KOMPASS Stadtmagazin Ausgabe 10 | 17

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Vorurteile auf allen Seiten? In vielen Punkten seien sich die Generationen dann wieder sehr ähnlich, glaubt der 48-Jährige. So änderten sich die typischen Themen Jüngerer wie etwa Stress mit den Eltern oder der Freundin, Partys, Klausuren oder auch Nebenjobs nicht. Der entscheidende Unterschied zu den VorDie Vorurteile auf Elternseite sind also klar. Aber was nervt die Generation-Y-Vertreter an ihgängern liegt für ihn in der Informationsdichte und -häufigkeit: »Es kommen im Sekunren Vorgängergenerationen? In erster Linie könnte dentakt neue E-Mails, Chats und so weiter. Dadurch wird jeder Information sehr wenig Zeit gewidmet, was dazu führt, dass die Konzentration ständig wechselt.« Dass es ein Verständnisproblem sein, glaubt Markgraf. So Multitasking nicht funktioniere und zum Konzentrationsverlust führe, wisse hielten die Jüngeren etwa das ›Du‹ und ›Sie‹ für völman in der Hirnforschung schon lange, sagt Markgraf. Auch er beobachtet lig überholt. Außerdem gehe den Jüngeren das Gerede dieses Phänomen unter seinen Studenten: »Die Fähigkeit geht verlovon früher, namentlich der Zeit vor Smartphone und Inren, sich für längere Zeit ohne Ablenkung auf eine Sache zu konzenternet, auf die Nerven. Das würde niemanden mehr intetrieren.« Als Kritik möchte er das aber nicht verstanden wissen. ressieren, glaubt Markgraf. Auch die Kriegsgeschichten der Großeltern könnten die Jüngeren nicht mehr hören. Ansonsten hätte die Generation Y besonders gegen ihre Eltern-GeneNeben dem Aufwachsen mit dem Internet, sieht Markgraf ration gar nicht so viel einzuwenden, glaubt Markgraf. »Die lehnoch einen anderen entscheidenden Unterschied, den nen uns als Vorgänger-Generation viel weniger ab als wir sie. Die er aber eher als »natürliche Entwicklung« versteht: wollen uns nicht ändern. Es gibt diese großen Konflikte mit dem El»Ein verändertes Rollenbild der Geschlechter innerhalb der Familie oder eine andere Nähe ternhaus nicht, wie sie vielleicht eine Nachkriegsgeneration hatte.« Gezwischen Eltern und Kindern«, sagt er genau darin könnte ein Problem liegen, glaubt der Dozent. »Vielleicht ist es genüber dem KOMPASS und erklärt: gerade die Abgrenzung zur Elterngeneration, die zu wenig stattfindet. »Ich hätte zum Beispiel Freunde Ich kenne viele, die ihre Eltern cool finden«, erzählt er. Dabei hält Markmeiner Eltern nie geduzt. Die graf ein bisschen mehr Rebellion sogar für notwendig. »Ich würde mir Freunde meiner Kinder duzen wünschen, sie wären rebellischer und würden viel mehr auf die Straße mich. Und dann wundere gehen gegen Krieg, Rechtsextremismus, Arm-Reich-Schere, Klimawanich mich, dass meine del und so weiter. Themen gibt es genug.« Studenten mit ›Du‹ und ›Sie‹ nicht mehr gut klarkommen.«

Antirebellion Prof. Dr. Markgraf mag die Generation Y. Aber eins nervt ihn: Seiner Ansicht nach demonstriert sie zu wenig. Foto fsHH / pixabay.com

Doch stimmt es, dass die Generation Y nicht rebelliert? Könnte nicht gerade der so viel verlachte und kritisierte Lebensstil der heutigen Zwanziger und Dreißiger genau als Kritik verstanden werden? So toll viele Vertreter dieser Alterssparte ihre Eltern vielleicht finden, scheinen sie doch aus deren Arbeitsleben gelernt zu haben. So kann der Wunsch nach Work-Life-Balance als indirekte Kritik an der Elterngeneration verstanden werden. Das Vorurteil auf dieser Seite: Die Älteren arbeiten bis zur Rente und erfüllen sich erst dann ihre Träume – wenn überhaupt.

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GENER A TI O N Y »


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