Südwesttext 114_Mai/Juni 2018

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SÜDWESTTEXT Zeitung für die Textil- und Bekleidungsindustrie HERAUSGEGEBEN VON SÜDWESTTEXTIL

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Themen Verband + Industrie Wirtschaft trifft SWR Seite 12 Bildung + Soziales Textilunternehmen auf Nachwuchssuche in Reutlingen Seite 14

Nachbericht und Bilder zur

Jahrestagung 2018

Recht + Steuern Mit dem PLK im Olymp Seite 18

ab Seite 3

Präsident geht in dritte Amtszeit Olymp-Manager Eggle erweitert oberstes Verbandsgremium

Südwesttextil-Präsident Bodo Th. Boelzle

Südwesttextil wird auch in den nächsten zwei Jahren von Bodo Th. Bölzle geführt. Der Vorsitzen-

de der Geschäftsführung des Nähgarnherstellers Amann Group mit Sitz in Bönnigheim engagiert sich seit 2014 als Präsident des Wirtschafts- und Arbeitgeberverbands. Die Mitgliederversammlung hat den 55-jährigen diplomierten Kaufmann bei den Vorstandswahlen am 17. April in Rottweil einstimmig in seinem Amt bestätigt. „Ich freue mich über die Unterstützung unserer Mitglieder“, so Bölzle. Dieses Vertrauen in die Arbeit des Verbands sei die Basis

für wichtige Projekte: „Wir haben in den nächsten Jahren eine Menge vor. Wir müssen unsere Mitglieder bei der Bewältigung von Fachkräftemangel und Digitalisierung begleiten. Und wir wollen BadenWürttemberg als textilen Innovations- und Bildungsstandort in eine neue Liga führen.“ Gemeinsam mit den Partnern in der Verbandswelt, den Hochschulen und nicht zuletzt der Landespolitik baue man das „Textile Valley“ im Südwesten als Fortsetzung Seite 2

Neuer Masterstudiengang an der PH Freiburg Die Pädagogische Hochschule Freiburg erweitert dungstechnologie in Kombination mit Wirtschaftswiszum Wintersemester 2018/19 ihr Angebot in der Be- senschaften anderer Hochschulen offen. Der vierseruflichen Bildung um den neuen Masterstudiengang mestrige Masterstudiengang (M. Sc.) beginnt jeweils „M. Sc. Berufspädagogik zum Wintersemester. Den – Textiltechnik und Beklei- »Wir werden im kommenden Absolventinnen und Absoldung/Wirtschaft“. Dieser eröffnen sich mehreWintersemester maximal zehn venten neue Masterstudiengang baut re Berufsperspektiven: unter Plätze vergeben können.« auf den beiden Bachelorstudianderem ist ein Direkteinengängen Textiltechnologie/ Prof. Dr. Anne-Marie Grundmeier, Pädagogische Hochschule Freiburg stieg in das Lehramt an städTextilmanagement der HAW tischen und staatlichen berufReutlingen und Textil- und Bekleidungstechnologie der lichen Schulen, eine Lehrtätigkeit an privaten Mode- und HAW Albstadt-Sigmaringen auf. Gleichzeitig steht das Textilschulen sowie eine anschließende Promotion mit Angebot aber auch Bewerberinnen und Bewerbern mit Tätigkeiten in der akademischen Lehre und der berufspäeinem fachlich einschlägigen mindestens 6-semestrigen dagogischen und fachdidaktischen Forschung möglich. ersten Hochschulabschluss in Textil-/ und/oder Beklei- www.ph-freiburg.de

Zahl des Monats Gut 53 Prozent der Beschäftigten in Deutschland werden nach einem Flächen-, Haustarifvertrag oder außertariflich bezahlt. Der Anteil steigt sogar auf über 63 Prozent an, wenn man Beschäftigte mit am Flächentarif orientierten Verdiensten mit zu dieser Gruppe zählt. Die Tarifbindungsquote aus Unternehmen mit 2 000 oder mehr Mitarbeitern liegt bei 73 Prozent, aus Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten jedoch nur bei knapp 26 Prozent. Die Gewerkschaften befinden sich in einem Dilemma: Die Tarifbindung ist seit Jahren rückläufig – ein Tarifvertrag muss daher potenziellen neuen Mitgliedern Vorteile z. B. in Form von Lohnsteigerungen oder Arbeitszeitmodellen bieten. Sie dürfen jedoch nicht zu hoch sein, sonst drängen sie weniger starke Unternehmen aus der Tarifbindung.

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Quelle: IW

Aktuell Save the date: Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum „Textil vernetzt“ veranstaltet am 15. November in Denkendorf die Fachtagung „Textil goes digital: Digitalisierung in der Praxis“. Weitere Veranstaltungen des Netzwerks finden Sie monatlich aktualisiert zum Download unter www.bit.ly/kompetenzzentren oder direkt über einen Teaser auf www. suedwesttextil.de.


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Fortsetzung von Seite 1

In Kürze

Präsident geht in die dritte Amtszeit Leuchtturm mit europaweiter Strahlkraft weiter aus. Neu im jetzt fünfköpfigen Präsidium von Südwesttextil ist Mathias Eggle, Geschäftsführer des Herrenhemden-Marktführers Olymp Bezner in Bietigheim-Bissingen. Die weiteren Vizepräsidenten wurden alle wiedergewählt: Stephan Schulz, CFO der Paul Hartmann AG in Heidenheim, der gleichzeitig in seinem Amt als Schatzmeister bestätigt wurde, Donata Apelt-Ihling, Gesellschafterin des Heimtextilienherstellers Alfred Apelt in Oberkirch und Steffen Herrmannsdörfer, Geschäftsführer der Textilveredlung an der Wiese in Lörrach.

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Zum 1. März hat die Olymp Bezner KG den 40-jährigen Johann Trischberger zum neuen Technischen Direktor ernannt. Er ist künftig für die Bereiche Produktion und Beschaffung verantwortlich.

Johann Trischberger Foto: Olymp

Das neue Präsidium: Steffen Herrmannsdörfer, Bodo Th. Bölzle, Stephan Schulz, Donata Apelt-Ihling und Mathias Eggle (v.l.n.r.) Fotos: Südwesttextil

Simone Diebold

Die Hartmann Gruppe startete positiv ins Jubiläumsjahr 2018. Dank innovativer Produkte und Behandlungskonzepte konnte das Wachstum vorangetrieben werden. Auch in Zukunft will Paul Hartmann sich durch Investitionen, insbesondere im Bereich der IT-Infrastruktur und der Digitalisierung, noch besser im Wettbewerb positionieren. Das vom Vorstandsvorsitzenden Mark Langer im letzten Jahr angekündigte Jahr der Stabilisierung der Hugo Boss AG kann als voller Erfolg verbucht werden. Umsatzund Gewinnziele konnten durch Veränderung des Onlinegeschäfts, der Sortimentierung in den Stores, Fokussierung auf sportliche Freizeitkleidung sowie Ausbau der Einstiegspreislage erreicht werden. Weitere Anstrengung gibt es im Bereich Digitalisierung, im Vertrieb wie in der Produktion. So wird das Unternehmen im Spätsommer die erste digital entwickelte Kollektion von HUGO präsentieren. Auch die Nachhaltigkeitsaktivitäten werden konsequent weiterentwickelt.

In diesem Jahr feierten wieder zahlreiche Südwesttextil-Mitglieder langjährige Firmenjubiläen und Südwesttextil-Präsident Bodo Th. Bölzle überreichte im Rahmen der Mitgliederversammlung die Urkunden. Stephan Schulz durfte die Urkunde für das 200-jährige Jubiläum der Paul Hartmann AG entgegennehmen. Armin Rombach nahm die Urkunde für 140 Jahre ZUE. Zwirnerei Untereggingen in Empfang und Dr. Hans-Hinrich Kruse für 120 Jahre Konrad Hornschuch AG. Peter Wiesenberger bekam die Urkunde für 70 Jahre Jörg Lederer GmbH. Einen besonderen Dank und eine besondere Urkunde bekam Dr. Thomas Wagner von Hermann Pichler aus Laichingen. Der Inhaber des Familienunternehmens in fünfter Generation war 33 Jahre im Vorstand von Südwesttextil, aus dem er jetzt aus eigenem Wunsch ausscheidet. Bölzle dankte ihm für sein höchst respektables ehrenamtliches Engagement und seine beispielhafte Loyalität zum Verband. (v.o.n.u.und v.l.n.r.) Fotos: Südwesttextil

Der Outdoor-Ausrüster VAUDE darf sich über zwei besondere Auszeichnungen freuen. Im März wurde die „Green Shape Core Collection“ mit dem renommierten iF Design Award in Gold prämiert und im Mai erhielt das Unternehmen beim diesjährigen Brand Performance Check (BPC) der Fair Wear Foundation (FWF) eine Auditquote von 100 Prozent und einen Benchmark Score von 94 Prozent. Damit hat der Bergsportausrüster aus Tettnang derzeit die beste Bewertung.


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/ Die Südwesttextil-Jahrestagung 2018 in Rottweil Im Rahmen der Jahrestagung am 17. April präsentierte Südwesttextil mit der Fakultät Textil & Design der Hochschule Reutlingen das gemeinsame Projekt „Textil kann viel in Baden-Württemberg“. So eroberten rund dreißig Studierende den Laufsteg des alten Kraftwerks in Rottweil, um die diversen Anwendungsbereiche der Branche in einer Modenschau zu präsentieren.

Doch bis es soweit war, trafen sich Mitglieder und Gäste in luftiger Höhe im thyssenkrupp-Testturm, den sie in geführten Gruppen erkundeten. Während die Mitglieder in der Mitgliederversammlung auf Etage 27 dem Bericht des Präsidenten, der Geschäftsführung und des Schatzmeisters lauschten und im Anschluss den Vorstand und das Präsidium neu wählten, genossen die Gäste bereits beim Gettogether auf der Aussichtsplattform eine Etage höher die sensationelle Aussicht. Dieses Vergnügen wurde den Mitgliedern nach getaner Gremienarbeit auch zu Teil. Bei bestem Wetter – der Himmel strahlte in Südwesttextil-Türkis – nutzen die Unternehmer, Unternehmensvertreter und Gäste aus Verwaltung, Bildung und Politik die Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch. Mit über 300 Teilnehmern knackte Südwesttextil mit dieser Jahrestagung den Teilnehmerrekord!


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Dann wechselte die Location und alle Teilnehmer wurden per Bus zur Abendveranstaltung ins Kraftwerk geshuttlet. Dort erwartete sie neben einem Aperitif eine spannende und umfangreiche Ausstellung der Hochschule Reutlingen. Hier präsentierten Studierende ihre innovativen Arbeiten aus den verschiedenen Studiengängen. Nach Eröffnung und Rede des frisch für eine weitere Amtszeit gewählten Südwesttextil-Präsidenten Bodo Th. Bölzle betrat der Festredner Prof. Dr. Werner Sobek, Leiter des Instituts für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren und Professor an der Universität Stuttgart, die Bühne. Der Architekt und beratende Ingenieur ist für die textile Hülle des Testturms verantwortlich und bezieht seit Langem den Werkstoff Textil in seine Arbeiten mit ein. Seine innovativen Ideen und Arbeiten, die er auf spannende Weise präsentierte, wie z. B. Papstaltare, Baldachine oder gar einen „textilen“ Flughafen ( Bauzeit 5 Jahre und er ist fertig, weil man einen Mann damit beauftragte, der es kann) faszinierte und begeisterte das Publikum. Schon im zweiten Semester seines Architekturstudiums Mitte der Siebzigerjahre entdeckte er textile Baustoffe für sich und seine Projekte. „Fortan habe ich mich damit beschäftigt, wie man unter der Verwendung von Stoffen, die vielleicht noch gar nicht existieren, Gebäudehüllen und Gebäudestrukturen entwickelt und so den architektonischen Methoden- und Werkzeugkasten erweitert“, so der textile Visionär. Ein Interview und Beispiele seines Wirkens gibt es im druckfrischen Index-Buch „Textiles Bauen“ in der eBook-Version zum Download unter www.bit.ly/textilesbauen. Im Anschluss moderierte Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas ein Expertengespräch zum Thema „Fashion 2018 – Chancen und Herausforderungen“ zwischen dem Start-up-Unternehmer Rafy Ahmed vom Sportlabel Morotai, der Familienunternehmerin Carina Ammann von der Wäschemarke ISCO und Mark Bezner, Inhaber des Hemdenspezialisten Olymp.

Dr. Werner Sobeks Zukunftscredo:

„Wir müssen mit weniger Material für mehr Menschen bauen und wir müssen sofort aus der fossilen Energieversorgung aussteigen. Das ist alternativlos!“


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Und dann war es soweit: Von Airbags und Garnrollen über extravagante Kleider und Outdoormode bis hin zu einer Kissenschlacht – in vier zentralen Themen zeigten die Produkte von rund 34 Mitgliedsunternehmen und fünf Nachwuchsdesignerinnen der Hochschule Reutlingen, wie vielfältig die Textilindustrie im Ländle ist. Das FANTASY Thema eröffneten Amann und Ettlin mit maßgeschneiderter Leuchtkraft. Airbags von Global Safety Textiles wurden als Accessoires zu Models in Bandagen des Nürtinger Herstellers Sporlastic kombiniert. Mit Gruschwitz, ZUE und Gütermann waren sowohl zu Endprodukten weiterverarbeitete als auch klassische Garnrollen auf dem Laufsteg präsent. Nachdem die Studierenden in Arbeitsbekleidung der Unternehmen Kübler und Lauffenmühle den Laufsteg verlassen hatten, schloss der erste Teil mit floralen Prints. In Stoffe des Lörracher Traditionsunternehmen KBC gehüllt und mit edlen Spitzen des Bänderspezialisten Moll verziert, beendeten die Models den ersten Teil. Die Überleitung zum klassischen Bekleidungs- und Fashionteil war dank der männlichen Begleitung in Olymp nahezu fließend.


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Zum Thema FASHION gab es nach modernen Herren-Outfits von Digel frühlingshaft lässige Looks von Betty Barclay. Mit Frauenpower im Marinestil präsentierte sich die Balinger Marke Doris Streich, elegant abgelöst durch die Kombinationen des Hemdenspezialisten Olymp und den aktuellen Designs von Luisa Cerano aus Nürtingen. Zum ersten Mal auf dem Laufsteg zu sehen waren die im Anschluss hervorgehobenen Kissen der Pfullinger Manufaktur DEAN Living, die glamourös neben Blusen und Hemden der auf Biobaumwolle spezialisierten Marke Cotonea aus Bempflingen zu sehen waren. Mit minimalistischen Designs eroberte im Anschluss das Stuttgarter Start-up Wiederbelebt das Kraftwerk, welches seine limitierten Kollektionen ausschließlich aus Restbeständen und Überproduktionen herstellt. Mit dem studentischen Modelabel RU Enterprises war auch ein aus der Wiege der Hochschule stammendes Unternehmen dabei, welches sich im Reutlinger College Look präsentierte. Im sommerlichen Festival Look war der Künzelsauer Jeans-Spezialist Mustang vertreten, dicht gefolgt von athletischen Looks des Start-ups Morotai. Den Abschluss des Themas bildete VAUDE mit sportlich-nachhaltiger Outdoorausrüstung. Der gemütliche Teil der Modenschau zum Thema HOME STYLE machte wohl Models und Publikum am meisten Spaß. Zwei der männlichen Studierenden ließen sich entspannt auf Bettdecken aus der neuen Apelt Bettwäschekollektion nieder. Schon bald bekamen sie Gesellschaft und die kunterbunten Lieblingskissen aus Oberkirch flogen nur

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so über die Bühne. Ein Steiff-Pinguin mit Knopf im Flügel beendete die Kissenschlacht und eröffnete den Laufsteg für ISCO, den Stuttgarter Hersteller für Herrentag- und Nachtwäsche. Beladen mit Bettdecken und den unterschiedlichsten Kissenformen folgten Billerbeck und Centa Star und zeigten auch hier wieder die Vielfalt der textilen Angebote. So stattete Billerbeck die Models mit Daunenweste und Schlafschuhen aus und kombiniert mit einem Steiff-Eisbären im Arm war das kuschelige Ensemble perfekt. Traumhaft ging die Modenschau weiter mit aufwendig drapierten Samt-Bettläufern von Wäschekrone, fliegenden Inlets von Weidmann und Decken, Kissen und Tischwäsche von Pichler. In bunten Bademänteln von Egeria kombiniert mit Wäsche von SUSA machten die Studierenden den Übergang zu sommerlicher Bademode von Maryan Mehlhorn und Watercult perfekt, welche den Abschnitt abrundeten.


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Das Thema FUTURE war das extravagante Finale der Modenschau. Die Semesterarbeiten der Reutlinger Modedesignerin Laura del Giudice mit Themen wie „Slowly takeover by nature“ und „Überwachung – The world is watching you“ beeindruckten die Gäste. In ihrer Abschlussarbeit Trencadís widmete sich Emily Häupler besonders dem spanischen Architekten Antoni Gaudi und integrierte das geschwungene Design mit Symbolen aus der Natur sowie die bunten Mosaike und die unkonventionellen Linien in ihre Werke. Es folgten die Outfits der frischgebackenen Absolventin Marina Nöhre. Mit dem Thema „Salon of Rarity“ strebte sie eine Entführung der Zuschauer in die Welt des Seltenen und Unbekannten an. Das Konzept ist eine textile Interpretation des Außergewöhnlichen und Raren. Ein weiteres abschließendes Projekt eroberte mit der Designerin Anne Schmiederer den Laufsteg. Als Inspiration für ihre Outfits diente das Wort POESIE und die zauberhafte Stimmung oder das magische Gefühl, das der Begriff umfasst, wurde in den Kleidungsstücken eingefangen. Das Finale präsentierte dann die kleine Kollektion von Isabella Baumann. Mit den unterschiedlichsten Werken zu Inspirationen wie Heimat, Russland, Ballett und der Auster zeigten ihre Ideen wie vielfältig auch der Nachwuchs sein kann. Das letzte Kleid der Show trug Isabella Baumann selbst und eröffnete damit die After-Show-Party. Für die gelungene Choreografie bekam Regina Widmann, Dynamic Models & Shows, kräftigen Applaus. Die jungen Nachwuchskräfte bekamen auf der Jahrestagung ebenfalls die Möglichkeit, direkt mit den Mitgliedsunternehmen in Kontakt zu treten. Um allen Studiengängen der Fakultät eine Plattform zu bieten, wurde das Projekt um eine Ausstellung erweitert. Hinter den Kulissen steckten ca. 80 Studierende und Mitarbeiter der Hochschule. Das begeisterte Fazit aller Beteiligten sowie die Impressionen der Show bestärken den Verband: Das Textile Valley kann mit Stolz auf Vergangenheit und Zukunft schauen.

Modenschau & Fashion Talk verpasst? Unter www.bit.ly/swtmodenschau finden Sie den Film zur Modenschau und unter www.bit.ly/swtfashiontalk den Mitschnitt des Fashion Talk ebenso über unsere Website und Social Media Kanäle. Viel Spaß beim Anschauen!


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PH-Werte: Die Kolumne von Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas

Roter Kopf statt Grüner Knopf »Noch mehr billigst produzierte Kleidung – dank deutschem Steuergeld.« Fast wäre er es gar nicht mehr geworden – doch der Schwenk zurück von Jamaika zur Neuauflage der GroKo bescherte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller eine zweite Amtszeit. Und die will er nutzen, um sich selbst zu entwickeln. Zum Retter der (3.) Welt, der für eine gerechte Globalisierung eintritt (so verspricht es sein Buchtitel), der die Flüchtlingsströme bändigt, weil er einen neuen (tatsächlich so von ihm genannten) „Marshall-Plan“ für Afrika vorschlägt und … der der deutschen

Bekleidungswirtschaft den „Grünen Knopf“ beschert – das Gütesiegel aller Gütesiegel, an dem der Kunde fair produzierte Kleidung erkennt, von dem nur keiner weiß, wie das Ministerium als Vergabestelle des Siegels die Güte sicherstellen will. Und wer genau hinschaut, der sieht: Deutsche Entwicklungshilfe sponsert eher gegensätzliche Entwicklungen. Sicher nicht bewusst, aber doch erkennbar. Schauen wir dazu nach Äthiopien: Die dortige Regierung will die Textilexporte

Bei den Mitgliedsunternehmen

des Landes bis 2020 von 100 Mio. auf 1 Mrd. US-Dollar steigern und hat dazu große Textil-Handelsketten ins Land gelockt. Unterstützung erhält das Land dabei vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über deren operativen Arm, die GIZ. Die fühlt sich auf dem rechten Weg, sind die entstehenden Fabriken doch neu, es gibt geregelte Arbeitszeiten, Pausen und kostenloses Mittagessen. Für Äthiopien purer Luxus, weswegen sich wohl die beschäftigten Frauen, für die es sonst so gut wie keine bezahlte Arbeit gibt, mit Monatslöhnen von 21 Dollar zufriedengeben (bei einer Sechs-Tage-Woche). Der existenzsichernde Mindestlohn läge bei 195 Dollar. Mancher, der sich in Afrika auskennt, fragt: „Wird hier indirekt die nächste Migrationswelle in Gang gesetzt?“

Profiteure sind in erster Linie die großen Handelsketten, Investoren aus China, Indien, den USA und Korea, die die Industriehallen pachten und sich gleichzeitig über ein Ausbildungsprogramm freuen, das die Bundesregierung finanziert, um den wachsenden Bedarf an Arbeitskräften zu decken… Der größte Teil der billigst produzierten Kleidung aus Äthiopien geht momentan an deutsche Verbraucher. Man könnte sagen: Deutsches Steuergeld trägt dazu bei, dass der hiesige Markt mit noch mehr Kleidung überschwemmt wird. Den Profit allerdings streichen u.a. Marken wie Tommy Hilfiger oder Calvin Klein, GAP oder GANT ein. „Faire Mode muss Vorfahrt haben", sagt Gerd Müller immer wieder. Ein roter Kopf stünde ihm derzeit besser als ein grüner Knopf.

Mehr Raum für innovative Textillösungen

Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas mit TTL-Geschäftsführer Thomas Lais, der ihn durch den Betrieb führte.

Axel Deck (Freyler), Bürgermeister Dr. Götz, Peter Mazzucco (GF Strähle+Hess), Landrat Helmut Riegger, Markus Bräuning (Strähle+Hess), Walter Löffler (Freyler) (v.l.n.r.)

Zu stolzen 180 Jahren Firmenjubiläum konnte Peter Haas dem Geschäftsführer der Technischen Textilien Lörrach, Thomas Lais, bei seinem Besuch gratulieren. Ursprünglich als reine Tuchfabrik gegründet, vertreibt das Unternehmen heute weltweit hochwertige Nadelfilze für technische Anwendungszwecke und erwirtschaftet mit seinen derzeit ca. 50 Mitarbeitern – allein drei davon arbeiten im Bereich Entwicklung und Qualitätssicherung – mehr als 50 Prozent des Umsatzes im Export. Zu den Kunden gehören Anlagenbauer, Konfektionäre und Serviceunternehmen, die das umfassende Leistungsangebot unterstützen. Rollenware, Filzstreifen, Stanzteile, Platten und konfektionierte Artikel finden ihren Einsatz in der Automobilindustrie z. B. zur Schallisolierung im Fahrzeuginnenraum, als Dichtung in Tankanlagen zur Absaugung von Benzindämpfen oder in Ölfilter-Elementen. Aber auch in der Filtration für Entstaubungsprozesse, in Wäschereitextilien oder als mechanischer Schutz und thermische Isolation in der Elektroindustrie. Darüber hinaus wird TULONA® eingesetzt in Feuerlösch- und Brandschutzdecken oder in Futterstoffen für Schutzbekleidung.

Am 19. April stand die Produktion bei der Strähle+Hess GmbH in Althengstett, die normalerweise im Dreischichtbetrieb läuft, für knapp 2 Stunden still, damit alle Mitarbeiter die Möglichkeit haben, beim Spatenstich dabei zu sein. Mit dem offiziellen Baustart investiert der Automobilzulieferer in die Zukunft: Ein neues Logistikzentrum sowie ein neues Vertriebs- und Entwicklungszentrum werden den Hauptsitz erweitern – geplante Fertigstellung Frühjahr 2019. Die Vision „Kreativ im textilen Design – kompetent in Prozessen und Produkten“ treibt die mehr als 300 Mitarbeiter an. Die Produkte sowie spezielle Fertigungsmethoden werden im Unternehmen selbst entwickelt und optimiert. „Künftig stehen unseren Mitarbeitern im neuen Vertriebs- und Entwicklungsgebäude drei Geschosse mit insgesamt rund 2 000 Quadratmetern für Innovationen zur Verfügung“, berichtet Strähle+Hess-Geschäftsführer Peter Mazzucco. Hierfür kaufte das Unternehmen ein weiteres Grundstück mit 3 650 Quadratmetern, das direkt an das Bestandsgebäude angrenzt.


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Neue Mitglieder bei Südwesttextil

Markenführung, kreative Leitung und Gestaltung, Textilproduktion und Merchandising – alles aus einer Hand. Foto: eleven GmbH

Rösch Fashion steht für Wohlfühlkleidung mit viel Liebe zum Detail, ausgewählten Materialien und langlebiger Qualität. Fotos: www.roesch-fashion.com

eleven GmbH Eleven ist eine Full-Service-Agentur mit Sitz in der Nähe von Zürich, die ein breites Leistungsspektrum von der Markenführung über die kreative Leitung und Gestaltung bis hin zur Textilproduktion und dem Merchandising anbietet. Die Kombination aus klarer Markenstrategie, inspirierendem Design und den richtigen Produkten hilft Marken, Publikum und Zielgruppen anzusprechen. Eleven arbeitet seit fast zwei Jahrzehnten für verschiedene Kunden aus den Bereichen Outdoor, Actionsport, Konsumgüter und Telekommunikation. Die Agentur hat sich einen exzellenten Ruf erworben, Marken über mehrere Kanäle lebendig zu machen.

Gerhard Rösch GmbH/Rösch Fashion GmbH & Co. Im Jahre 1949 wurde die Gerhard Rösch GmbH in Tübingen vom gleichnamigen Textilingenieur gegründet und war auf die Herstellung von Nylonunterkleidern und Polohemden spezialisiert. Seit 2005 leitet Arnd-Gerrit Rösch die Muttergesellschaft in dritter Generation. Zu dem modernen Familienunternehmen gehört neben dem Hersteller technischer Textilien Rökona auch die Rösch Fashion GmbH & Co. Sie produziert und vertreibt Wohlfühlkleidung der Marken Rösch, Féraud Paris und Bee Happy: hochwertige Damen-Nachtwäsche, exklusive Loungewear sowie modische Unterwäsche, farbenfrohe Bade- und edle Strandmode.

Rockbars (l.) ersetzen in vielen Fällen die klassische Stahlarmierung. Rockfibers (r.) werden für die Verstärkung von Estrichen und Wandputzen eingesetzt. Fotos: C-Con

Das international ausgerichtete Unternehmen liefert an Kunden in 42 Ländern der Welt. Foto: www.hero-textil.de

C-Con GmbH & Co. KG C-Con beschäftigt sich mit nachhaltigen Lösungen für die Bauindustrie. Die Produktbereiche reichen von Befestigungselementen und Verstärkungen aus Faserverbundwerkstoffen bis hin zur Neuentwicklung einer hocheffizienten chemischen Produktlinie für die Bauchemie. Diese chemischen Produkte sind für spezielle Verwendungsbereiche entwickelt und abgestimmt und ermöglichen so einen optimalen Wirkungsgrad. Die für die Konstruktion und Befestigung verwendeten Materialen sind in der Zusammensetzung, Erzeugung und Entsorgung ressourcenschonend und können herkömmliche Elemente aus Stahl, Carbon oder Glasfaser in fast allen Bereichen ersetzen. Besonders attraktiv ist die breite Einsatzmöglichkeit der Befestigungs- und Verstärkungselemente, da materialbedingt auch sehr leichte Konstruktionen mit hoher Belastung realisierbar sind.

Hero Textil AG Als Stricker aus Leidenschaft kombiniert Hero Textil seit fast 40 Jahren klassisches Handwerk und technische Innovationen in einzigartiger Weise. Die eigene vollstufige Produktion in Deutschland sichert ein Höchstmaß an Qualität, Flexibilität und Service. Es werden ausnahmslos Garne mit EU-Ursprung und Oeko-Tex® Zertifizierung in der firmeneigenen Produktion in Crailsheim verarbeitet. Auf 3 000 Quadratmetern Fläche verarbeiten 80 Strickmaschinen jährlich rund 400 Tonnen Garn. Ziel des Unternehmens ist auch die Wiederverwertung wertvoller Rohstoffe. Aus diesem Grund wird daran gearbeitet, die eigene Produktion auf Garne aus recycelten PET-Flaschen herzustellen. Dank der 200 kWp starken Solaranlage produziert Hero mehr umweltfreundliche Energie, als für die Garnherstellung verbraucht wird.


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Unternehmer-Initiative: Bleiberecht für Geflüchtete

Foto: Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration

Auf Initiative von SüdwesttextilMitglied Vaude hat am 19. April der baden-württembergische Innenminister Strobl rund 50 Unternehmensvertreter im Ministerium in Stuttgart empfangen, um über das Bleiberecht von Geflüchteten in Ausbildung und Arbeit zu sprechen. Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas war mit dabei. Die Unternehmensvertreter übergaben dem Minister ein Positionspapier, das 80 Unternehmen und 3 Verbände aus Baden-Württemberg unterzeichnet haben. Ein wirklich starkes Signal! Zahlreiche Unternehmen verschiedenster Größe und aus unterschiedlichsten Branchen sind 2015 dem politischen Aufruf der Bundeskanzlerin nach Integration in den Arbeitsmarkt gefolgt und haben Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Geflüchtete geschaffen, so auch Firmen der Textil- und Bekleidungsindustrie, u. a. der Tettnanger Outdoorbekleider Vaude und der Crailsheimer Strickspezialist Hero-Textil. Allein Vaude stellte in den letzten zwei Jahren zwölf Geflüchtete fest an. Von den jungen Männern aus Syrien, Afghanistan, Gambia, Kamerun, Nigeria und

dem Irak hätten mittlerweile fünf einen festen Aufenthaltsstatus, bei einem laufe das Asylverfahren noch. Die Asylanträge der übrigen sechs seien abgelehnt worden. Obwohl die Betroffenen mit Unterstützung des Unternehmens gegen diese Ablehnungen vorgehen, droht ihnen nun die Abschiebung in ihre jeweiligen Heimatländer. VaudeChefin Antje von Dewitz macht die Rechnung auf: Man habe seit 2015 rund 63 000 Euro in die Integration der Männer investiert. Sollte sie alle sieben bedrohten Mitarbeiter auf einmal verlieren, würde das einen Produktionsausfall in Höhe von 247  000 Euro bedeuten. „Wir fühlen uns wie viele andere Unternehmen auch von der Politik im Stich gelassen“, fasst sie die Stimmung in der Wirtschaft zusammen. Um die geforderte Integrationsarbeit zu leisten und Verlässlichkeit im Kampf gegen den Arbeitskräftemangel zu besitzen, benötigen die Unternehmen Bleiberecht und Rechtssicherheit für Geflüchtete mit einem festen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Der Verlust der bereits integrierten und fest angestellten Geflüchteten als Arbeitskräfte ist für alle ein immenser wirtschaft-

licher Schaden. Ihre Arbeitskraft ist nur mit sehr hohem personellen und finanziellen Aufwand oder teilweise gar nicht zu ersetzen. In vielen Fällen werden sie weniger produzieren, Aufträge nicht bedienen können sowie Umsatz, Reputation und Kunden verlieren. In einer gemeinsamen Pressekonferenz im Innenministerium am 20. April wurde vom Gespräch mit dem Minister berichtet. Die Resonanz war beeindruckend, das ZDF, SWR Fernsehen, die dpa, die Stuttgarter Zeitung, Frontal21 (zdf) und viele weitere Medien waren vertreten. Das Gespräch mit Innenminister Thomas Strobl verlief konstruktiv. Nach Einschätzung der teilnehmenden Unternehmen nahm er die Argumente und Forderungen der Arbeitgeber ernst und zeigte Gestaltungswillen, gemeinsam nach Lösungen für die bestehenden Probleme zu suchen. Zu den Forderungen hat Minister Strobl folgende Einschätzung gegeben: / Er sieht den Bedarf an Arbeits-

kräften für einfache Tätigkeiten und spricht sich für ein Einwan-

derungsgesetz aus, das Zuwanderung für alle ermöglicht, die hier gebraucht werden. / D ie Forderung eines stichtagsbe-

zogenen Duldungstatbestands für die Geflüchteten, die bereits in Deutschland in Arbeit sind, will er überprüfen und weiter mit den Unternehmen an einer Lösung arbeiten. Ein Folgetermin mit dem Minister ist im Herbst vorgesehen. / Kriterien zur Erfüllung der Mit-

wirkungspflicht sollen bei der Identitätsklärung transparenter und verständlicher gemacht werden. / Zudem spricht er sich für eine

Ausweitung der 3+2 Regelung auf Helferausbildungen aus. Es haben sich bei bereits weitere Unternehmen gemeldet, die die Initiative unterstützen möchten. Sollten Sie Probleme mit Flüchtlingen und Duldung haben und Interesse an der Initiative, melden Sie sich bitte bei Vaude, Ansprechpartnerin Lisa Maria Fiedler unter lisa. fiedler@vaude.com. Simone Diebold

Unterzeichende Unternehmen: Adolf Würth GmbH & Co. KG, Albert Scheffold Handelsgesellschaft GmbH, Albrecht Bühler Baum und Garten GmbH, allg. Silotec GmbH, ARCO Personaldienstleistungs- und Beratungsgesellschaft mbH, ASL Bodensee, Autohaus Körner GmbH, AWO Seniorenzentrum Am Stadtpark, B+B Thermo-Technik GmbH, Bosch Service Sichler GmbH, Brändle Beauty, Brauerei Clemens Härle, Bruderhaus Diakonie- Stiftung Gustav Werner und Haus am Berg, Buchmann Metzgerei, Carpent Holzbau GmbH, Dalheimer GmbH, DIDYMOS Erika Hoffmann GmbH, die bäumler Gartengestaltung GmbH, DIETZ Micro-Praezisions-Drehteile GmbH & Co.KG, DRK-Seniorenzentren, dwp eG Fairhandelsgenossenschaft, EDEKA Südwest Fleisch GmbH, elobau GmbH & Co. KG, EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Fleischer GmbH & Co Samenhaus- Garten-Center KG, Fließenlegerinnung ULM, Früchte Jork GmbH, Gerald Fischbach GmbH, GISOTON Wandsysteme – Baustoffwerke Gebhart& Söhne GmbH & Co. KG, gourmet compagnie, HAKRO GmbH, Haus am See, Haus am Sonnenberg Pflegeheimbetreiber GmbH, HERO TEXTIL AG, Holzbau Layh GmbH, Hospitalstiftung zum Heiligen Geist, Hotel Kleber Post, Posthotellerie GmbH, Hotel Landgasthof KREUZ, Hotel Rad GmbH, hr works_personalwerk, IDS Holding GmbH, ifm, J. FRIEDRICH STORZ GMBH & CO. KG, JAMARA e. K., Josef Mösle Transport GmbH, Jürgen Wragge GmbH, Karosseriebau Assfalg-Haase, Knehr Fließenverlegung GmbH, Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH, Kühne Wärmetauscher GmbH & Co. KG, Landmetzgerei Bernhorst Koch, Mainau GmbH, malerarbeiten, Modellbau Buder, MSTE SOLAR , Musch Fliesen Natursteine GmbH, Osswald GmbH, Öztürk Döner Produktion GmbH & Co. KG, Pfaff GmbH, Randstad Deutschland GmbH & Co. KG, Schlosserei Raichle GmbH & Co. KG, Schmauder & Rau GmbH, Seniorenzentrum St. Lukas, SMART- Testsolution, Soziales Netzwerk Schauinsland, Speedwave GmbH, Stengele Holz- und Kunststofftechnik GmbH, Stiftung Bruderhaus, Südwestdeutsche Salzwerke AG, Südwesttextil e.V., TB Bodensee, Kieback & Peter GmbH & Co KG, Thomas Hasselwander GmbH, TN-Hausmeisterservice, Toms Dienste im Garten, Malerarbeit, Umzug und Transporte, TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K., Ulshöfer Baumschulen e.K., VAUDE Sport GmbH & Co. KG, Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e. V., Vivat Lingua! Sprachtrainingsprogramme GmbH, Wohnidylle Gack e.K., Wolf GmbH, ZURGA Die Karosserie- und Lackexperten IDENTICA, Zweiradhaus Kipper GmbH


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Grünen-Fraktions-Chef bei Mitgliedern vor Ort

Landesfraktionsvorsitzender Andreas Schwarz und Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas zu Gast bei Cotonea-Geschäftsführer Roland Stelzer (Mitte).

Der Vorsitzende der baden-württembergischen Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen, Andreas Schwarz, war Ende März der Einladung von Südwesttextil gefolgt und besuchte die beiden Mitgliedsunternehmen Cotonea und Rökona. Beim Biotextil-Spezialisten Cotonea im schwäbischen Bempflingen tauschte sich der Politiker mit Geschäftsführer Roland Stelzer und Peter Haas, Hauptgeschäftsführer Südwesttextil, über die Chancen und Risiken ökologischen Wirtschaftens und die besondere Problematik im Textilsektor aus. Roland Stelzer entwickelt seit über zehn Jahren mit einem Biobaumwoll-Projekt den Norden Ugandas. Inzwischen leben viele zehntausend Menschen außer von Biobaumwolle auch von ökologisch angebautem Chili, Sesam, Sonnenblumenkernen – und bald auch von Macadamia-Nüssen. „So stelle ich mir Entwicklungszusammenarbeit vor“, betonte Stelzer gegenüber Andreas Schwarz.

Ein weiteres Thema waren die Herausforderungen von „Fast Fashion“ und die damit verbundene Überproduktion von Polyester, was auch die oft undifferenzierte Diskussion über Mikroplastik befeuert. Mögliche Lösungsansätze zur Reduzierung der Ware im Markt wurden diskutiert. Stelzers Unternehmen Elmer & Zweifel (gegründet 1855) konzentriert sich seit 2003 auf biologisch-faire Baumwolle und die Produktion von Heim- sowie Haustextilien und Oberbekleidung. Unter der Marke Cotonea werden Bett- und Badwäsche, Bettwaren und Babywäsche sowie Bekleidung aus eigenen BioBaumwollprojekten hergestellt und vertrieben, und „Cotonea inside“ steht für die Verarbeitung ökologisch-fairer Cotonea-Stoffe durch andere namhafte Markenhersteller. Der Biotextil-Spezialist bezieht seine Biobaumwolle aus eigenen Projekten. Die gesamte Fertigung findet – teilweise in eigenen Betrieben – nach IVN BEST Standards

ausschließlich in Europa und der Türkei statt. Im Anschluss besuchte Andreas Schwarz, begleitet vom stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und Sprecher für Migration und Integration, Daniel Lede Abal, der für den Landkreis Tübingen im Landtag sitzt, die Rökona Textilwerk GmbH & Co. KG in Tübingen. Das 1956 als Tochterfirma der Gerhard Rösch GmbH (Nachtwäsche sowie Badeund Freizeitmode) gegründete Unternehmen produziert modernste technische Textilien vor allem für den Automobilbereich sowie die Medizintechnik. Inhaber und Geschäftsführer Arnd-Gerrit Rösch, der das Familienunternehmen in dritter

neuen Spannrahmen und eine neue Wirkmaschine, in zusätzliche Wassertanks sowie in eine neue hochwassersichere Chemielagerhalle. Aufgrund der energieintensiven Produktion am Standort wiesen sie auf die zu hohen Energiekosten in Deutschland hin, beispielsweise im Vergleich zu Frankreich und den USA. „Das ist ein absoluter Wettbewerbsnachteil“, so Rösch. Ein weiteres Problem sei die Monopolisierung der Farbstoffe durch Asien. Hier habe Europa schon vor Jahren die Kompetenz verloren – Anbieter und Knowhow fehlten komplett. Bei der anschließenden Betriebsbesichtigung konnten die beiden Politiker sich von der Innovationskraft der Pro-

Arnd-Gerrit Rösch, Irina A. Stotz, Daniel Lede Abal, Andreas Schwarz, Arved H. Westerkamp und Peter Haas (v.l.n.r.) Fotos: Südwesttextil

Generation seit 2005 leitet, und Geschäftsführer Arved H. Westerkamp präsentierten den GrünenPolitikern stolz ihre 7 Mio. Euro starken Investitionen, die 2017 in den Standort geflossen sind: in eine Abluftverbrennungsanlage, einen

dukte überzeugen. Ein für beide Seiten fruchtbarer Austausch, den Südwesttextil mit Vertretern weiterer Parteien in anderen Betrieben wiederholen wird. Simone Diebold

„Schöne neue Welt“ – Digitalisierungsveranstaltung der Grünen im Landtag Ende April lud die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen zu einer Veranstaltung mit dem Ziel, vor dem Hintergrund der Digitalisierungsstrategie der grün-schwarzen Landesregierung einen sachlichen Blick auf den digitalen Wandel zu werfen. „Was ändert sich tatsächlich? Welche neuen Möglichkeiten eröffnen sich? Wo liegen Risiken? Und wo und wie sollte die Politik gestaltend eingreifen, um Chancen der Digitalisierung für Mensch, Wirtschaft und Umwelt Wirklichkeit werden zu lassen?“ So lauteten die Fragen, mit denen man sich sowohl in Vorträgen und einer Podiumsdiskussion als auch in einer kleinen Begleitausstellung befassen wollte. Nach einer Begrüßung und Einführung durch Andreas Schwarz den Fraktionsvorsitzenden Andreas Schwarz MdL und die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer MdL, hielt Dr. Holger Schmidt (Netzökonom und Dozent an der TU Darmstadt) die Keynote zum Thema „Digitalisierung jenseits von Industrie 4.0: Was kommt auf Baden-Württemberg zu?“ Er veranschaulichte sehr eindrücklich die Kräfteverhältnisse im internationalen Vergleich, was typische digitale Unternehmen anbelangt. Insbesondere der Blick auf Alibaba als größte IT-Firmengruppe Chinas verdeutlichte den Teilnehmern, mit welchen Akteuren es die hiesige Wirtschaft Theresia Bauer Fotos: Bündnis 90/Die Grünen zu tun hat und in Konkurrenz tritt. Im Anschluss ergab sich eine sehr lebhafte und facettenreiche Diskussion.


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Verband + Industrie

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Wirtschaft trifft SWR

Südwesttextil-Mitglieder erlebten live, wie Fernsehen und Hörfunk gemacht wird Im Studio A des Südwestrundfunks (SWR) in Stuttgart inmitten der Kulisse von „Sport im Dritten“ kamen Anfang März Journalisten des SWR-Landesprogramms und Südwesttextil-Mitglieder zu einem lockeren Austausch zusammen. Mit dem Veranstaltungskonzept „Wirtschaft trifft SWR“ bringt der SWR sein Redaktionsteam mit Vertretern aus den Unternehmen im Ländle zusammen, um sich kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. In der Runde saßen Clemens Bratzler, Hauptabteilungsleiter Multimediale Aktivität, Anja Görzel, Abteilungsleiterin Presse und PR, Sabrina Fritz, Leiterin Aktuelle Wirtschaft, und Dr. Elisabeth Milin, Redakteurin des Formats „Made in Südwest“. Die Erwartungen an den Dialog waren bei den textilen Vertretern ähnlich: Mal hinter die Kulissen blicken, Kontakte knüpfen und „den Spot auf die kleine aber feine Industrie Textil lenken“, so Südwesttextil-Hauptgeschäftsführer Peter Haas. Viele der Anwesenden seien mit dem SWR aufgewachsen und durch die bunte Vielfalt der SWR-Programme aus Hörfunk und Fernsehen stark mit der Region verbunden. Um den Wirtschaftsvertretern einen Überblick über die Arbeit des Senders zu geben, präsentierten die vier Medienvertreter die verschiedenen Formate und gaben Antworten auf die Frage „Wer sind wir überhaupt?“. Das erklärte Ziel des Südwestrundfunks ist es, für alle Nutzerinnen und Nutzer auf allen Plattformen da zu sein. Deshalb ist eine der größten Herausforderungen im Stuttgarter Funkhaus, die Nachrichten schnell auf alle Plattformen zu bringen und dabei möglichst noch verschiedene Perspektiven zu beleuchten. Für das Thema Wirtschaft sind dies neben Radio und Fernsehen mittlerweile auch die SWR Aktuell App, die Social Media Kanäle Facebook und Youtube sowie die Online Medien. Als Leiter der Abteilung „Multimediale Aktivität“ betonte Clemens Bratzler, wie wichtig die neuen Formate seien, um mit vielen Zuschauern in Kontakt zu treten. Gemeinsam mit den rund 30 Kollegen der Wirtschaftsredaktion ver-

Die vier Medienvertreter, Dr. Elisabeth Milin, Anja Görzel, Clemens Bratzler und Sabrina Fritz (v.l.n.r.), gaben den Südwesttextil-Mitgliedern einen Überblick über die Arbeit und die verschiedenen Formate des Senders. Fotos: Südwesttextil

Stephanie Haiber und Michael Saundres vor der Nachrichtensendung.

Live aus dem Brennpunkt-Studio: Südwesttexti-Vizepräsident Mathias Eggle.

Der Mann für den Verkehr sendet direkt aus dem Großraumbüro.

Schnelles Foto mit einem treuen Fan: Moderator Thomas Schmidt.

suche Sabrina Fritz, gerade bei tagesaktuellen Themen Stimmen aus den Unternehmen zu bekommen. Die Vorlaufzeiten betrügen dabei oft nur wenige Tage und deshalb sei es schwierig, dem Anspruch einer beispielhaften Berichterstattung immer gerecht zu werden.

Im Vergleich dazu haben die wöchentlichen Sendungen wie „Betrifft“, „Marktcheck“, „Plusminus“ oder „Zur Sache Baden-Württemberg“ einen umfangreicheren Anspruch und dementsprechend deutlich mehr Vorbereitungszeit. Ein weiteres Format ist „Made in

Südwest“: Die 2014 ins Leben gerufene Reportagereihe mit bisher 149 Folgen stellt erfolgreiche Firmen, Initiativen und Familienbetriebe aus dem Südwesten vor, um der innovationsreichen Wirtschaft in BadenWürttemberg und Rheinland-Pfalz eine Plattform zu geben. Die beiden Bundesländer senden abwechselnd jeden Mittwoch um 18.15 Uhr ein 30-minütiges Unternehmensporträt. Bei der Auswahl achtet Dr. Elisabeth Milin gemeinsam mit ihrem Team besonders darauf, dass es um Unternehmen geht, die ein Alleinstellungsmerkmal haben und mit ihrer Tradition in der Region verwurzelt sind. In den Geschichten stehen die Menschen im Vordergrund, und während der Dreharbeiten vor Ort dringt das Redaktions- und Drehteam im besten Fall bis in die DNA des Unternehmens vor. Auch von Südwesttextil-Mitgliedsunternehmen, wie Steiff, KBC, Mustang, VAUDE oder dem Forschungsinstitut DITF in Denkendorf gibt es bereits diese interessanten und beeindruckenden Porträts. Für die Dreharbeiten der Folge „Das Jeanswunder“ beispielsweise, die im Juli 2015 ausgestrahlt wurde, war der SWR rund zehn Tage bei Mustang in Künzelsau. In der anschließenden Diskussion berichtete der COO Jonas Niemeyer, wie die Unternehmensleitung im Vorfeld die Chancen und Risiken des Drehs abgewogen hatte, denn man öffne dem Fernsehsender doch Tür und Tor, so der Jeansspezialist. Doch die Zusammenarbeit sei sehr vertrauensvoll und angenehm gewesen und das Ergebnis sehr positiv. Auch andere Mitgliedsunternehmen berichteten von positiven Erfahrungen, und nach der Diskussionsrunde gab es beim lockeren Get-together Zeit, sich bei Butterbrezeln und einem Glas Wein im Gespräch persönlich kennenzulernen. In der anschließenden Exklusivführung durch die Studios und Büros gab es dann den von allen erwartete Blick hinter die Kulissen mit vielen bekannten Gesichtern und Stimmen aus Funk und Fernsehen. Der Abend endete mit dem Vorsatz, in Zukunft noch stärker zusammenzuarbeiten. Rebekka Rüth


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Verband + Industrie 13

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„Kundendialog 2025“ – eine Trendstudie

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Die Kernherausforderungen des Retail der Zukunft: Wahrhaft intelligente Kommunikation. Mit der wissenschaftlichen Studie „Kundendialog 2025 – Der Dialog zwischen intelligenten Systemen“ präsentiert der 2bAHEAD ThinkTank, gemeinsam mit seinen Partnern Genesys und IBM Deutschland eine Analyse des technologischen Kommunikationswandels. Ein Ergebnis der Studie, das nur in seiner Deutlichkeit überrascht: Hören Sie auf, Kunden in Segmente zu gliedern. Nehmen Sie Kontakt zu jedem einzelnen Kunden auf, treten Sie in eine sinnvolle Kommunikation ein und verdeutlichen Sie den Mehrwert, den Sie dem Kunden in seiner konkreten Situation schaffen können. Ein zweites Ergebnis: Die Kommunikation mit diesem Kunden wird 2025 vielfach die Kommunikation zwischen dem persönlichen Bot (z. B. Siri, Alexa und Cortana) des Kunden und dem digitalen System

des Anbieters sein. Geräuschlos, schnell, emotional und sehr viel persönlicher als die Interaktion zwischen Menschen. / Aus Kundensicht ist der Dialog

mit Unternehmen in Zukunft hinfällig: Der Informationsaustausch zwischen Kunde und Unternehmen findet durch automatisierte Datentransfers statt. / Inter-Bot-Communication prägt die Kundenkommunikation der Zukunft. Der Kundendialog wird sich bis 2025 zu einem stark personalisierten und individualisierten Prozess wandeln. / Kunden nutzen Bots, um ihren Alltag zu erleichtern: Bots beschaffen Informationen, werten diese aus, beraten und kümmern sich um die Belange ihres Nutzers. Unternehmen werden 2025 mit ihrer Kommunikationsstrategie auf diese Bots abzielen müssen, der Fokus auf starre Kundensegmente verliert an Gewicht.

Mit Stellenanzeigen gezielt weibliche Fachkräfte gewinnen Fachkräfte sind rar geworden. Die Folgen spüren viele Unternehmen deutlich: passende Bewerberinnen und Bewerber zu finden, wird immer schwieriger. Sind Stellenanzeigen von Unternehmen so gestaltet, dass sie die Zielgruppen auch wirklich erreichen und dazu motivieren sich zu bewerben? Frauen lesen Stellenanzeigen anders als Männer. Während Männer sich von langen Anforderungsprofilen in der Regel nicht abschrecken lassen, entscheiden sich Frauen häufiger gegen eine Bewerbung. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) rät kleinen und mittleren Unternehmen deshalb, sich bei Stellenausschreibungen auf die wesentlichen Qualifikationen zu beschränken. Mehr praktische Tipps zur Gestaltung einer Stellenanzeige erhalten Unternehmen in der Handlungsempfehlung „Mit Stellenanzeigen gezielt weibliche Fachkräfte gewinnen“. Die Fünf-Punkte-Basics, die Ihre Stellenanzeigen besser machen finden Sie unter: www.suedwesttextil.de/nachrichten/kofa_stellenanzeige

Unternehmen und Kunden kommunizieren auch 2025 miteinander, allerdings sind die Agenten dieser Kommunikation nicht mehr zwangsläufig menschlich. Der Kundendialog wird sich dank fortschreitender Digitalisierung weg von der Kommunikation zwischen Menschen hin zur Interaktion zwischen künstlich intelligenten Systemen entwickeln. Einerseits werden Kunden in steigendem Ausmaße Aufgaben und Wünsche an Bots auslagern. Das Bedürfnis, Kommunikation durch automatisierte Systeme zu vereinfachen, führt letztendlich dazu, dass Kunden nicht mehr ihre eigene Zeit aufwenden, um sich bei Hotlines oder im Kundenservice, um ihre Anliegen zu kümmern. Bots übernehmen die Kommunikation für den Kunden und erleichtern ihm damit seinen Alltag. Gleichzeitig nutzen Unternehmen intelligente Systeme, die Daten auswerten und Mitarbeiter unterstützen, um den Kundendialog zu optimieren. Die Interaktion zwischen den Bots des Kunden und den intelligenten Systemen von Unternehmen kennzeichnet den Kundendialog der Zukunft. Der Zukunftsforscher Michael Carl, Managing Director des 2b AHEAD ThinkTanks und Autor der Studie, prognostiziert: „Die direkte Interaktion mit Unternehmen wird damit zur Zeitverschwendung. Wer in Zukunft noch mit dem Kundenservice interagieren muss, weiß schon, dass etwas im Argen liegt.“

Als Ausblick auf das Ende der 2020er Jahre wird das Entstehen von autonomen Einheiten künstlicher Intelligenz diskutiert. Diese gehören weder einem Individuum noch einem Unternehmen. Vielmehr stellen sie eigenständige Personen dar, die gesellschaftlich organisiert sind – eine Welt von Bots. Aus den gewonnenen Erkenntnissen gehen konkrete Strategieempfehlungen für Unternehmen aller Branchen hervor. Durch das prognostizierte Zukunftsbild und den daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen ist es schon heute möglich, konkrete Zukunftsstrategien in Unternehmen zu entwickeln und sie damit zukunftssicher aufzustellen. www.zukunft.business

Trendstudie | Februar 2018

KUNDENDIALOG

2025

Der Dialog zwischen intelligenten Systemen Michael Carl | Maria Lübcke

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Die Trendstudie gibt es zum Download: www.suedwesttextil.de/nachrichten/kundendialog-2025.

Gründerpreis BW: and the winner is MOROTAI

Die gesamte Morotai-Mannschaft ist stolz über diese sportliche Auszeichnung.

Am 16. Mai wurde der von der SparkassenFinanzgruppe ausgelobte Gründerpreis Baden-Württemberg 2018 Preis verliehen. Fünf junge Gründerteams freuten sich über Geldpreise – und den sagenhaften 1. Platz mit 10 000 EUR Preisgeld, einer professionell produzierten Videopräsentation sowie einem Gründer-Coaching in der Sparkassenakademie sicherte sich das Südwesttextil-Mitglied Morotai. Das Textil-Start-up aus Birkenfeld im Enzkreis bringt modische und zugleich funktionale Sportkleidung auf den Markt, die sowohl im Sport als auch im Alltag getragen werden kann.


14  Bildung + Soziales

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Mai / Juni 2018 | Nr. 114

Textilunternehmen auf Nachwuchssuche in Reutlingen Am 19. April fand bereits zum sechzehnten Mal die ConTexMe – die Firmenkontaktmesse für die Textil- und Bekleidungsindustrie – an der Hochschule Reutlingen statt. Südwesttextil war als Arbeitgeberverband und Projektpartner im Nachwuchsmarketing auf der Messe mit einem Stand vertreten und nutzte die Gelegenheit, mit zahlreichen Mitgliedsunternehmen in Kontakt zu treten. Am neu konzipierten Stand der Amann Group sammelten sich auch in diesem Jahr reichlich Studierende, um sich über die vielfältigen Berufseinstiegsmöglichkeiten an den Standorten in Bönnigheim, Erligheim und Augsburg zu informieren. Praktikanten sind bei dem Nähgarnspezialisten stets willkommen und über eine anschließende Bachelorthesis hat schon der eine

Carmen Fischer und Martina Günter

oder andere Reutlinger Studierende den Einstieg in die Berufswelt gefunden. Besonders freuten sich die Vertreterinnen des Unternehmens, Martina Günter und Carmen Fischer, über die Nähe zur Zielgruppe und schwärmten von der tollen Gelegenheit für das Recruiting. Und so lautete das Fazit des Tages: „Wenn sich alle bewerben, die heute unsere Stellenangebote mitgenommen haben, dann haben wir viel zu tun in der Personalabteilung.“ Der Künzelsauer Jeansspezialist Mustang ist ebenfalls Stammgast auf der Reutlinger Karrieremesse. Mit einem breiten Angebot an ausgeschriebenen Stellen und Pflichtpraktika freute sich die Personalerin Hannah Franzke wie jedes Jahr über viele Anfragen. Um die Relevanz des Bereichs Einkauf zu stärken, wurden bei Mustang hier neue Praktikantenstellen geschaffen, die den Studierenden neue Einblicke

Hannah Franzke im Gespräch mit Rebekka Rüth.

gewähren. Generell sind Messen für das Recruiting sehr wichtig und viele Studierende bewerben sich nach einem absolvierten Praktikum um Einstiegspositionen. Den zunehmenden Wettbewerb um die Talente spüren die Künzelsauer schon, haben aber nach wie vor keine Probleme, die ausgeschriebenen Stellen zu besetzen. Die Gruschwitz Textilwerke AG aus Leutkirch präsentiert sich bereits seit acht Jahren in Reutlingen und CEO Ditmar Schultschik zeigte sich ebenso begeistert wie die Studierenden, die die Vielfalt der technischen Anwendungen und die Einsatzgebiete spannend finden. Aufgrund der Spezialisierung auf technische Garne und Zwirne ist interdisziplinäres Arbeiten bei dem Allgäuer Nischenanbieter besonders wichtig. Um dies zu gewährleisten, wird besonders für frischgebackene Absolventen ein Traineeprogramm

Nach einer Pause von zwei Jahren war auch die Hugo Boss AG wieder auf der ConTexMe vertreten. Unter dem Motto „That’s my Hugo Boss“ bietet das Fashionund Lifestyleunternehmen diverse Praktikums- und Einstiegsmöglichkeiten unter anderem in den Bereichen Brand Management, Grafik Design und Visual Merchandising. Darüber hinaus wirbt das Unternehmen mit Networking Events speziell für Praktikanten, wie z. B. dem wöchentlichen PraktikantenFrühstück. Besondere Benefits sind neben dem internationalen und dynamischen Arbeitsumfeld mit flexiblen Arbeitszeiten der

Der Messestand von Hugo Boss auf der ConTexMe in Reutlingen.

moderne Campus mit einem Betriebsrestaurant sowie kostenlosem Fitnessstudio, einem Fußball- und Beachvolleyballfeld. Ebenfalls spannende Gespräche führten Thomas Steckeler und Katharina Brey der W. Zimmermann GmbH & Co. KG aus Simmerberg im Allgäu. Mit der eher technologischen Ausrichtung hob sich der

Desinfektion, Diagnostik und Erste Hilfe, Inkontinenz sowie Wundmanagement tolle Einblicke in das Feld der Medizintextilien verspricht.

Ramona Bayerschen im Gespräch mit Christine Schneider.

Mit interessanten Angeboten präsentierten sich auch die beiden baden-württembergischen Forschungsinstitute – die DITF aus Denkendorf und die Hohenstein Group aus Bönnigheim. Auch Südwesttextil konnte großes Interesse der Studierenden an den Aktivitäten des Verbandes verzeichnen und verloste im Rahmen eines Facebook-Gewinnspiels stylisch textile Rucksäcke und Kissen, hergestellt in Baden-Württemberg. Bis nächstes Jahr! Rebekka Rüth

Die glücklichen Gewinnerinnen des Facebooks-Gewinnspiels.

Gruschwitz-Chef Ditmar Schultschik mit Theresa Steinle und Sonja Blum.

angeboten. Dieses kann Studierenden Orientierung geben und bildet die perfekte Grundlage für eine gute Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens. Die Trainees erhalten Einblicke in alle Abteilungen und so entsteht ein Verständnis für die Abläufe im gesamten Unternehmen.

Großes Interesse bei Zimmermann.

Produzent von den vielen Bekleidungsherstellern auf der Messe ab. Beliebt bei den Studierenden war auch die Paul Hartmann AG aus Heidenheim, die mit ihren fünf Geschäftsfeldern OP-Management,

Die Standbesetzung von Südwesttextil: Rebekka Rüth, Simone Diebold und Christine Schneider (v.l.n.r.). Fotos: Südwesttextil


Mai / Juni 2018 | Nr. 114

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Bildung + Soziales  15

Drei Fragen an die neuen Go Textile!-Posterinnen aus dem Südwesten

Melissa Schuster macht eine Ausbildung zur Produktveredlerin bei der Amann Group am Standort Augusburg, von der sie berichtet.

Für Larissa Blau ist Mode nicht nur Kleidung – sie ist eine Haltung. Seit Oktober letzten Jahres studiert sie International Fashion Retail an der

Auf Facebook und Instagram zeigt sie nicht nur die unterschiedlichen Arbeitsschritte, die ein roher Stoff bei der Textilveredlung durchläuft, sondern gibt Einblicke hinter die Kulissen ihres Betriebs.

ich einen umfassenden Einblick in die spannenden Tätigkeiten eines Produktveredlers. Somit stand meine Entscheidung zur Berufswahl fest. Ich begann meine Ausbildung im September 2016.

1. Wie bist Du in die Textilindustrie gekommen? Schon damals in der Schule bewies ich handwerkliches Geschick, außerdem hatte ich schon immer ein großes Interesse an Umgang mit Maschinen und technischen Entwicklungen. Durch ein Praktikum bei der Firma Amann & Söhne in Augsburg erhielt

2. Was macht Dir an Deiner Ausbildung besonders Spaß? Besonders gut an meiner Ausbildung gefallen mir die Vielseitigkeit der Aufgaben sowie der Einblick in verschiedenste Abteilungen. Durch diverse Geschäftsreisen bezüglich meiner Praktika im Verbund meiner Ausbildung lerne ich die Textilwelt kennen

Hochschule Reutlingen. Auf ihrer Seite teilt sie Erfahrungen mit ihrer Community und hält diese zu ihren aktuellen Projekten auf dem Laufenden.

Abitur eine Ausbildung zur DamenMaßschneiderin. Seit Herbst 2017 studiere ich nun International Fashion Retail an der Hochschule Reutlingen.

1. Wie bist Du in die Textilindustrie gekommen? Seit ich denken kann faszinieren mich Textilien. Als Kind spielte ich in der Schneiderei meines Opas und lernte nähen. Meine erste Modezeitschrift, konnte ich noch kaum lesen, dennoch eröffnete sie mir eine bunte Fantasiewelt, aus der ich nicht mehr entkam. Um praktische Grundlagen zu erlernen, machte ich nach dem

2. Was macht Dir an Deinem Studium besonders Spaß? Die Abwechslung. Neben betriebswirtschaftlichen Fächern ermöglichen Praktika in unserer Maschinenhalle ein praxisnahes Erlernen wichtiger textiler Basics. Außerdem ist die Internationalität der Hochschule und des Studiengangs sehr bereichernd. Man kann tolle Kontakte knüpfen. In Projekten wie unserem Fashion

und erweitere meinen Wissensstand. Die Textilbranche ist umfangreicher als man denkt! 3. Was sind Deine Erwartungen an die Zeit bei Go Textile!? Da uns Textilien heutzutage in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens begleiten, möchte ich als Go Textile! Mitglied mitwirken und jungen Leuten die Textilwelt näher bringen. Ich erwarte und hoffe, dass wir dadurch mehr Nachwuchs in der Textilbranche erzielen und somit zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

Start-up „RU Enterprises“, kann das Erlernte angewandt und vertieft werden. So wird mir nie langweilig! 3. Was sind Deine Erwartungen an die Zeit bei Go Textile!? Neue Facetten zum Thema Textil kennen zu lernen, Events zu besuchen und neue Kontakte zu knüpfen, wie bereits bei der Modenschau von Südwesttextil. Über meine Kanäle möchte ich meine Leidenschaft für Mode und Textilien teilen. Ich hoffe, damit andere Jugendliche für die spannende Mode- und Textilbranche begeistern zu können.

Wir geben Stoff: Sechs Social-Media-Botschafter berichten von ihrem textilen Alltag im Ausbildungsbetrieb, an Schule oder Hochschule.

www.go-textile.de

Girls´Day in der Gatex Die Gatex hat sich dieses Jahr wieder an der Initiative zur Berufsorientierung, dem „Girls´Day“ beteiligt. Am 26. April sind zehn Mädchen und ein Junge im Alter zwischen 12 und 15 Jahre in die Gatex gekommen. Ab 8 Uhr erhielten die Teilnehmer eine kurze Einführung in Arbeitssicherheit, bevor sie sich in die Spinnerei und Zwirnerei an unterschiedlichen Prozessstufen erprobten. Unter anderem erkundeten die Jugendlichen die Karde sowie die Fach- und Zwirnmaschine. Garnfeinheit und die Drehung eines Zwirnes testeten und ermittelten sie im physikalischen Labor. Danach ging es in die Weberei. Hier durften die Schüler das Schärgatter einziehen und an der Webmaschine Kettfadenbrüche beheben. Die nächste Station war das Labor, in dem die Jugendlichen selbst einen Gewebestreifen für einen Streifenzugversuch vorbereiteten, den sie dann auch durchgeführt haben. Zum Abschluss wurde ihnen gezeigt, wie das Bedrucken von Geweben funktioniert. An einer Stofftasche, die sie mit nach Hause nehmen durften, konnten sie das selbst ausprobieren. Die jungen Menschen haben an diesem Tag einen Überblick über die unterschiedlichen textilen Berufe erhalten – einige machten Hoffnung auf mehr Interesse.

Selbstbedruckte Gatex-Taschen.


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Bildung + Soziales

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Veränderung des Berufsschulunterrichts notwendig Auf dem Weiterbildungslehrgang der beruflichen Lehrer für Bekleidung in Esslingen diskutierten die Experten Auf dem jährlichen Weiterbildungslehrgang der beruflichen Lehrer für Bekleidung am 30. März an der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Esslingen ging es darum, selbstorganisiertes und kooperatives Lernen näher zu beleuchten. Hintergrund: In Zukunft werden die Schulklassen immer inhomogener, da die Schüler zunehmend unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Hierzu wurde eine Diskussionsrunde mit unterschiedlichen Teilnehmern aus unterschiedlichen Bereichen der Branche veranstaltet. Auf dem Podium vertreten waren Simone Weckerle, Ausbildungsleiterin für gewerbliche Auszubildende bei Hugo Boss, Prof. Dr. Klaus Meier von der Hochschule Reutlingen, Olivier Maugé, Inhaber Olivier Maugé Couture in Baden-Baden, Elke Backhaus, Gewerbliche Schule Metzingen, und Christine Schneider, Leiterin Fachkräfte + Märkte von Südwesttextil. Anhand der aktuellen Entwicklungen in der Bekleidungsindustrie wurden die Veränderungen des Berufsschulunterrichts im Licht der

Auf dem Podium (v.l.n.r. und v.o.n.u.): Christine Schneider, Prof. Dr. Klaus Meier und Simone Weckerle, Olivier Maugé und Elke Backhaus. Fotos: Landesakademie Esslingen

Berufsberater aufgeschlaut Anfang März veranstaltete Südwesttextil in der Gatex einen berufskundlichen Informationstag für die Berufs- und Ausbildungsberater der Bundesagentur für Arbeit. Aus den Regionen Freiburg, Lörrach, Offenburg, Reutlingen und Tübingen folgten 30 Personen der Einladung nach Bad Säckingen. Nach der Begrüßung stellte die Leiterin Fachkräfte + Märkte von Südwesttexil, Christine Schneider, unter dem Motto „Textil kann viel“ den Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Branche vor und zeigte die vielfältigen Möglichkeiten, die sich den jungen Menschen und Fachkräften bieten. Anschließend informierte sie die Gäste über die Ausbildungsberufe und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Textilund Bekleidungsindustrie. Bei einer Führung durch das Technikum der Gatex bekamen die Arbeitsamtsmitarbeiter weitere Informationen und Eindrücke für die

praktischen Tätigkeiten, die in den Unternehmen ausgeführt werden. Den Berufs- und Ausbildungsberatern wurde eine „alte“ Branche neu präsentiert und sie waren erstaunt und beeindruckt von ihrer innovativen Kraft. Anfang Mai fand eine weitere Vorstellung der Textil- und Bekleidungsindustrie beim berufskundlichen Tag der LDT Nagold statt. Südwesttextil folgte der Einladung, die Veranstaltung mit einem Vortrag zu unterstützen. Auch hier präsentierte Christine Schneider den knapp 50 Berufs- und Ausbildungsberaterinnen und -beratern eine zukunftsfähige und umtriebige Branche. Auf dass sie in der Berufsberatung nicht vergessen wird... Fragen an: Dipl.-Ökonomin Christine Schneider Tel.: +49 711 21050-25 schneider@suedwesttextil.de

Digitalisierung und deren Auswirkung auf die Jugendlichen näher betrachtet. Zur Beantwortung der Frage, ob im Unterricht nicht viel mehr die Stärkung von überfachlichen Kompetenzen zu betonen sei, als berufsspezifische Inhalte, lieferten die anwesenden Experten kreative Impulse. Darüber hinaus berichteten die Anwesenden über die Abläufe und Motivationen in den Unternehmen und Hochschulen sowie den Schwierigkeiten, die sich im Vergleich zu früheren Jahren entwickelt haben. Olivier Maugé erzählte, dass er mittlerweile zehn junge Kunden benötigt, um einen älteren Kunden adäquat zu ersetzten. Weitere Themen waren die Auswahl der Jugendlichen im Handwerksbetrieb, im Unternehmen und in der Hochschule. Außerdem wurde noch die Abbrecherquote und deren Gründe diskutiert. So zeigte sich, dass den Jugendlichen weniger Stressresistenz zugeschrieben wird. Ein weiterer wesentlicher Grund für Ausbildungsabbrüche sind die oftmals falschen Vorstellungen von den Berufen. Christine Schneider

Bildungszentrum „Haus Steinheim“ wiedereröffnet Nach über zweijähriger Bauzeit wurde Anfang Mai das Bildungszentrum der baden-württembergischen Wirtschaft in Steinheim an der Murr feierlich wiedereröffnet. Das Bildungshaus wurde in den 60er Jahren erbaut und erhielt jetzt mit einer Investition von rund 12 Millionen Euro eine umfassende Erweiterung und Erneuerung. Mit dem Umbau entstehen neue und zusätzliche Möglichkeiten für Seminare, Lehrgänge, Workshops, Fachtagungen und Veranstaltungen zur Bildung und Qualifizierung von Arbeitnehmern. Der Neubau ist ein Bekenntnis und eine Aufwertung für den Standort.

Auch Baden-Württembergs Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut gratulierte zur Wiedereröffnung. Der Vorsitzende des Bildungswerks, Karl Schäuble, pries das Bildungszentrum Steinheim als „Mutterhaus“ des Bildungswerks.


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Fachkräftesicherung in Zeiten der Digitalisierung Südwesttextil besuchte das Arbeitsmarktgespräch 2018 Unter dem Titel „Heute hier, morgen dort …?!“ fand Ende Februar das dritte Arbeitsmarktgespräch in Stuttgart statt. Im Vordergrund des von den „Arbeitgeber BadenWürttemberg“ und Bildungswerk veranstalteten Podiums stand die Fachkräftesicherung. Der Fokus lag dabei auf den Initiativen und Strategien der Unternehmen zur Rekrutierung ausländischer Fachkräfte und den Angeboten der Politik. Es wurde die Frage gestellt, wie die Digitalisierung diese Prozesse beeinflussen und unterstützen kann. Ob beispielsweise Digitalisierung die Integration von ausländischen Fachkräften obsolet macht, da die Prozesse zunehmend unabhängig von Sprachen werden. Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani von dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft erläuterte Management in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung, dabei ging er auf neue Verhaltensweisen, Strategien sowie Maschinen und deren Algorithmen als Ratgeber ein. Eine These: der zunehmende Wettbewerb erlaube es dem Unternehmen nicht

Foto: Fotolia/DOC RABE Media

mehr einer Kernkompetenz zu folgen. Vielmehr muss das Unternehmen sofort eine neue Positionierung am Markt anstreben, wenn Innovationen erfolgt sind. Dies entwickelt sich aber dann zunehmend zum Problem für HR-Abteilungen und der Planbarkeit von Kompetenzanforderungen von Mitarbeitern. Im ersten Panel diskutierten Professor Al-Ani, Oliver Maassen, Leiter Human Resources Trumpf

Haas übernimmt GATEX-Geschäftsführung Das Textil-Bildungszentrum GATEX in Bad Säckingen hat einen neuen Geschäftsführer: Peter Haas, seit 2016 Hauptgeschäftsführer des Wirtschafts- und Arbeitgeberverbands Südwesttextil, übernimmt nun auch die überbetriebliche Ausbildungssstätte am Hochrhein. Der Vorstandsvorsitzende des GATEX-Vereins, Lauffenmühle-Chef Volker Steidel, hat die Geschäftsführung mit Wirkung zum 1. Mai 2018 von Christine Schneider auf Haas übertragen. „Die Planungen für die Gestaltung der Zukunft der GATEX und die Weiterentwicklung unserer Nachwuchssicherung haben wesentlich mit Südwesttextil und weiteren Netzwerkpartnern zu tun. Das macht es sinnvoll, die entsprechenden Leitungsaufgaben zu bündeln“, so Steidel. Haas dankte Christine Schneider für ihren Einsatz in den vergangenen beiden Jahren und baut weiter auf ihre Tatkraft: „Frau Schneider wird weiterhin als Leiterin des Kompetenzbereichs „Fachkräfte + Märkte“ von Südwesttextil eng mit dem GATEX-Ausbilderteam, den Ausbildungsbetrieben und mir zusammenarbeiten.“ Nach dem Austritt von Christian Gutmann, der ein Jahr lang im Vertrieb der GATEX aktiv war, haben Steidel und Haas die Standortleitung an den Ausbildungsleiter Herrn Rentschler übertragen. „Gemeinsam mit ihm und den drei weiteren Ausbildern, den Herren Kleppke, Piwatz und Rummler, freuen wir uns auf die Zusammenarbeit und auf spannende Projekte“, so Haas.

Gruppe, und Rudolf Kottbauer, Wirtschaftsförderungsinstitut WIFI Österreich, gemeinsam mit Moderator Dr. Norbert Lehmann, ZDF, über die Chancen und Herausforderungen unterschiedlicher Führungskulturen vor dem Hintergrund der globalen Fachkräfteentwicklung. Um die Mobilität in dualen Ausbildungsberufen ging es schließlich in der zweiten Runde: Ricardo Fernandez Fidalgo, Bot-

Maschinenspende

schaftsrat Spanien, Stefan Küpper, Geschäftsführer Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft, Ottilie Bälz, Leiterin Themenbereich Gesellschaft Robert-Bosch-Stiftung sowie Norbert Schneider, Direktor ParkInn Hotel by Radisson zeigten gemeinsame Projekte und Kooperationen auf diesem Gebiet auf. Den Abschluss bildete Prof. Dr. Julian Kawohl von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Er bot einen Einblick in neue Geschäftsmodelle und die Internationalisierung am Beispiel der Fußball-Bundesliga. Er zeigte, dass auch Proficlubs von der Digitalisierung nicht verschont bleiben und dass sie hier im Vergleich zur Wirtschaft noch Nachholbedarf in der Bundesliga haben.

Fragen an: Dipl.-Ökonomin Christine Schneider Tel.: +49 711 21050-25 schneider@suedwesttextil.de

Seminare Bildungswerk Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil. Aufbaukurs Persönlichkeitsentwicklung 5. Juni 2018, Haus Steinheim

Durch die großzügige Spende der Firma STRÄHLE + HESS aus Althengstett in Form einer SingleRundstrickmaschine kann nun auch der Ausbildungsbereich Maschentechnik in der Gatex in Berufsausbildung und Seminararbeit deutlich verbessert veranschaulicht werden. Die Maschine wurde von den Azubis des zweiten Lehrjahres im Technikum der Weberei aufgebaut und bereichert die Ausstattung der Gatex.

Zusatzmodul: Digitale Arbeitswelten 14. Juni 2018, Haus Gutach Führungsworkshop für Vertriebsmanager 18. Juni 2018, Haus Steinheim www.biwe-akademie.de


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Recht + Steuern

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Mit dem PLK im Olymp

Von bügelfreien Hemden über Ausbildung 4.0 bis hin zu „Feel Good Managern“ In diesem Jahr war Südwesttextil mit dem großen Personalleiterkreis bei der Olymp Bezner KG in Bietigheim-Bissingen zu Gast. Bei strahlendem Sonnenschein kamen rund fünfzig Vertreter der Personalabteilungen aus dem Südwesten zusammen, um sich über aktuelle Herausforderungen und Ideen auszutauschen. Nach einem entspannten Imbiss, der Gelegenheit zum Wiedersehen unter denGästen bot, begann die Veranstaltung mit einem Rundgang durch „den Olymp“. Marc Fritz, Head of Marketing & Public Relations, stellte in einem der großzügigen Showrooms die Marke und die Kollektion vor, gab Pflegetipps für das dauerhaft bügelfreie Hemd und sorgte für den einen oder anderen Lacher bei der Analyse der männlichen Kaufgewohnheiten. Der inhaltliche Teil des Programms führte die Personaler im Anschluss in den „Signature“ Showroom. Marc Fritz präsentierte mit Stolz die Kollektion, die mit dem Gesicht des Schauspielers Gerard Butler wirbt, und in Details, Material und Passform eine hochwertige Weiterentwicklung darstellt. Auch Geschäftsführer Mark Bezner, der die Gäste in der inspirierenden Kulisse begrüßte, schwärmte von der neuen Möglichkeit, höhere Preislagen zu erobern, und berichtete von der positiven Resonanz des Handels auf die Innovation des letzten Jahres. Nach einer Einleitung durch Patrick Krauß begann das Programm mit einem Vortrag von Matthias Kämper, Prokurist und Operative Director der HR Diagnostics AG. Im Rahmen seiner Präsentation „Eignungsdiagnostik gegen den Fachkräftemangel – Personalauswahl jenseits von Zeugnissen“ zeigt der Experte für Bewerbermanagement auf, welche Verfahren die Validität des Auswahlprozesses erhöhen können. Der Ansatz, dem Fachkräftemangel neue Verfahrensansätze entgegenzusetzen, wird bei Interesse finanziell von Südwesttextil unterstützt. Mit ihrer Übersicht zum Thema „Ausbildung 4.0 – sind Sie fit?“ zeigte Christine Schneider, Leiterin Fachkräfte + Markt von Südwesttextil, die Ergebnisse des Arbeits-

kreises „Ausbildung 4.0“, der mit einigen Ausbildern aus Mitgliedsunternehmen gegründet wurde.

sprache wird im Oktober stattfinden. Nach einer kurzen Stärkung sprach Dr. Steffi Burkhart über den

Candidate Experience und Kommunikation auf Augenhöhe. Die jungen Mitarbeiter sind der Treiber

Bei einer Führung durch die Olymp Bezner KG begrüßten Marc Fritz und Olymp-Chef Mark Bezner die Gäste. Im Anschluss zeigten Matthias Kämper, HR Diagnostics AG, und Dr. Steffi Burkhart, „Sprachrohr der Generation Y“, Chancen auf, die in neuer Eignungsdiagnostik und jungen Talenten liegen. Fotos: Südwesttextil

Besonders die Bereiche Bewerbermanagement, Recruiting, Digitalisierung und die Kommunikation mit den Auszubildenden sind Spannungsfelder, in denen die Unternehmen vor neuen Herausforderungen stehen. Die nächste Ausbilderaus-

„Krieg um (digitale) Talente – Millennials gewinnen und binden“. Die Autorin, Bloggerin und Rednerin entführte als „Sprachrohr der Generation Y“ in die Arbeitskultur der kommenden Generation mit „Feel Good Managern“, einer besonderen

für neues Denken und Handeln, und so appellierte die 32-Jährige an die Unternehmen, den Nährboden für das Potential der Millenials zu bieten und sich für kreative Ansätze zu öffnen. Rebekka Rüth


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Recht + Steuern

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Aktuelle Rechtssprechung aus berufenem Mund

Richter Pfeiffer gab den Teilnehmern wertvolle Tipps für die Praxis. Foto: Südwesttextil

Beim Südwesttextil-Seminar „Update aktuelle Rechtsprechung“ am 8. März in Filderstadt gab Referent Gerhard Pfeiffer, Vorsitzender Richter am Landesarbeitsgericht Stuttgart, den zahlreichen Teilnehmern einen guten Überblick über die jüngsten Entwicklungen und Änderungen.

Ein Themenschwerpunkt war der Umgang mit kranken Mitarbeitern und insbesondere die Einschaltung des medizinischen Dienstes und die Einladung von kranken Mitarbeitern zum Personalgespräch. Dabei zeigten die zahlreichen Rückfragen, dass dieser

Bereich in der Unternehmenspraxis nicht einfach zu handhaben ist. Richter Pfeiffer gab dann auch aus seiner Erfahrung wertvolle Tipps für die Praxis. So kann z. B. bei eindeutigen Fällen die Einschaltung des medizinischen Dienstes sogar schädlich für den Arbeitgeber sein. Außerdem gab der Richter einen Überblick über die aktuellen Entscheidungen zu Fragen der Arbeitszeit bei der Betriebsratstätigkeit sowie über die besondere Bedeutung des Datenschutzes bei Vertrauensstellungen. Anschaulich wurde dargestellt, dass aufgrund der besonderen Bedeutung hier bereits ein einmaliger Verstoß eine fristlose Kündigung rechtfertigen kann. Weiter konnten die Teilnehmer wichtige Hilfestellungen für die Beteiligung der Schwerbehin-

dertenvertretung von einem erfahrenen Praktiker erhalten. Aufgrund der gesetzlichen Neuregelung waren hier einige Unsicherheiten entstanden, insbesondere bei dem Ausspruch von Abmahnungen und Kündigungen. Licht ins Dunkel wurde auch hinsichtlich der Verzugspauschale bei nicht gezahltem Lohn gebracht. Diese fällt einmalig pro Monat an und kann nicht durch das Aufspalten in einzelne Lohnbestandteile vervielfältigt werden. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer Fragerunde, so dass die Teilnehmer gut für die Unternehmenspraxis gerüstet waren. Fragen an: Nathan Binkowski Tel.: +49 711 21050-21 binkowski@suedwesttextil.de

Entsendungen nach Frankreich rechtssicher gestalten

Foto: iStock.com/PIKSE

Seit dem Jahr 2014 ist in Frankreich eine regelmäßige Verschärfung der bei Entsendungen von Arbeitnehmern zu berücksichtigenden Vorschriften zu beobachten. Die Nichtbeachtung der erhöhten Verpflichtungen birgt vor allem finanzielle Risiken für den Arbeitnehmer aus Deutschland entsendenden Arbeitgeber. Neben hohen Bußgeldern droht insbesondere die Untersagung der Entsendung von Arbeitnehmern. Vor diesem Hintergrund gilt es, mögliche Stolperstellen zu identifizieren und Risiken von vornherein zu vermeiden. Die Entsendung wurde maßgeblich von der Rechtsetzung der Europäischen Union geprägt, zwischenzeitlich jedoch durch die Mit-

gliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt. Grundsätzlich liegt eine Entsendung vor, wenn Sie als außerhalb Frankreichs niedergelassener Arbeitgeber einem Arbeitnehmer eine Aufgabe zuweisen, die physisch in Frankreich verrichtet werden soll. Im Anschluss an die Ausführung der Aufgabe wird Ihr Arbeitnehmer wieder in Deutschland tätig. Die Entsendung kann daher sowohl in Form der Dienstleistungsentsendung als auch in Gestalt einer Konzernentsendung bzw. Entsendung in eine andere Niederlassung vorliegen. Einen Mindestzeitraum gibt es diesbezüglich nicht! Grundsätzlich muss jedes Unternehmen, das Arbeitnehmer nach Frankreich entsendet, für jede Art von Tätigkeit eine Entsendemeldung vornehmen. Die Entsendung ist vor dem Einsatz über das elektronische Portal „SIPSI“ (www.sipsi.travail.gouv.fr) des französischen Arbeitsministeriums zu melden. Die Entsendemeldung muss unter anderem Angaben zu dem entsendenden Unternehmen, zu dem zu entsendenden Arbeitnehmer einschließlich Arbeitszeiten und Entlohnung, zu Art, Dauer und Ort des Einsatzes sowie zu dem Vertreter Ihres Unternehmens in Frank-

reich („représentant“) enthalten. Ab Beginn dieses Jahres fallen dabei Gebühren von 40 Euro pro Entsendung und zu entsendenden Arbeitnehmer an. Bei fehlender Entsendemeldung droht hingegen ein Bußgeld in Höhe von bis zu 2 000 Euro pro entsandtem Arbeitnehmer. Im Falle einer Kontrolle durch die französischen Behörden sind durch den entsandten Arbeitnehmer zudem ein Exemplar der Entsendemeldung, sein Arbeitsvertrag, ein Gehaltsnachweis sowie zur Klärung der sozialrechtlichen Aspekte der Entsendung der Krankenversicherungsnachweis A1 (durch den Arbeitgeber bei der jeweiligen Krankenkasse des Arbeitnehmers zu beantragen) vorzulegen. Die A1-Bescheinigung gibt Auskunft darüber, dass der Arbeitnehmer während seines Einsatzes weiterhin in Deutschland sozialversichert bleibt. Die A1-Bescheinigung muss für jede Entsendung separat beantragt werden. Eine fehlende A1-Bescheinigung kann mit einer Geldbuße in Höhe der Beitragsbemessungsgrenze der Sozialversicherung geahndet werden. Das entsendende Unternehmen muss einen Vertreter in Frankreich bestellen. Dessen Aufgabe ist es, alle erforderlichen Nachweisunter-

lagen (im Einzelnen abhängig von der Dauer der Entsendung, jedoch insbesondere ein Attest über eine arbeitsmedizinische Untersuchung des entsandten Arbeitnehmers) bereitzuhalten und den Kontakt zu den französischen Arbeitsaufsichtsbehörden sicherzustellen. Die Bestellung zum Vertreter muss schriftlich in französischer Sprache in Form einer Vollmacht erfolgen und enthält zahlreiche verpflichtende Angaben. Als Vertreter können beispielsweise Arbeitnehmer aus einer Niederlassung in Frankreich oder auch eine französische Rechtsanwaltskanzlei dienen. Für die Dauer der Entsendung sind die Vorgaben des französischen Arbeitsrechts, insbesondere zu Arbeitszeiten und Arbeit an Sonn- und Feiertagen, der Gewährung des Mindestlohns („SMIC“, in 2018 je Stunde 9,88 Euro brutto) bzw. tarifvertraglicher Löhne, zu Urlaub und zur Arbeitssicherheit, einzuhalten. Auch hier drohen Geldbußen bei Verstößen. Bei Fragen beraten wir Sie gern! Fragen an: Robert Marx Tel.: +49 711 21050-19 marx@suedwesttextil.de


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Technik + Umwelt

Hohe Farbechtheit beim Druck

Prozesstechnisch abgestimmte Chemikalien bestimmen die Qualität Prozesstechnisch abgestimmte Chemikalien bestimmen die Qualität im digitalen Textildruck. Hervorragende Kantenschärfe, gute Farbechtheit und weicher Griff – so stellt man sich das optimale Ergebnis im textilen Inkjetdruck vor. Doch es ist nicht trivial, diese Anforderungen zu erfüllen und mit-

rung der Digitaldruck-Ergebnisse nur schwer umsetzen. Ein Screening der in Frage kommenden Chemikalien ermöglichte es, besonders geeignete Wirkstoffe zu identifizieren. In der nächsten Arbeitsphase wurden diese Chemikalien optimal hinsichtlich ihrer Verwendung als

Pigmenttinte und Druckkopf eines Digitaldruckers (unten) Fotos: DITF

einander zu vereinbaren. Die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf haben sich dieser Aufgabe gestellt und eine chemische Warenvorbereitung für den Inkjetdruck entwickelt. Zwar bietet der Markt bereits ein großes Angebot an Bindemitteln und Vorbehandlungschemikalien, die geeignet sind, die Oberfläche des textilen Druckuntergrundes zu modifizieren und für den Inkjektdruck zu verbessern. Doch durch die Fülle der verfügbaren chemischen Zusatzstoffe mit jeweils eigenen Wirkungsweisen ließ sich eine gezielte Verbesse-

Vorbehandlungschemikalien im Inkjetdruck eingestellt. Dabei passte man sowohl die Konzentrationen als auch die Mischungsverhältnisse der einzelnen Komponenten an. Besonders wichtig war hier die Justie-

rung der Fließfähigkeit, damit die chemischen Wirkstoffe weder zu dünn- noch zu dickflüssig für den Auftrag auf den Textilien ausfallen. Der nächste Schritt sah die Einstellung der Prozessparameter für den Auftrag der Vorbehandlungschemikalien vor. Die Menge der applizierten Chemikalien, die Art der Applikation und die Anpassung von Zwischentrocknungsphasen – alle diese Prozessschritte wirken sich letztlich auf das Druckergebnis aus. Die Optimierung erfolgte separat für verschiedene Applikationsverfahren wie Foulard, Siebdruck oder Inkjetdruck. Die innerhalb des Forschungsprojektes eingesetzten Pigmenttinten sind eine Eigenentwicklung der DITF: Aus organischen Farbpigmenten werden feinteilige Pigmentdispersionen hergestellt. Die Zugabe von Bindemitteln ermöglicht eine gute Haftung der Pigmente auf dem textilen Substrat. Und über die Beimischung von Additiven lassen sich weitere Eigenschaften der Pigmenttinten wie deren hygroskopische oder rheologische Merkmale beeinflussen. In Verbindung mit den ausgewählten Vorbehandlungschemikalien ermöglichen die Pigmenttinten hervorragende Druckergebnisse. Probedrucke auf Baumwollsubstraten zeigten ausgezeichnete Konturenqualitäten, Farbechtheit und hohe Farbtiefen. www.ditf.de

Termin vormerken

/ Thementag – Textiles Schadstoffmanagement im Zeitalter von REACH, DETOX & Co.

4. Juli 2018, Hohenstein-Academy, Bönnigheim

Jetzt anmelden unter www.suedwesttextil.de/veranstaltungen, hoefle@suedwesttextil.de oder +49 711 21050 - 14

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Termine 25. Bodensee-Forum Personalmanagement Sind auch Sie ein Forscher und Entdecker in Sachen HR-Management und auf der Suche nach Ideen, um in Ihrem Unternehmen neue Impulse zu setzen? Genau hier setzt das 25. Bodensee-Forum Personalmanagement „Expedition in die agile Arbeitswelt von morgen“ am 7. und 8. Juni auf Schloss Marbach an und startet eine Entdeckungsreise durch 25 Jahre Personalmanagement. Mehr unter www.biwe-akademie.de. ACHEMA 2018 Als Leitmesse der chemischen Prozessindustrie und angrenzender Industriezweige ist die ACHEMA, die dieses Jahres vom 11. bis 15. Juni stattfindet, die internationale Plattform für den Dialog zwischen Herstellern und Anwendern, zwischen Wissenschaft und Technik, zwischen Academia und Industrie. Mehr unter www.bw-i.de. AG Recycling der AFBW Die AG-Sitzung Recycling am 12. Juni dient als Plattform für den Austausch auf hohem Niveau zur Information, Inspiration und Anstoß neuer Entwicklungen. Mehr unter www.afbw.eu. 5. Technologietag Hybrider Leichtbau Zum fünften Mal treffen sich über 300 Fachleute und Anwender aus der Leichtbau-Branche am 25. und 26. Juni beim „Technologietag Hybrider Leichtbau“ im ICS der Messe Stuttgart. Die Konferenz mit begleitender Fachausstellung ist die wichtigste Veranstaltung zum Leichtbau im Südwesten. Mehr unter www.leichtbau-bw.de. AG Smart Textiles – Aktorik und Sensorik Die Funktionalisierung von Textilien umfasst einen sehr großen Anwendungsbereich, wobei die Anforderungen weiter zunehmen. Dabei spielen Aktoren und Sensoren eine immer größer werdende Rolle. Aus diesem Grund befasst sich am 28. Juni der AG Smart Textiles der AFBW mit diesem Themenbereich. Mehr unter www.afbw.eu.


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Index Buch Textiles Bauen

Technik + Umwelt

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Das neue Fiber Push Magazin

Textiles Bauen ist Zukunft – davon sind Südwesttextil und das Kompetenznetzwerk der Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) überzeugt. Denn durch die An- und Verwendung von textilen Materialien und Verfahren lässt sich das temporäre wie auch das permanente Bauen ästhetisch, nachhaltig, funktionell und innovativ gestalten. Textil ist Innovationstreiber und Impulsgeber für viele andere Branchen. Auch das Bauen kann mit textilen Materialien und Verfahren besser werden: innovativer, günstiger, formbarer, funktionaler, leichter und vieles mehr. Aus diesem Grund haben wir erstmals mit diesem Index-Buch:

/ ein Schaufenster spannender textiler Projekte / einen kompakten Blick auf textile Bautechniken / eine Liste mit 70 Firmen-Kurzprofilen textiler Anbieter für den Bau im Südwesten zusammengestellt Die Publikation erscheint als Projektveröffentlichung des AFBW-Projekts „BauTex BW“, gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg und kann unter www.bit.ly/ textilesbauen als eBook heruntergeladen werden.

Schon länger treibt die AFBW der Gedanke um, mit Technologie-Magazinen etwas tiefer in die Materie einzusteigen und die Potenziale unseres Werkstoffes detaillierter zu beschreiben. Endlich ist es soweit – und wo sonst sollte man beginnen, wenn nicht am Anfang: bei der Faser. Das erste Magazin einer neuen TechnologieMagazin-Reihe ist erschienen! Bedeutende Akteure der Szene kommen zu Wort und zeigen auf, was heute mit der Faser möglich ist und morgen sein wird. Das Magazin soll aber auch Anregung sein, die Faser neu zu denken. Aber warum hat die Faser so viel Potenzial? Wir sind Zeugen eines umfassenden Umwälzungsprozesses. Stichworte wie: Neue Mobilität, Megacitys und die Morgenstadt, Nachhaltigkeit, Smarte Werkstoffe und Technologien werden allenthalben diskutiert. Sicher ist, dass alte herkömmliche Lösungen alleine keinen Bestand haben werden. Dazu sind die Anforderungen an neue Produkte und Technologien zu komplex. Das neue Technologiemagazin gibt es hier unter www.suedwesttextil.de/ nachrichten/afbw-fiber-push-magazin zum Download. Das gedruckte Magazin kann unter ulrike.moeller@afbw.eu angefordert werden.

Sommerakademie in der Gatex

BionicWorkplace Die Zukunft der Arbeit wurde auf der Hannover Messe gezeigt. Mit dabei war ein Wearable, das die Zusammenarbeit von Menschen und Robotern optimiert. Neben der Serienfertigung gibt es in der Industrie einen Trend hin zur Individualisierung der Produkte. Eine zentrale Rolle spielen neben der digitalen Vernetzung ganzer Anlagen auch lernfähige Systeme mit künstlicher Intelligenz und Roboter, die Hand in Hand mit dem Menschen zusammenarbeiten. Im Foto: © Festo AG & Co. KG BionicWorkplace sind alle diese Anforderungen in einer zukunftsweisenden Arbeitsumgebung vereint. Zentraler Bestandteil der Arbeitsumgebung ist der BionicCobot. Der pneumatische Leichtbauroboter ist dem menschlichen Arm in seinem anatomischen Aufbau nachempfunden und löst – wie sein biologisches Vorbild – viele Aufgaben mit Hilfe seiner flexiblen und feinfühligen Bewegungen. Aufgrund seiner Nachgiebigkeit und seiner intuitiven Bedienbarkeit kann der BionicCobot unmittelbar und sicher mit dem Menschen interagieren. Dabei unterstützt er den Werker bei monotonen Arbeiten und übernimmt Handgriffe, die für den Menschen gefährlich sind. Den interaktiven Handschuh haben Elena Suleymanova und Niels Hämmerle, Studierende der Hochschule Reutlingen im Masterstudiengang Interdisziplinäre Produktentwicklung bei Prof. Martin Luccarelli, Inhaber der Südwesttextil-Stiftungsprofessur „Industrie- und Materialdesign“ , für den Projektpartner Festo entworfen.

Vom 3. bis 7. September findet wieder die Sommerakademie in der Gatex in Bad Säckingen statt. Das einwöchige Seminar in den Sommerferien richtet sich an Mitarbeiter und Auszubildende der kaufmännischen Abteilungen von Unternehmen der Textil- und Bekleidungsbranche, des Textilmaschinenbaus, der Zulieferindustrie und des Einzelhandels. Hier erfahren sie alles Wissenswerte über Faserstoffe, Textilerzeugung, Textile Prüfmethoden, Warenkunde Gewebe und Maschenware, Veredlung von Textilien und Funktionelle Textilien. Die maximale Teilnehmerzahl beträgt 24 Personen. Anmeldung über www.diegatex.de/weiterbildung


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Technik + Umwelt

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Aufräumarbeiten in „Pippi Langstrumpfs Klamottenkiste“ Das Restriktionsverfahren für CMR-Stoffe auf körpernahen Textilien geht auf die Zielgerade Im bisher weltweit größten textilen Restriktionsverfahren, dem REACHCMR-Stoff-Regulierungsverfahren für körpernahe Textilien, geht es auf die Zielgerade. Der EU-Gesetzesentwurf des für die Branche äußerst wichtigen Restriktionsverfahrens liegt nun mit erheblicher Verspätung zur Kommentierung vor. Vom deutschen Gesamtverband textil+mode bzw. vom europäischen Textilverband EURATEX nominiert hat unser Textilchemie- und Textilveredlungsexperte Dipl. Ing. (FH) Stefan Thumm das Verfahren in Brüssel vor Ort fachlich federführend begleitet. Die textilen REACH-Restriktionsverfahren haben sehr gerne eine schwedische Antriebsfeder. Das textile Weltbild der schwedischen Restriktionsmacher von der Chemikalienbehörde KEMI ist sehr auf Bekleidung fokussiert und blendet ganze textile Segmente und Thematiken mangels fachlicher Kenntnis oft einfach komplett aus. Die Vorbereitung dieser textilen Groß-Restriktion, die im Oktober 2015 von Seiten der KEMI startete, war dementsprechend völlig unzureichend im Vorfeld durchdacht worden. In diesem Verfahren war allein aufgrund der Wortes „körpernah“ dann doch noch sehr vieles mehr zu regeln, als man dies aus der skandinavischen Regulierungsecke zu Beginn meinte. Daher musste in der schwedischen „Pippi-LangstrumpfKlamottenkiste“ nun einmal zunächst von Seiten der Textiler aufgeräumt werden, damit die textile Gesetzgebung nach REACH-Art. 68/2 nicht nur für die Branche, sondern für alle im totalen Chaos und im Desaster endet. Das textile Universum führt bezüglich der Artikelanzahl gerne in die Unendlichkeit: von Unterwäsche, bügelfreien Hemden, Funktionstextilien, Bettwäsche, Kissen, Teppichen, Atemschutzmasken, Einwegoveralls, Wischtüchern, textilen Hygieneartikeln, Textilien für die Automobilindustrie bis zum medizinischen Nahtmaterial, einem Medizinprodukt der Klasse 3, war sehr vieles möglichst eindeutig zu regeln. Aber auch die Sportartikelindustrie hat eine Vielzahl von Artikeln und Themen, die an dieser Restriktion

Foto: iStock.com/urfinguss

hängen, die wir als Textiler gleich stellvertretend mitbedacht und mitverteidigt haben. Gemeinsam mit einzelnen Südwesttextil- und VTB-Mitgliedern abgestimmt, haben Stefan Thumm und Kollegen in den vergangenen Monaten die Rückfragen der EU-Kommission beantwortet, fachlich sehr viel aufgeklärt und den Geltungsbereich der Restriktion eingegrenzt, damit es nicht zu endlosen Überschneidungen mit anderen EU-Regulierungen bzw. Stoffmehrfachregulierungen kommt. Insoweit wurde von Seiten der textilen Verbände alles Durchsetzbare dafür getan, dass diese Restriktion nicht nur für die Textiler in Europa pragmatisch umsetzbar wird. Ein zähes Ringen, das sich aber am Schluss auszahlt, denn die EUKommission hat außergewöhnlich viele bzw. fast alle Vorschläge in den Gesetzestext aufgenommen. Körpernahe Textilien sind in der breit gefächerten Textilindustrie ein dehnbarer Begriff. Und obwohl am Beginn so ziemlich alles von den schwedischen Restriktionsmachern in einen Topf geworfen wurde, so wurden nun durch die Eingaben der Textiler, bis dato der Medizinproduktebereich, Veterinärprodukte, Textilien mit Lebensmittelkontakt, Arbeitsschutztextilien, textile Einmal-/Wegwerfartikel von der Restriktion ausgenommen bzw. eindeutig abgegrenzt. Aktuell steht in diesem Feld noch die auf unseren Vorschlag vorzunehmende Abgrenzung zur Spielzeugverordnung in der Diskussion. Recyclingmateri-

alen sind derzeit, obwohl wir explizit darauf hingewiesen haben, nicht von der Regulierung ausgenommen. Das ist gravierend, denn damit wird die von vielen gesellschaftlichen Kräften geforderte Ausweitung der „Circular Economy“ ausgerechnet durch NGO-Forderungen in ein sehr eng geschnürtes Grenzwertkorsett gezwängt und wohl vieles abgewürgt. Der Erhalt von wichtigen textilen Schutzfunktionen wie Flammund Brandschutz im Verbraucher-

bereich konnte bis dato durch eine Restriktions-Ausnahme bezüglich des Formaldehydgrenzwertes mit bis zu 300 ppm erreicht werden. Manche fluorfreie wasserabstoßende Kombi-Ausrüstung für Jacken und Mäntel kann mit diesem Grenzwert weiter in der EU durchgeführt und verkauft werden. Dieser 300 ppm Grenzwert geht analog auch mit den Ökotex-Grenzwerten für diese Artikel. Im Übrigen spricht eine neue amerikanische Studie den Stoff Formaldehyd von dem Generalvorwurf der kanzerogenen Wirkung beim Menschen frei. In der EU sieht man das trotz dieser neuesten US-Studien noch immer anders, daher entflammen die Diskussionen um diese Grenzwertausnahme aktuell von NGO-Seite neu und sehr emotional. Das EU-Stoffrecht ist aber keine Frage des Glaubens, sondern gründet in einer stringent naturwissenschaftlichen Basis. Stefan Thumm

Den kompletten Artikel gibt es zum Lesen unter www.suedwesttextil. de/nachrichten/pippi-langstrumpfklamottenkiste.

Das ECWRTI-Projekt – ein Baustein zu Zero-Liquid-Discharge Im Juni 2015 startete unter Beteiligung des europäischen Textilgesamtverbandes EURATEX ein dreieinhalbjähriges Textilabwasserprojekt mit dem Ziel, Lösungen zu finden, mit denen Wasser aus der Textilfärbung effizient und kostengünstig recycelt werden kann. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor. Das neue EColoRO-Konzept reduziert sowohl den Wasserverbrauch als auch die Kosten mit umweltfreundlichen Technologien, denn völlig gereinigtes Wasser, das wieder in den Textilveredlungsprozess eingespeist werden kann, soll nur noch um 2 Euro pro Kubikmeter kosten! Textilveredler können ihren Wasserverbrauch durch das EColoRO-Konzept, bestehend aus Elektrokoagulation mit Hilfe von Eisenionen und anschließender Membranfiltration, um bis zu 90 Prozent reduzieren, indem diese das Abwasser reinigen und anschließend wiederverwenden. Wissenschaftler haben eine Test-Recycling-Einheit aus zwei verschiedenen Prozessen entworfen, um das Wasser zu reinigen. Beim ersten Prozess, genannt Elektrokoagulation, werden mit Autofiltrationsmembranen alle kleinen Teilchen (Farbstoffe, Tenside etc.) herausgefiltert. Mit dem zweiten, dem Umkehrosmoseprozess, werden die gelösten Salze etc. entfernt. Eine strenge Kontrollanalyse bei jedem Schritt wird verwendet, um die Effizienz der verschiedenen Prozesse zu bestätigen.

Weitere Informationen unter www.ECWRTI.eu


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Technik + Umwelt

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Mega-Verfahren „Sevilla-Prozess“ – wir sind dran Die Positionen der Beteiligten liegen Lichtjahre voneinander entfernt

Die Technologien und Grenzwerte des Sevilla-Prozesses werden von Behörden als Richtschnur herangezogen. Foto: iStock.com/sspopov

Mitte Juni 2018 soll für die europäischen Textiler die heiße Phase des drei Jahre andauernden SevillaProzesses beginnen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. In den letzten Monaten wurden die nationalen Vorarbeiten der Textilverbände zu diesem Mega-Verfahren geleistet und sind nun weitgehend abgeschlossen. Der Sevilla-Prozess überarbeitet regelmäßig BVT (Best-Verfügbare-Technologien)-Merkblätter für die verschiedenen Industrien bzw. Anlagen, die der europäischen IED (Industrie-Emissions-Direktive) unterliegen. Nachdem nun die BVTMerkblätter für die Textilindustrie in die Jahre gekommen sind, steht ein Review-Prozess an, um sie an den technischen Fortschritt anzupassen. Dieses EU-Verfahren ist insbesondere für die Textiler in Deutschland relevant, da die darin beschriebenen Technologien, Grenzwerte etc. von den Behörden insbesondere zur Anlagen-Genehmigung usw. als Richtschnur herangezogen werden, auch wenn viele BVT-Schlussfolgerungen keinen eigentlich gesetzlichen Charakter haben. Für die EU-Textiler wird das nun neu ins Rollen kommende Verfahren alles andere als eine Routineveranstaltung, denn die Textilindustrie ist abermals die Pilotindustrie für ein nun wesentlich erweitertes und bisher in diesem Umfang noch nie dagewesenes Sevilla-Prozedere. Neu ist vor allem, dass nach Willen der Umweltbehörden der Geltungsbereich der bisher in der europäischen IED gefassten Anlagen im Bereich der Vorbehandlung und Färberei nun auf Anlagen im Ausrüstungsbereich ausgedehnt werden

soll. In Deutschland sind die bisher in der IED gefassten Anlagen auch unter dem Begriff der 10.10er Anlagen aus der TA-Luft bekannt, von denen es in Deutschland nur noch etwa 40 Stück bzw. in Bayern sieben und Baden-Württemberg nur noch fünf gibt. Im Vergleich zu den tausenden IED-Anlagen, z. B. Großfeuerungsanlagen, eine vergleichbar geringe Zahl. Aus fachmännischer Sicht betrachtet lässt diese Absicht der Umweltbehörden, die Ausrüstungsanlagen einzubeziehen, den SevillaProzess geradezu inhaltlich explodieren, denn textile Ausrüstung ist heute in einer Querschnittsindustrie, die in Deutschland vor allem verschiedenartigste technische Textilien herstellt, ein fast endlos weiter Begriff. Ob das jedem auf Seiten der Umweltbehörde bewusst ist? Es geht um sehr viel mehr Prozesse, Verfahren und Artikel, als das gängige Bild bei den Umweltbehörden, das wohl kaum mehr als einen Imprägnier-Foulard mit nachgeschaltetem Spannrahmen (10.23er Anlage) umfasst, widerspiegelt. So droht die Gefahr, dass die Gesetzgebung völlig überladen wird und diese sehr schnell multipel in anderen Industrie BREFs (Best Available Techniques Reference), wie z. B. bei der textilen Beschichtung im Lösemittel-BREF landet. Was gilt dann bzw. ist die Gesetzgebung überhaupt noch eindeutig und umsetzbar? Zweifelsfrei unterliegen diese Anlagen doch schon den sehr strengen deutschen Gesetzgebungen, wie der TA-Luft, dem Anhang 38 bezüglich des Abwassers u.v.m. Können allgemeine Key Environmental Issues (KEI) anhand der

Wollveredelung für alle anderen Fasern von Polyester über Baumwolle bis zu den Aramidfasern und deren multiplen Veredlungsprozessen treffend abgeleitet werden? Wohl eher nicht, sondern es bräuchte bei dieser Vorgehensweise noch ein paar Dutzend Ricardo-Studien mehr, das Stück für ca. 200 000 Euro, die für die jeweils verschiedenen Fasern und deren Veredlungsgänge die KEI herausarbeiten. Zudem müssten die Studien dann auch den Stand der Technik abbilden. Ein weiteres Sevilla-Feature ist das im März 2018 in Helsinki von den Umweltbehörden gestartete HAZBREF-Projekt (Identification of hazardous chemicals in the IED BREFs), das dem Sevilla-Prozess Vorschläge etc. zuliefern soll. In einer Sitzung in Berlin im April 2018 stellte das deutsche Umweltbundesamt (UBA) die Arbeitspakete des Projekts den Umweltexperten der textilen Verbände unter dem Dach des Gesamtverbands textil+mode vor. Vor allem die enge Verknüpfung des Sevilla-Prozesses mit REACH ist das Ziel dieses Projektes. Die Pilotindustrie für das HAZBREF-Projekt ist abermals die Textilindustrie. Beim Thema REACH werden nicht nur immer mehr Textiler hellhörig, sondern zunehmend setzt sich aufgrund der mangelnden Zielerfüllung des REACH-Systems bzw. der vielen Kollateralschäden die Erkenntnis in der Industrie durch, dass REACH ein Fehlschlag für die EU wird. Allein das noch immer andauernde nationale Chaos um die REACH/CLP-Neueinstufung beim Formaldehyd aus dem Jahr 2014 sollte für dieses Projekt schon ein schlechtes Beispiel genug sein. Daher stellt sich auch bei HAZBREF die Frage, ob das Projekt sinnvoll sein kann. Doch HAZBREF wartet mit noch mehr Ungereimtheiten auf und ist z. B. mit dem Ziel gekoppelt, den Schutz der Ostsee voranzutreiben. Viele Teilnehmer am HAZBREF-Projekt bzw. Ostsee-AnliegerStaaten, wie Finnland, Schweden, Dänemark etc. haben gar keine Textilanlagen (mehr), die der EU-Industrie Immissions-Direktive (IED) unterliegen. Also verbleibt das EULand Polen mit ein paar IED-TextilAnlagen, da auch Ostdeutschland

keine hat. So verwundert es doch, dass neben dem deutschen UBA in Dessau auch das Umweltamt von Schleswig-Holstein im Projekt mit NGO’s und Co ist. Auch in diesen Landesgrenzen gibt es keine IEDAnlage. Dieser „nichtbetroffene“ Kreis wird also dem Sevilla-Prozess Ratschläge über BVT unserer Industrie erteilen... Fachlicher und repräsentativer wird das zu erwartende Ergebnis aufgrund all dieser Tatsachen, das dann für ganz Deutschland und Europa gelten soll, eher nicht. Auch der Zeitrahmen des HAZBREFProjektes passt nicht zum SevillaProzess, denn das Projekt läuft drei Jahre und bis dahin muss der Sevilla-Prozess schon abgeschlossen sein. Daher möchte man in einem Jahr Teilergebnisse nach Sevilla liefern. Ob das die Qualität der Vorschläge erhöht? Alle anderen Aspekte und Ziele des HAZBREFProjektes (Emissionen, Arbeitsschutz etc.) werden bereits geregelt bzw. werden gerade durch REACH durcheinandergebracht. Irrungen und Wirrungen, und keinem der Umweltexperten aus den deutschen Textilverbänden erschließt sich die Sinnhaftigkeit dieses Projektes. Insgesamt sind die initialen Positionen, die von den Textilverbands-experten unter dem Dach von t+m abgestimmt wurden, sehr eindeutig. Verglichen mit der Position des deutschen UBA liegen sie jedoch Lichtjahre auseinander. Die generelle Befürchtung der Verbandsexperten ist, dass ein mit allerhand Projekten überfrachteter und sowieso schon sehr umfangreicher Sevilla-Prozess am Ende zu einer Gesetzgebung führt, die nicht mehr umsetzbar ist bzw. die Dinge verschlimmbessert. Sie mit fachlichem Input und sinnvollen Lösungsansätzen in die richtige Richtung voranzubringen, daran arbeiten die textilen Verbände gemeinsam mit Partnern aus der Industrie, wie beispielsweise am ZLD-Ziel (ZeroLiquid Discharge). Fragen an: Dipl.-Ing.(FH) Stefan Thumm Tel.: +49 151 281 090 45 umwelt@suedwesttextil.de


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Zu guter Letzt

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Boss meets Bauhaus Der Hugo Boss Award wurde am 15. März zum dreißigsten Mal an der Staatlichen Modeschule Stuttgart verliehen und stand anlässlich des kommenden hundertjährigen Jubiläums unter dem Motto „Bauhaus“. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Boss und Bauhaus in einem Atemzug genannt werden – die Bewegung und ihre Werte sind Teil der DNA des Modehauses und spiegelt sich in zahlreichen Kollektionen wider. Eine Hommage an das Bauhaus schafften die drei Preisträgerinnen Kerstin Issig, Alexandra Beck und Anna-Laura Pfister auf ganz unterschiedliche Weise. Gemeinsam mit ihren Kommilitonen des zweiten Ausbildungsjahrs der Modeschule erhielten sie im September die Aufgabe, bis November eine Kollektion zu entwickeln. Vier Silhouetten – ein Casual und ein Formal Couple für den Boss Menswear Kunden – waren die Aufgabenstellung, dazu kamen Schlüsselbegriffe wie „klar“, „ausgewogen“ oder „funktional“. Zusätzlichen musste eine Präsentation mit Musik, Moodboards, Stoffen, Zutaten und Details zur technischen Verarbeitung erarbeitet werden. Was jeder der Nachwuchsdesigner letztendlich daraus kreierte, lag an den individuellen Inspirationen und Recherchen. Besonders interessant an dem Projekt war, dass nach einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung in Metzingen, die den Studierenden die Türen zu den Kreativbereichen öffnete, auch das Team der Hugo Boss AG parallel an demselben Thema arbeitete. Den ersten Platz erlangte schließlich Kerstin Issig mit „emBOSSed work“. Die Inspiration für ihre Arbeit zog die staatlich geprüfte Modedesignerin und Maßschnei-

inspirieren. Anstatt nostalgisch auf die Zeit zurückzublicken, nahm die Kollektion das Motto zum Anlass weiterzudenken. Und so wurden die Sakkos nicht klassisch mit einem Knopf versehen, sondern bekamen Bauchtaschen. Deren Form leitete sich wiederum von der Bauhausschrift ab, die auch in Slogans wieder aufgenommen wurde. Den dritten Preis erhielt Anna-Laura Pfister. Die Maßschneidergesellin widmete sich in ihren Ausarbeitungen besonders dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe und dem von ihm konstruierten Farnsworth-Haus. Farben und Materialien der Kleidung beruhten auf einer genauen Studie des Hauses und berücksichtigten den Leitsatz „Less is more“. Besonders mit sparsamen aber durchdachten Details wie den eingeschnittenen, fast unsichtbaren Taschen, wurde dieses Motto perfektioniert. Rebekka Rüth

20 junge Produktentwickler Mode recherchierten, sammelten und konzipierten Stück für Stück in mehrwöchiger Projektarbeit, feilten an Ideen und Designs und entwarfen schließlich eigene Menswear- Kollektionen. Fotos: Staatliche Modeschule Stuttgart

derin vor allem aus dem Leitbild des Bauhauses. So beschäftigte sie die Tatsache, dass sowohl bei der Architektur als auch bei Mensch und Mode das Gesamtbild am wichtigsten ist. Trotz klarer Linien und Strukturen, die die Hülle nach außen zeigen, kommen die kleinen Details der Schichten von innen heraus. Zusätzlich beschäftigte sie die Kombination aus Funktionalität und Ästhetik, denn „Schön ist, was funktioniert!“. Die bemerkenswerte Symbiose der klassischen Boss Menswear Zielgruppe mit

»Das staatliche Rentensystem wird uns nur ein wesentlich niedrigeres Rentenniveau als das aktuelle ermöglichen. Wir werden uns selbst kümmern müssen. Und wir werden es nicht schaffen, einen halben anspruchsvollen Rentner sowie die eigene Familie und ihre Altersvorsorge zu finanzieren.« Marcus Ewald, Bundesvorsitzender des Jungen Wirtschaftsrates, in der WELT

futuristischer Funktionalität spiegelte sich in der Material- und Zutatenauswahl wider: Hochwertige Wollstoffe, hydrophobe Futter, gebondete oder geklebte Reißverschlüsse und Bänder, die sich durch Paspelknopflöcher gezogen, wieder in die gerade geometrische Schnittführung einfügen. Alexandra Beck belegte mit ihrer Arbeit „rethought thoughts“ den zweiten Platz des Awards. Die junge Designerin ließ sich vom Mut zum Hinterfragen und zum aus der Box denken der Bauhaus-Bewegung

Die Gewinnerinnen (v.l.n.r.): Anna-Laura Pfister (3. Preis), Kerstin Issig (sitzend 1.Preis), Alexandra Beck (2. Preis)

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Der Bezug der Südwesttext ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Druck DCC Kästl e.K. Ostfildern-Kemnat Auflage 1 600 Exemplare Erscheinungsweise zweimonatlich


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