Mein erstes Geschichteheft SoSe 2013

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Er will ja nur spielen Warum der vielleicht polarisierendste Lehrende der Uni Wien, Lothar Höbelt, zwar eine arme Kreatur aber trotzdem gefährlich ist. Lothar Höbelt hat es eigentlich immer leicht gehabt. Ganz egal, was er gemacht hat, – sei es die Nähe zu mehr oder weniger rechtsradikalen Organisationen, seien es Aussagen, die haarscharf am NS-Verbotsgesetz vorbeischrammen – immer ist darüber hinweggesehen worden. Um genau zu sein - all das wird ihm in der Öffentlichkeit gar nicht vorgeworfen. Und so steht Lothar Höbelt zwanzig Jahre nach seiner Habilitation vollkommen „unbeschadet“ da und wirft in Lehrveranstaltungen mit Göring-Zitaten1 um sich. Aber wie ist es eigentlich dazu gekommen? Im Folgenden eine kleine Zusammenschau seines Wirkens! Was feststeht ist, dass L.H. vermutlich nie wirklich organisiert war. Weder in einer Partei, noch in einer Korporation. Dem Vernehmen nach soll er zwar als junger Mann bei verschiedensten politischen Richtungen Anschluss gesucht, sich aber nirgends so wirklich daheim gefühlt haben. Den Weg in seine politische Rolle bereitete ihm schließlich – laut einem Artikel der Zeitschrift Datum – der „Weltgeist“2, darunter macht‘s ein L.H. ja auch nicht. Und weil sich L.H. gern als Kosmopolit darstellt und die Medien ihm das immer wieder glauben, tauchte dieser Weltgeist nicht etwa als Norbert Steger, Adam Wandruszka oder in Gestalt anderer konservativer oder nationaler Figuren österreichischer Provenienz auf, sondern in Gestalt der britischen, ultra-konservativen Premierministerin Margret Thatcher. Ihr Wille, alles wieder umzudrehen3, also soziale Verhältnisse zu schaffen, die den Standards des 19. Jahrhunderts entsprechen, war der ausschlaggebende Punkt. Im Nachhinein erscheint das logisch. Je reaktionärer, desto besser, scheint die Maxime zu sein, der sich L.H. in den darauf folgenden Jahren, also seit Beginn der 1980er, verpflichtet fühlt. Was ihn allerdings von Thatcher unterscheidet, ist, dass er sich wohl nicht, oder wenigstens selten, ins 19., sondern meist in die erste Hälfte des 20. Jahrhundert zurückgesehnt hat. Folgerichtig engagierte er sich also in diversesten rechtsradikalen Zusammenhängen. Sei es, dass er 1991 Jörg Haider berät, wie er mit der Aufregung um seinen Sager von der „ordentlichen Beschäftigungspolitik im Dritten Reich“4 umgehen soll, sei es, dass er während der 1990er Jahre regelmäßig in der „Aula“5, deren „Hauptschriftleiter“ Herwig Nachtmann 1995 wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt wird, publiziert6, oder dass er 1998 einen Beitrag in einer Festschrift für den damals gesuchten Holocaust-Leugner David Irving 1 2 3 4 5 6

http://derstandard.at/3260452 (Zugriff: 17.01.2013) Datum, 04/06, Spaßvogel der Nationalen Datum, 04/06, Spaßvogel der Nationalen  Datum, 04/06, Spaßvogel der Nationalen ( Haider hatte am 13. Juni 1991 im Kärnter Landtag gesagt: „Na, das hat’s im Dritten Reich nicht gegeben, weil im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht, was nicht einmal Ihre Regierung in Wien zusammenbringt. Das muss man auch einmal sagen.“ Nach einem Misstrauensantrag von SPÖ und ÖVP musste er von seinem Amt als Landeshauptmann zurücktreten) Rechtsextremes österreichisches Magazin, ausführlich siehe: http://www.doew.at/frames.php?/ projekte/rechts/organisation/aula.html (Zugriff: 17.01.2013 http://derstandard.at/1216918677686 (Zugriff: 17.01.2013)


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