10 minute read

April 2022, Großes Haus

von Carl Maria von Weber (1821) Premiere 20. November 2021 Großes Haus

Nur ein einziger Treffer trennt Max von seinem Glück. Gelingt es ihm, vor den Augen des Fürsten einen erfolgreichen Probeschuss abzulegen, gewährt ihm Förster Kuno die Hand seiner Tochter Agathe und die Försterei. Doch die Angst zu versagen lähmt Max und lässt ihn zu verbotenen Mitteln greifen. In der finsteren Wolfsschlucht verführt ihn Kaspar zum Gießen von Freikugeln. Sechs dieser magischen Kugeln treffen unfehlbar jedes erdenkliche Ziel. Mit der siebten Kugel aber holt sich der Teufel ein menschliches Opfer. Als am nächsten Tag beim alles entscheidenden Probeschuss die siebte Kugel in Max’ Gewehr liegt, scheinen sich alle düsteren Vorzeichen zu erfüllen.

Advertisement

Carl Maria von Webers Freischütz gilt als Inbegriff der deutschen romantischen Oper. Mit ausgelassener Volkstümlichkeit und düsteren Gruselszenarien erzählt sie von fanatischem (Aber-)Glauben, von sozialem Druck und Versagensangst. Nach mehreren Inszenierungen im Schauspiel widmet sich Hausregisseur Alexander Nerlich nun erstmals in Mainz einem Klassiker des Opernrepertoires.

Musikalische Leitung: Hermann Bäumer Inszenierung: Alexander Nerlich Bühne: Wolfgang Menardi Kostüme: Zana Bosnjak Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez

57 Oper

von Giuseppe Verdi (1842) Premiere 23. Januar 2022 Großes Haus

Nabucco, der König der Babylonier, überfällt die Hebräer und zerstört ihre Tempel. Seine Tochter Fenena ist zum feindlichen Lager übergelaufen. Ihre Liebe zum Hebräer Ismaele ist ihrer Halbschwester Abigaille ein Dorn im Auge. Kriegerisch stellt diese sich nicht nur gegen Fenena, sondern gegen das unterworfene jüdische Volk. Doch dann findet Abigaille ein Schriftstück, das preisgibt, dass sie die Tochter einer Sklavin ist und somit niemals Anrecht auf die Krone haben wird. Nur eine Intrige und der geistige Zerfall des machtbesessenen Vaters Nabucco ebnen ihr den Weg zum Königsthron …

Dieses von Neid und Machthunger zerfressene Familienporträt steht symptomatisch für ein Herrschersystem, das den Drang nach Freiheit, Identität und Glauben unterdrückt. Die Hybris eines einzelnen Despoten – Nabucco – gibt politischen Schwelbränden Zunder.

Verdi entfaltet in diesem Frühwerk mit enormer Wucht seinen musikdramatischen Instinkt für die theatrale Wirksamkeit des alttestamentarischen Stoffes. Effektvolle große Chor-Szenen stehen ausbalanciert neben den herausfordernden solistischen Partien. Dass der berühmte Gefangenenchor – Va, pensiero – bereits kurz nach seiner Premiere als Revolutionshymne auf Italiens Straßen gepfiffen wurde, bleibt zwar Legende, dennoch ist es wohl bis heute das berühmteste Stück der Oper.

Musikalische Leitung: Daniel Montané Inszenierung: Marcos Darbyshire Bühne: Martin Hickmann Kostüme: Annemarie Bulla Dramaturgie: Sonja Westerbeck

59 Oper

Musiktheater von Anselm Dalferth und Sebastian Bauer (2022) mit Werken von Samuel Hogarth, Ludwig van Beethoven, Heinrich Böll u.a. spartenübergreifend Premiere 04. März 2022 Kleines Haus

ab 12 Jahren

Welch schönes Fleckchen Erde! Der Tourist fotografiert eifrig. Seine Klicks wecken den dösenden Fischer und so beginnt ein Gespräch, denn der Tourist hat gehört, es sei ein perfekter Tag, um zu fischen. Der Fischer antwortet, dass er bereits seinen Fang gemacht und Feierabend habe. Er will gerade wieder die Augen schließen, als der Fremde auf ihn einzureden beginnt. Denn er hat eine fantastische Idee, wie der Fischer richtig durchstarten könnte! Gemeinsam begeben sich die beiden auf eine unterhaltsame Gedankenreise in die Zukunft und erleben, wie man zu einem erfolgreichen Geschäftsmann werden kann.

Heinrich Bölls Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral, Ludwig van Beethovens Pastorale, eine Auftragskomposition von Samuel Hogarth und weitere Werke sind Grundlage dieses Musiktheaters, das den Zusammenhängen von Fortschritt und Umweltzerstörung ebenso nachspürt wie der Frage, ob ein Mehr an Besitz auch ein Mehr an Glück bedeutet.

Musikalische Leitung: Samuel Hogarth Inszenierung: Anselm Dalferth Bühne: Sebastian Bauer Kostüme: Birgit Kellner Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez

61 Oper

Al gran sole carico d’amore (Unter der großen Sonne von Liebe beladen)

von Luigi Nono (1975) Premiere 12. März 2022 Großes Haus

Al gran sole carico d’amore – ein „geschichtsbeladenes“ Werk, das sich mit der Historie auseinandersetzt und im März 2020 eine zeitgeschichtliche Marke definierte: Aufgrund der CoronaPandemie wurde die Produktion am Premierentag auf ungewisse Zeit verschoben. Nun kann der Kreis geschlossen und das außergewöhnliche Werk zur Premiere gebracht werden.

Für Al gran sole carico d’amore wählte Luigi Nono keine lineare Erzählung, sondern Szenen gescheiterter Revolutionen und Aufstände – von der Pariser Kommune 1871, der Russischen Revolution 1905 über den Streik Turiner Fiat-Arbeiter*innen bis hin zu Kuba und Vietnam. Dabei setzte er historische Frauenfiguren wie Louise Michel, die sich 1870 aktiv dem französischen Widerstand anschloss, oder die deutsch-argentinische „Tania“ Tamara Bunke, die dem Kreis der GuerillaKämpfer um Che Guevara angehörte, ins Zentrum.

Musikalische Leitung: Hermann Bäumer Inszenierung: Elisabeth Stöppler Bühne: Hermann Feuchter Kostüme: Nicole von Graevenitz Dramaturgie: Ina Karr, Christin Hagemann

1:51

63 Oper

65 Oper

Musiktheater für Unerwachsene von Mauricio Kagel (1976, UA) Premiere 19. März 2022 Kleines Haus

ab 8 Jahren

In acht Tagen durch die Theaterwelt – so könnte man Mauricio Kagels Zählen und Erzählen – Musiktheater für Unerwachsene zusammenfassen. Mehr Spielanleitung als festgelegte Partitur, passiert hier Theater im Zeitraffer und verspricht im Ergebnis für die Zuschauer gleichermaßen rasante Improvisationsmomente und fantasievollen Bühnenzauber.

Am Anfang dieses Abenteuers steht eine Gruppe von Kindern, die zusammen eine Geschichte erfinden. Diese ist gleichzeitig für das Produktionsteam der Startschuss, daraus ein Bühnenstück zu formen. In nur einer Woche sollen Regie, Bühnenbild, Kostüme und Darsteller*innen sie auf die Bühne bringen. Parallel dazu entsteht eine Art Soundtrack – und keiner weiß vor Probenbeginn, ob das Stück im Wald spielt oder an der See, ob es von gruseligen Monstern handelt oder von Menschen, die die Welt retten, ob wilde Affen durchs Bild rennen oder eine Schnecke die Hauptfigur ist …

Die Premiere wird im Rahmen der rheinland-pfälzischen Theatertage gezeigt und spannt gleichzeitig ein Netz zwischen den beteiligten Theatern in Mainz, Trier, Koblenz und Kaiserslautern, da sich die Gruppe der jungen Geschichtenerfinder*innen aus Kindern der jeweiligen Städte zusammensetzt.

Inszenierung: Cordula Däuper Bühne: Pascal Seibicke Kostüme: Sophie du Vinage Sounddesign: Tobias Schwencke Dramaturgie: Sonja Westerbeck

67 Oper

von Haukur Tómasson (1996) nach der Edda-Dichtung mit Zwischentexten von Hannah Dübgen spartenübergreifend Premiere 15. April 2022 Großes Haus

Die Koordinaten, zwischen denen sich Gudruns Leben bewegt, sind blutgetränkt. Qua Geburt wird sie zu einer Figur auf dem Schlachtfeld der Macht, das ihre Eltern strategisch bespielen. Nach einer für sie arrangierten Ehe greifen die Schicksalsschläge unerbittlich ineinander. Gudrun erduldet lange Zeit die Gräuel, die ihr widerfahren – bis sie sich schließlich wehrt.

In seinem Werk entfaltet Haukur Tómasson sphärisch-kontrastierende Klangwelten. Stets klar im Zentrum: Die Figur Gudrun aus der altisländischen Edda-Dichtung. Die aus verschiedenen Perspektiven beleuchtete Geschichte der Protagonistin wird mit eigens für die deutsche Erstaufführung verfassten Sprechtexten der Autorin Hannah Dübgen verbunden.

Hausregisseurin Elisabeth Stöppler zeichnet ein fein differenziertes Familienportrait, das die vernichtenden Mechanismen von Macht und Machterhalt beleuchtet und die Frage stellt, ob ein Ausbrechen aus diesem System möglich ist.

Musikalische Leitung: Robert Houssart Inszenierung: Elisabeth Stöppler Bühne: Valentin Köhler Kostüme und Choreografie: Susanne Maier-Staufen Video: Fabio Stoll, Andreas Etter Dramaturgie: Christin Hagemann

2:04

69 Oper

71 Oper

Il trionfo del Tempo e del Disinganno (Der Triumph der Zeit und der Erkenntnis)

von Georg Friedrich Händel (1707) Premiere 20. Mai 2022 externer Spielort

Belaste dich nicht mit Sorgen, sondern genieße das Hier und Jetzt, rät das Vergnügen. Alles Schöne in der Welt ist vergänglich, entgegnet die Zeit. Akzeptiere deine Vergänglichkeit und wende dich inneren Werten zu, fordert die Erkenntnis. Von allen Seiten ist die Schönheit Einflüsterungen ausgesetzt und gerät ins Nachdenken. Soll sie weiter dem Vergnügen folgen, oder auf Zeit und Erkenntnis hören, die ihren Blick von den oberflächlichen Dingen auf tiefer liegende Werte zu lenken versuchen?

In Georg Friedrich Händels Il trionfo del Tempo e del Disinganno treten vier allegorische Figuren – Schönheit, Vergnügen, Zeit und Erkenntnis – in einen musiktheatralen Wettstreit und führen einen philosophischen Diskurs über das menschliche Leben. Sind Schönheit und Vergnügen verwerflich? Wo ist wahres Glück zu finden? Und was bleibt von uns, wenn wir sterben?

Mit Il trionfo del Tempo e del Disinganno komponierte Händel im Alter von zweiundzwanzig Jahren sein erstes Oratorium. Gekonnt verbindet er in diesem frühen Meisterwerk opernhafte Dramatik mit barocker Sinnlichkeit und verleiht so den allegorischen Figuren anrührend menschliche Züge.

Musikalische Leitung: Hermann Bäumer Inszenierung: Carlos Wagner Ausstattung: Christophe Ouvrard Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez

73 Oper

von Igor Strawinsky (1951) Premiere 09. Juli 2022 Großes Haus

Tom Rakewell führt ein solides Leben mit seiner Verlobten Ann Trulove und deren Vater. Eines Tages steht der zwielichtige Nick Shadow vor der Tür, mit der Nachricht, Tom habe reich geerbt. Tom kann der Versuchung nicht widerstehen mit Shadow eine Reise anzutreten, die ihn auf verhängnisvolle Abwege führt: Er vergisst seine geliebte Ann, treibt sich in Bordellen herum und verhökert das gesamte Erbe. Zwar gewinnt er im letzten Kartenspiel gegen den Teufel, aber das kostet ihn den Verstand und er landet schließlich im Irrenhaus.

Der Pakt mit dem Teufel, die verkaufte Seele: Immer wieder und in unterschiedlichen Formen setzte sich Igor Strawinsky in seinem Schaffen mit dem faustischen Motiv auseinander. The Rake’s Progress gleicht einer irren Geisterbahnfahrt ins Verderben.

Für das Spiel mit Ironie, Parodie und einem Panoptikum an Figuren, die Tom immer wieder wie aus einem Zerrspiegel entgegenblicken, fand Strawinsky in W. H. Auden und Chester S. Kallman zwei kongeniale Librettisten.

Kompositorisch spielt Strawinsky in diesem Werk leidenschaftlich-virtuos mit der Operngeschichte, ist es doch eine Hommage vor allem an Mozart und die klassische Periode. Rezitative, Arien und Ensembles atmen den Geist des ausgehenden 18. Jahrhunderts – und sind dennoch im zeitgemäßen Kontext des 20. Jahrhunderts platziert.

Musikalische Leitung: Daniel Montané Inszenierung: Immo Karaman Bühne: Rifail Ajdarpasic Kostüme: Fabian Posca Dramaturgie: Sonja Westerbeck

75 Oper

Things have changed – Bob Dylan is not there

Concert mit Songs und Texten von Bob Dylan (2021) spartenübergreifend

„Ladies and Gentlemen, some call him Lucky, some call him Zimmy, I just call him Bobby – here is Bob Dylan!“, so kündigte einst George Harrison Bob Dylan an. Dieses Jahr wurde Dylan, der Singer/Songwriter, Lyriker und Literaturnobelpreisträger 80 Jahre alt und Harrisons Ankündigung kann bis heute als sein musikalisches Credo gelesen werden: So wie er sich immer wieder neue Namen gibt, so erfindet er sich musikalisch immer wieder neu. Dies spiegelt sich auch in den Livekonzerten seiner Never-ending-Tour, da er selbst seine größten Hits immer wieder bis zur Unkenntlichkeit covert, neu denkt und interpretiert. Dylan, der als Folksänger mit akustischer Gitarre anfing und 1966 beim Konzert in Manchester plötzlich elektrisch verstärkt spielte, was das Publikum zu Judas-Rufen provozierte, ist ein wandelndes musikalisches Phänomen und Chamäleon mit einem Riesenkonvolut an Texten, die mittlerweile eine Chronik der USA von den 1950ern bis heute ergeben.

Für Things have changed haben Ensemblemitglieder aus Oper und Schauspiel mit dem Schlagzeuger Dominik Fürstberger eine Band gegründet und stellen ihre Sicht auf das Dylansche Werk dar, in Form von Songs und Texten von und über die lebende Legende, wobei immer noch gilt: The answers/my friend/are blowin’ in the wind …

Musikalische Leitung und Arrangements: Dominik Fürstberger Konzept: Boris C. Motzki Szenische Einrichtung: Katarzyna Bogucka Ausstattung: Lina Maria Stein Dramaturgie: Elena Garcia Fernandez

77 Oper

von Engelbert Humperdinck (1893) Halbszenische Aufführung Großes Haus

Wer kennt es nicht, das wohl berühmteste Geschwisterpaar der Märchenwelt: Hänsel und Gretel. Schauerlich ist die Geschichte, die die beiden durchleben. Sie wachsen in ärmlichen Verhältnissen auf und werden aus Not von ihrer Mutter in den Wald geschickt, um Beeren zu sammeln. Dort begegnen sie nicht nur Sand- und Taumännchen, sondern auch der Hexe, deren Leibspeise Kinder sind.

Mit farbenreicher Feder komponierte Engelbert Humperdinck seine Märchenoper im spätromantischen Gestus. Fantasievoll erweckt er den Märchenwald zum Leben, lässt uns einen Schauer über den Rücken laufen, wenn die Hexe auftritt, und verleitet mit dem berühmten Abendsegen zum Träumen.

In der halbszenischen Aufführung gehen Musik und Szene eine neue Verbindung ein, die die Realität des auf der Bühne musizierenden Orchesters mit der märchenhaft-opulenten Ausstattung verschmelzen lässt und die herzliche Einladung an Jung und Alt ausspricht, in eine Welt voller Magie einzutauchen, in der ein gutes Ende garantiert ist.

Musikalische Leitung: Hermann Bäumer Szenische Einrichtung und Ausstattung: Erik Raskopf Dramaturgie: Christin Hagemann

1:31

79 Oper

81 Oper

This article is from: