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ZeltenDiplomatie

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Stammgäste

Stammgäste

Jeweils genau 1 kg Zelten für den Herrn Pfarrer, den Bürgermeister und den Obmann des Fremdenverkehrsverbandes. Diese drei Würdenträger bekommen die größten Brocken der vorweihnachtlichen Köstlichkeit.

Fein säuberlich ist das in einem schriftlichen Memo festgehalten, um folgenschwere Präjudizfälle tunlichst zu vermeiden. Und natürlich will man auch niemanden auf den „unteren Rängen“ vergessen. Der Gendarm, der Mesner, Bergführer, Lehrer, Kapellmeister, Feuerwehr- und Schützenkommandant, Wegmacher und andere hilfreiche wie nützliche Funktionäre werden mit einem halben Kilo Zelten wohlwollend bedacht.

Das Rezept, nach dem die Chefin selber alle Zutaten penibel mit der Hand geschnitten in einer mächtigen Holzwanne zusammenmischt, ist jedenfalls noch erhalten. Und sogar die Original-Holzwanne gibt es noch!

Holpriger Fortschritt

1971 beginnt Heinrich Klier mit dem Bau der Stubaier Gletscherbahn und errichtet dafür die Straßenverbindung von Ranalt bis zum Talschluss in Mutterberg.

1973/74 gehen die untere Sektion der Seilbahn und ein Gletscherlift, der vorerst nur zu Fuß erreichbar ist, in Betrieb.

Vom Erfolg der Gletscherbahn werden die Unterkunftgeber und Restaurants in Neustift völlig überrascht, niemand hat wirklich schon mit Wintersportgästen im Herbst gerechnet. Herta Zittera erzählt, dass sie 1973 zu Beginn der ersten Gletschersaison ihren Betrieb als einzigen in Neustift über Allerheiligen geöffnet hat. Dabei wird ihr Haus in einer unglaublichen Weise erstürmt, die Leute müssen zum Essen auf der Treppe im Hausgang sitzen, die letzten Nahrungsvorräte reichen gerade aus, um alle einigermaßen satt zu bekommen. Die hungrigen Gäste helfen dem überforderten Personal, indem sie selbst ihre Bestellungen auf Bierdeckel schreiben.

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