Kiss 2017/2018

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KISSSELF

YOUR

GEMEINSAM

SELBST

BESTIMMT

Chemnitzer Zeitschrift für Selbsthilfe 2017/18

WIR - GEMEINSAM - VIELFÄLTIG WILLKOMMEN

BEWEGEN

SELBSTHILFE

in der Selbsthilfe

nicht nur reden

inter@aktiv


UNSERE FACHBEREICHE

Zeisigwaldstraße 101, 09130 Chemnitz I info@bethanien-sachsen.de, www.bethanien-chemnitz.de

Telefon: (0371) 430 - 0

Immer in guten Händen. Klinik für Anästhesiologie / Intensivtherapie - Multimodale Schmerztherapie

Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie - Darmkrebszentrum

Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie Klinik für Rheumatologie Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie - Lokales Traumazentrum - Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung

Klinik für Urologie

- Prostatakarzinomzentrum - Beckenbodenzentrum - Kontinenzsprechstunde über Sächsisches Beckenbodenzentrum

Notaufnahme

Seelsorge

Zentrales Einweisungs- und Bettenmanagement

Sozialdienst

Ambulantes OP-Zentrum

Krankenhaushilfe „Grüne Damen“

Gastroenterologische Endoskopie

MVZ`s und Poliklinik

Urologische Endoskopie

Radiologie und Nuklearmedizin

Physiotherapie

Ev. Berufsfachschule für Krankenund Altenpflege

Ergotherapie


Editorial

LIEBE

LESErINNEN, in dieser Ausgabe unserer Selbsthilfezeitung beschäftigen wir uns mit dem Thema Vielfalt. In Chemnitz gibt es über zweihundert Gruppen, die sich mit den vielfältigsten Themen beschäftigen von A wie Allergie bis Z wie Zwillings- und Mehrfacheltern. Und in denen naturgemäß auch die verschiedensten Menschen zusammentreffen: Junge, Alte, Weibliche, Männliche, Transgender, Betroffene oder Angehörige, Erfahrene, Suchende… Vielfalt überall: Vielfalt der Generationen und Nationen, fällt mir da sofort ein. Oder jetzt im Wahlendspurt besonders präsent, die Vielfalt der Parteien, eine Vielfalt an Berufs- und Ausbildungsmöglichkeiten, Sport- und Gesundheitsangeboten. Auch kulturell hat

unsere Stadt viel zu bieten. Da fällt es manchmal schwer, sich zu entscheiden. Und wie ist es bei Ihnen, wie sieht es mit der Vielfalt in Ihrem Leben aus? Schätzen Sie sie oder fühlen sie sich manchmal verunsichert? Wir wünschen Ihnen jedenfalls vielfältige Anregungen bei der Lektüre unseres Heftes und vielleicht ist ja auch etwas für Sie dabei. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass es ein ureigenes Bedürfnis aller Menschen ist, eigenständig und verbunden zu gleich zu sein. Wie in dem Gedicht von Nazim Hikmet so schön beschrieben

INHALT Willkommen in Chemnitz Seite 6 Alles, was wir für andere tun, tun wir auch für uns Seite 7 Gemeinsam Gärtnern, Ernten und Feiern Seite 8 Family Culture Club Seite 9 In Liebe aufwachsen Seite 10 Binationale Familien Seite 11 Familienselbsthilfe – Starke Eltern-starke Kinder Seite 12 „Anders Drauf“ Seite 16 Parkinson trifft Tango Seite 17 Selbst-Hilfe-Werksatt Seite 18 Lebenskünstler Seite 19 „different people“ Seite 20 Sächsische Migrantenorganisationen Seite 21 Selbsthilfegruppe Übergewicht Seite 22 Selbsthilfegruppe Pflegende Angehörige Seite 23 Selbsthilfe im Internet Seite 24 Eine Selbsthilfegruppe - Ist das was für mich? Seite 26

„LEBEN WIE EIN BAUM, EINZELN UND FREI UND BRÜDERLICH WIE EIN WALD, DAS IST UNSERE SEHNSUCHT.“ Ihre Susann-C. Koch und das Redaktionsteam

Anlaufstelle für alle Selbsthilfeinteressierten WIR INFORMIEREN | MOTIVIEREN | BERATEN | UNTERSTÜTZEN | VERMITTELN | VERNETZEN

IMPRESSUM HERAUSGEBERIN: KISS, Stadtmission Chemnitz e.V., verantw. Susann-C. Koch AUTORINNEN: Christine Roscher, Gudrun Burkhardt, Susann-C. Koch, Ilona Oehmig, Gisela Mende, Iris Tätzel-Machute, Lutz Richter, Wolfgang, Till, Mika Kempe, FOTOS: Daniela Schleich, Susann-C. Koch, Lutz Richter, Selbsthilfegruppen SATZ&LAYOUT: Stadtstreicher GmbH Verlag&Werbeagentur ANZEIGEN: Katrin Kastell, Nico Bazan COVER: shutterstock / Cienpies Design Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden. Urheberrechte bleiben bei der Herausgeberin bzw. AutorInnen. MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DER AOK PLUS SACHSEN UND THÜRINGEN


KOLUMNE

GESUCHT WIRD VIELFALT

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er ICE von Dresden nach Köln fährt pünktlich auf dem Bahnsteig dreizehn in Leipzig ein. Ich finde einen freien Platz und vertiefe mich schnell in mein Kreuzworträtsel. Gesucht wird „Vielfalt“ mit 10 Buchstaben. Das Wort fasziniert mich und ich lasse es in Gedanken auf mich wirken. Genauso wie in den zahlreichen Selbsthilfegruppen sind auch in meinem Zugabteil die unterschiedlichsten Personen unterwegs. Und Vielfalt gibt es überall – in der Natur, in der Familie, in der Religion, im Klassenzimmer, auf dem Sportplatz – Vielfalt kennt keine Grenzen. Ich schaue mich im Abteil um. Mir gegenüber sitzt eine junge Frau mit einem bunten Kopftuch und schaut interessiert auf ihr Smartphone. Kein Haar ist in ihrem hübschen Gesicht zu sehen. Zwei Mädchen, so zwischen 6 und 8 Jahre alt, sitzen sich am Fenster gegenüber. Die eine ist blauäugig mit blonden, langen, glatten Haaren und die andere schaut mit großen braunen Rehaugen um sich. Ihre dunklen widerspenstigen Locken hat sie zum Pferdeschwanz zusammen gebunden. Die drei sprechen miteinander deutsch und

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gehören offensichtlich irgendwie zusammen.Vielleicht sind es Mutter und Tochter mit deren Freundin? Auf dem Tisch in der Mitte zwischen unseren vier Plätzen liegt allerlei Kram - ein Malbuch, rote, gelbe, blaue und grüne Filzstifte sowie Chips, Kekse, Cola und eine Wasserflasche. Auf der anderen Seite des Zugabteils sitzt nebeneinander ein älteres grauhaariges Pärchen und unterhält sich ziemlich laut. Ihre Sprache verstehe ich nicht. An ihrer Gestik kann ich erkennen, dass es in ihrem Streitgespräch um ein sehr persönliches Problem geht. Ihnen gegenüber am Fenster hat ein dunkelhäutiger junger Mann im „feinen Zwirn“ Platz genommen – die schwarzen Locken fallen ihm auf die Stirn. Er ist mit mir in Leipzig eingestiegen. Aus seiner Aktenmappe hat er sofort einen Laptop geholt und schon war er in einer anderen Welt – bunt und vielfältig. Neben ihm sitzt ein älterer Herr und hat eine Zeitung aufgeschlagen. Ein junger Vater kommt mit seinem kleinen Sohn den Gang entlang. Der kleine Bursche hüpft lachend an den Reisegästen vorbei. Er freut sich – einfach so.

In letzter Minute vor der Abfahrt kommt eine ältere Dame mit einem ziemlich großen Reisekoffer in unser Abteil. Einen freien Platz kann sie nicht finden. Der junge Mann klappt seinen Laptop zu und bietet seinen Fensterplatz an. „Dankeschön – ich fahre nur bis zum Flughafen“ sagt sie und lässt sich erschöpft auf den Sitz fallen. „Hut ab“, denke ich mir, „so viel Solidarität hatte ich im Zug noch nicht erlebt!“. Die blonde Zugbegleiterin möchte die Fahrkarten sehen. Meine Zugfahrt geht langsam zu Ende. Das Kreuzworträtsel ist gelöst – für „Vielfalt“ mit 10 Buchstaben ergibt sich „Bandbreite“. Für ein paar Stunden war ich mit den unterschiedlichsten Menschen verbunden - freundliche, schweigsame, höfliche, geheimnisvolle – jeder hat ein anderes Leben. Auf dem Bahnsteig in Hannover herrscht reges Treiben – auch hier bunt und vielfältig. Meine beiden Enkelmädchen lösen sich aus dem Kreis der Wartenden und rennen mir entgegen „Hallo Oma! Es gibt heute Abend bunte Nudeln!“ Na toll - da bin ich hier also richtig! GUDRUN BURKHARDT


© Foto: casenio AG

Im Auto sind Assistenzsysteme fast nicht mehr wegdenkbar, ob Bremse oder Lenkung: Überall kontrollieren und prüfen Sensoren Sicherheit und korrekten Verlauf. Diese moderne Elektronik hält inzwischen auch Einzug in unsere Wohnungen – und bringt eine Menge Vorteile insbesondere für ältere oder kranke Menschen. Was an Hilfsmitteln möglich ist, was man braucht und wo man als Betroffener auch finanzielle Unterstützung bekommen kann, weiß Angela Uhlemann, Fachbereichsleiterin für Reha-Technik bei Reha-aktiv.

WOHNUMFELDBERATUNG - INTELLIGENTES SICHERHEITSSYSTEM

Das Konzept heißt „Smart Living“. Klar, jeder kann mal was vergessen, besonders im fortgeschrittenen Alter. Gerade in Verbindung mit einer Demenzerkrankung ist ein überlaufendes Waschbecken ärgerlich, ein Elektroherd im Dauerbetrieb aber sogar gefährlich. „Mittels moderner Technik kann man jedoch das Wohnumfeld ohne großen Aufwand deutlich sicherer und komfortabler gestalten. Sensoren erkennen und signalisieren nicht abgeschaltete Herdplatten oder eine offen stehende Wohnungstür, mit Bewegungsmeldern gekoppeltes Licht sorgt auch nachts für eine sichere Wegführung.“ Die Montage, so Angela Uhlemann, sei in der Regel unkompliziert. „Die Installation ist immer kabellos möglich. Eine Wartung oder der Austausch eines Sensors ebenfalls. Zudem kann man über diese Sensoren auch ein Abschalten elektrischer Geräte auslösen.“

Natürlich kosten Veränderungen Geld. Bei Umbauarbeiten im Wohnumfeld ist das Vorhandensein eines Pflegegrades wichtig, dann können Patienten von der Pflegekasse eine Unterstützung bis zu 4.000 Euro erhalten. Bei Ehepaaren, die gemeinsam in der Wohnung leben und beide einen Pflegegrad besitzen, haben beide Partner jeweils einen Anspruch auf die Förderung. „Aber die wenigsten Anspruchsberechtigten wissen das scheinbar, denn bundesweit rufen nur 1,06 Prozent von ihnen diesen Zuschuss ab. In Sachsen sind es sogar nur 0,9 Prozent“, so Angela Uhlemann.

eha-aktiv n will: Die R e s is w r h e fragen und Wer m en für Rück n Ih t h te s GmbH erfügung. n gern zur V e n o ti a rm Info Uhlemann Frau Angela 691055 emnitz.de Tel. 0371 3 ha-aktiv-ch re @ n n a m le angela.uh

Reha-aktiv GmbH · Goethestraße 5–7 · 09119 Chemnitz Tel.: 0371 3691012 · E-Mail: info@reha-aktiv-chemnitz.de www.reha-aktiv-chemnitz.de


„DEUTSCHLAND HAT UNS SO VIEL GEGEBEN, WIR WOLLEN WAS ZURÜCKGEBEN“

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del Matar trinkt gern schwarzen Tee - „wie meine Haut“ kommentiert er mit einem Augenzwinkern. Gut gelaunt erzählt er von seinen Projekten und etwas nachdenklicher von seiner Geschichte, die ihn mit seinen Eltern seit seinem zweiten Lebensjahr von Palästina über Syrien, Jordanien und viele weitere Zwischenstationen nach Deutschland brachte. Auf der langen Reise hat er nicht nur seine Eltern, auch seine schwangere Frau in Syrien verloren und vor kurzem nun auch noch seinen jüngeren Bruder. Man fragt sich, wie man so viel Leid ertragen kann. Doch er sprüht vor Ideen und Tatendrang. In den drei Jahren, die er in Chemnitz ist, hat er unter anderem die „Willkommensinitiative“, die auch den Chemnitzer Friedenspreis erhielt, gegründet. Er hat beim DRK und bei der Volkssolidarität als Asylhelfer, Dolmetscher und

Hausmeister gearbeitet. Dabei entstand ein großes Netzwerk mit Chemnitzern und Chemnitzerinnen und hiesigen Vereinen. „Ich bin nicht allein, ich kenne viele Menschen, wenn jemand Hilfe braucht, ich bin da und wenn es mir nicht gut geht, wie neulich als mein Bruder starb, sind sie auch für mich da. Das ist ein gutes Gefühl“ so Adel Matar. Aber vor allem möchte er helfen und etwas zurückgeben, dabei möglichst viele Kontakte vermitteln. Als er während der Asylbearbeitungszeit keine Arbeitserlaubnis hatte, begann er freiwillig zu arbeiten. Küchwald und Schlossteich sauber machen, dolmetschen, beim Umzug helfen, malern … Er fand Mitstreiter, die ebenfalls keine Lust hatten, nur rumzusitzen und abzuwarten. So wurde die Initiative „Zwei Tage für Chemnitz“ ins Leben gerufen. Heute sind sie 40 Leute, die an Wochenenden und nach Absprache zu fast allen Arbeiten zur Nachbarschaftshilfe gerufen werden. Der positive Effekt – Einheimische und Geflüchtete begegnen sich und das eine oder andere Vorurteil erübrigt sich. Wer ebenfalls mit machen möchte oder Hilfe braucht, wendet sich an Adel Matar über facebook „Zwei Tage für Chemnitz“ oder badaazaar@yahoo.com SUSANN-C. KOCH

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Fotos: Adel Matar

WILLKOMMEN IN CHEMNITZ


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iele kleine Leute, in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“ so besagt es ein afrikanisches Sprichwort. In Chemnitz gibt es viele kleine (und auch große) Initiativen um den Neu-Chemnitzern das Ankommen und Zurechtfinden in der neuen Heimat zu erleichtern.

Fotos: Britta Mahlendorf

ALLES, WAS WIR FÜR ANDERE TUN, TUN WIR AUCH FÜR UNS Um die Flüchtlingshilfe unterm Dach der Kirchen abzustimmen und zu unterstützen wurde Mitte letzten Jahres die „Koordination für kirchliche Flüchtlingsarbeit“ mit Sitz im Diakoniezentrum Rembrandtstraße 13 geschaffen. Britta Mahlendorff berichtet über diese Arbeit: „Ich berate Kirchgemeinden und auch einzelne Geflüchtete und deren Familien. Hier geht es beispielsweise um die Ausbildungs-und Arbeitssuche, die Wohnungssuche und deren Ausstattung, um Fragen rund ums Asylverfahren genauso wie um eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Viele Geflüchtete haben Integrationskurse besucht und sprechen sehr gut deutsch. Sie wünschen sich nun auch Kontakte zu den Chemnitzer und Chemnitzerinnen. Daher gestalten wir gemeinsam mit den Flüchtlingen verschiedene Begegnungsmöglichkeiten:

BEGEGNUNGSCAFÉ donnerstags von 15 bis 17 Uhr in der Kirchgemeinde Dietrich-Bonhoeffer. Es werden Alltagsprobleme erörtert und gemeinsame Unternehmungen geplant, wie Stadtführungen und Museumsbesuche. FRAUENFRÜHSTÜCK mittwochs von 9 bis 11 Uhr in der Kirchgemeinde St. Andreas. Frauen tauschen sich untereinander im Gespräch über die verschiedensten Themen, wie Familie, Kindererziehung und Alltagsbewältigung aus. ELTERN-KIND-KREIS dienstags von 9-11 Uhr im Diakoniezentrum Rembrandtstraße. Wir singen, spielen, trinken Kaffee und danach gehen wir raus zu den Kindern der KITA Regenbogen.

LÄNDERABEND Eine Veranstaltungsreihe, gestaltet von Geflüchteten. Es wurden schon Syrien, Eritrea, der Iran und Afghanistan vorgestellt. Diese Abende wurden gut besucht (bis zu 90 Teilnehmern) und es entstanden schon einige gute Kontakte. Am Donnerstag, dem 16. November 2017 um 19.30 Uhr ist der nächste Abend über den Libanon geplant. „Durch diese Tätigkeit hat sich mein persönlicher „Horizont“ deutlich erweitert und ich bin dankbar, dass ich so viele interessante und freundliche Menschen aus verschiedenen Ländern kennenlernen konnte“ so die engagierte Koordinatorin Britta Mahlendorf. Ihr Ziel ist, die soziale Integration der Geflüchteten voranzubringen, für ein gutes Miteinander und Füreinander in unserer Stadt. Frei nach dem Motto „Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere, und alles, was wir für andere tun, tun wir auch für uns selbst.“ BRITTA MAHLENDORF

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GEMEINSAM GÄRTNERN, ERNTEN UND FEIERN

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zu verarbeiten und zu verkosten. So wanderten ganz frisch gezogene Rote Bete, geschälte Kartoffeln, geschnippelte Bohnen und Selleriekraut in den Kessel über dem Feuer, in dem noch vom Vortag Gulaschsuppe vom Treffen der Ungarn übrig geblieben war. Der schmackhafte Eintopf war an diesem kühlen Samstagabend besonders angebracht. Nicht zum sofortigen Verzehr geeignet, setzten die Gärtner unter Anleitung von Susann Raschke etwas für und gegen innere und äußere Beschwerden an: Magenbitter, Kräuteressig und Ringelblumensalbe. Unbeschwert konnten sich inzwischen die Kinder mit allerlei Spielen die Zeit vertreiben. Besonders willkommen geheißen wurden zwei jugendliche Männer, Tarakhel Dilawar aus Afghanistan und Muhammad Muntazam aus Äthiopien, elternlose Flüchtlinge, die über ihren sehr schwierigen Lebens- und Fluchtweg und ihre

Träume und Wünsche erzählten. Sie fanden den Weg hierher, indem sie im stets offenen Gelände die Anschlagtafel mit dem angekündigten Termin lasen. Fleißig Deutsch lernen lohnt sich eben. Ratschläge für kostenlose Kleidung z.B. im Umsonstladen und weitere Tipps nahmen sie dankbar an. Gleich wurden Verabredungen mit den Vereinsleuten des Bunte Erde e.V. getroffen, denn sie wollen auf jeden Fall wiederkommen. So sieht gelebte Integration zur beiderseitigen Bereicherung aus. MONIKA OEHMIG & SUSANN-C. KOCH

KONTAKT Interkultureller Garten „Bunte Erde“ e.V., Franz-Mehring-Str. 39, info@bunteerde.de, www.bunteerde.de

Fotos: Susann-C. Koch

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on der Straße aus unscheinbar, eröffnet sich beim Hineingehen in den Hinterhof des Kaßberg-Karrees FranzMehring- Ecke Limbacher Straße eine kleine Gartenoase. Im Unterschied zu herkömmlichen Gärten fällt hier gleich eine bunte Vielfalt, nicht nur von bekannten und seltenen Pflanzen, sondern auch liebevollen Details und Freude zur Kleinkunst auf. Hier treffen sich Menschen verschiedener Länder, sowohl zum Bestellen der kleinen Beete und Gemeinschaftsflächen als auch zu Workshops und zum Feiern.Alle Beete sind vergeben, an Chemnitzer und an Pflanzenfreunde aus Tschechien, Ungarn, Syrien, Amerika, Kasachstan, Ungarn und Portugal. Alle bevorzugen dieses kleine Stück Erde gegenüber einem eigenen Kleingarten mit den üblichen Spartenregeln. Besonderen Spaß machte es zum Sommerfest Mitte August, die Früchte bzw. die Gemüse der Arbeit gemeinsam


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Fotos: Familienverein

n den Wänden des großzügig gestalteten Raumes des „Familienvereins für Groß und Klein in Chemnitz e.V.“ auf der Erich-Mühsam-Str. 35 fallen sofort die Willkommensschriftzüge in vielen verschiedenen Sprachen auf. Diese sind symbolisch für die vielfältige Arbeit des Vereins im Bereich der Familienbildung.

FAMILY CULTURE CLUB Ein zentrales Angebot für Interessenten verschiedenster Kulturen ist dabei der Family Culture Club als offener multikultureller Familientreff. Bei einer Tasse Kaffee oder Tee kann man hier in gemütlicher Atmosphäre miteinander ins Gespräch kommen, neue Kontakte knüpfen oder einfach gemeinsame Zeit mit den Kindern bei Spiel und Spaß verbringen. Es ist uns wichtig, den Familien einen geschützten Raum zum Kennenlernen und Gedankenaustausch zu bieten. Dabei gibt es neben individuellen oder persönlichen Anliegen auch konkrete Gesprächsthemen, wie beispielsweise Fragen zur Erziehung, Ernährung oder auch Hilfe bei Hausaufgaben. Im Rahmen des FCC haben bereits zahlreiche gemeinsame Unternehmungen stattgefunden. Bei den Ausflügen in den Chem-

nitzer Tierpark, in den Botanischen Garten, bei einem gemeinsamen Picknick im Küchwald, beim Klettern oder bei der Fahrt auf der Sommerrodelbahn in Augustusburg konnten die interessierten Eltern mit ihren Kindern Chemnitz und Umgebung kennen lernen. JACQUELINE HOFMANN

KONTAKT Familienverein für Groß und Klein in Chemnitz e.V. Jacqueline Hofmann Erich-Mühsam-Str. 35 0371 23360010 info@familienverein-chemnitz.de www.familienverein-chemnitz.de Weitere Gruppen: Treff für Alleinerziehende Offener Eltern-Kind-Treff Nähtreff für den guten Zweck

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IN LIEBE AUFWACHSEN

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er Verein „erlebnis geburt“, der sich Anfang der neunziger Jahre als Elterninitiative gründete, ist eine aus Chemnitz nicht mehr wegzudenkende Größe, die sich für natürliche Geburt, Eltern- und Familienbildung engagiert. Als Kontaktzentrum für Frauen, Schwangere, junge Eltern und Familien bietet er zudem eine vielfältige Palette an Kursen vor und nach der Geburt wie z.B. Geburtsvorbereitung, Babymassage, PEKiP, Babyschwimmen, Geschwisterkurse, Musikgarten, Eltern-Kind-Treffs ... und einige Selbsthilfegruppen. NEUE GRUPPE STELLT SICH VOR: Mein Name ist Nancy, ich habe die Gruppe „Artgerecht - In Liebe wachsen“ in Chemnitz ins Leben gerufen. Das Projekt richtet sich an alle, die bereits die wundervolle Erfahrung gemacht haben, Kinder zu haben und an

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jene, die dies in naher Zukunft noch vor sich haben.

WIR HINTERFRAGEN DIE GESELLSCHAFTLICHEN NORMEN IM UMGANG MIT UNSEREN KINDERN KRITISCH UND WOLLEN ELTERN DARIN BESTÄRKEN, WIEDER MEHR AUF IHRE INTUITION ZU VERTRAUEN. Im Fokus unserer Treffen stehen die Bedürfnisse der Kinder und der Eltern. Wir tauschen uns über verschiedene Themen aus wie Familienbett, Tragen, Windelfrei, Unerzogen oder Langzeitstillen. Unsere Gesellschaft ist weit weg von einem natürlichen Umgang mit unseren Kindern, sodass unser Weg oftmals auf Unverständnis und Kritik stößt. Deswegen möchten wir uns gegenseitig bestärken und über unsere Erfahrungen austauschen. Wir freuen uns auf neue Eltern!

Nancy Matschke (Zweite von rechts) mit einigen Müttern der Gruppe und ihren Kindern

TREFF letzter Montag des Monats - im Wechsel vormittags und nachmittags im Geburtshaus Chemnitz – „erlebnis geburt e.V“, Weststraße 18, 09112 Chemnitz Aktuelle Termine werden unter Facebook: „In Liebe wachsendas Artgerecht Projekt in Chemnitz“ angekündigt. NANCY MATSCHKE

KONTAKT „erlebnis geburt“ e.V. 0371 8205470 info@erlebnisgeburt e.V. www.erlebnisgeburt.de WEITERE GRUPPEN: Mütter nach Kaiserschnittgeburt Windelfrei durch die Babyzeit Müttertreff Stillgruppe


BINATIONALE FAMILIEN

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inationale Familien und Partnerschaften sind in der heutigen Zeit „angekommen“ und keine Seltenheit, trotzdem sind sie in einer besonderen gesellschaftlichen Situation. Gelebt wird nicht allein der deutsche Alltag, sondern auch der des ausländischen Partners oder der Partnerin. Ein solches Leben ist kulturell und emotional sehr reich, aber auch von Schwierigkeiten und Herausforderungen geprägt, die Außenstehende schwer nachvollziehen können. Mitunter stoßen binationale Familien und Paare in ihrem Umfeld auf Unverständnis oder gar Ablehnung. Hilfe und Unterstützung erfahren sie in einer Gruppe des

Bundesverbandes binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e. V., die sich in Chemnitz nach Absprache trifft. Hier werden die besonderen Umstände dieser Familien besprochen, man tauscht sich aus, kann sich Rat holen. Die Treffen geben auch thematischen Raum, u.a. zu Selbstentfaltung, Diskriminierung, Stärkung des Selbstwertgefühls oder mehrsprachige Erziehung. Aus dem hilfreichen Gedankenaustausch ergeben sich mitunter Anregungen für weiterführende Angebote. So werden Vorbehalte gegenüber anderen Kulturen abgebaut und einer Ausgrenzung entgegen gewirkt. Als gute Gelegenheit bieten sich hierfür die jährlich stattfindenden Interkulturellen

Wochen in Chemnitz an. Diese Arbeit des Verbandes ist ein einflussreicher Baustein im gemeinsamen Miteinander im Rahmen der Integration und Inklusion von Menschen mit einem Migrationshintergrund. IRIS TÄTZEL-MACHUTE & ANNETT DÖLZ

KONTAKT Iris Tätzel-Machute, Tel.: 0371 302678 oder Verband binationaler Familien und Partnerschaften, iaf e.V. Regionalstelle Leipzig/Chemnitz Arndtstr. 63, 04275 Leipzig Tel: 0341 68 80 022 leipzig@verband-binationaler.de

Medizinisches Rehabilitationszentrum für Psychotherapie, Psychiatrie und Psychosomatik

Carola PLUS für Mutter und Kind Versorgung für Patientinnen mit psychischen Erkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit Im Rahmen eines integrierten Versorgungsvertrages mit der AOK PLUS bieten wir die Behandlung von Frauen in der Schwangerschaft und jungen Müttern in Begleitung ihrer neugeborenen Kinder (bis zum Ende des 1. Lebensjahres) an. Behandlungsziel ist die psychische Stabilität der Mutter durch pharmakologische und psychotherapeutische Behandlung und eine stabile Mutter-Kind-Bindung.

Wir bieten Ihnen ein unverbindliches Informationsgespräch an. Im Rahmen dieses ersten Gesprächs suchen wir das geeignete Therapiemodul aus und vereinbaren den Aufnahmetermin in das Behandlungsprogramm. Kontakt unter Celenus Klinik Carolabad Riedstraße 32, 09117 Chemnitz, Tel. 0371 8142-110 Kostenlose Servicehotline: 0800 2276522 klinik@carolabad.de, www.carolabad.de Ein Unternehmen der Celenus-Gruppe, Offenburg


Fotos: Gisela Mende

FAMILIENSELBSTHILFE – STARKE ELTERN-STARKE KINDER Elterngruppe „Kinder und Jugendliche mit Diabetes“ aktiv

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it Gründung einer Selbsthilfegruppe gibt es viel zu organisieren. Deshalb trafen sich die Mitglieder der am Klinikum Chemnitz gegründeten Selbsthilfegruppe Kinder und Jugendliche mit Diabetes Chemnitz im Januar im Schlosshotel Klaffenbach zu ei-

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nem Zukunftsworkshop. Dabei ging es um den Austausch persönlicher Motive, Interessen und gemeinsamer Ziele. Gleichzeitig wurden Verantwortlichkeiten z.B. für die Organisation von Veranstaltungen festgelegt. Eine besondere Rolle für die Eltern und die Kinder spielten der Umgang mit

der sich fortlaufend entwickelnden Technik, neue Messsysteme, Insulinpumpenbehandlung etc. Es zeigte sich, dass die gegenseitige praktische Unterstützung und der Austausch der Eltern bei den vielen Problemen im Alltag, die der Diabetes mit sich bringt, am wichtigsten sind.


Gute Erfahrungen machen sie bereits durch den Austausch über eine WhatsApp-Gruppe. Ein besonders gelungener Höhepunkt war im Sommer ein Familientag im Ferienhof Falkenau. Hier kamen betroffene Kinder und Jugendliche genauso zum Zuge wie deren Eltern und Geschwisterkinder. Gemeinsames Spielen, Toben und der Kinderworkshop „Brot backen“ mit Erfahrungsaustausch der zuckerkranken Kinder fanden großen Anklang. Ebenso sprachen die Eltern über ihre Erfahrungen und hörten Neues von Katrin Flemming von der Firma Ypsomed zu deren Insulinpumpe und zu Möglichkeiten der neuen Blutzuckermesssysteme. Diabeteslotsin Sabine Strohbach gab einen Überblick zu verschiedenen Insulinpumpen.

Schwierig ist für die insulinpflichtigen Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern das richtige Schätzen und Berechnen der Kohlehydrate vor jeder Nahrungsaufnahme. Daher ist für das Treffen am 15. November 2017 eine Veranstaltung mit der Ernährungsberaterin Ute Arnold geplant. GISELA MENDE

SCHWIERIG IST FÜR INSULINPFLICHTIGE KINDER UND JUGENDLICHE SOWIE DEREN ELTERN DAS RICHTIGE SCHÄTZEN UND BERECHNEN DER KOHLEHYDRATE VOR JEDER NAHRUNGSAUFNAHME.

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NEUE GRUPPr SEeNlbsthilfe-

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ng der Sta bietet eine dtmission an -Chemnitz Kinder Dro geleitete Gruppe fü r Eltern an gen konsu , deren m ieren. In d Gruppentr en wöchen effe tlichen Austausch n stehen die Inform ation und un der zend werd tereinander im Vord en Handlu ergrund. E ngsstrateg rgänden Kinde ien im Um rn e gang mit oder jsdb@ rarbeitet. Infos unte r 0371 47 stadtmissi 92823 on-chemn itz.de

d ltern un Pflegee Alleinsteesucht aare oder P Paten g , n ie il m men. sucht Fa d aufzuneh Die Caritas nd, ein Kin si it ng sie re e fa b hem Um hende, die st, in welc lb se n ppe Ihnen e ru id g e he Alters lc Sie entsch e w d n u erden n wollen ußerdem w Hilfe leiste en liegt. A rz e H nshintero m a ti nem Migra besonders e ig e it m , auch Flüchtlinge derjährige Pflegeeltern in m te e it unbegle grund, für gesucht.

Ein abstinentes Leben ohne Drogen und Alkohol wünschen sich die Betroffenen. Dazu möchten sie sich regelmäßig in der neuen noch kleinen Gruppe austauschen und gegenseitig unterstützen. Gemeinsame Freizeit nicht ausgeschlossen.

Gute Eltern Erkrankung trotz psychischerh zum Erfahrungs- und

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AUSGEBRANNT und was jetzt?

Auf der Basis der Verschwiege nheit und des gegenseitigen Vertrauens tausche n sich Betroffene aus zu Fragen rund um die Psychohygiene, rechtliche Aspekte und Therapi emöglichkeiten. enstag den zweiten Di edizin. Treff je M e st be m Wetter e de di je t dann bei - Lachen is um F , F n“ E he TR sc H äu C LA en.de „Café Milchh liebe-dein-lach 19.00 Uhr am lachen. Infos: zu im Monat um l se in ch ei f der Schlosst gemeinsam au

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Flow – Freier leben ohne Wahn

Posttrau matisch e Belastu ngsstöru n g Menschen, die ein Trau m a erlebt haben, möc hten sich in ei ne r Gruppe zusa mmenfinden , über die Folgestörung en – nicht ab er über das eigentlic he Trauma austauschen und gegens eitig stärken. Gemeinsame Freizeitak tivitäten un d bewusst schön gestal tete Momen te sollen das Programm ab runden.


Pinnwand

Netzwerk Junge B

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htis Austausch üb erwiegend im Forum zu Fragen ru nd um die Kr an kheit Morbus Be chterew, Er fahrungsberichte, Konz epte, Alternat iven… unter www.dvm b-forum.de

POLYNEUROPATHIE Die Polyneuropathie-Selbsthilfe beschäftigt sich mit den Ursachen für die schmerzhafte Erkrankung des periph eren Nervensystems, Stressbewältigung und Ernäh rung. Ziel ist es, sich aus der Leidenssituation zu befreie n und Folgeerkrankungen zu vermeiden.

STHILFEGRUPPE MUSIKALISCHE SELB h psychische Probleme haben, auc die zu treffen, Wer hat Lust, sich mit Leuten e Leistungszwang, h Musik machen möchten? Ohn die nicht nur reden sondern auc . resse bitte in der KISS melden einfach, weil es gut tut. Bei Inte

LSBTTI*STAMMTISCH

Ein Stammtisch für lesbische, schwule, bisexuelle, transidente sowie intersexuelle Geflüchtete. Jeder ist herzlich Willkommen! Tel.: 0371-35146557

TRENNUNG Eine Trennung ist immer schmerzhaft, für beide Seiten. Betroffene möchten, Trost spenden und ermutigen, für die weiteren Schritte allein.

SCHUPPENFLEC

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Psoriasis ist ni cht ansteckend , aber sichtbar. Die Erkrankten si nd ni cht nur mit ihrer Kran kheit konfront iert, sondern ebenso mit de n of t ablehnen den Reaktionen der Umwe lt. Zur Aufkläru ng, Information und Austau sch soll dahe r eine neue Selbsthilfegrup pe gegründet werden.

Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben – die Kraft des Lebensrückblicks Haben Sie Lust zu erzählen, zuzuhören und sich darüber auszutauschen, was war schön, was eine Herausforderung? Was möchte ich beibehalten, was loslassen oder einfach auch gut sein lassen… Info unter Tel.: 0371-4334125 oder lbst@stadtmission-chemnitz.de

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Gewaltfreie Kommunikation

Nur wenn wir uns unseres Selbst bewusst werden und nicht länger unsere Bedürfnisse und Gefühle ignorieren, sind wir in der Lage, uns auch den Gefühlen und Bedürfnissen anderer Menschen mitfühlend zuzuwenden. Nach dem Konzept von M. B. Rosenberg, wollen Interessierte eine bessere Kommunikation einüben.

AMYLOID

OSE Amyloidose ist eine sehr seltene Erkra fene fühlen nkung. Bet sich oft alle rofin gelassen. der Austausc U mso wichtiger h mit Ander en. Vorträge Psychologen von Fachärz u.a. Fachk ten, räften sind auch geplant . Weitere Infos rund um die Selbsthilfe: KISS / Stadtmission Chemnitz e.V., 0371 60048 70, SMS-Hotmail 0177 91 400 93 selbsthilfe@stadtmission-chemnitz.de www.kiss-selbsthilfe-chemnitz.de

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„ANDERS DRAUF“

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shutterstock.com/Photographee.eu

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rogenprobleme sind ein heißes Thema im Freistaat Sachsen. Egal ob Alkohol, Crystal oder Medikamente. Doch wohin können sich Süchtige wenden, auf der Suche nach Unterstützung bei Ihrem Wunsch, mit den Drogen aufzuhören? Narcotics Anonymous, zu Deutsch: Anonyme Drogensüchtige, sind eine weltweite Gemeinschaft von Frauen und Männern, für die Drogen zum Hauptproblem geworden sind. Die Meetings finden regelmäßig in allen größeren Städten statt und bieten Süchtigen die Möglichkeit des Austausches und der Unterstützung durch andere Süchtige. Anonymität steht dabei an erster Stelle. Narcotics Anonymous ist eine Zwölf-Schritte-Gemeinschaft, das bedeutet, wir haben ein Programm, das uns in zwölf Schritten auf dem Weg der Genesung begleitet. Alle Mitglieder sind bei uns gleichberechtigt. Wir tauschen regelmäßig unsere Erfahrungen aus und bringen unsere Botschaft zu anderen Süchtigen. Wir halten auch engen Kontakt zu anderen Gruppen und kommen im Gebiet und auch überregional, bis hin zu internationalen Conventions regelmäßig zusammen. Narcotics Anonymous ist weltweit in 139 Ländern mit insgesamt 67.000 Meetings pro Woche vertreten. Und jetzt auch in Chemnitz. Unsere Chemnitzer Gruppe gründete sich Ende 2016. Man-

che Mitglieder sind im Deutschen noch etwas unsicher, lernen aber schnell hinzu. Unser Durchschnittsalter liegt bei 32 Jahren, wir sind z.T. noch in der Ausbildung oder stehen bereits im Berufsleben. Es ist uns wichtig, in Chemnitz eine Gruppe zu haben, die allen Süchtigen offensteht, egal welche oder wie viel Drogen im Spiel waren oder sind. Manch einer ist beim ersten Meeting noch nicht einmal „clean“, doch das ist nicht entscheidend. Wichtig ist allein der Wunsch mit den Drogen aufzuhören.

WICHTIG IST ALLEIN DER WUNSCH MIT DEN DROGEN AUFZUHÖREN. Wenn du dich angesprochen fühlst oder einfach nur neugierig bist - Wir treffen uns: jeden Montag, 18 Uhr, in der KISS, Rembrandtstr. 13, 09111 Chemnitz Für Nichtsüchtige ist unser Meeting jeden 4. Montag im Monat offen. Komm vorbei, es funktioniert! TILL

BUCHTIPP AUS DER KISS-BIBLIOTHEK: Doreen Schreiter „Rest in Peace“ Das Buch beschreibt den Aufstieg und Fall der Autorin in der Drogenszene sowie ihre zweifelhafte Suche nach Anerkennung in dieser orientierungslosen Welt. Nach einer Therapie gründete sie gemeinsam mit einer Sozialtherapeutin eine Selbsthilfegruppe. Seitdem versucht sie, aufzuklären und damit anderen zu helfen.


Fotos: AParT

PARKINSON TRIFFT TANGO Tanzen mit Handicap

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ast dreißig Musik- und Tanz-Begeisterte trafen sich im August zum ersten Mal zu einem einstündigen Tanzworkshop im Festsaal des Klinikums Chemnitz. Trotz Parkinson, Schlaganfall, Multipler Sklerose, Diabetes oder anderen neurologischen Erkrankungen wollten sie eine Trainingsmöglichkeit ausprobieren, die vor allem Freude bereitet. Ganz nebenbei wurden Alltagskompetenzen wie Balance, Muskelkraft, Beweglichkeit und Ausdauer gestärkt, die geistige Aktivität und Leistungsfähigkeit erhöht und das Sturzrisiko gemindert. Frei nach dem Motto „Wir Betroffenen haben es selbst in der Hand, neben der medikamentösen Behandlung uns zu aktivieren und zu mobilisieren.“ Und so eine aktive Rolle bei der Bewältigung des Handicaps einzu-

nehmen. Die Kombination von Bewegung und Musik beim Tanzen ist besonders erfolgreich. Denn rhythmische Bewegungen führen nachweislich zu einer Verbesserung der Symptome, und man kann sogar Spaß dabei haben. Tanzen bringt Lebensfreude für sich, für die Partner, und schafft sozialen Kontakt mit anderen Erkrankten. Der Weg ist das Ziel, es geht nicht um Perfektion und Korrektheit.Wichtig ist, mit etwas zu beginnen, das jede/r bewältigen kann, egal wie stark er oder sie eingeschränkt ist, und über kleine Schritte zu zeigen, wozu jede/r fähig ist. Als Tanzlehrer konnten sie Dr. Gunnar Lippmann gewinnen, der über umfangreiche Erfahrungen im Behinderten- und Senioren-Sport verfügt. So erprobten sie schon den argentinischen Tango, der wie in me-

dizinischen Studien belegt, sich positiv auf Parkinson auswirkt, weiß die engagierte Organisatorin Adelheid Vogel. Sie war es auch, die mit ihrem Mann Bernd die Selbsthilfegruppe ApParT 2015 gründete. In den nächsten Workshops wollen sie sich dem Disco-Fox widmen. Denn der ist die meist gespielte Tanzmusik bei öffentlichen Veranstaltungen. Und weiterhin apart in der Öffentlichkeit und auch im Privaten auftreten, das ist ihr Ziel. Wer nun Lust zum Mitmachen bekommen hat, findet die Selbsthilfegruppe AParT - der „Aktive Parkinson Treff“ im Internet unter www.apart-chemnitz.de oder bei der KISS. ADELHEID VOGEL

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SELBST-HILFE-WERKSTATT Gemeinsam stricken, nähen und austauschen

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nter der Vielfalt der Selbsthilfegruppen die in der KISS zusammen laufen, verfügt die Kontaktstelle für Selbsthilfe selbst über einige Projekte, die zur Vielfalt des Hauses beitragen. So entstand auch das Projekt „Selbst-Hilfe-

INFO

Fotos: Daniela Schleich

Die Selbsthilfe-Werkstatt ist jeden 2. und 4. Montag im Monat ab 10 Uhr geöffnet. Jede/r ist willkommen.

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Werkstatt“ die im Jahr 2012 gegründet wurde. Es treffen sich hier interessierte Frauen und auch manchmal Männer die gern nähen, stricken oder häkeln möchten oder es erlernen wollen. Durch die Vielfalt der Materialien entstehen unter der Anleitung einer erfahrenen Schneiderin kleine und größere Exponate. Die Selbst-Hilfe-Werkstatt verfügt über Nähmaschinen und ein kleines Stoff- und Garnlager, welches über Spenden eingerichtet werden konnte. Also, wenn man keinen Stoff hat und sich gern etwas nähen möchte, kann man sich aus dem kleinen Fundus etwas aussuchen. Das Projekt „Selbstgeschneidert“ soll auch helfen, Unsicherheiten zu überwinden und neue soziale Kontakte aufzubauen. In lockerer Atmosphäre wird auch das eine oder andere Problem beraten. Ein kleines Beispiel: Eine Frau hatte Probleme, war still und in sich gekehrt.

Sie kam zu jedem Treffen und nähte an einer Bluse. Das Schöne, sie öffnete sich mit der Zeit, sprach und lachte mit den Frauen und verschenkte gern selbstgemachte Marmelade. Oder eine andere Frau, näht mit Leidenschaft jedes Jahr ihre Adventskalender in Form von kleinen Stiefelchen, welche sie mit Freude dann verschenkt. Im Laufe der Zeit hat sich die Gruppe so gefunden, dass sie auch manchmal ohne Anleitung der Schneiderin ihre Nähstunden durchführen können. Die Selbsthilfe-Werkstatt steht für alle Näh- und Handarbeitsfreunde offen. „Für die Zukunft ist eine Erweiterung des Projektes mit und für Zugewanderte geplant. Alle sind herzlich willkommen“ so Susann-C. Koch, Pojektleiterin der KISS. CHRISTINE ROSCHER


LEBENSKÜNSTLER

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Herr R. Mitunter werden sogar spezielle Anliegen realisiert. Dieses Jahr wurde ein Trocknungsregal für Pflanzen und Kräuter gebaut, das nun im Wohnzentrum rege genutzt wird. Aus den getrockneten Pflanzen werden u.a. Kräutersalz und Teemischungen hergestellt. Herr H.: „Handwerk macht mir Freude. Ich säge und schraube gern und klopfe gern Nägel in die Dachpappe. Unsere Vogelund Insektenhäuschen mag ich am meisten.“ Daneben gehören u.a. auch noch Hocker und Stiefelknechte zum dauerhaften Sortiment, die dann zum alljährlichen Weihnachtsmarkt angeboten werden. MICA KEMPE

KONTAKT Martina Schneider 0371 6951295, ASB Wohnzentrum Chemnitz, Rembrandtstraße 15

VERANSTALTUNGSTIPP Weihnachtsmarkt am 01.12.2017 ab 14 Uhr im ASB

Fotos: Selbsthilfegruppe Lebenskünstler

ie Selbsthilfegruppe „Lebenskünstler“, das sind Frauen und Männer mit schwersten körperlichen Behinderungen, die im ASB Wohnzentrum in unterschiedlichen Wohnformen leben. Einmal wöchentlich trifft sich die Gruppe im Hobbyraum des Wohnzentrums, um gemeinsam zu werkeln. Unterstützt werden die Lebenskünstler von ehrenamtlichen Helfern, die unter der Leitung von Michael Steinbach sinnstiftende Arbeit im handwerklichen und gestalterischen Bereich anbieten. Der Werkstoff Holz steht dabei im Mittelpunkt. Neben der Handarbeit mit diversen Werkzeugen kommen auch Maschinen der Holzbearbeitung zur Anwendung. In kleinen Teams wird arbeitsteilig, meist in der Kombination ein Rollstuhlfahrer und ein Läufer, gewerkelt. „Es macht mir Spaß dabei zu sein. Ich finde unsere Produkte alle gut. Mit Holz arbeite ich gern und die Säge ist das Werkzeug welches mir gefällt.“ bestätigt

HANDWERK MACHT MIR FREUDE. UNSERE VOGELHÄUSCHEN MAG ICH AM MEISTEN.

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„DIFFERENT PEOPLE“ Verein spiegelt vielfältige L(i)ebensweisen

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bei unserer Selbstfindung unterstützen. Dabei auch bei der Integration ins Umfeld helfen“, so ein Mitglied der Gruppe. „Alle sind herzlich willkommen, niemand wird allein gelassen. Gegenseitige Hilfe ist für uns selbstverständlich.“ Aktuell sind in der Gruppe fünfundzwanzig Mitglieder. Sie treffen sich jeden Dienstag ab 17 Uhr in den Vereinsräumen. Nicht nur Erwachsene, sondern in den letzten zwei Jahren ganz besonders Jugendliche und Kinder und deren Angehörige fanden schon Anschluss. Alle haben unterschiedliche Bedürfnisse, Erlebnisse und Vorstellungen. Daher steht das gegenseitige Zuhören, Fragen stellen und Antworten bekommen, als auch

STEVE BECKER

INTERESSIERT? NUR MUT! Weitere Infos unter www.different-people.de Falls der Schritt in die Öffentlichkeit noch zu groß ist, Steve Becker steht auch für persönliche Erstkontakte anonym und im geschützten Raum zur Verfügung. E-Mail stevebecker55@yahoo.de oder 0371 50094

Fotos: trans*people

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er Verein „different people“ wurde von vierzehn Lesben und Schwulen Ende 2002 in Chemnitz ins Leben gerufen. Heute ist er das Zentrum für vielfältige L(i)ebensweisen also für homo-, a-, bisexuell (-romantisch) und trans- oder intergeschlechtlich lebende Menschen. Hier spiegelt sich die bunte Vielfalt der menschlichen Sexualität wieder. Unter dem Dach des Vereins treffen sich zahlreiche Gruppen. Eine davon ist „Trans*People“- ein Treff für Menschen, deren empfundenes Geschlecht nicht mit dem körperlichen Geschlecht übereinstimmt. „Wir möchten Wissen vermitteln, Erfahrungen austauschen und uns gegenseitig

miteinander Spaß und Freude erleben im Mittelpunkt. Verständnis, Offenheit, Sensibilität, Schutz, Vertrauen und Akzeptanz zu erfahren, liegt ihnen sehr am Herzen. Genau diese Botschaft wollen sie auch in die Welt „hinaustragen“. Zusammen kreierten sie den „Trans*Weg“, der die Thematik mit all ihren Chancen und Herausforderungen, aber auch Erlebnissen und Wünschen verständlich und erlebbar macht. Beim Festival Tüdelü kamen sie so gut mit Besuchern ins Gespräch. „Es war ein wundervoller Tag, wir erhielten sehr empathische Rückmeldungen. Das bestärkt uns“, berichten sie begeistert.


Gründungsmitglieder, Tatjana Jurk und Emiliano Chaimiti, vom Vorstand des Verbandes mit Petra Köpping, Ministerin für Integration

LANDESWEITER DACHVERBAND DER SÄCHSISCHEN MIGRANTENORGANISATIONEN GEGRÜNDET

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weiundvierzig Migrantenorganisationen gründeten im April dieses Jahres einen Dachverband für Sachsen. Er versteht sich als nachhaltiges Instrument für eine erfolgreiche Integration, als Ansprechpartner für Verwaltung, Wirtschaft und Politik sowie Sprachrohr der Migranten.

Fotos: DSM

„ICH BIN FROH, DIE STARKE STIMME SÄCHSISCHER MIGRANTEN ZU HÖREN.“ Integrationsministerin Petra Köpping: „Ich freue mich sehr, dass es nun auch in Sachsen einen Dachverband gibt, der die Interessen der Migranten bündelt und einen wichtigen Beitrag für eine erfolgreiche Integration leisten wird. Anders als in anderen Bundesländern gab es in Sachsen bislang noch keine landesweite Vereinigung der Migranten. Ich wünsche dem Gremium nicht nur einen erfolgreichen Beginn, sondern

auch viel Erfolg in der Zukunft, da es zu einer Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenhalts beitragen wird. Ich bin froh, diesen Ansprechpartner zu haben und die starke Stimme sächsischer Migranten zu hören.“ Der Dachverband bildete sich neu durch die Umwandlung des Integrationsnetzwerkes Sachsen e.V., welches seit 2005 überwiegend russischsprachige Mitgliedsorganisationen vereinte. Ziel des neuen Dachverbandes ist es, alle Communitys der in Sachsen lebenden MigrantInnen und Menschen mit Migrationshintergrund anzusprechen und zu vertreten. Seine Mitglieder bekennen sich gemäß ihrem Leitgedanken „Nicht nebeneinander, sondern miteinander“ zur aktiven Beteiligung auch auf politischer Ebene. Ein neuer Schwerpunkt der Arbeit soll daher auch entwicklungspolitische und demokratische Bildung sein. Der Dachverband unterstützt seine Mitgliedsorganisationen bei ihrer Integrationsarbeit und beteiligt sich an der Fortführung und Realisierung des

sächsischen Zuwanderungs- und Integrationskonzeptes. Des Weiteren bietet er Unterstützung bei der Entwicklung und Gründung von Migrantenorganisationen z.B. durch Beraten zum Vereinsrecht und Förderrichtlinien.

Lingnerallee 3, 01069 Dresden, 0351 38246093 www.dsm-sachsen.de

WEITERE MIGRANTENORGANISATIONEN IN CHEMNITZ • El-Iraker Treff • Arabischer Verein • Landsmannschaft der Deutschen aus Russland • Amistad • Deutsch-Türkischer Verein • Ungarischer Kulturverein • Vereinigung der Vietnamesen

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SELBSTHILFEGRUPPE ÜBERGEWICHT

Nicht nur reden - sondern bewegen

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zu anderen russisch sprechenden Menschen, die aus verschiedenen Gründen - meist Familienzusammenführungen - ihre alte Heimat verließen, erkannten sie: viele von uns haben Gewichtsprobleme. So wurde 2015 die Idee geboren, eine Gesundheitsgruppe zu gründen. Mittlerweile sind sie über 20 Teilnehmerinnen, die neben dem gemeinsamen Aquafit-Kurs, sich zusätzlich zwei Mal im Monat zum Austauschen treffen, gemeinsamen Kochen und Sporteln. Denn ihr Motto ist „wir wollen nicht nur reden, sondern uns bewegen“ so Irina Falikovich, die Organisatorin. Sie kam selbst zum Verein, als sie Hilfe und Unterstützung bei der Pflege ihrer kranken Eltern brauchte. Heute gibt sie gern ihre Erfahrungen in zwei Selbsthilfegruppen weiter (s. dazu auch Artikel Pflegende Angehörige). Zusätzlich engagiert sich die in Moskau ausgebildete Lehrerin in dem Projekt Alltagsbetreuer. Aber viel lieber würde sie wieder als Lehrerin oder in der Nachhilfe arbeiten, aber ihr Abschluss zählt in Deutschland nicht. „So geht es vielen von uns, eine Musikpädagogin arbeitet jetzt als Kosmetikerin.

Doch wir lassen uns nicht entmutigen, helfen uns gegenseitig, auch bei Alltagsproblemen.“ Sie wünschen sich, dass noch mehr Leute ihre Angebote wahrnehmen und laden herzlich alle Interessierte zu den Veranstaltungen ein. SUSANN-C. KOCH

VERANSTALTUNGSTIPP Gesundheitstag mit der TK am 30.10.2017 mit verschiedenen Gesundheitschecks, gemeinsamer Auswertung der Ergebnisse und wertvollen Tipps zur Gesundheitsförderung.

WEITERE GRUPPEN MIT RUSSISCHER MUTTERSPRACHE Alleinerziehende SHG Arbeitslosigkeit SHG Sehbehinderung SHG Depression SHG Diabetes SHG Sucht

Fotos: IEC

„Kopf hoch, Schultern zurück, Brust raus, wie Prinzessinnen…“ so spornt Physiotherapeutin Catrin Schubert die acht Frauen im Wasser zum Aquafit an. Die Prinzessinnen heißen Jana, Irina, Elena…. Was sie eint, ist der Wille, gemeinsam etwas für ihre Gesundheit zu tun, und ein paar Pfunde zu verlieren. Die dabei neu aufgebauten Muskeln unterstützen Rücken und Knochen. Was sie noch eint, sie sind vor einigen Jahren mit ihren Familien aus einer der ehemaligen Sowjetrepubliken nach Deutschland gekommen, mit der Hoffnung im Gepäck, ein neues und besseres Leben zu finden. Im Verein Internationales Engagement fanden sie Unterstützung von Landsleuten, Sprachkurse und Tipps im Behördendschungel, aber auch kulturelle und kreative Angebote. Durch die vielen Kontakte


SELBSTHILFEGRUPPE

PFLEGENDE ANGEHÖRIGE „Wir machen das, wie andere auch, nur in einer anderen Sprache“, sagt Irina Falikovich eine geborene Organisatorin aus dem Verein „Internationales Engagement Chemnitz e.V.“ Mühelos wechselt sie im Interview zwischen Deutsch und Russisch, um schnell eine telefonische Anfrage zu beantworten. Ich bewundere das. Irena redet gern von „ihrer“ Gruppe „Pflegende Angehörige“ und den familienunterstützenden Angeboten. Sie berichtet, dass

in der Gruppe russisch gesprochen wird, damit alle alles gut verstehen. „Wir bieten neben der Selbsthilfegruppe eine stunden- oder tageweise Begleitung pflegebedürftiger und an Demenz erkrankter Menschen sowie auch eine Pflegeberatung für deren Angehörige an.“ Der Verein wurde bereits vor mehreren Jahren als Anbieter niedrigschwelliger Betreuungs- und Beratungsleistungen in Sachsen Jahren anerkannt. Irina zählt spielend weitere Felder dieser Arbeit auf, so zum

Beispiel die Begleitung bei Spazier- oder Amtsgängen oder Gedächtnistraining, Einkaufen, Waschen, Putzen, Vorlesen, Singen oder Basteln, selbst Begleitung und dolmetschen bei Arztbesuchen wird hier angeboten. Das alles wird von den in Chemnitz lebenden Russischsprechenden gerne angenommen. Irina könnte sicher noch viel mehr aufzählen, doch unsere Zeit ist um und Irina muss woanders helfen. Die Gruppe der „Pflegenden Angehörigen“ trifft sich immer am 2. und 4. Freitag im Monat in den Räumen des Vereins. LUTZ RICHTER & SUSANN-C. KOCH

Susann-C. Koch im Gespräch mit Irina Falikovich

„Wir bieten neben der Selbsthilfegruppe eine stunden- oder tageweise Begleitung pflegebedürftiger und an Demenz erkrankter Menschen sowie auch eine Pflegeberatung für deren Angehörige an.“

KONTAKT Verein „Internationales Engagement Chemnitz e.V.“ Theaterstraße 76, Telefon 0371 2673872, www.iechemnitz.com

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m Internet ist eine neue Kultur der Selbsthilfe mit vielfältigen Angeboten und Akteuren entstanden. Selbsthilfegruppen und -kontaktstellen nutzen das Internet, um über ihre Arbeit zu informieren und neue MitstreiterInnen zu finden. Zu vielen Themen gibt es Internetforen, in denen man ähnlich wie in einer Selbsthilfegruppe von eigenen Erfahrungen berichten, Fragen stellen und andere in der gleichen Lage finden kann. Die NAKOS, Nationale Kontaktstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfe möchte Hilfestellungen für den Weg zur internetgestützten Selbsthilfe geben. Besonders wichtig ist uns dabei, Sensibilität für den Umgang mit persönlichen Informationen zu wecken. Datenschutz im Internet ist ein komplexes Thema, an dem die Selbsthilfe beim Gang ins Internet nicht vorbeikommt. Berührt sind Kernidentitäten der gemeinschaftlichen Selbsthilfe: ihre Souveränität und Autonomie. Der Schutz der Privatsphäre

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und die Vertraulichkeit der Selbsthilfeaktivitäten müssen auch bei internetbasierten Formen der Selbsthilfe zentrale Ziele sein. Wir setzen uns deshalb intensiv mit dem Thema Datenschutz und Datensparsamkeit für internetbasierte Formen der Selbsthilfe in Deutschland auseinander und betreiben mit www.selbsthilfeinteraktiv.de eine eigene Kommunikationsplattform für einen sicheren Austausch zu allen Fragen rund um gemeinschaftliche Selbsthilfe.

Die Kommunikationsplattform Selbsthilfe inter@ktiv bietet ein offenes Forum zum Austausch über alle Fragen rund um gemeinschaftliche Selbsthilfe sowie Hinweise auf Internetforen von anderen Anbietern zu verschiedenen Erkrankungen oder Problemen, die den NAKOS-Kriterien für Selbsthilfe-Internetforen entsprechen.

QUELLE: NAKOS

WWW.SELBSTHILFE-INTERAKTIV.DE

ZEICHEN SETZEN FÜR DATENSCHUTZ IM INTERNET Mit der Berliner Erklärung entwickelten NAKOS und SEKIS Berlin Leitprinzipien zum verantwortungsvollen Umgang mit personenbezogenen Daten. Unterzeichnen auch Sie, um zu zeigen, dass Ihnen der Datenschutz für Selbsthilfe im Internet wichtig ist. https://www.nakos.de/themen/internet/datenschutz/berliner-erklaerung/ Zum Weiterlesen: Braucht die Selbsthilfe Facebook? www.nakos.de/themen/internet/zum-weiterlesen/key@3294

©shutterstock.com/jannoon028

SELBSTHILFE IM INTERNET


CHEMNITZ SCHREIBT GESCHICHTE(N) Chemnitz von 1900 bis 2000

NAUEFLUAG-E

Ein Jahrhundert voller Anekdoten, amüsanter Nebensächlichkeiten, wichtiger Großereignisse, denkwürdiger Augenblicke, Menschlichkeit und Gräueltaten. Das etwas andere Lesebuch für Chemnitzfans. Nicht im Buchhandel erhältlich! 200 Seiten, nur 12,90 EUR (zzgl. Versand) Markus-Wolf-Verlag

JETZT BESTELLEN ODER SELBST ABHOLEN! Stadtstreicher GmbH, Am Feldschlößchen 18 (hinter Braustolz-Brauerei), 09116 Chemnitz, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr • telefonische Bestellung unter: Telefon 0371/383800 oder per Mail an: info@stadtstreicher.de


EINE SELBSTHILFEGRUPPE: ©shutterstock.com/Taveesik

Ist das überhaupt was für mich?

WEITERE GRUPPEN FÜR

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eil es nur eine Möglichkeit gab, das herauszufinden, begab ich mich im März dieses Jahres das erste Mal zu einem Treffen in den Räumlichkeiten der KISS. Eine Gruppe für junge Erwachsene mit Depressionen, Ängsten, bipolaren Störungen oder anderen psychischen Besonderheiten sollte es sein. Einen freundlichen Empfang und sechs Monate später kann ich uneingeschränkt sagen, ich habe es nicht bereut. Aus dem vorsichtigen gegenseitigen Beschnuppern wurde wachsendes Vertrauen zwischen den Mitgliedern der Gruppe. Wir können untereinander über alles reden und tun das auch. Natürlich stehen die gegenseitige Hilfe und der Austausch zu den gesundheitlichen Themen im Vordergrund. Kein kerngesunder Mensch wird je wirklich nachempfinden können, wie es sich anfühlt und was es bedeutet, eine psychische Erkrankung zu haben, egal wie sehr

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JUNGE MENSCHEN: er sich bemüht. Da hilft es einem persönlich sehr, mit Leuten zusammen zu sitzen, die ihre eigenen Erfahrungen einbringen können. Dampf ablassen, einen Rückzugsort haben, Rat suchen, Hilfe anbieten, einfach mal von zu Hause rauskommen, die Gründe für die Teilnahme an der Gruppe sind so verschieden wie ihre Mitglieder. Ob Mann oder Frau, ledig oder verheiratet, ob Elternteil oder kinderlos, ob Sozialhilfe, Arbeit oder Rente, ob 20 Jahre oder 40 Jahre alt, jeder ist willkommen und trägt etwas bei, wenn er das möchte und sich dazu in der Lage sieht. Und weil es natürlich auch noch andere Dinge in unser aller Leben gibt als unsere psychischen Besonderheiten, finden diese auch Eingang in unsere Gruppe, sei es innerhalb der regulären Treffen oder außerhalb: Gemeinsames Bowlen, Kinobesuche, Eisbecher, die Liste der Möglichkeiten ist lang und noch lange nicht abgearbeitet.

Sozialphobie Prokrastination Mütter in Not (postpartale Depression) Jugendgruppen u18 und ü18 des Elternvereins krebskranker Kinder Trauer-Treff für JUNGE Hinterbliebene Das verlassene Kind Jugendtreff für alle u20iger_innen bei different people e.V. Wandergruppe für jung Verwitwete Netzwerk Junge Bechtis

Für mich steht inzwischen fest, eine Selbsthilfegruppe: Das ist was für mich! Und für dich? Bist du neugierig geworden und hast Interesse an unserer Gruppe „Insel der Hoffnung“? Dann mach dich auf den Weg. Wir freuen uns auf dich. WOLFGANG


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