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Stürmischer Mozart
Alina Ibragimova, Kristian Bezuidenhout & Kammerorchester Basel
Iris Szeghy (1956*)
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«Hommage à Mednyánszky» für Streichorchester
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 29 in A-Dur KV 201 1. Allegro moderato 2. Andante 3. Menuetto 4. Allegro con spirito
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Wenn Samt klingen könnte, dann wäre der Anfang von Mozarts Sinfonie Nr. 29 aus Samt. Dieses zarte und trotzdem starke Gewebe verdichtet sich langsam in vollkommenem Gleichgewicht der Bewegungen. Die verschiedenen Sätze der Sinfonie verbinden sich über thematische Figuren. Der berühmte Mozartforscher Alfred Einstein hat einmal sehr schöne Worte für diese Musik gefunden: «Es ist ein neues Gefühl für die Vertiefung der Sinfonie, ihre
Rettung aus dem bloss Dekorativen. Die Instrumente wandeln ihren Charakter; die Geigen werden geistiger, die Bläser vermeiden alles Lärmende.»
So gilt die 1774 komponierte Sinfonie Nr. 29 in der Forschung denn auch immer wieder als vorläufiger Höhepunkt Mozarts. Sie markiert mit ihrer ausgearbeiteten Sonatensatzform, der kontrapunktischen Arbeit und ihrer Ausdrucksstärke eine klare Weiterentwicklung zu allem Vorherigen. Ausschlaggebend für diese veränderte Art der Komposition dürfte Mozarts vorangehende Wienreise gewesen sein.
Die Sinfonie Nr. 29 vereint gekonnt überschäumende Lebensfreude und Virtuosität mit intimer Klanglichkeit. Der 1. Satz beginnt ungewöhnlicherweise im Piano, in welchem die Streicher das erste Thema vorstellen. Auch das zweite Thema wird nur von den Streichern eingeführt. Darauf folgt ein dichtes, kontrapunktisches Netz, in dem die Themen bis zum Schlusstakt präsent bleiben und sich die Einzelstimmen emanzipieren. Die Melodien werden, fast wie in einem Streichquartett, auf die einzelnen Stimmen verteilt. Der 2. Satz wirkt wie ein langsamer Gesang der Streicher mit rhythmischem Pendelschlag, der ungeahnte Instrumentalfarben freisetzt. Das Menuetto dreht sich um einen punktierten Rhythmus und stellt damit einen Bezug zum vorausgehenden Satz her. Das Finale besticht schliesslich mit virtuosen Läufen und Verzierungen sowie einer klug gearbeiteten Durchführung.

Gut dazu passt das 4. Violinkonzert. Mozart komponierte es 1775 mit 19 Jahren in nur wenigen Tagen. Eine Besonderheit der Violinkonzerte liegt darin, dass es nur fünf von ihnen gibt. Denkt man an die Zahl der Opern, Sinfonien oder Klavierkonzerte ist das verschwindend wenig — im Falle Mozarts. Ausserdem wurden vier davon im gleichen Jahr geschrieben. Auch hier sprühen die Einfälle, aber nicht exaltiert. Eher quellen sie unaufgeregt und in grösster Natürlichkeit aus sich selbst heraus. Da funkeln die Motive, beantworten sich gegenseitig, ahmen Dudelsäcke nach und vergehen im Nichts. Der Kopfsatz beginnt marschartig und weist einen eigentümlichen motivischen Umgang auf: Das Soloinstrument steuert zum Hauptthema des Orchesters noch ein eigenes Thema bei. Die Durchführung arbeitet dann kaum mit Material der Exposition und die Reprise wiederum endet ungewöhnlicherweise mit dem Hauptthema. Mozart schafft dem Solisten damit eine wunderbare Bühne, um sein virtuoses Können zu präsentieren. Im Mittelsatz stehen ausdrucksvolle Kantilen der Solostimme im Fokus. Das Finale springt zwischen zwei musikalischen Ideen hin und her. Mozart zitiert darin den «Strassburger», ein gavottähnliches Thema im Mittelteil, das dem damaligen Publikum bekannt gewesen sein dürfte. Ergänzend an Mozarts Seite treten zwei eher unbekannte Komponisten: Michael Haydn ist der Bruder Joseph Haydns. Er lebte lange Zeit in Salzburg, wo er die Nachfolge Mozarts als Organist der Dreifaltigkeitskirche antrat und neben Mozart die führende Musikerpersönlichkeit am fürsterzbischöflichen Hof war. In seinem Schaffen nahm besonders die Kirchenmusik einen Schwerpunkt ein. In seinen Instrumentalwerken findet Michael Haydn stets fantasievolle Besetzungen. So kommt beispielsweise auch in der Sinfonie Nr. 34 das Fagott im zweiten Satz zu einem Solo, eine für diese Gattung grosse Besonderheit. Dass Michael Haydns Schaffen heute kaum bekannt ist, dürfte daran liegen, dass seine Werke zu Lebzeiten nicht verlegt, sondern in handschriftlichen Kopien von Kloster zu Kloster übergeben wurden.

Die «Hommage à Mednyánszky» der 1946 geborenen Komponistin Iris Szeghy ist ein Auftragswerk für das Kammerorchester Basel. Die Komponistin entstammt einer ungarischen Familie, wuchs in der Slowakei auf und lebt seit vielen Jahren in Zürich. Ihre Werke erscheinen in Konzertprogrammen auf der ganzen Welt. Szeghys Schaffen kumuliert in zwei Hauptmotiven: «[...] die Tradition der europäischen Musik der letzten drei Jahrhunderte und die gegen diese Tradition gerichteten avantgardistischen Tendenzen der letzten fünfzig Jahre. […] Das ‹Neue› wird in das ‹Alte› integriert und umgekehrt.» (Peter Zagar)
Alina Ibragimova
Die Geigerin Alina Ibragimova wurde 1985 im russischen Polewskoi (Ural) als Tochter eines tatarischen Musikerehepaars geboren. Als Fünfjährige nahm sie ihre Violinausbildung an der GnessinMusikakademie in Moskau auf. Nachdem die Familie 1995 nach London gezogen war, setzte Alina Ibragimova ihr Studium bei Natalya Boyarskaya an der Yehudi Menuhin School und bei Gordan Nikolitch am Royal College of Music fort. Ausserdem wurde sie von Christian Tetzlaff im Rahmen der Kronberg Academy unterrichtet. 2008 erhielt sie den «BorlettiBuitoni Trust Award», 2010 den «Royal Philharmonic Society Young Artist Award». Alina Ibragimova interpretiert Musik aus fünf Jahrhunderten: Auf der Barockvioline gestaltet sie Werke von Biber, Bach oder Vivaldi, doch auch die grossen Violinkonzerte der Klassik, Romantik und des 20. Jahrhunderts sowie zeitgenössische Partituren zählen zu ihrem Repertoire.
Kristian Bezuidenhout
Kristian Bezuidenhout ist einer der renommiertesten Tastenkünstler der Gegenwart, der auf dem Hammerflügel, dem Cembalo und dem modernen Klavier gleichermassen zu Hause ist. Er ist künstlerischer Leiter beim Freiburger Barockorchester und Principal Guest Director bei The English Concert. Er ist regelmässiger Gast bei führenden Ensembles und ist bereits mit vielen gefeierten Künstler*innen aufgetreten. Seine reichhaltige und preisgekrönte Diskografie bei Harmonia Mundi umfasst unter anderem die gesamte Klaviermusik Mozarts (Diapason d'Or de L'année, Preis der Deutschen Schallplattenkritik & CaeciliaPreis). 2013 wurde er vom Gramophone Magazine als Künstler des Jahres nominiert und erhielt 2019 die «Wiener Flötenuhr» der Mozartgemeinde Wien für seine Aufnahmen von Mozarts Musik für Tasteninstrumente.
Kristian Bezuidenhout gilt als Spezialist im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis.
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Hören Sie rein in eine Geschichte von Franz Hohler

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