangs mit unserer Schöpfung. Das Schema lässt sich leicht übertragen auf die Behandlung der Textil- und Bekleidungsindustrie. Mikroplastik? Seid Ihr doch auch dran schuld, stimmt‘s? Dass innovative Textilien eher Teil der Lösung als Teil des Problems sind, das ist vielen dann doch zu komplex. Oder sagen wir lieber:

zu lästig. Dass es gerade Filamente sind, die in textilen Filtersystemen dafür sorgen, dass in der Kläranlage wirkliches Mikroplastik aus ganz anderen Quellen herausgefiltert wird … egal. Kürzlich schrieb mir ein Professor einer befreundeten Hochschule (Ingenieur), politische Entscheidungen müssten doch auf der Basis von Fakten und nicht auf Basis von Gefühlen oder persönlichen Ansichten getroffen werden. Ich wollte ihm schon bedauernd auf die Schulter klopfen und zuraunen: „Sie Idealist!“. Ich habe mich anders entschieden und gesagt: „Sie haben so recht – und Zuspruch verdient.“ Deshalb diesmal dieses Thema an dieser Stelle. Treten wir den modernen Hexenjagden entgegen – die im Übrigen viel zu oft die Industrie (eigentlich Basis unseres Wohlstands!) und das Unternehmertum (die wesentlichen Verantwortungsträger unseres Landes!) zum Ziel haben.

Bei den Mitgliedsunternehmen

Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas (re.) mit Inhaber Rolf Graser (Mitte) und Geschäftsführer Thomas Greve (li.).

Porcher-Geschäftsführer Henry Urban freute sich über den Besuch von SüdwesttextilHauptgeschäftsführer Peter Haas.

Dieses Unternehmen nennt sich nicht ohne Grund „Manufaktur“: Bettwäsche von Graser, das ist wirklich noch Qualität aus Handarbeit. Auf der „Tournee durch die Betriebe“ war Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas jetzt in Merklingen auf der Schwäbischen Alb, dieser Heimat der Leinenweber, aus deren Tradition auch die Firma Graser stammt. Gegründet vor bald 90 Jahren, fertigt man aber längst edlere Ware: Fast seidengleiches Satin in einer großen Farbpalette, auf Wunsch mit Damasten, Stickereien und Spitzen kombiniert und dank Maßkonfektion höchst individuell gestaltbar. Kleine Serien, teilweise Einzelstücke und Qualität – „das ist unser Alleinstellungsmerkmal in der Nische und im harten Wettbewerb des Bettwäschemarktes“, sagt Graser-Geschäftsführer Thomas Greve, der künftig noch stärker auf das Image als Premiummarke setzen will. Und er ergänzt: „Dabei den Verband als Berater und Netzwerk an unserer Seite zu wissen, schätzen wir sehr.“

In Erbach besuchte Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas die Porcher Industries Germany GmbH und traf sich zum Gespräch mit Geschäftsführer Henry Urban. Das Unternehmen ist führender Hersteller technischer Gewebe aus Glas-, Kohlenstoff-, Aramid-, Basalt und anderen synthetischen Fasern. Seit 50 Jahren werden Lösungen für zukunftsweisende Branchen wie der Elektronikindustrie, der Luft- und Raumfahrttechnik, dem Automobilbau, der textilen Architektur und vielen anderen Anwendungssparten produziert. Besonders beeindruckt zeigte sich Peter Haas von dem Einsatz im Bereich der Bauindustrie. Mit dem Produkt Flamline, einem nicht brennbaren Glasgewebe, ist Porcher ein Exzellenzbeispiel für die Innovationfähigkeit von Textilien. Das Dekogewebe findet prominente Anwendung in der Rückwand des Deutschen Bundestags und wurde bereits für den German Design Award 2019 in der Kategorie „Material and Surfaces“ nominiert.


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Neue Mitglieder bei Südwesttextil

Eine klimaneutrale Klimaanlage zum Anziehen: E. COOLINE® ist eine Marke des Unternehmens. Foto: Pervormance international GmbH

Der Geschäftsführer Stefan Niethammer (re.) legt bei seinen Produkten Wert auf eine nachhaltige und faire Produktion. Foto: 3FREUNDE

Pervormance international GmbH Das innovative Familienunternehmen eröffnet mit aktiv kühlenden Funktionstextilien einen völlig neuen textilen Markt. Die Systemtechnologie kühlt den Körper mit ca. 660Wh bis zu 12°C. Das verbessert Gesundheit, Konzentration, Leistung und Wohlbefinden bei hohen Umgebungstemperaturen. Das nützt Beschäftigten an Arbeitsplätzen über 26°C, Patienten mit hitzebedingten Begleiterkrankungen, Leistungssportlern z. B. im Fussball, in der Leichtathletik und im Motorsport, aber auch einfach jedem Menschen im Zuge der Temperaturerhöhung infolge des Klimawandels. Damit die Welt nicht noch heißer wird, ist das Unternehmen bereits seit 2013 das erste klimaneutrale Textilunternehmen der Welt und Mitglied im UN Global Compact der Vereinten Nationen.

3FREUNDE Das perfekte T-Shirt zu entwickeln, mit tollen Motiven, langer Lebensdauer und „nachhaltig“ produziert – mit diesem Ansatz startete der Unternehmer Stefan Niethammer im Jahr 2006 in Konstanz. Neben Form und Qualität stehen auch ethische und ökologische Kriterien auf der Anforderungsliste von 3FREUNDE. Aus diesem Grund werden alle Baumwollprodukte ausschließlich aus zertifizierter Fairtrade-Biobaumwolle in der eigenen Näherei in Indien hergestellt. Das Unternehmen ist unter anderem Preisträger des Fairtrade-Award und für konventionelle Hersteller beratend tätig. Zielgruppe von 3FREUNDE sind Unternehmen die sich für ihre textilen Produkte eine faire und transparente Lieferkette wünschen – egal ob zur Risikoreduktion oder Markenkommunikation.

Dunque und Naturalmente by Schweikardt Moden sind die Premiummarken für hochwertige, traditionelle Strickkunst im trendigen Design. Fotos: Schweikardt Moden

Die innovativen Faserverbundstrukturen wurden auch auf dem 1.BauTex BW Forum im Haus der Wirtschaft ausgestellt und fanden großen Anklang. Fotos: AFBW

Schweikardt Moden Schweikardt Moden ist seit 1960 ein Familienunternehmen – heute in der 3. Generation. Bodenständig. Schwäbisch. Innovativ! Der Sitz der Firma ist seit Bestehen in Sonnenbühl auf der schönen Schwäbischen Alb. Die beiden Premiummarken Dunque und Naturalmente stehen für hochwertige, traditionelle Strickkunst im trendigen Design „made in Germany“. Faszinierende Jacquard-Muster und Farbspiele stehen für natürliche Harmonie und reine Lebensfreude. Die vollstufige Produktion ist nach GOTS und IVN-Best zertifiziert. Von der Gestaltung bis zum Versand passiert somit alles nachhaltig unter einem Dach. Diese Vollstufigkeit gepaart mit 35 motivierten Mitarbeitern sowie einem modernen Maschinenpark der neuesten Generation sichern beste Qualität im Premiumsegment.

FibR GmbH Mit innovativen Entwurfsmethoden und robotischer Fertigung von Faserverbundstrukturen erschließt die FibR GmbH ein neuartiges Gestaltungs- und Konstruktionsrepertoire für leistungsfähige und expressive Faserverbundstrukturen. Das Anwendungsspektrum dieser ressourceneffizienten Leichtbaustrukturen umfasst Baukonstruktionsanwendungen, wie Tragwerke und Fassaden, modulare Leichtbausysteme für Messen und Ausstellungen sowie Möbel und Produkte. Die zugrunde liegenden Fertigungsstrategien und Strukturprinzipien wurden in sechsjähriger Forschungsarbeit an der Universität Stuttgart entwickelt und ermöglichen es, Strukturprinzipien natürlicher Leichtbaustrukturen auf technische Anwendungen zu übertragen.


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Schnittfest und doch beweglich

Südwesttextil besuchte das Verbandsmitglied Fuchshuber in der Strickerei in Balingen Im September traf Südwesttextil in der Produktionsstätte der Fuchshuber Techno-Tex GmbH in Balingen Tara Veit, Geschäftsleiterin des Lichtensteiner Unternehmens, und Walter Weidelich, Leiter der Strickerei, zum Mitglieder-Interview. In lockerer Atmosphäre erzählten die beiden vom Unternehmen und dem Alltag des Spezialisten für Schutzbekleidung: „Zufrieden sind wir erst, wenn wir eine passende Lösung für den Kunden gefunden haben.“ Und das merkt man. Zwischendurch wird gefachsimpelt über die Anforderungen des Kunden oder über die Zusammensetzung einer bestimmten Materialmischung für ein neues Produkt. Beide sind Textiler durch und durch und in den letzten beiden Jahren erst ins Unternehmen gekommen – die Geschichte des Unternehmens beginnt aber weit früher: Fuchshuber wurde, dank der Möglichkeit, selbst Hochleistungsfasern zu verarbeiten, in den frühen 80ern als eine der ersten Strickereien mit Ausrichtung auf persönliche Schutzbekleidung gegründet. Statt der massenhaft verfügbaren Chemiefasern wie Nylon oder Polyester kamen so schnell Werkstoffe wie Kevlar, Asbest sowie aluminisierte und mineralische Produkte mit hoher Hitzefestigkeit ins Spiel. So war Fuchshuber der erste deutsche Kunde von Dupont/ Nomex und wurde Anbieter von flammfester Bekleidung, die nicht nur aus speziell ausgerüsteten Baumwollgarnen war, sondern aus inhärent flammfesten Fasern. Der zweite große Produktbereich entwickelte sich in Form von speziell für den Fechtsport geeigneter Kleidung. Durch das Durchstoßen mit der stumpfen Spitze kam es hier früher immer wieder zu tödlichen Unfällen und dies war nicht konform mit dem Image des elitären Sports. Es wurde daher Kleidung benötigt, die Schutz bietet, Bewegungen mitmacht und trotzdem dem modischen Anspruch gerecht wird. Eine bis zu 800 Newton große Kraft auf einem Zentimeter kann hier mittlerweile gehalten werden, bevor das dichte aber dennoch dehnbare Gestrick durchstochen werden kann. Heute

Geschäftsleiterin Tara Veit und Strickereileiter Walter Weidelich im Gespräch über Rohstoffzusammensetzungen und neue Produkte. Anschließend führten die beiden durch die Produktionsstätte in Balingen und zeigten den Weg vom Garn zum Gestrick.

besteht diese Kleidung meistens aus Dyneema® Garnen. Aus der Anwendung im Fechtsport haben sich durch die Übertragung der Technologie in andere Anwendungsbereiche neue Geschäftsfelder entwickelt, wie beispielsweise die Schnittfestigkeit der Bekleidung. Mit Cutex® hat Fuchshuber ein komplettes Schnittschutzbekleidungs-Portfolio für Industrie und Sport entwickelt.

Arbeiter, z. B. aus der Glasindustrie, werden dadurch genauso geschützt wie Hochleistungssportler aus den Bereichen Short Track, Eishockey und Ski Alpin. Ein weiteres Geschäftsfeld ist der Abriebschutz bei Motorrad- und Fahrradbekleidung. So fertigt das Unternehmen heute hochwertige, elastische Sicherheitstextilien, die den Anwender nachhaltig vor Gefahren im körpernahen Bereich schützen.

Zu den Kernkompetenzen gehören die individuelle Produktion von Multi-Funktionsbekleidung sowie die Herstellung hierfür notwendiger Gestricke, die folgenden Hauptgefährdungen entgegenwirken: Flammen, Kontakthitze, Strahlungshitze sowie Störlichtbogen und elektrostatische Aufladungen. Sie bieten neben hoher Sichtbarkeit auch Schutz gegen UV-Strahlen sowie körperlicher Überhitzung und Kälte. Zur Inspiration geht das Unternehmen auf Sportmessen, vernetzt sich in Forschungsgruppen und ist an Projekten als Industriepartner beteiligt. Neue Produkte basieren auf Impulsen von Kunden, Märkten und auf eigenen Ideen. Der Strickspezialist setzt sich hier stets das Ziel, als eines der ersten Unternehmen eine Lösung zu entwickeln und orientiert sich dabei an seinen Kunden. Im hochtechnischen Bereich bedeutet die Entwicklung eines neuen Produkts allerdings lange Testreihen und hohe Investitionen in Spezialfasern, bis die optimale Rohstoffzusammensetzung gefunden ist. Ein wichtiger Faktor sind hierbei im Bereich der Berufsbekleidung die Normen und das Prüfungsverfahren. Hier setzt Fuchshuber darauf, eine Qualität zu entwickeln, die skalierbar ist und nicht nur das Minimum der Normen erfüllt. Dem Kunden gegenüber werden Ergebnisse stets transparent kommuniziert. Mit diesen Aktivitäten hat sich die Firma gut im Markt etabliert. Mit speziell für den Anbieter gefertigten Garnen und vielen Patentanmeldungen versucht sich das Lichtensteiner Unternehmen von der Konkurrenz zu schützen. Tara Veit bedauert dabei, dass sie selbst Kunden gegenüber skeptisch sein muss, wenn es darum geht, Muster zu verschicken. Sie selbst sei kein Freund von „copy and paste“, sie möchte eigene Lösungen anbieten. Daher ist das Unternehmen Spezialist für besondere Produkte geworden, die in enger Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt werden. Als verlässlicher und flexibler Partner produziert Fuchshuber selbst kleinere Auftragsmengen: „Wenn wir nur große Kunden


Tara Veit im Gespräch mit Rebekka Rüth. Fotos: Südwesttextil

bedienen würden, wären wir nicht mehr hier.“ Dabei spielt die Liquidität des Unternehmens eine enorm wichtige Rolle, denn bestimmte Aufschläge für geringe Rohstoffmengen kann sich das Unternehmen nur aufgrund finanzieller Rücklagen leisten. Auch die Wertschöpfungskette bis zum Endprodukt birgt finanzielle und beschaffungstechnische Herausforderungen. Dies liegt zum einen an den vergleichsweise hohen

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Rohstoffpreisen für die benötigten Spezialfasern und zum anderen an der begrenzten Verfügbarkeit derer. Der Kreislauf der Produkte ist zusätzlich deutlich länger verglichen mit herkömmlichen Fasern. Bei der Hochrechnung aller Prozessstufen bis zum Zahlungseingang kommt die Geschäftsführerin hier auf etwa 25 Wochen. Über diesen Zeitraum muss der Lichtensteiner Spezialist die Produktion vorfinanzieren und haftet für Verspätungen und Pro-

duktionsausfälle. Bei Aufträgen, die kurzfristig vergeben werden, müssen außerdem noch vor Auftragsvergabe die Rohstoffkapazitäten gesichert werden. Im Optimalfall hat Fuchshuber richtig gepokert und erhält den Auftrag. In anderen Fällen bleibt das Unternehmen auf den teuren Fasern sitzen. So zeigen die Ausführungen von Tara Veit, dass in dem kleinen Team viel abgewogen und überlegt wird. Im Gespräch wird trotz generell guter Auftragslage und diverser neuer Anwendungsbereiche von funktionaler Bekleidung klar, dass der Erhalt des Know-hows in europäischen Unternehmen wie Fuchshuber durchaus herausfordernd ist. Die Hoffnung besteht, dass sich die Engpasslage auf Farbstoff- und Fasermärkten weltweit wieder erholt und dass besonders bei öffentlichen Ausschreibungen von Behörden vermehrt auf die Qualität und Herstellungsbedingungen geachtet wird. Generell bemüht sich das Unternehmen zunehmend um diese

Ausschreibungen und hofft mit gestrickten Materialien unbequeme Qualitäten ersetzen zu können. Aktuell zählt bei Ausschreibungen aber trotz allem zu 50 Prozent der Preis, dazu kommen Kriterien wie Qualität und Lieferzeit. In anderen Ländern gibt es bereits Vorschriften, dass beispielsweise ein bestimmter Anteil der Produktion im Land passieren muss. Ein wichtiger Aspekt ist für Fuchshuber die Verantwortung gegenüber dem Kunden, die viele Billigproduzenten nicht mehr garantieren. Mit viel Tüftelei und Teamarbeit wird hier an einem Produktportfolio gefeilt, das Menschen in ihrem täglichen Arbeitsumfeld schützt, ohne zu behindern. Trotz vieler Herausforderungen werden Werte wie Verantwortung, Qualität und Zuverlässigkeit erhalten und gleichzeitig bleibt die Entwicklung nicht stehen. Durch Zusammenarbeit mit Kunden und Forschungsinstituten wird Netzwerk gelebt und die Region geschätzt. Rebekka Rüth

Parlamentarischer Mittag „Textil“ Rund 30 Unternehmer präsentierten im Landtag über 20 Abgeordneten die Vielfalt der Branche

Prof. Dr. Erik Schweickert (FDP, Mitte) Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses begrüßte die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie.

Anschließend stellte Südwesttextil-Präsident Bodo Th. Bölzle gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Peter Haas die Aktivitäten der Unternehmen in Baden-Württemberg vor und räumte mit den gängigen Klischees auf.

Getreu dem Motto „Textil kann viel“ brachten rund 20 Unternehmen ihre Beispiele für die Innovationskraft mit in den Landtag, um die Politiker in Geprächen möglichst anschaulich über ihre Produkte aufzuklären.

Auch Nicole Hoffmeister-Kraut, Landesministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, bekam die Broschüre mit zahlreichen Beispielen aus Baden-Württemberg mit auf den Weg.

Vertreten waren auch die Forschungsinstitute des Landes sowie die Hochschulen mit textilen Projekten, die neue Anwendungsbereiche für Textilien erforschen. Die Wichtigkeit der Vorhaben des Verbandes wie der Bau des Texoversums konnte so direkt verdeutlicht werden. Fotos: Südwesttextil

Insgesamt zogen alle Teilnehmer sowohl Verband als auch Partnerinitiativen, Forschungsinstitute und Unternehmen ein positives Fazit aus dem Besuch im Landtag. Viele der Abgeordneten zeigten sich positiv überrascht und verabredeten sich mit Unternehmen aus ihrem Wahlkreis zu einem Firmenbesuch.


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Blauherz: Innovativ, inklusiv und eine Herzensangelegenheit Zwei Gründer der Mannheimer Studierendeninitiative im Gespräch mit Südwesttextil BWL-Studierende mit textilem Herz – aus einer Mannheimer Studierendeninitiative hat sich ein inklusives Start-up entwickelt. Die Geschichte der Initiative Blauherz beginnt vor rund zwei Jahren im Rahmen eines „Enactus Projektes“ an der Universität Mannheim. Die weltweit agierende Studierendeninitiative ist mit rund 35 Teams in ganz Deutschland vertreten. In Mannheim engagieren sich rund 100 Studierende für die sozialunternehmerischen Projekte. Durch die Freundin eines Mitglieds wurden die Gründer auf den Mangel an Bekleidung für Menschen mit Behinderung aufmerksam und nahmen sich vor, dieses Problem zu lösen. Gesagt, getan. Unter dem Namen „Clothing the gap“ suchten die Studierenden zunächst Kontakt zu Menschen, machten eine Umfrage und ermittelten so die Bedürfnisse der Betroffenen. Dabei stellte sich heraus, dass besonders Rollstuhlfahrer nur auf ein geringes Angebot an geeigneten Hosen zurückgreifen können – und die sind alles andere als modisch. Jogginghosen, auf die viele notgedrungen zurückgreifen, werden oft als entwürdigend empfunden. Neben einem modischen Look und einem hohen Maß an Komfort, sollten die Produkte vor allem eine geeignete Passform sowie eine gute Funktionalität haben. Deshalb wurden die speziellen Anforderungen, die Rollstuhlfahrer im Vergleich zu Fußgängern haben, ermittelt und in einem Prototyp umgesetzt. Die Entwicklung dieses ersten Modells dauerte bis Ende des Jahres 2017.

Im Jahr 2018 konnte die Entwicklung von der Idee zum Startup endlich geschehen. Nach Abschluss stand die Frage im Raum: „Wie bringen wir die Hose an den Kunden?“ Relativ schnell wurde den jungen Entrepreneuren klar, dass sie Unterstützung von außen benötigen. Über einen Artikel im Mannheimer Morgen wurde das Pilgerhaus Weinheim auf die Initiative aufmerksam. Die diakonische Einrichtung hatte selbst für geflüchtete Frauen ein Nähprojekt für Kinderkleidung ins Leben gerufen und so ergab sich ein perfekter Austausch der Kapazitäten: Das Pilgerhaus hatte sowohl personelle als auch maschinelle Kapazitäten und die Mannheimer Gründer die Idee. So wurde die Nähwerkstatt in Weinheim im März und April komplett renoviert und neu ausgestattet, so dass dort jetzt neun Arbeitsplätze, ein Büro sowie eine Ankleide zur Verfügung stehen. Mit dem neuen Partner entschieden sich die Studierenden aus strategischen Gründen auch für einen neuen Namen. So steht Blauherz nicht nur für die Enactus-Farbe und die des ersten Produkts, sondern vor allem für eine Herzensangelegenheit. Die Studierenden realisierten im Prozess der Markenbildung, dass Sie nicht „nur“ ein Produkt für Rollstuhlfahrer anbieten möchten, denn das würde dem inklusiven Grundgedanken der Gründer widersprechen. So entstand um die innovative Hose ein Sortiment aus T-Shirts und Beuteln, zu denen noch weitere Produkte dazu kom-

Die Blauherz-Produkte wurden für Menschen mit und ohne Handicap entwickelt. Erhältlich sind sie unter anderem im Online-Shop und im Werksverkauf. Foto: Blauherz

men sollen. Das Ziel ist es, dass jeder bei Blauherz einkaufen kann – ohne sich Gedanken machen zu müssen. Dieser inklusive Aspekt soll sich auch durch alle anderen Geschäftsbereiche ziehen: So wird beispielsweise der Onlineshop so gestaltet, dass er auch für Menschen mit geistiger Behinderung verständlich ist und in die Produktion sollen weiterhin Menschen mit Handicap integriert werden. Auch auf Nachhaltigkeit wird bei Materialien oder Verpackung geachtet, selbst wenn die Gründer dort nach wie vor große Herausforderungen sehen. Um den Aufbau der Marke zu finanzieren, starteten die Studierenden eine Crowdfunding Kampagne, drehten einen Imagefilm und nahmen an zahlreichen Wettbewerben für Start-ups teil. Mit Stolz blicken

Tex Started meets Industry Im Rahmen der Jahrestagung des Gesamtverbands textil+mode nahmen die beiden Gründer auch die Gelegenheit wahr, ihr Geschäftsmodell zu präsentieren. Bei dem anschließenden Netzwerkfrühstück für Start-ups und Industrie ergab sich auch ein Gespräch mit Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas: „Der Austausch und im Idealfall auch die Zusammenarbeit mit Start-ups ist für uns Verbände ebenso wichtig wie für unsere Unternehmen. Wir bei Südwesttextil suchen jedenfalls sehr stark den Kontakt zu Start-ups, um neue Impulse zu bekommen. Und die Gründer merken sehr schnell, wie nützlich wir auch für sie sein können.“

sie auf Erfolge wie den Gewinn des „Social Start-up BW“ sowie das Erreichen der TOP 50 in der Google Impact Challenge zurück und freuen sich über die ersten Produkte, die dank der erfolgreichen Crowdfunding Kampagne das Pilgerhaus in Weinheim verlassen. Große Herausforderungen liegen darin, dass das Produkt oft erklärungsbedürftig ist und sich daher am besten auf Messen und durch persönlichen Kontakt verkauft. Viele Rollstuhlfahrer wissen nach wie vor nichts von einem spezifischen Angebot und nehmen Druckstellen oder Unwohlsein in Kauf. Sven und Johanna hoffen, dass die Entwicklung des Startups es zulässt, dass sie sich nach Abschluss ihres Studiums Vollzeit für die inklusive Modemarke engagieren können. Der Anfang ist mit drei bereits festangestellten Mitarbeitern gemacht, und der nächste Meilenstein ist die Gründung einer gemeinnützigen GmbH, die für Anfang des nächsten Jahres angestrebt wird. Rebekka Rüth

Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas und Carl Illi, Präsident des Branchenverbands der Schweizer Textilindustrie, im Gespräch mit Johanna Stolch und Sven Butz von Blauherz. Foto: © Gesamtverband textil+mode

Kontakt: info@blauherz.eu www.blauherz.eu


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Mit „Textil vernetzt“ in die Zukunft Anlässlich des einjährigen Bestehens blickt das Mittelstand 4.0-Kompetenzentrum „Textil vernetzt“ auf ein ereignisreiches Jahr zurück: Mehr als 600 KMU mit mehr als 800 Mitarbeitern nutzten die Angebote des Kompetenzzentrums bislang. Zu ihnen gehört auch das Südwesttextil-Mitglied Gruschwitz Textilwerke AG aus dem Allgäu. Nach der Eröffnung der themenspezifischen Schaufenster der Projektpartner Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf, HahnSchickard in Stuttgart, Institut für Textiltechnik (ITA) in Aachen und Sächsisches Textilforschungsinstitut (STFI) in Chemnitz sowie des Showrooms in der Berliner Geschäftsstelle beim Gesamtverband textil+mode konnten Mittelständler aus mehr als 200 Veranstaltungen verschiedenen Formats das für sie passende Angebot wählen. Im Mittelpunkt standen Führungen durch die Schaufenster sowie Unternehmergespräche, Messeauftritte und Informationsveranstaltungen. Darüber hinaus gehen die Partner konkrete Digitalisierungs-Projekte gemeinsam mit den Unternehmen an. Bei der ersten Fachtagung „Textil goes digital: Digitalisierung in der Praxis“ des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums „Textil vernetzt“ Mitte November kamen prominente Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Digitalexperten zum Erfahrungsaustausch an die DITF in Denkendorf zusammen. Thomas Bareiß, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), zeigte sich überzeugt, dass die Unternehmen der deutschen Textilindustrie bereits gut gerüstet sind. Die Politik erhoffe sich durch „Textil vernetzt“ eine Signalwirkung für die gesamte Textilindustrie. Auch für die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, Katrin Schütz, ist die Textilindustrie im Südwesten „eine Leitregion des digitalen Wandels“. Auf der Fachtagung erhielten die Teilnehmer das digitale Rüstzeug an die Hand: von der richtigen Haltung (Mindset), um ein kollektives Umdenken im Unternehmen

Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas, Parlamentarischer Staatssekretär Thomas Bareiß, Staatssekretärin Katrin Schütz, DITF Sprecher des Vorstands Götz T. Gresser und Anja Merker, Geschäftsführerin von Textil vernetzt (o.v.l.n.r.). Intensive Projektarbeit beim Gruschwitz-Workshop in Leutkirch. Fotos: Textil vernetzt

einzuleiten, über die Herausforderungen des digitalen Wandels entlang der textilen Kette, bis hin zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Einen ersten Einblick über das, was in der Textil- und Bekleidungsindustrie möglich ist, erhielten die Teilnehmer während der Führung durch das Schaufenster des Projektpartners DITF. Hier steht der Schwerpunkt digitales Engineering mit den Bereichen Simulate, Print & Cut, Smart Textiles und Textiler Leichtbau im Mittelpunkt. Wie Digitalisierung praktisch funktioniert, diskutierten Michael Nothelfer vom Farb- und Druckexperten caddon printing & imaging GmbH, Detlef Oesterreich vom Bekleidungshersteller Leineweber GmbH & Co. KG | BRAX und Klaus Gudat, Vorstand der Gruschwitz Textilwerke AG. Südwesttextil-Mitglied Gruschwitz gehört zu den ersten Unternehmen, die auf „Textil vernetzt“ zugegangen sind, um sich über die Einführung digitaler Anwendungen im Unternehmen zu informieren. Dabei zeigte sich, dass das Un-

ternehmen an der umfangreichen Expertise des Kompetenzzentrums interessiert ist, um bereichsübergreifend zu digitalisieren. In einem ersten Workshop wurden zunächst Ideen gesammelt, welche Möglichkeiten der Digitalisierung es für den Hersteller von technischen Zwirnen gibt. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen bereits erste Schritte hinsichtlich der Moderni-

sierung seiner Produktion getätigt und u. a. ein Lean-ManagementSystem etabliert. In einem zweiten Workshop kamen Dr. Karl-Peter Fritz, Textil vernetzt-Projektleiter bei HahnSchickard, und Alexander Artschwager, Textil vernetzt-Projektleiter an den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF), mit den beiden Vorständen Klaus Gudat und Ditmar Schultschik der traditionsreichen Zwirnerei Gruschwitz Textilwerke AG in Leutkirch zusammen. Ziel des Treffens war, die im Rahmen der Unterstützungsleistung von „Textil vernetzt“ vereinbarte Digitalisierungs-Roadmap zu priorisieren und erste Umsetzungsschritte herauszuarbeiten. Im Workshop haben sich nun die ersten konkreten Schritte heraus kristallisiert: Zum einen plant das Unternehmen in Kürze die Einführung eines Online-Shops für das Nähfaden-Sortiment. Zum anderen liegt ein Fokus auf der Erfassung der Betriebszustände der etwa 150 Produktionsmaschinen am Standort Leutkirch. Dazu ist geplant, sowohl ältere wie auch neuere Maschinen mittels smarter Sensorik aufzurüsten und mit einer Software so zu verknüpfen, dass der Betriebszustand jederzeit ausgelesen werden kann. Ziel von Gruschwitz ist es, gegenüber anderen Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. „Tatsächlich sehen wir in der Digitalisierung mehr Chancen als Risiken“, heißt es bei Gruschwitz. kompetenzzentrum-textil-vernetzt.digital

Leitfaden – Digitalisierung für den textilen Mittelstand Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Textil vernetzt hat den ersten Leitfaden für die digitale Entwicklung von mittelständischen Unternehmen in der Textil- und Bekleidungsindustrie vorgelegt. Der praxisnahe Leitfaden richtet sich in erster Linie an Führungskräfte im textilen Mittelstand. Dieser gibt nützliche Tipps und zeigt erste Handlungsansätze auf dem Weg in die digitale Transformation auf. Dabei wird vor allem auf die Bedürfnisse der Branche eingegangen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ist der Zugang zu Industrie 4.0-Themen eine besondere Herausforderung. Mit dem Leitfaden will das Kompetenzzentrum dem textilen Mittelstand den Einstieg in die Welt der Digitalisierung erleichtern, indem gezeigt wird, wo erste Schritte möglich sind, inwiefern digitale Prozesse Unternehmen verändern und welche Rolle sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter spielen. Der Leitfaden ist unter www.kompetenzzentrum-textil-vernetzt. digital zum kostenlosen Download verfügbar.


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Erster Stuttgarter Fashion Award kürt „Mode von hier“ Den Nachwuchs und die Kreativität fördern und damit zeigen, dass Mode in der Stadt Stuttgart und im ganzen Ländle großgeschrieben wird – das ist die Idee des Stuttgart Fashion Awards. Mit der ersten Vergabe an junge Designstudierende hat Südwesttextil gemeinsam mit dem Mode-Start-up Wiederbelebt und dem Stuttgarter Stadtkaufhaus Gerber einen Preis für den Fashion-Nachwuchs in der Region geschaffen. Am 19. Oktober 2018 wurde der Award im Rahmen eines großen Eventtages im Gerber verliehen. In einer im Vorfeld stattgefundenen Sitzung der Fachjury, bestehend aus Jürgen Leuthe, Geschäftsführer der Fashionmarke Luisa Cerano aus dem Hause Hauber in Nürtingen, Dr. Alfred Haar, Modehandelsexperte und Aufsichtsratsvorsitzender beim Nagolder Herrenmodehersteller Digel AG, Designer Rafy Ahmed, Inhaber des Start-up-Unternehmens Morotai, Sarah Kürten, Mitgründerin des Stuttgarter Start-ups Wiederbelebt, das Upcycling-Mode kreiert, Hannah Kussel, Head of Retail im Stuttgarter Stadtkaufhaus Gerber, und Rebekka Rüth, Junior-Referentin für Projekte, Nachhaltigkeit und Kommunikation bei Südwesttextil, wurden aus den zahlreichen Bewerbungen drei Nominierte ausgewählt. Diese präsentierten ihre Kollektionen gemeinsam mit den Outfits, der im Gerber vertretenen Marken in Modenschauen. Zwischen den Modenschauen waren die Kollektionen der drei Finalisten in den Fluren des Gerbers zu sehen und die

Die Jury: Jürgen Leuthe, Rebekka Rüth, Hannah Kussel, Dr. Alfred Haar, Sarah Kürten und Rafy Ahmed (v.l.n.r.). Die Siegerkreationen von Timea Jakob hergestellt aus Modebannern. Fotos: © Timea Jakob/ Das Gerber

Besucher hatten die Gelegenheit, für ihren Favoriten abzustimmen. So gewann am Ende die Kollektion, die sowohl von der Fachjury als auch von den Zuschauern am meisten Stimmen erhielt. Die drei nominierten Konzepte hätten unterschiedlicher nicht sein

können. Die Kollektion mit dem Titel „Collapse“ des Designkollektivs MM11, bestehend aus elf Modeschülern des Kolping Berufskollegs für Mode + Design aus Stuttgart, machte sich zum Ziel, das heutige Modesystem zu hinterfragen. Dabei stießen verschiedene Stilrichtungen

aufeinander und spiegelten sich in kontrastierenden Materialien und überdimensionierten Schnitten wieder. Die Bachelorkollektion der Reutlinger Modestudentin Annika Klaas mit dem Titel „Slow Curve“ glänzte wiederum durch filigrane Details, elegante Schnitte und ließ sich durch den US-amerikanischen Künstler und Bildhauer Ellsworth Kelly inspirieren. Gestrickte Materialien spielten bei der Kollektion eine besonders große Rolle. Die Gewinnerin des Stuttgart Fashion Awards war schlussendlich Timea Jakob. In ihrer Kollektion „Disordered Reality“ kritisiert sie das Schönheitsideal, das durch digitale Medien geschaffen wird und den Druck immerzu perfekt zu sein. Um das scheinbar perfekte Bild wieder mit der Realität in Einklang zu bringen, verwendete Timea Jakob Modebanner. Die staatlich geprüfte Modedesignerin variierte diese miteinander und schuf dadurch eine Art Verfremdung: „Durch die Zerstörung der Perfektion möchte ich der Welt zeigen, dass auch etwas, das Augenscheinlich nicht perfekt ist, schön sein kann.“ Die junge Designerin war sichtlich gerührt über Ihre Nominierung und die Auszeichnung durch den Award. Die Gewinnerin freute sich sehr über ihren Preis: ein exklusiver Praktikumsplatz bei Wiederbelebt, eine Subvention ihrer zukünftigen Kreationen sowie die Möglichkeit, ihre Produkte in einer der PopUpBoxen im Gerber zu verkaufen. Rebekka Rüth

Südwesttextil bei der „Aenne Burda“-Premiere in Offenburg Als Teil des Multiplikatoren-Netzwerks des SWR bekam Südwesttextil Tickets für die exklusive Premiere des SWR-Zweiteilers „Aenne Burda – die Wirtschaftswunderfrau“ in Offenburg zur Verfügung gestellt. Diese wurden bei den Mitgliedsunternehmen Olymp, Maryan Beachwear, Betty Barclay und Gerhard Rösch unter den Mitarbeitern verlost. Außerdem wurden Tickets über die Social-Media-Kanäle im Rahmen der „Textil kann viel“ Kampagne verlost. Am 20. November waren dann rund 1 000 Gäste, darunter zahlreiche Prominente, zur Premiere in die Oberrheinhalle gekommen. Einen Rückblick auf die Veranstaltung gibt es unter http://bit.ly/AenneBurdaSWT. Hier geht es zum Premieren-Rückblick

Tipp: Der Zweiteiler ist am 5. und 12. Dezember jeweils um 20:15 Uhr in der ARD zu sehen.

Die Gewinner aus dem Südwesten trafen sich auf dem roten Teppich und waren begeistert vom Film über die „Wirtschaftswunderfrau“. Foto: Südwesttextil


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„Unser“ Professor: Teil einer Deutschland-Premiere vor 3 Jahren Martin Luccarelli blickt auf den Start seiner Stiftungsprofessur zurück „Wenn man an Reutlingen denkt, denkt man nicht an Industriedesign“ – so dachte Martin Luccarelli und bewarb sich trotz eines Angebots aus den USA, wie er sagte, „sportlich“ an der Hochschule Reutlingen für die von Südwesttextil ausgeschriebene Stiftungsprofessur. Von der Junior-Professur in Bozen zu einer W3-Professur, aus seiner Perspektive ein zu hoher Karrieresprung für den damals 34-Jährigen. Martin Luccarellis Weg nach Reutlingen begann im Jahr 2000 mit einem Industriedesignstudium am Polytechnikum in Mailand, anschließend ging es für den gebürtigen Italiener für Clarion nach Japan. Dort arbeitete er in einem internationalen Team und realisierte, was es heißt, europäisch zu sein. Nach Abschluss des Projektes war für ihn klar, dass es zurück gehen sollte – egal wohin, doch auf jeden Fall nach Europa. So verschlug es ihn nach Stuttgart zum Konstruktionsbüro SL Rasch. Schon während seiner Industriezeit als Designer strebte er eine Tätigkeit in der Hochschullehre an, um von jungen Studierenden kreative Impulse zu bekommen. Bereits damals bewarb er sich „sportlich“ auf eine JuniorProfessur für Industriedesign und bekam eine Stelle in Bozen. Als Sohn einer Familie von Professoren und Lehrern, in der jeder immer alles besser weiß, habe er nie geglaubt, einmal selber in diesem Beruf zu landen. Nach einiger Zeit des Pendelns zwischen Stuttgart und Bozen, widmete er sich schließlich ganz der Forschung und Lehre und entschloss sich, für eine Promotion in Kooperation mit den Ingenieuren der Universität Bozen. „Promotion im Design ist wie vom Teufel sprechen und dann auch noch mit Ingenieuren. Für meine Kollegen war ich der Feind“, lacht Martin Luccarelli und erzählt etwas verschmitzt, dass viele seiner Design-Kollegen nach einer Gesetzesänderung in Italien im Nachhinein nun doch noch promovieren müssen und Forschung mittlerweile überall großgeschrieben wird. Bereits in seiner Promotion spielte Interdisziplinarität eine Rolle, da er Parameter entwickelte, die Ingenieure in der

Dr. Martin Luccarelli erklärte Rebekka Rüth eines der vielen Projekte des Studiengangs.

technischen Entwicklung unterstützen, die Zusammenarbeit zwischen Designern und Ingenieuren erleichtert wird. In diesen Anfängen seiner Forschung liegt auch der Grund warum er sich für Reutlingen und gegen eine Greencard entschied. In Reutlingen angekommen, war seine Professur angekoppelt an den Master Interdisziplinäre Produktentwicklung. Aktivitäten im Bereich Industriedesign gab es bislang keine, aber seine Aufgabe war es, einen neuen Ansatz an der Hochschule zu verfolgen – die Interdisziplinarität. Für interdisziplinäres Arbeiten muss zunächst ein Verständnis für die anderen Herangehensweisen aufgebaut werden. Das Trio – Martin Luccarelli der Designer, Torsten Textor der Chemiker und Klaus Meier der Ingenieur – hat also drei aufregende Jahre hinter sich. In Deutschland ist Reutlingen die erste Hochschule, die so spezifisch einen interdisziplinären Studiengang ausruft. Bereits jetzt verzeichnen der Studiengang und das Lehr- und Forschungszentrum für Interaktive Materialien (LFZ IMAT) ein starkes Interesse der Industrie. Die Herangehensweise wird als innovativ und ungewöhnlich wahrgenommen, weil sie entgegen des Trends der Spezialisierung ist. Ende Januar gibt es eine Projektbörse (siehe Infos im blauen Kasten), in der Studierende und Unternehmen zusammengebracht werden. Besonders stolz ist Martin Luccarelli auf die Präsentation des aus dem Projekt „Bionic Workplace“ entstandenen smarten Handschuhs auf der Hannover Messe, da

die Studierenden ihr Funktionsmuster bis zur Prototypenreife entwickeln konnten. Sein aktuelles Forschungsprojekt mit der Ettlin AG ist wiederum das erste Vorhaben, in dem die Interdisziplinarität tatsächlich die Basis für die Innovationsentwicklung ist. Zuvor waren Projekte immer in einer bestimmten Nische verankert gewesen und daher durch eine Disziplin dominiert. Luccarelli erinnert sich an das Zustandekommen des Projektes und freut sich sehr, dass Ettlin-Chef Dr. Oliver Maetschke bei einem Termin einfach dazukam und erklärte, mit ihm forschen zu wollen. Bei den Erzählungen über die Entwicklung des Studienganges wird eines klar: Martin Luccarelli liegen seine Studierenden sehr am Herzen. So setzt er sich dafür ein, dass langfristig mit verschiedenen Universitätspartnern eine Promotion für die Studierenden ermöglicht wird. Darüber hinaus fördert er bei seinen Studierenden den Blick über

den Tellerrand und engagiert sich für internationale Kooperationen. Gerade arbeitet er mit seinen Kollegen an der Einrichtung eines Klick-Labors. Langfristig sollen die Studierenden hier die Möglichkeit haben zu experimentieren und neue Bearbeitungsmöglichkeiten für Materialien zu finden. Das Einzige, was ihn stört, ist die Bürokratie, die ihm oftmals Steine in den Weg legt, wenn es um die Finanzierung von Projekten und die Umsetzung von Ideen geht. Langfristig gelingen Innovationen besser, wenn benötigte Ressourcen effizient eingesetzt werden Persönlich fühlt sich Martin Luccarelli zurück im Ländle sehr wohl mit seiner Familie. Frisch in Baden-Württemberg, damals noch in Stuttgart, habe er mit seinen Freunden viel über Reutlingen und besonders über die Witze des Comedians Dodokai gelacht. Die Rückkehr sei für ihn dann sehr familiär und schön gewesen. Nun sind drei Jahre vergangen – angefühlt habe es sich aber eher wie ein Jahr. Er beobachtet, dass Baden-Württemberg sehr lokal aufgestellt ist: „Hier gibt es alles: gutes Essen, schöne Landschaft, tolle Firmen – man ist gerne hier. Aber man muss sich auch öffnen.“ An der Hochschule schätzt er die Kollegialität im Team und die kurzen Wege zur Problemlösung. Trotzdem kommt er oft genug erst abends dazu, sich an weitere Forschungsanträge zu setzen: „Wir sind noch im Tunnel, aber wir sehen schon ein bisschen Licht.“ Rebekka Rüth

Aufruf für Interdisziplinäre Industrieprojekte Im Rahmen des Master-Studiengangs „Interdisziplinäre Produktentwicklung“ wird im 2. Semester ein interdisziplinäres Projektteam gebildet. Hier arbeiten die Studierenden an einer fachübergreifenden Problemstellung. Die Aufgabenstellung erfolgt anhand aktuell laufender Forschungs- oder Industrieprojekte. Hierfür können sich noch Firmen oder Forschungsinstitute mit interessanten Fragestellungen melden und diese bis zum 15.12.2018 einreichen. Die Themen sollen dann am 23.01.2019 ab 14.00 Uhr an der Hochschule im Rahmen der Projektbörse vorgestellt werden. Bei Interesse wenden Sie sich bitte mit einer kurzen E-Mail an rueth@suedwesttextil.de!


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Südwesttextil-Ausbilderdialog zu Gast bei den DITF Der Verband stellte den Ausbildern seiner Mitgliedsunternehmen neue Projekte und Konzepte vor Am 23. Oktober fand der diesjährige Ausbilderdialog in den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung in Denkendorf (DITF) statt. Die rund 20 Vertreter der Personalabteilungen der Südwesttextil-Mitgliedsunternehmen wurden von Professor Dr. Michael R. Buchmeiser, Vorstand der DITF, begrüßt. Zunächst bekamen die Teilnehmer von ihm eine Einführung in die Aktivitäten des größten europäischen Textilforschungszentrums. Im Anschluss daran ging es mit dem inhaltlichen Teil des Ausbilderdialogs los. Zunächst wurde das Konzept „DiagnosTex“ vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein Tool, welches die verbesserte Auswahl von Auszubildenden und dualen Studierenden ermöglichen würde. So sollen die Unternehmen auf wissenschaftlich fundierte Testverfahren zugreifen können, um das Risiko von Fehleinschätzungen in kleinen Auswahlprozessen zu minimieren. Die Ausbilder berichteten von dem Einsatz solcher Hilfsmittel in ihrem bereits bestehenden Auswahlprozess. Der nächste Punkte drehte sich um das von Südwesttextil initiierte Projekt „Place2tex“. Hier geht es um die Stärkung des Innovationsmanagements der Unternehmen

nehmern auf großes Interesse. Die Südwesttextil-Mitgliedsunternehmen, die diesen Ausbildungsberuf bereits anbieten, lieferten erste Erfahrungswerte und wertvolle Tipps für die Anderen. Doch auch bei den Vorreitern gibt es noch einige Fragen, vor allem im Bezug auf die Prüfung der ersten Absolventen. Abschließend wurde die aktuelle Umsetzung von „LearnTextile“ präsentiert und die Neuigkeiten von GoTextile! sowie die geplante Initiative zu Qualifizierungsverbünden vorgestellt. Das Highlight kam zum Ende der Veranstaltung. Bei einem Rundgang durch die DITF konnten die Ausbilder die verschiedenen Stationen bestaunen: das Schaufenster von „Textil vernetzt“, Smart Textiles, den Textilkubus, das Faserzentrum und die Weberei sowie die neusten Forschungsprojekte.

Bei einem Rundgang durch die DITF bekamen die Ausbilder der Südwesttextil-Mitgliedsunternehmen einen Überblick über die Forschungsbereiche.

in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Im Rahmen der Plattform wird ein Bereich geschaffen, in dem sich potenzielle Nachwuchskräfte und Arbeitgeber über Bachelor- und Masterarbeiten sowie Praktikumsmöglichkeiten austauschen können.

Thema des Ausbildungsdialogs war außerdem die Vorstellung und Diskussion über den neuen Ausbildungsberuf des Kaufmannes/-frau im E-Commerce, der am 1. August an den Start ging. Der neue Ausbildungsberuf stieß bei den Teil-

Die Präsentationen und Unterlagen können im Mitgliederbereich von www.suedwesttextil.de heruntergeladen werden. Fragen an: Dipl.-Ökonomin Christine Schneider Tel.: +49 711 21050-25 schneider@suedwesttextil.de

Neues von GoTextile! Seit dem 1. August 2018 gibt es den neuen dualen Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau im E Commerce. Das neue Berufsbild wird auf der Internetseite der Kampagne Go Textile! vorgestellt. Alle Informationen zum Job-Profil, zur Ausbildungsordnung und den Berufslehrplan finden sich unter www.go-textile.de/ausbildung/kaufmann-e-commerce. Damit wird die Seite um ein aktuelles und relevantes Thema der Branche erweitert und ist noch attraktiver für potentielle Nachwuchstalente. Die Poster haben auch in den vergangenen Wochen abwechslungsreiche und spannende Einblicke hinter die Kulissen ihrer Ausbildung bzw. ihres Studiums gegeben, u. a. mit einer Story zur SommerAusgabe der Fashion Week Berlin von Jenny. Anfang September hat Makai mit Fotos und Videos rund um seinen ersten Schultag in der Weiterbildung zum Textiltechniker berichtet und ganz aktuell hat Larissa eine Story von ihrer Studienexkursion nach Hongkong mitgebracht. Auf der Social Media-Plattform Instagram hat das Team Go Textile! inzwischen rund 4 000 Abonnenten und erzielt eine Reichweite von rund 14 000 mit rund 3 500 Interaktionen. Bisher wurden 1 961 Beiträge mit dem Hashtag #gotextile erstellt. Die Poster des GoTextile! Teams haben sich außerdem mit der Digitalisierung der Branche beschäftigt und werden in Kürze aufspannende Art und Weise textile Zukunftsanwendungen in Videoclips präsentieren. Textil formt die moderne Welt, das zeigt die neue Serie: Digitalisierung, so what!? auf anschauliche Art und Weise. Die Herbstmonate September, Oktober und November sind traditionell die Monate für Bewerbungen. Die Kampagne GoTextile! wird in diesem Zeitraum mit FacebookAnzeigen auf die speziell für Eltern und Lehrer eingerichtete Landing-Page verweisen, um die Berater von Jugendlichen mit fundierten Informationen zu unserer Branche und über die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten zu informieren.


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Im Namen der Fachkräfte unterwegs Südwesttextil informierte und präsentierte sich auf Ausbildungsmessen und bei Gebrüder Otto Auch in der zweiten Jahreshälfte war Südwesttextil auf vielen Veranstaltungen rund um das Thema Ausbildung unterwegs. Mitte September nahm der Verband an der ersten Ausbildungsmesse der ingeus GmbH in Stuttgart teil. Die Arbeitsvermittlungsagentur unterstützt Arbeitslose und Geflüchtete bei der Integration in den Arbeitsmarkt, greift aber auch Jugendlichen bei der Orientierung auf dem Ausbildungsmarkt unter die Arme. Ingeus wurde 1989 unter dem Namen Work Directions von Therese Rein in Australien gegründet. Heute unterstützt die Ingeus Gruppe in 12 Ländern, u. a. in Frankreich, Großbritannien, Südkorea, Singapur, Spanien, Saudi-Arabien und der Schweiz Menschen bei der beruflichen Neuorientierung und beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. In Deutschland ist Ingeus seit 2006 aktiv. Für Südwesttextil war die Teilnahme eine Erfahrung, um alternative Kanäle für die Ausbildungssuche kennenzulernen, sowie die

Beim Ausbildungstag im Werk der Gebrüder Otto GmbH und auf den Ausbildungsmessen in Stuttgart und Balingen gab es viel zu Entdecken.

Gelegenheit, mit anderen Anbietern wie den Jobcentern ins Gespräch zu kommen. Danach ging es gleich weiter zur Ausbildungsmesse „Visionen“ nach Balingen, die in diesem Jahr zum 13. Mal veranstaltet wurde. Über 130 Aussteller zeigten viele unterschiedliche Wege, die den Jugendlichen nach dem Schulabschluss zur Findung des richtigen Berufes offen stehen. Dicht an dicht gedrängt waren die Gäste an allen drei Tagen durch

die Gänge der Messe unterwegs. Südwesttextil präsentierte sich auf dem Gemeinschaftsstand der na-

Zwei Jahre Ausbildung in nur einem Jahr: Gatex verabschiedet seine „Wegebauer“

tionalen Nachwuchskampagne Go Textile!. Firmen wie Peter Müller, Eschler, Mey, Nina von C., Sanetta und Carl Meiser nutzten den gemeinsamen Auftritt, um die Vielfalt der Ausbildungsberufe in der Textil- und Bekleidungsindustrie vorzustellen. Ob Modenäher oder doch lieber Produktionsmechaniker Textil – alle Ausbildungsberufe wurden vorgestellt. „Wir sind auf die eingehenden Bewerbungen gespannt“, meinten die Aussteller, die von der positiven Resonanz der Ausbildungssuchenden sehr überrascht waren. Zum Abschluss der Tour begleitete Südwesttextil am 20. Oktober das Mitgliedsunternehmen Gebrüder Otto GmbH beim Tag der Ausbildung in ihrem Werk in Balzheim. Wie schon im Jahr zuvor informierte ein Stand in der Spinnerei über die Ausbildungsmöglichkeiten und bot den Besuchern und Interessierten Informationen rund um die Textil- und Bekleidungsindustrie. Christine Schneider

Seminare Bildungswerk Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil.

Die 15 stolzen Maschinen- und Anlagenführer. Foto: Gatex

Einen Grund zum Feiern hatten 15 frisch gebackene Maschinen- und Anlageführer aus Südwesttextil-Unternehmen. Im Rahmen der Wegebau-Förderung haben sie nach einem Jahr und 316 Fachunterrichtsstunden und 60 Stunden Wirtschafts- und Sozialkunde die Abschlussprüfung bei der IHK bestanden. Am 21. September wurde den Absolventen der IHK-Facharbeiterbrief in einer feierlichen Veranstaltung in der Gatex, Bad Säckingen übergeben. Diese verkürzte Ausbildung für an- und ungelernte Mitarbeiter, die schon mehrere Jahre in der Branche arbeiten, ist ein hervorragendes Instrument, um dem Fachkräftemangel in der Textilindustrie zu begegnen. Schon seit Jahren bietet die Gatex – das überbetriebliche Aus- und Weiterbildungszentrum der Textilindustrie – diese spezielle Ausbildung an. Hier können diese Mitarbeiter innerhalb nur eines Jahres den Abschluss des 2-jährigen Ausbildungsberufes zum Maschinen- und Anlagenführer Textiltechnik oder Textilveredlung erwerben. Finanziert wird die Qualifizierung von der Bundesagentur für Arbeit im Rahmen der WeGebAU-Förderung. Ab Januar 2019 findet erneut ein Kurs in der Gatex statt.

Nachhaltige Stressbewältigung im Führungsalltag mit der Jahresreise® 22. Januar 2019, Haus Steinheim an der Murr Kommunikations- und Durchsetzungstraining 21. bis 22. Februar 2019, Haus Reutlingen Shopfloormanagement 14. bis 15. März 2019, Haus Reutlingen www.biwe-akademie.de

Interessenten melden sich bitte bei Christine Schneider (schneider@suedwesttextil.de).


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Recht + Steuern

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Flurgespräche unter besonderem Schutz!?

Gesetzesentwurf bestimmt neue Anforderungen an den Schutz von Geschäftsgeheimnissen und Know-how Mit dem neuen Gesetz soll die sogenannte Know-how-Richtlinie (EU/2016/943) in nationales Recht umgesetzt werden. Der Schutz von Geschäftsgeheimnissen wird im deutschen Recht bislang über die Strafvorschriften des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) (§§ 17 bis 19) sowie über das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) (die §§ 823 und 826, gegebenenfalls in Verbindung mit § 1004 BGB) analog gewährleistet. Dies ist für eine Umsetzung der Vorgaben der EU-Richtlinie nicht ausreichend. Im Juli wurde der Regierungsentwurf vorgelegt und an den Bundesrat zur Stellungnahme weitergeleitet. Ab Mitte Oktober hat sich dann der Bundestag mit dem Gesetzentwurf beschäftigt. Der Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens soll im Dezember erfolgen. Nach § 2 wird das Geschäftsgeheimnis nunmehr definiert als „eine Information, die a) weder insgesamt noch in der genauen Anordnung und Zusammensetzung ihrer Bestandteile den Personen in den Kreisen, die üblicherweise mit dieser Art von Informationen umgehen, allgemein bekannt oder ohne weiteres zugänglich ist und daher von wirtschaftlichem Wert ist und b) Gegenstand von den Umständen nach angemessenen Geheimhaltungsmaßnahmen durch ihren rechtmäßigen Inhaber ist“. Der § 4 regelt die Handlungsverbote zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen, bei deren Missachtung eine rechtswidrige Erlangung beziehungsweise eine rechtswidrige Nutzung oder Offenlegung eines Geschäftsgeheimnisses vorliegt. Dem § 5 des neuen Gesetzentwurfes

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folgend, soll künftig das Erlangen oder Offenbaren von Geschäftsgeheimnissen („Whistleblowing“) durch Mitarbeiter, Geschäftspartner oder sonstige Externe straflos gestellt werden, wenn dies „zur Aufdeckung einer rechtswidrigen Handlung oder eines beruflichen oder sonstigen Fehlverhaltens“ erfolgt und der Whistleblower in der Absicht handelt, das allgemeine öffentliche Interesse zu schützen. Hierunter versteht das Gesetz laut seiner Begründung Aktivitäten von Unternehmen, die ein unethisches Verhalten darstellen, aber nicht notwendigerweise gegen Rechtsvorschriften verstoßen. Als Beispiel hierfür werden Auslandsaktivitäten eines Unternehmens genannt, die zwar „in den betreffenden Ländern nicht rechtswidrig sind, aber dennoch von der Allgemeinheit als Fehlverhalten gesehen werden“. Arbeitgeber und Arbeitnehmer bzw. Vertragspartner werden sich daher folgende Fragen stellen müssen: Wann ist ein Verhalten unethisch und wann noch nicht? Auf wessen Verhalten und Sichtweise ist abzu-

stellen? Nachdem sich das Geschäftsgeheimnis (nur noch) als Gegenstand definiert, der angemessenen Geheimhaltungsmaßnahmen unterliegt, sollten Unternehmen beginnen – soweit noch nicht geschehen – entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Ohne diese Maßnahmen sind die Geheimnisse durch das Gesetz nicht geschützt. In technischer und organisatorischer Hinsicht sollten sich die Unternehmen daher überlegen, wer zu welchen Informationen tatsächlich Zugang haben muss. Mitarbeiter sind auf die Sensibilität der Daten hinzuweisen. Dies impliziert, dass – sofern noch nicht geschehen – die Daten nach Schutzbedürftigkeit kategorisiert werden müssen, um die geeigneten Maßnahmen einleiten zu können. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es auf „angemessene“ Schutzmaßnahmen ankommt, sind diese also zu „lasch“, wird das Geheimnis nicht nach diesem Gesetz geschützt! Auf der anderen Seite können zu strenge Maßnahmen den betrieblichen Ab-

lauf an einer Stelle erschweren, wo dies gar nicht nötig ist. Zu den weiteren wesentlichen Schutzmaßnahmen zählen auch die vertraglichen Absicherungen. Geheimhaltungsvereinbarungen und die in den Unternehmen verwendeten Vertragsmuster sowie Vertraulichkeitsklauseln in Arbeits-, Kooperations- oder Lieferantenverträgen sollten daher überprüft und ggf. angepasst werden. So kann die Gesetzesänderung auch als Anlass dafür genutzt werden, etwaige Nachlässigkeiten der Vergangenheit nachzubessern. Vor allem zu pauschale Verschwiegenheitsklauseln sollten wie eben geschildert je nach Bedarf abgeändert bzw. konkretisiert werden. Dies gilt insbesondere für Arbeitsverträge. Schließlich sollten vor allem neue Mitarbeiter und Lieferanten vor Beginn ihrer Tätigkeit darüber belehrt werden, dass auch ins Unternehmen keine Geschäftsgeheimnisse eingebracht werden dürfen und die Ernsthaftigkeit für das Unternehmen sollte durch angemessene vertragliche Sanktionsandrohungen (insbesondere Vertragsstrafen, Kündigung) verdeutlicht werden. § 12 des Gesetzes nimmt nämlich das Unternehmen mit in die Pflicht, wenn es weiß oder hätte wissen müssen, dass an irgendeiner Stelle unbefugt Geschäftsgeheimnisse eingebracht und genutzt werden.

Fragen an: Lydia Knapp Tel.: +49 711 21050-15 knapp@suedwesttextil.de

Entscheidung des EuGH zum Verfall von Urlaubsansprüchen Nach einer neuen Entscheidung des EuGH vom 06. November verfallen Urlaubsansprüchen nicht mehr automatisch am Endes des Urlaubsjahres, sondern nur noch im Ausnahmefall. Für einen solchen Verfall muss der Arbeitgeber beweisen können, dass der Mitarbeiter in die Lage versetzt wurde, den Urlaub zu nehmen und der Mitarbeiter auf diesen Urlaub dann freiwillig verzichtet hat. Hierzu muss also nunmehr ein ergänzender Hinweis des Arbeitgebers erfolgen indem der Arbeitnehmer aufgefordert wird seinen Urlaub zu nehmen. Dies muss außerdem so rechtzeitig erfolgen, dass der Mitarbeiter noch genügend Zeit und auch die Möglichkeit hat, sich den Urlaub zu nehmen. Es sollten also noch ausreichend mögliche Arbeitstage bei dem Hinweis vorhanden sein. Unternehmen, die bereits jetzt großzügig Urlaubstage in das nächste Jahr übertragen haben, sind hiervon aber zunächst nicht betroffen und müssen aufgrund dieser Entscheidung nichts veranlassen.


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Recht + Steuern

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Personalleiterkreise zu Gast bei HERO und VAUDE Theoretisches Wissen an praktischen Rechtsfällen angewendet und geübt Insbesondere wurde erläutert, wie diese „arbeitsfreie“ Zeit gestaltet werden kann, was es in der jeweiligen Gestaltungsform zu beachten gibt und welche Konsequenzen die Wahl der Gestaltung auch für den Arbeitnehmer hat. Der „kleine“ Personalleiterkreis Bekleidung fand bei der VAUDE Sport GmbH & Co. KG in Tettnang statt. VAUDE, benannt nach dem Unternehmensgründer Albrecht von Dewitz (Vau De), steht für einen partnerschaftlichen Umgang mit der Natur und mit den Menschen. Nach einem Willkommensimbiss erläuterten die beiden Personalreferentinnen Christiane Schudy und Raphaela Riesle den Teilnehmern daher zunächst die umfassende Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Anschließend durften die Teilnehmer in der Produktion erfahren, wie eine Radtasche „Made in

Germany“ entsteht und die wasserdichten und faltenfreien verschweißten Nähte bewundern. Neben den gleichen Rechtsvorträgen wie eine Woche zuvor beim Personalleiterkreis Textil konnten einige Themen anhand der Unternehmensstrategie des Outdoorspezialisten veranschaulicht werden. So gehören bei VAUDE flexible Arbeitszeitmodelle und Jobsharing ebenso zur CSR-Strategie, wie der betriebseigene Kindergarten, ein betriebliches Sport- und Freizeitangebot oder die bio-zertifizierte Kantine. Südwesttextil bedankt sich bei seinen neuen Mitgliedern für die großzügige Gastfreundschaft. Die Präsentationen und Unterlagen können im Mitgliederbereich von www.suedwesttextil.de heruntergeladen werden. Lydia Knapp

Gut besucht: Viele Personalleiter aus den Textil- und Bkelidungsunternehmen kamen wieder zum Ausstausch und folgten den ausführlichen Einblicken in die Welt des mobilen Arbeitens von Südwesttextil-Jurist Robert Marx. Fotos: Südwesttextil

Am 15. und 22. November 2018 fanden die zwei „kleinen“ Personalleiterkreise – regionalisiert und auf Textil- bzw. Bekleidungsunternehmen fokussiert – statt. Die beiden gastgebenden Unternehmen Hero Textil in Crailsheim und VAUDE in Tettnang sind Neumitglieder und boten den Textilern die Gelegenheit, ihre Unternehmen näher kennen zu lernen. Der „kleine“ Personalleiterkreis Textil startete in modernen Räumlichkeiten bei der Hero Textil AG in Crailsheim. Im Rahmen der Unternehmenspräsentation erläuterte die Personalmanagerin Anna Sophie Göggerle neben den Produkten wie Dehnungszonen für Work- und Outdoor-Bekleidung und Gürteln die Unternehmensphilosophie „Stretch your mind“ und die für das innovative Unternehmen maßgeblichen Prinzipien. Anschließend hatten die Besucher die Möglichkeit, die Fertigung der vorgestellten Produkte einschließlich Ausrüstung mit Thermo-Fixierung, Zuschnitt und Konfektion zu besichtigen, mit dabei auch Inhaber Christoph Ulrich.

Nach einer kleinen Stärkung gab Robert Marx einen ausführlichen Einblick in die Welt des mobilen Arbeitens und deren Gestaltung. Die Chancen und Risiken wurden erläutert, und zahlreiche Hinweise für die Umsetzung in der Praxis ließen keine Fragen mehr offen. Im Anschluss wurde über die Einführung und Umsetzung der elektronischen Personalakte rege diskutiert. Lydia Knapp legte den Teilnehmern dar, wie eine vollständige Digitalisierung der Personalakte insbesondere auch im Hinblick auf rechtliche Risiken bei der Beweisführung gelingen kann und warum ein vollständiger Verzicht auf Papier nicht möglich ist. Nach einer weiteren kleinen Stärkung erörterte Patrick Krauß die Einführung echter Vertrauensarbeitszeit im Unternehmen. Dabei wurde den Teilnehmern klar, was echte Vertrauensarbeitszeit eigentlich für das Unternehmen bedeutet. Last, but not least schloss Nathan Binkowski die Veranstaltung mit der Frage nach dem Umgang mit dem Wunsch des Arbeitnehmers nach einem Sabbatical ab.

Am 6. Dezember 2018 startet die erste Verhandlung der Tarifrunde 2019 für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie in Darmstadt. Die IG Metall hat die bestehenden Entgelttarifverträge für die westdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie zum 31. Januar 2019 gekündigt und ihre Forderung für die bevorstehenden Tarifverhandlungen bekannt gegeben: Sie verlangt die Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten sowie die Fortsetzung des Tarifvertrags zur Förderung der Altersteilzeit mit verbesserten Konditionen. Zudem fordert sie Gespräche über die tarifliche Möglichkeit, Entgelterhöhungen teilweise in Urlaub umzuwandeln. Eine Sonderseite auf www.suedwesttextil.de informiert Sie während der gesamten Tarifrunde über den aktuellen Stand. Dort finden Sie auch den Link zum Südwesttextil-Mitgliederbereich in dem unter #neuste-downloads und unter #tarifrecht-undtarifpolitiktarifverhandlungen Unterlagen zum Download zur Verfügung stehen. Für Fragen in Tarifangelegenheiten und zur Tarifrunde steht Ihnen Nathan Binkowski, Leiter Tarifpolitik und Tarifrecht, unter E-Mail: binkowski@suedwesttextil.de jederzeit zur Verfügung.


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Recht + Steuern

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Vergütung von Reisezeiten bei Entsendungen ins Ausland Entscheidung vom Bundesarbeitsgericht (BAG) bringt Klarheit Entsendungen ins Ausland und damit einhergehende Reisezeiten gehören für viele Arbeitnehmer „zum täglich Brot“. Die Frage, ob der jeweilige Arbeitgeber dieses ohne Vorliegen einer vertraglichen Regelung auch zahlen muss, lag nun dem Bundesarbeitsgericht (BAG) zur Entscheidung vor. Geklagt hatte ein auf dem Gebiet des Kraftwerkschallschutzes tätiger technischer Mitarbeiter, welcher für Inspektionen und Montagen auf wechselnden Baustellen im In- und Ausland eingesetzt wurde. Auf das Arbeitsverhältnis fand der Rahmentarifvertrag für die Angestellten und Poliere des Baugewerbes (RTV-Bau) Anwendung, welcher für die An- und Abreise zu bzw. von Baustellen einen Anspruch auf Fortzahlung des Gehalts für die erforderliche Reisezeit vorsieht. Von August bis Oktober 2015 war der Kläger auf eine Baustelle nach Bengbu, China entsandt. Die Arbeitgeberin gestattete dem Mitarbeiter den Flug in der Business Class, der wegen eines Zwischenstopps in Dubai jedoch doppelt so lang wie der Flug in der Economy Class dauerte. Für die Hin- und Rückreise benötigte der Kläger damit vier, statt der für den Direktflug notwendigen zwei Tage. Die Beklagte zahlte die Vergütung für die reguläre Arbeitszeit von acht Stunden pro Tag, mithin insgesamt für 32 Stunden. Die Parteien stritten nun um die Vergütung der über die reguläre Arbeitszeit hinausgehenden Reisezeiten.

Auch wenn bislang lediglich die – nicht sonderlich aussagekräftige – Pressemitteilung veröffentlicht wurde, lässt sich als

Zeitpunkt lässt sich allerdings noch nicht beurteilen, auf welche Rechtsgrundlage das BAG den Vergütungsanspruch gestützt hat.

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Aussage des obersten deutschen Arbeitsgerichts festhalten, dass bei vorübergehenden Entsendungen Reisen ins Ausland und von dort zurück ausschließlich im Interesse des Arbeitgebers liegen und die Reisezeiten daher in der Regel wie Arbeit zu vergüten sind. Dabei seien jedoch ausschließlich die für den Flug in der Economy Class angefallenen Stunden relevant. Bei vorsichtiger erster Einschätzung geht das BAG richtigerweise davon aus, dass in Fällen, in denen der Arbeitgeber ausnahmsweise eine längere als die notwendige Reise gestattet, nur die kürzere Reisezeit vergütungsrechtlich von Relevanz ist. Zum gegenwärtigen

Hierfür bleibt die finale Urteilsbegründung abzuwarten. Die Thematik Vergütung von Reisezeiten ist dabei grundsätzlich von der Frage zu unterscheiden, ob es sich bei Reisezeit um Arbeitszeit im Sinne des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG) handelt. Soweit es der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer überlässt, ob dieser die Reisezeit arbeitend verbringt (beispielsweise im Flugzeug eine Akte bearbeitet) oder sich entspannt, stellt Reisezeit keine Arbeitszeit i. S. d. ArbZG dar. Hierzu äußert sich das BAG (in der Pressemitteilung) nicht. Fehlt es bzgl. der Vergütung für Reisezeiten an einer konkreten Regelung, ist zwischen der Vergü-

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/ REACH – Eine Herausforderung für die Textil- und Bekleidungsindustrie

5. Dezember 2018, Filharmonie Filderstadt

tung von Reisezeiten während und außerhalb der regulären Arbeitszeit zu unterscheiden. Reisezeiten während der regulären Arbeitszeit sind grundsätzlich zu vergüten. Bei längeren, die reguläre Arbeitszeit überschreitenden, Reisen, ist bei Fehlen einer spezielleren Regelung auf § 612 Abs. 1 BGB zurückzugreifen. Danach „gilt eine Vergütung als stillschweigend vereinbart, wenn die Dienstleistung den Umständen nach nur gegen eine Vergütung zu erwarten ist“. Die Meinungen was „zu erwarten ist“, gehen naturgemäß stark auseinander, wobei insbesondere relevant ist, ob der Arbeitnehmer ein überdurchschnittlich hohes Gehalt bezieht, sodass anzunehmen ist, dass das Gehalt Reisezeiten mit abdecken soll. Auch kann die Vergütung von Reisezeiten pauschalisierend, beispielsweise durch Gutschrift auf einem Arbeitszeitkonto, geregelt werden. In der Vergangenheit hat das BAG zur Frage der Vergütung mehrfach betont, dass es keinen Rechtssatz gebe, nach dem Reisezeiten stets oder regelmäßig zu vergüten seien. Eine Vergütungserwartung sei stets anhand eines objektiven Maßstabs unter Berücksichtigung des Einzelfalls zu beurteilen. Hiernach komme auch eine anteilige Vergütung von Reisezeiten in Betracht. Vor diesem Hintergrund wird erst nach der Veröffentlichung der Begründung des aktuellen Urteils eingeordnet werden können, ob das BAG den, dem Grunde nach zugesprochenen, Vergütungsanspruch auf die Regelungen des RTV-Bau oder auf die allgemeine Regelung des § 612 Abs. 1 BGB gestützt hat. Für Ersteres könnte sprechen, dass das BAG die Sache zur Aufklärung der „Erforderlichkeit“ der Reisezeit (RTV-Bau sieht Fortzahlung des Gehalts für die erforderliche Reisezeit vor) an das Landesarbeitsgericht zurückverwiesen hat.

Fragen an: Robert Marx

Jetzt anmelden unter www.suedwesttextil.de/veranstaltungen, roedder@suedwesttextil.de oder +49 711 21050 - 23

Tel.: +49 711 21050-19 marx@suedwesttextil.de


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Die Lage bei Biozidwirkstoffen ist kritisch Der Umweltexperte Stefan Thumm wurde in den REACH-Beraterkreis des BMWI in Berlin berufen Eine weitere Entwicklung im EUStoffrecht wird jetzt auch von Seiten des Lack- und Farbenverbandes angeprangert: Durch die EU-Biozidverordnung (BPR) und REACH/ CLP verschwinden zunehmend Biozid-Wirkstoffe, darunter auch viele Konservierungsmittel für wässrige Produktzubereitungen, die von allen Nachverwender-Industrien benötigt werden. Hält diese Entwicklung an, werden ganz alltägliche Verbraucherprodukte wie wasserbasierende Mineralfarben bzw. lösemittelfreie Lacke, Flüssigwaschmittel usw., aber auch wichtige wasserbasierende Zubereitungen für die Produktion von Textilien, Papierverpackungen, Holzmöbeln aus mangelndem Schutz vor Bakterien und Pilzen bereits in der Verpackung verderben.

Der Grund hierfür liegt in der Biocidal-Product-Regulierung (BPR). In dieser EU-Gesetzgebung wirken in regelrechten Kosten-Kaskaden noch teurere Zulassungs- und Registrierkosten als bei der REACHRegistrierung der Chemikalien/ Stoffe. Da jeweils ein Biozidwirkstoff pro Biozid Verwendungsklasse ein gesondertes Zulassungsverfahren benötigt, potenzieren sich die Kosten. Schnell kommen für einen Biozidwirkstoff, der in mehreren Verwendungsklassen zugelassen werden muss, mehrere Tausend Euro Kosten zusammen. Diese Prozedur können sich in der Regel meist nur noch große Chemiekonzerne leisten. Entsprechend hat sich der Markt bereits jetzt konsolidiert und über ca. 80 Prozent der Wirkstoffe sind verschwunden. Die Preise ziehen

aufgrund der Registrierkosten und der Markt-Monopolisierung in der EU deutlich an. Über CLP-Einstufungs- bzw. Zulassungsprozesse der verbliebenen Biozidwirkstoffe und deren Verwendung werden auch zunehmend sehr niedrige Grenzwerte vorgegeben. Bei Methylisothiazolinon (MIT) wurde nun für chemische Zubereitungen eine Kennzeichnungspflicht ab 15 ppm MIT-Gehalt „kann allergisierende Hautreaktionen hervorrufen“ gesetzlich vorgegeben. Unterhalb der 15 ppm Grenze ist der Wirkstoff schon gar nicht mehr wirksam, also muss diesbezüglich jede MIT-enthaltende Zubereitung faktisch gekennzeichnet werden. Diese Grenzwertvorgabe bei MIT wurde von ursprünglich 10 000 ppm kommend über einen ersten Grenz-

wertvorschlag von 600 ppm dann überraschend auf 15 ppm festgelegt. Sollte diese wenig durchdachte Regulierungsmethodik anhalten, werden wohl auch die „nahen Verwandten“, das Octylisothiazolinon (OIT), Benzylisothiazolinon (BIT) usw., alsbald ein ähnliches Schicksal erleiden Zur Konservierung von wässrigen Zubereitungen müssen häufig mehrere Konservierungsmittel eingesetzt werden, damit nicht Bakterien- und Pilzbefall der Produkte bei der Lagerung irreversiblen Schaden anrichten und das Produkt schon vor seiner bestimmungsgemäßen Anwendung entsorgt werden muss. Stefan Thumm

Den kompletten Artikel gibt es zumLesen unter www.suedwesttextil.de/ nachrichten/biozid-lage-kritisch

Fluorchemie weiter unter massiven Druck Auf perfluorierten Polymeren basierende Textilhilfsmittel werden vor allem im Bereich des textilen Chemikalien- und Infektionsschutzes, z. B. zum Schutz gegen extrem schlechtes Wetter oder in Überlebensschutzausrüstungen, im Ballistikschutz etc., eingesetzt. In Kombination mit Flammschutz sind solche Textilhilfsmittel auch für die Erfüllung von diversen Normen und gesetzlichen Standards, z. B. bei Sitzbezugsstoffen, unverzichtbar. Weiterhin spielt diese Funktionalität bei technischen Textilien im Bereich der textilen Membranen für spezifische Produktionsprozesse, wie z. B. der Lebensmittelherstellung, bei Brennstoffzellen u.v.m., eine große Rolle. Alternativstoffe sind für diese Anwendungen weiterhin nicht in Sicht. Im Bereich der Fluorchemie stehen besonders bei den perfluorierten Polymeren aktuell weitere REACH-Restriktionen an, über die wir einen aktuellen Überblick geben wollen: 1. Laufende C9-C14 PFCA-Restriktion, deren Salze und Verbindungen (betrifft auch C6- und C8-Chemie) Die ECHA-Ausschüsse RAC und SEAC haben sich in ihren Stellungnahmen zum Beschränkungsvorschlag für längerkettige, perfluorierte Carboxylsäuren (perfluorinated carboxylic acids – PFCAs) mit Kettenlängen zwischen C9 und C14, ihren Salzen und Verbindungen, dem Beschränkungsvorschlag von Deutschland angeschlossen. Der Entwurf der SEAC-Stellungnahme konnte in einer öffentlichen Konsultation bis zum 19. November eingereicht kommentiert werden. Diese Restriktion betrifft analog der bereits vollzogenen PFOA-Restriktion vor allem wieder die sogenannte C6-Chemie der einschlägig bekannten Fluortelomerhersteller, da beim Telomerisationsprozess die entsprechenden längerkettigen Vorläuferverbindungen dieser Substanzen entstehen, die nachgehend zu den entsprechenden PFCAs aufoxidiert werden können. Was sich jetzt abzeichnet, ist, dass die Produktion der initialen C6-Chemie-Rohstoffe in Europa ohne weitreichende Restriktionsausnahmen bei den derzeit gesetzten Grenzwerten nicht mehr möglich wäre. Die Euratex wird sich

bezüglich der textilen C8-Ausnahmen für den Arbeitsschutz etc., die wie die C6-Chemie ebenfalls von diesen Restriktionen betroffen sind, im abgeschlossenen PFOA-Restriktionsverfahren entsprechend beteiligen. Mehr unter: http://bit.ly/echapfca 2. Anstehende Restriktion von PFHxS und dessen Salze und Verbindungen Nachdem PFHxS vor wenigen Monaten zum SVHC-Stoffkandidaten erklärt wurde, schlug aktuell Norwegen eine Restriktion von Perfluorohexan-1-sulfonsäure, ihrer Salze und Verbindungen vor, die aber voraussichtlich keine textile Relevanz hat. Mehr unter: http://bit.ly/PFHxS 3. Kommende PFHxA und ihrer Salze und Verbindungen (C6-Chemie) PFHxA wurde vor kurzem als SVHC-Kandidatenstoff von der ECHA vorgeschlagen. PFHxA ist die analoge Leitsubstanz für die C6-Telomerchemie, wie PFOA für die C8-Chemie, und daher äußerst textilrelevant. Der Vorschlag der ECHA wurde bereits in einem entsprechenden Positionspapier des Fluorocouncils kommentiert, das diese Einstufungsabsicht als fachlich nicht gerechtfertigt sieht. Setzt sich die ECHA durch, würde neben der umstrittenen Entscheidung, die Hauptrohstoffe D4, D5 und D6 in der Silikonchemie als SVHC-Kandidatenstoffe aufzunehmen, nun auch die C6-Fluorchemie als eine weitere textile Rückgradchemie unter finalen Beschuss kommen. War die C6-Chemie nicht im PFOA-Verfahren als Alternative zur C8-Chemie dargestellt worden, um die Anzahl der C8-Ausnahmen für die Textiler und andere Industrien möglichst klein zu halten? Sollte PFHxA alsbald auf die SVHC-Kandidatenliste kommen, so kann in 2019 relativ zügig mit dem Beginn eines entsprechenden Restriktionsverfahrens der ECHA gerechnet werden.


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Technik + Umwelt

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Textiles Bauen eröffnet neue Perspektiven

Staatssekretärin Katrin Schütz, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, eröffnete das 1. BauTex BW Forum mit einem Grußwort.

Mit Blick auf die IBA 2027 und die Herausforderungen der Zukunft gestalteten zahlreiche Referenten den inhaltlichen Rahmen des Forums und gaben einen Überblick über die Innovationen und Visionen der Architektur.

Zu einer spannenden Diskussionsrunde lud Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas die Vertreter der Werner Sobek Group, des Frauenhofer-Instituts, der Ettlin AG und der Architektenkammer Baden-Württemberg auf die Bühne ein.

Im Haus der Wirtschaft stellten außerdem Forschungsinstitute und Unternehmen ihre Produkte rund um das Thema textiles Bauen aus.

Dabei ließ sich auch Staatssekretärin Katrin Schütz die zahlreichen Exponate erklären und mischte sich unter die rund 120 Besucher aus ganz Deutschland, die den Weg nach Stuttgart gefunden hatten.

Die Dommer Stuttgarter Fahnenfabrik sorgte mit textilen Möbeln für eine komfortable Lounge, in der sich die Besucher unterhalten konnten. Die Möbel eignen sich für den Messe- oder Ladenbau und sind flexibel und individualisierbar.

Das lichttechnische Spezialgewebe ETTLIN LUX® findet Anwendung z. B. in Aufzügen sowie in der Innenarchitektur und ist bereits mehrfach prämiert worden.

Staatssekretärin Katrin Schütz ließ sich am Stand der Schwarzwälder Textil-Werke Heinrich Kautzmann GmbH erklären, wie fibrillierte Fasern in der Reibbelagindustrie sowie in der Filtration eingesetzt werden.

Auch am Stand der Gustav Gerster GmbH & Co. KG gab es einiges zu entdecken. Ursprünglich Spezialist in der Gardinen- und Posamentenbranche hat sich das Unternehmen mit der Sparte Gerster Techtex auf technische Schmaltextilien spezialisiert.

Ziel des Forums war es, Akteure rund um die Themen Architektur, Bau und Textiles Bauen zu vernetzen. Dies gelang beim gemeinsamen Besuch der Ausstellung und beim gemeinsamen Mittagessen.

Die C-CON GmbH & Co. KG aus Sindelfingen arbeitet an nachhaltigen Lösungen für die Bauindustrie und konnte daher viele Beispiele veranschaulichen. Dazu gehören Armierungen aus Basaltfasern, die die Stahlarmierungen im Betonbau ersetzen und zahlreiche Vorteile diesen gegenüber aufweisen.

Prof. Dr. Jan Knippers, Leiter des Instituts für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen der Universität Stuttgart brachte abschließend die Veranstaltung auf den Punkt: Man muss über den Tellerrand schauen, nicht eingefahren sein, Neues zulassen und der Austausch untereinander ist ganz wichtig. Fotos: AFBW


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Südwesttextil und AFBW sind startklar für die IBA 2027! IBA27 de S T A D T R E G I O N STUTTGART

Oktober 2018

DIE IBA’27 IM ÜBERBLICK

www.iba27.de

Bei Verband und Netzwerk laufen die Vorbereitungen zur IBA 2027 (Internationale Bauausstellung in der Region Stuttgart) auf Hochtouren. Textiles Bauen kann zu einem der Topthemen der Ausstellung werden. Südwesttextil und AFBW haben daher bereits in diesem Jahr die Weichen gestellt: die Jahrestagung von Südwesttextil hat auf und rund um den Rottweiler Testturm stattgefunden, gleichzeitig ist das Index-Buch Textiles Bauen erschienen, die Ergebnisse der AFBW-Cross-Cluster-Workshops liegen vor und das 1. Innovationsforum „BauTex BW“ hat erfolgreich im Oktober stattgefunden.

Nun wollen wir die Ergebnisse dieser Meilensteine in Arbeitsgruppen zur IBA 2027 überführen. Die IBA 2027 ist eine große Chance, das Textile Bauen mit allen Facetten und Möglichkeiten darzustellen. Innovatives aus unserer Branchen kann umgesetzt und einem großen Publikum gezeigt werden. Noch ist die Faser in der Bauindustrie kein Selbstläufer. Die gesamte Branche ist daher gefordert, sich gemeinsam in den Prozess einzubringen. Termine für die Arbeitsgruppen werden im neuen Jahr rechtzeitig bekannt geben. Themen werden geclustert und die Projektarbeit durch Forschung begleitet. Ziel ist ganz klar: die gebaute Wirklichkeit. Südwesttextil und AFBW werden sowohl die Organisation der Arbeitsgruppen als auch die Lobbyarbeit mit den IBA-Akteuren übernehmen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sollen in zu realisierenden IBA-Projekten platziert werden. Schon jetzt möchten wir interessierte Mitglieder um eine kurze Rückmeldung per E-Mail an vanessa.blass@afbw.eu bitten. In der Endumsetzung können Projekte auch mit einer finanziellen Beteiligung, personellem Einsatz oder Materialspenden einhergehen.

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Wertstoffbörse – ab sofort für Südwesttextil-Mitglieder!

Foto: fotolia.com/Brian Jackson

In Zeiten von Ressourcenknappheit sind Themen wie Nachhaltigkeit und Recycling wichtiger denn je. Mit der Wertstoffbörse hat die AFBW einen Schritt gemacht, die Synergien der Unternehmen in diesem Bereich zu nutzen. Ab sofort steht die Wertstoffbörse auch SüdwesttextilMitgliedern kostenlos zur Verfügung! Die Plattform gibt Ihnen die Chance, Wertstoffe, die Sie eigentlich entsorgen würden, anzubieten. Oder Wertstoffe zu finden, die andere gerne abgeben würden. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte per E-Mail vanessa.blass@afbw.eu. Die Wertstoffbörse finden Sie unter www.afbw.eu/de/index/wertstoffboerse.html

Studie: Nearshoring – Die Rückkehr der Modeproduktion Die neue Studie „Is apparel manufacturing coming home?“ der Unternehmensberatung McKinsey sieht eine vermehrte Rückkehr der Bekleidungsproduktion nach Europa, unter anderem durch die Automatisierungsmöglichkeiten. Dadurch ergeben sich schnellere Lieferungen und auch die Nachhaltigkeit der Anbieter wird verbessert. Für die internationale Studie berechnete die Unternehmensberatung gemeinsam mit der RWTH Aachen und dem Digital Capability Center Aachen das Potenzial von Automatisierungstechnologien. Daneben befragte McKinsey gemeinsam mit dem „Sourcing Journal“ 188 Experten aus der Modeindustrie zu den Themen Nearshoring, Automatisierung und Nachhaltigkeit. Kostenloser Download der Studie unter www.mckinsey.de/news/ presse/modeproduktion-kehrt-vermehrt-nach-europa-zurueck

Neue Broschüre Cross-Cluster-Erfolge BauTex BW Die AFBW veröffentlichte pünktlich zum großen Innovationsforum BauTex BW in einer Woche die Broschüre und Projektbericht zu den Cross-ClusterWorkshops. Mit den Schwerpunktthemen Faserbasierte Bewehrung, textiler Innenausbau/ Gebäudetechnik sowie Membran- und Leichtbau fanden in den letzten Monaten drei Workshops statt. Durch diese Veranstaltungen ist es bereits im Vorfeld der Innovationstagung gelungen Kompetenzen verschiedener Disziplinen zu bündeln und branchenübergreifende, gemeinsame Innovationsräume für textile bautechnische Neuentwicklungen zu schaffen. Die veröffentlichte Broschüre dokumentiert die Ergebnisse und bietet auch anderen Branchenteilnehmern die Möglichkeit zur Information und Mitwirkung. Die Broschüre Cross-Cluster Erfolge Textiles Bauen finden Sie zum Download unter www.suedwesttextil.de/nachrichten/cross-clusterbroschuere-bautex-bw.

Studie: Zusammenarbeit mit Start-ups als Innovationsgarant Etablierte Unternehmen müssen heute ständig Innovationen entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine Kooperation mit Start-ups bietet die Chance, schnell die Innovationskraft zu erhöhen. Gleichzeitig können Start-ups von Reifegrad und Reichweite etablierter Unternehmen profitieren. Die Start-up-Collaboration-Studie, die die Unternehmensberatung Campana & Schott gemeinsam mit dem Fachgebiet Wirtschaftsinformatik der Technischen Universität Darmstadt durchführt, liefert Antworten auf viele Fragen rund um die Zusammenarbeit mit jungen Unternehmen. Für die Studie 2018 wurden 136 Führungskräfte und Entscheider aus der höheren und mittleren Managementebene etablierter Unternehmen sowie Gründer von Start-ups befragt. Die Studie gibt es zum kostenlosen Download unter www.campanaschott.com/de/de/start-up-collaboration-studie/


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Textiles Bauen zum Erleben und Anfassen Seit Sommer steht auf dem Gelände der DITF in Denkendorf der ForschungsKUBUS für die Entwicklung von intelligentem Lichtmanagement und vertikaler Begrünung zur Verfügung. Darüber hinaus werden textile Flächen für verschiedene Anwendungen in der Architektur erprobt. Die vier Wände des Gebäudes stehen in exakter Nord-SüdAusrichtung. Über das ganze Jahr werden automatisiert hochpräzise und am Sonnenstand ausgerichtete lichttechnische Kennwerte wie die Bestrahlungs- und Beleuchtungsstärke sowie Wetterdaten erfasst. Dank der busgesteuerten Elektroinstallation kann die Beleuchtung mit dem inneren und äußeren Sonnenschutz vernetzt und anhand der Wetterdaten automatisiert geregelt oder mit dem Smartphone manuell eingestellt werden. Neue Beschattungstextilien schützen vor direkter Sonneneinstrahlung und lenken gleichzeitig genügend wertvolles Tageslicht in den Raum, so dass auf künstliche Beleuchtung verzichtet werden kann. Die im Sommer unangenehme Wärmestrahlung wird von diesen speziellen Textilien effektiv abgelenkt, wodurch es im ForschungsKUBUS auch ohne Lüftungssystem angenehm kühl bleibt. Trotzdem wird die Sicht nach außen nicht merklich eingeschränkt. Integrierte textile Sensoren messen die Beleuchtungsstärke und steuern textilbasierte Aktoren, die die Beschattung abhängig vom Sonnenabstand einstellen. In vielen Ballungsgebieten kann nur durch Nachverdichtung zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden. Dafür werden spezielle Baukonstruktionen benötigt, die im ForschungsKUBUS entwickelt werden. Textile Fassadensysteme sind leicht, flexibel und hochfunktional. Textile Dachkonstruktionen haben in Form von Membranbauten längst Einzug in dauerhafte Gebäude gefunden. Durch ihre Flexibilität und ihr geringes Gewicht bieten diese textilen Materialien eine große Wandelbarkeit wie kaum ein anderer Werkstoff und sind vor allem für Dächer von Stadien, Bahnhöfen und Flughäfen geeignet. In dicht bebauten Innenstädten können vertikale Begrünungssy-

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Termine Heimtextil 2019 Vom 8. bis 11. Januar 2019 findet die Heimtextil in Frankfurt am Main statt. Sie ist die größte internationale Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien. Als erste Fachmesse des Jahres ist sie ein Stimmungsund Trendbarometer für das neue Geschäftsjahr. Mehr Informationen über das Programm und die aktuellen Trends finden Sie unter www. heimtextil.messefrankfurt.com Gatex – Workshop Grundlage Maschentechnik Am 15. und 16. Januar 2019 veranstaltet die Gatex in Bad Säckingen den Workshop Maschentechnik. Der Workshop richtet sich an Mitarbeiter in den kaufmännischen Abteilungen von Textil- und Bekleidungsunternehmen und des Bekleidungseinzelhandels. Die Teilnehmer erhalten einen Einblick in die Grundlagen der Stricktechnik und der Maschenware und lernen deren Qualität besser zu beurteilen. Praktische Übungen und viele Beispiele begleiten die Teilnehmer durch die beiden Tage. Mehr unter www.die-gatex.de.

Im Rahmen der Vorstandssitzung, die im September zu Gast beim DITF war, besichtigte auch der Südwesttextil-Vorstand den ForschungsKUBUS. Fotos: Südwesttextil

steme für gute Luft sorgen und Lebensraum für Insekten bieten. Am ForschungsKUBUS werden sogenannte „Living Walls“ entwickelt, auf denen Pflanzen in der Vertikalen kultiviert werden. Sie erhöhen nicht nur die Lebensqualität, sondern können durch ihr Wasserrückhaltevermögen auch im urbanen Wassermanagement genutzt werden. Neben der Entwicklung von Living Walls werden im ForschungsKUBUS auch Module für Mooswände erforscht, die zum Beispiel als Feinstaubsenke eingesetzt werden können. Damit die Systeme auch an bestehenden

Gebäuden eingesetzt und montiert werden können, werden in Denkendorf textile Leichtbaulösungen entwickelt. Integrierte textile Sensoren erfassen für das Pflanzenwachstum wichtige Parameter und bilden so die Grundlage für eine Integration in die Gebäudeautomatisierung. Ziel ist es, autonome Vertikalbegrünungen zu entwickeln, bei denen durch eine bedarfsgerechte integrierte Bewässerung der Pflegeaufwand deutlich reduziert werden kann.

www.ditf.de

Zollseminar in Nürnberg Aufgrund der großen Nachfrage des Zollseminars vom Oktober 2018, das der VTB in Kooperation mit Südwesttextil und dem Referenten Harald A. Neun von der CCIT-NEUN Consulting Customs & International Trade veranstaltete, findet am 6. Februar 2019 eine Wiederholung dieses Seminars in Nürnberg statt. Anmeldungen der Warteliste sind bereits vorgemerkt. Für Südwesttextil-Mitglieder ist das Seminar kostenfrei. Anmeldung über vtb-sekretariat@vtb-bayern.de 3. Fachtagung Composite Recycling und LCA Nach bereits zwei erfolgreichen Veranstaltungen findet der dritte Fachkongress Composite Recycling & LCA am 20. und 21. Februar 2019 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart statt. In vielen Branchen sind Compositewerktstoffe wesentliche Innovationstreiber. Daher greifen die Branchennetzwerke AFBW und CC BW das Thema gemeinsam mit den DITF Denkendorf auf. Mehr unter www.afbw.eu.


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Technik + Umwelt  23

Das Ringen der Industrie um Luft – nach der neuen TA-Luft weitere Einbeziehung der Verbände in das Gesetzgebungsverfahren zu.

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Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Mitten in der Sommerpause ereilte Südwesttextil über mehrere Quellen die Information, das Bundesumweltministerium und nachgeordnete Behörden würden planen, die für Textiler wichtige „Technische Anleitung Luft“ zwischen Tür und Angel zu ändern – und dies ohne Anhörung der betroffenen Industrien und ihrer Verbände. Südwesttextil telefonierte umgehend mit politischen Entscheidungsträgern aus Baden-Württemberg in Berlin, und die Partner im bayerischen Schwesterverband VTB, beim Gesamtverband textil+mode sowie im Landesverband der baden-württembergischen Industrie wandten sich mit Beschwerdebriefen an Landesund Bundestagsabgeordnete, um auf das eigenmächtige Vorgehen insbesondere des BUMB und UBA (Bundesamt für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit bzw. Umweltbunddesamt) bezüglich eines neuen Referentenentwurfs zur TA-Luft aufmerksam zu machen. Was war passiert? Nachdem Ende 2016 von den Umweltbehörden ein finaler Gesetzesentwurf im Dialog mit den verschiedenen Industriesektoren erörtert wurde, konnte diese Gesetzesvorlage zeitlich nicht mehr vor der Bundestagswahl beschlossen werden. Im Sommer 2018 verdichteten sich nun die Informationen, dass von den zuständigen Behörden ein veränderter (!) Entwurf, aber ohne Diskussion, direkt nach

den Sommerferien dem Parlament vorgelegt werden sollte. Dies brachte die Interessenvertreter auf die Barrikaden. Da der neue Referentenentwurf für alle Industriebereiche untragbare Inhalte in sich trug, bat der BDI im August in Sachen TA-Luft seine Mitgliedsverbände und die in seinen relevanten Gremien vertretenen Unternehmen um politische Begleitung. Der neue Entwurf, der in den großen Ferien vom Umweltministerium bzw. UBA durchgeschleust und schon im September durch das Kabinett (wer denn nu?) beschlossen werden sollte, beinhaltete auch für die Textilindustrie zahlreiche Verschärfungen. In den Schreiben der Verbände an die Politik wurde der übereilte Verfahrensablauf moniert sowie auf die Tatsachen hingewiesen, dass der Referentenentwurf deutlich nachgebessert werden müsse und kein europäischer Umsetzungsbedarf für die zahlreichen Änderungen der TA-Luft bestünde. Dabei wurde deutlich gemacht, dass sonst gerade in Baden-Württemberg und Bayern als klassisch mittelstandsgeprägten Industrieländern die Unternehmen in besonderer Weise großen Belastungen ausgesetzt würden. Dieses gemeinsame Vorgehen der Verbände brachte die deutschen Umweltbehörden und den Verfahrensablauf um die neue TA-Luft wieder zurück auf den Weg eines geordneten und fachlichen Dialogs. Das BUMB sicherte nach den Sommerferien die

Was wurde verhindert? Für Textiler hätten sich die Änderungen vor allem auf Genehmigungsverfahren von Neuanlagen so ausgewirkt, dass diese Anlagen faktisch kaum mehr hätten genehmigt werden können. Bereits mit der aktuell gültigen TA-Luft machen Mitgliedsbetriebe die Erfahrung, dass eine Genehmigung, z. B. für einen neuen Spannrahmen zur Trocknung/Ausrüstung von Textilien, oft Jahre dauert und sich jetzt schon am Rande der Unmöglichkeit bewegt. Weiterhin hätte eine Änderung die faktische Abschaffung des Bestandschutzes von Altanlagen und damit ein potenzieller Erfüllungsaufwand von über 300 Mio. Euro für die deutsche Textilindustrie nach sich gezogen. Ein weiterer veränderter Punkt sah eine kategorische Deckelung der Gesamtkohlenstoffemissionen auf einen Grenzwert von 80 mg/m³ vor. Das hätte die Wettbewerbsfähigkeit für Veredler von bestimmten Funktionsausrüstungen für Schutztextilien in Deutschland gefährdet. Diese Deckelung hätte zur Folge gehabt, dass man bestimmte KombinationsAusrüstungen – statt in einem – in zwei Prozessschritten hätte durchführen müssen. Das ist ökonomisch in einem europäischen und globalen Wettbewerb nicht abbildbar und würde zudem zu höheren Gesamtemissionen führen. Ein entsprechendes t+m-Positionspapier mit weiteren detaillierten Forderungen und Erläuterungen wurde von den Umweltexperten erstellt. Am 7. November kam es nun in Berlin zu einem Gespräch zwischen den Umweltexperten der Textilverbände, darunter auch der Leiter Umwelt + Produkte von Südwesttextil und VTB, Stefan Thumm, und Vertretern des BUMB/UBA. Die strittigen Punkte wurden allesamt angesprochen und einzeln diskutiert. Das BUMB bzw. UBA sagten aufgrund der fachlichen Argumentationslinien der Textiler eine umfängliche Korrektur der strittigen Punkte zu. Bei einem spezifischen Punkt bezüglich des Bestandschutzes für Altanlagen, die einer nicht emissionsrelevanten

Änderung unterliegen, bedarf es von Seiten des BUMB noch einer juristischen Prüfung. Aber auch in diesem Punkt werden die Textiler nicht locker lassen. Zudem sagten die Umweltbehörden zu, endlich die seit langem von den Textilern übermittelte fachliche Korrektur in den finalen Entwurf aufzunehmen. Kein Textiler kennt nämlich den im strittigen Referentenentwurf beschriebenen Prozess des Ondulierens, der schon seit langem als Prozess der Thermoisolierung im Gesetzgebungstext stehen sollte. Wir bleiben daher in Sachen „neue TA-Luft“ weiter für unsere textilen Mitglieder auf Tuchfühlung. Zur TA-Luft: Die strenge TA-Luft gilt nur in Deutschland und regelt branchenspezifisch im Detail die Abluftemissionen aus Verbrennungs- und Produktionsprozessen. Die TA-Luft ist aber auch gekoppelt an EU-Gesetzgebungen, wie REACH/CLP oder auch der EU-Industrie-Emissionsdirektive (IED), die branchenspezifische Regelungen und Grenzwerte vorsieht. Dieser Umstand macht die Thematik heute noch viel komplexer. Derzeit befindet sich die europäische Textilindustrie zudem in einem drei Jahre andauernden Reviewprozess der IED, dem sogenannten „Sevilla-Prozess“. Dieser Prozess wird durch den Südwesttextil- und VTB-Umweltexperten Stefan Thumm sowie Experten aus den Mitgliedsbetrieben und Kollegen aus anderen textilen Landesverbänden in einer nationalen Arbeitsgruppe und auf europäischer Ebene fachlich begleitet. Das Thema Formaldehyd zeigte im Jahr 2014 auf, was eine einzige REACH-CLP-Einstufung auf europäischer Ebene nachfolgend durch die TA-Luft- Regulierung national bedeuten kann: dass nämlich dann automatisch geltende Grenzwerte zur Abschaltung fast der gesamten deutschen Industrie nebst Biogasanlagen, Brotbackstraßen usw. geführt hätten.

Fragen an: Dipl.-Ing.(FH) Stefan Thumm Tel.: +49 151 281 090 45 umwelt@suedwesttextil.de


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24  Zu guter Letzt

November / Dezember 2018 | Nr. 116

FRÖHLICHE WEIHNACHTEN Südwesttextil wünscht allen Leserinnen und Lesern ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2019.

Zitat

»In einer Welt, die sich disruptiv verändert, ist politischer Stillstand selbst für eine robuste Ökonomie wie in Deutschland brandgefährlich. Aufbruchstimmung entsteht nur dann, wenn jetzt die Weichen für eine wettbewerbsfähige digitale Infrastruktur, bessere Bildung und Forschung gestellt werden. Geld hat der Staat für diese Projekte genug.« Sven Afhüppe, Chefredakteur des Handelsblatts

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Präsident Bodo Th. Bölzle

Telefon +49 711 21050-0 Telefax +49 711 233718 Internet www.suedwesttextil.de

Verantwortlich für Inhalt und Layout Simone Diebold

Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Der Bezug der Südwesttext ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Druck DCC Kästl e.K. Ostfildern-Kemnat Auflage 1 400 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich


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