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nach dem Roman von Angela Lehner (2019) Premiere 07. Mai 2022 U17
„Ich schaue mich auf dem Anstaltsgelände um – nur ein wenig, ich will noch nicht alles sehen – und entdecke zehn Meter entfernt ein Grüppchen joggingbehoster Menschen im Gemüsebeet. Eine Frau mit breiten Schultern redet auf ein paar von ihnen ein, während andere die Ernte auf ein am Boden ausgebreitetes Tuch legen. ‚Das ist aber pädagogisch wertvoll hier‘, sag ich zu meinem Wächter.“
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Die Polizei hat sie hergebracht, in die psychiatrische Abteilung des alten Wiener Spitals. Nun erzählt sie dem Chefpsychiater Doktor Korb, warum es so kommen musste. Sie spricht vom Aufwachsen in der erzkatholischen Kärntner Dorfidylle. Vom Zusammenleben mit den Eltern und ihrem jüngeren Bruder Bernhard, den sie unbedingt retten will. Auf den Vater allerdings ist sie nicht gut zu sprechen. Töten will sie ihn am liebsten. Das behauptet sie zumindest. Denn manchmal ist die Frage nach Wahrheit oder Lüge selbst für den/die Leser*in nicht zu unterscheiden …
In Angela Lehners Debüt steht eine Geistesgestörte im Mittelpunkt, wie es sie noch nicht gegeben hat: hochkomisch, besserwisserisch und zutiefst manipulativ, deren Aussagen immer wieder unsere Erwartungshaltung austricksen. So entsteht eine Reflexion über Sein und Schein, Realität und Spiel und die Frage taucht auf, welche Lügen welche Wahrheiten erträglich machen können …
Inszenierung: Remo Philipp Ausstattung: Sophie Lenglachner Dramaturgie: Boris C. Motzki
141 Schauspiel
von Deirdre Kinahan (2018) Premiere 14. Mai 2022 Kleines Haus
Während Sandra sich um den Verkauf des Hauses ihrer kürzlich verstorbenen Mutter kümmert, bekommt sie Besuch von Dairne, die sie lange Zeit nicht gesehen hat und die sie vor deren Geschlechtsanpassung als David kannte. Sie erinnern sich an gemeinsame Zeiten und bringen sich auf den neuesten Stand. Als wenig später Sandras alte Freundin und Maklerin Linda mit ihrem Ehemann Eddie auftaucht, spitzen sich die Ereignisse zu: Sandra ist sich sicher, in Eddie den Mann zu erkennen, der sie vor Jahren vergewaltigt hat …
Deirdre Kinahans Stück behandelt die Themen Transgender, sexuelle Gewalt und die Frage nach Verantwortung und Zivilcourage mit den Mitteln eines Well-made-Plays auf ebenso sensible wie packende Art und Weise. Unter dem englischen Titel Rathmines Road (englischer Titel) lief mit großem Erfolg auf dem Dublin Theatre Festival 2018.
Inszenierung: Kathrin Mädler Ausstattung: Mareike Delaquis Porschka Dramaturgie: Jörg Vorhaben
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