SO LÄUFT’S
b e s s e r m ac h e n – G r e e n ovat i o n
LEMON JELLY
ZERO WASTE Die portugiesische Procalçado Gruppe ist einer der größten Produzenten von Schuhkomponenten in Europa. Ihr Repertoire reicht von Lauf- und Innensohlen über Design und Entwicklung von Schuhen bis hin zu eigenen Marken wie Lemon Jelly. Ab Herbst/Winter 2019 wird es eine Wasteless-Line geben, die Produktionsabfälle recycelt. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Procalçado
José Pinto setzt auf Nachhaltigkeit durch innovative Produktionsprozesse.
N
achhaltig seit Beginn: Seit der Gründung 1973 denkt Procalçado langfristig, be sonders seit Anfang der 2000er-Jahre, als zahlreiche Kunden ihre Produktionen nach Asien verlagerten. „Damals haben uns viele geraten, nach China zu verlagern. Aber wir haben uns für den so zialen und nachhaltigeren Weg entschieden. Wir sind stolz, dass heute Marken wie Birkenstock, Gabor oder Filling Pieces bei uns fertigen lassen“, sagt José Pinto, CEO der Procalçado Gruppe. Aktuell stellt die Firma rund sechs Millionen Paar Sohlen jährlich her und ge neriert einen Gesamtumsatz von 25 Millionen Euro. Nachhaltigkeit ist für Pinto ein tägliches Anliegen. Gerade erst wurden Plastikflaschen und Einwegplas tikbecher im gesamten Unternehmen durch Glas und Porzellan ersetzt. Bereits 2017 wurden 900 Solarpa neele auf den Dächern der Fabrik installiert, um den Strombedarf von rund fünf Gigawatt weitestgehend selbst zu erzeugen. „Durch erneuerbare Energien sind wir unserem Ziel zur CO2-neutralen Produktion einen großen Schritt näher. Schon 2014 haben wir durch Einsatz eines neuen Reinigungsverfahrens unse ren Wasserverbrauch um 60 Prozent gesenkt.“
Die unverwechselbaren Chelsea Boots von Lemon Jelly werden künftig aus recyceltem Material hergestellt.
UP- AND RECYCLE
„Grundsätzlich ist Plastik kein schlechtes Mate rial, das Problem entsteht erst, wenn man es nicht recycelt“, sagt José Pinto. In der eigenen Produktions stätte ist das daher oberstes Entwicklungsgebot: Bis 2020 soll die Produktion vollständig ohne Abfall verursachung von statten gehen. Außerdem soll die CO2-Emission um weitere 90 Prozent gesenkt werden und sämtliche Materialien zur Schuhproduktion aus recyceltem Plastik gewonnen werden. Das bedeutet konstante Forschung: „Die Technik, die wir heute anwenden, um aus fehlerhaften Schuhen neue zu produzieren, hat es vor einem Jahr noch nicht ge geben“, erklärt Pinto. Federführend in der Erprobung neuer Technologien ist die eigene Gummistiefel- und Schuhmarke Lemon Jelly, die zahlreiche Innovations preise gewonnen hat. Jetzt hat PETA sie als 100 Pro zent vegan zertifiziert. „Das bedeutet nicht nur, dass unsere Schuhe ohne Tierleid entstehen, sondern auch, 102
style in progress
dass wir etwa sechs- bis zehnmal weniger Treibhaus emissionen bei der Produktion verursachen als identi sche Schuhe aus Leder. Wir wollen aufzeigen, dass es umweltfreundlichere Alternativen zu den klassischen Produktionsmethoden gibt“, erklärt der Firmenchef. Lemon Jelly macht ein Drittel des Gesamtumsatzes der Firmengruppe aus und wird in über 35 Länder exportiert. Auf der Premium in Berlin wird die neue Wasteless-Line mit derzeit drei Modellen vorgestellt. Und José Pinto freut sich auf eine weitere Premiere in Berlin: „Wir sind mit einem Gemeinschaftsprojekt auf der Neonyt im Kraftwerk vertreten, wo wir eine Sohle vorstellen, für die der Markt vor zehn Jahren noch nicht bereit war. Ich glaube mittlerweile hat jeder verstanden, dass es an der Zeit ist, konsequent zu handeln.“