Life is a Beach No.6

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Life is a Beach

Shooting

Der Ellenbogen ist unser Ruhepol und der Ort, an dem eindrückliche Aufnahmen für unsere aktuelle Kampagne entstanden sind. Erinnerungen an besondere Stunden am Meer.

Urgestein

Einheimische und Stammgäste lieben das Restaurant Königshafen. Kristina Hansen leitet den Familienbetrieb in der fünften Generation und verknüpft Sylter Geschichte mit Modernem.

A magazine about things we like.

Lieblingsteil

Designerin Glenda Scipio nimmt uns mit nach Nepal und erklärt anhand einer kleinen Bildergeschichte, wie genau Sweater Bella dort sorgsam von Hand gefertigt wird.

Auszeit

Was gibt es Schöneres, als den Tag am Strand zu verabschieden? Regelmäßig zieht es uns in die Rantumer Dünen. Im Samoa Seepferdchen warten köstliche Gerichte und Drinks.

SEASON 2023 Nº 6

We Love Cashmere

Frühjahr-/Sommerkollektion 2023

Vom Meer inspiriert

Würde dieser Tag doch nie zu Ende gehen! Weicher Sand unter den Füßen, Salz auf der Haut und über dem Wasser die Sonne, die langsam untergeht.

„Nur eben schnell das Lieblingsteil aus kuscheligem Cashmere überziehen, um den Moment voll und ganz zu genießen“, sagt Glenda Scipio, die eben diese Stimmung mit der aktuellen Frühjahr- und Sommerkollektion einfangen wollte. In ihrem Hamburger

Atelier träumte sich die Co-Founderin von STEPHAN BOYA zurück an die Strände von Sylt, ließ sich ein Stück forttragen und inspirieren von Erinnerungen an Licht, Farben und Sinneseindrücke. Sommerliche Töne wie Azurblau und Zitronengelb gehören genauso zur Damenkollektion wie sanfte, natürliche Nuancen: zartes Rosa, helles Lila, Creme und Koralle.

Die Farbwelt von STEPHAN BOYA entfaltet sich in einer Vielfalt an Schnitten und Details – mal oversized wie beim Chunky Sweater Lilli aus traumhaft weichem, extra

dickem Rippstrick, mal gerade geschnitten wie beim kurzen, luxuriösen Cardigan Samoa. Flauschiger Begleiter für Spaziergänge am Wasser ist der leichte Long Cardigan Nori aus ultrasoftem Nimbus-Garn.

Hingucker in der Strandbar definitiv Rippstrick-Sweater Joy in Cremeweiß mit Streifen in Regattablau und einseitiger Knopfleiste.

Ein Favorit auch von Kampagnen-Model Vlada, die das Strand-Shooting zusammen mit dem männlichen Model Phil sehr genossen hat. „Gerade die gemeinsamen, sehr emotionalen Motive machen das Gefühl von Geborgenheit sichtbar, das uns Cashmere schenken kann“, sagt Glenda Scipio.

In ihrer Herrenkollektion – Essentials wie immer lässige Seemanns-Troyer und Kapuzenpullover wie das leuchtendblaue Modell Jimmy – spielt sie mit Tönen von Meer und Wasser. Das zarte Hellgrau passt perfekt zu dem Sweater aus dickem, grobgestricktem Rippstrick – ein lässiges Teil wie gemacht, um es auf bloßer Haut zu tragen. Nach einem Tag am Meer. •

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Shooting am Ellenbogen

Die Natur als Kulisse

Was für eine Stimmung. Wenn wir uns die Bilder zu unserer aktuellen Kampagne anschauen, dann sind wir sofort wieder da. Erinnern uns an die beiden sonnenverwöhnten Tage im vergangenen September und an Weststrand und Ellenbogen – den Norden der Insel, den wir als privaten Ruhepol nicht mehr missen mögen. Und wir denken an das großartige Team, das uns für das Shooting in insgesamt drei Autos über die Insel begleitet hat.

Nachdem wir bereits als Auftakt mit Fotografin Anka Bardeleben die Locations ausgesucht hatten, mussten am Tag des Shootings alle früh raus – wir wollten unbedingt das Morgenlicht einfangen!

Dabei hatten wir es so eilig loszukommen, dass wir alle tatsächlich unsere Hair- und Make-up-Artist Claudia Schlifter im Haus vergaßen hatten. Erst auf der Fahrt fiel uns auf, dass sie in keinem der Fahrzeuge saß. Also noch einmal retour, um etwas später so zügig wie möglich die gesamte Ausrüstung in Klappschubkarren zum Meer zu befördern. Allerdings mussten wir nach einer Stunde, in der unser Model Vlada barfuß in Shorts und zitternd ihr Bestes gegeben hatte, eine kleine Pause einplanen. Es war einfach zu kalt! Dafür wurden wir später mit Sonne belohnt.

Auch auf der Aussichtsdüne beim Lister Weststrand, von der aus man einen unverstellten Blick Richtung Ellenbogen hat. Was für ein wundervolles Motiv, auf dem Vlada auf dem hölzernen Geländer sitzt und ihren Gedanken nachzuhängen scheint.

Warum IBELIV perfekt zu STEPHAN BOYA passt

Exotischer Luxus mit Seele

Glenda Scipio: „Letzten Sommer hat man mich selten ohne meine Rio-Bag von IBELIV gesehen. Die große, lässige Tasche ist ein absoluter Allrounder für Einkauf oder Strand – auch dank der praktischen Innentaschen. Unglaublich, was alles reinpasst, und wie strapazierfähig dieses handgemachte, erstaunlich weiche Modell aus Raphia ist. Weil ich finde, dass die nachhaltige Marke perfekt zu unserem Store passt, komplettieren ausgewählte Teile das Angebot von STEPHAN BOYA.“

Auf den ersten Blick steht IBELIV für hochwertige, handgefertigte Taschen und zeitlos elegante Hüte aus nachhaltigen Materialien. Beim genauen Hinschauen wird deutlich, dass das im Namen verborgene Motto „I  believe“ nicht bloß die Biografie der Gründer spiegelt, sondern in jedem noch so kleinen Detail steckt, das die Marke unverwechselbar macht.

Wie ein Lieblingsteil entsteht Making

Der Fliederton des Mantels, den sie auf einem Foto trägt, passt so gut zur urwüchsigen Heidelandschaft im Hintergrund. Und wir wurden belohnt.

Und wenn man die Fotos betrachtet, die sie zusammen mit unserem männlichen Model Phil zeigen, dann könnte man beinah meinen, es handle sich um private Aufnahmen. Die transportierten Emotionen passen unglaublich gut zur Kollektion und zur gesamten Philosophie von STEPHAN BOYA Cashmere ist ein feines Naturmaterial, das man zu jeder Gelegenheit tragen kann. Warum also nicht am Strand? Ein herrliches Gefühl auf der nackten, salzigen Haut. Und wie eine zärtliche, wärmende Umarmung, wenn es kühler wird. Auf Sylt, Ibiza und überall sonst, wo man lässige Eleganz mag. Cashmere ist so viel unkomplizierter, als manche Menschen denken.

Wir selbst sind die allergrößten Fans und tragen unsere Lieblingsteile ständig. Auch auf unseren ausgedehnten Spaziergängen Richtung Ellenbogen. Wenn man einen klaren Kopf bekommen möchte, dann gibt es nichts Besseres als diese extreme Weite fernab jeglichen Trubels. Unvergleichlich bei Sonnenaufgang wie bei Sonnenuntergang. Ein echtes Geschenk, wenn die Natur in immer andere Farben getaucht wird. Und so war auch am Tag des Shootings ein wenig Durchhaltevermögen gefragt: Wir mussten einfach sehen, wie das schwindende Tageslicht nicht nur die Landschaft, sondern auch unsere Entwürfe noch einmal ganz neu in Szene setzte. •

Die Entwicklung jeder neuen Kollektion gleicht einer persönlichen Reise. Hier gewährt Glenda Scipio Einblicke in den Produktionsprozess eines echten Lieblingsteils und nimmt uns dazu mit ins ferne Nepal. Am Fuße des Himalaya wird mithilfe von Experten jede Idee, die zuvor in ihrem Kopf und dann auf dem Skizzenblock Gestalt angenommen hat, technisch perfekt umgesetzt. So auch Sweater Bella aus feinstem Nimbus-Garn, der bloß ein Highlight der kommenden Herbst-/ Winter-Saison sein wird.

01 Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir bereits seit mehr als zehn Jahren mit unserer Strickerei in Nepal zusammenarbeiten. Zunächst bekommt der Familienbetrieb Skizzen und Beschreibungen der einzelnen Modelle geschickt, um Musterteile für uns herzustellen. Schließlich ist jedes Detail von Bedeutung – die Strickstruktur genauso wie ein Reißverschluss oder die Auswahl von Knöpfen. Sind alle Muster perfekt, geht es an die Herstellung der Kollektion.

die per Hand nacheinander die Maschen beziehungsweise Kanten der Einzelteile gezogen werden. Mit einem Pedal wird der Nadelkreis gedreht, um die Teilstücke zu verbinden. Für die spezielle Stricknaht ist ein Nähwagen zuständig, der sachte über die Nadeln fährt.

03 Hemming wird der Prozess genannt, in dessen Rahmen sorgfältig alle Endings wie Kragen oder Bündchen zusammengenäht werden. Hier ist ein besonderes Gespür für die unterschiedlichen Garne nötig. Nicht verwunderlich, dass erfahrene Expertinnen auch diesen Schritt übernehmen.

04 Beim Controlling wird jeder fertige Style akkurat auf einem Leuchtkegel platziert, um genau überprüfen zu können, ob Strickfehler oder andere Mängel zu finden sind. Ist dies der Fall, wird das Teil entweder behutsam korrigiert oder komplett neu gefertigt.

05 Die weißen Leisten, die hier zu sehen sind, halten das fast fertige Modell Bella in Form, bevor es zum Abschluss gesteamt, also mithilfe von heißem Dampf vorsichtig geglättet wird.

Am Anfang steht die Geschichte von Tiana. Eine alleinerziehende Mutter, geboren auf Madagaskar, die ihrem Sohn ein unbeschwerteres Leben bieten möchte, als jenes, das sie selbst bislang geführt hat. Sie tut alles, um Liva eine Ausbildung zu ermöglichen. Und als dieser Jahre später in Frankreich erkennt, dass eine Karriere als Wirtschaftsprüfer nicht das ist, was ihn erfüllt, besinnt er sich zurück – auf seine Wurzeln und auf seine Liebe zu Handwerk und Kreativität. Zusammen mit seiner Mutter erweckt er die Marke IBELIV zum Leben. „Die Techniken von gestern angewendet auf die Bedürfnisse von heute, in der Hoffnung, morgen besser zu leben.“ Mittlerweile steht dahinter ein Team aus mehreren Hundert madagassischen Frauen, die nach uralten Handwerkstechniken jedes einzelne Kollektionsteil fertigen und damit die Möglichkeit erhalten, beruflich und finanziell unabhängig zu sein. Jede Kreation

trägt den Namen der Frau, die diese Masche für Masche mit geduldiger Akkuratesse und untrüglichem Gespür für Schönheit gehäkelt hat. Verwendet werden besonders weiche und gleichzeitig kräftige Fasern der Raphia-Palme, die aus entlegenen Wäldern der

Insel stammen. Ein Schatz, den es zu erhalten gilt. Dass zudem ausschließlich pflanzlich gegerbtes Leder verwendet wird, ist für Liva und Tiana selbstverständlich. Denn IBELIV steht für den Respekt vor Material und Mensch – genau wie STEPHAN BOYA •

Auf dem ersten Foto ist eine Handstrickmaschine mit gegenüberliegend angeordneten Nadelreihen zu sehen. Jede Nadel strickt eine Masche, die durch den darübergleitenden Strickschlitten, welcher den Faden führt, Nadel für Nadel abgestrickt wird. Indem sich der Schlitten von rechts nach links und wieder zurück bewegt, entsteht Reihe für Reihe das Strickstück. Besondere

Muster wie Intarsien oder Jacquards lassen sich mithilfe einer zusätzlichen, entsprechend programmierten Lochkarte kreieren. Warum eine Handstrickmaschine benutzt wird? Reiner Handknit würde pro Teil mehrere Tage in Anspruch nehmen. Auf die von uns gewählte Weise sind es immer noch mehrere Stunden – bei kurz geschnittenen Modellen wie Bella ungefähr vier.

02 Ein weiterer Produktionsschritt, der viel Fingerspitzengefühl erfordert, ist das sogenannte Linking. Dabei werden die zu verbindenden Strickstücke – zum Beispiel Vorder- und Rückenteil – sorgsam zusammengefügt. An der Linking-Maschine sind in Kreisform Nadeln angebracht, über

06 Das Einnähen des Etiketts per Hand ist so etwas wie das i-Tüpfelchen. Es erfüllt mich immer mit einem gewissen Stolz, den Namen STEPHAN BOYA in einem fertigen Teil zu lesen. Es zeigt mir, dass das, was zunächst nur eine Idee war, eine ganz konkrete und wunderbar kuschelige Gestalt angenommen hat.

07 Am Ende werden die Modelle für den Versand vorbereitet und in Polybags verpackt. Wir sind allerdings stetig auf der Suche nach alternativen und umweltverträglicheren Verpackungen, die Cashmere während des Transportes von Nepal nach Deutschland ebenso gut vor Feuchtigkeit schützen wie zurzeit die Polybags. Wenn ich darüber informiert werde, dass Kollektionsteile unterwegs nach Hamburg sind, bin ich selbst nach all den Jahren voller Vorfreude. Und das Auspacken fühlt sich für mich jedes Mal ein bisschen an wie Weihnachten. •

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of Bella

Restaurant Königshafen

Ein Stück Sylter Geschichte

Wenn sie zusammen mit ihrer Familie auf dem Deich am Königshafen unterwegs ist, mit Wind im Gesicht und Ausblick auf die nördlichste Bucht Deutschlands, auf die See und den unglaublich weiten Himmel darüber, dann weiß Kristina Hansen, dass sie auch wegen der Natur zurückgekommen ist.

Nach einer Ausbildung zur Hotelfachfrau und Stationen in der Schweiz, in London und Neuseeland, hatte die heute 41-Jährige zunächst mit einer Karriere in Hamburger Luxushotels geliebäugelt. Und sich dann, nachdem sie „bei Papa ausgeholfen“ hatte, doch noch für eine Ausbildung zur Köchin und damit die Fortführung einer Lister Institution entschieden, die bereits seit 1881 existiert: Seit fast zwölf Jahren führt Kristina Hansen zusammen mit ihrem Mann das Restaurant Königshafen in die Zukunft – mit Herzblut und ohne dabei ihre Wurzeln zu vergessen.

und Prinz-Heinrich-Mütze, die Damen mit üppig verziertem Sommerhut. Oder auch das Zollboot, mit dem ihr Ururgroßvater als Kapitän zwischen List und dem dänischen Hoyer seinen Dienst tat. Und doch ist diese längst vergangene Geschichte Teil ihrer eigenen. Anekdoten vom Vorfahren Lille Peer, dem Eierkönig von List, genauso wie von der Großmutter, die in den 60er-Jahren, als die Saison noch kurz war, beherzt in die eigene gute Stube lud, wenn im Gastraum zu viel los war. „Der Restaurant-Alltag hat auch mein Leben geprägt, und ich wusste immer, was es heißt, selbstständig zu sein“, sagt die dreifache Mutter. Sie erinnert sich gut daran, wie sie als Kind morgens nach den beliebten Bingo-Abenden die Plättchen in der Gaststube vom Boden auflas. Und dass sie dankbar dafür war, dass Mutter und Vater trotz ihrer vollen Tage immer greifbar waren, weil das Privathaus sich direkt hinter dem Restaurant befand. Heute lebt Kristina Hansen selbst mit ihrer Familie dort. „Meine Eltern wohnen immer noch in der Nähe und kommen fast jeden Tag vorbei.“

Hansen. Selbstverständlich setze ihr Mann Patrick, ein angesehener Koch, der schon im Rantumer Söl’ring Hof gearbeitet und einst für das A-Rosa den ersten Stern mit erkocht hat, auch weniger traditionelle Gerichte wie Loup de Mer mit Risotto und „einem Schäumchen“ auf die Karte. Doch man wisse eben sehr genau und respektiere, was die Gäste am liebsten mögen. Schließlich kommen manche schon seit Jahrzehnten in den Königshafen.

Messinglampen und holzvertäfelte Wände

sich 200 Jahre lang ebenfalls eine Gaststätte befand – bevor Ende 2022 plötzlich die Bagger anrückten. „Wir wollen das Alte bewahren“, sagt Kristina Hansen mit Nachdruck, aber unaufgeregt. Wie alle alteingesessenen Lister verfolgt sie aufmerksam, was an neuen Bauprojekten umgesetzt wird. Zu viele, wenn es nach ihr geht. „Infrastruktur und Dienstleistung kommen kaum hinterher.“ Auch interessante gastronomische Angebote gebe es zu wenig.

Es ist nicht so, dass sie jeden Tag vor den alten Bildern stehen bleiben würde, die in den Gasträumen hängen oder im Büro. Leicht vergilbte Schwarz-Weiß-Fotografien, die herausgeputzte Herrschaften im Garten zeigen – die Herren mit Schnauzer

Natürlich, möchte man sagen, denn Familie Hansen und der Königshafen sind nicht wegzudenken aus List. Ein klassischer Dorfkrug, in dem die Einheimischen Taufen, Hochzeiten und runde Geburtstage feiern, und ein Spezialitätenrestaurant, in dem Zweithausbesitzer einkehren, um mit vorfreudigem Lächeln Kutterseezunge oder Scholle mit Speck zu bestellen. „Fast 95 Prozent sind Stammgäste“, sagt Kristina

Mit viel Feingefühl und Liebe zum Detail hat das Paar in den vergangenen Jahren nicht nur die Küche komplett, sondern zudem die vier „Stübchen“ renoviert. „Lounge-Musik und Grautöne finden die Menschen in den Städten. Hier haben wir auch noch Messinglampen.“ Und holzvertäfelte Wände. Und Gemälde, die von der urwüchsigen Landschaft draußen erzählen. Und einen idyllischen, von Hortensien umstandenen Garten. 140 Jahre verpflichten: Kein Restaurant in der Gegend ist so alt wie der Königshafen. Wie besonders das ist, erkennt, wer den öffentlichen Aufschrei verfolgt hat, der den Abriss des Alten Gasthofs begleitet hat. Als guter Nachbar stand ein Stückchen entfernt das im Jahr 1650 erbaute inseltypische Friesenhaus, in dem

„Wer uns in der Saison besuchen will, der muss inzwischen vorher reservieren.“ Und dass wie überall auch auf Sylt das Personal knapp ist, ist längst keine Neuigkeit mehr. „Nur wenige Einheimische kommen zurück, um die elterlichen Betriebe zu übernehmen, so wie ich es getan habe.“ Die eigenen Kinder sind noch viel zu jung, um darüber nachzudenken, ob sie eines Tages das familiäre Erbe fortführen werden. Ob sie die sechste Generation sein wollen. „Keiner muss“, sagt Kristina Hansen. Sie hält es da wie die eigenen Eltern.

Mittags, wenn das Personal nach den ersten Vorbereitungen eine Pause macht, dann genießt die Chefin die Ruhe im Restaurant, zupft Kissen zurecht oder gießt Blumen. Und auch, wenn Kristina Hansen wirklich nicht der Typ Mensch ist, der sich mit der eigenen Familiengeschichte oder gar der Sylter Herkunft brüsten würde, erfüllt sie der Anblick dessen, was genau vor ihr liegt, mit Stolz. Aber danach muss man sie erst fragen. Nordisches Understatement eben. •

Wer sehr früh dran ist, der sieht Jan Hansen vielleicht draußen auf dem Meer. Ganz klein, hinten auf den Wellen, allein mit seinem Board. Aber wer sonst ist schon um 5 Uhr morgens am Strand unterwegs? Selbst wenn der 42-jährige Sylter mittlerweile nicht mehr jeden Tag auf dem Wasser sein mag – frühes Aufstehen oder ungemütliches Wetter haben ihn noch nie geschreckt. Nicht als neugieriges Kind, das früh seine Leidenschaft für Windsurfing entdeckt hat. Und schon gar nicht als erfahrener Surflehrer, der seit drei Jahren die eigene Wassersportschule „Waves & Wind“ in List leitet.

In der Saison – zwischen Ende Juni und September – ist viel los an der Hafenstraße. Dann meldet sich nicht nur an, wer Surfen oder Kiten lernen will, sondern es kommen auch die zurück, die etwas komplett Neues ausprobieren wollen. So wie die Trendsportart Wing Foil, von der Jan Hansen sich gut vorstellen kann, dass sie das Kiten demnächst ablösen wird. Er selbst musste auch erst ausprobieren, wie man dank eines Tragflügels unter der Oberfläche perfekt übers Wasser schwebt. Dass er es gelernt hat, versteht sich von selbst. Schließlich hat er auch schon einem 82-Jährigen das Kiten beigebracht. Ursprünglich wollte der gebürtige Lister das elterliche Restaurant Königshafen übernehmen. Gesundheitliche Gründe zwangen ihn, seinen Plan zu überdenken. Und aus der Surf-Passion wurden erst ein Job und dann die Selbstständigkeit. In der geschützten, dem Watt zugewandten Bucht, nach der das Traditionshaus seiner Familie benannt ist, bringt sein Team heute

Anfängern die ersten Manöver auf Surfbrett oder SUP bei. „Je nach Tidenstand ist die Flachwasserbucht ein Stehrevier“, sagt der 42-Jährige. Die Surfspots für Fortgeschrittene befinden sich an der windigen Westseite der Insel. Mit dem großen RIB-Schlauchboot, das Jan Hansen vor ein paar Jahren angeschafft hat, um einen mobilen Stützpunkt am Ellenbogen zu ersetzen, geht es hinaus. Dicht vorbei an der Vogelschutzinsel Uthörn, ein Stückchen am Ellenbogen entlang. Nicht ungewöhnlich, dass man ein paar Robben sieht. Und manchmal herrscht auch ordentlich Seegang. „Für die meisten Schüler ist bereits die Bootsfahrt ein Abenteuer“, sagt Jan Hansen.

Wer sollte besser wissen als er, dass heute deutlich mehr los ist auf dem Wasser als noch in den 90er-Jahren. „Aber jeder vernünftige Surfer lebt im Einklang mit der Natur.“ Und mit Zunahme des Tourismus’ habe auch deren offizieller Schutz zugenommen. Der Ellenbogen selbst, der an seiner fragilsten Stelle gerade einmal 330 Meter breit ist, und für dessen Umrundung man 14 Kilometer einplanen muss, ist ebenfalls ein artenreiches Vogel- und Naturschutzgebiet. Wildes Parken oder Campen sind genauso verboten wie Hunde ohne Leine – auch wegen der vielen frei laufenden Schafe. Wenn diese gemütlich auf der Mautstraße unterwegs sind, haben sie „Vorfahrt“. Dass an den Stränden Badeverbot herrscht, liegt an der lebensgefährlichen Tiefenströmung – nördlich der Halbinsel mit den beiden charakteristischen Leuchttürmen treffen Weltnaturerbe Wattenmeer und offene Nordsee aufein-

Der Surflehrer Jan Hansen früh morgens mit seinem Board am Strand ander. Für Wassersportler gibt es ein extra abgegrenztes Gebiet. „Man muss sich schon auskennen, denn mit den Stürmen ändern sich jedes Mal auch die Sandbänke“, sagt Jan Hansen. Ob er selbst schon bedrohliche Situationen erlebt habe? Klar. Einmal, als die Finne vom Board abriss, und das ablaufende Wasser ihn darauf Richtung Dänemark treiben ließ. Oder ein anderes Mal, als er im bloß knöcheltiefen Wasser kniete, aber partout nicht auf die Füße kam, weil der Sog so unnachgiebig war. Angst habe er nicht gehabt. „In solchen Fällen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren“, sagt Jan Hansen mit einer Selbstverständlichkeit, die nur einer haben kann, der mit den Gezeiten groß geworden ist. Das sei wie mit dem „Waschgang“, dem Moment, in dem die Welle einen für eine gewisse Zeit nach unten drücke. „Entweder du magst es, oder du hasst es.” Jan Hansen liebt, was er tut. Genau wie seine Crew, zu der auch ein

Mitglied der Familie Diedrichsen zählt. Diese gehört ihrerseits zur Listland-Eigentümergemeinschaft, in deren Privatbesitz sich der Ellenbogen befindet. „Quasi Verwandtschaft“, wie es der Surflehrer nennt. Er ist froh, dass die Natur, die ihrer aller Leben so sehr prägt, „unantastbar“ ist – anders als List selbst, wo eine Großbaustelle auf die andere folgt. Jan Hansen, der außerhalb der Saison mit seiner Lebensgefährtin Apartments vermietet, kommentiert das nicht weiter. Er lebt vom Tourismus, bleibt jedoch lieber auf Abstand.

Wenn er nahe der Buhne 16 in Kampen surft – eines seiner Lieblingsreviere –, hält er sich auch auf dem Meer gern abseits der anderen Surfer. Auf die Idee, sich später noch unter die Gäste der Strandbar zu mischen, käme er nie. Aber wenn alle nach Hause gehen, weil das Meer einmal richtig tobt, dann ist sein Moment gekommen. •

Perfekter Ausklang

26 Kilometer um den perfekten Sonnenuntergang zu erleben? Was ist das schon!

Um von List zum Samoa Seepferdchen zu kommen, brauchen wir mit dem Auto bestimmt eine halbe Stunde. Deshalb besuchen wir das Restaurant, das sich sanft in die Rantumer Dünen schmiegt, nicht ganz so häufig, wie wir es eigentlich gern würden. Dabei gibt es für uns kaum einen schöneren Ort, um einen entspannten Abend auf unserer Lieblingsinsel einzuläuten. Nach einem langen ausgefüllten Arbeitstag, der bloß noch gebührend verabschiedet werden will.

Bei gutem Wetter schnappen wir uns ein Glas Aperol am hauseigenen Kiosk, ziehen die Schuhe aus und gehen langsam die paar Meter bis zum Meer. Jeder einzelne Barfuß-Schritt im weichen, weißen Sand ist bereits pure Entspannung! In besonderer Erinnerung bleibt der Tag, an dem uns

Koch Jens Dührkop – seine Frau betreut als Store-Managerin unseren Shop in List –

unseren Korb in die Hand drückte, der ein Sundowner-Picknick mit GarnelenTempura und Schoko-Erdbeeren bereithielt. Dazu dann noch der rote Feuerball, der langsam im Meer zu verschwinden scheint. Das sind genau die Momente, die glücklich machen, oder?

Wenn die Sonne dann irgendwann weg ist, und wir nur einen Aperitif mit am Strand hatten, nehmen wir später noch auf der Terrasse oder im gemütlichen Restaurant Platz. Das Team von Jens Dührkop kombiniert gern fangfrischen Nordseefisch mit regionalen Zutaten, und wir müssen nicht lang in die Karte schauen, um etwas zu finden. Unseren Lieblingsdrink kennt die freundliche Crew, alle Nordisch by Nature, schon: Graham’s White Port mit Tonic. Der weiße, milde Portwein aus der sehr besonders gestalteten Flasche ist zusammen mit Fever-Tree und Eiswürfeln angenehm leicht. Ob es am Meeresrauschen liegt, dass der Cocktail zu Hause nicht ganz so gut schmeckt wie auf Sylt? •

Nº 6 SEASON 2023 6
Zu Besuch im Lister
Anekdote von Eierkönig Lille Peer
In der Welle zu Hause
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Mit der Fähre unterwegs

40 Minuten Urlaubsfeeling

Zwei Wege führen bekanntermaßen mit dem Auto auf die Insel. Und wie jeder, der das Glück hat, regelmäßig auf Sylt zu sein, kennen wir beide ziemlich genau – Nachteile wie Vorteile.

Selbst diejenigen, die die Fahrt mit dem Autozug über den Hindenburgdamm lieben – den unglaublich weiten Blick, das Eiland, das näher und näher kommt, und sogar das gemütliche Geschaukel –, haben bestimmt schon einmal in der ewig langen Schlange in Niebüll gestanden und gewusst, dass sie ihren Zug nicht mehr bekommen werden. Andererseits bringt der verlässliche Platz auf der Fähre von Römö aus wenig, wenn diese wegen Sturm und Wind ausfallen muss.

Mittlerweile sind wir bestimmt einmal im Monat in List – weil wir unseren Store besuchen, in Ruhe arbeiten und Kraft in der Natur tanken wollen. Wenn wir den Zug nehmen, dann gern den blauen, der auch etwas günstiger ist. Doch eigentlich schlägt unser Herz für die Überfahrt mit der rot-weißen Fähre. Nicht nur an Feiertagen, wenn auf dem Zubringer zum Autozug meist Ausnahmezustand herrscht. Warum das so ist? Weil schon die 40-minütige Überfahrt Urlaubsfeeling aufkommen

lässt! Man steigt aus dem Auto, und augenblicklich fällt alles von einem ab. Wind um die Nase, Blick aufs Meer, vielleicht noch eine Tüte Pommes in der Hand. Die längere Anfahrt durch Dänemark schreckt uns nicht, im Gegenteil, wir genießen sie mittlerweile.

Der Abschied macht Lust aufs Wiedersehen

Und gerade in der Saison ist die Direktverbindung von List nach RØmØ praktisch für uns, weil wir nicht noch durch Kampen und das verstopfte Westerland müssen, um zum Bahnhof zu gelangen. Also stehen wir stattdessen wieder oben an Deck und dürfen uns ganz langsam von Sylt verabschieden. Links die Vogelschutzinsel Uthörn und der Königshafen, vor uns die dänische Wattenmeerinsel, deren Landschaft der ihrer deutschen Nachbarin so ähnlich ist. Ganz langsam wird unsere Insel kleiner, und in dem Maß, in dem der Abstand zunimmt, wächst schon wieder die Vorfreude aufs nächste Wiedersehen. •

Stephan Boya Beach House

Dünenstraße 3

25992 List auf Sylt

T 04651 835 59 20

E beachhouse@stephanboya.com

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Herausgeber: Stephan Boya GmbH, Kuchelweg 13, 22605 Hamburg, stephanboya.com Gestaltung: Format Design Hamburg, Projektleitung: Katja Lippert Kommunikation, Mail: press@stephanboya.com, Druck: Newspaperclub, newspaperclub.com
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